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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191403314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140331
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-31
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.03.1914
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beigerusen. Möget Ihr stets vorwärtsfch-reiten-, als bessere, glückliche und zufriedene Menschen, deren Weg ein glatter ist. Was müssen wir tun, um so zu werden? Antwort gibt das Wort: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und' Gott, was Gottes ist. Das, was wir dem Kaiser und Könige geben, geben wir ihnen nicht zum persönlichen Gebrauch, un- gleich kostbarere und wertvolle Gitter tauschen wir dafür ein, Ruhe, geordnete Verhältnisse, Gerech tigkeit rc. Unser Kaiser ist unablässig um Er- Haltung des Friedens bemüht, dem Mühen von Industrie, Handel und Ackerbau gilt sein Streben. Unser König bietet uns ein Bild der Mild- und Leutseligkeit, der jeden Stand zu heben sucht. Sollte es Euch nicht möglich sein, diesem König zu dienen und dem Kaiser zu ge.en, was des Kaisers ist? Helft mit daran, ein einig Volk von deutschen Brüdern zu sein, denn zerrissen und kraftlos ist sonst das Reich, für das Ihr im gegebenen Augen blick eintreten müht, um es zu erhalten, nicht a er feig hinzugeben das Land, das unsere V ter mit ihrem Blut erringen halfen. Jeder aber fülle im bürgerlichen Leben seinen Platz auS: jeder lerne seine Lektion, dann wird es wohl im Hause stoh'n! Erst Pflich ten erfüllen, dann Rechte verlangen! Sorgt für Eure Fortbildung, lest gute Bücher, die zufrieden und glücklich mache», folgt nicht dem Strom der Unzufriedenheit, der sich breit zu machen droht, spart für die Tage des Alters, aus Kleinem wird Grohes! Und zum ande ren: gebt Gott, was Gottes ist! Wenn wir das recht befolgen wollten, so müßten wir ihm eigentlich alles geben, denn alles, was wir besitzen, kommt ja von Gott. Wieviel Wohltaten Hai Gott Euch in den 17 Lebens jahren erwiesen, wie ost Euch beschützt, in Rot und Gefahr. Meidet die Sünde und geht stets den rechten Weg, wählt die Straße, die zu Gott führt, denn der Weg zur Sünde gelt ins Unglück. Folgt den guten Ratschlä ge», dann werdet Ihr glückliche und zufrie dene Menschen. Das walte Gott! — Nachdem der Schüler Rother im Namen der Ab gehenden gedankt, entließ Herr Direktor P a t- z i g die Scheidenden mit den besten Wünschen für die Zukunft. Die SchulauSsteÜuag in der Neustadt war gestern das Ziel zahlreicher Eltern, ehe maliger Schüler und Freunde der Schule, die insge samt wohl an die 1500 zählten (davon ca. 800 Er wachsene), undwohl alle sehr zufriedenvon dem Ge sehenen sich des Gedankens nicht erwehren konnten: es geht vorwärts auf »»seren schulen. Das, was heute dem Volksschülcr a» Wisse» mi!