Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191403040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140304
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-04
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.03.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Entwicklung des Zeitungswesens hat die Post nicht Schritt gehalten. Die Pressetelegramme sind zu teuer. In dieser Beziehung bleibt Deutschland hinter allen Kulturländeri' zurück. Die Einführung des einheitlichen Weltportos wird immer dringlicher. Zu der Zaderner Affäre gab der Staatssekretär ganz merkwür dige Erklärungen. Oberst von Reutter hat vor dem Kriegsgericht die Za. erner Post eines Amtsverbrechens beschuldigt. Die Verwaltung nahm die Beschuldigung so ernst, das; sie eine Untersuchung einleiiete. Diese ergab, daß leine Briese unterschlagen, also kein Ver rechen be gangen wurde, daß nur der kaum nennens werte Tatbestand übrig blieb, das! dein Ober sten einige nicht ganz einwandfreie Karten nicht ausgeliefert wurden. Wie viel Schmäh- arten erhielt mein Freund Scheidemann, als er hier den Präsidentensessel zierte! Die Poß- Verwaltung begnügte sich mit der Erklärung des Obersten, er habe nicht die Absicht gehabt, zu beleidigen. Vor einem mächtigen Herrn fleht die Postverwaltung stramm, schlägt die Hacken zusammen und gibt ihre Beamten kläg lich preis. (Vizepräsident Dove ersucht den Redner, sich zu mäßigen.) Gegen die begrün deten- Petitionen der Beamten verhält sich die Postverwaltung ablehnend. Die Dienstordnung bedar dringend der Reform. Wir verlangen Gleichstellung der weiblichen mit den männ lichen Beamten. Die Ostmartenzulagen lehnen wir wieder ab. Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke: Ich muß ernstlich Widerspruch erheben, wenn behauptet wird, ich wäre für meine Beamten nicht eingetreten und hätte sie tläglich preisgegeben. Es ist eine Uebertrei- ung sondergleichen, wenn behauptet wird, der Oberst von Reutter habe die Postbeamten des Amtsverbrechens und der Unterschlagung ce- (chuldigt. Der Oberst hat nur erklärt, das; viele Briefe mit beleidigenden Aufschriften bestellt wn.den und Sendungen, in denen sein Vor gehen gelobt wurde, nicht. Diese Behauptun gen des Obersten sind durch die eingeleitete Untersuchung erwiesen worden. Wie können Sie also sagen, ich als Ches habe meine Be amten preisgegeben? Besonders merkwürdig ist, daß diese Vorwürfe wegen angeblicher Be eidigung der Beamten von sozialdemo-.ratischer Seite kommen. Schlagen Sie doch an Ihre eigene Brust. (Lebhafte Zustimmung rechts, große Unruhe bei den Soz.) Sind nicht von Ihrer Seite häufig die schwersten Anschuldi gungen gegen Beamte ausgesprochen worden. (Le. ha ter Widerspruch bei den Soz.) Ja wohl, von Ihnen. Da sind Sie nicht so sein- fühlig, und da haben Sie Ichre Anschuldigun gen nicht widerrufen, obgleib ich gesagt habe, daß sie nicht richtig- seien. Jetzt aus einmal aer er.lären Sie es für ein furchtbares Ver brechen, wenn der Oberst von Reutter sagt, es seien ihm Post arten mir schwerbeleidigenden Ausdrücken gestellt und Postkarten mit loben den Aeuferungcn nicht bestellt worden. (Bei fall rechts.) Abg. Racken (Ztr.): Der Postetat ist vorsichtig ausgestellt, da die Einnahmen im Herbst hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren. Die Einführung von Postkreditbriefen ist erfreulich. Auch für die mittleren und klei nen Postämter sollten Maschinen eingeführt werden. Das Postscheckgefch muß noch ausge- kant werden. Die Durchführung der Sonn- wgsheiligung mnß sich ermöglichen lassen. Ten Postlagerverkehr