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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191406051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140605
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-05
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.06.1914
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gebaut werden muß. Die Abteilung „Beschuhuna für gesunde und kranke sowie Krüppelfüße" wird einen Hauptpunkt der Ausstellung bilden. Damit auch der kleine Fachmann seine Erzeugnisse zur Schau stellen kann, sind die Innungen und freien Vereinigungen zu Kollektivausstellungen veranlaßt worden, für dir beste Leistung auf diesem Gebiete ist neben anderen Auszeichnungen ein Wanderpreis im Werte von 600 Mark ge stiftet worden. * Oberplaaitz, 3. Juni. Dem Kino- und Stehbierhallenbesitzer Schneider ist am ersten Feiertage aus dem Küchenschrank eine Geld kassette mit über 700 Mk. gestohlen worden. Die Geldkassette fand man später leer im Abort auf. Als Täter wurde der 23jährige Hüttenarbeiter P. Schloßky in Niederplanitz wohnhaft, ermit telt. Durch die Gendarmerie wurden bei dem Dieb 470 Mark vorgefunden, während er 38 Mark bereits an seine Geliebte abgegeben hatte. * Niederhaßlmi, 3. Juni Am Sonntag nach mittag war ein dreijähriges Kind des in der Amalienstraße hier wohnhaften Bergarbeiters Curt Möckel, das sich vorher im Hof umhergetum melt hatte, plötzlich verschwunden. Erst abends gegen 10 Uhr fand es der Vater als Leiche in der Abortgrube des benachbarten Hauses Demm ler. Das Kind war durch eine Oeffnung in die Grube gefallen und darin erstickt. Wegen dieses Vorfalles ist eine behördliche Untersuchung ein geleitet. * Raschau, 4. Juni. Der vierjährige Knabe des Schnittwarenhändlers Josef Grimm, hier, fiel gestern in den Betriebsgraben und wurde von. der Strömung so unglücklich am Wehr ein geklemmt, daß er trotz sofortiger Hilfe ertrank. * Aue, 3. Juni. Eine seinerzeit vielbe- lachte Begebenheit spielte sich- vor 200 Jahren im Erzgebirge, in der Hauptsache in Aue und Augustusburg, ab. Im Jahre 1714 tauchte im Gebirge ein junger Mann auf, dessen Auf treten so sein und vornehm war, daß er all gemein den Glauben erregte, er entstamme einer sehr hohen Familie und wolle nur seines Vergnügens wegen unerkannt bleiben. Er nannte sich Herr von Merbitz und hatte an fänglich Aue als Schauplatz seiner Tätigkeit gewäblt. Bald öffneten sich ihm die Kassen der Reichen und die Herzen des schönen Ge schlechts, und manche Maid seufzte im stillen nach dein allerliebsten „Prinzen von Aue", un- icr welchem Namen der seine Herr bekannt war. Nach und nach aber erhoben sich doch Bedenken gegen seine Person, namentlich bei denen, die vergeblich auf die Rückzahlung ihrer nicht unbeträchtlichen Darlehen warteten; denn die in Aussicht gestellten Geldsendungen trafen niemals ein, und man schöpfte Verdacht, an statt eines Kavaliers einen Gauner vor sich-zu haben. Als der angebliche Herr von Merbitz in Buchholz einer Hochzeit beiwohnte, sollte er durch ein Kommando der Annaberger Garni son verhaftet werden; doch entkam er, und nur seine beiden Diener wurden festgenommen, bald gber wieder freigelassen. Später trieb der Prinz sein Weien in Augustusburg. Dort kam seinen Hochstapeleien der Umstand zustatten, daß ein hoher Beamter in ihm den Kurprin zen von Sachsen erannt haben wollte. Er nahm ihn gastfreundlichst auf und erzeigte ihm die gebührenden Ehren. Natürlich ließ sich dies der Glücksritter gern gefallen. Doch auch hier nahm seine Prinzliche Herrlichkeit ein Ende Ein Jäger erkannte und entlarvte ihn als die Tochter eines