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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191406305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140630
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-30
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.06.1914
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Rosen- und Obstbauverein hielt gestern, von gutem Wetter begünstigt, sein diesjähriges Ro- sensest im Gasthvf „zum Lamm" ab. Die ge schmackvoll angeovdnete Ausstellung bot den zahlreichen Blumenfreunden einen vollendeten Genuß. Wahre Prachtexemplare der Königin der Blumen waren ausgestellt und strömten einen betäubenden Geruch aus. Das Rosen- und Blumenarrangement des Gärtnerei esitzers Mar Ludwig, das den Besuchern der Ausstel lung beim Betreten in die Augen fiel, fesselte unwillkürlich und übte einen ganz besonderen Reiz aus. Allein in diesem fand man die schönsten Vertreterinnen, wie Lyon, General Mac Arthur, Grolez und als neu Entente Cordiale, Julia, Madam Ravari. Lietz man den Mick weiter über die wunderbaren Kno spen und Blüten schweifen, so fand man wei ter die Testou, Pharisäer, Königin Auguste Vittoria, Fisher, Holms, Drufchly, Schneewitt chen, Grimfon Rambler, Perkins und all die vielen anderen Züchtungen. Besonders ins Auge fiel die schöne Und neue Therese. Aus gestellt hatten die Mitglieder Mar Ludwig, Otto Päßler, Adolf Fisck)er, C. G. Hillig, Hermann Hertel, Oskar Zschockelt, Lollis Klöt zer, Hermann Kunze, Otto Nitzsche l, Otto Kunze, Louis Bahner, Otto Heilmann, Bruno Nobis, Paul Werner, Johann Henny, Georg Mugler, Robert Herold, Louis Mehlhorn, Mar Schindler, Erhard Hoermann und Frau Minna verw. Kaden. Die ganze Ausstellung nahjm sich mit dem reizenden Palinenarrangement in der vortrefflichen Anordnung unvergleichlich aus und genoß allseitige Anerkennung. Lietz am gestrigen Nachmittag der Besuch etwas zu wünschen übrig, so wurde derselbe am Abend ausnehmend gut. Gestern nachmittag spielte die Hohenstein-Ernstthaler Stadffapelle ein Garten konzert und anschlietzend zur Ballmusik. Heute Montag findet Konzert und Ball statt, worauf nochmals besonders yingewiesen sei. t. Oberlungwitz, 29. Juni. Der hiesige Mundharmonika lud „Echo" hielt Sonnabend und Sonntag unter grotzer Beteiligung das Fest seiner Lyraweihe ab, zu dem bereits Sonnabend abend gegen 300 auswärtige Fest teilnehmer eintrafen, die alle die Gastfreund» schaff der hiesigen Einwohnerschaft arinahmen und überall freundliche Aufnahme fanden. Ein geleitet wurde das Fest am Sonnabend mit einem Festkommers im Gasthaus „Casino", zu dem der Vereinsvorsteler Mar Müller die Be- grlltzungsansprache hielt. Weitere Ansprachen und konzertliche Darbietungen füllten den Abend, der einen schönen Verlauf nahm, aus. Am Sonntag wurde zunächst mit den geladenen Gästen ein Spaziergang nach der Kupfermühle unternommen, wo Frühschoppen mit musikali scher Unterhaltung stattfand. — Mit flotter Marschmusik trafen nachmittags die am Fest teilnehmenden Brudervereine ein, um zunächst im Vereinslokal des festgebenden Vereins „grü nes Tal" zu sammeln. Es erfolgte dann das Stellen zum Festzug auf deni Sportplatz des Fußballklubs „Wacker" und Abmarsch zum Fest zug bis zum Gasthof „zum Lamm". Im Fest zug marschierten außer der Musikkapelle 24 Fest jungkrauen und 11 Vereine zum großen Teil mit eigener