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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191402123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140212
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-12
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.02.1914
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Oeffentliche Sitzung -er M-tifcheu Kollegien ZU Hoheustetn-Eruftthal, am 10. Februar 1914. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Dr. Patz. Am RatStische find ferner erschienen die Herren Stadträte Anger, Bohne, Lange, Müller und Kommerzienrat Reinhard; entschuldigt fehlen die Herren Layritz und Schneider, unentschuldigt Herr Beck; anwesend ist ferner Herr Ratsasfessor Dr. Darschau. Bom Stadtoerordneten-Kollegium sind 24 Herren anwesend, entschuldigt fehlt Herr Bach. Der Vorsitzende eröffnet die gemeinschaftliche Sitzung und teilt u. a. mit, daß zum einzigen Punkt der Tagesordnung Wahl ei«,» VezirkStagsabgeordneten vom Rechtsausschuß anstelle des verstorbenen Herrn Böttger Herr Fabrikbesitzer Haase in Vor schlag gebracht wird. Vom Stadtoerordneten kollegium stimmen 16 Herren für den Genannten, während 8 Herren unbeschriebene Stimmzettel abgaben; vom Rat werden 6 Stimmzettel für Herrn Haase abgegeben, der somit gewählt ist. Nach Verlesung der Niederschrift über die letzte Sitzung wird sodann in die s Gtadtverordnetenfitzung eingetreten. Zu Punkt 1 der Tagesordnung, KeiwtaiSuahmen, gibt der Vorsteher bekannt, daß 1913 485 Proben von Nahrungsmitteln zur Untersuchung durch den Nahrungsmittelchemiker entnommen wurden, wovon 32 6 und sechs Zehntel Prozerrt gegen 8 und ein Zehntel Prozent im Vorjahre beanstandet wurden. Zu der in letz ter Sitzung bekanntgegebenen Karl MaHStis- lung teilt der Vorsitzende mit, daß Frau Klara May zwar einstweilen 1000 Mk. unter den be reits bekanntgegebenen Bedingungen gestiftet habe, doch soll dieser „Karl May-Stiftung" bei ihrem Tode oder ihrer Wiederverehelichung das sämtliche ihr von ihrem verstorbenen Gat ten hinterlassene Vermögen zufaüen und außer dem die Stiftung durch anderweite Zuwen dung noch erhöht werden können. Der Vor sitzende gibt eine ausführliche Darstellung der Stiftung aus den Akten, da seiner Ansicht nach in der Presse nicht zutreffend über die Stif tung berichtet worden sei. Herr Stadtv. Stützner bemerkt hierzu: Wir werden es wohl alle so auf-gefaßt haben, wie es in den Berichten der Presse über -die Sitzung, die so eben verlesen wurden, stand. Es ist in der Sitzung nur bekanntgegeben worden, daß die Stiftung 1000 Mk. beträgt, bis auf eine Mil lion anwachsen soll, jedoch zuwendungssähig ist. Es wurde aber nicht gesagt, daß das Vermögen der Frau May später noch hinzu kommt, was die Sache ja allerdings ändert. Als Stiftungsgegner will ich keineswegs auf- lreten, noch dazu die Sache ja nunmehr durch den Vorsteher geklärt wurde. Ich hab« nach der Sitzung, was ich hier öffentlich bekannt geben will, eine gemeine anonyme Karte er halten, in der meine Ausführungen als Blöd sinn bezeichnet wurden. Gegner der Stiftung bin ich nicht. — Herr Stadtv. Ebersbach fügt erläuternd hinzu, daß nicht das jetzige bezw. später erworbene Vermögen der Frau May in Frage komme, sondern allein das ihr von dem Verstorbenen hinterlassene. Auf eine Anfrage dos Herrn Stadtv. Kretzschmar, dem die Stiftung zu unklar ist, erfolgt Auf klärung durch den Vorsitzenden. 2. ElektnzttätSausschutz. Herr Stadtv. Nobis wird einstimmig in diesen Ausschuß hinzugewählt. 