Zeugmachers aus Lunzenau, als eine ehr- und tugendsame Jungfrau Sophie Sabine Apitschin. Sie wurde in Untersuchung genommen; da sie sich aber nicht selbst den Namen des Kurprinzen zugelegt hatte, wird ihre Strafe nicht allzu hoch gewesen sein. Ueber den Ausgang der Untersuchung meldet der Chronist nichts. Härter war jedenfalls die Strafe der vielen, die sich von der geriebenen Person hatten täuschen und um nicht geringe Summen prellen lassen; sie mußten viel Spott und Hohn ertragen und sich zeitlebens mit dem Äuischen' Prinzen necken lassen. * Treue«, 3 Juni. In den ersten Morgen stunden wurde bei der Witwe Bauer in der Feld straße hier ein Einbruchsdiebstahl verübt. Der Dieb verschaffte sich durch Eindrücken einessfFen- sters Eingang in die Wohnung und erbrach einen Glasschrank, in dem die Frau ihre Ersparnisse aufzubewahren pflegte. Ein Beutel mit 110 Mark fiel in die Hände des Eindringlings. Durch das Geräusch erwachte die 80jährige Frau, wor auf er ihr daS Deckbett über den Kopf warf und sie zu betäuben versuchte, um dann unerkannt zu entkommen. Die sofort benachrichtigte Polizei setzte alsbald einen Polizeihund auf die Spur. Die Bemühungen waren aber ohne Erfolg. * Plauen, 3. Juni. Eine Berufsfeuer- wehr, die vierte im Königreich Sachsen, wird am 1 Oktober hier ins Leben treten. Wäh rend gegenwärtig in Sachsens industriereicher vierter Großstadt nur sechs Mann beruflich Feuerwehrdienst ausüben und der Branddirek- torposten in erster Linie ein freiwilliges Ehren amt ist, wird in Zukunft dort ein zunächst 15 Mann starkes Berufskorps den Lösch- und Schutzdienst ausführen, als dessen Leiter Brand direktor Rößler aus Halle gewählt worden ist. Die neue Berufsseuerwehr wird eine Motor feuerspritze für 33 000 Mark, eine elektroauto mobile Drehleiter von 24 Metern Länge, sw ivix 2 Motorfahrräder besitzen. Neben der Pe- rufsfeuerwehr bleibt nach Chemnitzer Muster die sehr gut geschulte freiwillige Feuerwehr be stehen, wodurch es möglich ist, die 17 Feuer löschbezirke, deren jeder ein zum ersten Angriff ausgerüstetes Gerätehaus besitzt, weiter beizu- bebalten. * Plauen, 4. Juni. Als „König der Diebe" produzierte sich hier aus dem Schützen- Platze in einem eigens dazu erbauten größeren Zelte ein aus Dortmund gebürtiger Artist, der sich Monsieur Alexander Jodefroi nannte und den Schaulustigen weismachte, er sei imstande, ihnen unbemerkt alle möglichen Gegenstände aus den Taschen zu entwenden, ohne daß je mand etwas davon merkte. In der Tat zeigte er aus der Bühne auch Gegenstände vor, die er angeblich den Zuschauern aus der Tasche gezogen haben wollte: Uhren, Handtäschchen, Börsen usw. In Wirklichkeit waren diese Sa chen dem „König der Apachen" aber von ge dungenen Helfershelfern, die unsere Kriminal polizei bald ermittelte, schon vor Beginn der Vorstellung zugesteckt worden. Monsieur Jode- sroi wurde verhaftet, ebenso sein Gehilfe, ein aus Schedewitz stammender Tapezierer. Merk würdigerweise hat der gerissene Taschenspieler jüngst vier Wochen in Berlin gastiert, ohne daß man hinter seine Schliche gekommen ist. * Pirna, 3. Juni. Trotz vorheriger Warnung wollte am 2. Pfingstfeiertage im nahen Lohmen der aus Rosenthal-Tchweizermühle gebürtige Ge schirrführer Vetter dar ungesattelte Pferd des TteinbruchbesitzerS Karsch ausreiten. Hierbei über schlug sich daS Tier und begrub den Reiter un ter sich, Vetter zog sich bei dem Sturze so schwere innere Verletzungen zu, das er nach kurzer Zeit seinen Geist aufgab. * Altenburg, 3. Juni. Der Apotheker Timm ler von hier wurde vom Landgericht zu 1Vr Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Urinunter