Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191405077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140507
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-07
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.05.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Das 4. und 5. Stück de« Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen, sowie Nr. 14—20 des Reichsgesetzblattes vom Jahre 1914 sind eingeganaen und liegen 14 Tag« lang im Rathause, Zimmer Nr. 9, zu jedermann« Einsicht aus. Ein Inhaltsverzeichnis dieser Gesetzblätter ist im Hausflur des Rathauses angeschlagen. Hohenstein-Ernstthal, am 5. Mai 1914. Der Stadtrat. TageSgeschichte. Der Wehrbeitrag in Sachsen. Die Veranlagung zum Wehrbeitrag nähert sich dem Ende zu. In einigen deutschen Bun desstaaten ist, wie schon dieser Tage gemeldet, die Veranlagung bereits vollzogen und sie zeigt, daß im allgemeinen die VorauSschätzungen deS Reichsschatzamtes zutreffen werden. In Sachsen wird das Veranlagungsgeschäft erst in vierzehn Tagen bis drei Wochen erledigt sein. Diese Verzögerung erklärt sich daraus, daß von der sächsischen Regierung die Frist zur Abgabe der Vermögenserklärung bis auf das äußerste zu lässige Maß festgesetzt worden ist. Mit großen Ueberraschungen beim Endergebnis der Veran lagung braucht nicht gerechnet zu werden. Ge wiß hat sich auch in Sachsen in verschiedenen Fällen der Generalpardon als ,Wünschelrute" zur Aufdeckung unbekannter Reichtümer bewährt. > Aber eine „Ueberraschungsquote" wird sich nicht ergeben, worauf, wie noch erwähnt sein mag, I der sächsische Finanzminister, Herr v. Seydewitz, bereits in einer Sitzung der Zweiten Kammer hingewiesen hat. Unser Kaiser, der in Portofino an der italienischen Riviera eine Begegnung mit dem Freiherrn Mumm von Schwarzenstein hatte, trifft heute Mittwoch in Genua ein. Ein staatlicher Empfang findet hier nicht statt. Nach einem Aufenthalt von etwa drei Stunden setzt das Kaiserpaar die Reise im Sonderzug fort, um am Donnerstag in Karls ruhe deutschen Boden wieder zu betreten. Der Kaiser nimmt im Residenzschloß bei seiner Tante, der Großherzogin-Witwe Luise, Wohnung. Der Besuch trägt streng familiären Charakter. Freitag früh fährt der Kaiser in Begleitung Ins Groß herzogs nach dem Elsaß, um einer Gebirgsübung bei Türkheim beizuwohnen und der HohkönigS- burg einen Besuch abzustatten. Am Sonnabend begibt sich der Kaiser nach Braunschweig zur Teilnahme an der Taufe des Erbprinzen. Statthalter b. Dallwitz wird sich am Freitag beim Kaiser anläßlich des Besuchs des Monarchen auf der Hohkönigsburg melden. Zum AoSwärtigea Etat wird der Reichskanzler das Wort ergreifen. Daß die Beratung des Militäretats derjenigen des Etats des Auswärtigen gegen die ursprüngliche Festsetzung vorweggenommen wurde, beruht nicht auf einem Wunsche des Kanzlers, sondern auf Dispositionen des Präsidiums, die in letzter Stunde getroffen wurden. KSr de» selbständigen Mittelstand soll endlich auch etwas geschehen, nachdem die sozialpolitische Gesetzgebung einseitig die Inter essen der Arbeiter und Angestellten wahrge nommen und den Schultern gerade des gewerb lichen Mittelstandes kaum noch erträgliche Lasten ausgebürdet hat. Einem Wunsche des Reichs tags entsprechend, werden zunächst Umfragen über die Verhältnisse des kaufmännischen Mittel standes veranstaltet, deren Ergebnis zur Grund lage gesetzgeberischer Maßnahmen dienen soll. Die Umfragen, die nicht auf schriftlichem, sondern auf mündlichem Wege