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ÜMM M PhkMll «IßftM Mkl,kl «O-etlr!! «r. 140. Sonnabend, den SO. Juni 1014 41. Jah»sa» g Menschen und Geld. Nicht allein in Frankreich macht sich fiir die militärischen Rüstungspläne der Zukunft Man gel an Menschenmaterial bemerkbar, auch aus der Bvlkanhalbinsel haben die beiden Kriege von 1912 und 1913 Verluste gebracht, die an sich bedauerlich, aber doch heute eine große Hilfe sind, die Sucht nach neuen Feldzugen nicht gar zu sehr anwachsen zu lassen. Die Griechen, die verhältnismäßig am wenigsten Soldaten eingebüßt haben, sind heute darin am lautesten, dürften sich indessen schließlich noch besinnen, obwohl die Mehrzahl' von ihnen da mit rechnet, den König Konstantin als griechi schen Kaiser einmal in die heutige Sultans Residenz Konstantinopel einziehen zu sehen. Dagegen sind Türken und Bulgaren, nament lich die letzteren, außerordentlich mitgenommen, und sie werden bei möglichen Konflikten diese ^abache sehr beachten müssen. Rußland, Oester reich-Ungarn und Italien haben noch Menschen genug, hingegen läßt in England der Erfolg der Werbungen zu wünschen übrig. Das Deut sche Reich hat nach Verwirklichung der letzten Militärvorlage noch 40 000 dienstfähige junge Leute uneingestellt gelassen. Diese Zahl wird sich auch kaum sehr ändern, denn der Gesamt rückgang der Geburten ist nicht so groß, wie man hat befürchten wollen. Französische Politiker haben schon ausge sprochen, wenn die Republik mit ihren, Men schenmaterial zu Ende sei, dann sei es am besten, an die letzten Konsequenzen zu denken. Es ist indessen nicht erforderlich, diese und ähw liche Aussprüche tragisch zu nehmen; denn, wenn sich auch kein Franzose prinzipiell für einen ewigen Rcvancheverzicht gegenüber Deutsch land aussprechen wird, der sofortige Kriegs entschlaf; ist in- der heutigen Zeil des raffinier testen Lebensgenusses nicht so leicht. Es ist also nutzlos, sich solchen Ausblicken für die Zukunft hinzugebeil, uns kann gellügen, daß wir stark genug sind, wenn Ernstes kommen sollte. Bcschwcrlick-er wie die Menschenknappheit scheint die Geldlage für die militärischen Auf wendungen zu werden. Bei uns sind die Ko sten durch den Wehrbeitrag und die sonstigen Abgaben gedeckt, aber daß kein Geldübersluß herrscht, beweist doch die andauernde Geschästs-- unlust an den Börsen. Dort, wo sich die klar sten Spuren von einein Umschwung in der si- nauziellen Depression zeigen müßten, will es nicht anders werden. Für neue Anleihen wer den die Zinsen gesteigert, die Kurse herabgesetzt, aber von glatten Zeichnungen ist ost keine Rede. Das sind Verhältnisse, die im heutigen Zcitenlauf liegen und die viel zu lange schon bestehen, als daß man eine Besserung in ab sehbarer kurzer Zeit erwarten könnte. Frank reich, das sich früher selbst reich nannte, gab bisher nur dreiprozentige Staatspapiere aus. Es wird demnächst vier Prozent Zinsen ein- führen, um Geld zu schaffen. Aus dem Auslande kommen Anleihewünsche nach den, deutschen und frcmzösischen Geld markt. In Paris sagte man schon längst „Für nichts ist nichts", und l)at heute die Bedingun gen fiir Darlehen noch verschärft. Auch in Deutschland hat man erkannt, daß jetzt, wo der launische Geldbedarf kaum gedeckt werden kann, die Kulanz gegenüber fremden Geldsuchern ein begrenztes Ziel haben muß. Unbedingt erfor derlich sind feste Garantien für die Sicherheit der Ailleihen, und die deutschen Finanzinstitute haben daher erst neulich die Verhandlungen iibcr eine bulgarische Anleihe in Deutschland vertagt, bis die Regierung in Sofia sich zur Beschaffung dieser Garantie bereit erklärt habe. Das muß für alle Geldgeschäfte in der heuti gen unsicheren Zeit gelten, denn wenn ein mit Schulden- reich versehener Staar in einem neuen Kriege unterliegt, dann ist er auch kaput und die Gläubiger können nachpfeifen, wenn sic nicht vorher sich gesichert haben. Zm SlW-Mlf-Rste in Meerane vom 21.