Musik; insgesamt nahmen 510 Personen am Festzug teil. Nach der Rückkehr nahm im Gasthof „Casino" der eigentliche Fest- a'tus mit einer Begrüßung seinen Anfang. Tann ergriff Festredner Hugo Vieweg-Chemnitz das Wort zur Festansprache, in der er u. a. hervorhob, daß der Verein am 15. Februar 1889 gegründet worden sei. Redner nannte die Namen der damaligen Gründer und be tonte, daß der Verein die üblichen Kinderkrank heiten ba^e durchwachen müssen, heute indessen mit seinen 58 Mitgliedern gesichert dastehe. Die Ziele des Vereins seien Pfleg« rechter Einü und Musik, Ausbildung der Mitglieder, gemein schaftliche Zusammenkünfte zu froher Belobigung nach der Tage Mühe und Last; diese Grund sätze habe sich auch der Festverein zur Ausgabe gemacht. Redner weihte dann die durch Frl. Barthel im Namen der Jungfrauen überreichte Lyra. Den Dank an letztere sprach in wohl gesetzten Worten das Mitglied Unger aus. Weitere Geschenke überreichten u. a- vier Chem nitzer und 2 Hohenstein-Ernstthaler Bruderver eine, ferner solche aus Neustadt Auerswalde und Mittelbach, sowie der Konzertinaklub-Ober- lunqwitz und der Fesiwirt H. H. Haubold. Anschließend hieran wurden verschiedene Kon zertstücke hiesiger und auswärtiger Vereine, be sonders auch das deutsche Lied in Musik dar geboten. Der nachfolgende Festball nahm in allen Teilen einen fröhlichen Verlaus. * Oberlungwitz, 29. Juni. Ein hiesi ger Sparverein unternahm am gestrigen Sonn tag einen Ausflug nach dem „Bergmannsgrutz" in Hohenstein-Ernsitbal, woselbst ein Tänzchen veranstaltet wurde. ssZ GerSSorf, 29. Juni. Nachdem nunmehr die gesetzlich vorgeschriebene Zeit von 1 Jahr verflossen, werden die Omnibusanteilscheine der früheren Omnibuslinie Gersdorf—Hohenstein- Ernstthal an die Inhaber gegen Rückgabe der Scheine ausgezahlt. Es geschieht dieses im hie sigen Rathause, Zimmer Nr. 3, in den Nach mittagsstunden in der Zeit vom 1.—15. Juli. Ohne Scheine kann nicht gezahlt werden. DaS Geld wird auch nur an Erwachsene gegen Quittung verabfolgt. Auswärtigen durch die Post. X GerSborf, 29. Juni. Die Bautätigkeit ist hier in diesem Jahre nicht so groß als in früheren Jahren. ES ist gegenwärtig mit vier Wohn- hauSbauten begonnen worden. Voraussichtlich folgen noch einige Bauten nach. h . Gersdorf, 29. Juni. Sein 25jähriges Jubiläum beging gestern unter zahlreicher An teilnahme, besonders der hiesigen Handwerks meister und ihrer Angehörigen, der hiesige Pro- fessionsverein „Concordia". Abends sanden sich im Saale des Gasthofs „grünes Tal" die Fest teilnehmer zusammen. Die Küchlersche Kapelle bot hierbei ein exakt zur Ausführung gebrach tes Konzert, das u. a. Kompositionen von Lüdecke, Wiggert, Adam, Siede, Eibenberg und Teich enthielt und lebhaften Beifall erntete. Während des Konzerts nahm der Vorsteher Fabrikant Paul Götze Gelegenheit, in längerer, wohldurchdachter Ansprache auf die Ziele des Vereins einzugehen und einiges aus der Gvän- dunnSgeschichte zu erzählen. Redner gedachte besonders der Wirksamkeit der ehemaligen Grün der und der anerkennenswerten Arbeit des früheren langjährigen Vorstehers Albert Felg ner, der neben einem Silbersträutzchen einen hübschen Spazierstock überreicht erhielt. Den übrigen Jubilaren wurden gleichfalls mit Dank für ihre Tätigkeit und Treue Silbersträutzchen überreicht. Im Namen der Juftlare dankte Albert Felgner; weiter