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llMM nm Hchkißkii-knikpln Aiffigkl T«grH l»H. Nr 6S Sonnabend, de« 21. März 1S14 41. JahLgang Ser RWW der SMtte». Der Rückgang der Geburten (speziell im Deutschen Reiche), hat die öffentliche Meinung in den letzten Tagen besonders stark beschäftigt. Durch die Verhandlungen im deutschen Reichstage und im preußischen Landtag wurde die Aufmerk samkeit für den Bevölkerungszuwachs wachgerufen. Eine statistische Gegenüberstellung der Geburts ziffer der größeren europäischen Länder durch unser heutiges Bild dürfte daher wohl von all gemeinen Interesse sein. Geburtenstatistik des letzten Jahres der hauptsächlichsten Länder in Europa: Nr. 1: Rußland, 4,671,000 Geburten (pro 1000 Einwohner 43,9 Geburt). Nr. 2: Oesterieich, 1,681,000 Geburten (pro 1000 Einwohner 34,3 Geburt). Nr. 3: Jialien, 1,137,000 Geburten (pro 1000 Einwohner 32,7 Geburt). Nr. 4: Deutschland, 1,794,000 Gebmten (pro 1000 Einwohner 29,7 Gebuit). Nr. 5: Holland, 1,704,OM Geburten (pro 1000 Einwohner 29,1 Geburt). Nr. 6: England, 1,139,200 Geburten (pro 1000 Einwohner 24,9 Gebn t). Nr. 7: Frankreich, 715,3M Geburten (pro 1M0 Einwohner 19,7 Geburt). In Deutschland ist ein gleichmäßig fortschreiten der erheblicher Rückgang der Geburten zu ver zeichnen, wie nachstehende Zahlen aus den ver schiedenen Jahren beweisen. In Deutschland kamen auf 1000 Einwohner: im Jahre 1875 42,3 Geburten, im Jahre 1880 39,1 Geburten, im Jahre 1885 38,5 Geburten, im Jahre 1890 37,0 Geburten, im Jahre 1900 36,5 Geburten, im Jahre 1905 34,0 Geburten, im Jahre 1910 30,7 Geburten, im Jahre 1911 29,8 Geburten. Es wird Aufgabe des Staates bezw. der gesetzgebenden Körperschaften sein, in objektiver Weise zum Wohle des Staatswesens die Ursachen des Rückganges der Geburten in Deutschland festzustellen. Deutscher Reichstag. 236. Sitzung vom 19. März. Präsident K ä m p f eröffnet die Sitzung mit olgender Ansprache: Es ist Ihnen allen bekannt, daß die einzige Tochter unseres Kai- serpaares, die Frau Herzogin von Braun schweig, gestern von einem Prinzen entbunden worden ist. Ich bitte um die Ermächügung, Sr. Majestät dem Kaiser und Ihrer Majestät der Kaiserin, sowie dem Herzogspaar von Braunschweig die Glückwünsche des Reichstags auszudrücken. (Die meisten Mitglieder des Hauses ha en sich erhoben.) Die Ermächti gung ist erteilt. Daraus wird die zweite Lesung des Kolo- uialetats (hinter Beratungstag) fortgesetzt. Abg. Erzberger (Ztr): Wegen mei ner jüngsten Ausführungen zum Kolonialetat bin ich scharf angegriffen worden. Meine Kri tik an der Behandlung der Schwarzen auf den Plantagen wurde sogar als Beschimpfung der Pflanzer zurückgewie'en. Ich habe von meiner l'cdc keine Silbe zurückzunehmen. Meine An gaben stützten sich- auf amtliches, durchaus zu verlässiges Material. Ein alter Afrikaner schreibt in seinem neuesten Buch: Im Reichs tag geben Zen rum und Sozialdemokraten den Ausschlag, Humanität und Arbeiterschutz sind daher die Schlagworte unserer Kolonialpoli'ik. Dagegeir ha'en wir nichts einzuwenden. In rüheren Jahren hat auch die Regierung scharf gegen die Pflanzer Stellung genommen. Den ken Sie doch an die Haltung des Herrn Dern burg! Er hat hier im Reichstag festgestellh wie übel die Eingeborenen auf den Plantagen behandelt werden. Diese Klagen wurden von der Regierung noch im Vorjahre als richtig anerkannt- Ich könnte Ihnen stundenlang amtliches Material vorlegen, das alle meine Behauptungen beweist. Nun zu einem lusti geren Kapitel. Der Generalleutnant von Wro- chem, der sich aus dem Preußentage erlaubt hat, vom Reichstag als von einer gemischten Gesellschaft und von einer Rotte zu sprechen, und gegen den der Staatsanwalt nicht einge- schril.en ist (lebhaftes Hört, hör.!), hat als stellvertretender