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Dienstag Eisenbahnsachen; Mittwoch Antrag Dr. Noth und Interpellation Opitz, Durchsicht rung des Wassergesetzes; Donnerstag Eisen« bahnsachen. Kleine Chronik * M»e neue Kältewelle über Rsr-amerila. Eine neue Kältewelle ist plötzlich Uber Nord amerika heceingebrochen. So wurden in der Stadt Duluth in Minnesota am Donnerstag 38 Grad unter Null gemessen. In Moorhead wurden 30 Grad unter Null, in Boston 10 Grad unter Null festgestellt. In Albany betrug die Temperatur gleichfalls fUnf bis sechs Grad unter Null. Natürlich bringt die kolossale Kälte wieder allerlei bedenkliche Begleitumstände mit So sind viele Hospitäler wieder überfüllt von der ärmeren Bevölkerung, die keinen anderen Schutz gegen die Kälte weif;, als sich in die Krankenhäuser zu flüchten, lieber 100 Personen haben bereits ihren Tod durch Erfrieren gefunden. * Tampfcruntergang. Lloyds Agentur meldet aus Kingston (Grafschaft Sussex, England): Der englische Dampfer „Miown" ist zwei Meilen von der Küste entfernt auf der Höhe von Shoreham gesunken. Der Kapitän wurde gerettet; acht Per sonen sind ertrunken. * Drei Schulmädchen überfahren. In Troyes (Frankreich) wurden drei Schulmädchen beim Be treten eines Bahnüberganges von einer Lokomo tive erfaßt und getötet. * Eine stürmische Auseinandersetzung in der Zweiten hessischen Kammer vom 12 Dezember 1912 fand in einer Schüffengerichtssitzung in Gießen ihren Abschluß. Abg. Grünwaldt (Vp.) hatte den Abg. Winkler (oatl.) einen Kabaret- künstler genannt, Winkler schimpfte Grünwaldt Feigling, Grünwaldt antwortete mit dem Ver sprechen, er würde Winkler hinter die Ohren schla gen. In Zeitungsartikeln fügten sich beide Ab geordnete weitere Beleidigungen zu. In der Gerichtsverhandlung erhielt Winkler 600 Mark, Grünwaldt 100 Mark Geldstrafe. » * Stratzcnbahnunfall eines badischen Zen- trumsabgeordnetcn. Der badische Zentrumsab geordnete Pfarrer Schell stürzte in Karlsruhe beim Abspringen von einem Straßenbahnwagen so unglücklich, daß er einen Bruch des Schulter- geleuks davontrug. Die beiden in Berlin bei einem Autonnfall verunglückten Reichstagsabge ordneten gehörten bekanntlich auch dem Zentrum an. * Ju deu Tod getanzt hat sich in Lichte bei Wallendorf in Thüringen während eines Maskenvergnügeus die 17jährige Lina Bischoff. Bei der zweiten Runde brach das Mädchen plötz lich tot zusammen. Nachdem die Leiche aus dem Saale gebracht war, wurde — der Maskenball fortgesetzt. * Der Sacharin-Schmuggel blüht. Vom Hauptzollamt Feldkirch bei Bregenz wurden 1600 Kilogramm Sacharin im Werte von über 50000 Kronen vernichtet. Dieses große Quantum Sa charin war Schmugglern abgenommen worden. * Die „Vlgen-Ktage". In Paris hat sich eine Bau-Gesellschaft gebildet, die Häuser laut, kuren Stockwerke einzeln verkauft werden. Diese volkswirtschaftliche Neuerung hat sich bereits viele Freunde erworben. Der Vorteil ist be sonders der, daß auf dem Grundstücksmarkt die Ansammlung zu großer Kapitalien in einer Hand vermieden wird. Ganz neu ist der Ge danke übrigens nicht, das „halbe Haus" als Eigen gibt es auch in Deutschland verschiedentlich; in die Avliegerkosten, Pflasterungen, Wasscrgeld, Siraßcnreinignng rc, teilen sich die verschiedenen Besitzer. Epielplan der Bereinigte« Gt«dt-The«ter zu Chemnitz »on Sonntag, den 18. bis Sonntag, den 22. Februar. Neue» Theater. Sonntag, 18. Februar, nachm. geschlossen. i „Parfifal". 