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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191403066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140306
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-06
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.03.1914
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schlägig beschieden worden. Auch die Tele graphenarbeiter haben berechtigte Wünsche, vor allem sollten sie das Recht erhalten, in das Beamtenverhältnis übergeführt zu werden. Auch die AroeUerauSschüsse sind zu reformieren, das Wichtigste wäre ein ReichsarbeiterauSschuß. Auch die Betriebskrankenkassen sind auszubauen dahin, daß sie mehr leisten als Orts- oder Landkrankenkassen. Eine einheitliche Betriebs- krankenkasse für den ganzen Bereich der Post- Verwaltung ist zu empfehlen. Abg. Hubrich (Vpt.): In einer so un geheuren Maschinerie wie die Postverwallung sind Stockungen unvermeidlich, besonders wenn sie immer neue Betriebe angliedert. Trotzdem ist die deutsche Post die erste der Welt. Ganz zu Unrecht hat der Staatssekretär der Bolks- partei die Schuld an dem Scheitern der Fern- sprechnopelle zugeschrieben. Sein Entwurf ge nügte dem Berkel rsbedürsnis der Städte und der Industrie nicht. (Sehr richtig! links.) Es war die Schuld des Staatssekretärs, daß die Reform nicht zustande kam. Abg. Hägy (Els.) meint, die Unter suchung habe nichts gegen die Zaberner Post beamten ergeben. Staatssekretär Kr -aetke erwidert, er habe über den Fall Zabern nur gesagt, daß Ver sehen vorgekommen seien. Abg. Noske (Soz.) warf dem Staats sekretär Verständnislosigkeit für Handel und Industrie vor und forderte Klarheit über Zabern. Abg. Kuckhoff (Ztr.) vertrat Beamten wünsche. Nach kurzer Entgegnung des Staatssekre tärs und Ausführungen der Abgg. Oertel (kons.) und Struve (Vpt.) vertagte das Haus die Weiterberatung auf Donnerstag 1 Uhr. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. 21. Sitzung vom 4. März. Zuerst wurde das Etatkapitel Reichstags- waAen nach der Vorlage genehmigt. Graf zu C a st e l I - C a st e l l berichtete dann über die Petiüon der Nn'erhaltungsge- nossenschaft für den Berthelsdorfer Dorfbach in Berthelsdorf, um Uebernahme der durch die Unterhaltung der fließenden Gewässer entstehen den Kosten durch den Staat und beantragt, diese Petition der Staatsregiernng in dem Sinne zur Kenntnisnahme zu überweisen, daß einem der nächsten Landtage, wenn möglich bereits dem nächsten, eine Denkschrift über weitere Erfahrungen mit den auf Grund des Wassergesetzes gebildeten Unterhaltungsgenossen-' sck-aften vorgelcgt und dabei die Frage unter sucht wird, ob etwa bei weiteren sich ergeben den Schwierigkeiten ans eine Gesetzesänderung zngckommen werden möchte. Graf v. Brüll-Renard kann dem Votum nicht zustimmen. Es steht fest, daß die Mißstimmung hauptsächlich durch die hohen Vcrwaltungskosten herbeigeführt worden sind. Eine Denkschrift bringt keine Aenderung, diese kann nur darin bestehen, daß die Anlieger die Unterhaltungskosten decken. Am besten könnten die Bezirksverbände die Aufgabe lösen, und es ist hohe Zeit, daß ihnen neue Aufgaben zu gewiesen werden. Leider sind bereits zwei Be zirksverbandsgesetze geschei ert. Beim Wasser gesetz ist die ganze Sachlage unklar. Redner stellt den Antrag, daß bald auf gesetzlichem Wege auf eine Abstellung der von den Peten ten geschilderten Mißstände Bedacht genommen wird. