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Tageblatt. Nr. 158. Sonnabend, den 11. Juli 1V14 ZahrGM-cg Landerreise der Königs. * Lichtenberg, 9. Juli. Dev königliche SouderzuN traf beute vormittag 9 Uhr 4 Mi- nuteir, während im Orte die Glocken läutete», aus dein mit Girlanden, geschmückten Bahnhof zu Lichtenverg-, dem Ausgangspmckt der Kö- nigsrcise, ein. Nachdem der Monarch, der sich in Begleitung des Genecaladjutanten General leutnant von Tettenborn und des Hauptmanns von Schweinitz befand, den Zug verlassen hatte, wurde durch, die Tochter des Bahnhofsvorstan des Zimmermann, die einen Blumenstrauß überreichte, ihm der erste W'Mommengrutz ent. boten. Vor dem Bahnhofe hatten sich die Mit glieder des Bezirksausschusses und der Amts hauptmann von Freiberg eingesunden. Es folgte darauf die Vorstellung der einzelnen Lerreu. Ferner waren versammelt der Kirchen- nud Schulvorstand von Lichtsmerg, Vertreter von Weißenborn, Berthelsdorf u. a., die dem Landesp'rsten ihre Huldigung darbrachten. * Olbernhau, 9 Juli. Gegen 1 Uhr trat der König im Automobil die Weiterfahrt an zur». Besuche der Gemeinden Neuhausen, Deutsch-Einsiedel, Deutsch-Neudorf und O-er- seiffenbach. In Neuhausen fand ebenfalls eine Huldigung der Gemeindevertretung statt. In Ober-scififeul ach würde der Holzdaukastenfa.rik von S. F. Fischer ein Besuch aogestattet, die der Monarch mit größtem Interesse besichtigte. Hierauf wurde die Fahrt nach der Niedsrloch- mühle angetreten, wo die höheren Forstbeamtc» des Forstbezieks Marienberg dem Könige hul digten. lieber Obcrneufchöneberg ging die Fahrt sodann weiter nach Olbernhau, wo der König gegen 5 Uhr eintraf. Die Straßen der Stadt waren reich geschmückt. Schulkinder und Ver eine bildeten Spalier. Auf dem Gessingplatzc hatten sich die Verrreter der Behörden zu einer Begrüßung eingefunden. Bürgermeister Tr. Lohse hieß den Monarchen namens der Stadt -Olreruhau willkommen und teilte mit, daß die Stadt aus Anlaß des hohen Besuches aber mals 5000 Mk. zur Ermattung eines Bürger heims gestiftet habe. Der König schritt sodan» die Front der Vereine ab, welche im Vierci aufgestellt waren, ließ sich mehrere Herren, vor stellen und zog sie ins Gespräch. Darauf wurde der Möbelfa rik von Otto Weinhold jr. ei» Besuch abgestattet. Der König besichtigte ein gehend die Fabrikationsgebäude, in denen etwa MO Arbeiter beschäftigt werden. Auch eine Kaffeetafel war serviert. Fräulein Weinhold überreichte dem König einen Blumenstrau Die Firma hat aus Anlaß des Besuches Sr. Majestät des Königs Friedrich August eine Stiftung im Betrage von 10 000 Mt. errick tet, die zur Unterstützung von älteren Beamte» und Arbeitern, verwendet werdcn soll. Der^Ki nig erteilte die Genehmigung, daß diese Stif tung seinen Namen trage und sprach sich sei r anerkennend über das Gesehene aus. Sodann wuvdc nach 6 Uhr die Fahrt im Auto nah Niedernenschöneberg angetreten. Hier sand eben > falls eine Huldigung durch die Gemeindever treter statt. Der König stattete der Weiß-lack- möbel-Jnduslrie von Nötzold L Drechsler einen elwa halostündigen Besuch ab und fuhr dann weiter nach, Pfaffroda. Nach einer Tafel im Rittergut Schöneberg erfolgte mittels Automo bils die Rückfahrt nach Wachwitz. MeikMcheS «n» SächstsetzeS *— Unterstützungen des Kgl. sächsischen Militärvereinsbu-n- des. Wie die Bundesnachrichten berichten, hat der Unterstutzungsausschuß des Präsidiums des König!, sächsischen Militärvereinsbundes aus der Wilhelm-Augusta-Stiftung aus 532 Gesuche an 525 Witwen und 13 Waisen 14 030 Mark und aus der Wettin-JubiläumÄ Stiftung auf 39 Gesuche an 39 Kameraden 665 Mark