müssen wir einschrän en. In Frankreich dürfen postlagernde Sachen an Mäd chen unter 18 Jahren nicht ausgehändigt wer den. Amerika geht noch schärfer vor. Die be stehenden Krankenkassen reichen nicht aus. Er freulich ist die starke Zunahme des Paketver kehrs nach dem Ausland. Sie ist ein gutes Zeugnis für unseren Erportoerkehr. Einen schnelleren Geschäftsverkehr brauchen wir nach dem fernen Osten. Staatssekretär Kraetke: China ist dem Weltpostverein beigetreten und wird schon in diesem Jahre auf der Madrider Konferenz als Mitglied erscheinen. (Beifall.) Der Verkehr nach dem fernen Osten wird dadurch schneller werden. Mit den Brieftelegrammen gehen wir schneller vor, als andere Verwaltungen. Ihre Aufgabe wird künftig von 5 ll.hr an gestattet ftm und weitere 28 Aemter nehmen an diesem Verkehr teil. Auch im Verkehr mit Oesterreich und Ungarn soll das Brieftelegramm eingeführt werden. Den Wunsch nach größerer Verbrei- lung der Automaten teilt auch die Postver waltung; die Apparate sind einstiveilen nur noch ziemlich teuer. Wir wollen das allmäh liche Herabgehen der Preise abwarten. Friiher kosteten die Automaten 1000 Mark, jetzt sind die kleineren schon um die Halste dieser Sum me zu haben. Die Automaten sollen auf Bahn höfen und da, wo eine Aufsicht möglich ist, aufgestellt werden; wo diese fehl-, ist die Ge ahr der Beraubung sehr groß. Die unter irdische Telegraphenverbindung mit Köln wird in etwa zwei Jahren fertig sein. Der Post lagerverkehr wird zweifellos zum Briefwechsel benutzt, der von den Angehörigen der Tchrei- ver und Adressaten nicht gewünscht wird. Wenn aber die Beamten erst Ausweispapiere verlan- gen sollten, so würde das zu kolossalen Hem mungen des ganzen Verkehrs führen. Wir müß- wn unser Personal für den Postlagerverlehr verdreifachen. Aber trotzdem schweben Erwä gungen, wie den Mißständen abzuhelfcn sei. Den Krankenkassen sind bereits 82 000 Unter- camte mit 200 000 Angehörigen beigetreten. Die Zahl der weiblichen Beamten »vollen wir nicht über das Matz hinaus vermehren. Wir stellen Beamtinnen nur bei Fernsprechämtern ein, in denen ihre Tätig'eit viel nützlicher ist als die der männlichen Beamten. Sie ertva- gen manche männliche Bemerkung, die beim Telephonverlehr schwer zu vermeiden ist, leich ter als die Beani en. Die Vergütungen der Beamtinnen mögen gering sein; aber vielfach handelt es sich um Personen, die sonst gor leine Gelegenheit hätten, etwas zu verdienen. Bei den- Zuwendungen an bedürftige Beamte geben wir uns Mühe, nur die ganz Bedürfti gen herauszufinden. Abg. Beck (uatl.): Der neue Wettpostkon- greß sollte das Weltporto vereinheitlichen un- verbilligen. Die zahlreichen Beamtenpetitionen sind wenig erfreulich. Die Orqmüsaionen soll man nicht verfolgen, sonst treibt man die Leute in Gc' eimbündclei. Die PostgeiMinnen müs sen unkündbar augeslellt werden. Abg. Oertel (kons.) tritt für die Ost- markenzulage und Verbesserung des Telephon verkehrs auf dem Lande ein. Staatssekretär Kraette erklärt, daß der automatische Betrieb die Grundlage für die neue Gcbübrenordnung abgeben werde. Dienswg 1 Uhr: Weiterberalung. Sächsischer Landtag Zweite Kammer. 