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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191405101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-10
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.05.1914
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Sache zugetragen/ schloß der Buchhalter, als er seine Erzählung beendet. „Was glauben Sie aber wohl, lieber Rendant? Unser Alter glaubt dem prächtigen jungen Mann nicht und l>at ihm darob die Gehaltserhöhung entzogen! Hier bewahrheitet sich wieder mal das Wort: Wer den Schaden hat, hat siir den Spott nicht zu sorgen." Mist steigender Spannung habe der Ren« baut zugehört. Nachdenklich sah er vor sich hin. Dann lächelte er eigentümlich. Aber er äußerte nicht, was er dachte, nicht, was er wußte. Laut sagte er nur: „Ein Unglück ist ost ein verschleiertes Glück. Wünschen wir dem jungen Herrn, daß diese Erfahrung sich auch an Um erfüllt." Der geneigte Leser wird erraten haben, daß es ratsächlich so kam. Als Norbert Wellner in der Zeitung las: Gestern morgen ist an der Ecke der Kreuzstraße eine silberne Haarschmucknadel verloren worden. Abzugeben gegen Beloh nung beim Rendanten Hollfeld, Lange Straße 10, nahm er nach der Bureauzeit, mitsamt der Nadel, den Weg dorthin. Seine Erwartung, das schöne Mädchen wiederzusehen, war nicht gering und sein Herz ging bedenklich schnell, als er beim Rendanten die Klingel zog. Dcch nicht das Fräulein, wie er gehofft, sondern ein Dienstmädchen öffnete ihm. „Ich will es melden, daß Sie Fränleins Nadel gefunden haben," damit verschwand es. Gleich daraus stand er im Familienzimmer und Familienkreise und brachte seine Sache vor. Mit einigen sonnigen Dankesivorten nahm Fräulein Elsbeth die Schmucknadel entgegen. „Papa," wandte sie sich daraus schelmisch an den Rendanten, der sich vom Sofa erhoben hatte, „für den Lohn mußt Du sorgen." „Sie sind uns kein Fremder, lieber Herr," sagte der Rendant wohlwollend, „von Ihrem Kollegen, dem Buchhalter Rust, habe ich ge hört, was das „Mailüftel" Ihnen eingebracht. Als kleine Entschädigung dafür bitte ich Sie herzlich, am kommenden Sonntag unser Gast zu sein und unser Begleiter auf dem Aus flug, den wir für diesen Tag geplant." Angesichts von Fräulein Elsbeths schönen Augen war es selbstverständlich, daß Norbert Wellner freudig zustimmte. — — Ein lachender Maitag. . . . Der Jasmin duftet schwül und der Flieder so süß — die Welt scheint jetzt ein Paradies zu sein. Jst's da zu verwundern, wenn Herz zu Herzen im Sturm sich findet?! Den zwei jungen, schmuik- ken und lebensfrohen Menschenkindern, Nor bert und Elsbeth, geschah es so- Dem ersten Ausflug folgten andere, bei denen die jungen Leute sich näher kennen lernten. Als der Juni ins Land kam, hatte Herr Cornelius endlich seinen Groll gegen Wellner überwunden und erteilte ihm die versprochene Gehaltszulage. Bald darauf l öste Wellner sich den Braut kuß von geliebten Lippen. Als Elsbeth ihm selig im Arme lag, flüsterte sie: „Gelt, Lieb- ster, das Mailüftel hat es doch gut gemeint!" Mit einem heißen Kuß unterschrieb er ihre Worte. Dar Wen der Zinner in SrWi-r md in Smmer. Von Dr. med- H. Nossen. (Nachdruck verboten.) „Ich versteh« es nicht, daß ich mich er- kältet habe, wo es