Volltext Seite (XML)
VMM IM WMMlMWM LlllNgN E«grd!s!i. «r. S«. Sonntag, den 8. März 1»14 41. Jahrgang Deutscher Reichstag, x 229. Sitzung voin 6. März. Auf der Tagesordnung stehen zunächst kleine Anfragen. Auf eine Anfrage des Abg. L e v e- g u e (Lolhr.) erUärt ein Vertreter der Reichs- ei'eu ahn-verwaltung, daß der Bau einer Eisen dabu von Pie iu Lo.hringen nach Saarburg wegen anderer dringender Arbeiten zurückgestellt werden muß. Auf die Anfrage der Aerzte des Hauses, der A gg. Becker (natl.), Gerlach (Ztr.) und Struve (Pp,.) wegen der neuerdings cehaup- telen Ge ährlichleit des Salvarsan erklärt Mini- steria direktor v. I o n quieres : Da Todes fälle oder schwere Sch digungen, die durch Salvarsan verursacht sind, nicht angezeigt zu werden brauchen, so fehlen am liche Mitteilun- gen, o und wie oft solche Fälle Vorgei'om- men sind Von ärztlicher Seite werden die behaupteten Sch digungen en weder aus unrich tige Aussagen, auf Fe ier und UnvoNömm-en - l eiten der Verordnung oder auf Besonderhei ten des KSamyeitsverlaufs, namentlich auf eine lesondere Empfindlichkeit gegenüber dem Arsen zurückgeführt. Diese Schädigungen W ren also nur zum Teil unmittillbar durch das Salvar- sa-n veranlaßt. Andererseits ist sicher, daß das Mitel lei einer sehr großen Anzahl von Kran ken ohne Schädigung- angewendet worden ist und daß die Aerzte in weit überwiegender Mehrzahl das Salvarsan bei richtiger Anwen dung als eine sehr wertvolle Bereicherung des Heilmittelschatzes gegenüber der bisherigen Praiis bezeichnen. Wir haben deshalb keinen Anlaß zu einschneidende» Maßnahmen gegen das Salvarsan. Auf An'rage des Abg V a um a n n (Ztr.) erklärt Ministerialdirektor von I o n g u i e - res: Dem Reichskanzler ist nicht begannt, daß die ungehinderte Ein uhr ausl »discher Weine zu Umgehungen des Weingelbes ge- f lri l at. Allerdings ist le annt, daß teü lveise umer Zulehung erheüicher Al'ohslmci- gen Dessertweine hergestellt werden, deren Zu lässigkeit nach dem Weingesetz bei der Einfuhr eine verschiedenartige Beurteilung durch die Behörden erfährt. Diese Frage wird demnächst durch ein. reichsgerichtäches Urteil endgültig entschieden werden. Auf eine Anfrage des Abg. Ouarck (Soz) wegen einheitlicher Regelung der Dienst- vorschri ten für Straßen- ahner erwidert Mini- stcria direltor Caspar: Wie für die Eisen- '-ahnunternehmungen finden auch aus die Stra ßenbahnen die Vorschriften der Ge-vernord- nung keine Anwendung. Die Regelung der Ari eitsverhältnisse der bei ihnen beschäftigten Personen ist daher Sache der Landesregie rung. Der Reichsleitung steht deshalb eine Einwirkung auf diese Angelegenheit zurzeit nicht zu. Bei fortgesetzter Einzelberaung des Post- etats regt Abg. Erzberger (Ztr) an, wehr Automaten aufzustellen, die doch dem S taatsse retär angenehm sein müssen, da sie weder petitionieren- noch sich organisieren. -DO 000 Marl als erste Baurate für ein Postamt in Weißensee bei Berlin werden ge nehmigt. Der geforderte Neubau eines Post- gebäudes in Schmölln wird bewilligt. Damit ist die zweite Lesung des Postetats erledigt. Es folgt die zweite Lesung des Postscheck gesetzes. Nach einem Kompromißantrag sollen die Gebühren für eine Einzahlung mi.tels Zahltarte bei Beträgen bis 25 Mark 5^ Pfg. betragen, bei Beträgen von mehr als 25 Mk. 10 P g. Weiter sollen die Briefe der Konto inhaber au die Postscheckämter der Gebühr im Ortsverkehr unterliegen. Für die Versendung sind besondere Briefumschläge zu benutzen. Werden andere benutzt, so ist das gewöhnliche Brie-porto zu zahlen. Ferner wird der