suchungen in großer Zahl teils gar nicht, teils ganz oberflächlich ausgeführt, Diagnosen aufge stellt und wertlose Heilmittel zu übermäßig hohen Preisen verordnet hatte. AuS seinen Arzneien, die ihm 3000 Mark kosteten, hatte er etwa 60000 Mark gelöst. * Altenburg, 3. Juni. Ein schwerer Einbruch wurde am Pfingstsonntag im Hause Markt 41 au-geübt. Einbrecher drangen in die Wohnung des dort wohnenden Hauptmanns a. D. Jese ein und raubten aus einer eisernen Kassette 20,000 Mark Wertpapiere und für etwa 5000 Mark Wertgegenstände. Später drangen die Diebe in eine Wohnung der Kanalseite ein, konnten dort aber nichts finden. * Delitzsch, 4. Juni. Gestern vormittag ereignete sich im nahen Benndorf ein schweres Bauunglück. Dort läßt der Freigutsbesitzer Seyfert an Stelle der im Herbst vorigen Jah res abgebrannten Feldscheune eine neue errich ten, die bereits soweit gediehen war, daß ge stern die Richtarbeiten vorgenommen werden sollten. Als jedoch kurz vor dem Frühstück die Zimmerleute mit dem Richten des vorletzten Binders beschäftigt waren, stürzte mir gewal tigem Getöse der ganze 50 Meter lange, 30 Meter breite und tOs-z Meter hohe Bau in sich zusammen. Die Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen. Ein Chaos von Balken, die wie Streichhölzer geknickt waren, bedeckte den Boden. Unter den Trümmern zog inan sechs Leute hervor; nur ein Arbeiter hatte sich durch rechtzeitiges Abspringen in Sicherheit bringen können. Auf telephonischen Anruf erschienen zwei Aerzte aus Delitzsch, die die Neberfüh- I rung der Verletzten nach dem Krankenhaus in Delitzsch veranlaßten. Wie das Unglück ge schah, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Kleine Chronik. * Ei« Idyll im Rosenmonat. Auf dem Riesengebirgskamm ist bei 3 Grad Kälte leichter Schneefall eingctreten. * Bier Personen bei einer Bootsp«rtie er- trnuke«. Auf dem Müritzsee bei Waren in Mecklenburg unternahmen fünf junge Mädchen, die sich auf einem Pfingstbesuch befanden, eine Segelpartie in Begleitung des BootSführerS. Bei einem falschen Manöver schlug das Boot um. Drei junge Mädchen und der Bootsverleiher ertranken. * Schwerer UnglüüSfall ans einer Lokomotive. Bei Vüschelberg (Mittelfranken) wurden auf einer Lokomotive ein Lokomotivführer und ein Heizer durch ausströmenden Dampf infolge eines Bol zenbruches gräßlich verbrüht. Trotz furchtbarster Schmerzen brachte der Lokomotivführer den Zug noch zum Stehen, dann brach er zusammen. Mehrere Stunden vergingen, bis ein Hilfszug die Schwerverletzten abholte. * Verhängnisvolle Explosion. In einem Hause der Josefstraße in Eilendorf bei Aachen entstand in der Nacht zum Mittwoch durch lagern des Karbid eine Explosion. Eine Frau kam in den Flammen um. Die Bewohner der ersten Stockwerke sprangen auf die Straße. Dabei brach eine Frau beide Beine; ein Mädchen erlitt schwere Verletzungen an den Armen und im Gesicht. * Schweres Automobilunglück. Aus Landau (Pfalz) wird gemeldet: Ein Mietsauto, das vier Bäckermeister sowie ein Kind eines Bäckermeisters von (einem^Jnnungsausflug nach^Hause"bringen sollte, fuhr nachts bei '^Queichheim mit voller Wucht in ein Lastfuhrwerk. Von den"Jnsassen wurden ein ^Bäckermeister sofort getötet, ein anderer und dessen Tochter schwer und die übrigen Insassen leicht verletzt. Der Chauffeur wurde verhaftet. * 102 Wohnhä-.ser durch Feuer zerstört. Im Städtchen Kraken an der russischen Grenze brach infolge Fahrlässigkeit in einer Teerfabrik Groß- feuer aus, das 102 Wohnhäuser einäschcrte. 