draußen doch so warm ist!" härt man oft im Frühjahr oder rm Sommer sagen. Oder auch: „Unbegreiflich, daß ich einen Schnup en bekomme, wo ichgarnicht aus war!" Die Erklärung aber ist für den Medi ziner sehr einfach. Die Klagenden haben sich eben im Zimmer, in ihrer Wohnung erkältet. Die Schuld daran tragen allein die steinernen Mauern. Die Steine sind nämlich schlechte Wärmeleirer, sie halten die Kälte des Winters noch recht lange in sich fest. Es gibt Ge bäude, welche sie niemals abgeben, selbst im heißesten Sommer nicht. Dazu gehören in erster Linie die Kirchen- Tritt man an einem warmen Sommertage in eine große Kirche, so ist der Temperaturunterschied so groß, daß man ein unangenehmes Kältegefühl hat. Die Kälte, welche die dicken Mauern ausstrahlen, ist ganz anders wie die frische Winterkäl e draußen, sie ist viel ungesunder. Das Stein haus ist auch lange nicht das Ideal des Hy gienikers. Das Steinhaus zu bauen, hat den Menschen nur die Not gelehrt. Die ersten Häuser der Menschen bestanden nur aus Holz. Dieses Material war entschieden der Gesund heil zuträglicher. Als sich aber die Mensch heit immer mehr vermehrte, so daß der Krieg ein notwendiges Uebel wurde, da begann man aus Steinen die Häuser zu lauen. Man wurde immer mehr und mehr gezwungen, sich in engen Mauern einzuschließen und die Fen ster so eng als möglich anzulegen. Dadurch erklärt sich auch zum großen Teile, wie es möglich war, daß selbst im Mittelalter, Ivo das Rittertum, also die körperliche Ausbil dung in der höchsten Blüte stand, ansteckende Krankheiten wie Pocken, Pest usw. so fürch terlich verheerend wirken konnten. Die Städte mit den engen Straßen, die Häuser mit den dicken Mauerri und den engen Fenstern waren die reinen Brutstätten der ansteckenden Ba zillen. Da wir heute nicht mehr in den Städten zum Holzbaue zurückkehren können, Ivie cs zwar von einigen Hygieniker« vorgeschlagen worden ist, so bleibt uns nur als sicherstes Mittel, unsere Steinwohnung gesund zu Halten, „das Lüften". Man kann, wenn es draußen wärmer ist als drinnen, nie genug lüften. Tas Lüften treibt nicht nur jede sckflechte Lust ans den Zimmern, verdünnt nicht nur i die schädlichen Miasmen bis zur Unschädlich 2 keit, nein, es trocknet auch die Wände, er wärmt sie. Dadurch, daß die warme Lust nicht nur von außen, sondern auch von innen auf die Steinmauern trocknend und erwär mend einwirkt, werden sie schneller ganz und gar durchwärmt, wird ihnen die gesundheits schädigende Ausstrahlung genommen Gebäude, die nie gelüftet werden, die durch die Bauart ihrer Fenster nie gelüftet werden können, wenigstens nicht genügend^ wie bei den mei sten großen Kirchen und Museen, diese Ge bäude sind der Gesundheit stets unzuträglich. Es liegt nicht allein in der Schwäche der menschlichen Natur, daß gerade in den Kir- chen so viele Menschen ohnmächtig werden. Könnte man hier genügend lüften, vermin derten sich die Schwächeansbll« bei den Be suchern auf ein Minimum. Sind die dicken Steinmauern nicht nur kalt, sondern auch noch feucht, so ist das Uebel am größten, denn feuchte Wände lassen keine Lut durch, weil das Wasser die Poren verstopft. Da'er sind feuchte Wohnungen so ungemein gefährlich, deshalb herrscht in ihnen stets eine auffallend