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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191405064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140506
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-06
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.05.1914
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chiffer sind nach Hinterlegung der Kaution für ie freigelassen worden. Nach kurzem Aufenthalt n Petersburg werden die Deutschen nach Berlin Weiterreisen. Die L«ftf,hr«r i» preußische« Sircheugebet. Die evangelischen Ktrchenbehörden Preußens veröffentlichen eine Verordnung, die erlassen wurde, nachdem der preußische Generalsynodal- oorstand zugestimmt und die Dringlichkeit aner kannt hat. Danach soll in den allgemeinen Klrchengebeten nunmehr auch der Luftfahrer ge dacht werden. Die Stelle lautet jetzt: „Beschütze das königliche Kriegsherr, die gesamte deutsche Kriegsmacht zu Lande und zu Wasser, insonder heit die Schiffe und die Luftfahrzeuge, die auf der Fahrt sind." Kaiser Franz Joseph ist noch immer nicht vollständig aus dem Posten. Die Nachtruhe und damit das Allgemeinbefinden werden weniger durch Hustenreiz als durch eine steigende Nervosität infolge der Langwierigkeit der Unpäßlichkeit und des unbeständigen Wetters beeinträchtigt. Von dem Eintritt gleichmäßiger warmer Witterung erwarten die Aerzte eine günstige Einwirkung auf den Zustand des hohen Patienten. — Auch im Befinden des Königs von Schweden schreitet die Besserung nur sehr langsam fort, sodaß aufs neu« Besorgnis herrscht. Deutscher Reichstag. 248. Sitzung vom 4. Mai. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Gesetzentwurfs über die Konkur renzklausel. Dem Wunsche der Regierung, die mehrere Kommissionsbeschlüsse für unannehm bar erklärt hatte, kommt ein Ausgleichsantrag der bürgerlichen Parteien entgegen. Nach dem Kompromißantrag soll' die Kon kurrenzklausel nichtig sein, wenn das Gehalt des Handlungsgehilfen den Betrag von 1500 Mark nicht übersteigt, die Kommission hatte 1800 Mark beschlossen, ein sozialdemokratischer Antrag will 2000 Mark feststen. Ferner soll es nach dem Ausgleich heißen: Hat der Hand lungsgehilfe für den Fall, daß er die in der Vereinbarung übernommene Verpflichtung nicht erfüllt, eine Strafe versprochen, so kann der Prinzipal Ansprüche nur nach Maßgabe des K 340 des B. G.-B. geltend machen. Die Vorschriften des B. G.-B. über die Herab setzung einer unverhältnismäßig hohen Ver tragsstrafe bleiben unberührt. Ist die Ver bindlichkeit der Vereinbarung nicht davon ab hängig, daß sich der Prinzipal zur Zahlung einer Entschädigung an den Gehilfen verpflich tet, so kann der Prinzipal, wenn der Gehilfe sich einer Vertragsstrafe unterworfen hat, nur die verwirkte Strafe verlangen. Der Anspruch auf Erfüllung oder auf Ersatz eines weiteren Schadens ist ausgeschlossen. Nach dein Ausgleich soll das Gesetz am 1. Oktober 1914 in Kraft treten- In der Ent schädigungsfrage ist eine Einigung dagegen noch nicht erzielt. Nach dem Vorschläge der Regierung soll der Prinzipal auf die Dauer des Verbots eine Entschädigung zahlen, die für jedes Jahr des Veräo s mindestens ein Drittel der letzten Gehaltsbezüge beträgt. Die Kommission verlangt die Hälfte des Gehalts als Entschädigung. Abg. Hoch (Soz.): Die Regierungsvor lage hat die Handlungsgehilfen schwer ent täuscht. Bleibt das Wettbewerbsverbot bestehen, so müssen die Handlungsgehilfen die