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LMM M MHMrinKiiiaihliitt KPkigrr LL. Jahrgang Dienstag, de« 24. Februar t«14 Rr. 45 V Ttaatsminister a. D. v. Podbielsli. Der populäre frühere Staatsmimster a. D. Viktor von Podbielski, ßstneralleutnam ä la.<uitv der roten Zictenhusaren, feiert am 26. Februar seinen 70. Geburtstag. Als Piäsident des RZchs-Ausschussts für Olympische Spiele war er stets ein begeisterter und tatkräftiger Förderer jedes nationalen Sports, v. Podbielski war zuerst Landwirtschaft-Minister und dann Untcr- staalssekreiär im Reichspostamt. Ans Anlaß seines Geburtstages weiden für ibn verschiedene Ehrungen vorbereitet. Unser heutiges Bild ist eine der neuesten Aufnahmen des Jubilars. Deutscher Reichstag. 220. Sitzung vom 2l. Februar. Aist der 'Tagesordnung steht die Beratung der M i t i l ä rslra' g esc tz n o v eile. Krieg-sininister v. Falke n h ayn : Auf einstimmigen Beschluß des Reichstages ist das Militärstraigesetzbuch durch Herabsetzung der Mii deststrasen und Ein ührung der mildernden Umstästd.' gemildert worden. Leider haben sich, da es sich um ein Gelegenheilsgesetz han del e, das mit be'ouderer Eile verabschiedet I wurde, einige Unzuträglichkeiten ergeben, die mau beseiligen wird. Die Heeresverwaltung at sich nicht leichten Hebens zur Einbringung dieses Entwurfs entschlossen, denn Experimente ans diesem Gebiete sind immer gefährlich. Zu- dem sind unsere Strafbestimmungen im allge meinen milder als die anderer Heere. Aber es bandelt sich auch gar nicht nm ein Experiment, denn cs eilt lei uns nicht an Verständnis für die Unentbehrlichkeit einer straffen Diszi plin. An der Notwendigkeit empfindlicher Strafen für jedes Vergehen gegen die Diszi plin, ganz gleich, ob Milderungsgründe zur ÄeUe sieben oder nicht, muß unbedingt festge- halten werden. Auch gegen etwaige sentimen tale Regungen der Richter ist an dieser Not wendigkeit festzuhalten. Eine große Armee kann man nicht init Sentimentalst st in Ord nung halten, sondern nur mit ernster, unbeug samer Gerechtigkeit. (Sehr richtig! rechts.) Manche Bestimmungen werden allerdings als Härten empfunden, für die in erster Linie eine MUdernng geschaffen wird. Die Heeresverwal tung ist an die durch den Reichstagsbeschluß vom 80. Juni geschaffene Lage ohne jedes Vorurteil herangetrcten und hat sich auch nicht gescheut, über den Beschluß noch hinauszu geben, soweit es ohne Gefährdung der Man neszucht möglich war. Eine vollkommene Neu bearbeitung des Militärstra^gesttzbuches ist setzt nicht möglich, dazu müssen wir erst die Ge üaltung des künftigen bürgerlichen Prozeßrech tes a''warten. Ich bitte das Haus, welter gebende Wünsche daher zurückzustellen und dem Entwürfe zuznstimmen. (Beifall.) Abg. Franck (Soz): Der Entwurf ist uns allen unerwartet gekommen. Es sind ganz abenteuerliche Gerüchte über diese Mililärjtraf Novelle umgegangen und viele Leute haben sich den Kopf des Reichskanzlers zerbrochen, wie er am besten eine Parole für die Auflösung des Reichstages schaffen könne. Die Novelle enthält einige fragwürdige Milderungen, aber gleichzeitig auch erhebliche Verschlechterungen des geltenden Rechts. (Sehr richtig! bei den Soz.) Die Mindeststrafcn sind viel zu hoch Das Gesetz vom Sommer 1913 wird durck diese Novelle tatsächlich zum Teil wieder aus- gehoben. Der strenge Arrest und die Ver'etzung in die zweite Klasse des Soldatenstandcs sollte ü'wr^aupt verschwinden. Wenn wir zustini- men sollen, dann bedarf die Vorlage so star- er Aenderungen, daß der Kriegsminister sein Kind gar nicht wieder erkennt. (Beifall der Soz.) Ein Antrag Spahn (Ztr.), die Vorlage o'ne weitere Erörterung an die Kommission zu verweisen, wird abgelehnt. Abg. van Calcker (natl.): Die Ten denz der Vorlage entspricht unseren Wünschen; sie ist die Folge der letzten Novelle, eme durchgreifende Reform des Militärstrafrechts ist erst nach der