schlecht riechende, dämpfe Lust, selbst wenn keine Menschen darin woh nen. Es ist genügend bekannt, daß infolge des bloßen Aufenthaltes von Menschen in den Wohnräumen die Luft verschlechtert wird, wenn man weiß und bedenkt, daß der Mensch bei jedem Atemzuge der Luft seines Wohn oder Schlafraumes eine gewiße Menge Sauer stoff entzieht, dafür aber eine mit Kohlensäure gesättigte Luft wieder von sich gibt, so ist es klar, daß die Lust erneuert werden muß, daß hier unbedingt Lüftung not tut. Jedes Haus, welches aU feuchtem, tauigem oder gar sumpfigem Boden steht, wird und bleibt nicht nur in seinen unteren Räumen feucht, es dringen auch Ausdünstungen aus dem Boden ein, die auf die Gesundheit schä digend einwirken. Auch hier kann nur Lüften mildernd wirken, denn Lust und Sonnen strahlen sind die besten und billigsten Desin fektionsmittel. In Häusern, die auf feuchtem Boden stehen, finden ansteckende Krankheiten stets eine Heim- und Brutstätte, während trocken gelegene Häuser, besonders die hoch liegen, meist verschont bleiben. Ar der Geschichte von S-erluMtz. Don Oberlehrer Hommel. V. In Verbindung mit einigen der größten Güter standen die Erbkretzschame. Oberlung witz besaß deren drei, Abtei einen. Es sind die jetzige Postwirtschaft, der Hirsch, der Kai scr und das Lamm. Sie dienten zuerst, be sonders Post und Lamm, als Gerichts- und Dingstätte und wurden erst nach und nach als Schankstätten benutzt, sie waren somit die Vorläufer der jetzigen Gasthöfe. Erwähnung finden sie bereits in den ältesten Hegegerich ten. 1591 wird gewünscht, „das vff den dreh Krvtzschmarn bter solte geschencket werden". Die Kretzschmare bitten fast jedes Jahr, „es möge wieder ausgerichtet werden, daß man zu ihnen zur Zeche gehe". 1696 forderte die Gemeinde, daß die „3 Erbkretzschmar« oder Wicke die Gemeinde mit gut Bier versehen und einen jeden um sein Geld recht Maß nach Ordnung, wie billig, geben sollen". 1743 findet sich die Bemerkung: „Die Gastwirte sollen auch wegen der Fremden und Reisenden einen guten Vor rat an Fischen und anderen tüchtigen Viktua- lien haben, damit Vornehme und Geringe standesgemäß bewirtet und der Hiesige an der öffentlichen Landstraße gelegene Ort in guten Rus gebracht werde." Mit den Erbschenken verbunden waren Brauereien. Die drei Ober lungwitzer waren steuerfrei. In einem Pto- zeß von 1696 heißt es: „Vor etlichen Jahren haben sie Tranksteuer nach Lichtenstein zahlen sollen, sie hätten aber nichts geben wollen. Sie könnten daher das Viertel Bier 2—3 Pfennige billiger geben. Die Schönburger holen sich keine Kanne Bier in Abtei und machen auch da keine Zeche. Es ist ihnen das verboten. Vor 8 Tagen ist das Verbot vom Amte Lichtenstein erneuevt worden." In Abtei, das erst zum Kloster, später zum Amte Grünhain gehörte, war um 1598 für das Faß 10 Groschen, bis zum Jahre 1702 20 Gro schen, hernach 1 Taler Tranksteuer zu zahlen. Außer der Brauerei im Lamm gab es noch eine Gemeindebrauerei, in der nur die Bau ern zu brauen terech.igt waren. Sie lag zwischen Lieberknechts Fabrik und dem Tisch lermeister Scheffler. Der Bräubottich war 1783 neu gerichtet worden, war 14 Ellen 15^ Zoll im Umfang, 4 Ellen 11^ Zoll un ten, 5 Ellen 5^ Zoll oben im Durchmesser. Bieraufseher war 1744—61 Samuel Pusch mann, von 1761—1799 Gottlieb Enderlein. Brauer war 1778—99 Gottfried Freitag, Mäl zer 1729—92 Joh. Ehr. Herold und Joh. Aug. Herold von 1780 bis nach 1799. 