54. Sitzung vom 2. März. Auf der Tagesordnung stehen Mittelstand-frageu. Die sächsischen Glaserinnungen petitionieren um Aufhebung der Zentralstelle des sächsischen -L-u Missionsamtes und wünschen es an die Gewerbe-ammer angegliedert zu sehen. Abg. Donath (kons.) verweist auf den jchri lich vorliegenden Deputationsbericht, der vorschlägt, die Petition aus sich beruhen zu lassen. Abg. Brodau f (Vpt.) schließt sich die sem Votum air. Es seien zwar Klagen gegen das Submissionsamt laut geworden, anderer seits aber auch viele Anerkennungen. Nach so kurzer Zeit des Bestehens einer derartigen Ein richtung- tann über ihre Wirksamkeit noch nicht endgültig geurteilt werden. Abg. Biener (Ref.) spricht sich ebenfalls für Bei l ehalmn-g der Zentralstelle aus. Abg. Fräßdorf (Soz.) wendet sich da gegen, bei einer Submission unter allen Um ständen den Min-destsordernden anszuschlietzen. Im übrigen schließt er sich dem Gutachten der Deputation an. Einstimmig lätz. die Kammer die Petition auf sich beruhen. Sodann verhandelt man über die Anträge der Konservativen und der Naüonalliberalen auf Einrichtung eines Institutes zur Förde rung des genossenschaftlichen Personallredits. Abg. Biener (Nef.) begründet den An trag der Konservativen, da der Antragsteller Tr. Böhme erkranlt ist. Redner weist auf die Schwierigkeiten hin, mit denen das lredi- suchende Handwerk zu kämpfen habe. Infolge dessen nehmen viele Handwerker am Bankver kehr garnicht teil. Ein Kreditinstitut für diese Kreise ist darum dringend nötig, eine „mün delsichere Zentralgenossenschastskasse", wie man sie in Preußen bereits hat, natürlich unter den entsprechenden organisatorischen Aenderungen- Redner geht sodann auf Einzelwünsche ein. Man rechnet aus tatkräftige Unterstützung sei lens des Sparkassen-vcrbandes. Redner bittet, die Anträge der Finanzdeputation A zu über weisen. (Beifall.) Abg. N itz schke - Leutzsch (natl.): Schat tenseiten im Kreditwesen seien gewiß vorhan den, aber viele große Aufgaben seien nur zu lösen mit Hilfe der Großbanken. Es handle sich- heule nicht darum, die Ursachen der Kala mität festzustellen, sondern darum, Mittel zur Abhilfe zu finken. Der Mittelstand siebe heute abseits vom Geldmarkt. Das sei bedenklich, weil heute häufig größere Anlagen nölig seien. Die Selbsthilfe reicbe nicht mehr aus, die Staatshilse müsse daneben treten. Es solle keine lange Abhängigkeit des Schuldners von der neuen Kasse eintreten, sondern es solle ein kurzfristiger Personaltredit auf genossenschaft licher Grundlage gescha-en werden. Die Kre ditgewährung solle die Möglichkeit geben, An lagen zu ergänzen und dem Fortschritt der Technik zu folgen. Redner erörtert dann die Organisation der geplanten Kasse im einzelnen. Die Kasse solle die Autorität einer Behörde, aber auch die Beweglichkeit einer Privatbank haben. Er bitte auch, den Antrag seiner Freunde der Finanzdeputation zu überweisen. Minister Graf Vitzthum von E ck - st ä d t : Die Regierung habe das Kreditbedürf- nis des Mittelstandes erneut geprüft, sie glaube aber, daß auch von den Banken jetzt dem Mit telstand genügend Kredit gewährt werde. Er erinnert an die Errichtung der gewerblichen Kreditgenossenschaften, die recht geeignete An stalten seien zur Befriedigung des Kreditbedürf- nisses des Mittelstandes. In Sa-chsen bestände bereits seit 1900 eine Zentralbank der gewerb lichen Genossenschaften, die dem Mittelstand ausreichenden Kredit gewähre. Ihr gehörten jetzt 49 Genossenschaften an und der Staat labe ihr finanzielle Beihilfen gewährt von- fast Ißz Millionen Mark. Die Negierung glaube dab-er, daß ein Bedürfnis zu einer Anstalt der geforderten Art nicht vorliege. Neber den wei teren Ausbau der Zentralkasse der gewerblichen Genossenschaften schwebten Verhandlungen und nach Beschluß des Sparkassenverbandes wür den auch diese den Personalkrcdit mehr fördern. Eine Kasse nach dem Muster der Preußenkasse würde nur mit der Landwirtschaftlichen Zen- tralgenossenschasts'asse und der Zentralbank der