Post- verwaltung die Ermächtigung gegeben, das Konto bei mißbräuchlicher Ueberzeichnung des Guthabens aufzuhclen. Schließlich wird noch EBE« Auf dem Wege nach Surazzo. Fürst und Fmstm von Alvunien halten am heutigen Sonnabend in Durazzo ihren Einzug. Die Stadt yat zum Empfang des Fürsten paares reichen Flaggenschmuck angelegt, im Hafen sind Triumphbogen errichtet, in den Straßen wogt eine freudig erregte Menschenmenge. Albanesische Deputationen aus Aegypten, Ru mänien, Rußland, ja sogar Amerika sind einge troffen. Unser heiriiges Bild zeigt eine Gesamt ansicht von Durazzo. bestimmt, daß die Zahlkarten und Briefum schläge auch von der Privatindustrie hergestellt werden lönnen. Avg. Vogt Herr (Soz.): Mit dem Kom- promi antrage kommt man der Postverwaltung, viel zu weit entgegen. Man sollte lieber das ganze Gesetz, das schon vor anderthalb Jah ren h te erledigt werden müssen, schießen las sen, als diesen Antrag annehmen. Der Post- scheckveräln sollte nicht in erster Linie als Quelle für Ueberschüsse, sondern zur Förde rung von Handel und Verkehr dienen. Wir beantragen, erst bei Beträgen von mehr als 100 Mar 10 Psg. Gebühr zu erheben, sonst 5 P-g. Abg. N acken (Ztr.): Die Sozialdemokra ten betreiben wieder einmal die berühmte Alles- oder Nichtspolitik. Wir stehen auf dem Bo den des Kompromisses und nehmen als Real politiker das Erreichbare, obwohl wir und auch die anderen bürgerlichen Parteien viel weiter- gehende Wünsche haben. Abg. Roland-Lücke (natl): In der letzten schweren Periode unseres Geldmarktes bat das System des Postscheckverlehrs wesent lich dazu beigetragen, die gefährliche Situation zu mildern. Abg. Frommer (kons.): Wir werden für den Kompromißantrag eintreten. In Ost preußen oesteht der lebhafte Wunsch »ach Ver mehrung der Postscheckämter. Äbg. Schweikhardt (Vpt.): Wir sind für das Gesetz, weil es den Verkehr heben und- auf gesetzliche Grundlage stellen wird. Staatssekretär Kraetke er'lärt sich mi der voni Abg. Behrens (Wirtsch. Vgg.) bean tragten- Herauf'etzung der Stammeinlagen von 25 auf 50 Mark einverstanden. Mit dieser Aenderung wird das Gesetz an genommen. Ter Etat der Reichsdruckerei wird ohne bemerkenswerte Debatte erledigt. Lonnaumd 11 Uhr: Kolonialetat. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Ueber die gestrige Sitzung ist noch nachzu» tragen: Abg. Linke (Soz.) wendet sich in länge ren Ausführungen gegen Abg. Günther. Abg. Keimling (Soz.) verwahrt sich gegen den Vorwurf tendenziöser Berichterstat tung. Amb bürgerliche Abgeordnete brächen Nm hoher- Preis. Roman von Fred. M. White. Deutsch von Ludwig Wechsler. -w gorisetzung. <NuchdllM vcibole».) „Das wird wohl schwerlich in London der Fall sein. Ich hatte vorhin eine Unterredung mii einem gewißen Goatly. Sie haben seinen Namen wahrscheinlich noch nicht vernommen; allein er war eigentlich der Urheber dessen, daß Samue. Flower nach Borneo ging- Er weiß über die ^cnge genau so viel wie wir, und er melde.e mir auch, daß Samuel Flower vor kaum zwei Stunden nach Maldon Grange ge bracht wurde Ganz zwei ellos ist ein neuer licher Ueoersall auf Flower ausgeführt wor- den, denn er Wurde in einem Kranenwagen fortgebracht und damit ist der Schauplatz wei terer Ereignisse nach Maldon Grange verlegt worden. Ich wollte Jgneu diesen Umstand nicht verschweigen, da er von Wichäg'eit wer den kann." Uzali sprang erregt auf und ries: „Dies ist in der Tat eine wichtige Ver änderung, denn meine Landsleute hatten ver gangene Nacht einen ziemlichen Erfolg zu verzeichneu. Wir müssen ohne Zeitverlust auch