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eck - sl ä d t: Die zahlreichen Beschwerden über das Wasservesetz, die hauptsächlich die Lastenvertei- lnng betreffen, konnten bei Erlaß des Gesetzes nicht vorausgesehen werden. Leider ist das Konzilium der Aerzte nicht darüber einig, wie dem Kranken geholfen werden kann. Daher kommt es, daß sich die Parteien streiten, wer damals recht oder unrecht hatte. Die Regie rung h lt sich für verpflichte!, das Gesetz, wie es seinerzeit durch ein Kompromiß beider Kammern zustande gewonnen ist, loyal durch zuführen. Der Vorschlag des Grafen Brühl, die UnlcrlaltungSpßick t den Bezirksverbänden zu übertragen, steht im Widerspruch zu den Absichten der Regierung, besondere Unterhal- tungsgenossenscha'tcn zu gründen. Sie würde damit einverstanden fein, wenn die Bezirke einzelner Genofsenschaßcn die ^Unterhaltungs- Pflicht übernehmen würden. .-.ebwcrwicgender als diese Dinge sind die Auseinandersetzungen über Instandsetzung der Fluhl mc durch den Staat und Unterhaltungspfuchl. Tie Regierung glaubt nicht, daß man den Gemeinden zwangs weise Kosten für die Instandsetzung der Was serläufe auferlegen könne. Die Kosten sollen vielmehr nach dem Prinzip der Vorteile zur Verteilung kommen. Oberbürgermeister Keil- Zwickau: Mit den Ausführungen des Herrn Ministers über die Instandsetzung der Wasserläufe kann man sich nicht einverstanden erklären. Wassergesetz und Wegcbaugesctz mahnen uns zu einer gewissen Vorsicht bei Erledigung eines neuen Gesetzes, damit nachher nicht Hilfeschreie an die Regie rung nötig seien. An die Staatsregierung möchte ich die Bitte richten, dem Projekt der Talsperre im Muldengebiet Wohlwollen ent gegenzubringen und die Aroeit des für diesen Zweck gebildeten Ausschusses tatkräftig zu un terstützen. Wirst. Geh. Rat Prof. Dr. W a ch bean tragt Zurückverweisung der Petition, da die Vertändlungen den Eindruck der Unklarheit hinterlassen hätten, und zugleich Verweisung des Antrages Brühl an die 1. und 4. Depu tation. Dieser Antrag wurde gegen 11 Stimmen angenommen. Oberbürgermeister Dr. Dehne- Plauen berichtet über zwei Petitionen. Eine Petition des Verbandes deutscher Granitwerke um Auf hebung der neuen Friedhof^vrdnung ließ man ans sich beruhen. Eine Petition des Vorstandes des Sächs. Fortbildungsschulvereins, die gesetzliche Neu regelung des Aortbildungsschulwesens betr., wurde der Staatsregierung in dem Sinne zur Erwägung^ überwiesen, daß die Regierung ein Abänderungsgefetz zum Volksschulgesetz, wo durch die Bestimmungen über die Fortbildungs schule ergänzt und ausgestaltet werden, vor legen solle Soweit aber die Petiüon den Erlaß eines besonderen Gesetzes verlangte, ließ man sie auf sich beruhen. Nächste Sitzung: Donnerstag mittags 12 Uhr. Petitionen, Eisenoahnsachen und Etal- tapitel. ' IiözesaiioersllMlung der Ephorie Glauchau. Die Diözesanversammlung, die 44. der Ephorie Glauchau, fand ain Mi twoch, den 4. März, vvrm. ^10 Uhr in der Lehngrund schule zu Glauchau statt und war von den Pfarrern und Vertretern der ganzen Ephorie sehr zahlreich besucht. Nachdem man gemein sam das Lied „Wollt Ihr wissen, was mein Preis" gesungen halte, eröffnete Herr Super- intendenr Neumann die Versammlung durch Gebet und eine die Lage unserer Landeskirche betreffende Ansprache. Er grüßte darauf die Vcrtrewr der staatlichen, städtischen, schulischen und kirchlichen Gemeinden, besonders Herrn Amtshauptmann Graf Holtzendorfs, der zum ersten Male in der Mitte der Kirchgemeinde vertreter weilte. In seinem Berichte über das Jahr 1912 konnte der Herr Ephorus darauf Hinweisen, daß das Za lenmatcrial des Be richts bereits im