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KllM W HoheHri« kriißthlilrr Anffigtt «r 110 Donnerstag, de« 14. Mai 1814 41. Jahrgang Verein MMrsorge für MduW- sShige Krösel z« Zn>i»an. Der letzte Jahresbericht ergibt im Vergleiche mit dem vorletzten, daß die im Jahre 1913 ver einnahmten Mitgliederbeiträge um rund 1800 Mark zurückgegangen sind. Im Jahre 1914 wird sich dieser Rückgang voraussichtlich fori- setzen, weil der Verein aus dem Regierungs bezirke Leipzig nichts mehr erhält. Der letztere ist bekanntlich neuerdings von dem Arbeitsgebiete deS Vereins abgetrennt und dem deS Leipziger KrüppelheimS hinzugeschlagen worden. Anderer seits steigen sich die Kosten deS Betriebes fort gesetzt; der Andrang armer gebrechlicher Kinder nimmt immer noch zu. Gewiß ist die« ein er freuliches Zeichen dafür, daß sich bei den Ge meinden und bei den Eltern der hilfsbedürftigen Kinder mehr und mehr die Ueberzcugung Bahn bricht, wie segensreich die Arbeit des Vereins ist, und in welch' guter Obhut sich die Kinder in dem Heim befinden. Aus den Verpfleggeldern, die für die dort uqtergebrachten Kinder gezahlt werden, können, wie eigentlich geschehen sollte, jene Kosten nicht gedeckt werden. Gemeinden und Eltern sind vielfach zu arm, um daS volle Berpfleggeld zu zahlen; deshalb muß der Verein sehr häufig von der in der Vercinssatzung ein geräumten Befugnis, das Verpfleggeld zU er mäßigen, Gebrauch machen, wenn nicht dein einem oder anderen armen Kcüppelkinde die nötige und sehr wohl mögliche ärztliche Hilfe versagt bleiben soll. Eine Vergleichung der Beihilfen, die drr Verein nach dem letzten Jahresbericht aus den einzelnen Ortschaften erhält, läßt den Wunsch wach werden, daß manche Gemeinden das auch bei ihnen sicherlich vorhandene lebhafte Interesse für Kcüppelfürsorge noch mehr als bisher be tätigen möchten. Gewiß läßt sich nicht verkennen, daß heute der Wohllätigktit und dem gemeinen Nutzen dienende Bestrebungen an weite Kreise unseres Volkes große und immer wachsende Anforde rungen stellen, aber wir meinen, daß die Für sorge für arme gebrechliche Kinder, uater jsea Bestrebungen in vorderster Reihe stehen und vor mancher andere« von diesen gefördert werden muß. Wir richten deshalb an alle, die ei« Heiz für die beklagenswerten Krkppelkiuder haben, an Private und Vereine, die driugende V tte, den Verein in feiner Sorge für diese Arrmsten freundlichst zu unterstützen. Tie Bitte geht insbesondere an Eltern, denen daS grvhe Glück beschert ist, gesunde Kinder zu haben. Sie werden hierfür gewiß gern ein Dankopfer in Form einer jährlichen Spende zugunsten unglück licher Kinder bringen. Der jährliche Vertrag für Mitglieder beläuft sich auf miudcstenS 3 Mk.; Vereine könne« korporativ mit einem eur- sprechendea Jahresbeitrag dem Verein «ngc- hören. Jede Gabe wird dankbar entgcgei - genommen. Zur Auskunft über Beitritt, üb,r Ausnahme von Kindern und dergl., sowie zur Annahme von Spenden, erklärt sich der Ver trauensmann für den Stadtbezirk mit HüUei- grund, Schuldirektor Patzig, gern bereit. OertNche- «ud GSchfifcheS. * In der 1. Dekade de« Mai 1914 stellten sich die Witterungsverhältniffe nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschl. Niedrigste in Lil. pro Lem- Höchste TeM- Temperatur mittags Lag Quadr.-Met. peratur peratur 12 Uhr 1. 5.5 - !- 5.5 11.5 6.0 2. 4.5 - - 1.8 7.0 4.0 3. . — - 1.5 13.2 12.0 4. » — - 4.5 19.7 18.9 5. 1.0 - -11.5 16.2 15.3 6. 3.4 - - 8.2 14.0 14.0 7. 7.8 - - 5.0 15.0 14.7 8. 1.2 - - 9.0 16.2 15.5 9. 