- gegcben wird, hätte noch vor wenigen Jahr- zel wten vollauf genügt, die Lehre r Prüfung mit erstklassigem Erfolge zu bestehe». Aus der Lernschule mit ihrem unendlichem Uebcrfluß an Memocierstoff wurde die Arbeitsschule. „Ec- zie ung durch Arbeit" ist nicht, wie ost in Ver kennung der Sache betont wird, eine moderne pädagogische Phrase, sonder» begründet in dem Wesen des Kindes und seiner Entwick lung. Das Kind, das im Mittelpunkt des crzie'endcn Unterrichts stehe» und siir diesen mast- und richtunggebend sein soll, ist nicht nur ein empfindendes und ausnehmendes, son dern ebenso lehr ein handelndes, darstellendes Wesen. Den Nachweis hierfür erbringt u. a. auch in diesem Jahre wieder die Schulaus- stcllung der 2. Bezir.sschule, mit ihre» wirklich -ormcnschöncn und naturgetreuen Plastilmarbei- ten, die z. T. eine» hohen Grad der Voll endung ausweisen. Vom ersten bis letzte» Schuljahr zeigt sich die manuelle Fertigkeit in hol ein Mcche, sei es in der Herstellung von niedlichem Gartengerät, Eggen, Sense», Keh ren, Blumen, Früchte oder in, Anschluß an Gegenstände aus der Heimatkunde (3. Schulj.) >vic Höhen, Berge, Täler, Windfahnen usw. oder im Anschluß an die Naturgeschichte (-1. Schulj.), Garten- und Feldfrüchte; daneben gibls noch mancherlei anderes, wie Aufkleb- arbeiten rc. DaS 5. Schuljahr hat u. a. sehr naturgetreue Füße von Hahn, Hennen, Enten usw. ausgestellt, das 6. Schuljahr von sach kundiger Hand gefertigte Reliefs, das 7. und 8. Schuljahr im Anschluß an Naturlehre Flechtarbeiten, auch Rahmenarbeiten, Zierrat usw. Man sieht aus allem, das sich die Pla stilinarbeiten mehr und merr Heimatrecht in den Schulen erworben haben und ein nicht hoch genug einzuschätzendes Hilfsmittel für den Anschauungsunterricht bilden- — Mit hohem Interesse besichtigte inan auch die zahlreichen neuen Lehrmittel, wie u. a- Bilder: Panama kanal, Kaiserausrufung in Versailles, Wolf und Gcislein, die Hermannsschlacht im Teuto burger Walde, Pharisäer und Zöllner, Eich hörnchen, Schlangen, Wölfe rc., ferner Mo delle, Gläser, Gefäße, Aquarium und vor allem auch die von den Herren tuende und Drescher geschenkte Mineraliensammlung und das in Sandstein gefertigte Relief der Heimat. Das: «uch die Unterweisung der weiblichen Jugend in Handarbeiten von großem Wert für das spätere Leben ist, beweisen die man nigfachen Herstellungen auf diesem Gebiete, wobei es hervorzuhebcn verdient, daß die un- vraktifche» weißen Strümpfe verschwanden, um zweckmäßigen braunen Platz zu machen- Welch unendliche Sorgfalt verraten die Flickarbeiten, die sau er gearbeiteten Wäschestücke und erak- ten Monogramms: Deckchen, Kissen, Schals, gestrickte Hausschuhe und Schühchen, Häkel taschen und selbstgejertigte Wäscheleinen, hübsche Luxusarbciten an Hand des Zeichenunterrichts usw., der Stolz künftiger Hausfrauen. — Ein Gebiet, das äußerlich wenig verrät, das es aber „von innen hat", offenbart sich in der Airsstellung der Hefte. In hohen Stößen lie gen sie da, die Arbeitshefte, Aufsätze, Nach schriften, Rechenarbeiten der Pollsschüler, Briefe, Postkarten, Mitteilungen, Rechnungen usw. der Fortbildungsschüler, ein gerütteltes Maß eifriger Lehrtätigkeit verratend. „Nicht für die Schule, sondern siir das Leben", diese Ueberzeugung drängt sich hier auf. — Der Zeichenunterricht verrät schon in den Klassen» arbeiten ein munteres Vorwärtsstreben, in selbstgefertigten Heften kommen fast alle Un terrichtszweige auf diesem Gebiete zur Geltung. Die Geometrieheste mit ihren Berechnungen, wie Ouadratwurzelziehen