für das Jahr 1914 bewilligt. Aus der erst genannten Stiftung, die 1879 zum Gedächtnis an die goldene Hochzeit des alten Kaiserpaa res begründet worden ist, erhalten Unterstützung i edürüige und würdige Witwen und Waisen verstorbener Bundesmitglieder in Fällen unver- schrlldeter Not, Waisen insbesondere zu dem Zweck, um sie von Beginn bis zu Ende der Schulzeit nach dem Lehrplan einer Volksschule in Familien oder in Waisenhäusern untsrzu- l ringen, überdies Halbwaisen, die bei der Mutter verbleiben, auch zu dem Zweck, um dieser eine Beihilfe zur Erziehung während der angegebenen Zeit zu gewähren. Die „Wettin- I ui länm s-S t i s t ung", die aus Anlaß der am 16. Juni 1889 abgehaltenen Jubelfeier des Herrscherhauses Wettin errichtet worden ist, ge währt Beihilfen, und zwar bis zu einem ge wissen Zinsbeträge an bedürftige und würdige Buudesmitglieder, die das 60. Lebensjahr überschritten haben, sowie a» bedürftige und würdige Buudesmitglieder ohne Rücksicht auf das Lebensalter, sowie an deren Familienan gehörige bei außergewöhnlichen körperlichen und geistigen Erkrankungen, die eine längere Be- bandlung oder eine besondere Fürsorge erfor derlich machen. p Oclsnitz i. E., 10. Juli. Die Hei matfesttage, die vom 11. bis 13. Juli er. statt finden, sind nun herangekömmen. Die Vorbe- reituugen zum Fest sind beendet und ein gro ßer Massenbesuch hat sich bereits angemeldet. Die von der Druckerei des Oelsnitzer Volks- boten hergestellie und reich illustrierte 32seitige Festzeitung ist erschienen und wird, da sie ein großes Stück Oelsnitzer Vergangenheit enthält, größtes Interesse finden. Der Fsstplatz hat geschmackvolle Bauten und Blumenanlagen ec- balten und wird bei den vielen Darbietungen, die vorgesehen sind, die Erzgebirgische Fröh lichkeit so recht zeigen. Bude an Bude in moderner Ausführung umschließen die große Fläche des Festplatzes. Von dem Vielen, was das Erzgebirgische Volksfest bietet, sei nur enü oes hervorgeboben: Tierpark, Erzgeh. Schnitz- stube, Radsbude, Gänselotterie, Tombola, Aal- Würfelbude, Wurst-Pavillon^. Kasper- und Zau bertheater, Würfelhalle, Reitschulen, große ge räumige Bierzelte, Konditoreien, ein großer Tanzpavillon, Varietee usw. Eine große Se henswürdigkeit wird besonders für die auswär tigen Gäste die naturgetreue Nachbildung eines Bergwerks sein. Somit ist für Unterhaltung in jeder Weise aufs Beste gesorgt und für jedermann soll am Sonntag, die Parole lauten: Aus »«ch Oelsnitz im Erzgeh. zum Heimatfest: * Zwickau, 9. Juli. Ein ungenannt bleiben wollender Mitbürger hat der Stadtge meinde die Summe von 45 000 Mark für gemeinnützige Zwecke zur freien Verfügung gestellt. * Reichenbach j. V-, 9. Juli. Die 11- j-hrigs Elsa Müller, die sich gestern durch Pe- tlo'euin schwer verbrannte, ist heute nacht ihren Verletzungen erlegen. * Ostrau, 9. Juli. Der Dachdecker Ernst Schmidt aus Gru nitz stürzte, als er abends in Rusa von seiner Arbeitsstätte nach Haufe fuhr, vom Rade. Ein Herzschlag hatte seinen Tod bcr. eigeführt. * Bautzen, 9. Juli. Brandstifter haben gestern früh gegen 3 Uhr im Dorfe Berge an zwei Stellen Feuer angelegt, wodurch die große massive Scheune des Gemeindevorstandes Riet schel und ein Vorratsschuppen des Gutsbesitzers König vollständig in Asche gelegt wurden. Be deutende Heu- und Strohvorräte sind mit ver nichtet worden. Den herbeigeeilten Feuerweh ren gelang es, eine für den ganzen Ort dro hende Feuersbrunst abzuwen-Äen. » Aus dem Gerichtsfaal. Ler Veleidigaagsprozeß gegen dea Karilatu- risten Waltz vor dem Reichsgericht. 