Gouverneur in Ostasrika einen Erlaß über das Grüßen herausgegeben. Da nach sind sämtliche Boys der Europäer, der Angestellten beim Gouvernement und alle Far bigen, auch Inder und Griechen, verpflichtet, den Gouverneur und seinen Stellvertreter zu grüßen, sowohl im Vorbeigehen, aber auch wenn die Leute irgendwo sitzen oder liegen. In letzterem Falle besteht der Gruß im Auf stehen und Annehmen einer strammen Hal tung. Fehlt also nur noch: Hand an die Hosennaht. (Zuruf: Die haben ja keine Ho- sen! Heiterkeit.) Ein Mann, der den Herrn v. Wrochem nicht kannte und nicht grüßte, wurde angefahren: Sie unverschämter Flegel, warum grüßen Sie nicht; ich stehe hier an Stelle des Kaisers! (Heiterkeit.) Herr v. Wro- chem sagte den Leuten, ich werde Euch Schveinepack schon beibringen, mich zu grü ßen, und dachte dabei wahrscheinlich, er habe Reichs agsa. geordnete vor sich. Der Erlaß, der auch für die Matrosen unserer Marine gilt, hat schon internationale Verwicklungen zur Folge gehabt, da er auch für Inder und Griechen gelten soll. Es kamen diplomatisch« Vorstellungen; als aber Herr v. Wrochem sich verantworten sollte, da batte er an einem Mor gen sich den Schlüssel zum Bezirksgericht geben lassen und dort Aenderungen an den Aus drücken des Erlasses vorgenommen, um die Schuld von sich abzulenken und Unschuldige in den Verdacht zu bringen, als ob sie einen so horrenden Erlaß herausgegeben hätten. Ge schehen ist dem Herrn v. Wrochem nichts, er ist dann in Ehina verwendet worden und hat es bis zum Generalleutnant gebracht. Falls der Erlaß noch in Kraft ist, muß er kassiert werden. Staatssekretär Sols: Der jetzige Gene ralleutnant von Wrochem war als Major kurze Zeit Stellvertreter des Gouverneurs von Ost afrika und hat in dieser Eigenschaft die beiden Erlasse oder Verordnungen, die der Vorredner erwä nte, ergehen lassen. Die beiden Erlasse sind aber in die Sammlung der Verordnungen nicht ausgenommen worden. (Beifall.) Eine Schule in Wilhelmsthal, die Abg. Arendt wünschte, wird von dem Gouverneur nicht s r zweckmäßig gehalten. In Südwestafri a ist eine Beihilfe an die Eltern wegen der großen Verkehrsschwierigkeiten angezeigt. Die Ver waltung wird das Schulwesen in den Kolo nien nach wie vor nach Kräften fördern. We gen des .Hafens von Daressalam werden wir demnächst mit einer Vorlage kommen; das erste Projeit war ungeeignet. Eine Verlänge rung der Dienstperioden über drei Vierteljahre hinaus empfiehlt sich für Ostasrika nicht; die Schwfenskra t erlischt dann. In Südwestasrika sind l ngere Dienslperioden möglich. Den Skla- venraub und Sklavenhandel, der in Ostaftila in scheußlichster Weise betrieben wurde, ha.en wir beseitigt. Ausnahmefälle werden schwer bestraft, sogar mit dem Tode. Es ist schwie- rg, die richtige Arbeitsform für ganz Afrika zu finden. Auch in der Beseitigung der Haus sklaverei sind wir einig, nur über das Tempo beste en noch Meinungsverschiedenheiten. Der Uebergang eines Sklaven von einem Herrn an den andern darf nur mit ausdrücklich«! Gene migung des Bezir.'samtmannes erfolgen. Di« Beurkundung ist kein Akt grausamen Skla venhandels, sondern ein Instrument humaner Politik zur Besserung der Verhältnisse der wirtschaftlich Schwachen. Im Jahre 1920 wird die Haussklaverei zwar noch nicht vollständig befestigt, aoer ein« Verordnung in Kraft ge- trden seil', wonach kein Gericht in unseren Schutzgebieten eine Klage wegen Anerkennung oder Beibehaltung der Sklaverei mehr anneh men wird. Abg. Keinath (na l.): Die Festsetzung eines bestimmten Termins zur A Schaffung der Haussttaverei könnte leicht zu Unruhen führen- Das wollen wir nicht verantwor en. Wir hof fen, daß die Tanganjikabahn ein Kampfmittel für die wirtschaftliche Eroberung des ganzen zentralafrikanischen Gebiets