—23. Juni. Der Leipziger Hauptverein der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung wird vom 21. bis 23. Juni sein 25. Jahresfest in Meerane feiern. Sendboten aus unsrem Sachsenlande, aber auch aus Ländern, in denen unsre evange lischen Glaubensgenossen zerstreut unter An dersgläubigen (in der Diaspora) leben, aus Bayern, Ost- und Westpreußen, dem Elsaß, Galizien, Böhmen, Ungarn und den öster reichischen Alpenländern werden sich in Mee rane zu ernster Beratung zusammenfinden. Nicht viele unter uns werden bis jetzt mit dein Gustav-Adolf-Verein, wie er gewöhnlich genannt wird, in Berührung gekommen sein und mancher wird fragen: Was ist dieser Ver ein, welches sind seine Ziele? Der Gustav- Adolf-Verein wurde 1832 am Sch-wedenstein bei Lützen gegründet. Er ist der Erbe und Träger des geistigen Vermächtnisses, das der große Schwedenkönig hinterließ, ein lebendiges Denkmal für den gefürchteten und auch so heiß geliebten Löwen aus dem Norden, der sein Leben für die Freiheit des evangelischen Glau bens einsetzte und verlor. In einer groß artigen, über die ganze Welt verbreiteten Or ganisation will der Gustav-Adolf-Verein be drängten evangelischen Glaubensgenossen, die unter Andersgläubigen wohnen, Hilfe bringen. Er ist für Tausende evangelischer Gemeinden, die aus eigener Kraft die Veranstaltungen zu einem geordneten kirchlichen Gemeinschaftsleben nicht treffen konnten, der Helfer, oft die ein zige Zuflucht gewesen und will es auch sein Die Zentralverwaltung des Vereins befindet sich in Leipzig. Jeder der 45 Hauptvereine, darunter die beiden sächsischen in Leipzig und Dresden, hat eine bestimmte Zahl hilfsbedürf tiger Gemeinden unter seine besondere Obhut genommen und sorgt für sie, bis er sie aus seiner- Fürsorge entlassen kann. Die Jah-res- einkünfte des Gesamtvereins belaufen sich auf ca. 2 Millionen Mark; seit seinem Bestehen HM er weit über 50 Millionen Mark an Un terstützungen gewährt. Das sind gewiß Riesen- summev. und doch teilen sie sich, wenn die Tausende von bittenden und vorgeschlagenen Gemeinden berücksichtigt werden sollen, in so viele kleine Teile, daß bei weitem nicht gründc lich geholfen werden kann. Da sind immer von neuem Kirchen, Kapellen und Betsäle zu er bauen, damit Gottes Wort an würdiger Stelle verkündet werde, da sind evangelische Schulen zu errichten und zu unterhalten, Geistliche und Lehrer anzustellen, Reiseprediger auszurüsten, auf deren Erscheinen die oft über Meilen ver streuten Gemeindeglieder mit Sehnsucht harren Das sind gewaltige und sich nie erschöpfende Aufgaben, und sie gewinnen für uns um so höhere Bedeutung, als alle die geleistete Arbeit zugleich eine Arbeit für das Deutschtum im Auslande bedeutet. Nicht daß der Gustav- Adolf-Vercin seine Mittel für die evangelischen Stammes- und Glaubensbrüder im Auslande allein verwendet, er sorgt auch im eigenen Lande, aber doch bleibt die kirchliche Versor gung der im Auslande lebenden Stammes und Glaubens-Verwandten eine seiner vornehm sten Pflichten. Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber au des Glaubens Genossen! Meine Chronik. * Nm ein Haar ein schwere- LchiffS-UnzlSck. Der Zusammenstoß des Lloyddampfers „Kaiser Wilhelm II." mit dem englischen Getreide-Dampfer „Jncemore" während dicken Nebels im Kanal hätte ein schweres Unglück werden können, die deutsche Schiffsbarttechnik hat bei diesem Zusam menrennen jedoch einen glänzenden Triumph ge feiert. Sofort nach dem Zusammenstoß schlossen sich die Schotten, und das recht bedeutende Leck, das der Dampfer erlitt, füllte nur einen Raum des Dampfers mit Wasser. Kaum, daß der Dampfer sich ein wenig zur Seite neigte! An Bord brach denn auch keine Panik aus, und der Dampfer konnte mit eigener Kraft den nächsten Hafen anlaufen. Von dem Kapitän des eng lischen Dampfers wird gegen die Führung des „Kaiser Wilhelm II." der schwere Vorwurf er hoben, der Dampfer sei trotz des Nebels mit Volldampf gefahren. * Bom Blitz erschlagen. In Bensberg bei Koblenz wurde eine Mutter mit ihren beiden Kindern auf freiem Felde von einem Gewitter überrascht. Die Frau und der 10jährige Knabe wurden durch einen Blitzschlag getötet, der Ojäh- rige Knabe erlitt nur leichte Verletzungen. — In dem oberpfälzischen Orte Tanzfleck schlug der Blitz in das Haus des Tagelöhners Rippel. Von den drei im Wohnzimmer anwesenden Kindern wurde ein 8jähriger Knabe sofort ge tötet, die zwei anderen, im Alter von 2 und 5 Jahren, erlitten schwere Brandwunden. — In Neubrunn (Schlesien) wurde die Frau eines Be sitzers, die ihr sechswöchiges Kind im Arme trug, vom Blitz erschlagen, während das Kind unver letzt blieb. — In Glambeck bei Neuwedell wurde der 9jährige Sohn des Gemeindevorstehers Riek vom Blitz erschlagen. — In Schwetzingen schlug der Blitz in eine eiserne Schiene. Ein Maurer, der auf der Schiene gestanden hatte, wurde so fort getötet. Als man die Leiche aufhob, sah man, daß der Blitz die Stiefel in kleine Fetzen zerrissen hatte. — In Botenheim bei Heilbronn, wo ein furchtbarer Wolkenbruch niederging, wurde eine Frau im Keller von dem Wasser überrascht, sie konnte sich nicht mehr in Sicher heit bringen und ertrank. * Schwere- vrandtmglück i« Siel. In Kiel brach im Keller eines Wohnhauses Feuer aus, das sich schnell bis ins Dach verbreitete. Die Feuerwehr fand drei Leichen und rettete 14 Personen über Leitern. Als die Feuerwehrleute in dem brennenden Treppenhause vordrangen, fanden sie unten einen verbrannten Mann. Wie sich später herausstellte, war es der Schmied Eilert, der in der zweiten Etage wohnte. Er hatte das Feuer zuerst bemerkt und die Bewoh ner der unteren Stockwerke geweckt. Als er sich selbst retten wollte, kam er in den Flammen um. Auf dem Dachboden wurden in einer Kammer ohne Fenster zwei vollständig verkohlte Leichen gefunden. Von den Feuerwehrleuten wurde Wachtmeister Eggers bei den NettunqS- arbeiten ziemlich schwer verletzt, zwei Mann sind leicht an Rauchvergiftung erkrankt. * Ler Slberfel-er Mordprozetz. Aus den teils wirren, teils hinterhältig abgegebenen Er klärungen der beiden Angeklagten im Elberfelder Mordprozeß, der 21jährigen Brunhilde Wilden, die ihreir Verlobten, den Assessor Nettelbeck, er schoß, und des ArzteS Dr. Nolten, ergibt sich nur, daß aus dem jeder moralischen Hemmung baren Verhalten der Angeklagten ein Konflikt zwischen den beiden Männern entstand, in dem sich Dr. Nolten weniger von rechtlichen Motiven als von den weichen Händchen der jungen Dame leiten ließ. Das Mädchen betont, sie habe Nettelbeck erschossen, weil er ihr die Mädchenehre geraubt und sich geweigert habe, sie zu heiraten. Im übrigen entschuldigt sie die Tat damit, daß sie halb von Sinnen gewesen sei, deshalb könne sie sich auch nicht aller Einzelheiten entsinnen. Eine Reihe von Zeugen, Aerzte in Ewerscld, sagten auS, daß Dr. Nolten ein einwandfreier, korrekter Mann war. Seit seiner Verlobung sei Das Haus am Nixensee. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. 