Konsistorialverordnungsblatt 1913 abgedruckt sei. Es blieben nur noch einige Punkte zum Unterstreichen übrig, so die Erwähnung, daß unsere Ephorie jetzt 150 861 evangelisch-lutherische Einwohner zählt, sodaß auf den einzelnen Geistlichen durchschnittlich 3054 Seelen zur Pastorisierung entfallen. Im Berichtsjahre steten leider 34 Austritten nur 27 Eintritte in die Landeskirche gegenüber. Mit Freuden ist zu begrüßen, daß Kindergot- tcsdienste überall eingerichtet sind, leider aber wird aus allen Gemeinden unserer Ephorie über Sonntagsentheiligung geklagt, die darauf zurückzuführen ist, daß bis in den Sonntag morgen hinein Vergnügungen staftsinden dür fen. Es sinkt auch in unserer Ephorie weiter die Zahl der Kommunikanten, sodaß unsere 34,3 Prozent nur 0,1 Prozent über dem all gemeinen Durchschnitt der Landeslommunilan- lenzahl bleibt. An Kollekten ist in unserer Ephorie abgeliefcrt worden der ansehnliche Be trag von 8558 Mark, zu denen — nicht mit gerechnet die Haussammlnngen — noch 128 251,15 Mart für Stiftungen und Schen kungen kommen. Wo aber in der Kirche noch solch rühmenswerte Opferwilligteit sich zeig., da ist noch Leben vorhanden, das Gott der Herr uns in Gnaden erhalten wolle. Zu den dunkelsten Kapiteln des Jahresberichts gehört die Zahl der Eheirrnngen, die ans 108 anzu geben ist. Ehescheidungen kamen 48 vor, der Prozentsatz der am crehelichcn Go urten in unserer Ephorie beträgt 15,5 Prozen.. Die Zahl der Selbstmorde ist auf 60 gestiegen, worunter bedauerlicherweise ein Schullnabe von 12 Jahren, der die Art der Aus'ührung sei nes Selbstmordes vorher genau in sein Ta schenbuch eingezeichnet hatte. Im Verlauf des Berichts Hal sich die Not wendigkeit ergeben, namen sich gegen die weit gehende SonntagSemheiligung Schri te zu nm. Die Versammlung war sich dahin einig und beschloß, daß man bei dem Landtage vorstel lig werden müßte, die Verordnung vom 5. Oktober 1910, in der die Abhaltung von Ver gnügungen in den Nächten von Sonnabend auf Sonntag bis 2 Uhr ausgedehnt wird, we gen der damit verbundenen Schädigungen für die Sonntagsheiligung, wodurch keineswegs nur die an solchen Vergnügungen Beteiligten betroffen werden,' wieder anfzuleleu. Herr Pastor Ende-Lichtenstein mahnte dann noch die Gemeinden, zur Anstellung von Juzcn-d- pflegcrn zu schreiten. Nach kurzen geschäft lichen Mitteilungen referierten dann die Vor sitzenden der Diözesanansschüsse für ihre Aus schüsse; so Herr Superintendent Neumann ü er die Tätigkeit des Gustav Adolf-Vereins. Da in diesem Jahre das Leipziger Zweigvorcins- fest in unserer Ephorie gefeiert werden soll, wird unser Schöuburgisches Zweig-Gustav AdolhFest am Sonnwge Trinitatis in Liß- icnstein gefeiert werden. Herr Pastor Lude wig-Glauchau referierte darauf über die Tätig keit des Diözesanausschusses für Strafentlassene, dellen Druckbericht er vorlegt und zur Ent nahme zur Verfügung stellt. Herr Pastor Rarv- Glauchau gab den Bericht über die Tau'stum- menpflege. Nachdem der Herr Superintendent für die Tätigkeit der Ansschüsse gedankt und diese zu fleißiger Weiterarbeit aufgefordert halte, erhält Herr Amtsgerichts!