erfolgen, sollten bereits am 1. d. M. ausgenommen werden. Sie ver zögerten sich, werden jedoch im Laufe des Sommers bestimmt stattfinden, sodaß sich der Reichstag im Herbst voraussichtlich auf Grund lage bestimmter Regierungsentwürfe mit den wichtigen Fragen der Mittelstandspolitik wird beschäftigen können. RcichStazsabgeordneter Semler ist so schwer erkrankt, daß das Schlimmste be fürchtet wird. Dr. Semler, der im 56. Lebens jahre steht, vertritt als Mitglied der national liberalen Fraktion den Wahlkreis Hannover 2 im Reichstage seit dem Jahre 1900. Franz Kossath auf dem Sterbelager. Wie aus Budapest gemeldet wird, ist im Zustande Franz Koffuth' eine überaus kritische Wendung eingelreten. Infolge des Hinzutretens einer Gallenblasenentzündung erleidet der Patient sehr starke Schmerzen. Die vor kurzem noch so robuste Gestalt Kossuths ist vollkommen zu sammengebrochen und kraftlos. Koffuth ist sich über seinen Zustand klar. Dem Arzt, der seine Temperatur messen will, wehrt er ungeduldig ab und sagt: „Wozu diese Komödie? Ich weiß, daß ich sterben muß und nicht mehr gesund werden kann." Mit einem Spionagenetz hat Rußland Schweden überzogen, die schwedische Presse fordert stürmisch strengste Strafen gegen ausgegnfiene russische Spione. Festgestellt wurde, daß selbst russische Offiziere in den Finnland be nachbarten Gebieten Schwedens Spionage treiben, indem sie genaue Terrain-Aufnahmen machen. Eine beliebte Maske dieser Spione ist die des Scherenschleifers, der in schlichter Kleidung und sich notdürftig ernährend von Dorf zu Dorf zieht. Goremhlin in der Duma auSgepfiffe«. Als am Dienstag in der Sitzung der Reichsduma nach dem Bericht des Bericht erstatters der Budgstkommission Rischewski der Präsident des Ministerrats Goremhkin die Tri büne betrat, lärmten und schrieen die Abgeord neten der äußersten Linken:, „Es ist genug, wir werden ihn nicht sprechen lassen!" Auch mit den Pultdeckeln wurde gellappt. Die Mah nungen des Präsidenten Rodsjanko blieben fruchtlos. Da der Lärm anhielt, reantvagte der Präsident Rodsjanko die Anwendung des Höchststrafmaßes, das ist den Ausschluß der acht Schuldigen von den Sozialdemokraten und der Arbeitsgruppe für die Dauer von fünfzehn Sitzungen. Jeder der betroffenen Ab- geordneten gab von der Tribüne herab Erklä rungen ad, wobei den Abgeordneten Skobelew und Tschenkelj das Wort entzogen wurde. Tschenkelj blieb noch einige Zeit aus der Tri büne und erklärte dann von seinem Platze aus, er werde den Saal nicht verlassen. Der Prä siden» ordnete darauf an, ihn zu entfernen. Als der Abgeordnete der Aufforderung des Ordnungsbeamten keine Folge leistete, erklärte der Präsident, er unterbreche aus Achtung vor der Würde der Duma die Sitzung, und bat Tschenkelj, den Saal zu verlassen. Alle Abge ordneten verließen den Saal, nur der Abgeord nete Tschenkelj blieb darin zurück. Aufstand in Portugiesisch-Kongo. Ein ernster Ausland der Eingeborenen ist in Portugiesisch-Kongo ausgebrochen. Zahl reiche Dörfer an den Ufern des Kongostromes sind niedergebrannt. Portugiesische Meldungen besagen, daß nicht weniger als 50 Weiße bei den bisherigen Kämpfen getötet worden seien. Die belgische Regierung hat umfangreiche Vor kehrungen getroffen, um ein Uebergreisen des Aufstandes aus belgisches Gebiet zu verhindern- Im deutschen Neukamerun verhalten sich die Eingeborenen ruhig. Portugiesisch-Kongo lei det unter dem Aufstand umsomehr, als es sich seit einiger Zeit in einer schweren wirtschaft lichen Krisis befindet. Im