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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191404024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-02
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.04.1914
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rungen sage er dein Landtage gern zu. Das Mädchenschulnxsen habe sich sehr erfreulich entwickelt, und mit dem neuen Gesetze habe inan recht gute Erfahrungen gemacht. Auch ü. er die Gemeinschaftserziehung könne er im allgemeinen Günstiges berichten. Die großen Vorsichtsmaßregeln, die für die Aufnahme von Mädchen getroffen worden seien, hätten sich als durchaus segensreich erwiesen Ueber die vom Grafen Schönburg angeführten Fälle habe er sich in der Zweiten Kammer ausführlich geäußert. Den Religionsgesellfchaften gegen über werde die Regierung stets innerhalb der Gesetze und innerhalb des Rahmens der Gren zen, die feder Konfession gezogen seien, Wohl wollen erweisen. Dem Bischof Dr. Schäfer wünsche er aufrichtig baldige Genesung. An dem Gesetze von 1876, das sich durchaus be währt habe, zu rütteln, halte er nicht für an gebracht. Hoffentlich bleibe uns der konfes sionelle Friede auch ferner stets erhalten. Die Regierung werde alles tun, was in ihren Kräften stehe, um ihn zu betoahren. (Beifall.) Oberhofprediger Dr. Dibelius dankt dem Kultusminister für sein kräftiges Eintre ten für die Kirche. Hoffentlich bewahre sich die Kirchenfreundlichkeit der Kammer auch, wenn sie sich nächstens mit dem Pfarrbesol dungsgesetze zu beschäftigen habe. Ein beson derer Schutz der Kirche sei gerade in unserer Z«it notwendig, man brauche sich aber durch die Bestrebungen des Komitees „Konfessions los" nicht nervös machen zu lassen. Unter schätzen dürfe man freilich diese Bewegung nicht. Man müsse ihr mit einer kräftig orga nisierten Bewegung entgegentreten. Seit Jah ren mangele aber der notwendige theologische Nachwuchs; der Tiefstand scheine jedoch er reicht zu sein. Ohne weitere Debatte werden die beiden Kapitel nach der Regierungsvorlage bewilligt. Oberbürgermeister Dr. Sturm- Chemnitz berichtet alsdann für die erste Deputation über das Kgl. Dekret Nr. 22, betreffend Befreiung von Lehrern und Lehrerinnen an öffentlichen Schulen von der Kranenversiherungspflicht und beantragt, es in der Fassung der Zwei ten Kämmer anzunehmen. Oberbürgermeister Dr. Dehne- Plauen i. V. äußert einige Bedenken, ob die Fassung des Gesetzes genüge in den Fällen, wo ein Lebrcr während der Frist von 26 Wochen aus dem Dienste ausscheide. Vom Regierungstische wird erwidert, daß diese Bedenken nicht begründet seien. Kultusminister Dr. Beck bittet, von Ab- änderungsanträgen abzusehen, um das Jn- krasttreten des Gesetzes nicht hinauszufchie« en. Der Entwurf wird hierauf in der Fassung der Zweiten Kammer angenommen. Graf zu Castell-Castell berichtet l ierauf über die Petition des Zentralverban des der proletarischen Freidenker uni 1. Be freiung der Dissidentenkinder vom Religions unterricht, und 2. um Abänderung der Be stimmungen über den Austritt aus der Lan deslirche. Er beantragt, die ganze Petition auf sich beruhen zu lassen. (Die Zwei.e Kam mer hat Punkt 1 der Regierung zur Erwä gung überwiesen.) Ohne Debatte wird der Deputationsantrag angenommen. Perlagsbuchhändler Dr. Brockhaus bc ncküet alsdann für die erste Deputation über den Entwurf eines Gesetzes betr. die Landes- luKurrentenbauk und beantragt die Annahme des Entwurfs in der Fassung der Deputation, die nur reiwktionellc Acnderungcn vorgenom men l;at. Nach längerer Aussprache wird das Gesetz in der Deputationsfassung angenommen. Nächste Sitzung: Mittwoch, 1. April, 11 Mr. Tagesordnung: Etatkapitel und Peti tionen. * * * Aveite Kammer. 