sprachen noch Buch lindermeister Arno Langrock und verschiedene Jubilare, während die Frauen ein Fahnen band stifteten und mit entsprechender Ansprache überreichten. Ein flotter Ball, der die Festteil nehmer in schöner Harmonie beisammenhielt, beschloß den Abend, der heute seine Fort setzung in einem Speiseball findet. * * Gersdorf, 29. Juni. Der Obstbauverein hält heute abend 8 Uhr im Gasthaus „Teutonia" einen Vortrag Uber „Die Beerensträucher in unsern Hausgarten" ab. Hierzu ist Dr. Bode auS Chemnitz gewonnen worden. Es sind hier zu nicht nur die Mitglieder des Obstbauvereins, sondern auch alle Mitglieder nebst Frauen des HauSbcsitzervereins eingeladen. * BervS-orf, 29. Juni. Größere Garndieb stähle verübte ein in der Grobeschen Trikotagen fabrik seit etwa einem Jahre beschäftigter Arbeiter. Die Diebstähle sollen schon seit Monaten fort gesetzt verübt worden, auch soll die Ehestau des Arbeiters daran beteiligt gewesen sein. Kürzlich wurde der Arbeiter bei einem Diebstahle ertappt. Der Wert der gestohlenen Garne, die teils als sog. Fitz an einen Altwarenhändler in Hohen stein-Ernstthal abgesetzt worden sind, soll Uber 1000 Mark betragen. * La«ge»chnrS-»rf, 29. Juni. Die Wochcn- kommunion am Freitag, den 3. Juli, fällt auS. — Sonntag den 5. und Montag den 6. Juli hält die Schützengesellschaft ihr diesjähriges Vo gelschießen ab. p . Kuhschvappel, 29. Jmii. Einen sehr guten Besuch hatte das gestrige Hosrrenkonzcrt im Lahlschen Gasthof. Wohl gegen 300 Besucher lauschten den munteren Klängen. Ein vorzüg liches Konzertprogramm löste großen Beifall aus und wiederum verließen die Zuhörer sowohl wie das Trompeterkorps vollbefriedigt unser gastliches Kuhschnappei, letzteres ein gutes Gedenken beim dankbaren Publikum zurUcklafsend. g . Mittelbach, 29. Juni. Der hiesige Turn verein hält sein diesjähriges Schauturnen am 2. August ab. Damen, die sich der Turnerinnen- Abteilung noch anschließen wollen, können sich am morgigen Dienstag abends */,9 Uhr in der Halle einstellen. Der hiesige Jugendsparverein „Arena" befaßte sich in seiner Sonnabend in Eckerts Gasthaus abgehaltenen Sitzung mit den Vorarbeiten für das 40jährige Jubiläum. * Limbach, 29. Juni. Während des gestrigen Frühgottesdienstes erlitt Privatier Reinh. Drescher von hier einen Schlaganfall und verstarb sofort. * RtederhermerSdorf, 29. Juni. Gestern abend kam auf dem Wege vom Gasthaus „Schere" nach Niederhermersdorf der Mechaniker und Hausbe sitzer Max Uhlig von hier mit dem Rade zum Stürzen und trug schwere Verletzungen davon. Der etwa 40 Jahre alte Mann ist heute früh an den Folgen des Sturzes im städtischen Kran kenhaus zu Chemnitz verstorben. ' KoaradSdorf bei Freiberg, 28. Juni. Hier sprang der 12jährige Sohn des Bergarbeiters Dachselt in dem Augenblicke von der Mauer eines Grundstückes auf die Landstraße, als ge rade ein Geschirr vorbeifuhr Der Knabe kam unter das Geschirr und war sofort tot. * Dresden, 28. Juni. Im Grundstück Wachs- bleichsiraße 23 verschluckte gestern vormittag ein dort in Pflege befindlicher Knabe während kurzer Abwesenheit der ZiehmutUr den Gummisauger. Die erschrockene Frau lief sofort, als sie das Un glück bemerkte, mit dem etwa ein Jahr alten Kinde nach dem Friedrichstädtcr Krankenhause, doch war bereits der Erstickungstod eingetreten. * Grimma, 28. Juni. Wegen Arbeitslosig keit unternahm der 19jährige