8 Uhr. Montag, 16. Februar, „Der Bajazw". Hieraus: Ballett-Dwertiffement aus „Frau Holle". 7'/, Uhr. Dienstag, 17. Februar, „Der lebende Leichnam". 7 V, Ukr. Mittwoch, 18. Februar, „Frau Holle". 3 Uhr. „Der Waffenschmied". 7V, Uhr. Donnerstag, IS. Februar, „Meilensteine". 7'/, Uhr. Freitag, 20, Februar. „Paisifak". 6'/, Uhr. Sonnabend, 21. Februar, „Die heitere Residenz". 7'/, Uhr. Sonntag, 22. Februar, „Fran Holle". 3 Uhr. „Die Meistersinger von Nürnberg". 7 Uhr. Alte» Theater. Sonntag, 18. Februar, „Max und Moritz" 3 Uhr. „Prinzeß wretl". 8 Uhr. Montag, IS. Februar, „Die heitere Refide z". «Uhr DtenStaa, 17. Februar, „Prinzeß Gretl". 8 Uhr. Mittwoch, 18. Februar, „Da? FarmermKdchen". 8 Uhr. Donnerstag, IS. Februar, Prinzeß G etl". 8U!'r. Freitag, 20. Februar, „Die keusche Susanne". 8 Uhr. Sonnabend, 21. Februar, „Das Farmermädchen". 8 Uhr. Sonntag, 22. Februar, „Max und Moritz". 8 Uhr. „Prinzeß Gretl". 8 Uhr. Gingesandt. rFür Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt di« Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung.) Vöbel wagt ihr zu sagen? Wer ist der Pöbel! Ihr machtet, ging es nach eurem Sinn, , ils Völker dazu. Goethe. Das mit G. gezeichnete Eingesandt in Nr. 32 dieses Mattes gewährt einen lehrreichen Einblick in die Anschauungsweise gewisser Kreise. Der Verfasser will eine Rede des Reichstagsabgeordneten Naumann widerlegen. Weil er aber sachlich nichts dagegen sagen kann, wird aus den 2 langen Spalten eine einzige große Verdrehung und eine Ke te von Beleidigungen des deutschen Volles. Ter Leut- nant Forstner und der Oberst Reutter haben sich in Zabern Gesetzlosigkeiten zuschulden kom men lassen. Beide wären, wenn sie nicht vor einem Militärgericht, sondern vor einem Zivil- gericht gestanden hüten, zweifellos verurteilt worden. Das ist die Ansicht nicht nur von sechs Siebentel des deutschen Volkes, einschließ lich der Mehrzahl der Juristen und richterlichen Beamten. Auch alle größeren den schen Staatsregierungen, mil Ausnahme natürlich der preußischen, haben sich diesem Urteil an- geschlossen. In Bayern und i n W ü r t- temberg haben sogar d i e K r i e g s- minister erklärt, das' das Vor gehen der beiden Zaberner Of fiziere ungesetzlich sei. Auf Grund dieser Sachlage war eS für das deutsche Bür- aertnm ein Gebot der Selbstachtung, daß es durch seine Vertretung, den deutschen Reichs tag, Sicherheit gegen die Nebergrif e nervöser Militärs forderte. Die deutsche Armee ist ein Volksheer. „Sie besteht durch den Willen des deutschen Polkes und nur durch den Willen des deutschen Vol kes, und über ihr stehen des deutschen Volkes Gesetz und Rechte." Wenn eine vom konser vativen Adel durchsetzte und abhängige Regie rung die Zivilbehörden, wie es in Zabern der Fall war, vor den llebergrisfen eines Forstner und Reutter nickh schützen kann, dann hat der Reichstag nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die Zivilbehörden in Schutz zu nelmen Denn nach der Verfassung i st der Reichstag ein Stück Staatsautorität genau wie der Bundesrat, und wenn Naumann ver langt, daß diese Autorität geschützt und ge- st rkt wird, so ist das für jeden — der dem würdelosen Maulheldentum der echtpreußischen Leute noch nicht rettungslos verfallen ist — eine Selbstverständlichkeit. Man setzt sich s e l b st als Volksgenosse herab, wenn man seine Volksvertre tung mißachtet, und ein Abge ordneter, der das tut, handelt würdelos. Nach konservativer Ansicht al er ist die Hebung des Parlaments gleichbedeu tend mit Pöbelherrschast. Man merkt es dem Eingesandt in Nr. 32 dieses Blaties an, daß sein Verfasser jenen Kreisen angehört, die als Wähler erster Kla^'e die Menschen zweiter, dri ter und vierter Klasse clehren wollen, daß sie eigentlich viel zu viel Rechte besitzen. Mit dem Sellglas in der .Hand f !'t man in Festreden über das „unzufriedene" Voll her und nennt es Pöbel. Wir wollen mi: dem Einsender G. nicht darüber rechten, w e der Stifter der christlichen Religion über den sogenannten Pöbel gedacht hat, obgleich es verlockend genug wäre, den Herren — die die Religion und Vaterlandsliebe in Erbpacht haben — aus dem neuen Testament einiges in die Erinnerung zurückzurufen. Das eine aber soll ihnen gesagt sein: Es gibt un- ter den Wällern der ersten Klasse und unter denen, die kon servativ wählen, genau so viel pöbelhafte Menschen wie in El saß- Lothringen, und in Ländern wie in England und Amerika, wo nach Ansicht des Herrn G. die Pöbelherrlchaft etabliert ist, sind die Gesetze wahrlich nicht schlechter als bei uns. Ja, der wohlhabende Mann kann dort sein Gut bestimmt in größerer Ruhe ver zehren als in Rußland, dessen Knutenregiment scheinbar das Ideal des Herrn G. und seiner politischen Freunde ist. Nur nebenbei soll be merkt werden, daß das Parlament des Pöbels, der Reichstag, die größte Heeresvorlag« — die jemals au' der Erde ein gebracht worden ist — in mustergültiger Ruhe und Einmütig keit beraten und bewilligt hat. Nur «ine Partei hat d i e D e ck u n g s v o r l a g e, d. h. die Kosten, nicht bewilligt, die Konservativen. Wenn es wirklich irgendwo Pöbel in sei- ncr richtigen Bedeutung gibt, dann ist seine Eri'tcnz die denkbar schwerste Anklage gegen die herrschende Gesellschast. Gebt den Men schen nur Bildung und Erziehung, laßt den Kindern ihre Mütter, statt sie in die Fabrik zu drängen, gebt dem Manne für seine Arbeit den richtigen Lohn, und ihr sollt sehen, wi« wenig wirklichen Pöbel es gibt. Aber Goethe sat recht . . . „Ihr machtet, ging es nach euren: Sinn, alle Völker dazu." Wenn das Volk um bessere Lebensbedingungen kämpft, schreien die Konserva iven nach Zuchthausge- setzen; wenn die Volksschule rind der Lehrer- lland gehoben werden sollen, jammern sie über die loben Kosten und lehnen die Gesetze ab; wenn die Frauenarbeit eingeschränkt werden soll, prophezeien sie den Untergang der Indu strie. Und wenn ein Leutnant wie der Forst ner die Sölme des Polkes ehrenrührig behau- dclt, dann ist die Bevölkerung Povel, wenn sie sich das nicht ruhig gefallen läßt. Die