3. OrtSgesetz zum Schutze -e» Altmarktes. Dem rereiis beschlossenen Ortsgesetz sollen noch verschiedene Bestimmungen angesügt bezw. abgeändert werden- Es handelt sich um Bau ten arn Altmarkr und der Chriftophorikirche sowie bauliche Veränderungen und Errichtung von Fabrikschornsteinen in der direkten Umge bung, wodurch das Ortsbild beeinträchtigt iverden könnte. Das Kollegium ist mit der neuen Fassung des Ortsgesetzes einverstanden. 4. LI. Rachtrag zum Anhaaß I -es WasserlcUungs-RegulativS. Der Vorsitzende verliest den Nachtrag, ge gen dessen teilweise Festsetzung sich Herr Stadtv. Ebersbach wendet, da die Bestimmung hinsichtlich des Kontrollmessers keine Erleichte rung, sondern eine hinderliche Erschwerung des Kleinwo.MMgsbaues sei, der nach einer Verfügung der Kreishauptmannschaft erleichtert werden solle. — Herr Stadtv. Grießbach stimmt dem teilweise zu; der Besitzer der Uhligschen Villa habe großen schaden infolge eines undichten Rohres gelebt, der sich auch nicht durch die Maßnahmen des Stadtrate's beseitigen lasse. Richtiger sei es, den Bauher ren vorzuschreiben, welche Rohre bei Wasser- leitungsbauten freiliegender Grundstücke verwen det werden dürfen. Bevor man Harten schüf e, empfeyle er nochmalige Prüfung und einstwei lige Vertagung. — Der Herr Bürger- m e i st e r halt es für völlig unangebracht, wenn das Risiko von der Allgemeinheit getra genwerden solle. Wer bauen wolle, müsse sich den bestehenden Bestimmungen unterwerfen und auch die Kosten für eine längere Leitung und event. im eigenen Grundstück entstehende Rohr- vruche tragen. Schreibe man bestimmte Rohr- stärken vor, so müsse auch eine Abnahme er folgen. In derartigen Fällen nehme der Be sitzer dann natürlich' an, daß auch die Stadt die Verantwortung bezw. die Haftung- trage. Dem Kleinwohnungsbau könne man in anderer Weise helfen, so hinsichtlich größeren Nachlas ses in den Bestimmungen über die Zimmer höh«, die Anliegerbeiträg« usw. — An der ausgedehnten Aussprache hierüber beteiligen sich noch die Herren Stadtv. Ebersbach, Vorsteher Lohse, Bürgermeister Dr. Patz und Stadtv. Krumbiegel, der infolge verschiedener Bedenken nochmalige Rückverwei sung air den Ausschuß beantragt. Der Antrag findet Annahme. 5. Haftpflichtversichert»«» der Gasanstalt. Es soll eine Versicherung bei der „Wilhel- ma" abgeschlossen tverden, wonach u. a. Per sonenschaden bis zu 50 000 Mk., Ereignisscha- den bis 150 000 Mk. und Sachschaden bis zu .30 000 Mark entschädigt wird. Die Jwhres- pvämie wird mit 180,50 Mk. bewilligt, mit Rücksicht darauf, daß durch Gasrohrbvüche leicht größere Schäden hevvorgerufen werden können. 6. Beitritt der Stadtgemeiade zur öffentlichen Lebea-verftcheruuzsanstalt für das Königreich Sachseu. Herr Stadtv. Gruber erstattet hierzu auf Grund eines den Stadtverordneten zugegange nen Druckstückes ausführlichen Bericht und be tont, daß besonders dem kleinen Mann grö ßere Vorteile durch Lebensversicherungen ge boten werden müßten; dazu sei die Vorlage, die einen weiteren Schritt zum Ausbau der sozialen Fürsorge bilde, angetan. Die Ver sicherung soll sich an vorhandene gemeinnützige Anstalten anlehnen, besonders aber an Spar kassen. Die Aufnahme erfolgt ohne ärztliche Untersuchung und sollen die Beiträge vierzehn tägig etwa 1 Mk. betragen. An dem von den sächsischen Sparkassen aufzubringenden Kapital sollen sich die Kassen mit 670 Mk. (170 Mk. bar und 500 Mk. als Zeichnung) für je eine Million Vermögen beteiligen. Hohenstein- Ernstthal hat hiernach sofort 1870 Mk. zu zah len und 5500 Mk. zu zeichnen. Außerdem sind für 5 Jahre 70 Mk. Verwaltungsaufwand beizutragen. Für die Annahme erhält die Sparkasse eine Vergütung und empfahl Redner in geschäftlicher Beziehung unbedingt den Bei tritt. — Herr