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treten könnten, die zur Aenderung der Zoll gesetzgebung und Durchführung nötiger Ver besserungen dienen würden, so bedauern wir, daß man auf eine selbständige Berücksichtigung der Notwendigkeiten des eigenen Landes ver zichtet. Solche Politik können wir nicht mit- machen. Die Viehbestände haben nach der jüngsten Viehzählung im gangen Reiche erheb lich zugenommen, da kann man nicht mehr behaupten, daß unsere Landwirtschaft den hei mischen Bedarf an Fleisch und Brot nicht zu decken vermag. Die Einschleppung der Maul- und Klauenseuche muß durch weitergehende Sperrmaßregeln gegen das Ausland verhindert werden. Wir bedauern außerordentlich, daß die großen Städte mit den landwirtschaftlichen Organisationen nicht langfristige Lieferungs verträge für Fleisch abgeschlossen haben. An den sozialen Lasten und den Lohnerhöhungen hat der kleine Landwirt schwer zu tragen. Unser Hopfenbau geht infolge der ausländi schen Konkurrenz beständig zurück und sollte ebenso geschützt werden wie der des Auslands. Auch dem Tabakbau tut Schutz not, ebenso dem Gemüsebau. Wir alle sind für innere Kolonisation, nur muß sie vernünftig sein und nicht sprungweise durchgeführt werden. (Lebh. Beifall rechts.) Ministerialdirektor Müller erklärt im Namen des Staatssekretärs, daß das Seuchen gesetz wie bisher weiter gehandhabt wird. Abg. Gothe in (Vpt.): Es wäre ein Unglück, wollten wir mit neuen sozichpoliti- schen Gesetzen kommen, bevor die alten ver daut sind. Auch die Boa constrictor muß nach einem großen Happen eine Ruhepause machen. Die jetzige Anwendung des Versicherungsge setzes, aus dem die Selbstverwaltung ausge schaltet ist, schafft Erbitterung. Den Erfolg des Staatssekretärs im Streit der Aerzte und der Krankenkassen begrüßen wir. Der Staats sekretär lobte die Wirkungen unserer Wirtschafts politik; welche meinte er, die Bismarcksche, die Caprivische oder die Bülowsche? Die Kar telle haben die Schutzzollpolitik ausgenutzt. Bei den Fertigfabrikaten ist die Ausfuhr am klein- sten, bei den Rohprodukten am größten. Da mit werden unsere Arbeiter ausgeschaltet. Bei allen verfeinerten Produkten ist ein Rückgang unserer Einfuhr eingetreten. Das nennt man bewährte Wirtschaftspolitik! Das ist keine Po litik zum Schutz der nationalen Arbeit, son dern zum Schutz der nationalen Rente. Die Zölle haben eine geradezu entsetzliche Steige rung der Bodenpreise bewirkt. Die Anbau fläche für Getreide hat infolge der Einfuhr scheine beständig zugenommen zum Schaden der Wiesen und der Viehhaltung. Der kleine Land wirt verbraucht sein Getreide in der eigenen Wirtschaft, hat also keinen Vorteil von den Zöllen. Der Großbetrieb entvölkert das Land und schädigt damit den militärischen Nach wuchs. Das rückständige Rußland treibt innere Kolonisation in großem Maßftabe, die unsere Konservativen ablehnen. Im Koalitionsrecht arbeitet Preußen den Beschlüssen des Reichs tags entgegen. Dieser Preußenbund hat uns eine gemischte Gesellschaft genannt. Wir sind eine gewählte Gesellschaft, hinter uns steht das Volk. Wir halten es mit dem Preußendichter: Wag's, um den größten Preis zu werben — Und mit der Zeit, dem Volk zu geh'n. (Bei fall links.) Ministerialdirektor Müller: Die Kern frage ist, ob unsere Zoll- und Handelspolitik so ausgestaltet ist, daß der innere Mar t ge kräftigt und gefestigt werden konnte und da neben auch auf dem Auslandsmärkte die deut schen Erzeugnisse konkurrieren konnten. Dar über werde ich mich mit dem Vorredner wohl nie verständigen. Unsere Ausfuhr nahm in den letzten Jahren beständig zu. Abg. Arendt (Rpt.) bemerkte, daß auch die Fortschrittler den Schutzzoll nicht mehr be- kämpfton, sondern ihn nur abbauen wollten Der Staatssekretär hätte das Ausland nicht schon in unsere Karten sehen lassen dürfen. Donnerstag 1 Uhr: Weiterberatung. Söchstscher Landtag Am Mittwoch trat Se. Königl. Hoheit der Kronprinz in die Erste Kammer des Sächsi schen Landtages ein. In feierlicher Sitzung wurde er vom Präsidenten der Kammer, Gras Vitzthum v. Eckstädt, bewillkommnet und ver pflichtet. — Die auf der Tagesordnung stehen den Kapitel des Etats wurden ohne Aussprache und einstimmig verabschiedet. Zweite Kammer. 