amenkanisch-mexilanischea Konflikt droht das Vermittlungsanerbieten der südame rikanischen ABC-Staaten in die Brüche zu gehen. Alle Parteien sind zur Annahme der Vermittlung bereit, keine will aber auch nur das geringste Zugeständnis machen. In Wa shington hat man die Hoffnung auf eine g >t- liche Schlichtung des Streites aufgegeben und ist der Meinung, daß die mexikanische Frage vor den Toren der Stadt Mexiko zwischen den Rebellen und den Truppen Huertas entschie den werden würde. Das ist natürlich die Lö sung, die man in Washington trotz aller Freundschaftsversicherungen für Mexiko am sehnlichsten wünscht. Es geht eben nichts über die edle Uneigennützigkeit der Aankees. — Die Gerüchte von der Ermordung einer deutschen Frau durch mexikanische Banditen sind nach einer Meldung aus der Hauptstadt Mexiko ebenso grundlos gewesen wie die, daß ein junger Deutscher vom Mob zu Tode geprügelt worden sei. Dagegen bestätigt es sich, daß im Hafen von Manzanillo der mexikanische Damp- fer „Luella" infolge Explosion einer Mine, die ür einen amerikanischen Kreuzer gelegt war, gesunken ist- — In Veracruz wurde auf Be fehl des amerikanischen Betehlshabers eine mexikanische Frau verhaftet und vor ein Kriegs gericht gestellt, die bei den Straßenkämpfen in der Stadt acht amerikanische Soldaten und Matrosen erschossen hatte. — Die Insurgenten, denen sich Zapata angeschlossen hat, marschie ren auf die Hauptstadt Mexiko zu, um Huerta gefangen ZU nehmen, über den sie das Todes urteil aussprachen. Deutscher Reichstag. 249. Sitzung vom 5. Mai. Auf der Tagesordnung steht zunächst die kurze Anfrage v. Meding (Welfe) und Beh-- rens (Wirtsch. Vgfl.), ob die Regierung es billige, daß verschiedene Krankenkassen Wöch nerinnen, denen auf Grund der Reichsversiche- cungsordnung Unterstützung zustehe, von die'er ausschließe unter der Begründung, die betref fenden Personen gehörten der Kasse noch nicht 6 Monate an, obwohl dieselben seit dem 1k Januar Beiträge entrichteten. Ministerialdirektor Caspar erwidert, eine Entscheidung der Streitfrage kann nur aus dem Wege der Feststellungsklage herbeigeführ. werden. Es folgt dann die von den Sozialdemo kraten beantragte namentliche Abstimmung über den Antrag zur Konkurrenzklausel-Vorlage, der Freiheitsstrafen für Verstöße gegen die Be stimmungen des Gesetzes Vorsicht. Der Antrag wird mit 215 gegen 99 Stimmen abgelehnt, lieber eine Petition der Rabattsparvereine über den heimlichen Warenhandel wird zur Tages ordnung übergegangen. Eine Reihe weiterer Petitionen wird von der Tagesordnung ab gesetzt. Es folgt die Beratung des Militärctais. Abg. Frhr. Rogalla v- Bieberstei n (kons.) berichtet über die Beratungen der Kommission. Kriegsminister v. Falken Hayn: Bei Vorlage des diesjälrigen Militäretats halte ich es für meine Pflicht, Rechenschaft über die Art und Weise zu geben, in der die von dem Hohen Hause im vorigen Jahre bewilligte Wehrvorlage in die Wirklichkeit unigesetzt wor den ist- Die in den ersten Tagen des Juli 1913 bewilligte Vorlage sollte die Vorberei tungen treffen für die Einstellung von 60 000 Mann und event. von 21 000 Pferden mehr, als das deutsche Heer bis dahin gehabt hat. Was den Mannscha tenersatz anbelangt, so konnte die Aufgabe ohne Schwierigkeit gelöst werden. (Lebhafter Beifall bei den bürger lichen Parteien.) Wir verfügen sogar über 36 000 Mann, die nicht mehr eingestellt wer- den konnten, die übrig geblieben sind und zurückgestellt werden, mußten. (Beifall. Zuruf: I Das nächste