gleichen Rechte wie die Geschäftsleute erhalten. Doch l at die Allmacht des Großkapitals himmel schreiende Vorrechte geschaffen. Die Vorschläge des Kompromißantrages bedeuten noch eine Verschlechterung gegenüber der Regierungsvor lage. Der Gehilfe kann sich von dem Wett bewerbsverbot nicht mehr durch die festgesetzte Strafe frei machen, sondern kann zu wieder holten Geld- und Haftstrafe» bei jeder Nicht erfüllung des Vertrages verurteilt werden. Das schlägt jedem menschlichen Empfinden ins Gesicht. Sie geben damit direkt Andeutung, wie man die Angestellten betrügt. (Präsident Kämpf rügt diesen Ausdruck.) Die Ange stellten müssen erkennen, daß ihnen Hilfe nur durch den Anschluß an die Sozialdemokratie zuteil wird. Alg. Trimborn (Ztr.): Der Sozial demokratie kommt es nur auf das Parteiintcr- esse, nicht auf die Förderung der Sozialpolitik an. Das Schicksal der Prinzipale ist dein Vorredner gleichgültig. Wir suchen nach einem billigen Ausgleich der beiderseitigen Inter essen. Ein Existenzminimum muß gegen die Klausel freiblei. en. Der Kompromipantrag schützt die berechtigten Interessen der Prinzi pale und Gehilfen. Die Mehrheit der Gehil fen wird mit dem beschlossenen Ausgleich zu frieden sein. Abg. Thoma (»all.): Wir sind immer für die Handlungsgehilfen eingelreten; die Klausel ist aber nicht zu entbehren, soweit schutzbedürftige berechtigte Interessen „achzu- wcisen sind. Die Abgg. W a l d st c i n (Vpt.), Fro m- m e r (kons.) und Martin (Rpt.) treten für den Ausglcichsautrag ein. Ministerialdirektor Dell rück erklärt, daß die Verbündeten Regie rungen an ihrem im März bekundeten Stand punkt festhiclten. Die Annahme der Kompro- mißanträge ist gewiß. Dienstag: Etat des Auswärtigen Amts. Sächsischer Landtag. Aweite Kammer. 82. Sitzung vom 4. Mai. Als Mitglieder des Staatsgerichtshofes und als deren Stellvertreter werden die seitherig mit dieser Funktion betrauten Herren wieder- gewählt. Dekret 38, betr. Ankauf eines Grundstückes für das Polizeigebäude in Leipzig, wird nach kurzer Empfehlung durch den Justizminister aus Vorschlag des Abg. Anders (natl.) der Finanzdeputation A zur Beratung überwiesen. Abg. Dr. Steche (natl.) berichtet über den Etat der Technischen Staatslehranstalt in Chemnitz. Auf seinen Vorschlag wird das Kapitel bewilligt. Abg. Wirth (Soz.) berichtet über Kapi tel 69 des Etats, betr. Reichsversicherung und Unfallsllrsorge der Gefangenen. Er empfiehlt Genehmigung des Kapitels. Abg. Fraßdorf (Soz ) wünscht, daß die Rechtsprechung auf sozialem Gebiete sich nicht verschlechtern möge. In zweifelsfreien Fällen müsse zugunsten des wirtschaftlich schwächeren Teils entschieden werden. Redner geht dann aus mehrere Entscheidungen von Versichcrungsämtern ein, die seiner Meinung nach nicht haltbar sind. Namentlich solle das LaDdesversicherungsam unbedingte Objektivität wahren. Abg. Heldt (Soz.) bringt eine weitere Reihe von Klagen über den Zustand des Ver sicherungswesens in Sachsen zur Sprack^. Ministerialdirektor Dr. S ch e l ch e r: Die Regierung wird die Klagen und Wünsche pflichtgemäß prüfen. Oberregierungsrat Wittmaak entgegnet dem Abg. Heidt. Nach einer Erwiderung des Abg. F r ä ß- dorf wird das Kapitel einstimurig bewilligt. Abg. Anders (natl.) erstattet an Stelle des verhinderten Berichterstatters Harter (kons.) Bericht über das Etatkapitel betr. Finanz ministerium. Die Deputation empfiehlt Be willigung des Kapitels. Ohne Debatte beschließt