8 Leipzig, 9. Juli. Das Reichsgericht at den Kunstzeichner Johann Jakob Waltz aus Kolmar wegen Aufreizung verschiedener Bevölkerungsklassen zu Gewalttätigkeiten und zugleich wegen Beleidigung der elsässischen Gendarmerie und der seminaristisch gebildeten Lehrer Elsaß-Lothringens zu einem Jahre Ge fängnis verurteilt. Von einer sofortigen Ver- Haftung wurde abgesehen, es wurde ihm eine zweitägige Frist gegeben, innerhalb deren er sich zum Antritt der Strafe melden muß. In der Urteilsbegründung wird ausgeführt: Ge genstand der Anklage war nur das Buch „Mon village", das der Angeklagte verfaßt und ver- vreitet hatte. Das Gericht erklärte, das; der Angeklagte mit dem Ausbruch eines Krieges rechnete, den er erhoffte und wünschte. Aber die Voraussetzungen für ein Verbrechen nach 8 186 liegen nicht vor, weil es sich nicht um ein bestimmtes hochverräterisches Unternehmen bandelt. Dagegen ist der Gerichtshof mit dem O erreichsanwair der Ansicht, daß der Ange klagte sich der Aufreizung verschiedener Bevöl- kcrmigsklassen zu Gewalttätigkeiten gegen an dere schuldig gemacht habe, nämlich gegen die alteingesessenen Elsässer und die eingewanderten Deutschen. Das Buch wurde gerade zu einer Zeit herausgegeben, in welcher in den Reichs landen eine gereizte Stimmung bestand und der geringste Anstoß würde nach der Überzeugung des Gerichts zu Gewalttätigkeiten geführt ha ben. Der Senat nimmt also an, daß der A»- gellagte sich, des Vergehens gegen § 130 schul dig gemacht hat, zugleich a er auch der Be leidigung. Wenn der Ange lagte ausf ihrte, das Dorf, vou dem er redete, sei kein re- stimmtes Dorf, sondern der Typus eines elsäs sischen Dorfes, dann Haie er auch damit sagen wollen) daß die Gendarmerie i» diesem Dorfe der Tyhus eines elsässischen Gendarmen sei und ebenso der Lehrer der Typus eines elsäs sischen Lehrers. Es wird darin eine grobe Verhöhnung der Lehrer ausgesprochen. Be sonders schlimm ist die Behauptung, daß die Lehrer iu der Schule parteiisch handelten. In dieser fortgesetzten Verhöhnung liege nicht der Tat estand des 8 181, sondern des 8 185 in Ver indung mit dem 8 130. Mildernde Um stände liegen, wie der Neichsanwalt ausgeführt hat, nicht vor. Kleine Ehroaik. * Wetterscheiden. Infolge von Wolken brüchen, die am Oberlauf der Fulda und ihrer Nebenflüsse niedergingen, wurden über ein Dutzend Ortschaften unter Wasser gesetzt und vom Ver kehr abgeschnitten. — Jr Oesterreich herrscht empfindliche Kälte. — Furchtbare Gewitterstürme, von Hagelschlag begleitet, sind über das ganze lombardische Tiefland niedergcgangen. Eine ganze Reihe von Weinbergen wurde durch den Hagel schlag zerstört. Die Hagelkörner erreichten die Größe eines Taubeneies. Die Stadt Asti ist teilweise überschwemmt. Nach Beendigung des HagelschlageS glich die ganze Gegend einer Winterlandschaft. * Der Einsturz in der Eisenbahnbremsen-Fa- bril Mnorr in Lichtenberg bei Berlin, der 5 Todes opfer forderte, ist nach dem Gutachten der Pol'zei auf eine übermäßige Belastung der fraglichen Decken zurückzuführen. Die Fabrikleitung ;hat erklärt, daß sie es als eine Ehrenpflicht betrachte, für die Beerdigung der getöteten Arbeiter und für deren Hinterbliebenen zu sorgen. * Schweres Unglück einer Südpolexpedition. Acht Teilnehmer der kanadischen Südpolexpedition unter Leitung Staffanssons, der einen großen, bisher unerforschten Kontinent im Norden von Alaska fcststellen wollte, sind bei einer Schlittcn- expcdition umgckommcn. Die Reisenden, die gerade die hervorragendsten Wissenschafter der Expedition waren, hätten sich wahrscheinlich ver irrt und sind Schneestürmen zum Opfer gefallen. * GchwereS Branduuglück. In der Nacht zum Donnerstag ist das große Bancrnanwesen von Heinrich Rohrmoser am Niedbcrge bei Schwaz (Tirol) aus unbekannter UOache vollkommen ein geäschert worden, wobei eine Fran Anna Schwsi- gerer, eine Mutter von vier unmündigen Kindern, den Tod in den Flammen fand. Das ^Hatts am Nixensee. Original Roman von Irene v. Hellmuth. 