Mal! Heiterkeit.) Bei diesen günstigen Ziffern ist die Tauglichkeit nicht etwa l-erabgemindert worden. Der beste Be- weis dafür ist, daß in diesem Jahre von den zur Einstellung Gekormnenen nur 4 Prozent entlassen worden sind, während diese Ziffer im Vorjahr 4,5 Prozent betrug. Sehr günstig ist auch der Stand der zur Ersatzreserve und zum Landsturm Ueberwiesenen, über den ich aus besonderen Gründen genaue Ziffern nicht mitteilen möchte. Der Offizierersatz war un- sere besondere Sorge, da Fehlstellen vorhanden waren. Heute betragen die Fehlstellen auf etwa 30 000 Offiziere nur noch 3000, auch diese werden nach dem jetzigen Gange der An meldungen in etwa zwei Jahren gedeckt sein. Beim Unterossizierstande hatten wir durch die WelMorlage einen Bedarf von 10 000 Stel len, hiervon fehlten am 15. November noch etwa 4000; nach den Erfahrungen mit dem Zugang in den jüngsten Jahren werden die Fehlstellen schon im Dezember dieses Jahres gedeckt sein, wenn nicht ein neuer Bedarf ein tritt. Ein solcher Bedarf von 1100 Mann tritt durch das neue von Ihnen beschlossene Wehrgesetz ein. Bei der berittenen Waffe ha ben wir aus leicht erklärlichen Gründen einen Ueberschuß an Unteroffizieren, bei der Fuß- truppe einen Mangel. Viele Unteroffiziere sind auch zur Vorbereitung auf ihre spätere Lebens laufbahn beurlaubt. Zu Befürchtungen liegt 'ein Anlaß vor, freilich kann der Chef der Militärverwaltung nicht daran denken, in dem Bestreben nachzulassen, die Lebensbedingungen unserer Offizier« und Unteroffiziere immer Wetter zu erleichtern und zu fördern- Der not wendige Ersatz von 1800 Remonten konnte o'ne Schwierigkeiten gedeckt werden- Von August bis November haben wir 17 000 voll jährige Pferde angekauft. Das Urteil über das Ergebnis der Ankäufe ist in der Armee günstig. Freilich zeigten sich im letzten Win ter Seuchen in unseren Militärställen, zum Teil von bedrohlichem Charakter. Beim An kauf im laufenden Jahre werden wir jeden falls noch vorsichtiger sein, obwohl über die Art ber Seucheneinschleppung nichts Bestimm tes festgestellt werden konnte. Die Mittel, die Sie für Festungsbauten bewilligten, haben wir zur Steigerung der Kriegsbereitschaft unserer Grenzfestungen überall wirksam verwendet. Schwierig war, die Unterkunft für den Massen- zusluß zur Armee in der kurzen Zeir vom Juli bis Oktober sicherzustellen. Es mußten 268 Groß-Bauvorhaben und mehrere hundert Klein-Bauvoriaben zur Bestellung von Unter- kuntsräumen geschaffen werden. Die Bauten für die Unterkunft der Pferdeverstärkunaen sind im Gange. Holzbaracken, die sich glänzend bewährten, wurden vom 1. Juli bis 1. Ok tober errichtet für 14 Bataillone, 6 Kavalle rieregimenter, 3 Artillerieabieilungen, 12 ein zelne Kompagnien. Die Bevölkerung wurde nur in einem Falle in Mitleidenschaft gezogen. In einer westlichen Garnison mußten vier Eska- drons einig« Tage in Bürgerquartieren unter gebracht werden, da die Stallzelte unpünktlich eintra'en. B«i der Unterbringung von Offi zieren und Beamten, für die kein dienstliches Unterkommen vorhanden ist, in Bürgerquar tieren kam es zu Anständen, an denen wir beute noch leiden, zum Teil waren die nöti gen Wohnungen nicht vorhanden, zum Teil wurden die Wohnungsmieten ungeheuer hoch geschraubt. Durch Verhandlungen mit den betr. Stadtverwaltungen sind die schlimmsten Uebelstände jedoch schon behoben. Die Ver pflegung ist überall sichergestellt. An einigen Orten, wo es nicht gelang, die Kocheinrich tungen rechtzeitig zu beschaffen, haben unsere