die Kammer dem gemäß. Arg. Döhler (natl.) berichtet über das Etatkaptel der indirekten Abgaben. Er empfiehlt Annahme der Deputationsanträge. Abg. Koch (Vpt.): Die Fortschrittler seien nichr unbedingte Gegner indirekter Abgaben. Die Erhebung dieser Abgaben sei unverhält nismäßig teuer. Redner wendet sich gegen die Schlachtsteuer, die Uebergangsabgabe und die Verbrauchsabgabe. Cs berühre eigentümlich, wenn die Uebergangsabgabe innerhalb des ein heitlichen Zollgebietes erhoben wird. Redner fordert besondere Astimmung über Titel 3 (Ver.rauchsa gäbe). Eine Revision der landes- rechtlichen Stempelabgaben sei nötig. Der Mietstempel sei unsozial. Zum Schlüsse ver wendet sich Redner für einige Beamten petitionen. Abg. Fleißner (Soz.): Unseren An trag aus Aufhebung, der indirekten Steuern werden wir, wenn nötig, mit einigem Nach druck solange bringen, bis er Erfolg geha t hat. Die direkten Steuern seien für die Re gierung ein Kräutlein Rührmichnichtan. Man wolle eben die Reichen nicht entsprechend zu den Steuern heranzie en. Die Schlack;.steuer und die Uebergangssteuer lehnen wir ab. Red ner wendet sich prinzipiell gegen alle indirekten Steuern. Aog. Hofmann (kons.) verteidigt die Schlachtsteuer und befürwortet einige Peti- ionen. Aog. K o ch (Vpt.) tri t dein Vorredner entgegen. Finanzminister v. Seydewitz: Eine vollkommene Steuerform gibt es überhaupt nicht. Die Erhe ungskosten der sächsischen in direkten Steuer sind nicht allzu hoch- Auf die indirekten Steuern können wir nicht verzichten; sie haben den unbestreitbaren Vorzug, daß sie nicht als Steuer empfunden werden. Außer dem kann man die indirekte Steuer vermeiden. Eine Erhöhung der direkten Steuern würde gerade jetzt eine Härie bedeuten, wo der Wehr- beitrag erhoben wird. Die Schlachtsteuer ist allerdings nicht ganz jung, aber darum ist sie doch nicht überholt. Man würde vielleicht Be denken tragen, sie neuerdings einzuführen, aber sic zu beseitigen, da'ür liegt keine Notwendig keit vor. Übrigens treffe sic nur die teueren Fleischsorten. Die Erfahrung lehrt, daß durch die Aufhebung der indirekten Steuer eine Preisermäßigung bei Le ensmittettl nicht ein tritt. Es wäre unklug, Steuern abzuschchfen, die niemand drücken und an die man sich ge wöhnt habe. Redner bittet, die indirekten A - ga.-en zu bewilligen. A.g. Döhler (natl.) weist im Schluß worte die gegen die indirekten Steuern erho e- nen Einwände zurück. Bei der Abstimmung wird die Schlacht steuer usw. gegen die Stimmen der Fortschritt ler und Sozialdemokraten bewilligt. Darauf genehmigt das Haus gegen die Stimmen der Sozialdemokraten das ganze Kapitel. Sie FriiWhrstWNg der Sächsischen Evangelisch-Sozialen Bereinigung. Der Verhandlungstag der Tagung der Evangelisch-Sozialen Vereinigung Sachsens in Chemnitz begann mit einer Vorstandssitzung. Um 10 Uhr eröffnete Herr Pastor Herz-Chem- nitz die erweiterte Mitgliederversammlung im „Deutschen Kaiser". Als Vertreter des Lan« desko'Nsistoriums wohnte ihr Geheimrat Frei herr von Welck bei. In einer kurzen Rede verbreitete sich Pastor Herz über die Arbeit des Komitees Kon essionslos und des Versan des proletarischer Freidenker. Nur in Leipzig arbeiten beide Organisationen gemeinsam, ob wohl die Verbindung Schwierigkeiten bereitet hat. Viele Vereinigung eck, auch die Evang.