rc., bieten gleiches Interesse. Würfel, Netzarbeiten, Klebarbeiterz Quadrate, Dreiecke, Säulen, Kugeln rc. — Die Zeichenausstellung ist diesmal besonders reichhaltig; man sieht, daß der neue Lehrer, Herr Graf, sei» Fach auszufülle» versteht. Dix Ausstellung zeigt in ihrer Gesamtheit, wie wich tig das Zeichnen als Ausdrucksmittel ist, das die übrigen Mittel zur Verständigung, Sprache und Schrift ergänzt. Man sieht aber auch, ja man fühlt, daß die Kinder durch das Zeich- nen tiefer in den Reichtum ihrer Umwelt ein dringen, an deren Formen- und Farbensülle in unftrcm hastenden Zeitalter gar viele acht los Vorbeigehen. Von der Kreisform, Ellipse, Eifonm, Herzlorm, Quadraten, Dreiecken rc. gchts zu schwierigeren Aufgaben der Formen- gebunz. Mädchen werden durch den Zeichen unterricht spielend in das Gebiet der Hand arbeiten eingeführl, schmückendes Zeichnen, Kreuzsticharbei.en, Korbdeckel, Gürtel, Buch zeichen in Flechtarbeit (siir Knaben gemalt) erbringen den Nachweis hierfür. Kalender- schmuck, Spritzarbeiten in künstlerischer Anleh nuuo, einige hübsche Phantasiearbeiten, bei fortschreitendem Unterricht von Schneckenlinien und Spiralen zum Monogramm, geometrisches Zeichne», Schriftformen, Anfangsgründe des perspektivischen Zeichnens, Tierformen, Hände, Pilzkarikatnren, Baumschlag, Wiesenblumen, Verwendung von Margeriten und Löwenzahn zu Ornamenten, mit hübschem Zierrat ver se'ene Zeichenmappen und zahlreiche z. T. gute Veranlagung und Können verratend, »üe bei de» Schüler» Vates, Hofmann, Scheine, Herrmann, Von, Friedrich, Bauman» ulm. und den Schülerinnen Lahritz, Beckert, Leipziger w. Die Hausarbeiten sind gar man uigfacher Art, gute und oft unbewußt kari kierte. Zu erwähne» sind ferner noch die Kleisterpapiere, Draht, Kcrbschnitt-, Fleckst-, Tarso- und Linoleumarbeiten und schließlich »och die zierlichen Handarbeiten auf Grund der erwor cnen Kenntnisse im Zeichenunter richt. - Die gesäurte Ausstellung verdient die Beachtung weiter Kreise. Ausstellung -er Altftädter Schulen. Die Aufgaben des Schulunterrichts sind im höchsten Maße erziehlich und nicht allein für Geist und Gemüt, sondern auch in Kenntnissen und Fertigkeiten. Daß die allgemeine Empor bildung hierin von Jahr zu Jahr eine höhere Stufe erreicht, das beweisen zur Genüge die immer mehr ausgeprägten und vielseitigen Schul ausstellungen. Diesen außerordentlich günstigen Eindruck über den Stand nnd die Ziele der Unterrichtsfächer konnte man auch gestern bei der Besichtigung der Altstädtcr Ausstellung mit hinwegtragen. Schon bei Betrachtung der Auf- satzarbeiten, überhaupt sämtlicher schriftlichen Ar beiten, gewahrt man mit Freuden den zähen Fleiß und den Werdegang der sich von Jahr zu Jahr bessernden Auffassungsgabe der Schüler. Auch in den vielseitigen und zahlreichen Zeich nungen spiegelt sich ein gutes Begriffsvermögen, daneben auch eine lebhafte Phantasie unserer Schuljugend wieder. Von Jahr zu Jahr geht man einen Schritt weiter, die Unterrichtsstunden von z. T. eintönigen Stoffen zu befreien und wesenvollere Motive hineinzubringen. Die Pla stilmarbeiten zeigen das übliche Bild. In Papp- arbetten ist in diesem Jahre weniger zu sehen, dafür ist