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MWMOWerAiWr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gerstwrs, Hermsdorf, Bernsdorf, WMmdmnd, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdors, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. "schein! mit Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäft» pellen MK. 1.2!,, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.60. Einzelne Nummern lO Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltcn und die Landbriefträger entgegen M r.lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzetgengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12Pfg., für auswärts 15Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. DU 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil -ZOPfg. 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Freilich ist das Verlangen Oesterreichs ungewöhnlich; allgemein überläßt b-r geschädigte Staat die Rechtsverfolgung den Organen des Staa'es, der die Verantwortung für den entstandenen Schaden trägt. Die inter nationalen Vereinbarungen über die Bekämp- fung des Anarchismus räumen jedoch auch dem geschädigten Staate das Recht einer Beteili- gung au den Untersuchungen ein. Nun ist Serbien diesem internationalen Abkommen nicht bcigetreten. Die österreichische Regierung glaubt jedoch, und von ihrem Standpunkt mit Recht, daß die Belgrader Regierung die im Verkehr der Staaten unter einander herrschenden guten Sitten anerkennen und dem Ersuchen Oester reichs stattgeben wird. Bemerkenswert ist es noch, daß die Ueber- „ rcichung der österreichischen Forderung an Ser bien von einer in Wien abgehaltenen Konfe renz beschlossen wurde, an der nicht der Justiz minister, wohl aber der Minister des Auswär tigen, der Chef des Gcneralstabes und der Kricgsminister teilnahmen. Der österreichische Gesandte in Belgrad war ausdrücklich ange wiesen worden, von der dortigen Regierung die Untersuchung gegen anarchistische Umtriebe in Serbien, denen das Thronsolgerpaar zum Op fer gefallen sei, und die Teilnahme Oesterreich- Ungarns an dieser Untersuchung zu fordern. Das Geständnis der Verbrecher, im Einver ständnis mit einander gehandelt und die Bom ben in Belgrad erhalten zu haben, gi't der Wiener Regierung ein volles Recht, von der Eristenz anarchistischer Unitriebe in Serbien zum Schaden Oesterreichs zu sprechen. Die österreichischen Blätter verurteilen aufs schärfste die Haltung der serbischen Presse, die unter Verunglimpfung Oesterreich-Ungarns das Attentat zu entschuldigen sucht. Die Wiener „Rcichspost", die dem verstorbenen Erzherzog nahe stand, sagt: Daß man in Serbien wagen konnte, die Ermordung des Thronfolgers und seiner Gcmablin zu verherrlichen, übersteigt das Maß von Bosheit, das wir aus Serbien gc- wybut sind. Wird man sich denn angesichts dieser Tatsachen noch immer nicht zu dem um abwendbaren energischen Schritte gegen dieses Voll der Fürstcnmördcr aufraffen können? Die „Neue Fr. Pr." führt aus: Da wir mit Serbien in Frieden zu leben wünschen, muß dieses Land selbst dazu angehalten werden, Verbrecher auszurotteu, die kein Staat, der im geringsten, den Anspruch auf sittliche Geltung hat, in seiner Mitte duldet. Jeder, der nach dem Attentat vernahm, das: die Mörder serbi. scher Nationalität seien und daß sic zugeslaudcn hätten, ihre Bomben in Belgrad erhalten zu haben, mußte glauben, daß wenigstens in die sem Moment die öffentliche Meinung in Bel grad entrüstet derartige Bestrebungen verurteilt und man sofort und ohne Ausnahme die Ge meinschaft mit den Greueln von Scrajcwo ab. lehnen werde. Die Belgrader Preßstimmen le- weisen, daß dort in manchen Kreisen kemes- wcgs großes Bedauern über diese Tat herrscht, nach der die ganze Welt in einem Aufschrei des Entsetzens sich vereinte. Nach der bisherigen Haltung Serbiens darf man nicht nur mit der Erfüllung des öster reichischen Verlangens, sondern auch mit der EiMnng zur s. WM. GmeinderatsWng in NerluiWtz Freitag, am 3. Juli 1S14, abends »/,? Uhr im Sitzungssaale des Rathauses. Tagesordnung: Die neue Steuer-Ordnung. Erzielung eines positiven