Stadtv. Fankhänel hebt hervor, daß auch er mit großem Interesse den Vortrag durchgelesen habe, aus dem ersichtlich sei, daß die jetzigen Volksversicherungen keines wegs ausreichend seien, im übrigen aber Kon kurrenzunternehmen der Sparkasse seien. Ein« Lebensversicherung sei nun einmal dem Sinne nach eine Sparkasse. Während die jetzigen Le- lwnsversicherungsgesell,schäften das Geld aus dem Bezir.' entführen, zeige die Vorlage einen Weg, bei dem dies ziemlich ausgeschlossen sei; außerdem verspricht sich Redner von der Ein führung eine Belebung der Spartätigkeit. — Herr Stadtv. Grießbach ist gegen die Vorlage; eigentümlich berührt es den Redner, daß man erst jetzt, nachdem die von den Ge werkschaften ins Leben gerufene „Volkssiir- sorge" in Tätigkeit getreten sei, mit derartigen ähnlichen Bestrebungen komme. Es habe also erst dieses Anstoßes bedurft, um das soziale Empttnden zu wecken; trotzdem beannt ge wesen sei, daß z. B. der Direkior der „Vikto ria" 1911 ein Einkommen von 800 000 Mark und die Aktionäre 65 Prozent Dividende er hielten. Wundern müsse man sich deshalb sehr, daß nicht schon früher dieser kapitalistisch-wu cherischen Ausbeutung der Versicherungsgesell schaften entgegengetretcn worden ist; erst die „Volksfürsorge", von der der genehmigende Be amte im Reick)sversicherungsamt sagte: endlich mal eine anständige Versicherungsgesellschaft, die dem Versicherten klipp und klar nachweist, was er zu beanspruchen hat, brachte dies zu wege. Illusionen gebe man sich aber hin, wenn man von der Vorlage Großes erwarte; dazu gehöre Idealismus, eine solche Sache durchzuftihren. Früher hätte man an den Aus bau der sozialen Versicherung denken müssen und nicht erst jetzt, wo es den Sparkassen Angst werde, weil keine Gelder vorhanden seien. Die Volksshirsorge gehe trotzdem ihren Weg, und sollten sich die Gelder zu seyr anhäusen, so könnten die Gemeinden später eventl. An- lei en von dieser Stelle erhalten; man werde sich in dieser Beziehung noch mit vielem ab- sinden müssen. Redner emp iehlt Ablehnung der Vorlage, die im Grunde ja nicht zu ver werten sei, wenn sie aus anderen Motiven er folgt wäre. — Herr Stadtv. Ebersbach will den Vorwurf, warum man nicht schon früher tam, zurückgeben; auch die Volksfür- sorge komme erst je.ü. Bei der Sache habe sich wieder einmal gezeigt, daß noch viele renta'le Geldgeschäfte zu machen seien, ähn lich den Lorenzschen Geschäften, die ja auch sehr rentabel waren. Der Grund bei der öffentlichen Lebensversicherungsanstalt sei ge nau wie bei anderen, bei dieser Sache Geld zu verdienen und deshalb könne man wohl zustimmen. — Der Herr S t a d t v. - Vor st e h e r tritt dein entgegen. Es handele sich weniger ums Geldverdienen, als nm Schaf fung einer Pollsversicherung, die tatsächlich in jeder Beziehung das großmöglichste leiste. Eine idealere L-ache sei eigentlich gar nicht auszu denken, was schon daraus ersichtlich sei, das; Herr Grießbach triftige Gründe gegen sie vor zubringen nicht in der Lage Ivar. In solchen bedeutenden- volkswirtschaftlichen Fragen dürfe man keineswegs den Parteistandpunkt hervor kehren. — Herr Stadtv. Ebersbach stellt fest, daß er nicht das Geldverdienen- allein ge meint habe, sondern- auch den Wettlauf der verschiedenen Institutionen in der gleichen Sache. — Herr Stadtv. Grießbach meint, daß der Par.eistandpunft in dieser Sache nicht hervorgekehrl worden sei, höchstens sei das aus der andern Seite der Fall. Die „Volks- sürsorge" ist eine in jeder Beziehung einwand freie Sache und frage nicht nach dem poli tischen Glaubensbekenntnis des Aufzunehmen den. — Der Herr Bürgermeister hält es für völlig