mehr Wert auf Qualität als Quantität gelegt worden. Sehr sanber angefertigte Kameras interessierten besonders. Das Anschauung^- und Hcimalkundezeichnen verraten ebenfalls ein gutes Erkennen der den Kindern gestellten Ziele. Einen breiten Ramu nehmen die Handarbeiten der Mädchen ein, die sehr beachtenswerte und eigen sinnige Gegenstände verfertigt haben, Auf die einzelnen Arbeiten näher ein,zugehen ist leider wegen Raummangels nicht möglich. Maie kann aber nnr empfehlen, daß jeder, der nur ein Fünkchen Schulintercsse besitzt, sich selbst von dem Stand des Bildungsgrades und der Leistungen unserer Jugend überzeugt, indem er den Prü fungen beiwohnt und bei dieser Gelegenheit nicht verfehlt, die ausgestellten Arbeiten in Augenschein zu nehmen. Die Ausstellung der Gewerbe-, Web- und Wirlschule ist auch in diesem Jahre wieder sehr reichhaltig und sehenswert. Während der Prü fungen in der Turnhalle erfreute sich auch die Ausstellung der Zeichnungen, Web- und Wirk waren sowie der Lehrmittelsammlung eines großen Zuspruches. Mit Freuden zu begrüßen ist das stetige Wachsen der Besucherzahl dieser Vcranstaliungen nnd hochbefriedigt von dem Ge sehenen verläßt man diese Stätten. Man findet Fachzeichnungen aller schmückenden Berufe, wie Maler, Buchdrucker, Bildhauer, Schneider, Schlos ser, Schmiede, Klempner usw. Gefertigte Arbei ten, wie TranSnnssionswandlager, Miniatur wendeltreppe usw. zeugen von ganz beachtens wertem Können. Allgemein bewundert wurden einige Hauszcichnungen des Schülers Zimmer mann, die sämtlich von großem Talent im Zeich nen Zeugnis ablegen. Großes Interesse rief bei den Fachleuten sowohl wie bei den Laien die Darstellung der in der Weberei vorkommendcn Bindungen, Knüpfungen, wie Kuliermasche, Um decken, Laufmasche, Netzstrickerei, Glatter Tüll, Dreher, Hohlgewebe rc. hervor. Ein von den Webschülcrn Erich Welker, Herbert Tauscher und Richard Haase unter der Leitung des Herm Webschlülelters Hauck gefertigter Phantasieteppich erregte allerseits berechtigte Bewundemng. Die erstmalig eingeführte Westen- und Kleiderstoff. Weberei hat ebenfalls ganz beachtliche Resultate erzielt. Gleicher Eigensinn und gleiche Sauber keit war in den Wirkarbeiten zu finden. Einige Neuerungen, wie nahtlose Socken auf der neu angeschafften Standardmaschine und Kettelstuhl- ardeiten, riefen großes Interesse hervor. Eine Wtrkarbeit, das Völkerschlachtdenkmal von einem „Zeppelin" umkreuzt darstellend, sowie das säch sische und das Stadtwappen in jacqnardähnlicher Arbeit erfreuten sich großer Beachtung. Hoffen wir, daß der herrschende Slrebegeist nach höherem Können in unseren Fachschulen bestehen bleibt. Handelsschule. Nach Beendigung der Prüfungen der Han delsschüler erfolgte Sonntag mittag im An schluß an die Prüfungen und im Beisein städtischer Vertreter, Lehrherren und Eltern die feierliche Entlassung der Abgehenden. Vorerst nahm Herr Schuldirektor G a l st e r das Wort, um den drei vorzüglichsten Schülern die höchsten Auszeichnungen:, das Diplom der Königua)en Kreisl-auptmannschaft für Fleiß, und gutes Betragen, auszuchändigen und zwar den Handelsschülern Hofmann, Berger und Arnold. Die Ortsgruppen der Handlungsge- l ilsenverbändc