206 jüdische Familien wurden obdachlos. Ein 80- jähriger Jude fist'mitverbrannt. * Im Keller tot aufgcfunden. In Lütgen dortmund (Wests.) wurde gestern nachmittag in dem Keller eines einsam gelegenen, nur von einer Familie bewohnten Hauses die Leiche einer etwa 20 bis 25'Jahre alten Frauensperson.in eine Kiste 'eingezwengt aufgcfunden Die Leiche, die dort vermutlich etwa süns'Tage gelegen haben wird, wies verschiedene Verletzungen auf, u a. war daS Gebiß eingeschlagen. Ueber die näheren Umstände dieses Falles herrscht völliges Dunkel. Auch die Personalien der Toten sind gänzlich unbekannt. Alle Umstände weisen darauf hin, daß hier ein schweres Verbrechen vorliegt. * Die gerettete Belegschaft einer Hrennexden Gchachtes. Aus Bachmut im Donez-Gebiet (Rußland) wird gemeldet: Die gesamte Beleg schaft des, wie gemeldet, in Brand geratenen Lydia-Bergwerks der Dnjepr-Metallurgie-Gesell- schaft, insgesamt 420 Mann, konnte sich durch einen Nebenschacht in Sicherheit bringen. * Pulver u«b Petroleum i« Baumwolle. In einem Baumwoll-Lager in Kalkutta wurden, in Baumwoll-Ballen verborgen, Bomben gefun den, die Pulver, Petroleum und Schwefel ent- hielten. Es handelt sich um einen Anschlag aus ständiger Arbeiter, die in der letzten Zeit schon mehrere Brände von Baumwoll-Lagern verur sacht hatten. * Die Alimentaiio«-Verpflichtungen Thor, man«-Alexa»derS. Wie sich im Laufe der Unter- suchung gegen den falschen Bürgermeister von Köslin herausstellt, ist Thormann nicht nur al» Dr. Alexander aufgetreten, sondern hat sich auch in einer ganzen Reihe weiterer Fälle noch andere Namen beigelegt und unter diesen Aussagen be schworen. Während ihm aber sein großer Köt- liner Betrug wohl nur eine verhältnismäßig geringe Strafe einbringen wird, dürften ihm die nun entdeckten BetrugSfälle recht teuer zu stehen kommen. Thormann war mehrfach wegen Ali mentationsverpflichtungen verklagt worden und machte stets den Einwand, daß das Mädchen noch zu einem anderen Manne Beziehungen ge habt habe. Diesen angeblichen Entlastungs zeugen machte er gleich namhaft, wobei er eine fingierte Adresse der Zeugen angab. Die gericht lichen Vorladungen, die die Betreffenden dann erhielten, verstand er in seinen Besitz zu bringen und erschien bei den Terminen stets selbst, ein mal als der Kaufmann Schulz, das andere Mal als Dr. Müller usw. Bis jetzt wurden fünf der artige Fälle ermittelt. Stets hat Th. die falschen Personenangaben und da», was er aussagte, beschworen, sodaß er sich mehrerer Meineide schuldig gemacht hat. Die Aburteilung wird wahrscheinlich im Oktober vor dem Schwurgericht in Köslin erfolgen. * Der Freispruch der Gräfin Tiepol» in Mai- land wird von den italienischen Blättern lebhaft besprochen. Während die eine Partei den Frei spruch, der unter der Begründung der Notwehr erfolgte, lebhaft begrüßt, gibt die andere zu be denken, ob daS Recht der Notwehr wirklich so weit gehen durfte. Entsprechend dem lebhaften Temperament der Südländer fanden nach dem Freispruch vor dem Justizpalast in Mailand er regte Volkskundgebungen statt, die schließlich in Prügelszenen auSarteten. * Bet eine« Ei«brnch in ein Juwelengeschäft Unter den Linden in Berlin hatten Einbrecher Uhren und Juwelen im Betrage von 120 000 Mark zusammengerafft und in P«pierkörben auf den Boden des Hauses gebracht, von wo au» sie die Beute in Sicherheit bringen wollten. Jin letzten Augenblick wurden sie gestört, die Diebe verschwanden und ließen die Beute im Stich. * Zum Untergang der „Empreß os Ire land". Englische Ingenieure sprachen sich für die Möglichkeit der Hebung der „Empreß of Ire land" aus, die bei Ebbe nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche liegt. Gelingt die Hebung, so rettet die „Empreß"-Linie