Unlersuchungsergeb- nisses rechnen. Die ser.ische Regierung ließ ihren Abscheu über das Verbrechen aussprechen, sowie das Bedauern darüber, daß man ihr die Verantwortung für die Tat eines verworrenen, geisteskranken Menschen aufbürden will, zumal sie nichts unterlassen ha e, die Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn freundlicher zu gestalten. Die Belgrader Regierung erkennt an, daß die Bluttat von Seraiewo es ilr zum Gebot macht, ihr ganzes Augenmerk auf die Um triebe verdächtiger Elemente zu richten, wenn diese sich auf serbischem Gebiet oefindcn, und strengste Maßregeln zu ergreifen, um ihr Trei ben zu vereiteln, insofern dies bei anormalen und exaltierten Menschen möglich ist. Serbien wird nichts unterlassen, damit die Geister be ruhigt und die Beziehungen zu dem großen Nachbar wieder normal werden. 4er Entrüstungssturm gegen die Serben wegen der Ermordung des Thronfalgerpaares tobt in ganz Oesterreich Weiler. Kaiser Franz Joseph sagte dem gemeinsamen Fiuanzminister Bilinski, dem die ZivilverwaUung Bosniens und der Herzegowina untersteht, wenig Schmei chelhaftes, sondern machte ihn in ernsten Wor- .en zum mindesten moralisch für die gräßliche Bluttat von Serajewo verantwortlich. Das Volk aber schreit nach Rache und wünscht an allen Angehörigen der serbischen Nationalität, aus deren Schoß das Verbrechen erwuchs, Ver geltung zu üben. Nicht nur in Bosnien, son dern auch in zahlreichen ungarischen und öster reichischen Städten kam es zu ernsten Aus schreitungen gegen die Ser een. Vor der serbi schen Gesandtscha t in Wien veranstalteten Stu denten heftige Kundgebungen. Unter den Ru fen: „Nieder mit Serbien, Rache für den Mord, Krieg mit Serbien!" verbrannten sie eine große serbische Fahne. Die Polizei zerstreute die Stu denten, denen von den renach arten Häusern stürmische Ovationen dargebracht wurden, ohne gegen sie unzufchreiten. Trotz der strengen polizeilichen Schutzmaßnahmen dauern die Ser- bcnverfolguu.zen fort. In Tuzla, Bosnisch Brod, Travnik und anderen Orten fanden De monstrationen statt. Auf ein Haus, an dem sich das Bild König Peters befand, soll ge schossen worden sein. Eine Gedächtniskapelle soll über dem Orte des Attentats von der Biir- gerschaft Serajewos errichtet werden. Die amtlichen Stellen Serajewos erklären, die Ausschreitungen gegen die serbische Bevöl kerung mit der ungeheuren VoUsentrüstung, die alle Kreise bewegt und zu Aeuherungen zwingt. Als bezeichnend wird hervorgehoben, daß kein einziger Serbe getötet, dagegen ein Katholik und ein Mohamedaner von Zerben erschlagen wurden, weiter, daß nicht geplündert wurde, bis auf vereinzelte Fälle, in denen der Mob die Gelegenheit ausnutzte. Die Plünderer wurden, jedoch so ort von den Demonstranten selbst vertrielen. Militär, Gendarmerie und Polizei befanden sich angesichts der Beweg gründe des Vorgehens der Demonstranten und ihrer patriotischen Kundgebungen in der dem- bar schwierigsten Lage. Von der Waffe wurde kein Gebrauch gemacht, weil die Demonstranten sich fast überall, wo das Militär zum Ausein andergehen außorderte, zerstreuten. Die Volks- wut richtete sich vor allem gegen das großfer- bischen Tendenzen zuneigendc Element, die loyale serbische Bevölkerung blieb verschont. Bosnische Bomben. Die aus Seraiewo zurückgekebrten Personen aus dem Gefolge des Erzherzogs erzählen, daß ganz Bosnien eine einzige Falle Ivar, in der der Erzherzog untedingr zugrunde gehen mußte. Für die Rückkehr des Erzherzogs war der Tisch zum Dejeuner gedeckt, das um 12 Uhr serviert werden sollte. Unter der gedeckten Tafel fan den sich zwei Bomben mit Uhrwerk vor, und in demselben Gemach eine Bombe mitUhrwerk im Rauchfang. In dem nahen Badeort Jlidze fand man bei einer Frau sieben Bomben, die sie in Verwahrung hatte. Die Herzogin ist wiederholt ganz allein in die Bazare zum Ein kauf gefahren, und es wäre Gelegenheit gewe- seu, ihr ein Leid zuzufügen. Offenbar war es den Attentätern nur um den Erzherzog zu tum Den verwaisten Kindern des Thronsolgcr- paares, die am Freitag zu den Beisetzungs- seierlichkeiten in Wien eintreffen, wendet