vortrefflichen Feldküchen geholfen. Der Ge sundheitszustand des Heeres ist in dieser gan zen Zeit vortrefflich gewesen und geblie en, dank der vorzüglichen Tätigkeit unseres Sani- t tsoffizierkorps. Die größte Schwierigkeit machte die Beschaffung der Bekleidung und Ausrüstung, da die Bestellungen verhältnis müßig spät an die Fabrikanten gelangten. Trotzdem trat keine wesentliche Verzögerung eil,. Nachdem am 1. Oktober die Verstärkun gen zusammengetreten waren, konnte am 6. Oktober gemeldet werden, daß auch die neuen Verbände sämtlich ausrückungsfähig im kriegs bereiten Zustand vorhanden waren. (Lebhafter Beifall.) Di« Leistungen, die vom 1. Juli bis 1. Oktober von der Heeresverwaltung, in erster Linie von den Verwaltungsbeamten, voll bracht wurden, waren geradezu mustergül ig und bewundernswert, sodaß die Herron, die daran beteiligt waren, die höchste Anerkennung verdienen. (Lebhafter Beifall.) Abg. Schulz-Erfurt (Soz.): Kricgs- minister v. Heeringen verschwand fluchtart g, nachdem er das Wehrgesetz durchgcbracht hatte, weil die angebliche Kriegsgefahr Schaumschlä gerei Ivar. Herr v. Falkenhayn wurde sein Nachfolger, weil er Kandidat des General sta'schefs war und die Sympathien des Kron prinzen hatte. Ein Bruder des jetzigen Mini sters, der Regierungsrat im Ministerium des Innern ist, hält dem Kronprinzen ja Vortrag. (Redner macht diese Ausführungen unter gro ßer Unruhe des Hauses, der Präsident ersucht ihn wiederholt, zum Etat zu sprechen und den Kronprinzen aus dem Spiel zu lassen.) Der neu« Kriegsminister zieht den Kastengeist der Offiziere groß wie nie zuvor. Die Generale a. D. bringen den Wahnwitz zu Papier und zielen den Zukunstskrieg an den Haaren her bei. In dem Geseire des Generals Keim, dessen Rüstungsbrunst keine Grenzen kennt, kommt die Gier der Rüstungsindustrie zum Ausdruck. Wie werden in einem Kriege nicht zum Feinde übergehen, auch nicht aus Vor gesetzte schießen. Wir haben keinen Haß gegen die Monarchie, die Religion oder das Heer. (Widerspruch rechts; Redner erhält weitevhitt einen Ordnungsruf,.) Das Kriegsministerium treibt politische Stimmungsmache schlimmster Art. Seine Veröffentlichungen wimmeln von Beleidigungen des Reichstags. Die für den Kriegsdienst ungeeigneten Offiziere scheinen dem Kriegsminister noch gut genug für Han- del und Industrie. Der Minister fällte dem an Bestialitäten so reichen Kapitel der Sol- datönmißhandlungen größere Aufmerksamkeit zuwenden. Der überhebliche Ton gegenüber dem Reichstag scheint seit Zabern Mode zu werden. Es ist beschämend, daß die Sozial demokraten als moralisch minderwertig be trachtet werden, wie sich im Falle des Walter Stöcker zeigte, dem das Recht zum einjährigen Dienst wegen seiner Agitation für die Sozial demokratie entzogen wurde. Abg. Erzberger (Ztr.) bezeichnet die Durchführung der Heeresvermehrung als er staunliche Leistung. Der Kriegsminister dürfe nicht im Kampf gegen die Soldatenmißhand lungen erlahmen. Politisierende Offizier« müß ten auf all« Fälle aus dem Heere entfernt werden. Avg. Bassermann (natl.) sprach dem Kriegsminister seine Anerkennung über die ge- trofenen Maßregeln aus. Abg. Dombeck (Pale) beschwert sich über Mißhandlung polnischer Rekruten- Das Kriegsministerium unterstütze den Ostmarken verein. Mittwoch 2 Uhr: Weiterberatung. Ser KoiMbend des TaravereinS von 1856 steht vor der Tür. Das, was an diesem A.-end an Guten, und Schönem zusammen- ge.