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VMM NM WMMNIttMMtt WNSN Nr. 10«. Sonnabend, den 0. Mai 1014 41. Jahrgang 3m Hotel Seiffert. In der Landschaft Duala im schönen Ka- merrm steht, geziert durch einen prächtigen Vorgarten ans stachelichen Kakteen, das „Ho- tel Seiffert". Seine Wellblechwände glühen unter den unbarmherzigen Strahlen der tro pischen Sonne; der Schnaps, der an der Theke drinnen ausgeschänt wird, ist „pottwarm", >vie unsere Schuhtruppler sagen, der Palm wein gleichfalls ist unter -einer Temperatur gehalten, die ihn nur für Negerkehlen zu einem genießbaren Getränk macht. An den Wänden der Wirtsstub« des „Hotel Seiffert" hängen einige Lanzen und Kriegsmasken, einstmals getragen von den Vorfahren jener braven Duala, die heute das politische Deutschland durch ihre höchstgerissenen, aber leider durch das Eingreifen der Kolonialbehörde fehlge- schlagenen Terrainspekulationen in Atem halten. In diesem Hotel traf sich regelmäßig jeden Abend, nachdem die Weiber das Vieh zusam mengetrieben und getränkt und den Reis- und Haferbrei bereitet hakten, die Honora'ioren- sehaft der Dualanegcr und besprach „die Lage". Diese war nämlich so: die Kolonialverwaltung mußte eine neue Bahn durch das Gebiet der Dua-a legen, trat an die Neger heran und schlug ihnen vor, sich einen Kilometer a'seits anzusiedeln, Grund und Boden wiirde ihnen entschädigt, die neuen Sitze erhielten sie kosten los und die Gebäude würden gleichfalls aus .Kosten der Regierung verlegt werden. Da die Duatas in Geldangelegenheiten sehr erfahren sind und wobl den Wertzuwachs ihres Landbesitzes infolge der Bahnanlage zu er messen wußten, so lehnten sie die Vorschläge der Kolonialverwaltung ab und verlangten mehr Geld. Als Verhandlungen nichls nutz ten, machte die Negierung kurzen Prozeß, ent eignete die Neger und siedelte sie eine Strecke weiter an- Aber sie habe sich getäuscht, wenn sie glaubte, die Affäre damit erledigt zu ha ben. Tenn nun schrieben die Dualaneger an „ihren" Rechtsanwalt in Berlin, der die Be ¬ schwerden an den Reichstag wegen unglaub licher Vergewaltigung der armen Neger be sorgte. Das Kameruner Gouvernement war direkt baff, als es hörte, daß die Duala- geschichte vor dem Deutschen Reichsiag mit viel mannhafter Entrüstung verhandelt würde. Der Rechtsanwalt in Berlin hatte seine Klien ten von den getroffenen Maßnahmen telegra phisch in Kenntnis gesetzt, und der Triumph der Dualafache, so meldet ansdr nklich die Regierungsdenkschrist über diese wirklich denk würdige Affäre, wurde im Hotel Seiffert durch einen kolossalen Verbrauch an Schnaps und Palmwein lärmend gefeiert. Lustig ist diese Komödie wohl, aber sie hat auch einen sehr ernsten Hintergrund. Wenn einem Neger Unrecht geschehen so lte — ganz zweifellos müßte das Deutsche Reich auch für den geringsten seiner schwarzen Bürger schür zend eintreten. Unrecht ist al er den Duala negern nicht geschehen; Enteignungen wegen Bahnöauten kommen in Deutschland selber fast noch alle Tage vor, und niemand schreit über Vergeiva^igung und Unrecht. Tie Eigenart des seßhaften Negers sei verlebt? Stimmt nicht, die Duala wollten gern Weber ziehen, wenn sie so viel Geld bekäme^ wie sie haben wollten. „Den durch die Arbeit der weißen Rasse geschaffenen Mehrwert wollten sie in ihre Taschen stecken und davon leben. Dio Weißen sollten die Bienen sei», und sie wollten als Drohnen ein sorgenfreies Dasein führen", so wurde amtlich geschrieben. Tas Wichtige und das Ernste an der Affäre ist, daß die Neger zweifellos intelligent genug waren, eine s>ache Politisch durchzufechten, sogar durch einen In stanzenzug, der vielen heimischen Reichsnirgern gemeiniglich schlcier! gt ' lei! l, da. sie aber dabei logen, und zwar so geßbilt logen, wie — es eben nur Schwarze können. Und selbst der Deutsche Reichstag ward hin-eingelegt. Dar aus nun ergibt sich die letzte Frage: Ob es richtig ist, den Negern bereits das volle Reichs bürgerrecht zu geben und sie als vollkommen gleichberechtigt anzusehen und zu behandeln, oder ob es l-csser ist, sie einst-veilen noch zu leiten und zu führen, sie unter die Fürsorge staatlicher Stellen zu nehmen und sie allnwh- lich zur staatsbürgerlichen Reife zu erziehen. Wir meinen, die Frage beantwortet sich von selbst. Man ersieht aus dem Vorstehenden aber auch, wie leicht Putsche lind Aufstände unter den Eingeborenen entstehen können. 