2b Fortsetzung (Nnchd nck verboten).' Sie Plauderten von allen möglichen Dingen und wurden in der kurzen Zeit so vertrant mir einander, als wären sie schon Jahre lang be kannt. Nur von ihren häuslichen Verhältnis scu mochte Grete nicht sprechen, obwohl Frau vou Bredersdorff mehrmals den Wunsch äußerte, auch Mutter und Schwester kennen lernen zu dürfen. Grete versprach, Liese an einem der nächsten Tage mitzu-ringen. Die Mutter würde wohl schwerlich zum Mitgehe» zu bewegen sein, meinte Grete, sie hielte sim ängstlich von allen fremden Menschen fernend vermeide es, mit jemand in Verkehr zu tre ten und neue Bekanntschaften anzubahnem In reger Unterhalt»»» war wohl eine, Stunde verflossen. Die Sonne war als ro - glühender Ball im See untergetaucht, alles ringsum in Gold und Purpur hüllend. Nu» schwamm ein leichter, weißlicher Nebel >mcr dem Wasser, es begann kühl zu werdcn, Grete fröstelte leicht. „Ich glaube, Sie können cs jetzt Ivagen, sich zu entfernen," flüsterte Frau von Breders- dorff dem Mädchen zu, „sehen Sie, er beachtet lle jetzt gar nicht mehr." Sie deutete auf ihren Gatten, der in der Tat geradeaus ins Leere starrte, und von seiner Umgebung keinerlei Notiz zu nehme» schien. Er rührte sich auch nicht, als Grete ausstand und ihrer neuen Bekannten abschied nehmend die Hand reichte. Frau von B-rc- dersdprff lächelte ihr freundlich zu. „Auf baldiges Wiedersehen, Fräulein Som mer, ich freue mich aufrichtig, Sic kennen gc- lcrut zu Haden, kommen Sie doch schon-mor gen wieder ich bitte darum!" Grete versprach es gern. „Sie brauchen nicht zu fürchten, daß Sie durch meinen Mann wieder so lange aufgehal te» werden, wahrscheinlich hat er morgen schon wieder eine ganz andere Idee. Jedmfalls ha eii Sie mir heule eine angenehme Al - ivechKvng bereitet, ich danke Ihnen herzlich dafür." Nachdenklich schritt Grete den wohlbe kannten Weg dahin. Es dämmerte schon stark, als sie den Niren-ses jm Rücken hatte, und auf dös freie Feld hinausschritt. Vor ihr her ging ein junges Pärchen in eifriger Unterhaltung. Grete beachtete die bei, den nicktt weiter, sie bemerkte nur, daß der junge Mann zuweilen verstohlen nach der Hanh der Dame haschte und dieselbe an seine Lippen zog, Das Helle Altflachen der vor ihr Gehenden tönte manchmal an Gretes Ohr und i''r war es, aks hätte sie dieses Lachen schon irgendwo gehört; sie wußte nur nicht gleich wo. Angestrengt dächte sic nach. Und es fiel ihr ein. wo dies gewesen sein könnte. Es war, als Tante Lina sie neulich i» G.-scllschmt Charlotte Walters besuchte. Ja, genau so Iwtte die junge Braut damals gelacht. Aber d e vor ihr gebende Dame konnte unmöglich Cbg'n loltc Walter sein, wenigstens war der Herr, der sie begleitete, sicher nicht Otto, Charlot tens Verlobter. Und wie käme sic dazu, si b von einem andern die Hand küssen zu lassen? Nein-, es mußte eine Täuschung sein. Grete iah sich um. Kein Mensch war zu sehe» weit und breit. Das vor ihr gehende Pärchen schmiegte sich eng zusammen. Gre'e 'beschleunigte ihre Schritte, das Paar fing an, sie zu interessiere». Die Dame^war elegant ge kleidet, trug eine» modernen Lwmmerhnt mit rotem Mo-Hn garniert, und ein Helles Kostüm. Unter dem Hut leuchtete ein rötlicher dicker Haarknotcu hervor. Grete batte Charlotte Walter nur selten gesehen, und die Dämmerung sank merklich herab. Nun wandte der