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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191407028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-02
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.07.1914
- Autor
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Thronfolger abgehalten. Präsident Dr. v. Ov- terer hielt an das Haus, daß sich einschließlich der Sozialdemokraten von den Sitzen erhoben hatte, eine längere ergreifende Ansprache, in der er sagte: „Der Abscheu der ganzen gebildeten Welt richtet sieh gegen die ungeheuerliche, zum Himmel schreiende Freveltat, die in der Ge schichte der Völker eine seltene Untat darstellt. Mit diesem Abscheu verbindet sich eine innige Anteilnahme an dem schweren Geschick, welche- daS österreichische Volk und sein Herrscherhaus betroffen hat." Der Präsident gedachte dann in seiner Rede des Kaisers Franz Joseph, der zum dritten Male in 25 Jahren Ange- hörige durch eine Freveltat verloren hat. Möge Oesterreich", so fuhr er fort, „vor wei teren schweren Stürmen bewahrt werden!" Im weiteren Verlaus der Rede wies der Präsident uns die tiefe Trauer des befreundeten und ver bündeten Deutschen Reiches und des bayrischen Volkes und seines Königs hin. Die Ansprache des Präsidenten machte aus den Landtag'einen tiefen Eindruck. vo» -e« Aerstörunge« i« Eerajewo entwerfen Wiener Blätter ein packendes Bild. Die Straßen sind buchstäblich mu Glasscherben bedeckt, stellenweise fußhoch. Viele Häuser sind nahezu zerstört, unheimlich ragen die nackten Mauern in die Luft. Ganze Warenlager liegen auf der Straße und die Waren verderben unter freiem Himmel. Einen schauerlichen Anblick bietet ein serbisches Sarggeschäft; die Särge liegen zerbrochen aus der Straße. Manchmal glaubt man, ein schweres Erdbeben habe ge wütet, wenn man die zerstörten Häuser sieht, in deren Innern sich vernichtete Warenvorräte, Möbel, Geschirr usw. zu hohen Haufen tür men. Auch Lebensmittel-Geschäfte wurden nicht geschont, es wurde alles verdorben. Wo nur das Schild eines serbischen Kaufmanns sich zeigte, riß die wütende Menge, die sich in einem Zustand der Raserei befand, das Pflaster auf und bombardierte mit den schweren Steinen das Haus. Die Polizei war macht los, das Militär nicht rechtzeitig zur Stelle. Liirmsze«»« i« kroatischen Landtag. Gestern begann in Agram um 11 Uhr vor mittags eine Trauersitzung des kroatischen Landtags. Die feierliche Sitzung begann mit ungeheuren Skandalszenen. Als die Sitzung eröffnet wurde, stellte sich ein serbischer Ab geordneter vor die Bänke der kroatischen Rechtspartei, die sofort mit Rufen begann: „Abzug Serben! Abzug Meuchelmörder!" Es entstand ein ungeheurer Lärm. Die Sitzung mußte unterbrochen werden. Nach deren Wie deraufnahme gab es weitere heftige Lärmszenen. Endlich gelang es dem Präsidenten, die Trauer rede zu halten und die Sitzung zu schließen. Atznische» «erhalte» »er Mörder. Wie aus Serajewo berichtet wird, verhalten sich die beiden Attentäter Princip und Cabri- novic andauernd außerordentlich zynisch und zeigen nichr die geringste Reue- sie scheinen sich vielmehr darüber zu freuen, daß ihre ruchlose Tat gürmgen ist. 