3.5 - - 8.5 13.5 12.0 10. 2.6 - j- 4.1 11.2 10.3 Sa.: 295 - -56.3 137.5 122.7 M.: 2.95 - - 5.63 13.75 12.27 *— Das Mineralbad Hohen stein, das bekanntlich von der Stadt erwor ben wurde, war in früheren Zeiten eine mit unter gutbosuchte Sommerfrische und ein be liebter Badeort. In der Einwohnerschaft hat man sich in den letzten Wochen wiederholt die Frage vorgelegt, was geschieht mit dem Bad? — Hierüber ist unseres Wissens noch kein fester Beschluß oder Vorschlag erfolgt- Die Ansicht, daß die Stadt das Bad unter Bei behaltung des Wirtschaftsbetriebes und der Sommerfrische als Krankenhaus ausbaut bezw. benutzt oder ein Verpflegungsheim dort ein richtet, wie es eine unserer Stiftungen unter gewissen Voraussetzungen verlangt, hat viel leicht wohl teilweise Aussicht auf Verwirk lichung, etwas sicheres läßt sich hierzu jedoch noch nicht sagen. Nicht uninteressant dürfte ein fachmännisches Uvteil über das Bad sein, das Herr Dr. Jurasz, Professor an der Hei delberger Universität, abgegeben hat. Es lau tet: Das Bad Hohenstein-Ernstthal, in wel chem ich mich behufs Erholung im September 1884 drei Wochen lang aufgehalten habe, habe ich als einen vorzüglichen Luftkurort und eine gut eingerichtete Kaltwasserkuvanftalt kennen gelernt. Die Lage ist isoliert, vorteilhaft ge schützt, die Luft in hohem Grade anregend, rein, stärkend, die klimatischen Verhältnisse sebr günstig. Die Eisenquelle, welche sich hier be findet, enthält nur wenig Kohlensäure, kann a^er in geeigneten Fällen mit großem Nutzen in Gebrauch gezogen werden. Ta außer den obiger. Umständen die Verpflegung eine sehr gute und die ärztliche Hilfe einem tüchtigen Kollegen anvertraut ist, so bin ich fest über zeugt, daß sich das Bad Hohenstein-Ernstthal sehr bald eine wohlverdiente Anerkennung er werben und einer großen Frequenz erfreuen wird. Ich werde dieses Bad allen Blutarmen, Lungen- und Nervenkranken, Rekonvaleszenten und Ruhebedürftigen sowie überhaupt allen, für die ein Aufenthalt in einem stillen, hoch gelegenen, gesunden und von Natur schön aus gezeichneten Orte angezeigt ist, aufs wärmste empfehlen. — Leider haben sich die Voraus setzungen hierzu nicht erfüllt. *— Vom Erzgebirgsverein. Die beiden Erzgebirgsvereine von Hohenstein- Ernstthal und Rabenstein haben sich zwecks gemeinsamer Reklame und event. auch gemein samer Arbeit zufammengeschlossen. In Nr. 14 von „Sachsens Verkehr" ist ein mit Illustra tionen der Burg Rabenstein, des Hohensteiner Altmarktes und des Pfaffenberghauses versehe ner Artikel „Vom sächsischen Mittelgebirge" er schienen, der u. a- lautet: Westlich von Chem nitz erstreckt sich mehrere Stunden weit, fast bis an die Zwickauer Mulde, der Südrand des sächsischen Mvttel-(Granulit) Gebirges. Er ist ein schöner, bewaldeter Höhenzug, der hoch emporragt über das an ihn angrenzende erz- gebirgisch« Steinkohlenbecken. Sein Besuch ist äußerst lohnend, namentlich durch die präch tigen Fernsichten .auf das Chemnitzer Häuser meer, das Erzgebirge (bis zum Fichtel-, Spitz-, Auers, und Kuhberg) und das sächsische Flach land (Rochlitzer Berg). Von dem Totensteine (Turm), dem Heidelberg (Turm), dem Pfaf fenberg (Unterkunftshaus) und der Langenber ger Höhe sind die Ausblicke besonders um fassend. Der Geschichtssreund wird auch gern die romantische Burg Rabenstein, die altger manische Kultstätte des Totensteins und den malerischen Markt der ehemaligen Bergstadt Hohenstein (jetzt Altmarkt von Hohenstein- Ernstthal) aufsuchen. Den Winiersportler