erklärlich, daß Herr Grießbach, als für Hohenstein-Ernstthal bestellter Vertreter der Vol.sfürsorge, gegen die geplante Einrich tung spricht. Die „Volfsfürsorge" selbst hat aber auch erst dann eingesetzt, als man sah, was die großen Versicherungsgesellschaften ver dienen, sie hat also einen ganz gefunden Ge danken gehabt, ebenso natürlich ist es deshalo, daß sich auch die Sparkassen dieses Gebietes annehmen, noch dazu flüssige Mittel allent halben gebraucht werden. Gerade die heutige Knappheit der flüssigen Mittel bei den Spar- lassen gab den Ausschlag. Seit Einführung der großen Versicherungsgesetze wird den Spar kassen viel Geld, das sonst z. T. gespart wurde, entzogen. Die für die Angostelltenver- sicherung rc. aufzubringenden Mittel werden einer Zentrale zugeführt, die den Bezirk von Geld- entblößt, aber vorläufig nichts wieder nach hier zurückfließen läßt. Die Sparkasse ist aber in jeder Beziehung- völlig parteilos; sie hat mit irgend welchen politischen Grundsätzen überhaupt nichts zu tun; wenn auch eine Ge meinde in erster Linie nicht dazu da ist, Ver sicherungsgeschäfte zu betreiben, so will man sich doch dazu verstehen, nachdem feftsteht, daß die privaten Versicherungsgesellschaften nicht den an sie gestellten Anforderungen entsprachen. Wie schwer es ist, heute Gelder zu bekommen, ersehen wir daraus, daß die seit Jahren bei der Landesversicherungsanstatt beantragte An leihe bisher für uns nicht flüssig wurde. Von den Riesensummen der Angestelltenversicherung kommt auch nichts nach hier und ebenso wird es schließlich auch bei der Voltsfürsorge sein, denn bestimmte Garantien können auf diesem Gebiete wohl nicht gegeben werden. Der ge plante Versicherungszweig läßt sich dadurch leichter erledigen-, daß in Zukunft durch Ein richtung des Heimsparkassensystems sowieso ein Bote als Abholer fungiere» wird, sodaß der Betretende hierbei auch die Beträge der Le bensversicherung kassieren kann. Geboten« Vorteile muß man wahrnehmen, schon mu Rücksicht auf die der Stadt bevorstehenden gro ßen Aufgaben, wenn anders nicht eine allzu große Belastung von Industrie uno Gewerbe unserer Stadtgemeinde eintreten soll. — Herr Stadtv. Grießbach erblickt in der Be gründung zur Vorlage nur eine Bestätigung 'einer Worte, daß es sich lediglich um ein .Konkurrenzunternehmen der Voltsfürsorge h-an- dele. Auch diese sei auf keinen Fall Polnisch, sie siehe vielmehr allen Kreisen des Volkes offen. Die Stärke und der Erfolg -der Ge nossenschaften, herbeigesührt aus neutraler Grundlage, sei als Richtlinie zu betrachten. Nur durch völlige Oche tivität und Parteilosig keit werde auch die Volksfiirsorge groß werden. -- Herr Stadtv. Ebersbach führt aus, daß bei der Sache ol ne Zweifel doch verdient werde; in diesem Falle ater sei die Gemein nützigkeit der Sparkasse doch aus vic brettere Batts gestellt. — Seine Jungfernrede hält Herr Stadtv. T e r p e, der zunächst heroorhebt, daß er an der Voltsfürsorge nichl beteiligt sei. Die geplante Gründung solle ein Konkurrenz unternehmen für die Volkssürforge werden, daran sei wohl kein- Zweifel. Die Sparkassen bekamen es mit der Angst zu tun und des- ialb cn.deäte man schließlich auch das wanne Herz, das soziale Empfinden für die Min- dcrbemitlelten. Verwunderlich aber sei es, daß im Kollegium bei jeder Zusammenkunft vom Parteislandpuick, geredet werde; das müsse er als unerhört bezeichnen. Mau schwenke über- . aupl etwas viel den roten Lappen, mach« etwas in Rottoller usw., könne aber in Wirk lichkeit nicht von Parteislandpnntt reden, denn gerade die Voltsfürsorge sei eine durch und durch neu rate Einrichiung, die keinen Ver