für uns Deutsche wird. Abg. Bruckhoff (Vpt.): Wir empfehlen besonders die Lehrer in den Kolonien dem Wohlwollen der Regierung. Ein seßhafter Üehrersland ist für die Kolonien außerordent lich wichtig. Abg. Noske (Soz.): Der Reichstag steht viel zu loch, um von den Angriffen des Herrn von Wrochem berühr! zu werden- Für die Schulen muß noch viel mehr gesche en. Dar auf werden die Resolutionen der Budge kom- mission, die Mitteilungen über die Abschaffung der Hausttlaverei und Uebersichten über die Besitz- und Pachtverhältnisse der Pflanzungen verlangen, angenommen, ebenso die Resolutio nen, die Schutzbestimmungen für die Arbeüer fordern. Daniil ist der Etat für Ostafrika erledigt. Beim Etat für Südwestaftsta erklär:« Staatssekretär Solf auf eine Rede des Abg. Hoch (Soz.), dieser Hale gegen ihn Ver leumdungen geschleudert mit der Behauptung, Um hohen Preis. Roman von Fred. M. White. Deutsch von Ludwig Wechsler. 59 gorlsetzung. (Nachdruck verböte».' „Was hat er da eigentlich?" fragte Russell staunend. So weit man in der Dunkelheit erkennen tonnte, spielie Janftn mir einem hölzernen Hammer, den er in der Hand hielt und mit dem er leine Pflöcke in ungleichen Abständen in die Erde rammte. Der Hammer Ivar offen bar mit Leder oder Tuch überzogen, de n man konnie kaum einen Laut unterscheiden'. Jetzt schien er sein Werk vollendet zu hat en und er verland die unregelmäßige Reih« der Pflöcke mittels einer Schnur mit einander. Mit einem Male wurde es Russell klar, was dieses seltsame Treiben bezweckte. „Das ist ein alter Einbrechertrick," ries er mit gedämpfter Stimme aus. „Jansen will in das Haus eindringen und verläßt sich aff die e Pflöcke und Schnüre, damit sie ihm im Fall« einer Flucht als Wegweiser dienen. Wärs nicht lesser, ihn auf frischer Tat zu er tappen?" „Das bat noch Zeit," meinte Uzali mit unterdrücktem Kichern. „Sehen Sie, nun ist er verschwunden. Es hat ganz den Anschein, als wäre er ins Kellergeschoß eingedrungcn. — Nun, wir werden nicht lange zu warten t rauchen. Schauen Tic zu den großen Cedcrn dort hinüber und berichten Sie mir, was Sie sehen." Zwei Schatten, riesigen Nachtfaltern gleich, tauchten aus dem Dun el der Cedern auh u ,d eilten der Stelle zu, wo Jansen verschwun den war. Schon wollte Russell hinauseilen, als ihn Nzali mit den Worten zuriickhielt: „Warten Sie noch zehn Minuten." Langsam schlichen die Minuten dahin, l is man mit einemmal ein Geräusch wie von split terndem Holz, gefolgt von einem lauten La chen, vernahm, das aber gleich darauf von einem wilden, gellenden Schrei übertönt wurde, der gespenstisch durch die Nacht tönte. „Nun ist es an der Zeit, einzugreifen!" sprach Uzali. 43. Es war ein unheimlicher, gespenstischer Schrei, wie Russell in seinem an Fährlichkei- ten überreichen Leben noch keinen ähnlich«« vernommen hatte. Er drückte weniger Schmerz oder Leid, als die wilde, namenlose Angst eines menschlichen Wesens aus, das sich ewiger Verdammnis überantwortet sieht. Noch zweimal durchzitterte der Schrei die Nacht und dann war alles wieder still und ruh-ig wie zuvor. Uzali schien indessen keinerlei Eile zu l aben und seine Bewegungen ließen vermuten, daß er auf einen solchen Hergang gerechnet habe. „Was nun?" fragte Russell flüsternd. „Das hängt davon ab, ob wir zu spät kommen oder nicht," lautete die Antwort. „Ueberzeugen sie sich selbst. Einige Vorfälle laben Sie in den jüngsten Stunden in Stau nen versetzt; nun sollen sie Ihnen klar wer den." Er näberte sich so sprechend dem Fenster und hat c es kaum erreicht, als der seltsame Schrei abermals ertönte. Diesmal klang er schon schwächer und ließ auch den bisherigen überwiegenden Ausdruck der Furcht vermis sen. Man konnte ihn eher verzweifelt nennen, auch schien er aus größerer Entfernung zu