'Auf die meisten Fragen ver weigern sie die Antwort, leugnen aber nicht, die Bomben aus Belgrad bekommen zu haben, wie sie sagen, von zwei Komitatschis. Ebenso gestehen sic nunmehv ein, in Verbindung mit einander gehandelt zu haben. Ihre Verabre dung sei dahin gegangen, daß, falls dem einen der Anschlag mißlänge, der andere das Werk fortzufetzen hätte. Tagesgeschichte. Lie nene sächsische Ttreilverordnnng. Die viel erörterte neue Stceikoerordnung der sächsischen Regierung, in der das Streikposten stehen unter gewissen Vorau-setzungen von dem Ermessen der Polizei abhängig gemacht wird, ist im „Sächsischen Gesetz- und Verordnungs-Blatt" erschienen und hat somit Gültigkeit. versaffnng-konflikt i» Meckleubnrg? Ein Berliner Abendblatt will aus sicherer Quelle erfahren haben, daß der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz einem Wunsche seines ver storbenen Vaters entsprechend den Ständen des Stargarder Kreises ihre Privilegien nur mit dem Kautel aufrechtzuerhalten beabsichtige, daß durch deren Erhaltung nicht das allgemeine Landes interesse verletzt würde. Die Handlungsweise des Großherzogs würde einen großen Teil der Stände veranlassen, dem Großherzog die übliche Huldigung zu verweigern. Es könnte dann leicht zu einem Konflikt zwischen dem Großherzog und den Ständen kommen. In diesem Falle würde die neue Verfassung dem Lande vom Großherzog oktroyiert werden. Der Wehrbeitrag »er Ausländer vor de» Haager Schiedsgericht? Die Antwort der russischen Regierung aus die Note Deutschlands in Sachen der Heranziehung russischer Staatsangehöriger zur Wehrsteucr wird in diesen Tagen dem Auswärtigen Amt überreicht werden. Rußland erklärt darin, es sei nicht nur bereit, sondern würde es auch gern sehen, den Streitfall dem Haager Schiedsgericht übergeben zu wissen, zumal es sich nach Ansicht der leiten den Petersburger Kreise um keine politische Frage, sondern lediglich um die Auslegung des deutsch ruffischen Handelsvertrages handelt. Die deutsche Regierung kann sich dieser Auffassung natürlich nicht anschließen, da es sich um eine klare und durchaus innere Angelegenheit des Reiches handelt. Ktr Vie Nvtzlandsahrt Poincaree», die der Präsident der Republik Frankreich in Begleitung der neuen Ministerpräsidenten Viviani zurücklegt, ist das Pogramm jetzt festgestellt. Beide Herren treten die Reise nach Kronstadt am 15. Juli von Cherbourg an Bord des Panzers „France" an, den der Panzer „Jean Bart" begleitet. In Kronstadt wird Präsident Poincaree unter Füh rung des Admirals Ruffin, der da- im Touloner Hafen zu Besuch weilende Geschwader befehligt, die beiden neuen russischen Dreadnoughts besich tigen. Am 20. gibt der Zar seinen französischen Gasten in Peterhof ein Galadiner. Der Text der bei dieser Gelegenheit auszutauschenden Trink sprüche wird noch im Laufe dieser Woche sestge- stellt werden. Rorditalienische Städte unter der roten Kahne. Wie aus Mailand gemeldet wird, sind nach dem Siege der Sozialdemokraten in den Mai länder Gemeinderatswahlen nunmehr auch die Stadtvertretungen größerer norditalienischerStädte, wie z. B. Novarra, Mantua und Bologna, in die Hände der revolutionären Sozialdemokratie übergegangen. Am Montag wurde unter un geheurem Jubel der Sozialdemokraten auf dem Rathaus von Bologna die rote Fahne gehißt. Schwere Kämpfe der Spamer i» Marokko. Aus Spanisch-Marokko in Madrid eingelau fene gerüchtweise Meldungen von neuen schweren Kämpfen haben eine lebhafte Beunruhigung hervorgerufen, zumal die spanischen Truppen eine schwere Niederlage erlitten haben sollen. Man spricht hier von 3- bis 400 Toten und Verwundeten auf spanischer Seite; unter den Toten soll sich ein Oberstleutnant befinden. Nähere Einzelheiten über dcu Kampf, der sich bei Federico abgespielt haben soll, und ebenso eine Bestätigung liegen bisher nicht vor, nur soviel ist bekannt, daß