lockt das den, Rodelschlitten wie dem Schneeschuh günstige Gelände mit dem netten Wintersport- Haufe auf dem Pfaffenberge. Der Wanderer aber kommt in den meilenweiten Nadelwäldern voll und ganz auf seine Rechnung. Die Stadt Hohenstein-Ernstthal bietet in nahen Parkan lagen und Waldungen auf dem Höbenzuge sowohl wie im idyllischen Hüttengrunde Ge- legenheit zu schönen Spaziergängen. Ihre sich bis dahin erstreckenden Teile, sowie das direkt am Forste liegende Rabenstein sind gern auf. gesuchte Sommerfrischen. Die Gegend ist durch den Vorortverkehr mit Chemnitz auf der dem Höhenzug gleichlaufenden Hauptstrecke Dres den-Reichenbach se*r leicht erreichbar. Die schöne Höhenwegtour beginnt man am besten an der Burg Rabenstein (Station Rabenstein der Linie Wüstenbraud—Limbach oder 30 Min. von Station Siegmar zu Fuß). Die Tour iührt über Totenstein, PsaffenberghaM, Ho henstein-Ernstthal, Hüttengrund nach Kuh. schnappet (30 Minuten vom Bahnhof St. Egi- dien). * — Der Gesundheitszustand in den größeren Orten Sachsens war im März ziemlich günstig. Die tägliche Durchschnitts sterblichkeit war etwas niedriger als im Vor monat. beträchtlich niedriger als im vorjäh rigen März, aber Höber als im März 1912 und überschritt auch ein wenig die mittlere Sterblichkeit äller gleichartigen deutschen Orte. Für die Gesamtsterblichkeit (aus 1000 Einwoh ner und aus das Jahr berechnet) ergibt sich nachstehende Reihenfolge der sächsischen- Orst: Pirna 22,7, Mittweida 19,6, Falkenstein 18,4, Zwickau 18^2, Reichenbach 17,2, Glauchau 17, Meißen 16,6, Crimmitschau 15,9, Hohen- st e i n-- E r n st t b a l 15,9, Zittau 15,8, Bautzen 15,4, Chemnitz 15,4, Döbeln 15,2, Werdau 14,6, Wurzen 14.4, Leipzig 14,2, Dresden 14, Meerane 13,7, Limbach 13,6, Freiberg 13,4, Plauen 11,9, Aue 11,8, Oels- nitz i. E. 11,5, Schönefeld 9,8, Riesa 9,5, Annaberg 9,2. Die Säuglingssterblichkeit (im Vergleiche zur Zalfl der Lebendgeborenen die ses Monats) war am größten in Pirrra, Fal kenstein, Hohenstein-Ernstthal, Reichenbach, Erimmitschau-, Werdau, Limbach, Zwickau, Meeraue, Chemnitz; dem sächsischen Durchschnitt entsprach sie in Leipzig, Plauen, Zittau, und am geringsten war sie in Annaberg, Bautzen, Wurzen, Döbeln, Schönefeld, Meißen, Dres den, Aue. —p. Eine sechstägige P f i n g st. fahrt nach Rügen veranstaltet der Wirt- schatsverein deutscher Lehrer ab Leipzig, an der sich auch deutsche Turner, soweit Platz vorhanden ist, beteiligen können. Der Preis für die Reise von Leipzig bis zurück nach Leipzig beträgt 53 Mark bei Meldung vor dem 18. Mai. Eingeschlossen ist Bahnfahrt mit Sonderzug 3. Klasse; Fahrt 1. Kajüte ab Stettin und zurück, volle Verpflegung (ohne Getränke), sämtliche Dampfer- und Motor bootfahrten zwischen den Rügenschen Badeorten und sämtliche Bahnfahrten auf dem Rügen schen Festlande rc. Auskunft erteilt Lehrer M. Großmann, Leipzig-Schl., Oeserstraße 10, 3. Etage. *— Eine Ehrung für Dr. Götz. Am 24. Mai vollendet Geh. Sanitätsrat Dr. Goetz in Leipzig sein 88. Lebensjahr. Für diesen Tag ist eine besondere Huldigung der Turner Sachsens geplant. Alle Vereine oder einzeln« Turner, die am Himmelfahrtstage, 21. Mai, eine Turnfahrt ausftihren, melden am selben Abend durch ihren Vorsitzenden oder Turnwart auf einer Postkarte Ort und Anzabl der Teilnehmer an den Kreisvertreter Sach sens und gedenken dabei ehrend des greisen Vorsitzenden. Die Zahlen werden zusammen- gezählt, und Geheimrat Goetz erhält am 24. Mai die Geburtstagsgrüße seiner sächsischen Tu-»ner. l. Um