70 Sitzung vom 31. März. Abg. Dr. Schanz (kons.) begründet den Antrag des Direktoriums, die Regierung um Einbringung eines Dekrets zur Acnderung der Landtagsordnung (betr. stenographische Be richte, kurze Anfragen, Diäten rc.) zu ersuchen. In sofortiger Schlußberatung wird der An trag einstimmig angenommen. Abg. Harter (kons.) berichtet über den Ebat der Medizinal- und Pcterinärpolizei und der staatlichen Schlachtviehversicberung. Zur Sprache kommt auch die Frage der Ueder- nabme des Hygicnemuseums auf den Staat Abg. Göpfert (natl.) bespricht verschie dene Fragen auf dem Gebiete des Pie seu.ycn- schutzcs. Es seien eine gange Reihe von Krankheiten, für die der Viehhalter keine Ent scbädignng erhält. Redner ersucht die Regie rung, zu erwägen, wie da Abhilfe geschaffen werden könne. Ministerialdirektor Dr. R umpelt sagt eine wohlwollende Erwägung dieser An regung zu. Abg. Frenzel (kons.) berichtet namens der Gesetzgebungsdcputation über das Dekret 22 (Abänderung der staatlichen Schlachtvieh versicherung) . Er bittet um Annahme des Dekrets in der von der Deputation beschlösse- nen Fassung. Abg. Kleinhempel (natl.) hätte eini gen Aenderungen der Deputation gegenüber die Fassung nach der Regierungsvorlage vor gezogen. Nach kurzen Ausführungen des Ministerial direktors Dr. R umpelt wird das Dekret nach dem Vorschläge der Deputation ange nommen. Abg. Harter (kons.) berichtet für die Mehrheit der Finanzdeputation A über den Etat der Tierärztlichen Hochschule uni» die Frage der Verlegung der Hochschule von Dres den nach Leipzig. Abg. Anders (natl.) bittet namens der Deputationsminderheit, die Tierärztliche Hock), schule in Dresden zu belassen. Die Denkschrift der Regierung war eine Ueberraschung für die Dresdner. Hatte doch die Regierung früher eine ganz andere Stellung eingenommen, sie hat früher ausdrücklich Dresden als den ge eignetsten Ort für diese Schule genannt. Die Verhandlungen in der 1. Kammer im Jahre 1906 sprachen sich nach historischen Gründen nach derselben Richtung hin aus. Auf die damaligen Ausführungen des Oberbürgermei sters Beutler erklärte damals Minister von Metzsch, das Ministerium des Innern werde einer Verlegung nicht zustimmen. 1905 hat selbst das Dozentenkollegium nur dann die Verlegung gewünscht, wenn man der Hoch schule in Dresden das Promo ionsrecht nicht gewähre. Ein Institut, das seit 1-10 Jahren in Dresden besteht, das hier groß und ein Faktor unseres geistigen Lebens geworden ist, nimmt man nicht leichten Herzens weg. Es liegt darin eine Schädigung der Stadt. Wenn gesagt wird, in Leipzig würden wir billiger bauen, so ist das irrtümlich. Redner weist das an einer Reihe von Einzelheiten nach. Dem Redner ist auch zweifelhaft, ob die von der Wissenschaft Hergeleite en Gründe für die Verlegung durchschlagend seien. Die Vor: eile,, die man von Leipzig erwartet, sind in Dres den nicht unerreichbar. (Lebh. Beifall.) Staatsminister Graf Vitzthum v. E ck - st ä d t logt, daß die Kämmer den Neubau der Hochschule genehmigen werde, obgleich sie vor kurzen, erst größere Summen an die alten Gelände gewendet hat. Der Neubau ist nötig geworden namentlich durch die