7 Fortsetzung (Nachdruck verboten). „Grete!" rief sie ängstlich besorgt, „was ist Dir? Weinst Du?" Als sie keine Antwort erhielt, stand sic ge räuschlos auf, schlich barfuß an das Bett der Schwester und beugte sich über sie. Grete hatte das Gesicht der Wand zuge'ehrt und schien zu schlakeu. Beruhigt suchte Liese wieder ihr La aer auf. „Ich muß mich getäuscht haben," murmelte sic und schlief fest ein-. Karl Gronau war an diesem Abend mit finster gerunzelter Stirn nach .Hause gekom men-. Seine Muster, eine stattliche Dame, schalste forschend in sein gerötetes Gesicht. „Hast Du- Aerger gehabt?" fragte sic be unruhigt. Er fuhr sich- durch sein dichtes Haar und entgegnete unwirsch: „Es ist rein zum Verrückt werden mit diesem Mädchen! Immer blaß, immer leidend, stets schonungsbedürftig. Herr- got., ist das ein Kreuz! Diese ewigen Lcnnen- tarionen wachsen mir bald zum Halse hinaus, ich- kann sic fast nicht mehr mit anhören. Näch stens reißt mir die Geduld!" »Ich habe Deine Geduld schon längst be wundert," gab die Mutter rasch- zurück; „ein anderer an Deiner Stelle hätte wirklich schon ein Ende gemacht." Karl Gronau- fuhr heftig empor. „Das sagst Du, Mutter? Du? Bedenke doch, Grete Sommer hat «nein Wort! Ich leugne ja nicht, daß mir diese fortwährenden Klagen unausstehlich werden, aber vor einem völligen Bruch scheute ich bisher dennoch zu rück. eMan kommt dadurch leicht in ein-schiefes Licht, wenn man sein Wort bricht. Der Vater, wenn er noch lebte, würde eine solche Hand lungsweise gewiß mißbilligen." Frau Anna Gronau- nagte nervös an der Ilm crlippe, dann entgegnete sie herb: „Auch Dein Vater würde bei all seinem Gerechtig keitsgesjühl die Gründe gelten lassen, die hier in Betracht kommen. Was nur das Verlö-- nis mit diesem Mädchen schon für schlaflose Nächt: bereitet hat, will ich hier nicht weiter erörtern: das Glück meines einzigen Sohnes liegt mir mehr am Herzen, als alles andere. Aber ein Glück wirst Dn an der Seite dieses Mädchens niemals finden." Er zuckte die Achseln. „Was soll ich denn für einen Grund an- gcbcu, Mutter, wenn es zum Bruch zwischen uns kommt? Man kann meiner Braut nicht das geringste vorwerfen, ihr Ruf ist tadellos." „Gewiß, dagegen ist n chts zu sagen, mein Sobu, aber daß Margaret: stets krän'lich ist, daß sic cs schon war, ehe Tu Dich mir ihr verlostest, das verschwieg man Dir wohlweis lich. Deshalb brauchst Du auch Dein ge gebenes Wort nickst zu halten. Meiner Ansicht nach ich es das Beste, Du machst so bald als möglich ein Ende." Die stolze, hochmütige Frau, die erst »ach langem Bitten und sehr widerwillig ihr Ein verständnis zu- dieser Verlobung gegeben hatte, atmete erleichtert auf nach den letzten Worten. Sic hatte sich schon seit Wochen vorgenommen-, einmal ernstlich mit ihrem Sohn über die Sache zu sprechen, aber es fand sich keine paß sende Gelegenheit, auch fürchtete sie, bei Karl auf energischen Widerstand zu stoßen, so schob sic die Unterredung immer wieder hinaus. Nun er selbst von der Sache zu sprechen an sing-, ging sie mistig auf ihr Ziel los. Er saß, den Kopf in die Hand gestützt, am Tische und schaute gedankenvoll vor sich bin. Die Mnttcr, die ihr Spiel schon halb gewonnen zu haben glaubte, fuhr in übeneu- gcn-dem, eindringlichem Tone fort: „Mein lieber Karl, daß ich nur Dein Bestes will, davon wirst Du überzeugt sein, bedenke doch, was es heißt, eine Frau zu haben, die immer klagt, die nie gesund sein wird? Dein Le en wird eine fortgesetzte Oual sein." .Karl Gronau stand auf und lief erregt im Zimmer umher. „Wer sagt Dir denn, daß Margarete nicht gesund werden wird?" „Der Arzt, mein Sohn. Ich hatte mit Dr. Fischer, der sie schon als Kind behandelte, eine längere Unterredung, und da erfuhr ich, daß Grete herzleidend ist. Sie kann ja zwar lange leben dabei, aber sic wird immer schonungsbe dürftig sein. Dazu ist sic blutarm, l-Icichsüch- tig, schlecht genährt, — was