D. H. V. und V. D. H. harten in anerkennenswerter Weise einige Bücherprä- mien gestiftet, sodas: die Schüler Lange, Franz Karl Arnold, Bartlel und Berger und vom Ga.elsbcrger Stenograpbcnverein als bester Stenograph der Schüler Sauer bedacht wer den konnte». Die städtische» Bücherprämien er hielten die Schi ler Haase, Meper und Schell horn. Mit dem Wunsche, jedes Jahr für solch lobenswertes Streben und musterhaftes Be tragen derartige Auszeichnungen auSteilen zu können, überreichte der Redner die Gaben. Nach dem Verklingen eines Emgangsliedes be trat lodaim Herr Schuldirektor G a l st e r das Rednerpult um ungefähr folgendes zu be- tonen: Was Jabrcsschluß bedeutet, weiß ein jeder von uns: Das Al e ist vergangen, siehe es soll alles neu werden. Inventur wird ge- I allen, alle Bücher werden durchgesehen, alle K jtcn nnd Winkel nachgesehen und in alle Fächer l ineingelcuchtet. Es wird verglichen mit dem Stand der Bücher und cs muß stim me». Der Kaufmann nimmt eine Prüfung seiner selcst und seines Geschäftes vor und die Zensur nennt ihm seine Bilanz. Und Inven tur batten wir auch in der Schule. Auch da leuchte» wir überall hi», in die Köpfe und in die Herzell. Wir halten Prüfung. In diesem Fabre ba e» wir zum ersten Male eine Prü fung für diejenigen abgehaltcn, die unsere Schute verlassen wolle», die Reifeprüfung Wir bade» sie gefallen, um zu sehe», was Lie mit hinausnehmen in den Kampf ums Dasein. Teil» nun hört es aus, geführt und geschützt zu werden. Bisher hatten Sie treu zur Seite Ihre Lehrer, die Schule, die Eltern und Lehrherrcn. Lehrstelle und Schille hat an Ihnen gearbeitet, um Sie fer ig zu machen jür eine andere Schule, für die Schule des Lebens. Die bisherige Schule war gut, war freundlich mit Ihnen, jetzt aber beginnt eine andere Schule, und diese ist hart. Dort reicht Jl »cn keiner die Hand, gibt es kein Verzei hen. Dort gibt cs Keinen, der Ihnen die Steine des rinsloßes aus dem Wege räumt. Dort heißt es: halte die Augen offen, damit Du die Hindernisse überwinde» kaimst. Wir gebe» Ihnen heute eine Bilanz mit hinaus in die Schule des Lebens. Ich wünsche, daß diese Bilanz Ihne» recht viele Erfolge lind recht weilig Nichterfolge bringen möge. Wer »och eine Lücke darin findet, mag sehen, daß er diese noch aussülle» kann. Arbeitet, schafft und strebt, alle Lücke» zuzumachen. damit Ihr ganze Männer im Lebe» werdet. Rechne» Sie das, was Sic gelernt haben, nehmen Sie Ihre Urteils',äbigkcit zu Rate, überlegen Sie sich jedesmal, ehe Sic etwas tun, welche Folgen cs Jlmen bringen kann. Ich wünsche Ihnen, daß Sie bei jeder Inventur die Zensur „vor züglich" erkalten, denn dann kann sich Ihre Firma auf Sic verlassen. Alle Kräfte^nüssen Sie ausnntzcn und ei» fortgesetztes c^irebcn besitzen. Der liebe Gott schütze und leite Sie, damit Sic echte deutsche Manner werden zu I rer eigenen Be riedigung, damit Sie alles verantworten tö-men und eine Zierde unserer Stadt werden, daß Sie sich betragen als deutsche Kaufleute zum Ruhme unseres Va terlandes. Go.t befohlen! Hierauf sprach Redner die Arge'enden frei von jedem Schul- lesiich und entließ dieselbe». Gewerbe-, Web- und Wirlschule. Anschließend an diese» Aktu-s fand die Enllassmigsfeier für die Gewerbe-, Web- und Wir.schü.ler statt, zu der Herr Direktor I ä H-- n i g das Wort ergriff und u. a. aussiihrte: Der heutige Tag ist von außerordentlicher Wichtigkeit, er ist ein Markstein in Eurem Lebe». 