eine spanische Kolonne von Aufständischen überfallen wurde. — Der allgemeine spanische Arbeiterkongreß in Madrid hat am Dienstag einen 24stündigen General streik als Protest gegen dcu Marokkofeldzug beschlossen. Ein bestimmter Termin für den Generalstreik ist jedvch bisher nicht festgesetzt worden. Zanehmcnde Unsicherheit in Mexiko. Nach eincni Telegramm aus Mexiko hat der britische Gesandte allen britischen Untertanen geraten, das Land zeitweilig zu verlassen. Der Gesandte soll der Meinung Ausdruck gegeben haben, daß der Verkehr von Zügen bald wegen Mangels an Feuerungsmatcrial eingestellt wer den würde und daß eS dann schwer wäre, die Küste zu erreichen. LS, öffentliche Stadtverordnetensttznng zu Hohenstein-Ernstthal am 30. Juni 1914. Vorsitzender: Stadtverordneten - Vorsteher-.. Lobfe. Am Rotsti che sind erschienen: Bürgermei ster Dr. Patz, Stadträte Anger und Bohne und Ratsassessor Dr. Darschau. Vom Stadt- verordneienkollegium sind 22 Mitglieder an wesend; es fehlen die Stadtv. Bach, Gru.er und Stützner. Nach- Verlesung der Niederschrift nimmt man Kenntnis von der Verpflichtung des Ro dert Gustav Erich Baer als 2. Steucrkassen- Assistent und tritt sodann in die Tagesordnung ein. 1. Fluchtlmienverandernng. Es handelt sich uni eine tleine Verdrückung an der neuen Parallelstraße der Zeißigftra^e dezw. dev Ecke der König Albertstraße am Eckardtschen Neubau. Das Kollegium ist mit der Abänderung, die sich notwendig macht, ein- verstandeu. 2. OrtSgesetz zum Schutze SeS Alt»arkte». Der Kreishauptmannschaft gehen die erlas senen Bestimmungen noch nicht weit genug, sie hält cs für notwendig, daß im Interesse des Heimatschutzes das Schutzgebiet in der Um gebung der St. Ehristophorikirche noch 150 Meter weiter westlich ausgedehnt wird. Das Kollegium hat Einwendungen nicht zu machen. 3. Stromnetzerweiterung. Nach einer 'Niederschrift des städt. Leitungs monteurs Pippig macht sich die Erweiterung des elektrischen Netzes in der Goldbachstraße notwendig; u. a. soll das Gasthaus „zur Sonne" event. Anschluß erhalten, während in der Hauptsache die Schöndurgstraße Vorteil davon haben dürfte. — Stadtrat Anger be gründet die Notwendig eit der Erweiterung und gibt einige hierauf Bezug habende Erläuterun gen. Nachdem auch Stadtv. Wächter sich dafür verwendet, werden die Kosten, für die das Elektrizitätswerk 475 Mk. in Ansas brachte, mit 126,44 Mk. bewilligt. 4. Anstellung eines BetriedSnsststenten für die Gasanstalt. Einstweilen soll für die Dauer der Bau periode eine technische Hilfskraft eingestellt wer den, über deren ständige Beibehaltung inan sich später schlüssig machen will. Das Kolle gium genehmigt die 'Ausschreibung der Stelle. 5. Beleuchtung »er HSttengruadstratze während der Nacht. Polizei-Oberwachtmeister Noack bezeichnet die jetzige Beleuchtung der Straße als unzuläng lich, über die wiederholt berechtigte Klagen laut wurden. Das Kollegium schloß sich der Rats- Vorlage an, wonach in Zukunft die Laternen 3 und 5 als Nachtlampen zu gelten haben. 