gewaltige Ent wicklung der Veterinärwissenschaft der letzten Jahrze nte. Das Ministerium ist aus zwin genden sachlichen Gründen für die Verlegung nach Leipzig. Es sind das zunächst Gründe inanzicller Art. Den Ausschlag aber geren die Gründe, die aus dem Charakter der Bete rinärwissenschast herzulciten sind und die eine Verschmelzung mit der humanmedizinischen Fa- ultät erheischen. Seit 1906 haben sich die Verhältnisse wesentlich geändert. Die Ansicht des damaligen Ministers des Innern ist dar um heute nicht mehr bindend. Doch sagt der Minister die Einrichtung einer Tierklinik in Dresden zu. Abg. Fleißner (Soz.) erklärt, daß die Sozialdemokraten aus Gründen der Wissen- nhaft für die Verlegung der Hochschule nach Leipzig stimmen würden. Er bedauert, das; die Sache zu einer Streitfrage gemacht wor den sei. Abg. Frenzel (kons.) erklärt sich für die Verlegung, da die Regierung die Einrichtung einer Tierklinik zugesagt hat. Abg. Dr. Hähnel (kons.): Der Perie- gung stehen auch Bedenken gegenüber. Den Vergleich zwischen Veterinär- und Human medizin lehnt Redner im wesentlichen ab. Die Hauptsache sei tunlichst praktische Ausbildung der Tierärzte. Ihre Angaben für die Land wirtschaft kann die Hochschule in Dresden recht gut lösen. Redner befürchtet bei der Ver legung eine Abwanderung der Veterinäre nach der Humanmedizin. (Beifall.) Geheimrat Ellenberger tritt den Aus führungcn des Vorredners entgegen. Arg. He . tner (natl.); Für die Gegner der Verlegung sind rein sachliche, nichr lokale Gründe maßgebend. Ehe man so alte Ver bindungen löst, muß man liberragende Gründe dafür anführen. Die aber selten in diesem Falle. Zur Finanzfrage muß man bedenken, das: durch die Verlegung manches andere hier in Dresden nötig wird, zunächst die Tierkli nik. (Sehr richtig!) Humanwissenschaftliche Anregungen gibt es auch in Dresden genug, hier ist auch das Landcsgesund eitsamt. Die Univer-siE't Leipzig ist, nicht zu ihrem Glück, schon zu gro, , im besonderen die medizinische Fakultät. Tie enge Fühlung zwischen Lehren den und Lernenden geh! immermehr verloren. Redner cmp ichlt den Antrag der Minderheit. A g Dr. B ö h m e (kons.) wendet sich scharf gegen das Minden eitsgutachten. Abg Dr. Spie s: (kons.) spricht sich im entgegengesetzten Sinne aus. Die Tierärztliche Hochschule wird durch die Verlegung manche Enttäuschung erleben. Nach dem Schlußworte der Berichterstatter werden in namentlicher A stimmung die Mehr- lcitsantr.gc angenommen. Oiegen die Verle gung der Hvchschuä nach Leipzig stimmen 9 konservative, 8 nationalü b«rale, 3 fortschritt liche und ein sozialdemokratischer Abgeordneter. A'.g. Schmidt - Freiberg (kons.) begrün det den konservativen Antrag betreffend das Schlachten des Viehes nach vorheriger Betäu bung. Der Antrag lauft au ein Schächtver- bot hinaus. Redner faßt sich kurz, da es ihm in der Hauptsache auf die Behandlung des Antrages in der Beschwerdedeputation an kommt. Er trägt eine Reihe von Gutachten vor, die sich gegen das Schächten aussprechen, und richtet an die Regierung die Frage, war um sie das Schächtverbot aufgehoben habe. Es handle sich weder um eine antisemitische noch um eine politische Frage überhaupt. Das Schächten sei eine arge Roheit. Staatsminister Graf Vitzth u m v. E ck - st ä d t: Die Haltung der Regierung zu der Frage des Schlichtens ohne vorherige Betäu bung sei gebunden an gesetzliche Bestimmun gen. Die Frage, ob das rituelle Schächten ein