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WWEilstM Anzeiger Tageblatt sür Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdors, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbmnd, Altttelbaq, Ursprung, Kirchberg, Lrldach, Msdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf re. Der.HohtnstciN'Erustthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bet Abholung in den Geschäft» pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Ar eilagt erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. - Anzeigengebühr für die Ogespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Freibank Hohenstein-Ernstthal Gekochtes Rindfleisch, Psd 1» M. CSsaren-WaWna. Vor hundert Jahren vollzog sich in der ersten Hülste des April das Geschick Napo leons, nachdem die verbündeten Monarchen ihren Einzug in Paris gehalten hatten. Seine Absetzung und die Rückcerufung der alten französischen Dynastie der Bourbons war be schlossen, cs handelte sich nur noch darum, Ivas mit dein gestürzten Diktator Europas an- znsangen sei. Der Kaiser war in diesen Ta gen in dem Schlosse Fontainebleau, das heute den Präsidenten der Republik als Jagdsitz dient, war aber keineswegs geneigt, sich so fort in sein Schicksal zu fügen- Man liebt es, aus dickem Zusammenbruch Napoleons eine Tragödie zu machen, ihn als einen wie vorn Blitz niedergestreckten Rieken hinzustcllen, aber dieses Bild ist ein unzutreffendes. Selten ist der Cäsarcnwahnsinn, der den Korsen in sei nen Krallen hielt, so furchtbar zutage getreten, nne in den letzten Monaten des Krieges, in denen Napoleon ohne eine Spur von Mitleid keine kaum dem Kindcsatter entwachsenen Sol- daicn in den Kampf trieb Man sagt, der Abfall des Marschalls Ma monh der seine Truppen schon vor der Ab dankung des Kaisers zu den Verbündeten führte, habe dessen Widerstand erschüttern Auch diese Gloriole hält nicht Stand. Noch am 4. April, als er wußte, daß in Paris seine Ab setzung beschlossen worden war, trug sich Na poleon nicht allein mit dem Gedanken eines neuen Vormarsches auf die Hauptstadt, er hatte auch den Befehl erteilt, ein großes Pulver magazin in die Luft zu sprengen. Wäre dieser entsetzliche Befehl, den nur die aberwitzige Bosheit diktieren konnte, ausgeführt worden, so wäre eine heillose Katastrophe entstanden. Der betreffende Offizier weigerte sich zum Glück, die Order auszuführen. „Er ist verrückt!" hatte einer seiner Mar schälle schon bei Leipzig gesagt, und in diesen Apriltagen dachten es alle, wenn es auch nicht jeder laut aussprach. Jedenfalls zeigten sie dem Kaiser ihre Abneigung, weiter zu kämp fen, so offenkundig, daß er nach seiner Art zu Spektakelstückcn griff, um sie eines Besseren zu bclebrcn. Er sprach zu seiner Garde von neuen ruhmreichen Kämpfen und diese antwortete, unter Ausbrüchen der Begeisterung. Aber die Rückwirkung dieses Schauspieles auf die Mar schälle blieb aus, sic kannten Napoleon zu gut, um nicht zu wissen, daß alles, was kom men konnte, eine neue und nutzlose Menschcn- schläckitcrei sein würde. Und als er unter dem Zwang der Umstände seine Abdankung schließ lich unterschrieb, dafür die Insel Elba mit dem Kaisertitel und jährlich zwei Millionen Frains Revenuen erhielt, da mußte noch eine letzte Staatsaktion herhalten, um die Titanen pose zu retten. Der Abschied von seiner Garde vor der Ab reise nach Elba, bei dem der Kaiser mit Trä nen im Auge die Fahne geküßt