üg ist zu einem vollen Ganzen, wird für all« Besucher wirklich einen hohen Genuß dar stellen. Nicht Gaben solcher Art, wie sie die „Moderne" als richtig ansieht und anpreist, werden den Gsten des Veranstalters geboten, sondern Darbietungen von tiefem Gehalt, be rechnet, den Abend für die Besucher zu einer Feierstunde zu machen, wie sie unserem hart schaffenden Geschlecht von heute not tut und seiner allein würdig ist. Es ist ein Teilzweck der Veranstaltung, darzutun, daß auch in der heimischen Stadt etwas Gutes geboten werden kann und zu beweisen, daß es hierorts kon zertlustiges Publikum genug gibt, um derglei chen Acende zu ermöglichen. Schon aus letz terem Grunde sollte niemand versäumen, das Konzert zu besuchen; aber auch die Tatsache, daß jedermann, der es aufsucht, voll befrie digt sein wird, muß zu regem Besuch anspor neu- Ter Kartenverkauf durch die Boten hat siton seit einer Woche rege eingesetzt und die letzten Tage werden eineu noch größeren An drang bringen, weshalb «s gu. sein wird, sei nen Bedarf in den Vorver'arttsstellen rechtzei tig zu decken. An die Darbietungen des A ends sei noch einmal kurz erinnert: Unser Staltmusikchor hat den instrumentalen Teil ü'crnommen- Es wird für den Abend aus ürer 30 Mann gebracht werden und bietet nur vollwertige, gehaltvolle Sachen. Das Damen- (Doppel-)Terzett des Herrn Kirchenmusikdirek- wr Winkler dürfte wohl den Hauptanziehungs Punkt bilden. Der Ruß der den Damen samt i rem Leiter vorausgeht, gibt alleiu die Ge- wälr, daß der Abend gelingt. Wenn danc en auch Vorturner und Turnerinnen an ihrem Teil etwas beitragen, das den Beifall aller finden wird, so kann erst recht von einem vol len Gelingen gesprochen werden. Deshalb auf frohes Wiedersehen am Konzertabend! OertlicheS «uv LächfischeS. * — Witterungraussicht für Donnerstag, den 7. Mai: Böige Westwinde, wech selnde Bewölkung, Tcmperaturrückgang, zeitweise Regen. * — Im Flaggeuschmuck standen lcute die Postämter der hiesigen Gegend; An laß hierzu bot der 32. Geburtstag des deut schen Kronprinzen. * — Der Unterrichtsabend für Unteroffiziere und Unteroffiziersaspi ranten des Beurlaubtenstandes, welcher für Sonnabend, den 9. Mai, angesetzt war, fällt infolge des am gleichen Tag« in Glauchau stattsindenden Roten Kreuztages aus. Der nächste Persammlungsabend ist aus Sonnabend, den 13. Juni, festgesetzt worden. * — Der Vor st and der Genos senschaft „ Be t h l e he m st i f t i m H ültc » grund e" besteht gegenwärtig aus folgenden Herren: Adolph Siebenhaar, Pastor eni. in Leipzig, Vorsitzender; Gustav Eber hardt, Privatmann in Chemnitz, Stellvertreter des Vorsitzenden; Paul Reinhard, Kommer zienrat in Hohenstein-Ernstthal, Schatzmeister. * — Die Bugra, die „Buch- und Gra phische Ausstellung" in Leipzig, wird heute Mittwoch durch König Friedrich August in Gegenwart zahlreicher Vertreter der Kunst und der Wissenschaft eröffnet. An die Eröffnung schließt sich ein Rundgang. Die Sammlung seltener Drucke und Luxusausgaben, die auf der Ausstellung zu sehen ist, wird zum ersten Mal in diesem Umfang gezeigt. Da Millionen werte in dieser Sammlung stecken, sind beson dere Maßnahmen zu ihrem Schutz getroffen worden Die Ausstellung zeigt auch eine Ab teilung „Verbrecher-Graphik", darunter eine österreichisch« Handschrift mit 5000 „Gauner zinken", Geheimzeichen, die an den Häusern und Zäunen von den Verbrechern angebracht wurden. Die ungemein lehrreich« Abteilung „Dreitausend Jahre Schriftwesen" beginnt mit den Runensteinen unserer germanischen Bor-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)