1712 alten sie einen unrichtigen Malzkasten, wes wegen Untersuchung eingeleitet wurde. Aber auch die Oberlungwitzer brauchten keine Not an Getränken zu leiden, wenn sie das hiesige Bier zuerst auch nur in den Kretzschamen trin ken durften. 1617 heißt es im Hegegericht: „. . . ist auch von altersher Brauch, daß ein sesihäsier Bauersmann und ein Häusler oder Gärtner X Sechswochen )ier eingeführt." Dieses stamutte Wohl meist aus Lichtenstein, denn innerhalb der Herrschaft Lichtenstein- sollte eigentlich nur dortiges Bier verschenkt werden. „1697 ist die Lichtensteiner brauende Ge meinde ausgefallen und hat bei Gregor Wirths Hochzeit das Bier . austrin'en wollen. Sie »vollen das Urteil auslösen, daß hinsühro die I Lungwitzer Gemeinde auf Hochzeiten, Kind- I taufen und anderen Ehrenausrichtungen das 3 Der Hahn springt noch einmal, wieder um sonst. Da fängt er an, mit wütendem Eifer im Grase zu kratzen. Ein unglücklicher Regen wurm gerät ihm in die Fänge. Nun lockt er, und von allen Seiten kommen die Hühner gelaufen. Es gibt ein Gehacke um den armen Wurm, und dcr Maikäfer sieht von obenher zu. „Natürlich, natürlich, das ist etwas für euch Federvieh. Um Regenwürmer zu fangen, dazu braucht es kein Hirn. Und auch Fliege- kllnste sind da nicht nötig. Wozu habt ihr eigentlich eure Flügel, wenn ihr doch nicht fliegen könnt?" Der Hahn läßt seine Hühner schmausen und blickt in großartiger Haltung zu dem Maikäfer hinauf. „Glock, glock", sagt er, „es ist keine Kunst, zu fliegen, wenn man wie du vier Flügel hat. Darauf brauchst du dir nichts einzubilden. Wir haben eben nur zwei." „Alle Vögel haben nur zwei und fliegen doch." „Krah, kräh," mischt sich eine Henne ein, denn der Regenwurm ist verzehrt. Sie blin zelt mit schiefem Kopf. „Ich an deiner Stelle würde ganz still sein, Maikäfer. Du bist so klein und hast doch vier Flügel zum Fliegen nötig, das kommt, du bist ungeschickt." „Ach/ ruft der „Müller" zurück, „du sagst eben nichts Neues, Henne. Natürlich kennst du die alte Geschichte von den Hühnern und ' dem Maikäfer. Das sprichst du nun einfach nach." „Ich kenne sie nicht," behauptet das Huhn. Aber man sieht ihm doch an, daß es die Unwahrheit sagt. „Na, dann kann ich sie dir ja erzählen. Sie ist kurz genug. Ein paar Hühner — ge rade solche klugen, wie du — regten sich über die Maikäferflügel auf. Da hielt mein Vor fahr deinen Urgroßmüttern vor, sie wären noch dümmer, als er selbst ungeschickt, denn sie ließen sich von den Menschen ausnützen. Und weißt du, was die schlauen Damen erwiderten? Die Menschen liebten die Hühner. Und darum äßen die Menschen die Hühner. Und darum verkauften sie die Hühner. Alle» aus Liebe. Hehe, zu unklug." „Ist das deine ganze Geschichte?" erkun digte sich der Hahn vornehm. „Nein, edler Herr. Mein Vorfahr lachte die Hühner aus, und da wollten sie ihn auf- frefsen. Aber die Ente kam dazu. Sie wollte Frieden stiften und konnte nicht, weil sie auch so furchtbar über die Dummheit der Hühner lachen mußte. Schließlich wurden die dummen Hühner ganz wütend und ausfallend. Und dann bekamen