6. Bestimmavgeu über die Beseitigung von Tierreichen und tierischen Abfällen. Der Rat hat hierzu eine Ordnung ausge- arbeitet, die den Vorschriften der Oberbehörde entspricht. Mit der Fleischzersetzungsanftalt von Mar Ernst Vogt in Zwickau-Pölbitz soll ein Vertrag- abgeschlossen werden, wonach die Ab fälle rc. aus Ansuchen innerhalb 48 Stunden abgeholt werden müssen, kleinere Tierleichen je doch in einem verschlußsicheren Sammelkasten bis zur Abholung aufbewahrt werden sollen. Die Großschlächtereieu haben besondere Beaw standungskästen zu führen, womit das Kolle gium einverstanden ist. 7. Giako»»e»fte»er»rd««i,. In der letzte,i Stadtverordnetensitzung war beschlossen worden, daß die unteren Steuer klassen bis zu 600 Mark unter gewissen Vor aussetzungen von den Gemeindeanlagen befrei: sein sollen. Der Rat hat dem mit der Ein- schränkung zutzestimmt, daß eine solche Befrei ung nur aus besonderen Antrag hin eintri t, da das Heraussuchen zu viel Arbeit machen werde. Befreit sMen nach dem Ratzbeschluß werden: wer einen selbständigen Haushalt führt, wer ein oder mehrere Kinder zu unterhal ten hat und dessen Einkommen 600 Mk. (Ka- püal- bezw. Grundbesitz-Einkommen dürfen hier bei nicht in Frage kommen) nicht übersteigt- — Der Bürgermeister erläuterte den Ratsbeschluß, da die praktische Durchführung in dev vom Kollegium beschlossenen Form zu umständlich sei. Die betr. Bestimmungen sol len den Steuerzetteln ausgedruckt werden-, sodaß es jeder in Frage Kommende in. der Hand lat, sich den Vorteil dieser Bestimmung zu sichern. — Stadtv. Held betont, daß, soweit ihm erinnerlich sei, der Beschluß des Kolle giums anders gelautet Hale. Nicht nur Per sonen, die 1 dder mehr Kinder zu unterhal en, sondern überhaupt solche Steuerzahler, die Un- tevhaktungspflichtige zu ernähren haben, wie Mutter, Vater, Schwester rc. seien gemeint ge wesen. — Der B ü r g e r m e i st e r erklärt, daß nach der Niederschrift nur von Kindern gesprochen werde, auch durch Umfrage bei ver schiedenen Mitgliedern des Kollegiums sei ihm eine andere Auskunft nicht geworden. — Die Stadtv. Layritz, Kreisel, Grieß' b a ch usiv. bestätigen dagegen, daß alle Steuer zahler mit unterl,altungspflichtigen Perso - n e i, gemeint seien, worauf Bürgermeister Dr. Patz erklärt, daß dann eine entsprechende Aenderung im Sinne des Kollegiums sicherlich auch vom Rat beschlossen werdeir dürfte. 8. Kirche«- and Schulsteaer-Ordnung. Bekanntlich war hierzu in voriger Sitzung ein Gesuch verschiedener Vereine hinsichtlich der Beibehaltung des sogen. Beamtensünftels ein» gegangen.. Hierzu ist nunmehr ein erneuter Aoäuderungsantrag eingegangen, in dem die hiesigen Ortsgruppen der Fesloesoldeten, der linieren Post- und Telegraphenbeamten, der Staatseisenbahnbeawten, der Gemeindebeamten und des Vereins Deutscher Handlungsgehilfen darum litten, daß wenigstens denjenigen Be amten, die bereits vor 1908 das abzugsfahige Beaunenfünftel besaßen, und nicht mehr wie 2800 Mk. verdienen, auch in Zukunft berech ligt sein sollen, das Fünftel bei Schul- und Kirchenanlagen zu kürzen, alle übrigen Beam ten dagegen nicht. — Der L-chulausschuß hat beschlossen, den Beamten, die es bereits vor 1908 besaßen, das Fünftel zu belassen, sofern i:r Einkommen nicht höher wie 2500 Mk. ist. Ein Antrag, diesen Beamten nicht ein Fünftel, aber allen Beamten gleichinäßig ein Zehntel nachzulassen, wurde vom Ausschuß aogelehnt. Aus Wunsch des Stadtv. Kretzschmar ver liest der Vorsteher den RatS.'eschluß, der sich mit ersterem Vorschläge des Schulausschuf >es deckt. — Stadtv. Eichler erklärt, daß die Stellung seiner Freunde noch die gleiche sei wie in der Vorwoche. Ein großer Teil der Einwohnerschaft werde mit der Aenderung nicht einverstanden sein, weshalb er bitte, es bei dem Beschluß der Vorwoche zu belassen. Wolle man den Beainlen mit 2500 Mk. das Fünftel nachlassen, so sei es nicht mehr wie recht und billig, dann auch den Arbeitern mit unter 2500 Mk. Einkommen ein Fünftel nach- zulassen. Gleiches Recht und nicht