das 13. Deutsche Turn, fest im Jahre 1918 bewirbt sich nun auch Stuttgart ernstlich. In einer Versammlung von Vertretern des Turnkreises Schwaben und Hohenzollern, der drei nächsten Turngau«, der 17 Turnverein« von Groß^Stuttgart und V er« tr.tern der Stadt wurde einmütig beschlossen, ^-ei der Deutschen Turnerschaft die Uebernahme des Festes zu beantragen- Besonders der Umstand, daß von den 12 deutschen T>mn- festen noch keines im genannten Turn'reiS statt land und di« im Süden abgehaltenen zwei beide in Bayern abgehalten wurden, bewog die Vertreter zu dem Beschluß. Um das Fest bewerben sich außerdem noch mit mebr oder weniger guter Begründung Straßburg, Köln, Düsseldorf und München. * Der Verband sächsischer Bäckerinnungen „Saxonia" hält am 9., 10. und 11. Juni seinen 32. Ver. ban-dstag in Riesa ab. Außer einigen inter- neu Sitzungen findet gw 9. Juni ein großer Festkommers statt. Die Hauptversammlung beginnt am 10. Juni vormittags 9 Uhr; au sie schließt sich ein Festmahl mit Ball im Hotel Höpfner. Donnerstag, den 11. Juni, findet eine Dampferpartie nach Dresden stall. * öobftädt, 12. Mai. DaS 2'/, Jahre alte Söhnchen deS Bahnarbeiters Dautz fiel gestern nachmittag beim Spielen in ein gefülltes W.ffser- loch und ertrank. Ei« Wintertraum. Roman von Anny Wothe. 35. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) ISIS d/ Xooze ^otkv, KolpUits ) Evelyn lachte plötzlich grell aus, .und dann schwatzte sie in toller Lustigkeit um sich herum und mit Sutheim tat sie besonders schön, so daß ihr Mann nicht anders konnte, als ihr zuzuflüstern: „So nimm Dich doch ein wenig zusam men, Evelyn. Du- bist ja wie in einem Taw mel. Alles wird schon aufmerksam auf uns, und Du weißt, ich liebe das Auffallende nicht." „So ge'all i Dir mit einem Maie wieder nit?" gab sic erbost zurück. „Schau., such Dir doch an« andere aus. Die Prinzenbraut da drüben mit der roten Mutz, nit wahr? Die könnt Dir wohl gefallen?" Und wieder lachte sie hell auf, während Köpping das Blut heiß zum Herzen schoß, und seine Augen sich drohend in Evelyns Ge sicht bohrten." Wie merkwürdig sie sich heute gebärdete. Wie von Sinnen erschien sie ihm. „Wollen wir nicht lieber Zurückbleiben?" flüsterte er ihr zu. „Man findet g«wiß hier schnell noch eine andere Belastung." Er wußte ganz genau, daß er durch sein Znrücktre'en das ganze Rennen gefährdet«, aber er hatte plötzlich ein so dumpfes, schwe res Gefühl der Angst, als dürfe er Eveli n nicht gewähren lassen. „Warum nit gar," lachte sie. „Hast Wohl Furcht, Du könntest Dir di« Haxen zerbrechen oder gar die Pratzen verstauchen? Wegen Mir bleib da, i fahr mit." Damit wandte sie ihrem Mann« den Rük- ken, der die Zähne fest zusammenbiß. Nur kein Aufsehen. Er haßte nichts mehr, und Evelyn kam es auf eine Szene mehr oder weniger vor versammeltem Volk nicht an- Fast scheu sah er jetzt zu Irmengard hinüber, die an der Seite des Prinzen lächelnd zu diesem auffah. Merkwürdig, trotzdem sie so strahlend lä chelte, war es Köpping, als sei Irmengards Gesicht seit gestern ganz schmal und blaß gc- worden. Die rote Jacke und die rote Zipfelmütze, deren Troddel ihr fast ins Gesicht hing, stau den ihr heute zu ihrem rötlichen Haar abso lut nicht, und die Lippen, sonst so brennend rot, schienen blaß und spröde. Wie durch einen Schleier sah es Köpping, während die Startreihenfolge ausgeloft wurde. Evelyn aber trat, beide Hände in die Tasche ihrer Weißen Sportjacke vergraben-, zu dem Flieger und sagte, ohne ihn anzusehen: „Das