- Soziale, hat überall in die Kirchenaustritts- bewegung wirkungsvoll zugunsten der Kirche eiugegriffen. Der Gedanke der Diskussion habe sich in dieser Bewegung besonders bewährt. Den ersten Vortrag hielt Privatdozent Lic. Mulert-Berlin über MircheuauStritt-bewegu«- und Sozialdemokratie. Der Redner beantwortete die Fragen: Welche Stellung nahm die Sozialdemokratie bis 1905 zur Kirche ein? Welche Stellung nimmt sie gegenwärtig ein? Was können und sollen wir in dieser Sache tun? Tatsächliche ReligionsFeindschaft der Parteiführer und Ver kündung dieser Feindschaft in der sozialdemo kratischen Presse kennt inan schon lange. Wie derum haben bekannte Parteiführer alle An träge der Freireligiösen abgelehnt, denn man wollte die Parteiarbeit in manchen Gegenden nicht erschweren. Die Kirchenaustrittsbewegung mit sozialdemokratischen Forderungen setzte be reits 1906 ein. Das erklärt sich aus dem Eintritt von Akademikern in die Sozialdemo kratie. Die Hunderttausende, die Göhre und eine Gesinnungsgenossen erhofften, sind nicht ausgetreten. Die Hälfte aller Austritte kom men auf Berlin und Umgegend. Der Bestand der Landeskirche ist nicht ernstlich erschüttert worden, da die Zahl der Konfessionslosen zu nächst nicht bedeutend stieg. Aber ilM Wir kung hat diese Bewegung gehabt, die seit 1912 wieder stärker wurde. Die Haltung der Sozialdemokratie zur Kirchcnaustrittssrage ist nicht konse ment. Die offizielle Stellung der Sozialdemokratie wird jedenfalls derartig wer den, daß nach den Ereignissen der letzten Fahre die Parteileitung zum Austritt aus der Kirche ausfordern wird. Treiben wir unsere evangelisch-soziale Arbeit auch in der Kirchen- austrittsbewegung so weiter wie bisher, um diese sozialdemokratische Bewegung gerecht zu würdigen und dahin wirken, daß das Evan gelium unserem Bolte erhalten bleibe- Das zweite Referat hielt Herr Pfarrer Ludwig-Leipzig über KirchtimustrittSbcwtgung und Kirche. Der Redner beantwortet zunächst die Frage: Welches ist die Stimmung, die in uns kirch lich gezei igt wurde? Die Austrittsbewegung bat viele aufgerüttelt und leben'pendende Kräfte geweckt. Die Kirchenfeindlichkeit ist jetzt keine einheitliche Größe. Unhaltbar ist die Verbin dung von Frcidenkertum und Monisten, von Bär und Adler. Die Auslrittsvewegung er- tlbft sich nicht immer aus edlen Motiven, Die Kirchengegner haben kein Recht, den Werde gang der Kirchenreundc herunterzuwürdigen. Innerhalb des Marxismus ist für das sittliche Ideal kein Raum. Ader trotdem wird das christliche sittliche Ideal einst als höchstes an erkannt werden. Weil wir von der Person Jesu Christi innerlich gepackt und ergriffen sind, «vollen wir der Kirche treu bleiben, uns nicht verbittern, uns nicht die Häude fesseln oder uns mundtot »rachen lassen. Wir müssen die neue Zeit vorbcreiten. Alles hirarchiiche und polizeiliche Gebaren der Kirche muß ver mieden werden. Der gegnerischen Propaganda muß entgegengetreten werden- Der Ausrüstung dafür müssen die Pastorenkonferenzen dienst ar gemacht werden. Den kirchlich-religiösen, den sittliche» Einfluß auf die Menschen die Ju gend, auch auf die Dissidentenkinder dür'en wir uns nicht nehme» lassen. Wir müssen grundsätzlich den Airschein vermeide», jemand ein Bekenntnis ausdrängen zu wollen. Endlich erwarten wir, daß die evangelische Kirche auch in ihrer Predigt- und VereinStftig'eit sich für diese Ziele einsctzt. Im weiteren Verlauf der Sitzung na M man Stellung zu den Be:boten soziatv.mvlratlscher Konsirurandcii- seiern und nahm folgende Entschließung an: „Wir cdauern aus pädagogischen und