weiß ich, was mir der Doktor alles erzählte." „Du sagtest ihm wohl, oder ließest es wenigstens durchblickcu, daß es Dein Wunsch wäre, diese Verlobung aufgehoben zu sehen?" „Ja, ich verhehlte cs ibm nicht und habe auch keine Veranlassung, cs Dir gegenüber zn leugnen. Dr. Fischer ist ein guter Bekannter von mir und seine Frau-, — Du weißt ja, — zählt zu den eifrigsten Mitgliedern unseres Wohltätig eitsvereins." „Und besitzt nebenbei drei heiratsfähige Töchter, von denen eine häßlicher ist, als die andere; sic würde mir aber jede mit Wonne zur Frau geben, wenn ich sie wollte," spot tete Karl. „Es ist eine hochangesehene Familie, was man von derjenigen Deiner Braut nicht gerade behaupten kann. Dr. Fischer sagte mir erst kürzlich, er hätte es nie begreifen können, daß ich meine Einwilligung zu dieser Vcrlo-oung gab. Die ganze Stadt teilte damals sein Er- swunen und jeder Mensch würde es begreiflich finden, wenn Du-diesen gewiß übereilten Schritt wieder rückgängig machtest." „Dieser Herr Dr. Fischer scheint ja über aus besorgt um mich zu sein." „Di: ganze Familie nimmt überaus Herz lichen Anteil an Dir," entgegnete Frau Gro nau ruhig. „Ja, ja, das glaube ich gern," lachte Karl gezwungen aus, „sie wittern in mir einen- Hei- ratskandidatcn nach ihrem Geschmack. Aber sie tollen sich keine nnuützen Hoffnungen machen, noch sind nur nicht soweit! Ich wählte Grete aus freien Stücken und bin doch kein- Hampel mann-, ich kann nicht heute so, morgen so sa gen, Grete liebt mich, sie vertraut mir unbe dingt, >vie soll ich denn da los kommen?" „Der Gedanke, Dich von ihr trennen zu sollen, ist Dir noch zu- neu, zu ungewohnt," warf die Mutter mit einem raschen, verstohle nen Scitcustick auf Karl ein. „Aber bei sorg fältiger Ne-berlegung wirst Du mir recht geben müssen, wenn ich behaupte, daß Du- an der Seite dieses Mädchens unglücklich wirst. Tu würdest noch öfter gezwungen sein, die Angcn niederzuschlagen, und in der besseren Gesell- scha't wirst Du unmöglich verkehren können. Denn ei» solcher Schwiegervater wird mit der Zeit sehr unbequem." „Ich litte Dich, Mutter, darau ist Grete doch unschuldig," brauste Karl gereizt auf. „Gewiß, aber er ist ihr Vater, und wird, wie mir Dr. Fischer schon öfter versicherte, einst am Säuferwahnsinn zugrunde gehen." „Schon- wieder dieser Doktor! Hat er denn gar nichts anderes zu tun, als über mich und meine Braut zu sprechen?" „Nun, daß Gretes Vater ein Trin'cr und Spieler ist, weiß die ganze Stadt," warf Pic Mnttcr ein. Sic hielt hartnäckig an dem ein mal gefaßten Thema fest, denn sie hoffte zu »ersichtlich, den Sohn d-och noch überzeugen zn können-. Nach einer kleinen Pause begann sic desialb von neuem: „Bedenke doch, Karl, Dein Beruf als vielgesu-chter Architekt führt Dich mit der besten Gesellschaft zusammen. Du hast Dir schon einen gewissen Ruf errungen durch Deine Arresten-. Glaubst Du, daß es Dir nicht Scha den bringt, mir einem solchen Menschen, wie dieser Sommer es ist, in so nahe, verwandt- swaftliche Beziehungen zu treten? Man wird sich von Dir zurückziehen, und zu spät wirst Tu bereuen, meinen wohlgemeinten Rat nicht bc'olg-t zu haben." Karl Gronau fuhr sich durch sein dichtes Haar. „Herrgott, Mutter, das alles habe ich mir selb st schon gesagt, aber nun kommt cs doch zu spät. Es hätte vorher überlegt werden müssen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich cs ansangen- sollte, vor Grete hinzutrcten, und ihr zu sagen: Es ist alles aus, die Verlobung ist gelöst, ich kann Dich nicht heiraten! Sie würde das gar nicht begreifen können, sic würde wie ein verwundetes Reh zu mir ausblicken, und das — Mutter ich kann es nicht, ich kann es nicht!" (Fortsetzung folgt.)