sicherten vorher nach seinem politischen Glau bensbekenntnis frage. — Der Herr V o r st e - h e r entgegnet, daß der Vorredner doch erst in der 2. Sitzung des Kollegiums mitwirke, also derartige Wahrnehmungen doch wohl kaum hätte machen können. Ihm als Vorsitzenden sei ni fls davon bewußt und müsse er deshalb den Vorwurf, der durch nichts begründet wor den sei, zurückweisen. — Herr Stadtv. Terpe weift aus den Verlauf der ersten diesjährigen Sitzung l in, wo bei der Präsidiumswahl die geäußcr.cn Wünsche mit dem Hinweis arü die Parteizugehörigkeit abgewiesen wurden. Der Herr V o r st e h e r erklärt, daß dies geschehen sei, weil man ein loyales, unpolitisches Prä sidium wünsche und deshalb mit Parleiausich- en nichts zu tun haben wolle. — Dem Hilt Herr Stadtv. Terpe entgegen, daß man ja gar keinen Vertreter der Partei, sondern einen der ersten Abteilung in den Vorstand haben wollte, damit auch diese Klasse, entsprechend ihrer Stärke, im Präsidium vertreten sei. — Herr Stadtv. Ebersbach bezeichnet es als unzweifelhaft richtig, daß Herr Grießbach bei seinen Ausführungen sich wiederholt aus „seine Freunde" bezogen habe und ebenso stets von „uns" und „wir" und „Sie" spreche. Daraus lasse sich unschwer eine Vertretung der sozial demokratischen Partei herleiten-. Aber auch sonst zeig« sich die Zugehörigkeit zu dieser Par tei. So sei Herr Stadtv. Terpe i» der ersten Sitzung in einer knallroten Krawatte erschienen, auf Anraten- seiner Parteifreunde habe er das jedenfalls unterlassen; heute trage er schon eine schöne grüne, er hoffe demnach: die Sache wevd« sich schon machen. — Herr Stadtv. Wüchier beantragt Schluß der Debatte. — Herr Stadtv. Grie ß b a ch bezeichnet es als richtig, daß--.er in mancher Beziehung von „uns" und „Sie" gesprochen habe, aber Herr- Ebersbach sei seinerseits schon so oft in ver letzender Weise aufgclreten, daß- man sich ver sucht fühle, diese Angriff« rc. für einen be stimmten Kreis zurUckzuweisen. — Der Antrag Wächter wurde sodann angenommen, ebenso die Vorlage gegen die Stimmen der 8 sozial demokratischen Vertreter. 7. MtttelbewiUiguaz für -««Uche BerSu-erungeu im Rathaus,. Da man von einem Um- bezw. Neubau einstweilen Abstand nehmen will, sollen die oisherigen Ratskeller- und Wirtsräume sowie eine Anzahl bisheriger Bureauräume durch bauliche Veränderungen für anderwette Zwecke brauchbar gemacht werden. Die Polizeiwache öll in das bisherige Vereinszimmer gelegt werden mit Einrichtung eines tesönderen Rau mes für den Oberwachtmeister, die Stadtkasse loll in der bisherigen Wirtsstube untergebracht werden, während im Hinterraum «ine Nacht- zclle unterge rächt wird, um den gefährlichen Transport über die Treppen zu vermeiden; die übrigen Zellen- sollen in der bisherigen W«ise verbleiben, dagegen die Hauptbuch.,alte ret in das jetzige Meldeamt und das Ver- sicherungSamt event. mit Raum für den Rats- assesfor in die Hariptbuchhalterei verlegt wer den, während der Bauassistent den bisher vom Versicherungsamt in-negehabten Raum bezieht. Die bisherige Wach« soll Schreibmaschinenzim- mer, das jetzige Schreibmaschinenzimmer Kar len- und Bi.lioth« zinimer, während für den Monteur der Elettrizitätsal teilung Raum im Budenraum geschaffen wird. Im jetzigen Ma- iorialienraum des Wirtes soll später nach be sonderer Vorlage eine Zentralheizungsanlage uniergebracht werden; eine weitere Vorlage leior hinsichtlich der anderweiten Regelung des Troppenaufgangs noch abzuwarten, ebenso eine solche bezügl. der Telephonanschlüsse. Die Kosten der baulichen Veränderungen- mit Aus nahme der Positionen, für die besondere Vor lagen noch erfolgen, betragen 1550 