11 Jahre Haden Sic die Schule be sucht und baden in den ersten 8 Jahren all gemeine Bildung erworben, während die letzten drei Jahre der Ausbildung Ihres Berufes gewidmet waren. Mancher wird sich auf diesen Tag gefreut haben. Es ist der Lauf der Welt, daß alles vergänglich ist. Wir streben immer »ach neue» Formen, und dieses Stre ben nach dem Neuen ist nicht zu verurteile», denn das Beharren im Alten würde bald eine Verknöcherung und Verkümmerung des Gei stes des ganzen Menschen herbeiführen. Wenn dieses Streben die Quelle Ihrer Freude bil- het, dann sind wir damit einverstanden, den» es ist unser Ziel gewesen, die Freude am Können und Streben zu wecken. Der Geist muß von Tag zu Tag neue Vorstellungen ge winnen. Es ist eine Selbsttäuschung, wenn man meint, die Schule könne einen Vorrat von Kenntnissen siir das ganze Leben gewah ren. Die Schule kann immer nur den-Grund legen zu weiterem Streben. Sie gehören ver schiedenen Berufsarten an, die einen dem Handwerk, die anderen der Industrie und dem Handelsleben, und damit sind Sie Glieder von drei sehr wichtigen Faktoren. Alle müssen Sie ringen, um nicht zu unterliegen. Das Handwerk hat keinen goldenen Boden mehr, wird aber doch nicht untergehen. Was Jhneu die Schule gegeben hat, ist nur der Anfang. An Ihnen liegt es nun, weiter nach Ausbil dung zu streben- Tun Sie Ihre Augen auf und lernen Sie die Wunderwerke erkennen, die Menschengeist ersonnen und geschaffen, das schär t den Verstand und weckt die Lust, mit zuhelfen an dem vielseitigen Erwerbsleben. Haben Sie hier Gelegenheit gehabt, durch theoretischen und praktischen Unterricht die für Ihren Berus nötigen Kenntnisse und Fertig keiten zu erwerben, so liegt es nun an Ihnen selbst, für Ihre Fortbildung tätig zu sein. Die Marschroute, die man sich vorschreibt, soll »icht heißen „genießen", sondern „arbeiten und streben". Dann nützt Ihr Euch selbst und dem ganzen Volke. In unserem Deutschen Reiche ist Mangel an Arbeitsgelegenheit nicht vor handen, ein tüchtiger Mann findet stets sein Fortkommen. Seien Sie in Ihrem Strebeu aber stets rücksichtsvoll gegen Ihre Mitmen schen. Vergessen Sie Ihre Eltern nicht und den, der da sagt: „Ich bin das „A" und „O" vom Anfang bis zum Ende. Hierauf entledigte sich Herr Direktor Jäh- »ig einer angenehmen Pflicht, indem er den Gewerbeschülern Kurt Römer, Erich Max Köh ler, Gustav Paul Fritzsche und Fritz Paul Ritter Micherprämien für großen Fleiß und tadelloses Betragen aushändlgte und den Schü lern Günnel, Holzhacker, Wildenhain und Teumer eine Belobigung aussprach. Desglei chen war er in der Lage, den Webschülern Herbert Tauscher, Bruno Erich Welker, Fritz Beger, Fritz Heinrich, Oswald Großer, Ri chard Alfred Haase, sowie den Wirkschülern Kurt Neubert, Paul Wagner, Fritz Keller, Fritz Ebhardt, Wilhelm Scheibe und Kurt Großer ebenfalls Büchcrprämien überreichen zu können Nach Ueberreichung der Entlassungs zeugnisse sprach Redner die Abgehenden