viel wertvolles Material, muß das Schiff, das die Passage be- hindert, weggesprengt werden, so sind 15 Mil lionen verloren, die nur zum Teil durch Ver sicherung gedeckt sind. * Die tägliche« Schandtaten der Suffra gette«. Suffragetten steckten den Pavillon eines Sportplatzes bei London in Brand, ebenso in Belfast eine Villa. Im Londoner Holloway-Ge- fängniS überfielen zwei junge Suffragetten den Arzt des Gefängnisses und schlugen ihm mit Hunde peitschen ins Gesicht. Der Arzt leitete die ZwangS- ernährung der Suffragetten, die den Hungerstreik ausgenommen haben. * Selbstmord eiue- Köl«er Polizeisekretärs. Gegen den Polizeisekretär Scharfenstein vom Kölner Polizeipräsidium war in der vergangenen Woche ein Verfahren wegen Unregelmäßigkeiten im Amte eingeleitet worden. Bei einer Haus suchung in der Wohnung des Polizeisekretärs wurde zahlreiches belastendes Material gefunden. Es wurde festgestellt, daß Scharfenstein selbst Strafmandate ausgefertigt und das Geld in seine Tasche gesteckt hatte. Tcharfenstein hat sich am Dienstag vormittag in Düsseldorf erschossen. * AlS dec bedeutendste deutsche Sturzflieger, der sogar Pegoud noch übertrifft, gilt heute Fokker, der in stiller Arbeit sich in seiner Werkstatt am Schweriner See einen Aeroplan konstruiert hat, mit dem er tollkühne Flüge ausführt. Fokker stellt beispielsweise in etwa 1500 Meter Höhe den Motor vollständig ab, sodaß die Schraube stillsteht, und läßt dann das Flugzeug sich nach allen Seiten und Richtungen Überschlagen und teils langsam, teils sturzarlig zur Erde schießen, wo cs dann sanft landet. * Die Braut um L100V Mark beschwindelt. Der Mitinhaber der Holzfirma Dreesen L Funke in Mühlheim (Ruhr), der Kaufmann Dreesen, ent lockte unter falschen Vorspiegelungen seiner Braut den Betrag von 11 000 Mark, fälschte für 50000 Mark Wechsel, die er bei der Rheinischen Bank diskontierte und flüchtete. Einstweilen fehlt jede Spur von ihm. * Bestrafte Neugier. In Liebnitz im Kreise Schlochau wurde eine Postbeamtin zu drei Mo naten Gefängnis verurteilt, die Briefe geöffnet und durchgelesen hatte. Sie hatte es aus reiner Neugier getan; es war so hübsch, schwärmerische Liebesbriefe oder gepfefferte Mahnschreiben oder diskrete Enthüllungen über das Familienleben bei Lens zu lesen. Die Beamtin verwaltete eine Postagentur. * Der schweigende Barbier. In Paris find die Barbiere auf den Einfall gekommen, ihre Lä den mit folgendem Plakat zu versehen: „Den Ge hilfen ist die Unterhaltung mit dem Publikum verboten." Seitdem herrscht tiefes Schweigen in allen Barbierstuben. ES ist ja von Vorteil, wenn man nicht bei jedesmaligem Rasieren vom Fi garo darüber aufgeklärt wird, welches Wetter augenblicklich herrscht, den plauderlustigen Pa risern ist die Stille in den Barbierstuben jedoch bereits ungemütlich geworden. Depeschen vsm 4. Juni. Berlin. (Priv.-Tel.) Ein Ehedrama er- eignete sich heute morgen 6 Uhr in der Boze ner Straße 14. Der 42jährige Töpfer Hermann Schmidt gab auf seine Ehefrau 3 Revoloer- schüsse ab und verletzte sie schwer. Hierauf schoß er sich selbst 2 Kugeln in den Kopf und starb nach Einlieferung in dar Krankenhaus. Die Frau hatte die Absicht, sich von ihrem Manne zu tren nen, worauf dieser in Auflegung geriet und zur Waffe griff. Hamburg. In dem siamesischen Tempel, dessen Einweihung vor kurzem erfolgte, wurde eine der wertvollsten Säulen durch eine unbe kannte Person mit einem Messer stark beschädigt. Der Schaden ist sehr groß nnd dürfte, da daS wertvolle Bauwerk ein Geschenk des verstorbenen Königs von Siam ist und direkt im Original von Siam kam, schwer auSzubessern sein. Eattowitz. Auf