Former Georg Willy Malke von hier einen Selbstmordversuch, indem er in der Nähe des Wasserwerkes einen Leitungs mast der elektrischen Ueberlandzentrale erkletterte und mit beiden Händen die Drähte ergriff, durch die ein Strom von 30000 Volt Spannung geht. In der Nähe arbeitende Leute wurden auf den Vorfall aufmerksam und sorgten für die Abstellung des Stromes. Als man nach etwa einer Drei viertelstunde den Unglücklichen barg, war er noch bei vollem Bewußtsein. Die ungeheure Strom stärke hatte ihn nicht getötet. Seine furchtbaren Brandverletzungen lassen aber keine Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten. * Geithain, 28. Juni. Ein schweres Unglück, das ein Menschenleben forderte, hat sich in der KretzschmarschenLehmgrube zugei>-agen. Der58jäh- rige Julius Scheibner war mit einem zweiten Arbeiter damit beschäftigt, Lehm in eine Kipplori zu laden. Als er sich bei der Arbeit an der mannshohen Lehmwand in gebückter Stellung befand, lößte sich plötzlich eine Lchmmaffe los und drückte den Bedauernswerten so zu Boden daß er außer anderen schweren körperlichen Ver stümmelungen einen Schädelbruch erlitt. Gleich nach seiner Aufnahme im Krankenhause verstarb der Unglückliche. * Pir«», 28. Juni. Ertrunken ist gestern vor mittag bei Rathen der seit 40 Jahren im Dienste der hiesigen Wasterbauinsoeklion gestandene Wasserbauarbeiter Karl Mildner, der bei Vor nahme von Vermalungsarbeiten vom Kahne in den Elbstrom gestürzt war und nicht mehr ge rettet werden konnte. — In der Glashütte zu Copitz richtete gestern in den späten Abendstunden ein Brand große Verheerungen an. Man schätzt den Schaden auf über 100000 Mark. * Treue», 28. Juni. Schwer verletzt hat sich der Schulknabe Kurt Schaller, der einen Zaun übersteigen wollte. Er blieb hängen und eine Spitze des eisernen Gartenzaunes bohrte sich ihm in die linke Brustseite. Er wurde dem Stadt krankenhause in Plauen überwiesen. — Eine Blut vergiftung, die ihren Tod herbeisührte, zog sich die Gutsbesitzersehefrau Schmutzler beim Entfernen von Unkraut auS dem Acker zu. Sie stand im 68. Lebensjahre. Mrchennachrichte«. Muruchie St. Uriuituti» zu Keßeufleiu -rnstthsl. Frauenverein: Montag abend 8 Uhr Hauptversammlung in Stadt Glauchau. Donnerstag abend halb v Uhr Missionskränzchen im Gemeindehaus. Marochie St. Lyristopyori t«Kohe«stet» Krnstthst. Donnerstag, den 2. Juli, abends halb » Uhr Mis- sionSstunde im Waisenhaussaale. V« chersborf. DienStag, den 30. Juni, abends 8 Uhr Bibelstunde in der Kirchschule. Donnerstag, den 2. Juli, abends halb 9 Uhr Btbel- stunde im Oberdorf bei Herrn Traugott Schwalbe. ^a«ge»ver- «tt Meinsdorf. Donnerstag, den 9. Juli, Wochenkommunion. Asugeuchurodorf »tt Jalke«. Die Wochenkommunion am 3. Juli fällt a«S. Mo» Mrsprung. Mittwoch über acht Tage, am 8. Juli, Vorm. 9 Uhr Wochenkommunion. Mo» MSsteuvraud. Mittwoch, den t. Juli, abends 8 Uhr Bersammlung deS ev.