Herr plötzlich den Kopf; er bemerkte das Mädchen und neigte sich blitz- schnell zu seiner Begleiterin. Er schien ihr eine Mitteilung zu machen; dann beschleunigten die beiden anfallend ihre Schritte, und ehe Grete ihnen folge» konnte, waren sie um die nächste Wegbiegung verschwunden. Säe machen von da an fluchtartig gelaufen sein, denn als Grete die Ecke erreichte, war keiner melr von ihnen zu sehen. Das erschien doch seltsam. Sollte es doch Charlotte Walter gewesen sei», die da mit einem ander» in der Dämmerung promenierte? An eiw solch schamlo'es Benehme» wollte Grete nicht glawben. Und doch schien alles daraus binzudeuten. Die Figur, das Haar, die Klei dung, alles stimmte. Grete dachte darüber nach, ob sie über den Vorfall schweigen sollte gder »icht. Bestimmtes wußte sie allerdings nicht, so war es wohl besser, den Mund zu l halten-. Aber war es nicht Pflicht, darüber zu sprechen? Sie nahm sich vor, wenigstens Liese auf die Sache aufmerksam zu machen. 8. Als Grete nach Hause kam, fand sie die Mutter in egreiflicher Auflegung. Die arme Frau hatte sich wegen des langen Ausbleibens unsäglich geängstigt. „Mein Gott," klagte sie, die Tränen trock nend, die ihr die Angst um die kaum genesene Tochter entlockt hatte, „was Haie ich ausge- standev! Ich fürchtete, es sei Dir etwas zu gestoßen-. Wie konntest Du nur so lauge auis- bleiben. Die Sorge um Dich warf mich fast nieder. Am liebsten wäre ich selbst fortgelau- fen, Dich zu- suchen, aber ich wagte es nicht, denn der Vater hat keinen Schlüssel, und wenn er heimgekommen wäre, und hätte ^die Tür verschlossen gefunden, würde es wieder einen Krach gesetzt haben- Liese kommt auch so lange nicht. Sie ging schon vor 2 Stunden zu Tante Lina — so war ich mit meiner Angst und Sorge ganz allein. Ich meinte, vergehen zu m-üssen. Ruhelos wanderte ich Umher, hundert mal habe ich zum Fenster hinausgesehen, aber Du kamst nicht. Es war zum Verzweneln." Grete schlang zärtlich die Arme uni der Mutter Hals und schmiegte sich an sie. „Ach, Du Aermste, wie leid es mir tut, daß Du Dich so geängstigt hast! Wer ich konnte wirklich nicht früher kommen. Mütter chen, verzeihe mir, Du weißt nicht, was ich alles erlebt habe." Gespannt blickte Frau Sommer die Toch ter an und diese berichtete nun ihr Erlebnis. Die Mutter war tief erschüttert. „So hat halt jeder sein Kreuz auf der Welt," meinte sie dann nachdenklich. „Die Leute sind nun reich und dennoch unglücklich. Was Hilst ihnen das viele Geld?" Sie seufzte tief auf und fuhr dann fort?"' „Dis Hoffnung-, daß der Vater sich bessern w> rde, ist nun auch wieder geschwunden. Seit Du genese» bist, treibt er eS ärger als je. Ich möchte wohl wissen, was er noch im Besitz lat von dein vielen Geld, das er von Frau Gronau erhalten hat." Sic bereute im nächsten Augenblick, non der Sache gesprochen zu haben: denn Grete Ivar tief erblaßt, sic schien »och immer nicht o-bne Erregung an das Geld denken zu kön nen, von dem der Vater keinen Pfennig her ausgegCen hatte- Es fragte ihn guck; niemand danach- Grete lehnte müde und abgespannt in der Sofaeckc, und die Mutter betrachtete sie mit besorgten Blicken. Sie Ivar froh, als dran cn Schritte vernehmbar wurden und gleich daran'' Liese, gefolgt von Tante Lina, ins Zimmer trat. Das brachte Grete auf andere Gedawcn Das Mädchen richtete sich denn auch sofort in di- Höhe und sah den Ankommenden freundlich lächelnd entgegen. „Ist das eine angenehme Uechrraschung. daß Du noch zu uns kommst, Tante Lina," sagte sie in- heiterem Ton, und auch Frau Sommer nickte der Jugendfreundin zu, und reichte ihr herzlich die Hand. (Fortsetzung folgt).