sich die Teilnahme des ganzen Landes zu, zahl reiche Damen des böhmischen Hochadels haben in Chlumetz Besuch gemacht, um den Kindern Trpst zuzufprechen. In Nusle, einem Vororte Prags, haben die Schüler sämtlicher 104 Klas sen der dortigen Volks- und Bürgerschulen., an Zabl etwa 5000, durch Vermittlung des Be zirksschulrates den verwaisten Kindern des Thronfolgers und seiner Gemahlin eine Kund gebung kindlichen Beileids übermitteln lassen. Die Kinder des ermordeten Thronfolgerpaares. Unser Bild zeigt links sitzend Prinz Moximilian, Prinzessin Sophie und hinter der ver- storbenen Herzogin Prinz Ernst. Die Erzherzoginnen Marie Therese und Maria Annunciata trafen in Chlumetz ein, um den Kindern zur Seite zu stehen und sie nach Wien zu geleiten. 4aS deutsche Kaiserpaar au die Waisen der Ermsrdeteu. Dos deutsche Kaiserpaar hat an die Fürstin Sophie von Hohenberg, das älteste Kind des Erzherzogpaares, folgendes Telegramm gerich tet: „Wir können kaum Worte finden, um Euch Kindern auszusprechen, wie unsere Herzen blu ten im Gedanken an Euren namenlosen Jam- mer. Noch vor 14 Tagen habe ich bei Euch so schöne Stunden mit Euren Eltern verlebt, und nun muß ich Euch in so unermeßlichen! Kummer wissen. Gott stehe Euch bei und gebe Euch Kraft, diesen Schlag zu ertragen. Der Segen der Eltern geht über das Grab hinaus. Wilhelm." TaS Testament de» Erzherzogs. Die Eröffnung des Testaments des Erzher zogs Franz Ferdinand erfolgte am Dienstag. Das Testament stammt aus den: Jahre 1907 und setzt die Gemahlin des Thronfolgers als Univerfalerbin ein, an deren Stelle nunmehr die Kinder treten. Das Vermögen besteht außer dem Bvrnachlaß von etwa vier Millionen aus den Gütern. Konopischt, Chlumetz, Blühnoach, Amstetten und Lölling, ferner dem Esteschen Familiengut, das laut Testament dem nächsten männlichen Agnaten, also dem nunmehrigen Thronfolger Karl Franz Josef zufällt, der Titel und Wappen der Familie Este anzsunch- men hat. Ein Teil der Kunstsammlungen ist den kaiserlichen Sammlungen vermacht worden. Politische Bemerkungen sind im Testament nicht enthalten. Prinz Heinrich begleitet be» Kaiser. Prinz Heinrich von Preußen wird sich dem Kaiser auf der Reise zu den Beisetzungsfeier lichkeiten nach Wien anschließsn. — Wie aus Wien gemeldet wird, ist die Beteiligung der ausländischen Offiziersdeputationen derjenigen Regimenter, deren Chef Erzherzog Franz Fer dinand gewesen ist, an der Leichenfeier in Wien dankend abgelehnt worden. - TageSgeschichte. 2V Milliarde« Schulden hat das Deutsche Reich zurzeit. 1911 war noch ein Rückgang der Reichsschulden um 32 Mil- lionen zu verzeichnen, 1912 schnellten sie wieder nm 592 Millionen hoch. Die Eiuberufung deS meiningischeu Landtag». Der Landtag des Herzogtums Meiningen ist anläßlich des Regierungsantrittes des neuen Herzogs für den 19. Juli einberufen worden. Kin neuer Spionageprozeß beginnt am Freitag vor dem Reichsgericht. Zu verantworten lat sich diesmal der Mechaniker Hauße wegen Verrats militärischer Geheimnisse. In nächster Woche beginnt vor dem Reichs gericht der Hochverratsprogeß gegen den oft- genannlen Karrikatnristen Waltz, genannt Hansi, ans Kolmar. Die Anklage gegen diesen lautet ans Vorbereitung eines hochverräterischen Un- ternelmiens. Fehlbeträge bet einer Ortskrankenkasse. In der Generalversammlung der „Vereinig ten Ortskrankenkasse für die Handwerker" in Köln wurde mitgeieilt, daß die Kasse schon in den ersten 5 Monaten infolge der durch erhöh tes Krankengeld und freie Aerztewahl beträcht lich gestiegenen Ausgaben einen Fehlbetrag van nahezu 73 000 Mark zu verzeichnen gehakt hat, io das; sür das ganze Jatzr zuz 'glich 50 000 Mark zum Reservefonds ein TelEctrag von 195 000 Mark heranskommen werde! Polnische Rowdllftndntten. Im Birkenhof in Bir'ack in Württemberg kam es zwischen polnischen Studen«en und einer deutschen Studentenvcr indung dec Landwirt schaftlichen Hschschule Hohenheim zu Streitig keiten, in deren Verlauf fünfzehn polnische Studenten sieben deutsche tätlich angriffen Einer der deutschen Studenten wurde schwer verletzt und mußte ärztliche Hilft in Anspruch