Spiel ist mir aber jetzt zu arg. Entweder Du läßt Deine Pratzen da weg von dem blassen Weibsbild, das einem anderen gehört, oder mir zwei reden mal a ordent liches Wörtlein." „Ich wüßte nichts, was wir uns zu sagen laben, gnädige Frau." „Na, das wird sich schon finden," nickte si«, „i hab keine Bang. Hast mi doch einst arg lieb g'babt, gelt?" James Wood würdigte sie keiner Antwort — er trat einige Schritte zurück, hinein in den tie'en Schnee, der hoch ausgeschaufelt am Wege lag. _ ... Evelyn war chm aber gefolgt, wahrend sich schon die Bobs bemannten, und flüsterte ihm zu, während ihre Zähne leise auseinander knirschten: „I will wissen, ob's mi noch lieb hast oder nit. Gleich auf der Stell' soll'st es sagen?" „Ich kann nur da lieben, wo ich- achten kann," gab der Flieger ernst zurück, „und das ist mir bei der Frau, die mich und andere betrog, gründlich vergangen." „Freili, weil i älter g'wordeu bin und an dere jünger und schöner- Aber i laß mi nit so abspeis'n, James- Mei Recht will i, oder i zeig Dir, was i kann." „Ich habe Ihnen wirklich nichts weiter zu sagen, gnädige Frau-, als daß ich lange ver gessen habe, daß ich Sie je gekannt." Mit flüchtigem Neigen gegen sie schritt er dem Aar zu, auf dem er, ohne eine Miene zu verziehen, am Steuer Platz nahm. „Platz nehmen, Platz nehmen, Herrschaften," rief es von allen Seiten. Der Aar war im Augenblick bemannt. War es Zufall oder Absicht. Evelyn saß dicht hin ter Mister Wood, der die Hände am Steuer hielt und mit einem langen Blick zu Jngelid zurücksah, die vor Leo Platz genommen hotte. Vor ihr saßen Köpping und Riele Vossen. Prinz Günther, der heute zur Mannschaft der Hexe gehörte, trat noch einmal an den Aar heran, und drückte Jngelid den Lederriem-en, der achtlos herabhing, in die Hand. „Hübsch acht geben," gebot er lächelnd. „Fertig?" fragte der Steuermann. „Fertig, Allright," klang es zurück. „One two, bob!" rief Riele Vossen, und dann schoß der Aar wie der Blitz die Bahn abwärts, von den Hochrufen der Zuschauer begleitet. Unbeweglich, kalt vor sich hinblickend-, saß James Wood «m Steuer. Nichts entging sti mm wachsamen Auge. Glänzend nahm er die erste Kurve. Die Mannschaft folgst seinen nur leise angedeuteten Befehlen mffs Haar, denn jeder Mitfahrende ist sich bewußt, daß die geringste Unachtsamkeit seinerseits alle ge fährden kann. Leo, der, wie immer, als Bremser fuhr und mit scharfen Augen die Mannschaft vor sich überblickte, flüsterte Jngelid plötzlich zu: „Um Gotsts willen, was hat nur Frau von Köpping? Sie legt ja nach der verkehr ten Seite aus?" „Achtung, gnädige Frau," ries er dann laut, „links auslegen." In der saufenden Fahrt hatte sie wohl seinen Zuruf garnicht vernommen. Jngelid aber gewahrte voll Schrecken, wie Evelyn plötzlich halb auffprang, und ihr« Arme vev- zweifelt um Woods Hals schlang. Umsonst bemübte sich der Engländer, da» sich wie rasend an ihn klammernde Weib, ab- zufchütteln. Und jetzt kam die gefährliche Kurve — „Bremse?" donnerte Wood, bemüht mit eiserner Hand das Steuer zu halten. (Fortsetzung folgt.) Ei»e reizende Neuheit, welche die Kinder spielend Geschicklichkeit erlangen läßt und gleich zeitig Anregung verschafft, erhält auf Wunsch jeder Leser dieser Zeilen kostenfrei von Nestle'S Kindermehl-Gesellschast, Berlin IV 57. Es ist die« eine AuSschneidepuppe mit drei verschiedenen, allerliebsten Gewändern, womit die Kinder sehr gern und lange spielen. Auf Wunsch wird auch eine Probedose deS berühmten Kindermehls umsonst beigefügt.