«! Wetzig-Glau chau das Wort zu seinem Vortrage über „Die ftnanzielle Neuordnung der Kirchgemeinden. Auf Grund der Gesetze vom 10. rcsp. 11. Juli 1913 über das „Kirchensteuergesch" und das „Gesetz betr. den Haushalt der Kirchgemein den" zeigt er in klarem, übersichtlichen Vor trage die Steuerarten, Stcuerpflicht und die Steuevberechtigten. Es wird der Unterschied zwischen dem Parochiallastengeseh von 1838 und der neuen Steuergesetzgebung deutlich er zählt. Die Hauptunterschiede bestehen wohl in der Art der Besteuerung durch Einkommen, Grundsteuer und bis 1918 auch noch Kopf steuer, sowie die Besitzwechselabgaben. Die Ausarbeitung des Aujbringungsmodus ist in die Hand der bürgerlichen Gemeinden gelegt, damit diese einheitlich mit dem Schul- und Gemeindesteuergesetz stattfinden kann. Neu ist auch, daß der Grundbesitz der Angehörigen einer anderen Konfession, die selbst Grund steuern für ihre Kirche bezahlen müssen (in Betracht kommen nur die Römisch-Katholischen), von der Grundsteuer freibleibt, dafür aber auch ihr Patronat fällt resp. ruht. Davon wird auch die Herrschaft Schönburg-Glauchau be- troften. Das Patronat und Kollaturrecht geht in diesem Falle auf das Landeskonfistorium über. Das Gesetz tritt am 1 Januar 1915 in Kraft. Der hochinteressante Vortrag berücksich tig e schließlich noch den Haushalt der Ge meinden und gab darüber dem Gesetz entspre chende Aufklärungen. Die politische und kirch liche Gemeinde soll nun bald daran gehen, dem Gesetz entsprechende Ortsstatuten aufzustel- len, da am 1. Juli 1914 die Zeit für deren Einreichung verstreichen wird. Nachdem Herr Superintendent Neumann dem Herrn Refe renten gedankt und auf den reichen Applaus Hingeiviesen, den der Vortragende von der Versammlung geerntet latte, entspann sich eine rege Debatte über das Gehörte und das Gesetz, in die Herr Amtshauptmann Gras Holtz en den ff wiederholt klärend eingrüs. Die Ver sammlung endete nach Pro okollvollziehu-ng, Schlußgebet und Gesang gegen 1 Uhr. Ldwg. Vortrag im LaildwirtschastWil Bereia Langenberg-Meinsdorf. Einen Vortrag über Wettervorhersage, ins- be'ondere über „Die wissenschaftliche Bedeu tung der Bauernregeln über das Wetter" hielt Mittwoch abend im Gasthaus „zum Erbgericht" in Langenberg Herr Lehrer Dietrich-Meins dorf in der Versammlung des Landwirtschaft licken Vereins. Herr Gutsbesitzer Gr-imm hieß die Erschienenen herzlich willkommen, ins besondere den Vortragenden und dan te s w das zahlreiche Erscheinen. Er betonte, daß der Por.rag die Landwirte in die Materie der Wettervorhersage, zum Teil in die Kennmisse der Wetterbeurteilung rind -Karten einführen soll. Nach Bekanntgabe einer Einladung des Konftrvativen Vereins zn Hohenstein-Ernstthal zu einem Vortrag des Sekretärs Fritzsche kom menden Sonntag im Gasttos „zum Hirsch" in Oberlungwitz erteilte er dem Re'erenten bas Wort. Herr Lehrer Dietrich führte ungefähr folgendes aus: „Das leibliche und geistige Wo ^befinden des Menschen ist von der Bc- ükaßenlcik der ihn umgewurden Luft abhän gig. Tiefeinsckmcidend ist das jeweilige Wetter aus das Gewerbe, vor allem aber gilt dies vom Landwirt in erhöhtem Maße. Von ganz besonderer Wirkung ist aber auch der Eingriff des Weiters in der Weltgeschichte gewesen. In alten Zeiten hat man Wolken, Regen, Wind usw Gütern zugeschrieben. Dieser Glau e wurde von den Priestern mit höchstem Inter esse geschürt, hatten sie doch für ihre eigene Person von diesem Glaulen Vorteil. Nich. zu verwundern ist es da er, daß die Wettervor- beiyage Jabrmusende hindurch nur Stückwerk btieb. Die ältesten Notizen über das Weller, wovon Redner einige zu Gehör brachte, stam men bereits aus dein Jahre 4000 v. Christi. Wetterregeln der Babylonier und Israeliten findet man u. a. auch in der Bibel. 