Reform des bürgerlichen Prozeß rechts möglich. Wir müssen uns mit dem Er reichbaren bescheiden, auch wenn die eigenen Wünsche Weitergelen. Von der Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes sollte man nur in Ausnahmefällen Gebrauch machen. Abg. Müller- Meiningen (Vpt.): Die Vorlage ist ein unzweifelhafter Fortschritt. Wir müssen aber prüfen, ob es nicht möglich ist, den in die zweite Klasse versetzten Leuten die Rehabilitierung zu erleichtern, wenn sie sich besser führen. (Beifall.) Die Vorlage recht- fer igt glänzend den vorjährigen Beschluß der ' stickstagsmehrheit gegenüber dem Kriegsmini ster. Der strenge Arrest dürfte in unserer Ma rine, auf die wir alle stolz sind, nicht mehr in Anwendung kommen. Die Novelle ist nur eine Reine A ühlagszahlung; das ganze Militär strafrecht bedarf der Modernisierung. Wir sind st r die Beratung in einer besonderen Kom mission. Abg. Graf Westarp (kons.): Die Vor lage bestätigt, wie berechtigt unsere Bedenken gegen die lex Erfurt waren, die den Regie rungen aufgedrängt wurde und tatsächlich nur ein Gelegenheitsgesetz war. Aus der jetzigen Novelle machen wir der Negierung keinen Vor- wurf, aber einige Bestimmungen sind uns doch bedenklich. Es fragt sich, ob der UnteroU- ziersdienst nicht erschwert wird, wenn man in dem Ilmstande, daß ein Unteroffizier, nicht ein Offizier, Vorgesetzter zurzeit der Tat war, einen Milderungsgrund sieht. Die Sozialdemo kratie reizt das Heer zum Ungehorsam auf, ein Beleg dafür ist der Prozeß der Rosa Luxemburg. Abg. Fehrenbach (Ztr.): Zu einer weitergreifenden Umgestaltung des Militär- strasrechls werden wir diesen Entwurf nicht benutzen. Die Frage des strengen Arrests müs sen wir noch erörtern, denn zu Gesundheits- fchädigungen darf kein Strafmittel führen- Wir sind für die Ueberweisung des Entwurfs an die Zaberner Kommission. Abg. Noske (Soz.): Abg. van Calcker sprach im Zeichen der Entsagung. Damit be stärkt er die Regierung nur in ihrer Bockbei nigkeit. (Heiterkeit und Unruhe. Präsident Um hohen Preis. Roman von F r e d. M. White. Deutsch von Ludwig Wechsler. ->-. gorlsttzmig. (N ickdulck v-lbokenN „Sind S ie nickt verletzt?" sragtc sic angst voll. „Wenigstens nickt ernstlich, denke ich," sag e Mercer, als er sich mit einiger Mülc empvc- gerichtet hatte. „Es sel be aber nicht viel, so I Ute nur der Mann alles Leven aus dem Leibe gepreßt." „Was ist denn cigentäch geschehen?" fuhr Beatrice zu fragen fort. „Wie kamen Sie hier her? Was hat Sie veranlaßt, nur diest Stunde zu uns zu kommen?" Wil ried drückte beide Hände an die Schlä fen. Es flimmerte ihm vor den Aulgen und er konnte nicht jofar- zusammenhängend ant worten. Doch allmählich klärte sich sein Geist, er vermochte wieder folgerichtig zu denken und d'e seltsamen Ereignisse der Nacht schlossen sich zu einer einzigen Kette zusammen, so daß er erwidern konnle: „Sie -ollen alles erfahren. Ich bin hier, weil ick znß llig erfahren habe, daß sich Ihr Onkel in großer Gefahr bcändet. Wie ich in das Haus gelangte, hat eigentlich nicht viel zu sagen. Ich drang olne Umstände in das Haus ein und eilte die Treppe hinauf, <Ls ich diestn Mann ertappte und mich seiner ver sickern wollte. Dabei mußte ich bald aus die eigene Sicherheit bedacht sein. Wäre 'es aber nicht besser, uns zu vergewissern, daß Ihrem Onkel tein Unglück zugestoßen ist'" „Ja!" sprach das junge Mädchen eifrig. „Ich fürchte nur, wir werden nicht in sein Zimmer gelangen können, weil er sich stets einscklies t und die Tür seines Schlafzimmers mit Stabt bescklagen ist, um sich — Ivie er sagt vor Dieben und Einbrechern zu schützen." Wilfried wartete keine weitere Erklärung ab. Er hatst sich inzwischen vollständig er- host, und von Beatrice gefolgt, eilte er hurtig die Treppe hinaw, bis er die Tür des Schlaf zimmers erreichte, in den, sich der Reederbe iinden machte. Er drücke auf die Klinke, sie gab