l-aben soll hat die Zeitgenossen, selbst die von ihm gepei nigten Völker, tief bewegt. In Wahrheit war es eine Komödie. Seine Gegner hatten es ihm ja förmlich aufgedrängt, Kaiser von Frank reich zu bleiben, Napoleon hätte statt auf Sankt Helena friedlich in Paris sterben kön nen, wenn sein bodenloser Hochmut, der eben nur aus dem Cäsarenwahnsinn zu erklären ist, ihn nicht alle Vorschläge hätte ablehnen lassen. Es ist auch nicht zu glauben, daß Napoleon bei diesem Abschied Tränen vergossen hat, dazu war er zu gefühllos. Ebensowenig ist die Meldung ernst zu nehmen, der Kaiser habe in der Nacht vom 12. zum 1,4. April 1814 einen Selbstmordversuch gcmacktt und sei nur dadurch gerettet, daß das Gift, welches er schon lange lei sich führte, durch die Zeit an Wirkung beträchtlich verloren l a tc. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht! Das ist die rechte Ueberschris. für das sogenannte Napoleondrama. Wenn von einer Tragödie gesprochen werden kann, so ist sie eher für das deutsche Volk, wie für den gestürzten Kaiser vorhanden gewesen. Unermeßliche Opfer an Gut und Blut lat die Napoleonzeit für die deutschen Stämme gc rächt, die noch so man ches Jahrzehnt unter der Vormundschaft des Auslandes in den großen Weltfragen sich ent wickeln mußten- Me albanischen Unruhen werden nicht nur von Griechen, sondern nicht minder von Serben verursacht. Das war schon aris dem Umstande zu schließen, daß keiner der südlichen alcanischcn Orte den Hauptaw griffspunkt der Ausländischen bildete, sondern daß die unweit der neuserbischen Grenze, Mo- naslir gegenüber gelegene Stadt Koritza das Zentrum der feindlichen Angriffe war. Bei diesen Kämpfen, in denen Serben und Grie chen gemeinsame Sache mit den epirotischen Aufständischen machten, wurden arge Grau samkeiten vcrübl. Eine Anzahl von albani schen Familien wurde in ihren Häusern ein geschlossen u-nd lebend verbrannt. Die Angriffe der Banden beschränkten sich nicht nur auf jenes Gebiet, das dem autonomen Alba nien zugesprochen wurde, auch die Griechen land zugesprochcne Stadt Koritza, die meist von wohlhabenden Albaniern bewohnt wird, wurde von einer griechischen Bande überfallen und geplündert. Die heiligen Bataillone füh ren Maschinengewehre und Feldgeschütze mit sicb, von denen )er größte Teil aus der grie chischen Armee stammt. Geschütze und Mitrail- leusen werden ausschließlich von griechischen Regulären bedient. Die Kämpfe begannen mit einem allgemeinen Angriff der griechischen Banden. Die al anische Gendarmerie hat Ge genangriffe unternommen, die an einigen Stel len mit der Zurückwcrfung der griechischen Streitkräfte endeten. Nach Wiener Meldungen aus Südalbanien dauern die Kämp'e auf der ganzen Linie bei Argirokastro und Koritza fort. In den Reihen kämpfen griechische Soldaten in Uniform un ter dem Kommando griechischer Offiziere mit. Die Aufständischen führen auch Maschinenge wehre und Kanonen mit sich. Zahlreiches Was enmaierial ist aus Serbien über Saloniki mit Wissen der serbischen Behörde nach Epi rus geschasst worden. In der Stadt Koritza, die in Händen der albanßchen Gendarmerie ist, lpwrscht Ruhe. Nördlich von Koritza kam es zu einem heftigen Kampfe, wobei die Alba nier eine Schlappe erlitten gaben sollen-. Eine albanische Mobilmachung hat nicht stattgefunden. Die Regierung in Durazzo be schränkte sich darauf, Listen über die zur Bil dung einer Miliz verfügbaren Bestände anzu