Mk. — Der Herr B ü r g e r m e i st e r gibt noch einige weitere Erläuterungen, da sich in letzter Stunde noch Abänderungen in d«r Einteilung notwen dig machten. Da die bisherige Wirtswohnung kleiner als angenommen sei, so könne sw nur die Abteilungen für Gas und Wasser aufneh- men-, während das nächste Zimmer fl r die Elektrizitätsabteilung und das kleinere für den Monteur, das weitere zweifenstrige Zimmer als Sitzungszimmer und gleichzeitig als Bü cherei dienen soll. Die jetzige Polizei-Expedi tion soll das VovsicherungSamt au'nehmen und event. auch als Sitzungsraum für Gewerbe gerichtssachen dienen, die jetzige Polizeiwache als Polizei-Expedition dienen. Die früheren Ratskellerräume Hal en sich als sehr brauchbar erwiesen und werden, sobald die Zentralhei zung eingebaut ist, auch noch freundlicher sein- Dem Publikum dürste die Verlegung der Kasse nach unten sehr willkommen sein, ebenso die Verlegung des Meldeamts mit Einrichtung eines Ehe^chließungs- und Standesamtszim mers in den jetzigen Kassenräumen. Durch die Vorlage iverden wir auf einige Jahre hinaus Ru- e habe». — Ohne Debatte tritt das Kolle- gium einstimmig den Ratsbeschlüssen bei. 8. Mittelübcrtragnng. Die für Retlamezwecke im vorigen Hauv- l,altplan eingestellten 300 Mk. sind bis auf 95,99 Mk. verbraucht worden. Das Kollegium ist einverstanden, daß die noch vorhandenen Rcstm ttel zum gleichen Zweck auf 1911 über tragen werden. 9 Wasserberechnung. Um eine genau« Buchführung- bei der Was- serwerkslasse herbeizuführen, soll in Zukunft das für verschiedene städtische Zwecke abgege- ene Wasser berechnet werden. Für den Zier- brunnen soll 5 Psg. pro Kubi'meter, für Stra ;ensprenguugen und Straßenwalzungen lO Psg. gerechnet werden. Das für Feuerlöschzwecke gebrauchte Wasser soll einstweilen noch unbe rechnet abgegeben werden. Das Kollegium ist hiermit einverstanden. 10. BezirlSsteucr. Infolge Erhöhung der Bezirlssteuer um sF Prozent macht sich die Nachverwilligung von 800 Mk. erforderlich, was einstimmig geschiel t. Punkt 11. Gchülter -er Ratsschreidcr, findet iu geheimer Sitzung Erledigung. In der nachfolgenden Aussprache kommt Herr Stadtv. Ebersbach nochmals auf die Grießbachschen Ausführungen zu spre chen und fragt an, ob mit den angeführten Vereinsvorstehern, die oft grob und runkzig (?) feien, vielleicht sein« Person gemeint sei; er müsse darauf kommen, da >urz zuvor fein Name genannt worden sei. Wäre er gemeint, so müsse er allerdings vorziehen, die Sta-dtver- ordnetenversammlungen bis auf weiteres zu meiden. — Herr Vorsteher Lohse bezweifelt das, da t«in Name genannt worden sei, könne auch nicht angenommen werden, daß der Vor steier des Erzgebirgsvereins gemeint sei. -- Herr Stadtv. Ebersbach erklärt, daß er dann annehme, nicht gemeint zu sein-, während der Herr P o r st e h e r hinzufügt, das; es be dauerlich sei, wenn solche Verdäch.igu-ngeu ausgesprochen würden, ohne Namen zu nennen. Herr Stadtv. Wächter regt die Abhal tung einer Lotterie zum Besten des Alters Heims an, denn in der Stadt bedauere inan es allgemein, daß dem ''Altersheim so wenig Mittel zur Verfügung stehen. Auch in anderen Städten sei man schon auf den Ausweg einer Lotterie verfallen, die mit 50 000 Losen zu 2 M.. mindestens einen Reinertrag von 50000 Mark habe. Man könne damit event. einen Fonds für Vergrößerungen rc. schaffen. Eben so Ivie andere Wohltätigkeits-Unternehmungen derartige Einrichtungen treffen, müsse das auch bier der Fall sein-. Die Ausgabe der Lose als Weihnachtslotterie setze zugleich jeden- in die Lage, ganz nach Belieben wohltätig zu
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