aber nickt nach und alle Bemühungen, die Tür zu öffnen, blieben erfolglos. Zu rufen schien nickt ratsam zu sein, da sich mög licherweise im Innern schreckliche Dinge ab- spiel'en, die beschleunigt wurden, wenn eine Störung von außen zu befürchten schien. „Kann man nicht auf einem anderen Wege l ineingelangen?" fragte Wilsried flüsternd. „Hat das Haus rückwärts keinen Balkon, Dach tranfen, Schlingpflanzen oder dergleichen? Hch en Sie nur keine Angst, Vorsicht ist die Mntter der Weisheit." „Ein Boston zieht sich allerdings rings nur das Haus," erwiderte Beatrice. „Mein Onstl iprack schon wiederholt davon, ihn abtragen zu lassen; vis jetzt ist das aber noch nickt gesthelen. Ich kann Ihnen den Weg durch das Fenster in eines der Schlafzimmer zeigen und dann können Sie hinausklettern. Ich sie! e Sie aber an, sich keiner unnützen Gefahr aus- zuschen." „Es handelt sich nm Leben und Tod," stu ach Wil ried sebr ernst, „und ich will gewiß st-ne Vorsicht außer Acht lassen. Nun aber dürfen wir Weiler keine Zeit verlieren." Beatrice geleitete den jungen Mann in eines der nach rückwärts gelegenen Schlafzim mer und öffnete das Fenster. Mercer kroch behutsam in die Finsternis hinaus, bis er zu einem Zimmer gelangte, dessen beide Fen ster beleuchtet waren. Einer der Vorhänge war einige Zoll hochgezogen und von innen drang cm süßlicher, nicht unangenehmer Ge nick tcrans, der Mercer zurücktaumeln ließ, ast wäre er von einem plötzlichen Verlangen nach Schlaf erfaßt worden. Er mußte das Taickcutuch fest an Mund und Nase drücken, und dies erst befähigte ihn, sich so tief zu bücken, daß er unter dem Vorhang hincin- spähen konnte. Er sah Flower anscheinend bewußtlos auf seinem Bette liegen, eine weiße Binde um die Stirne. Ferner unterschied er zwei Gestalten, die sich in dem Zimmer zu schasten machten, wie zwei Aerzte während einer Operation. Einen Moment hielten sic wlov crs Hönde über seinen Kopf, worauf sie sie langsam wieder sinken ließen. Was für infernalische Dinge gingen hier .'or? Was für schwarze Künste wurden von diesen- zwei Missetätern geübt? Ein Wesen aus Fleisch und Blich konnte das nicht länger untätig mit anschen, und das Fenster auf reißend. sprang Wilfried in das Zimmer. Er erfasste einen Stuhl und, ihn über dem Kopfe schwingend, stürzte er sich auf die mörderischen Eindringlinge. Gleichzeitig schrie er mit lau ter Stimme, man möge ihm nur dreist fol gen, als hätte er Hilfe bei der Hand gehabt. Fast in der nämlichen Sekunde erlosch das Licht, man vernahm ein Huschen und Hasten in der plötzlichen Finsternis, und Wilfried wusste, daß er allein sei. Die schauterliche Szene hatte dicke Schweißtropfen auf seine Stirn treten lassen. Er tastete an den Wän den entlang, bis er den elektrischen Schalter sand und das Zimmer in belles Licht tau chen konnte. Nun sah er, daß der Schlüssel innen im Schlosse stak. Hurtig öffnete er die Tür und rief nach Beatrice, woraus er zu der Ivie leblos au' dem Bette liegenden Gestalt zurückkcbrte. Die weiße Binde war von Flo wers Stirne geglitten und er lag unbeweglich da, anscheinend auch ohne zu atmen, wie Mer cer auf den ersten Blick zu erkennen meinte. Von namenloser Angst erfüllt, trat Beatrice ein. „Ist er tot?" flüsterte sie. „Ich weiß nicht," erwiderte Wilfried. „Bitte, wecken Sie die Dienstleute und lassen Sie den nächsten Gehirnspezialisten holen, wenn einer zu bekommen ist. Aber sofort, jede Minute ist kostbar." 