sie von der Ente und dem Mai käfer gemeinsam tüchtige Prügel. He — wollt ihr leugnen, ihr allesamt da unter mir, daß ihr seitdem die Enten nicht ausstehen könnt?" „Schnack," bemerkt der Hahn nur. Und dann geht er mit gravitätischen Schritten da von. Aber seine Henncn folgen ihm nicht so- glnch; sie können ihren Zorn nicht meistern. „Du Klugrcdner," ruft die eine zum Baum hinauf. „Ha, morgen wirst du stille sein." „Ja," kreischt die andere, „denn da wirst du gefressen." „Von uns! Von uns!" „Torheit," gibt der Maikäfer zurück. „Gar keine Torheit, gar keine I" Nun schreit und gackert das ganze Hühnervolk wild durch einander. „Damit du es weißt, du dummer Käfer: Morgen, ganz früh, gehen die Jungen in den Garten und schütteln die Obstbäume. Ja, sie schütteln euch herunter, ihr Langschläfer; ihr schlaft ja dann noch. Aber wir sind da — wir — wir — und fressen euch." Da kommt die Magd in den Obstgarten ge laufen, um zu sehen, warum die Hühner so lärmen. Und sie treibt sie in den Hof. Da ist wieder Ruhe unter den Bäumen. Der „Müller" aber schwingt sich auf von seinem Ast und fliegt brummend um seinen ganzen Kirschbaum herum. Und er fliegt von Baum zu Baum. Und ü erall schwirrt es ans den Laubkrvnen heraus, und es kriecht und krabbelt auf dem zarten Blattwerk. Denn die Sonne geht unter, und da werden die Maikäfer lebendig. Der „Müller" aber ist sehr geschäftig, mit seinen Brüdern zu reden. Ec erzählt, was die Hühner ihm im Zorn ausplauderten: am nächsten Morgen sollen die Bäume geschüttelt werden! — „Wir dürfen nicht schlafen morgen früh. Wir müssen wach sein und zeitig fortsliegen. Wenn sie dann schütteln, bekommen sie uns nicht." Es ist ein großer Aufruhr in dem Käfer- schwarm. Sie geben dem „Müller" recht, sie loben seine Klugheit und sind alle einig, nach seinem Rate zu tun. Und dann summen und brummen sie noch lange. Als in dcr Frühe des nächsten Tages die Buben in den Obstgarten kommen — die Sonne ist noch nicht lange aufgegangen —, und als die Magd das hungrige Hühnervolk in den Tarten gejagt hat, da beginnt ein ge waltiges Bäumerütteln. Ach, und es ist traurig zu sagen, überall flogen die Maikäfer nur so in dicken Klumpen herunter. Denn wer ein rechter Langschläfer ist, der bleibt es leid« auch in wichtiger Stunde. Das gibt einen Schmaus für das Hühner volk. Nur eine kleine Schar der Käfer ist bei zeiten erwacht und hat sich in Sicherheit ge bracht. Unter ihnen ist natürlich der „Müller", der schon einmal in Gefahr geriet und klug wurde. Ja, den „Müller" haben die Hühner nicht gekriegt. Warum plauderten sie auch aus. Plauderwinkel. Der feuerspeiende Berg nennt sich ein kleines Experiment, das aber, wie ich im vorhinein bemerken möchte, ganz ungefährlich ist und dennoch stets große Be wunderung erregt. Bittet euren lieben Vat r um die Asche von 2 bis 3 Zigarren. Düse Asche formt ihr nun auf einem umgestülplcn Teller zu einem kleinen Berge, steckl 1 bis 2 Emser Pastillen mit hinein, durchtränkt die Asche mit etwas Spiritus und zündet nun den Berg an. Hei, wie die Flammen leuchten! Noch sind sie nicht völlig erloschen, so kommt, aus Rauch bestehend, eine Schlange aus dein Berge heroorgekrocheu, steigt erst in die Höhe und kriecht dann auf dem Tische weiter — eine