-luth. JungsraurnvereinS. Donnerstag, den 2. Juli, abends ft,9 Uhr Bibelstunde der landcSkirchl. Gemeinschaft im Pfarrhausc. Depeschen vom 29. Juni. Zur ErmrduU der ErrhelW-T-Mschekr. Eerajewo. Die Gasse, in der das Attentat verübt wurde, war so schmal, daß sich der Atten täter mit einem Satz auf das Trittbrett des Hof automobils schwingen konnte. Zwei in seiner Nachbarschaft stehenden Damen war das ver dächtige Wesen des Attentäters aufgefallen, da er fortwährend seine Hände in den Taschen hatte. Der erste Schuß, den der Täter abaab, traf die rechte Seite der Herzogin; die Wirkung war furchtbar, denn die ganze Sette wurde aufge- riffen. Eerajewo. Die Polizeibeamten entdeckten einen wichtigen Umstand. Auf der Eisenbahn strecke Serajewo —Bistrikt, die der Erzherzog abends benutzen mußte, fand man noch mehrere Bomben. Es beweist dies, daß ein äußerst sorg fältig ausgearbeitetes Komplott bestand. Wäre der Erzherzog dem Attentat in der Stadt ent gangen, so hätte ihn wahrscheinlich auf der Eisen bahnstrecke sein Schicksal ereilt. Eerajewo. Hier ist sofort nach dem Attentat der Belagerungszustand verhängt worden. Auf die Nachricht von dem Attentat erging der Be fehl, daß die Truppen, die an dem Manöver teilnehmen sollten, mittels Sonderzuges nach Serajewo gebracht werden sollen. Eerajewo. Die anti-serbischen Demonstratio nen nehmen einen äußerst bedrohlichen Charakter an. Die Serben müssen sich in ihren Lokalen förmlich verbarrikadieren. Die ganze Nacht wurde die Untersuchung fortgeführt. Die Fäden führen unzweifelhaft nuch Belgrad. In einer Serbenwohnung fand man Flugschriften, die sämtlich aus Belgrad stammen. Einzelheiten über die Vorgänge werden geheim gehalten. Eerajewo. Ueber den Sicherheitsdienst in Serajewo wird von privater Seite gemeldet, daß die polizeilichen Maßnahmen sehr strenge ge handhabt wurden. Jeder nur Halbwegs Ver dächtige und jeder, der von auswärts kam, mußte sich durch besondere Legitimotionspapiere auS- weisen. Am Freitag wurden 37 verdächtige Per sonen in Haft gesetzt. Agram. Kurze Zeit nach dem Bekanntwerden )es Attentats fanden hier große Straßendemon- trationen gegen die Serben statt. Die Truppen mrchzogen, Verwünschungen gegen die Serben auSstoßend, die Straßen. Sie riefen im Takte: „Nieder mit den Meuchelmördern! Nieder mit den Serben!" Die Polizei mußte mit blanker Waffe einschreiten, um die Serben vor Mißhand lungen zu schützen. Wien. Alle Zeitungen, die aus Anlaß der Ermordung deS Thronfolgerpaares mit Trauer rand erschienen, bringen ihren Abscheu vor dem Verbrechen zum Ausdruck. ES wird besonder- schwer zum Vorwurf gemacht, daß der Komman deur von Serajewo nicht sofort nach dem ersten Bombenattentat die Straße hat absperren lasten, wodurch das Verbrechen am ehesten verhindert worden wäre. Wien. Besonderes Aufsehen erregt die Mittagsausgabe der „Wiener Zeitung", die in ihrem amtlichen Teile nur die Ermordung des Erzherzog-Thronfolgers und in ihrem nicht amtlichen Teile die Ermordung der Herzogin von Hohenberg meldet. Wien. (P r i v. - T e l.) Kaiser Franz Josef traf bereits 11 Uhr vormittags hier ein und begab sich sofort von da nach der Hof burg. Große Menschenmassen harrten seiner, uin dein schwergeprüften Monarchen in ehr furchtsvollem Schweigen zu huldigen. Den Monarchen erwartete der Minister des Aus wärtigen, Gras Berchtold, mit dem der Kaiser die erste Unterredung hatte. Von 11—12 Uhr fgnd ein gerneinsamer Ministerrat statt, zu dem auch! der ungarisch« Ministerpräsident Graf Tisza eiirgetroffen war. Wien. (P r i v. - T e l.) Bei seiner An kunft aus dem Bahnhof in Penzig wurde der Kaiser von dem nunmehrigen Thronfolger empfangen, der sehr erregt schien. Der Kaiser verließ allein den Wagen und trat auf den Erzherzog zu, der ihm die Hand küßte. Beiden traten vor Bewegung Tränen in die Augen. Sie wechselten einige Worte und begaben sich dann nach Schönbrunn. Wien. (Priv.