Privilegie rung sei in solchen Lagen angebracht. — Stgdtv. Layrig betont, in der letzten Sitzung dagegen gewesen zu sein, in der neuen Form trete er jedoch für die Forderung, die den un teren Beamten zugute komme, ein. Die Eich- lerschen Ausführungen hörten sich ganz an nehmbar an, doch dürfe nicht vergessen wer den, daß die Beamten gegenüber den Arbeitern einen größeren- Aufwand an Kleidung, Woh nung und Rcpräsen'ation hätten, kurzum ganz andere Ausgaben wie der Arbeiter, dec einfach und schlicht zur Arbeit gehe. Deshalb- sei es nicht me r wie recht und billig, den unteren Beamten dieses Entgegenkommen zu belassen. — Vorsteher Lohse erklärt, im Schulaus schuß dafür eingetreten zu sein, da die Privat- und sonstigen Unterbeamten bei der forlschrsi- ienden Lohnaufbesserung, wie sie anderen Be rufen zuteil wurde, unberücksichtigt blieben; so gut wie man die unteren Steuerklassen unter gewissen- Voraussetzungen befreit habe, könne man auch bei deu Beamten der vorgeschlagenen Aenderung zuftimmeu. Er sei für humane Handhabung. — Der Bürgermeister gibt die einschlägigen Gesetzesbestimmungen be kannt, während die sonstige Debatte einen ähn lichen Verlauf nimmt wie in der Vorwoche. — Stadtv. Eichler tritt den Layritzschen Aus führungen entgegen;, auch der Arbeiter müsse heute besser gekleidet gehen wie früher. Die vorgefchlagene Regelung sei eine Ungerechtigkeit gegenüber der Mehrzahl der Beamten, die nicht in Frage komme, dann aber auch gegenüber der gesamten arbeitenden Bevölkerung. — Der Vorsteher hält dem entgegen, daß die jungen Beamten die Vergünstigung ja garnicht gewöhnt seien, bei ihnen mache sich die Steuer zahlung nicht so bemerkbar wie bei den alten, die bisher abziehen konnten, also mit einer ständigen Einrichtung rechneten. — Stadtv- K retz sch-m a r tritt nochmals warm für die kleinen Beamten ein, denen man damit etwas nehmen wolle, was sie bisher besaßen- — Stadtv- Ebersbach hält eigentlich die Ab- zugsssähigkeft des BeamtensünftelÄ*ML über flüssig, denn sie entstamme aus ein?r Zeit, in der man annahm, daß nur derF der Beamter ist, sein Einkommen richtig übersteuere. Inzwi schen habe die Firma Zeiß der Steuerbehörde soviele gute Gläser geliefert, daß derartige Be fürchtungen nicht mehr zutreffend seien; jeden falls passe die Einrichtung nicht mehr in die heutige Zeit. Schön sei es auf der anderen Seite ja auch nicht, wenn man was genommen bekomme, was man' jahrelang! besessen habe, aber vom Standpunkt der Gerechtigkeit hätte er es lieber gesehen, wenn man seinen Vorschlag, allen Beamten ein Zehntel des Einkommens als abzugsfähig gewähren würde. ..Später müsse man dock)' wohl darauf zukommen, gleichberech tigte Steuerzahler aus den Beamten zu machen-. Der Standpunkt der Regierung., wer es hat, solle es behalten, sei unlogisch in Anbetracht der jüngeren Beamten- Wenn aber der weni gen Pfennige wegen die trüben Zeiten, die bei der Beamtenbesoldungsvorlage heraufzogen, wieder eintreten würden, so müsse er das als sehr traurig bezeichnen. Diesen Erwägungen heraus sei auch sein Ausgleichsvorschlag ent) sprangen. — Vorsteher Lohse weist auf einen Widerspruch in den Ausführungen des Vorred ners hin. Da die oberen Beamten ausscheiden, könne man recht gut der Vorlage zustimmen. — Stadtv. Eichler führt aus, daßVdie bis herigen Ausführungen ihn nicht ' überzeugen konnten' (Zuruf Stadtv. Kretzschmar?" Das wird niis auch nicht gelingen), besser sei es, einen Zahn auf einmal zu ziehen, als allmählich und stückweise. — Stadtv. Nobis