gewerblichen Genossenschaften in Verbindung treten können. Für den Handwerker sei da durch gesorgt, daß ihm Darlehen zur Beschaf fung von Maschinen seitens der Regierung ge geben würden. Abg. Fleißner (Soz.): Ein Zusam menschluß auf genossenschaftlicher Grundlage erscheine mich seinen Freunden notwendig. Er mässe aber erfo'geu aus eigener Kraft. Daß in Hessen die Sache verfahren worden und Millionen dort nutzlos geopfert worden seien, das läge daran, daß die Angelegenheit ins falsche Gleis geraten und in der Weise behan delt worden sei, wie cs die vorliegenden An- iräge wollten. Viel notwendiger erscheine es, den Baugenossenschaften finanzielle Unterstützung zu gewähren. Es sei bezeichnend, daß gerade die Kreise die staatliche Unterstützung for derten, den Konsumvereinen so feindlich gegen« libertreten. Mit Depulationsberatung seien seine Freunde eiiwerstanden. Zum Schluß möchte er noch einen Vorschlag zur Güte ma chen: Es sei doch bekannt, daß unter den Na tionalliberalen und Konservativen sich viele reiche Leute befänden, die nicht wüßten, wohin sie mit den Millionen sollten; möchten doch die'e Leute zusammentreten und die nötigen Millionen für Gründung einer solchen Kasse hergeben. Abg. Bär (Vpt.): Im ganzen könne er sich mit den Ausführungen des Ministers ein verstanden erklären. Richtig sei, daß die Moß- banken für den kleinen Handwerftr und Kauf- mann kein besonderes Interesse hätten. Das sei aber ganz erklärlich. Der Gedanke, daß man die Sparkassen dem Pcrsonalkredit dienst bar machen solle, gäbe doch zu Bedenken An- laZ denn das Geld der kleinen Sparer müsse unbedingt sicher stehen. Bei der Stärkung des Personalkredits mässe man die Selbsthilfe in den Vordergrund stellen. Die Förderung des gewerblichen Mittelstandes sei ein alter Pro- grammpnnlt der aften Fortschrittspartei. Hof sentlich werde in der Deputation etwas Er- sprießliches herauskommen. Damit schließt die Debatte. Nach einem Schlußwort der Abgeordneten Nitzschke und Biener gehen beide An träge an die Fincmzdcputation A. Nächste Sitzung: Dienstag nachmittag 2 Uhr. Tagesordnung: Etatkapitel 93, Rechen schaftssachen, Petitionen. Oertttches «u» «Schfische». * — Witterungsaussicht für Mittwoch, den 4. März: Kalt und neblig bezw. leichter Schneefall. *— In der 3. Dekade des Februar stellten sich die Witterungsverhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Nicderschl. Niedrigste Höchste Temperatur in Lit. pro Tem- Tem- mitlaas Lag Ouadr.-Met. peratur peratur 12 Uhr Niedrigste Temperatur im Monat am 6. —3.5 Höchste Temperatur im Monat am 16. -ft 11 5 21. 88 0.0 ft p 8.2 8.0 22. 08 ft - 2.0 ft - 9.5 9.0 23. . — ft 25 - - 7.5 7.5 24. . -- - 3.5 - - 7.0 7.0 25. 13 -i ft 1.0 ft ft 3.0 3.0 26. - ko ft ft 0.5 0.5 27 02 - - 1.5 ft ft 0.5 0.0 28. . — - 2.5 - ft 2.7 2.5 Sa.: 11.1 - - 4.0 -38.9 ft-37.5 M.: 1 26 - - 0.5 - - 4.86 ft- 4 68 Gcs. Niederschläge im Monat 204 mm * — Politischer Vortrag. Wie schon mitgekeilt, veranstaltet der konservative Verein zu Hohenstein-Ernstthal und Umgegend nächsten Sonntag, den 8. März, nachmittags ßlö Uhr im Gasthof „Zum Hirsch" in Ober lungwitz einen öffentlichen Vortrag, zu dem als Redner Herr Generalsekretär Fritz s ch e - Dresden gewonnen wurdo, der über das hoch interessante Thema „V or e r n st e n Ent« s ch e i d u n g e n" sprechen wird? Herr Fritzsche, der einem großen Teil unserer Leser bereits von seinem im November 1912 im Schwanen'aale zu Hohenstein-Ernstthal gehal tenen Vortrag her als vorzüglicher Redner bestens bekannt ist, dürfte mich diesmal wie der zahfteicbx vaterländisch gesinnte