wesentlicher Bestandteil der jüdischen Religion ist, sei zu bejahen- Nur müsse noch versucht werden, ob dieser Ritus unserem sittlichen Empfinden widerspricht. Ilm das zu entschei den, hat die Regierung ein ausführliches Sach verständigengutachten veranlaßt, von dessen Ergebnis ihre endgültige Entscheidung abhän gig sein wird. Nach kurzen Ausführungen des Abg. Koch (Vpr.) wird der Antrag an die Beschwerde deputation überwiesen. Nächste Sitzung: Mittwoch mittags 1 Uhr. Tagesordnung: Eisenbahnfragen und Etat kapitel. Oertttche» GSchstsche». *— Schuljahrs Ende. Das Schul jahr erreicht in diesen Tagen sein Ende. Für viele Schüler und Schülerinnen ist damit der Eintritt ins praktische Leben gekommen. Wie haben sie den Tag herbeigesehnt, da sie des Schulzwarrges ledig sein sollten! Wie zählten sie die Tage, die Stunden bis zu diesem wich tigen Termine! Und nun? Merkwürdig, sie können nicht recht froh werden des entledigten Zwanges. Der Abschied von der Schule, der sie so viele, viele ungetrübte Freuden verdan ken, er wird ihnen bitter schwer. Sie müssen scheiden von den Lehrern die stets ihr Bestes wollten, auch wenn sie manchmal zu Strafen greifen mußten, sie müssen scheiden von lieben Kameraden. Der Ernst des Lebens tritt zum ersten Male an sie heran. Sie wissen, je^t wird aus dein Spiel Ernst, jetzt heißt es sorgen und arbeiten ums tägliche Brot. Auch von den Zurückbleibenden blickt mancher trübe darein. Die Zensur, die er erhalten wird, macht ihm das Herz schwer. Was wird der Vater sagen, wenn so manch« schlechte Note darin steht! Andere freilich werden jubelnd das Zensurenheft schwenken, da ihre Erwar tungen noch übertroffen sind. Sie freuen sich schon des Lobes des Vaters und des stolzen Lächelns der Mutter. So sind Leid und Freude, wie so oft ungleich verteilt auch in diesen Tagen. * — Witterungsaussicht für Donnerstag, den 2. April: Trocken, ziemlich klar. *— In der 3 Dekade des März 1914 stellten sich die Witterungsverhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschl. ! in Lit. pro Niedrigste Tem- Höchste Tem- Temperatur mittags Tag Quadr. Met. peratur peratur 12 Uhr 21. 4.2 -s- 6.5 6.0 22. 2.2 0.0 6.5 6.0 23. 0.7 -s- 0.5 9.2 9.0 24. 64 - - 0.5 10.0 10.0 25. 1.2 - - 2.5 9.7 9.7 26. 2.1 - - 2.0 9.0 8.3 27. 3.0 -I s- 1.5 7.0 5.3 28. 5.7 - - 1.5 3.5 3.0 29. 0.6 0.0 2.5 2.0 30. - 2.0 9.3 9.0 31. . -s- 3.6 15.0 14.0 Za.: 219 -s- 10.3 88.2 82.3 M.: 1 99 0.93 8.1 7.48 Ges. Niederschläge im Monat 77.2 mm Niedrigste Temperatur im Monat am 1. —3.5 Höchste Temperatur im Monat am 31. -P15.0 * — Der S ch a l t e r d i e n st an den P o st a n st a l t c n nahm mit dem heutigen Tage für das Sommerhalbjahr schon um 7 llhr seinen Anfang. * — Zweiteilung der Amts- h a u p l m annschast Zwicka u. Die Regierung Hal dem Landtag als Dekret 33 eine Vorlage zugehcn lassen, die die Errich tung von Amtshaupnnannschaften in Werdau und Aue betri,'t. Das Dekret hängt mit der Frage der Teilung der Amtshauptmannschaft Zwickau zusammen, das die Stände schon während der letzten Tagung des Landtags cschäftigl Hal. Die Regierung ist der Anfiche, das: eine E» laslung der Amtshauptmannschaft Zwickau am geeignetsten und wirksamsten durch eine Zweiteilung des nm Zwickau herumge- lcgenen Komplercs größerer Gemeinden zu er zielen sein würde Die Regierung hat sich des- al. entschlossen, dem Wunsch auf Errichtung einer Amtshauptmannschaft in Werdau zuzu- sliinmcn. Da mil großer