430 v. C-r. notierten die Griechen jedes Meter und ick nsen so eine Art 100jährigen Kalender. Man las aus den Sternen das zukünftige Welter und diese Art blieb erhalten bis zum vorigen Ja «.'hundert. Der Gestirnskundige R dolf llolb, ein wrholischer Priester, wußte d e Aumerftanckci ans sich zu lenken, indem er behauptete, tritt che Tage seien aus das Zu- ammeuwirken der Sonne und des Mondes zurüazuführen. Kritische Tage waren nach 'einer Ai.fassung alle die, welche auf Voll oder Neumond fielen, nnd Fal > l;atw rech:, denn die Welt ist groß und irgendwoher trafen stets irgendwelche Nachrichten von Wetterun- ilden ein. Die Wissenschaft hat aber diese Lelre verworfen-. Während Falb noch vor einem Jahrzehnt in allen Kalendern eine Rolle spielte, ge ört er jetzt der Geschichte an. Trotz dem hält heute noch der Volksglaube zähe daran fest, daß mir dem Wecksei des Mondes eine Wetterumwälzung verbunden sei. Viele Bauern richten sich nach den Kalenderregel-u, und im Mittel-alter sckwang sich der Kalender sogar zum Wetterprop eten auf. 1633 wurde erstmalig ein Buch lerausgegeben, das den Titel „lOOjähriger Kalender" trug und eine U ebersicht über das Wetter des verflossenen Jahrhunderts brachte. Daß ein solches Brich im Volke, im Gegensatz zu heute, rcißenden- A'satz fand, kann nicht wundernetzmen. Tiefes Buch war und blieb lange Zeit „das Uittrüg- lichstc", aus dem die Angaben des Wetters ge'chöpft wurden. Auch unsere Zeit steht noch z. T. im Banne dieses Machwerkes; verläßt sich doch heute noch mancher Bauer auf den- „Hundertjährigen". Heute aber ist auch erwie sen, daß sich das Wetter nicht ini mindesten nm den Kalender kümmert. Deshalb sind nur allmähliche Aufklärung durch die Schule und die staatliche Wettervorhersage imstande, den hundertjährigen Kalender zu verdrängen. Jeder „tüchtige" Kalender gibt außer dem hundert jährigen noch sogenannte Bauernregeln. Von den Lostagen spielt der Siebenschläfssk eine große Rolle. Nach Beobachtungen in Kassek traf es von 26 Jahren nur in 9 Jahren zu, daß das Wetter vom Sie enschlcher sieben Wochen teftändig blieb. Ebenso gefürchtet sind die drei Eisheiligen. Der Glauoe, daß an diesen Lagen die Witterung eine ziemlich regelmäßige Neigung zu sehr kaltem Wetter hat, ist zweifellos uralt. Der Glaube ist so festgewurzelt, daß heute noch die meisten Gärt ner es nicht wagen, emp indliche Pflanzen vor den unheilvollen Eisheiligen ins Freie zu brin gen. Tatsächlich haben diese kalten Tage o - joitiv Berechtigung; es ist aber durchaus nicht erforderlich, daß die Tage vom 11.—14. Mai in Frage kommen, vielmehr gilt dies für den ganzen Mai. Man vermag a er vorher anzu geben, welche Wetterlage im Mai charakte ristisch ist. Einige Aufklärung bringt uns Zerin die Erforschung der höheren Luftschich ten. Großen Rus als Wetterprophet genießen auch der Laubfrosch u. a. Tiere noch heuti- gen Tages; doch solche Wettervorhersage ist oft trügerisch und erklärt sich bei eingehender Beobachtung auf ganz natürlichem Wege. Viel e -er vermag man den Insekten einen heraus gebildeten Instinkt für das kommende Welter zuzufchreiben, und in diesem Sinne hat die Bezeichnung Weiterprophet einige Berechtigung. Viele Pflanzen werden als Hygrometer ver wendet, da sich bekanntlich die Zellen vieler Pflanzen bei feuchter Luft ausweiten und bei trockener Luft wieder engen und so eine Mes sung nach Graden möglich machen. Auch Darm- saiten sind hygroskopisch, d. h. bei feuchter Lust dehnen sie sich aus, bei trockener Lust ziehen sie sich zusammen. Auch Apparate fin den vielfach Anwendung. An einigen milg-e- brachten Apparaten erklärte Redner die Be schaffenheit derselven, worauf er noch eine Anzahl Bauernregeln zu Gehör brachte, die z. T. von« Volksmund