legen. Alle ehemaligen türkischen Landwehr leute im Alter von 29 bis 89 Jahren sollen dieser Tage zur Kcnttrollversammlung einbe rufen werden. Eine allgemeine Mobilmachung wäre zurzeit auch garnicht durchführbar; das einzige, was Albanien tun könn e, wäre die Einberufung Freiwilliger unter Zusicherung gu ter Bezahlung. Bevor die erwähnten Listen fertig sind, können noch Monate vergehen. Die internationalen Truppen von Skutari sollen einer römischen Meldung zufolge auf einen von den Großmächten in Durazzo gestellten Antrag nach Südalbanien verlegt werden, um dort die Autorität der Regierung zu unter stützen. Unsere heutige Karte zeigt den Schauplatz der südalbcmischen Kämpfe, die senkrechte schraffierte Stelle das bereits eroberte Gebiet. Tagesgeschichte. Ein angebliches Kaiscrwort, das bereits vor 18 Jahren gesprochen worden sein soll, macht jetzt die Runde durch die Blätter, nachdem die Erörterung über den Kaiserbricf an die Landgräfin von Hessen aus Grund der amtlichen Richtigstellungen durch dic „Nordd. Allg. Ztg." hat eingestellt werden müssen. Graf Hoensbroech, der 1895 von der katholischen zur evangelischen Kirche übertrat, teilt in einem soeben von ihm herausgegebe nen Werke mit, der Kaiser habe ihm im Jahre 1896 nach einer Unterredung gesagt: „Seien Lie überzeugt, lieber Gras, ich bin antiklerikal bis auf die Knochen und meine Regierung wird es durch mich sein." Ob die nach 18 Jahren mitgeteilte kaiserliche Aeußerung wört lich so gelautet bai, wie Graf Hoensbroech sie angibt, ist doch recht zweifelhaft. Da es sich um eine mündliche Aeußerung handelt, wird sich ihr Wortlaut überhaupt nicht mehr fest stellen lassen. Lrr Kaiser und die russische Unfreundlichkeit. Der Fall Berliner, der die Festhaltung dreier deutscher Luftschiffer in Rußland betrifft uns bezeichnend für die augenblickliche russische Unfreundlichkeit gegen Deutschland ist, ist in ein neues Stadium getreten. Der Kaiser hat einen fortlaufenden Bericht über die Ange legenheit befohlen. Gegen die drei Freiballon führer soll bekanntlich Anklage wegen versuch ter Spionage erhoben werden, das Urteil ist nach den Oslerfcicrtagen zu erwarten. Ange sehene Lustfahrtvereine Deutschlands haben sich unter Darlegung des rein sportlichen Charak- ters der Fahrt Berliners an den Zaren qe- wandt, doch bleibt abzuwarten, ob die Ein gabe bis in die Hände des Zaren gelangen wird. Der RcichSkanzler tritt seine Korfureise nicht schon heute, sondern erst übermorgen an. Welche Gründe die Ab- reise verzögert haben, wird nicht mitgeteilt. Internationale Schwierigkeiten sind nicht ein getreten. Der albanische Wirrwarr wird die Ostersreude nicht trüben. Stände in der aus wärtigen Politik irgend etwas Besonderes in Frage, dann hätte sich auch der Präsident der Republik Frankreichs, Herr Poincaree, nicht zu längerem Aufenthalt an die Riviera begeben. Prinz Heinrichs Südamerika-Besuch neigt sich seinem Ende zu. Am Gründonners tag ist das Prinzenpaar, das in Chile außer ordentlich herzlich ausgenommen worden ist, wieder in Buenos Aires, von wo aus die Besuchssal rten ins Innere Südamerikas aus genommen worden waren; am zweiten Oster tag wird die Heimreise nach Europa angetre ten. Die französische Presse steht der Reisedes laiserlichen Bruders nach wie vor mit unbe lehrbarem Mißtrauen gegenüber. Graf Wedel bleibt Statthalter? Eine Meldung, daß der Kaiser vor seiner Abreise nach Korfu den Grafen