seltsame Erscheinung, die ziemlich lan^e anhält. Zerstört man jetzt den Berg, so findet man zu einer Ueberraschung, daß er nun völlig Hohls ist. Ein einfaches Barometer. Ihr habt gewiß schon gehört, daß es In strumente gibt, welche durch einen Zeiger genau angeb en, was für Wetter uns beoor- steht. Man nennt sie Barometer. Ein solches, natürlich viel einfacherer Art, könnt ihr euch selbst anfertigen, wenn ihr einigermaßen ge schickt seid. Es ist dabei nichis weiter erfor derlich, als eine größere Flasche mit weitem Hals und eine kleinere, die nur so groß sein darf, daß sie mit ihrer Mündung in die größere Flasche hineingesteckt werden kann. Die grö ßere Flasche füllt ihr bis ziemlich an den Hals mit Wasser an und stülpt nun die kleine, e Flasche hinein. Die Mündung dieser muß reichlich in das Wasser hineinreichen. Damit ist der kleine Barometer schon fertig. Jetzt müßt ihr nur noch Beobachtungen anstellen. Der Wasserspiegel in der kleinen Flasche bleibt sich nämlich nicht immer gleich: er fällt oft sehr tief und 6 bis 8 Stunden vorher, wenn es nasses, windiges Wetter werden will, steigt hingegen mehr oder weniger über den Was serspiegel im großen Glas hinaus, sobald wir gutes, trockenes, sonniges Wetter zu erwarten haben. Der kleine Apparat wird euch gewiß viel Freude bereiten. Interessantes vom Maikäfer. Euer alter Freund, der Maikäfer, wird euch nun bald wieder mit seinem Besuche beehren. Viele von euch werden ihn nach altem guten Kinderbrauch auf die Hand setzen und singen: „Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg, Deine Muttcr ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt usw." Mancher von euch hat sich gewiß schon ge fragt, woher dies kleine Liedchen stammen mag. Der Ursprung läßt sich freilich nicht ermitteln, aber alt ist das Liedchen, sehr alt, man findet es schon in einem Buche, das kurz nach dem dreißigjährigen Kriege erschienen ist. — Ein sogenanntes Maikäferflugjahr wird das Jahr 1914 nicht werden, erst das Jahr 1916 wird uns bei warmer Witterung die braunen Ge sellen voraussichtlich wieder in großer Zahl bringen. Eins der schlimmsten Maikäferjahre der letzten Jahrzehnte war das Jahr 1868. Damals wurde alles nur mögliche zur Ver tilgung der ungebetenen Gäste aufgeboten. Nirgends dürfte jedoch mehr geschehen sein als in der kleinen braunschweigischen Stadt Königslutter, die damals noch nicht 3000 Ein wohner zählte. Bis Ende Mai lieferte man daselbst 300 Zentner Maikäfer ein, wofür man aus der Stadtkasse, da man daS Pfund mit 1 Groschen bezahlte, die bedeutende Summe von 3000 Mark verausgabte. Rechnet man auf das Pfund 450 Glück, so sind 13'/, Mil lionen Maikäfer getötet worden. Nimmt man an, daß die Hälfte Weibchen waren, von denen jedes wenigstens eine Nachkommenschaft von 30 Stück erzeugt hätte, so wären allein in Königslutter für die folgende Flugzeit 202'/z Millionen der schädlichen Flieger vernichtet worden. RRR Vertraue! Vertrau auf Gott In aller Not In deinem ganzen Leben; Denn alles Leid Muß mit der Zeit Sich einmal doch beheben, Wie nach der Nacht Dcr Sonne Pracht Die ganze Welt erleuchtet, Wie Winters Graus Und Sturmgebraus Der linde Lenz verscheuchet. E. K e l l e r.
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