28. Wilfried mußte seine Weisungen noch einige Male wiederholen, bevor ihn Beatrice zu verstehen schien, denn Furcht und Schrecken hatten ihr offenbar jede Geistesgegenwart ge nommen- Sie stand da, starrte auf die weiße, leblose Gestalt aus dem Bette und wußte nicht, was geschehen sei oder zunächst geschehen werde. Trotzdem dämmerte in ihrem Geist eine Ahnung der Wahrheit auf. Was sie da vor sich sah, war das Ergebnis einer Art Bstitrache, und die rastlosen Feinde würden in ihren Bemühungen nicht einhalten, bis Sa muel Flower seine Schuld bei Heller und Pfennig getilgt haben würde. Wilfried war ziemlich ruhig; sein Berufs instinkt machte sich allmählich wieder geltend. Er legte Beatrice die Hand auf die Schulter und geleitete sie mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer, indem er sagte: „Ermannen Sie sich und tun Sie, was ich Sie geheißen, sonst kann es um Ihren Onkel geschehen sein." „Ich will es ja versuchen," murmelte das junge Mädchen. „Doch was halben Sie mir gesagt? Ach ja, nun erinnere ich mich." Sic verschwand, Wilfried allein bei ihrem Onkel zurücklasscnd. Dieser zweite Uebcrsall Ivar entschieden ernster wie der erste, denn Samuel Flower lag allem Anschein nach tot auf seinem Bette. Es fiel Wilfried nicht ! schwer, eine Untersuchung vo^imehmen, denn I Kämpf: Ich rufe Sie zur Ordnung.) Abg. Noske (fortfahrend): Wer da sagt, die So zialdemokratie untergrübe die Disziplin und den Gcborsam, den nenne ich einen bewußten Lügner. (Lärm rechts. Präsident Kämpf: Ich rufe Sie nochmals zur Ordnung. Beifall rechts ) Abg. Noske (Soz.): Wir sind aller dings gegen den Kadavergehorsam; wir wissen aber auch zu schätzen, was Unterordnung ist. Die Konservativen wenden sich gegen Eingriffe in sttwetende Rechtsverfahren; heute tat es a er Graf Westarp selbst, denn das Urteil ge gen Rosa Luxemburg ist noch nicht rechtskräf tig. Rosa Luxemburg hat mehr Mut bewie sen, als die Preußenbündler. Die haben ge- knifstu. (Zurufe.) Präsident Kämpf: Der Abg- Ledebour soll gerufen haben: Auch der Kriegsminister hat gekniffen! (Abg. Ledebour (Soz.): Ja wohl, das labe ich gesagt) Ich ru'e Sie zur Ordnung. (Abg. Ledebour: Ich werde das beweist«!) Das wird an dem Ordnungsruf nichts ändern. (Heiterkeit.) Kriegsminisler v. Falkenhayn: Den warmen Dank der Heeresverwaltung möchte ich den Vertretern der bürgerlichen Parteien dafür aussprechen, daß sie in solcher Einmütig keit unter Wahrung der obersten Gesichtspunkte, die für die Armee bestehen, und unter Auf rechterhaltung der Disziplin mit der Heeresver waltung zusammcnarbeiten, um die Erleichte rungen, die wir unter diesen Gesichtspunkten im Strafgesetz für möglich halten, baldmög lichst in- Kraft zu setzen. (Beifall.) Die Vorlage wird einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Darauf wird die zweite Lesung des M a- rinectats in der Einzelbesprechung beim Kapitel Jnstandhastung der Werften fortgesetzt. Abg. Brandes (Soz.) fordert Besser stellung der Werftarbeiter, die auf den kaiser lichen Werften noch mehr ausgebeutet werden als auf den privaten. - Abg. Wein h a u s e n (Vp.): Ungleich heiten in der Titulatur, die auf die Bezah lung zurückwirken, führen dazu, daß die besten Kräfte von den kaiserlichen zu den privaten Werften übergehen. Die Pension der invaliden Werstarbeitcr muß erhöht, den Arbeitern ein längerer Urlaub zu-gestanden werden. Abg. Hoff (Vpt.) begründet einen An trag, die 19 gestrichenen Stellen von Werkfüh rern wiederherzustellen, da von der Gewissen- l aftigkcit dieser Beamten sehr viel abhänqt. Geheimrat Harms: Wenn man in der Flower halte sich entkleidet und zu Bett ge legt, noch bevor der Ueberfall stattfand. Er lag auf dem Rücken, die Arme hingen leblos herab und die gewohnte Nöte seiner Wange» war einer leichenhaften Blässe gewichen. Wil fried vermochte nickst die geringste Spur äußer licher Gewalt zu entdecken-, falls er nicht zwei kleine Eindrücke an der Stirn und am Hinter kopf dafür nehmen wollte. Trotz aller Mühe, die er sich gab, vermochte er hieraus nicht klug zu werden, und wenn er seiner Uebuing und Erfahrung trauen durste, so würde auch Flower niemals eine Erklärung liefern kön nen, denn er war zweifellos tot. (Fortsetzung folgt.) Ihr Herz und Ihre Nerven bleiben ruhig, wenn Sie Kathreiners Malzkaffee trinken. Tausende von Ärzten empfehlen ihn,