der Redengrube in Russisch- Dombrswa erstickten gestern beim Einfahren auf ein Brandfeld ein Steiger und vier Oderhäuer. Prag. Blättermeldungen zufolge trifft Kai ser Wilhelm am 12. Juni vormittag» 9 Uhr beim Erzherzog Franz Ferdinand in Schloß Ko- nopischt als Jagdgast ein. Der deutsche Kaiser dürfte seine ursprüngliche Absicht, nur zwei Tage in Konopischt zu bleiben, aufgeben und erst am 14. Juni von Konopischt abreisen. T» verlautet, auch in den den erzherzoglichen Hofkreisen nahe stehenden Kreisen, daß Kaiser Wilhelm im Herbst dieses Jahres einen neuen Besuch in Konopischt abstatten wird, um an der Fasanenjagd teilzu nehmen. Auch König Georg von England wird im September diese» Jahre» Gast in Konopischt sein, um auf diese Weise den letzten Besuch de» Erzherzogs-Thronfolgers mit seiner Gemahlin in England zu erwidern. Pari». ES gilt als sicher, daß Viviani das Kabinett bilden wird. Er hat seine Mitarbei terschaft vollzählig. Es wird erklärt, daß das Ministerium des Aeußeren Leon Bourgeois über nehmen wird. Rom. (P r i v. - T » l.) Die in öster reichischen Kreisen laut gewordene Behaptung, Deutschland habe Italiens Vorschlag der inter nationalen Besetzung Durazzos abgelehnt, wird als unzutreffend erklärt. Der Verwirklichung des Vorschläge» stand nm England im Wege. Londoner Depeschen melden, daß man diese für Albanien dringende Frage für gelöst hal ten darf. Di« Mächte Hab» sich gogintgt, daß die albanische Staatsbank einen internationlen Charakter haben soll. Auch diese Frage ist de finitiv geregelt. Athen. In ganz Griechenland ist der Namens tag des Königs mit allgemeiner und großer Be geisterung gefeiert worden. Bei dieser Gelegen heit wurde eine Subskription für einen Dread nought eröffnet, der den Namen des König» tragen soll. Dreißig Millionen sind bereit» gezeichnet. Ncwhork. (Priv.-Tel.) Die mexi kanischen Insurgenten haben sich an der Frie denskonferenz nicht beteiligt. Damit ist das Schicksal der Konferenz besiegelt. In unter richteten Washingtoner Kreisen rechnet man mit der Wahrscheinlichkeit eines aktiven Ein griffes der Union in Mexiko und sogar unter Umständen mit einer Besetzung der mexikani schen Hauptstadt durch amerikanische Truppen zur Sicherung gerechter Kongreßwahlen und der erforderlichen Reformen. Es wird darauf hingewiesen, daß die Besetzung von Veracruz nur als der erst» Schritt zur Durchführung einer großzügigen amerikanischen Okkupation zu betrachten sei. Es steht fest, daß di« ame rikanische Militärbehörde umfassende Maßnah men zur Mobilisierung der Okkupationsarmee trifft; doch ist in RegterungSkreisex Wohl bs- kannt, daß Präsident Wilson fest entschlossen ist, dein mexikanischen Bürgerkrieg um jeden Preis ein Ende zu bereiten. Veracruz. Admiral Badger berichtet, daß der japanische Dampfer „Sayomart" eine Waffen ladung nach Salinacruz an der mexikanischen Westgrenze brachte, aber nicht gelandet habe. Badger sagte nicht, ob der Dampfer gewaltsam an der Landung verhindert wurde. Der Dampfer „Antilla" ist unter kubanischer Flagge mit einer Waffenladung für die Rebellen nach Tampico ab gegangen. Peking. Die Banden des Weißen Wolfes haben den Ring, den die Regierungstruppen um sie geschlossen hatten, durchbrochen und Mintschau geplündert und in Brand gesteckt. Dabei ist auch das Missionsgebäude in Flammen aufgegangen. Die Missionare sind jedoch gerettet worden. Todesfälle von Hohenstein-Ernstthal und Umgegend: üaufmann Wilhelm Jahr, 75 I. Glauchau; Direktor Earl Schultz, Meerane. Bestellungen Ms unsere MW werden jederzeit entgegengenommen.
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