-Tel.) Die Ueberfüy- rung der Leichen wird spätestens Donnerstag stattfinden. Die Aufbahrung des toten Thron folgers wird in der Hofburg erfolgen, wäh rend die Leiche seiner Gattin im Schlosse Bel vedere aufgebahrt wird. Wien. (P r i v. - T e l.) In Serajewo wird erzählt, daß Gabrinowitsch wiederholt äußerte, bei der Ankunft des Thronfolgers werde etwas geschehen. Weiter wird darauf hingewiesen, daß gestern der größte serbische Nationalfeiertag war, der sogenannte Befrei ungstag der Serben. Siel. (Priv.-Tel.) Die Abreise deS Kai- serS erfolgte heute früh kurz vor 9 Uhr. Das Publikum verhielt sich bei der Abfahrt schweigend. Die Marineoffiziere legen vorläufig auf unbe stimmte Zeit Trauer an. Alle Reiseplane des Kaisers, der Besuch der Leipziger Ausstellung und auch die Nordlandreise sind einstweilen aufgegeben worden. Pari-. In hiesigen politischen Kreisen werden allgemein infolge der Ermordung deS Erzherzog» Franz Ferdinand Befürchtungen über die Zu kunft in Oesterreich-Ungarn laut. Man be fürchtet, daß die Beziehungen Serbien» zu Oester reichs sich verschlechtern können und nimmt an, daß Serbien sich infolgedessen an Rußland an schließen werde, was zur Folge haben könnte, daß infolge dieser Wendung neue Unruhen aus brechen werden. Andererseits dürste sich das Verhältnis zwischen der Donaumonarchie und Italien, das wegen der Eifersucht um die Vor- Herrschaft in Albanien etwas kühler geworden ist, sich wieder herzlicher gestalten. Die heutigen Morgenblätter erörtern neben den Nachrufen, die dem ermordeten Erzherzog gewidmet werden, welchen Einfluß der Tod in der Donaumonarchie und in der politischen Konstellation ausüben wird. Nordhausen. (Priv.-Tel.) Der frühere Reichs- und Landtagsabgeordnete Geheimer Ju stizrat Julius Lerche ist, 79 Jahre alt, hier ge- storben. Er gehörte der fortschrittlichen Volks partei an. London. (Priv. - Tel.) Den Engländern ist angeboten worden, auf der Rückreise den Kanal zu benutzen. Für die Kreuzer nahm der englische Marinechef das Anerbieten an, für die Linienschiffe aber wurde es abgelehnt, da deren Durchfahrt besondere Maßnahmen erheischt und er keine Mühe machen wollte. Im Fundamt Zimmer 21 deS Natha»seS H»he»stet«-Gr»stthal sind folgende Gegenstände als gefunden abge geben worden: mehrere Portemonnaies mit Inhalt eine große Anzahl Schlüstel, 2 Brillen mit Etui,< 1 Stiellorgnon, W 1 goldener Anhängsel, I 1 Damenregenschirm, g 1 Umschlagetuch, 1 schwarzer Herrenregenschirm, 1 Spannkette, 1 goldener Herrenring, 1 Handtasche, 1 goldener Fingerring mir Gtein, 1 Stab Kanteisen, 1 Perlenhandtasche, 1 Paar Zügel, 1 schwarze Damenschllrze, 1 Nickelbrille, 1 goldene Brosche, 1 Taschentuch m. Geld (eingeknotet), 1 Kinderhemd, 1 blauer Kindersweater, 1 Handwagen, 1 goldene Brosche, 1 goldener Herrenring, 1 Herrenregenschirm, 1 schwarze Damenhandtasche, 2 Herren-Regenschirme, 1 eiserne Spannkette. Fundsachen sind unverzüglich im Rathause — Zimmer Nr. 21 — anzumelden. Fundamt Oberlungwitz. Gründen: Geldtäschchen mit Inhalt, Schlüstel, 1 Kinderboa, 2 Trauringe, 1 Regenschirm, 1 Taschenuhr, 1 Kette. Verloren: Geldtäschchen mit Inhalt, Im AutoomnibuS gefunden: 1 Damenregenschirm, 1 Damenhandtasche mit Inhalt, 1 Geldtäschchen mit größerem Betrag.
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