1M Millianen und kein Geld. Wie in diesen Tagen mitgeteilt ist, wird der Wehrbeitrag 1200 Millionen, das sind zweihundert Millionen mehr, als gebraucht werden, ergeben. Das ist eine kolossale Summe, und doch sehlt's an Geld. Es Hilst alles nichts, immer wieder tritt die Tatsache hervor. Man kann hin hören, wohin nian will, abc amtlichen und nichtamtlichen Aeuße- rungen berichten von einer gewaltig gesteiger ten Inanspruchnahme des Kredits, von einem Sinken der Kaubkraft, wie der Kauslust. Im vorigen Jahre waren in weltbekannten Ge- ßi ästen die Einnahmen wesentlich zurück ge- rangen, in diesem hört man nichts von einem Beücrwerden. An den Börsen folgt einem sw nigen Tag eine ganze Reihe von matten und trostlosen Tagen, die neuen Anleihen In en trotz aller günstigen Angebote doch bei veilem nicht alle die erwartete Ausnahme ge sunden. Die großen Finanz-Institute offe rieren Geld, aber was soll der Nährstand da mit anfangen, wenn sich keine entsprechende Gewinn-Aussicht bietet? Aus großen Ge schäften, die sonst nur bar verkauften, kommen jetzt manche Briefe an besser situierte Per- MMiser Wilhelm-Plakette fiir die alym-Wil Spiele. Die Vorbereitungen des deutschen Sports für die Olympiade 1916 finden auch bei den Behörden große Unterstützung und der Kaiser förderte die Bewegung durch die Stiftung einer Plakette. Dieselbe wird den Siegern in den olympischen Prüfungskämpfen zuerkannt und je nach der vollbrachten sportlichen Leistung besteht die Plakette aus Kupfer, Bronze oder Silber. Ein Wintertranm. Roman von Anny W o t h e. UI Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) (6op^rig1i1 1912 „Es >var ein Todessprung," flüsterte sie zusammenschauernd. „Es galt Dein Leben, Geliebte," raume Wood ihr zärtlich zu, ihr zitterndes Haupt an seiner Brust bergend. „Ich wußte, wenn ich dort stand, stehen konnte, würde Dein Herz Dich zu meinem Herzen führen, und nicht um Haaresbreite weiter abwärts. Tas war Deine Rettung, Ingelid, der Zug Deines Herzens rettete Dein Leben, nicht ich " Sie sah verloren, die Hände auf der Brust gefallet, zu ihn, auf. „Warum verschlang nicht das gurgelnde Wasser da unten uns eeide?" murmelte sie. „Weil wir leben sollen, Ingelid, weil das Glück jetzt zu uns kömmt, das große, das jauchzende Glück." Sie schüttelte trübe den Kopf. „Nein," wehrte sie, „Glück ist das nicht, was mit tausend Schmerzen eines anderen er kauft wird. Ich wollte, ich wäre tot!" „Ingelid," bat er sanft, während doch seine Augen glühend, leidenschaftlich, bettelnd in die ihren tauchten. „Diese Stunde hat uns Gott gegeben. Kein Zurück gibt es mehr für uns. -sieh, wie hier die schwarzen Wasser schäumen, und sieh die silbernen Schlangen, die das Mondlicht darüber wälzt. Sollten diese brei len, brausenden Fluten sich auch zwischen Dir und mir wälzen und unser Leben vernichten? Soll Dein Nein dort wie das starre Eis an den Felsenh-ängen auf uns herniederstürzen und all unser Lebcnsglück im Schnee begraben? Nein, Ingelid, l-mplln und ringen wollen wir nm unsere Liebe, und über die schwarzen Wasser will ich Dich tragen zu leuchtenden Sonnenweitcn empor." Er nahm ihre eiskalten Hände unendlich behutsam und zart in die seinen und drückte sie an seinen heißen Mund. Ingelid aber entzog sie ihm und antwor tete leise: „Wie der verwehte Silverschaum dort auf dem Wasser, so muß cs mit unserer Liebe sein, die, kaum aufgeblüht, sterben muß. Tote Träume sind es, James Wood, denn ich — denn ich bj» feige, und ich verdiene Deine Liebe nicht." „Du wirst mutiger werden, ho beste, süßeste Frau. Meine Liebe wird Dich tragen, Dir Helen, Dich stützen. Ich habe Kraft für Tau send. Gigantenhaft he^t meine Liebe Dich über alles Leid und alle Oual hinweg." Sic standen noch immer in dem flimmern den Mondenlicht in der weißen Schneenacht an derselben Stelle. Nur ein paar Schritte weiter und das brausende Silberwasser nahm sie auf, still und schmerzlos, aller Erdengual entronnen. Er mußte in Jugelids Augen ihre Ge- dan'en lesen. Stolz hob er das dunkle Haupt. Seine Brust dehnte sich weit, als er jetzt fast jauchzend rief: „Nein, hier ist nicht