Männer von Stadt und Land als Hörer um süy versam melt sehen. * — Die Affäre Lorenz. Die Um ttttuchung gegen den im Dresdner Kriminal- gerichlsgefängnis untergebrachten Besitzer des Bades Holenstcin, Lorenz, gestaltet sich zu einer äußerst umfangreichen und schwierigen. Lorenz l>at fast täglich mehrstündige Verneh mungen zu bestehen. Er bestreitet aber jegliche Schuld und jede betrügerische Absicht. Den Ver lust von großen, ihm anvertrauten Geldsum men führt er vornehmlich auf die schlechte wirtschaftliche Konjunktur und die schlechte Lage des Grundstücks- und Hypothekenmarktes zurück. Auch lehauptct er, daß er, wenn er nicht verhaftet worden wäre, in der Lage ge wesen wäre, manches aus dem Schiffbruch zu retten. Man ist bemüht, die .Haftentlassung des Lorenz herbeizuführen und hat eine Sum me von 75 000 Mark als Kaution zusammen gebracht. Die Staatsanwaltschaft wird aber vorläufig auf eine Haftentlassung nicht eingehen. * Hohenstein-Ernstthal, 3 März Heute vormittag ^12 Uhr erfolgte im Rathause durch Herr» Bürgermeister Dr. Patz die feier liche Aushändigung des städtischen Ehren diploms für Treue in der Arbeit an Herrn Webermeister Christian Friedrich Beyer, Logenstraße 8, und die Knüpferin Frau Anna Maric Granitz geb. Funke, Bahnstraße 35. Beide arbeiten über 25 Jahre für die Firma Emil Heidel, in deren Vertretung Herr Arthur Heidel dem A te beiwohnte. Zwei noch län ger für diese Firma Arbeitende, die -Herren Webermeister Friedrich August Otto, Silber- gäßchen 6, und Julius Schaller, König Albertstraße 31, die auch ausgezeichnet werden sollten, mußten krankheitshalber in ihren Woh nungen aufgesucht werden. Es erhielt Herr Schaller im Beisein des Herrn Arthur Heidel das tragbare Ehrenzeichen sowie das städtische Ehrendiplom für Treue in der Ar- bett, Herr Otto das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit, nachdem ihm das städ ische Ehrendiplom bereits am Tag« seiner goldenen Hochzeit (17. Januar d. I.) über reicht worden war. Herr Schaller arbeitrt seit 33 Jahren, Herr Otto seit 30 Jahren für die Firma Emil Heidel. *— Wohltätigkeitskonzert. Der Gedanke, ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten armer Konfirmanden zu veranstalten, siel auf keinen sonderlich guten Boden. Hohen stein-Ernstthal ist im allgemeinen mch so musikkreundlich, wie man in Anbetracht seiner zahlreichen Gesangvereine eigentlich aunehmeu dürfte. Sonst hätte gestern abend der Schwa nensaal bis auf den letzten Platz gefüllt sein müssen, und doch fanden sich nur allmählich ca. 80 Besucher ein, was zum Teil ia aller« dings auf das unfreundliche Wetter zurückzu führen ist. Das gute Streben, im Interesse unemiitelter Kouirmanden einen Unterhal- tungsabend zu bieten, hätte entschieden ein« tatkräftigere Unterftütznug unserer Einwohner schaft verdient. Die Veranstaltung, die von Herrn Oscar Weiland geleitet wurde bestand u. a. aus Darbietungen des vom letzten Berg fest bekanntgewordenen Erzgebirgischen Salon- Orchesters, das auch gestern wieder eifrig be müht war, den Gästen Gutes zu bieten- Eine .Konzertouvertüre, Gavotte, Märsche und Lie- der kamen zur Wiedergabe und ernteten dank baren Bei all. Die Kapelle bestand aus Flöte, 1. und 2. Geige, Cello und zwei Gi'arren; der Zusammenklang ist in kleineren Räumen sicherlich ein besserer, sprach aber auch gestern gut an. Hervorragend waren die Darbietun gen des Doppelquartetts „Liederquell", das, von Herrn Hofmann zielbewußt geleitet, sich immer niehr zu einem trefflichen Gesangskör- per ausbildet. Die Vorzüge der klangschönen chorischen Vereinigung