trift namens der Privatceamten für die Forderung ein, die infolge höherer Abgaben zur Privatangestellten- Versicherung schon hinreichend belastet seien. Die weitere Debatte, an der sich die Stadtv. Ebers bach, Eichler, Lohse, Kretzsch - m a r und Terl beteiligen, fördert Wesent liches nicht mehr zutage. Die Vorlage wird sodann gegen die 7 anwesenden sozigldemokra- tischeü Vertreter (Stadtv. G r i e ß'b a ch l at schock einige Zeit vorher den Sitzungssaal ver lassen) angenommen. Auch die K i r ch envo r st änd e sind mit dem 'Abzug des Beamtenfünftels in der vor geschlagenen Weise einverstanden. Hinsichtlich der Grundsteuer wird hierbei folgende Fassung empfohlen: Tie Grundsteuer wird durch Zu schläge zu der Staatsgrundsteuer erhoben, die vorläufig 2 Pfg. für die Einheit, mindestens aber 7^ Prozent der. Gesamtabgaben für die Gemeinde betragen. ,,,Nach den Worten des B ürge r m e i st e r s ist die Matsrie beson ders schwierig, da man es für/sehr empfeh lenswert hält daß beide Gemeinden eine gleich mäßige Grundsteuer erheben. Ehristophori hat 2 Pfg. für die Einheit beschlossen, was bei ! 74 122 .Einheiten 3482,44 Mk. ergeben würde, sich sicherlich aber noch etwas erhöhen wird; dort kommen hierdurch nicht ganA 85 Prozent als Einkommensteuer zur Erhebung- Trinitatis hat einen ähnlichen Gesamtbedarfl(13 000 Mk.), würde aber bei 2 Pfg. für die Einheit nur 1344,16 Mk. einnehmen, sodaß nahezu 400 Mk. ungedeckt bleiben. Trinitatis komme also mit 2 Pfg. für die Einheit nicht aus, während Ehristophori sich damit schon reichlich decke. Richtig sei die gleichmäßige Erhebung, um ungleichmäßiger Behandlung des Grundbesitzes in einer Stadc vorzubeugen. Der in Aussicht genommene Zuschuß der bürgerlichen Gemeinde zu den Neustädter Kirchensteuern solle deshalb in erster Linie bei der Grundsteuer Verrechnung finden, obgleich cs ja sicher sei, daß man mit 500 Mk. nicht auskomme, vielleicht 1500 oder 2000 Mk. bewilligen müsse. Dadurch werde Trinitatis in dis Lage versetzt, auch weniger wie 85 Prozent durch Einkommensteuern zu erheben. Die ausgleichende Mrkung des Zu schusses komme dem Grundbesitz in der Neu» stadr, der schlechter dastche wie in der Altstadt, zugute. — Mair erklärt sich hiermit einverstan den, ebenso mil der Abzugsfähigkeit des Beamtenfünftels wie bei der «chulsteuer. 9. Richtigsprechunz einer Rechnung. Die vom Stadtv. Terpe nachgeprüftc Rech nung der Fach- und Fortbildungsschule für 1912 wird richtiggesprochen. 10. Mmeralbadbesichtigang. Die in Aussicht genommene Besichtigung soll, wie auf Anfrage des Stadtv. Kretzschmar milgeteilt wurde, am 7. Juli nachmittags 6 Uhr erfolgen. Damit ist die Tagesordnung erschöpft und 'chließt die Sitzung. Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Monat Juni 1914. 1500 Einzahlungen in Höhe von 195130 <-6k 50 H 747 Rückzahlungen in Höhe von 1'92536 „ 30 „ Mehr-Einzahlungen 2 594 DaS Einlagen-Guthaben betrug Ende 1913 11073134 93 H Mehr-Einzahlungen Januar bis Mai 240690 87 H Einlagen-GuthabenEndeJuni 11316420 jZ, Der Gesamt-Umsatz betrug , 451511 85 H Eröffnet wurden 111 und erloschen sind 89 Konten. Der Reservefonds beträgt >, 612011 ^72^ Einlagen-Zinsfuß 3^ Sperrungen gegen Kontrollmarken. Gemeinde-Giro-Berkehr. ,7 Ausleihungen gegen Hypothek und, Lombard. Abholung von Spareinlagen. Geschäftszeit: vorm.8—12 u. nachm. 2—5 Uhr, vor Sonn- und Festtagen ununterbrochen von -v , 8—2 Uhr. Geschäftszimmer: im Stadthause am Neumarkt.
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