Wedel gebeten habe, Statthalter zu bleiben, und daß ein Wechsel auf diesem Posten daher nicht erfolgen werde, gibt die „Voss. Ztg." zwar nur mit Vorbehalt wieder, bezeichnet sie jedoch als nicht ganz unwahrscheinlich. Die „Deutsche Tagesztg." will dagegen bestimmt wissen, daß das Gerücht grundlos ist. Gras Wedel wird in kurzer Zeit aus seinem Amte endgültig scheiden. Vielleicht wird er etwas länger blei den, als ursprünglich ins Auge gefaßt war, da die Ernennung seines Nachfolgers einige Schwierigkeiten zu bereiten scheint. Die Folgen des Kölner Polizeiprozesses. Dem Polizeipräsidenten v. Weegmann in Köln wurde die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienst bewilligt, wein Nachfolger Herr v. Glasenapp, bisher Landesdirekior der Für stentümer Waldeck und Pyrmont, tras in Ber lin ein, um die Organisation der Berliner Polizei zu studieren, da die Kölner Polizei nach dem Muster der Berliner umgestaltet wer den soll. Veutvavt Freiherr von Forstner. Der durch die Zaberner Affäre bekannt ge wordene junge Leutnant v. Forstner wurde von einein Stadtarbeiter Murer wegen Ver führung seiner 15jährigen Tochter aus Ent schädigung verklagt. Wie die „Voss. Ztg " mitteilt, ist diese Klage als unbegründet zurück gewiesen worden. Damit dürfte die unerquick liche Angelegenleit, die, falls die Borwürfe auf Wahrleit beruht hätten, die empfindlichste Sirafe für die Beteiligten herbeigeführt haben würde, endgültig begraben sein. Die „rote Woche" lat der sozialdemokratischen Partei laut Mit teilung des Parteivorstandes 140 096 neue Mitglieder und 82 547 neue Abonnenten der Parteipresse gebracht. Nach den Angaben des Parteivorstandes für den vorjährigen Parteitag betrug am 31. März 1913 die Zahl der Abon nenten der sozialdemokratischen Parteipresse in Deutschland 1 465 212 und der eingeschriebenen Mitglieder der sozialdemokratischen Partei 982 850. Frankreichs Sorgen. Die französische Heeresverwaltung hat es schon vor längerer Zeit offen ausgesprochen, daß die französische Aviatik von der deutschen überflügelt worden sei. Die Tatsache ist in der breiten Oeffentlichkeit weniger beachtet worden, bis jstzt anläßlich des sogen. Stern fluges nach Monaco, der überraschenderweise zu einem Wettkampf zwischen deutscher und französischer Aviatik geworden ist, durch die Glanzleistung un'ercS deutschen Fliegers Hell muth Hirth die Ueberlcgenheit bewiesen wor den ist. Hellmuth Hirth bat dic 1223 Kilo meter lange Strecke Gotha-Marseille, wenn man von dem Aufenthalt an den beiden Lan dungsstellen absieht, in der glänzenden Zeit von 8 Stunden 48 Minuten zurückgelegt. Mit dieser Flugzeit ha er seinen französischen Ri val Brindejonc, der den berühmten Europa rundflug im vorigen Jahre machte, um 1 Stunde 3 Minuten geschlagen. Der Präsident Frankreichs als Zcnge. Im Caillaux-Prozeß ist zum ersten Male seit Bestehen der Republik ein Präsident der selben zeugeneidlich vernommen worden. Herr Caillaux hatte die Vernehmung des Präsiden ten Poincaree über ein Gespräch beantragt, das er am Tage der Erschießung des Figaro- Direktors Calmette durch Frau Caillaux mit Herrn Poincaree gehabt hatte. Da man nicht wußte, wie dem Anträge Caillaux' stattzugeben und das Staatsoberhaupt vor den Richter zu ziehen sei, so trug der Justizminister dem Präsidenten die Angelegenheit vor. Herr Poin caree beseitigte sofort alle Bedenken mit der Erklärung, daß er natürlich, wie jeder Fran-