von- allcr »vetteren Schulpflicht frei. In der Kochschule ' »ahm die Prüfung am heutigen Montag früh 8 Uhr ihren Anfang und währte bis 12 Ubr. Die Prüfung zeigte den Verlauf einer Lehr gangsstunde, die stets mit der Besprechung der nm betr. Tage hcrzustcllcnden Gerichte, der Rahrimgsmittel und der in ihnen enthaltenen Nährstoffe und der Aufgaben der letzteren fstr den gesunden und tranken Körper beginnt. Dem folgte der praktische Teil der Stunde, die Zubereitung der Speisen und das Ti-ch deckcn. Als Montagsgericht kamen Scllzkar- tofteln mit Rotkraut und Rädergebackenes aus de» Tisch. Die sich anschließende Mahlzeit, vom Tischgebet cmgcrahmt, beendete die Stunde. Auch den Besucher» wurden Kostpro be» verabreicht. Nackt dem Esse» gab es einen fröhlichen „Aufwasch" und das frische Durch einander und eifrige Hinundher der Schota rinne» hatte de» Anstrich, als sei man ins Gnomenreich versetzt. Mit dem Abtragen in das Gewölbe erreichte die Prüfung ihr Ende, der etwa 50 Besucher beigcwohnt hatten. Diese ' ab-eu sicher alle den Eindruck mit fortgenom wen, daß die Anstalt siir unsere Mädchen und zu Einstigen Hausmütterchcn einen rechten Se gcu bedeutet, denn „ein guter Kow, ein guter Arzt". Möchte deshalb recht viel von dem, >vas ihnen gezeigt und gelehrt wird, als ge sundes, für das Leben verwendbares Wisse» von den kleinen Kochkünstlerinnen früher oder später zum Heile ihrer Angehörigen ange wandt werden — lieber den Stand der Kockr sckmle sei bei dieser Gelegenheit noch folgendes mitgeieilt: Die Kochschule besteht nunmehr drei Jai re. Im erste» beteiligten sich von den Be rechtigten in der Neustadt eine ganze Anzahl nicht; im zweiten fehlten nur sechs, während sich im dritte» (letzte») Jahre in der N-eustadt niemand ausschloß. Alistädter Konfirmandin mm sind immer in beschränkter Anzahl ver treten. Warum wohl? Eine Wohltat bedeutet oie Kochschule auch für eine gange Anzahl von Familien, deren Mut er dem Broterwerb außer dem Haufe »achgehen muß. Ihnen gewährt die Anstalt siir einige Groschen guten Mit iagstisch. Es sind im Durchschnitt zehn, die davon Gebrauch machen. Durch Abendlehr gönge bietet die Schule den Entlassenen Gc lcgenheit zur Fortsetzung und Fortbildung. Es ist recht zu wünschen, daß auch diese Lehr gängc, wie bisher, rege belegt werden. Weht doch in den Räumen ein guter Geist deutscher Hausfraueuwürde, gibt es doch dort bei allen Grenzen, die ein Schulbctricb notwendiger weise bedingt, einen so angenehmen, natür lichen Verkehr, daß alle Beteiligten persönlich nur dabei gewinnen können und später die Lchrgangszeit als schöne Erinnerung bewah reu Den städtischen Kollegien aber und de» Freunden der Anstalt, die ihr Entstehen und- Fortbestehen ermöglichten, sei heute dankbar gedacht. - - Ausstellung in der unteren Schule in Oberlungwitz. In gut übersichtlicher Zusammenstellung sind die Arbeiten der Schüler und gewerblichen Fortbildungsschüler in den Zimmern 7, 9 und 10 ausgestellt. Eine Besichtigung derselben ist angelegentlichst zu cmp ehlen. Die gewerbliche» Zeichnungen der Maler, Böttcher, Stellmacher, Tischler, Baufchloffcr, Schmiede, Maschinen-
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