sind schon wiederholt an dieser Stell« anerkannt worden. Auch ge stern erfreute die kleine Sänger-schar, überragt von einen« vorzüglichen Tenor, mit schönen Gaben des Gesanges, stimmungsvollen Volks liederu und einem humorvollen Frage- und Autwortspiel. Klarheit der Stimmenführung und Heraushebung der Motive zeichnen das Quartett besonders aus. Ernste und heitere Rezitationen bot Herr Schmidt-Frei erg, der über ein klangvolles, sympathisches Organ ver fügt, daneben auch schauspielerische Qualitäten verrät. Das ernste „Die kleine Vcrsetzerin" und „Der alte Komödiant" sprachen an, nicht min der aber auch das humoristische „Oan Wun der" und das sächsische Schulexamen. Herr Welland, der geschickte Leiter des Abends, bril lierte selbst mtt zwei Flötensolos, der großen Phantasie aus „Die Stumme von Portici" und dein „Konzert für Flöte", beides Darbietun gen, die seine vollendete Virtuosität als Flöten spieler hinreichend bewiesen; eine dis.'rete Be gleitung, die sich den Solis tresftich anschmiegte, bot hierzu Herr Lehrer Eidner ll, der auch dem Cellisten, Herrn Schönherr, man darf wohl sagen, ein sehr ansprechender Begleiter ivar. Herr Schönherr selbst zeigte sich mit der Goldermannfchen „Ballade" und Schumann - scheu „Träumerei" als ein vorzüglicher Kenner seines klangschönen Instruments. Sein gefühl voller Vortrag bedeutete einen Genuß, dem znzuhören man so leicht nicht müde wurde. Das so oft verkannte Cello kam durch ihn zu erneu er Geltung. Es bedarf wohl eigentlich keiner besonderen Betonung, doch wollen wir hervorheben, daß sämtliche Darbietungen des sehr un erhaltsamen Abends außerordentlich beifällig ausgenommen wurden. Die Besucher dürften es wohl keinestvegs bereut haben, der Veranstaltung teigewohnt zu haben; hoffeitt iw ist das Erträgnis besser als der Bestich. —r. Dem R e g i in e n t s f e st ehe maliger 10 5er am 27. bis 29. Juni, von dessen Vorbereitungsarbeiten wir schon mehrfach berichteten, ümr auch in den vergan genen Wochen die eingehende Arbeit der Aus schüsse gewidmet. Im „Kamerad", dem Ver bandsblatt des Kgl. Sächs. Militärvereinsbun des, sind wiederholt Aufforderungen und freund Uche Einladungen zur Mitfeier veröffentlicht und so bereits den Kameraden, die einst mit die „Wacht aw Rh«in" hielten, Kunde gegeben worden, daß sich in den letzten Junitagcn in Hohenstein Ernstthal die Kameraden des 6. In fanterie-Regiments Nr. 105, das sei dem großen Krieg« seinen Standort in Straß »rg bat, zu fröhlicher Festfeier, zum Austausch ern ster und heiterer Soldatenerlebnisse versammeln werden. Wie bereits die Art des Festzeichcns vorliegt, so ist auch der Entwurf der Festem ladung fertiggestellt. Sie wird neben der Fest- ordnung unsere schöne Bergstadt und ihre Ilm gebung in mehreren Bildern zeigen und den Kameraden kundtun, daß sich mit der Teil nähme am Fest manch genußreicher Ausflug verbinden läßt. f. Oberlungwitz, 3. März. Sein dies jähriges öffentliches Saalfest hält der Turn verein „Germania" kommenden Sonntag in den oberen Räumen des Gasthauses „Casino" ab. Der Gedanke des Festes entspricht einer „Bau ernhochzeit in Ungarn". Umfassende Vorberei tungen zur entsprechenden Dekoration der Räume sind in vollem Gange. Wie man den rührigen Verein kennt, versteht er es, festlich« Veranstaltungen zu treffen, die die Besucher voll auf ihre Rechnung kommen lassen. Neben der Befriedigung leiblicher Bedürfnisse hat di« Festleitung für gute Unterhaltung und Dar ie- tung sonstiger Sehenswürdigkeiten hinreichende Maßnahmen getvoff«n.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)