sittlichen Gr nden, daß neuerdings von Seiten der - ozialdemo'ra ie versucht wird, die Jugend schon in der Koasinnationszcit und am Kon- jirniationstage im Sinne einseitigen Klasseii- cwußtseins zu becmflusscn. Dennoch bitten «vir als Vertreter der Kirche, ihrerseits auf jedes Machtmittel des Staates zum Schutze kirchlicher Jugendarbeit zu verzichten und ihren etwa nötigen Kampf allein «nit geistigen Was en durchzuführen. Wir sind überzeugt, daß dieses Verhalten nicht allein den« Wese» der ftirche entspricht sondern auch ihrer Jugend- ar eit auf die Dauer am förderlichsten sein wird." Herr Pastor Ende'Lichtenstein sprach ü,er „Tic sittliche PcrföaUchle.t und Vaö Wohvnvgscleud". Ausgehend von dem Wohnungselend der Groß stadt wies der Redner nach, das: es auch in der Kleinstadt und auf dem platten Lande zu finden sei. Mancherlei Klagen seien über die Beschuhenheit der Wohnung zu führen. Die Mieten hätten nicht gleichen Schritt mit de» Lö nen gehalten, ost betrüge» sie de» vierte» oder fünften Teil des Einkommens. Kinder reiche Familien fände» mitunter überhaupt eine Wohnungen. Das Wohnungselend töte unser Volk, es sei schuld an der Einschrän kung der Geburtenzahl. Die Gesundheit des einzelnen verkümmere durch das Wohnungs- elcnd. Entstanden sei das Wohuungselend durch das außerordentliche Anwachsen des deutschen Volkes, durch die Flucht in die Großstadt und die mehr und - mehr überhand nehmende Grundstücksspekulation- In neuerer Zeit bekämpfen Staat und Gemeinde energisch das Wohnungselend. Zu rühmen sei hier das sächsische Ministerium des Innern durch seine Maßnahmen für den Kleinwohnungsbau und die Anstellung von Wohnungspflegerinnen. Auch der einzelne könne mithelsen durch Bil dung, von Barlgenossenschaften und durch weniger Empfindlichkeit, wenn kinderreiche Fa milien niit im Hause wohnen. Das Uebel der wachsenden Bodenteuerung aber könne ge hemmt werden durch das öffentlich« Gewissen, das unsere deutsche Kirche zu bilden wohl im stande wäre. Auch in bezug aus Bodenreform könne die deutsche Kirche, die eine mächtige Grundbesitzerin sei, vorbildlich wirken durch Abgabe von Land im Wege des Erbbaurechtes. Nach der Vorbesprechung einiger Satzung^ änderungen »ahm man Stellung zu der Frage der völligen , Sonntagsruhe im HandelSgewerbe. Das Referat erstattete Pastor König-Chemnitz. Nach der Aussprache wurde folgende Kund gebung einstimmig angenommen: „Die Säch sische Evangelisch-Soziale Vereinigung bekennt sich wie der Evangelisch-Soziale Kongreß zu dem Ziele vollkommener Sonntagsruhe und sieht in jedem Fortschritt zu diesem Ziele eine Förderung der körperlichen und geistigen Wohl- fahrt des gesamten Volkes, sowie die Erfül lung einer Vorbedingung für bessere Sonn- tagsäeiligung. Deshalb schließt sich die Ver einigung in Uebereinstimmung mit dem Evan gelisch-Sozialen Kongreß der bekannten Erklä rung der Gesellschaft für soziale Reform zu Gunsten einer reichsgesetzlichen Durchführung völliger Sonntagsruhe im Handelsgeweifte in allen Punkten an, und wünscht dringend, daß der dem Reichstag gegenwärtig vorliegende Gesetzentwurf in diesem Sinne erledigt werde. Ebenso begrüßt und unterstützt die Vereinigung auch den Rill der soziale» Arbeitsgemeinschaft der kaufmännischen Verbände an die evan gelischen Kirchenbehörden und Synoden, mit ihrer Autorität für die grundsätzliche Aner kennung der vollen Sonntagsruhe einzutreten, aufs lebhafteste. Doch erwarten wir