Wahrscheinlichkeit an genommen werden kann, daß die Entwicklung des Bezirks Schwarzenberg, insbesondere die Ausdehnung der Industrie weiter fortschrcitet und der Zeilpunkt also sehr nah« sein dürfte, an dem die Teilung des Bezirks als eine un- abweisbar« Notwendigkeit sich erweisen wird, al die Re icrung als Sitz einer weiteren Amts! auplmannschaft die Stadt Aue in Aussicht genommen. Die Städte Werdau und Au« la cn sich verpflichtet, für die Errichtung einer Amtshauplmannschaft in i rem Weichbilde nicht nur das für die Errichtung des Dienstgebäu-- dcs erforderlich« Areal unentgeltlich zur Ver fügung zu stellen, sondern auch zum Bau der Dienstgebäudc und zu ihrer Ausstattung je einen baren Zuschuß von 250 000 Mk. zu ge währen. Als Zciipunkt für das Inkrafttreten der vorgeschtagcnen Organisationsänderung ist der 1. Juli I9l6 in Aussicht genommen. * — Landcslottcrie. Die Ziehung der fünften und Hauptklassc der 165. Säch- sisckien Landeslotterie findet vom 15. April bis mit 7. Mai statt. Es wird an 20 Tagen ge zogen. Die höchsten Hauptgewinne in dieser Klasse sind das große Los im Betrag« von 500 000 Mark, die Prämie von 300 OM Mk., je ein Gewinn von 2M OM, 150 OM und 100 000 Mark. Die Klassenlose können be reits jetzt bei den Kollekteuren entnommen werden. * — Ein neuer Komet wurde auf der Kieler Sternwarte entdeckt. Der Komet, der sich augenblicklich im Sternbild des Skor pions befindet, ist nur durch ein gutes Fern rohr sichtbar. Ob er sich der Erde nähert und deutlich zu beobachten sein wird, laßt sich noch nicht sagen, die Berechnungen der Lauf bahn des Schweifsternes sind noch nicht abge schlossen worden. -i * — In früheren Jahren stand bekanntlich die Schafzucht in Deutschland und nicht zuletzt in Sachsen in hoher Blüte- Die Schäfer waren in vielen Fällen ziemlich rohe Menschen, die, heute hier und morgen dory sich recht wenig um die Gesetze und die Ord nung kümmerten. Aus einer Synode der Pfar rer in der Herrschaft des Herrn Hugen von Schönburg rc., die Montag nach Cantante anno 1562 abgehalien wurde, beschwerte sich die Geistlichkeit über mancherlei Unrecht, das ihnen im allgemeinen zugefügt wurde. U. a. heißt es in dem Protokoll über die Sitzung: Zum dritten beschwehren sich etliche Pfarrer, daß die Schäfer, als der zum Hartenstein den armen Leuten das ihre aus- und abhllten, auch sie wohl darzu schlagen, wie einem in der Lößnitz geschehen ist: Den Pfarren häten sie auch ihre gehegten Wießen aus, wie der zu Gersdorf, dräuen zu schlagen, wenn man drum redet. Item der Schäfer zu Grumbach und des Edelmanns zum C a l- lenberg , welcher nicht allein seinem Pfarr herrn eine Schaafftrifft so für altersherr nicht bräuchlich gewesen seyn soll, aufs die Pfarr- güther legt, sondern auch die Wießen, welche sonst geringe sind, aushütet, darzu auch den: Pfarrherrn zu Lungwitz die Wieße, so beim Langenberg gelegen, abftrizelt, daß sondern Zweissel unser gnädiger Herr seinen Schäffern nicht befehlen laßen, viel weniger andern gestatten wird . . . * — Der Keglerverband für H o h e n st e i n - E r n st t h a l und U m - gegend beschloß in seiner Montag abgehal- rcnen Sitzung, ein am 19. April beginnendes Preis-Verbandskegeln, das am 20. Mai d. I- beendet wird, in Leukersdorf abzuhalten. Für das Kegeln sind eine ganze Anzahl beträcht licher Geldpreise vorgesehen. * Hohenstein-Ernstthal, 1. April. In der Kirchensteuerangelegenheit hatte, wie wir erfahren, der Kirchenvorstand