kommen. Zur gleichen Zeit hielt Russell inne, denn er vernahm deutlich ein Geräusch zu seinen H'upten. Ganz zweifellos konnte man den Lärm streitender Stimmen vernehmen, und zwei Minuten später kam auch Mason die Treppe herab. „Meine Herren, was gibts denn hier?" rief er aus. „Wissen Sic denn nickst, daß mein Patent zwischen Leben und Tod schwelt? Der Lärm hat ihn aus seiner Betäubung ge weckt, nun können wir ihn zu zweien kaum im Bette halten und ich möchte doch nicht gerne die Dienerschaft Wecken." Etwas wie eine Verwünschung trat über Uzalis Lippem „Gehen Sie zurück, woher Sie kamen," sprach er. „Sie haben oben genug zu tun und sollen uns nicht stören- Dr. Mercer ist ja bei Ihnen." Mason blickte den Sprecher erstaunt an- Er war nicht gewöhnt, daß man iln so le- handle; doch erhob er keinen Widerspruch. Von oben vernahm man Flowers Stimme, als wollte er sich gewaltsam von seinem Belte erheben. „Gehen Sie doch wieder h nauff" drängte der Malaye. „Ich versichere Sie, es hat keinen Zweck wenn Sie noch länger hier verweilen, und wenn die Dienerschaft erwachen sollte, so erweisen Sie jedem nur einen Dienst, wenn Sie ihn wieder zu Bett schicken. lind nun ge en Sie endlich." Ohne die Antwort abzuwarten, schwang sich Uzali durch das Fenster in den Garten hinaus; Russell folgte ihm. Von unten unter schieden sie deutlich inchrere Schatten, die in Flowers Zimmer hin- und hereilten. Sicher lich mußten Arzt und Wärter oben mit dein Kran'en ringen, um ihn auf seinem Bette fest- zubalten. „Das ist Pech," brummte Russell. „Ich möchte nur wissen, was den Mann in solchem Maße aufregle." „Das fragen Sie noch?" sprach Uzali un geduldig „Das Geschrei hätte ja einen Toten wecken können. — Doch kommen Sie; wir haben keine Zeit zu verlieren. Hoffentlich wer den wir, lis der Morgen graut, diesen ge spenstischen Geschichten für immer ein Ende gemacht haben. Nur müssen wir jetzt ausfin dig machen, wohin sich diese Bande gewendet hat. Wissen Sie Bescheid im Hause?" „Nicht mehr wie Sie," gestand Russell. „Da könnte uns nur Mercer von einigem Nutzen sein." Uzali antwortete nicht. Er schritt längs der Hausmauern dahin und spähte sorgsam zwischen das kahle Gestrüpp der Epheuranken, die sich dort ausdehnten, als suche er nach einem Kellerzugang oder einer Falltüre. Er ließ alsbald auch einen Ausruf der Befrie digung vernehmen und deutete auf ein paar moosbedeckte Stufen, die zu einer kleinen Tür ' inabführten. Er drückte mit der Schulter kräftig gegen die Tür, die sofort nachgab. „Nun befinden wir uns endlich auf der Spur," flüsterte er. „Hier werden wir die Ge suchten finden. Zünden Sie ein Streichholz an." Russell rieb ein Wachshölzchen an und bei dessen flackerndem Scheine unterschied er ganz deutlich einen hohen, gewölbten Raum, an dessen Ende sich drei Türen befanden, zu denen einige Stufen hinaufführten. Augenscheinlich befand sich niemand in diesem Raum; allein Uzali schritt einher, als befände er sich un mittelbar vor einer bedeutsamen Entdeckung. Zufällig stieß Russell mit dem Fuße an ein eisernes Weinfaß, das sich kollernd und knat ternd in Bewegung setzte, so daß es ein un heimliches Echo von der gewölbten Decke er weckte. Mit einem unterdrückten Aufschrei wich Uzali zurück. „Nun haben wirs," stieß er heißer hervor. „Sehen Sie selbst — und zünden Sie rasch noch ein Streichholz an." Russell kam dein Geheiß nach, allein das Streichholz erlosch, als wäre es von jemanden ausgel lasen worden. Noch beim Scheine seines letzten Ausflackerns schien es Russell, als wären zwei Schal en an ihm vorbeigehuscht. Schon in der nächsten Sekunde wußte er, daß er sich nicht getäuscht habe, denn er unterschied deut lich leise Schritte, die die in den Garten füh renden Stu'en hinaufeilten. (Fortsetzung folgt.) Nao