nach Maldon Grange, wenn wir ein Unglück verhüten wollen; nur leider wird sich das heute nacht wohl nicht mehr bewerkstelligen lassen, denke ich." Russell bestätigte, daß man die Fahrt erst am nächsten Morgen antreten könne und fuhr sort: Es winde sich übrigens auch empfahlen, wenn Sie mit Goatly zusammcmämen, und ich bin eigentach gekommen, um Sie aäzuholen." Uzali erklärte, zu allem bereit zu sein-, was Russell von i m verlangte. Mitternach war nicht mehr fern, als die beiden die Woh- uung des Malaycn verließen und sich nach Pireadilch in den Klub der Reisenden begann Einige Fragen an den Torwart ergaben-, daß niemand nach Mr. Russell gefragt habe, Md so »mißten die beiden Herren im Rauchzimmer warten, bis sich jemand melden würde. Das >var schon nach einer halben Stunde der Fall, als ein Aufwärter Mr. Russell bestellte, daß i ii jemand dringend zu sprechen wünsche. Swan Russell erhob sich hastig und winkte l'zali, ich» zu folgen. Goatly stand seiner harrend vor der Haustür und Ivar sichtlich erregt. Ein Blick auf sein Gesicht belehrte Russell, daß er seine Zusage hinsich lich des Ackohols nicht vergessen habe. „Haven Sie uns etwas Neues zu melden?" ragte Swan Russell. „Gewiß," stieß Goatly hervor. „Ich mußte felr lange vor seinem Hause warten und meine Geduld wurde auf eine harte Pron gebellt. Nun begab er sich in die Singchiel- l.alle am jenseitigen U er. Den Namen habe iß vergessen; doch wem. Sie mir folgen wol len, so kann ick Sie hinsühren." Man nahm einen Wagen und alsbald war die Singspiellal e erreicht, ein Lokal letzten Ranges am Ende einer Strane von Waterloo Road Troz der späten Stunde war einzahl- reiches Publikum von Männern und Frauen a iwefend, die sich auf ihre Art amüsierten. Als sich die Augen der Ankömmlinge einiger maßen an die rauch- und dunstgeschwängerte Atmosphäre des Ortes gewöhn' hatten, unter- ß! jeden sic die Gestalt Zausens der an einem der kleinen Tische saß und in eifrigem Gespräch mit einem Manne verlieft war, dessen Gesicht zum Teil von dem cmporgestilpten Kragen sc »es Ulstermantels verhüllt wurde. Russell er aniilc den Gesuchten sofort und sag e zu Goatly: „Sie haben Ihre Sache gut gemacht und können getrost nach Hause gehen. Besuchen Sie mich morgen früh, damit ich Ihnen sage, >vas zunäcyst zu tun ist. Und wenn Sie viel leicht in der Lage wären, etwas anständigere Kleider anzulegen, so käme das uns beiden gleicherweise zu statten." Goatl; nickte bloß mst dem Kopfe und ging seiner Wege, während Russell den Manu, den er so lange gesucht, näher in Augenschein na?m. Noch mehr vielleicht wie ihn inteces- icrtcn aber die beiden Männer den Makayen, denn Russell mußte wiederholt das Wort an ißn richten, bis er eine Antwort von ihm erhielt. „Ja, ja," flüsterte Uzali. „Es ist aber gleich ein Uhr und die Leute werden wohl bald geben. Kommen Sic hinaus mit mir und warten wir. Ich habe ein besonderes Jn- keressc daran zu erfahren, wer der Mann in I Jausens Beglei'ung ist." Diese Worte wurden so dringenden Tones ge procheu, daß sich Russell ohne weiteres er- i ob. Im Vorraum des Lokals stehend, war teten sch, l-is die Vorstellung zu Ende war und sich das Publikum zu entfernen begann. Jansen und sein Begleiter, ein kleiner Mann, den der lange Ulster fast bis zu den Füßen cmhüllie, 'amen fast als Letzte zum Vorschein und eS entging Russell nicht, wie Uzalis Augen ausleuchteten. „Wir wollen den beiden nachgehen," flü sterte der Malave. „Der Mann in dem langen Mantel ist einer meiner Landsleute." 