von St. Trini- tatis ein Schreiben an den Kirchenvorstand von St. Christophori gerichtet, worin ange fragt wurde, ob eine andcrwcite Regelung der Frage nicht noch möglich sei. Die inzwischen ein gelaufene Antwort lautet verneinend, sodaß die Angelegenheit damit endgültig als abgetan be trachtet werden kann. Ausgeschlossen ist nicht, daß man später wieder auf eine gemeinsame Erbebung der Kirchenanlagen zukommen wird * Zu einem Ehrentag im wahrsten Sinne des Wor.es wurde der heutige 1. April für Herrn Schuldirektor Patzig, der an diesem Tage sein 25jährigcs Amtsjubi läum beging. Von Behörden, Vertretern der Kirche und Schule, der Lehrer und Schüler, von Freunden und Bekannten gingen dem Jubilar mancherlei Glückwünsche 7c. zu feinem Eneittag« zu. In sinniger Art gedachte man seines erfolgreichen Wirkens im Dienste der Volksbildung, das dadurch erneuten Ansporn erhielt. * — Di« feierliche Entlassung der K onfirmande n findet in der Neu städter Schule am morgigen Donnerstag nach mittags ^4 llhr und in der Altstädter «schule nachmittags 5 Uhr statt. - p. Eine gutbcs u ch te Ver sammlung der Evangelischen M ä n n e r- und I ü n g l i n g s v c r e i n e and am Montag abend im Evangelischen Gc mcindehaus in der Neustadt statt. Herr Sr kretär Voigt aus Dresden sprach über das Thema: „Die Bedeutung der christlich-natio nalen Gewerkschaften." Der Redner schilderte zunächst Entwicklung und Lag« des gewerb lichcn und wirtschaftlichen Lebens in Deutsch land und wies nach, das; für alle Arbeiter und Arbeitcrinnen die gewerkschaftlichen Organisa- innen eine dringende Notwendigkeit sind. Es sei durchaus wünschenswclft, daß der Arbeiter stand durch seine Sel stbilfeorganisationen an der Gestattung seiner Lebensverhältnisse sich beteiligt. Auch die zweckmäßige Anwendung, Durchfülrung und teilweise Verwaltung der Arbeitcrversicherungs und Schutzgesetze seien nur gewährleistet, wenn starke Arbeiterverbände die Schulung des Arbeiterelements betreiben. In Deutschland sei die Arbeiterbewegung in zwei Lager gespalten. Den sozialdemokrati schcn, sogenannten freien Gewerkschaften stän den die christlich-nationalen gegenüber. Di« Schuld an der Zersplitterung läge auf sozial demokratischer Seite. Die Zuführung großer Summen Gcwerkschaftsgelder an die sozial demokratische Partei und die Handlangerdienste an diese, die die „freien" Gewerkschaften vor nehmlich in Wablzetten leisten, seien offene Geheimnisse. Finanziell und moralisch werde die politische Sozialdemokratie von den „freien" Gewerkschaften planmäßig unterstützt und ge fördert. Die Blätter der „freien" Gewerkschaf ten, die Sekretäre, die Versammlungen und alle anderen Einrichtungen ständen im Dienste des sozialistischen Gedankens. „Wir tun mich alles, um die Arbeiter so zu schulen, daß sie zum größten Teile treue Anhänger der So zialdemokratie werden, weil wir selbstredend auch danach streben müssen, uns in den völli gen Besitz der politischen Macht zu setzen." Diese Auslassung eines „freien" Gewerkschasts blattes zeige ohne Nmschweifung, wohin die Reise in jenem Lager führe. In kirchlich-reli giöser Beziehung ständen die „freien" Gewerk schäften auf dem gleichen christentumsfeind lichen Standpunkt wie die übrige Sozialdemo kratie. Die zahlreichen Gewerkschaftsblätter bildeten hier den Tummelplatz für kirchenfeind liche Agitation und materialistische Propaganda
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