das Ende, Du rörich- tes, geliebtes Kind. Hier führt ein schmaler Schneepfad am Ufer weiter, wir müssen am Wasser entlang, eine Stelle zum Uebergang zu suchen. So ist es euch mit unserem Leben, Ingelid. Nun ich weiß, daß Du mich liebst, ist der Sieg mein!" Wieder zog er ihre schlanken Hände gegen seine klopfende Brust, aber als er gewahrte, wie sie zitternd zusammenschauerte, gab er sic sofort frei. „Ich kann Leo nicht betrügen," murmelte Ingelid, „ich weiß nicht, was es ist, ich habe ihn lieb, und ich liebe Dich. Oft ist es mir, als wäret Ihr beide eins. Deine Augen, trotz dem sie Heller, sind seine Augen, und seine mich liebkosende Hand ist die Deine." James Wood hat nichts weiter vo» all den wirren Worten vernommen, als das eine: „Ich liebe Dich!" Wie im Rausch kam es plötzlich über ihn. Ingetids rote, süße Lippen lockten so wild, und ihre Augen leuchteten so heiß und leiden schaftlich in die seinen. „Tu liebst mich," jauchzte er auf, „Du liebst mich, Geliebte, Einzige?" lind da hielt er sie auch schon an seinem Herzen. Glühende Küsse preßte er ihr auf ihren Mund, und sic hing still und berauscht in seinem Arm und duldete seine stürmischen Liebkosungen, die sich wie ein wilder Strom über sie ergossen. „Ich liebe Dich," stammelte sie unter sei nen brennenden Küssen, „imd wenn ich gleich sterben soll, ich liebe Dich!" „Wir aber werden leben in Glück und Glanz, Ingelid," jauchzte er, „selig in unserer Liebe." ! Sie wehrte ihm ihren Mund, der so heiß unter seinen Küssen brannte- Ein Schauer durchschüttelte sie, und ihr graute Plötzlich vor dem Wasser, vor dem Mondenlicht, das tau send silberne Fäden hcrabwarf, und ihr graute - vor ihr selber. „Komm setzt," sagte sie plötzlich hart. „Wir müssen da hinunter." Noch einmal breitete er mit einem strah lenden Lächeln die Arme aus, und wie eine 2ter ende sank sie noch einmal an sein Herz. Dann glitlen sie de» Weg an dem Silber wasser entlang, durch die stille, weiße Nacht. Sie sprachen nichts mehr. Es war, als wä ren ihnen plötzlich alle Lebensformen ver finstert. Immer weiter gleiten sie. Dort ganz in der Ferne scheint der Bach unter seiner Schnee decke zu verschwinden. Eine leichte Eisschicht hat sich wohl da über das Wasser gelegt, von einer Schnee wehe überdacht. Einen Augenblick sehen sie sich in die Augen, sie kennen beide die Gefahr, die diese schimmernde Brücke birgt. Keines Menschen Fuß würde sie tragen, ab" die glatten Höl zer gleiten lautlos und sicher über die trüge rische Fläche. Still stehen die beiden Menschen einen Augenblick Hand in Hand am anderen Ufer. Der Schnee knirscht hart, über den sie wei- ter und weiter dahingleiten. Sie sprechen nicht mehr. Wie im Fluge gebt es vorwärts, bergauf, bergab. Zuiveile» stiebt der -Schnee auf wie eine weiße Wolke, und Silbcrglanz ist dann um sie her. In beider Herzen ist Seligkeit und Lust, und doch wieder eine große, heilige Stille und Ingelid schauert — hier und da ein gespenstiger Schatten. Umsonst such! sic ihn ZU verscheuchen. Mor gen gleich will sie mit Lev reden. Nein, nicht gleich, erst nach de», Rennen. Es ist nur eine kurze, eine Galgenfrist. lind sie lächelt >mmes zu, der so sieges- ^'^n und stolz leuchtenden Auges mit ihr durch die gleißende Schneenacht eilt, dem fernen Dorfe zu. ^"d Janws Wood sieht strahlenden An gesichts Ingelid ins Auge. Nun ist sie sein Der Wintertraum, der hehrste imd H-LL den er >e getrau»,t, wird Erfüllung, nun kam, Nichts sie mehr trennen. die weißgekleidete Gestalt In "'n k "nt leinen Augen umfängt, da zittert plozlnh durch seine Seele das Lied, da. ihn hier verfolgt in dem weißen Wald, Tag und Nacht: ' „Sie breitet die Weitze» Arme weit. Locke»der lcuch-et ihr schirnmender Leib - ' >'d die Wege ringsum verwebt, verschneit - Allem im 2Äald mit dein Winterweib." , Da bebte er fröstelnd zusammen und es Ivar ihm, als hatte die Schneefrau ein Lei deste? junges Glück ge- Dic Häuser von Oberhof tauchte» auf. (Fortsetzung folg,.) 4°Io 6w!- vv-, WoI!-IVIu§S6!m6 - 6i"6p65 - Voiles unä allo »nkloron von clvr Blocks bssonäsra bsvorruZtsn Osrvsbs oiokt nur in grösster ^usrvakf, sonäorn Lie kaufen vor allen Dingen gute OusIitSten ru gsnr beZonclers billigen Kreisen llskIsms-Zingsbot in vsmsn-KIussn. ""N.LSpockbsawsn