ins Gegenteil umge- modelt und widerlegt wurden. Von 93 solcher Regeln tonnten nach Beobachtungen nur 9 als ziemlich sicher zutreffend bezeichnet werden- Diele Regeln können meistens nur schädlichen Einfluß ausüben. Etwas anderes ist es mit solchen, die ach wissenschaftlicher Grundlage augebaut sind. Als genau funktionierenden Apparat bezeichnet der Vortragende das Spek troskop. Findet inan in den Prismen eines Spektros.ops zwischen den Regen.ogenjarben dnnkle Strei en, sogenannte Regenbänder, die sich im Lause des Tages noch verstärken, so kann man init Bestimmtheit auf Regen am A end oder am folgenden Tage rechnen. Ob- wo l d e wissenschaftliche Wettervorhersage -ehr gnte Dienste leistet, scheint doch der öffenlliche Wetterdienst noch weit wertvoller. Mit der (Zeit hat sich das Publikum daran gewähnt, ni.üt me r zu verlangen, als was gegeben werden kann; nicht eine Vorhersage des Wei- «ers für den einzelnen -Ort, sondern für einen eslimmlen Bezirk, nnd das ist der öffenlliche Wetterdienst mit gnnen alltäglich erscheinenden Wetterkarten. Die Berliner Ausgabe ist eine leick-tvevä übliche nnd jedermann zugängliche. Um sie aber richtig nützen zu können, muß man sich in die Bedeutung der Zeichen ver- t e en. An Hand mehrerer Zeichnungen cr- stä-rt Redner die Zeichen eingehend und empfiehlt zur weiteren Aufklärung die Ver- üncr Parst Pareysche Heftausgabe „Anwei sung zum E-e rauch der Wetter.'ar e" von Prof. O Freybe. Die Ausführungen des Redners wurden durch Beifall und Bravorufen der ausmerk- 'amen Zuhörer belolmt. Herr Gutsbesitzer G r i m m dankte hierauf für den wissenschaft lich selr gut ansgea-rbeiteten und verständlichen Vor-raa und ließ dies noch besonders durch Erle en von den Plätzen zum Ausdruck brin gen. Er ga> der Hoffnung Ausdruck, daß dem Verein recht bald vergönnt sein möge, einen wetteren Vortrag in dieser Sache von Herrn Lehrer Dietrich hören zu können, und schloß sodann die Versammlung. * — Witterungsaussicht für Freitag, den 6. März: Wenig Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wetters. * — Zum Tode des M i n i st e r i a l- direktors D r. Merz, teilt die „Mauch Zlg." noch mit, daß der Verstorbene als Amts- banplmann des Bezirks Glauchau vom 1. Ok tober 1887 bis 30. April 1891 eine eifrige und auch sehr segensreiche Tätigkeit entfallet lat. So wurden u. a. während seiner Be zirksleitung die Bczirksanstal. Lichtenstein und Martin Luther-Stift in Hohenftein-Erustt al er richtet. Mit viel mühevoller Arbeit führte er die Vereinigung der Gemeinden Abteiober- lnngwitz und Oberlungwitz herbei. Aber auch sonst war er unermüdlich für das Wohl seines Bezirks besorgt. Nur ungern sah man ihn darum scheiden. * — Für den G r u n d st ü ck s s pe- ku la nten Lorenz, der vor einiger Zeit in Chemnitz verhaftet wurde, haben, wie die „Dresdn. Nachr." mitteilen, verschiedene Per -onen, mit welchen er geschäftlich zu verkehren hatte, eine Kaution von 75 000 Mark ange- botcn, die die Staatsanwaltschaft aber bisher algelehnt hat, da Kollusionsgefahr vorlicgt. Lorenz bestreitet in seinen fast täglichen Der- nelmungen nach wie vor jede SchädigungSaft sicht und führt seine Verluste auf die schlechte Lage des Grundstücks- und Hypothekcumarktes zurück. Er behauptet auch, daß manches ge rettet werden könnte, wenn er sich in Freiheit befände. * — Landeskulturraftswahl im 11. Wahlbezirk. Nachdem nunmehr fest stehenden Resultat fielen auf Herrn Oekonomie rat Stahl-Wittgensdorf 1068 Stimmen, auf
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