jun gen Soldaten, die sich beim Leutnant Forst ner als „Wackes" melden mußten, tragen d«s Königs Rock. Trotzdem bringt es ein preußi scher Offizier fertig, sie grundlos zu beleidigen. Die Komervativon halten das für richtig. Wir sagen: Es ist erbärmlich, wenn ein Vorgesetz ter einen Untergebenen — der ihm wehrlos ausgeliesert ist — verletzend behandelt. Wer Recht lat, das zu beurteilen, überlassen wir dein Leser. Ein Liberaler. Gchl«chtvieh»,rtt i» Schlacht- «H viehhOse z» The«»ttß am 12. Febr. ISI4. Austrieb: — Ochsen, - Bullen, Kalben, - Kühe, Frrfser, 82b Kalber, — Schafe, 681 Schweine, zusammen > >76 Tiere. Bezahlt in Mark für 86 L, «<»»». !«chl»qt> Ochsen Bullen Kalben Kühe Fresser Kälber «chase Schweim M. 1. vollfleischige, au-gemäst., höch sten Echlachtwrrt. biS 6 Jahr 2. junge, fleischige nicht au-ge< mästete — ältere auSgemästet« 8. mäßig genährte junge gui gcnäh tr ältere . ... 4. gering genährte jeden Altert 1. vollflelschige, ausgewachsen« höchsten SchlachlwertrS . . 2. vollfleischtge. jünger« . . 8. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere . . . 4. ge ing genährt« .... 1. vollfleischige, auSgemäst. Kal< brn höchsten SchlachtwerteS 2. vollflelschige, auSgemäst. Kühe höchsten SchlachtwerteS biS zu 7 Jahren 84 öd t8—8v 8. ältere auSgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Küh. und Kalben 4. gut genährte Küh« und mäßig genährt« Kalbin .... — 8. mäßig u. gering genährte Küh» und gering genährt« Kalben — Gering genährte- Jungvieh io Alter von 8 Monaten bi» zu einem Ja r« - I. Doppellender S t 9' 2. beste Mast, und Saugkälbe p —6< 8. mtttl. Mast- u. gute Saugtälbe 4 geringe Kälber .... 1. Mastwmmer u. jüngere Mast Hammel — 2. Surre Masthammrl ... — 8. mäßig genährte Hammel unt Schafe >Me zschafr« ... — 1. vollflelschige brr fein. Raffen und deren Kreuzungen im »l e biS »u 1ß. Jahren ... «8 2. Frttschweine St 8. fleischig» 11-62 4. gering entwickelte .... 59—6o 8 Sauen und Eber .... üü—6 M. «-»« 7-160 W-97 89 68 64 «I 62 89—69 86 bl) *) Die Lebendgewicht-Preise bei Schweinen verstehen sich unter Gewährung von 20 Prozent Lara, unter Hchlochtgewicht ist b« Schweinen da» Gewicht einschließ lich de- Schmer- zu veruehen. Geschäft-gang: Kälber langsam, Schweine langsam. Uebesitand t Rinder —, davon Ochsen , Bullen , Kühe —, Kalben —, Kälber , Schafe —, Schwein« —. HandeiS-Nachrichte«. Autwertz««, 18. Febr. Offiz. Kammzug-Notierung«n Type ö. Per Febr. S,8b, per März 6,88, per April 6,82'/,. per Mal 6,80, per Juni »Fi>, per Juli 6,28, per »ug. 6 28, per Srvtrmbrr 6,22>/„ per Oktober 6,20, per November v, 7'/,, per Dezember 6,15 per Januar 6.12V,. Umsatz lüovvo bg Tendenz: stetig. »««««»>«. »re«««, IS. Febr. Offizielle Notierungen der Baum wollbörse. Tendenz Ruhig Amertk. mtddl. loko 64,—. »re«««, IS Febr »ull, mrddlmg Wulf 68,00. Liverpool, 18 Febr Anfang-bericht Mutmaß licher Umsatz »Ovo Ballen Stimmung: Stetig. Import »6000 Ballen. Preise 4 Punkte höher. Briefkasten. Herr vr. nisS. Brocke, Oberlungwitz, legt Wert darauf, sich als Autor des längeren Sin gesandts in Nr. 20 dss. Bl., betr. Apotheker Timm lers Harnuntersuchungspraxis, zu bekennen.