36. Allem Anscheine nach war der Laden des kleiuen Vogetb.mdlers in Grays Inn Road eine höwü unscknrldige Sache und obne jeden Zwei'el bälte die Polizei dem Jnüaber des Ladens eine gule Nole erteilt, wenn man sie naw seinem Vorleben befragt b ne. Er war ci c An Naiurphilosoph und viel zu mel von seinen. Buckiern in Anspruch genommen, als daß leine Geschäfte sonderlib hätten blühen können. Ein dürres, ansgctrocknclcs Männchen, f ! ne er eine höckm ein ame Lebensweise, war von einem wabren Ab'-Veu kür das weibliche Gescklecklt erfüllt u d .'..mmene sich blutwenig nm die Ilnordimna. h-e in seinem Wohnzim mer bcn'ch'c Be. dee e .'S n Manne, der auf den Name-: '..v ... :e e:-.Men nun eines Tages ei>, ;.e:B.ü v Keil' e: Herr mit der Frage, oa er ibm vretteicht einige Räume seiner Woh nung vermie:en könme. Lotsächlich verfügte Giles ü!er ein paar Zimmer, die er niemals cenüyte, nur entbehrten sie jedweder Einrich- lung; auch stell c er die Bedingung, daß sich in seinem Hause kein weiblicher Dienstbote blicken lassen dürfe. Statt sich durch solche Be dingungen abschrecken zu lassen', schien sie der zukünftige Mieter mit einer ganz besonderen Befriedigung aufzunehmen. „Das ist gerade, was ich brauche," sprach er „Ich habe viele Reisen gemacht, ein gutes Stück Welt gesehen und niemals fremde Dienste in Anspruch genommen- Sind Sie einverstan den, wenn ich Ihnen zehn Schillinge die Woche für diese Zimmer bezahle und meine eigenen Möbel benütze? Ich werde Sie nicht stören und Sie dürfen mich nicht stören- Kochen, Aufräumen und alles andere werde ich mir selbst besor.cn- Ich suche vor allen Dingen einen ruhigen, nillen Ort, denn ich schreibe ein Buch über meine Reisen und will dabei nißt gcstör: werden." Ein solches Anerbieten mußte ohne Zö gern angenommen werden. Zehn Schillinge Mebremnalmc die Woche bedeuteten fast den Woi.lüand für den Philosophen. Er würde die eigene Miele bezahlen und sich die Bücher kauNn können, nach denen sein Herz ver- langn. Es währte keine Woche und Jausen hatte lein neues Heim bezogen. Es war keine leere Redensart, daß er und sein Wirt nur wenig mir einander in Berührung kämen, denn es vergingen oft Wochen, ohne daß sie ein Wort mit einander wechselten. Eine gewisse Scheu-, die Jansen während der ersten Zeit seines Aufenthalts in der neuen Wolmung bekundet hatte, war so gut wie ge- scknvunden. Anfänglich hatte er das Haus fast nie und nur zur Nachtzeit verlassen; jetzt aber kam und ging er fast ohne Unterlaß und pfiff dabei fröhlich vor sich hin, als hätte er nie mals Sorge oder Kummer gekannt. Zog man sein Wohnzimmer in Betracht, so brauchte man seine Behauptung, daß er ein Buch schreibe, nicht in Zweifel zu ziehen, denn dort waren einige Tische buchstäblich bedeckt mit Papieren, Landkarten und allerlei selt samen Plänen, für die wahrscheinlich nur ein Ingenieur das nötige Verständnis au-fzubrin- gen vermocht hätte. Eines Abends, nachdem Janien sein be scheidenes Mahl mit Hille eines Spiritus kochers zubercitet und den Appara zur Seite gestellt halte, zündete er sich eine mächtige T onpSife an. Von Zeit zu Zeit blickte er aus, eine kleine Uhr, die an der Wand hing, als wollte er sich selbst ermahnen, eine wichtig« Verabredung-, die er getroffen haben mochte, nähr zu vergessen. Nach einer Weile zog er ein Bündel Briefe aus der Tasche, die er aus dem Tische vor sich ausbreitete und deren In halt ihn ausnehmend zu befriedigen schien, denn er kicherte wiederholt vor sich hin, wäh rend er die Mäkler abermals durchlas. (Fortsetzung folgt.) Li-SkSl6srLsi6snkÄUS Oksmmtr, Leko ?08l- u.kmn6N8liAm7!^^E^ ALL