dieDurch- nihrung der Forderung voller Sonntagsruhe nicht allein von einer gesetzlichen Regelung, sondern vor allem von einer Stärkung des sozialen Verantwortlickfteitsgefühls, das den Ein zelnen bindern muß, am Sonntag über das unerläßliche Maß hinaus fremde Zeit und Arbeitskraft für sich in Anspruch zu nehmen." Die Herbsttagung soll in Ver indung mit den« Kongreß für Volkserziehung im September in Leipzig stattfinden. Mit einem Referat 'er ein Kapitel sozialer Framnaifteit erreichte die Tagung ihr Ende. OerMches «nd ELchstscheS. * — A i t t e r u n g s a u s f i ch l ß.r Mittwoch, dm 6 Mai: Südivestwind, wechscliide Bewölkung, wmm, zeitweise Negeii, Gewitter neigung. * — K r c i s f c u e r w e h r v e r b a n d Zwickau-Glauchau. Seinen 7. Füh rerkursus hielt am Sonntag der Kreisfeuer- webrver and Zwickau Glauchau in Meerane abu Von de» 78 in Frage kommenden Wehren hafte jede 2 offizielle Vertreter entsand:; da sich aber noch eine ganze Anzahl Feuerwehr leute freiwillig an den Hebungen beteiligte, so dürfte» gegen 350 Vertreter auswärtiger We re» anwesend gewesen sein. Von 9—10 ilbr war zunächst Meldung im „Wiener Hof". Itzi« j^11 ilhr vegan» dann der Kursus; der der Einfü brung in das neue Exerzierreglement dienen sollte. Er zerfiel in 2 Teile. Während am Ger tehaus die llebunge» für die Steiger sta.tfanden, wurden die f r die Spritzen und H -dränten in der Turnhalle am Roten, erg vorgenommen. Die Exerzitien wurden sämt lich in der Weise ausgeführt, daß die Meera- ner Wehr die Uebunge» »ach dein neuen Re glement demolistrierte und die übrigen Wehren sie dann in Gruppe«« un er dem Kommando eines auswärtigen Führers nachübten. Die erste Demonstration, ausgeführt von 9 Mani- der ersten Kompagnie des Meeraner Steiger zugs und nachdem von den fremden Wehren nach Tempo wiederholt, dauerte lis j^1 Uhu. Hierauf suchten die Teilnehmer verschiedene Restaurationen auf, nm dort das Mittagsmahl einzunehmen. Nachmittags 2 Uh» war dann wiederum Antretei« am Gerätehaus. Es übten zunächst 4 Mann der Freiwilligen Feuerwehr von Eriinmillch.au an Iholmigen Leitern, wor aus schließlich die Mecraiier Pioniere die An legeleitern, ferner eine neue Ausziehleiter so nne eine freistehende Pionierleiter vorführten. i'iiterdessen wurde in der Turnhalle am No ten erg das neue Exerzierreglement für den Dienst an den Spritzen und Hydran en gezeigt. Sämtliche Exerzitien klappten vorzüglich und stellten den Wehren, was Ra'chheit, Exaktheit und Sicherheit auäetrifft, das denkbar gün stigste Zeugnis aus. Gegen 5 Uhr nachmit tags fand der Kursus seine» Abschluß. Den angesetzteil Fußdienst ließ man ausfallen. Hin terher zerstreuteil sich dann die Teilnehmer in Gruppen in die verschiedenen Loalitäten der Stadt, um noch einige Stunden bei einem kühlen Trünke Irene Kameradschaft zu pflegen. *— Das große Los, das bei der letzten Ziehung bekanntlich nach Dresden ge falle» ist, scheint in die richtige» Hände ge kommen zu sein. Beteiligt sind kaufmännische Angestellte, .'leine Gewerbetreibende und andere Personen in durstigen - Verhältnisse», die das Glückslos meist in Ze Melanterle» gespielt haben. * — Von A r b e i t g - b e r a g e n t e n getäuscht und betrogen wurden, wie ans Planitz gemeldet wird, vor kurzem 11 Mann aus dem Vogtlande. Unter hem Ver sprechen, bei Mündiger Arbeitszeit einen Lohn von 4,60 Mark bis 5,30 Mark pro Tag wür-
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