29. Sitzung vom 21. Januar. Am Regierungstische sämtliche Minister außer dem Kriegsminister. Auf der Tagesordnung stehen die Anträge der bürgerlichen Parteien zum Staatsbeamten recht. Abg. Dr. Schanz (lons.) begründet den Antrag seiner Partei. Das heutige Staats beamtenrecht sei heute nicht mehr zeitgemäß. Eine grundsätzliche Neuordnung sei angebracht, umsomehr, als sowohl das Reich wie auch ein- zelne Bundesstaaten auf diesem Wege voran schreiten Redner geht sodann aus Einzel- wünsche ein. Abg. Dr. Seyfert (natl.) behandelt die Frage von großen Gesichtspunkten aus. Die Uebernahme Wirtsältlicher Aufgaben durch den Staat zieht eine Vermehrung der Beam ten, eine „fortschreilende Verbeamtung" nach sich. Das ist nicht ganz unbedenklich. Die an sich berechtigte Dreiteilung darf das Ansteigen von unten herauf nicht ausschließen. Erfreu lich ist, daß den technischen Beamten die nö- tige Rücksicht mehr und mehr zuteil wird. Für die Beurteilung d«S Wertes der Beamtenarbeit darf nicht allein die gewohnheitsmäßige An- nähme entscheidend sein, sondern beobachtende Wissenschaft, namentlich die Physiologie und Psychologie, wie dies in Amerika schon der Fall ist. Die Mitarloeit am Staatsganzen darf den Beamten nicht untersagt oder verkümmert werden. Das Verantwortlichkeitsgefühl unserer Beamten ist zu stärken. Die rechtverstandene Autorität wird gesichert, wenn bei der Aus wahl der Vorgesetzten aus die zu solchemAmte nötigen menschlichen Voraussetzungen Rücksicht genommen wird. Die Persönlichkeitswerte des Beamten müssen Beachtung finden. Abg. Günther (Vpt.) betont, daß die Fortschrittler schon früher die Frage des Be amtenrechts zur Sprache gebracht hätten. Red ner wendet sich namentlich gegen das „Berech tigungswesen" im Beamtentum und geht sa dann auf Einzelwünsche ein. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eck städt: Auch wenn das Beamtenrecht grund sätzlich neu geordnet wird, müssen einige der bestehenden Beamtengesetze, z. B. die Petitions gesetze, fortgesetzt werden. Die Zahl der fach Uchen Wünsche zum Beamtenrecht sind ste ig gewachsen. Vieles ließe sich besser auf dem Wege der Ausführungsverordnung erfüllen Besonders dringlich ist keiner der vorgebrach ten Wünsche. Fast allen den von Vorrednern angeführten Forderungen gegenüber verhält sich die Regierung ablehnend. Staatsminister Dr. Beck wendet sich gegen die Forderung, die Geistlichen und Lehrer an staatlichen Anstalten unter das Staatsbeamten gesetz zu stellen. StaatSministev Dr. Nagel wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Günther be treffend das Disziplinarverfahren. Abg. Richter (Soz.) wünscht namens seiner Fraktion reichsgefetzliche Regelung des Beamtenrechts und kritisiert eine ganze Reihe von Einzelheiten. Nach den Schlußworten der Antragsteller, bei denen namentlich Abg. Dr. Seyfert die Einwände des Abg. Richter abtat, wurden die Anträge an die Gesetzgebungs- und Beschwerde deputation überwiesen. Nächste Sitzung: Donnerstag nachmittags 2 Uhr. — Tagesordnung: Pfarr desoldungs gesetz. OerMcheS mr» «LchstscheS. *— Witterungsaussicht fiir Freitag, den 23. Januar: Kalt,trocken, ziemlich klar * — Die Gewerbekammer Che m- n i tz hielt am 15. Januar eine Sitzung ab. in der der Vorsitzende Herr Stadtrat Heidrich Bericht erstattete über den Geschäftsverkehr, die Hauptereignisse und die Mitgliederbewegung bei der Gewerbekammer Chemnitz in den letz ten Jahren. Aus dem Berich: geht hervor, daß sich in der zurückliegender! Wahlperiode, die einen Zeitraum von drei Jahren umfaßt, eine ganz erhebliche Steigerung des Geschäfts Verkehrs bemerkbar gemacht hat. Die Gesellen pnüung legten durch Vermittlung der Ge Werbekammer mit Erfolg ab im Jahre 1911 318 Nichtinnungslehrlinge, im Jahre 1912 311 und im Jahre 1913 347 Nichtinnungs lehrlinge. Die Zahl der im gesamten Kam merbezirk überhaupt geprüften Lehrlinge, also sowohl der Jnnungslehrlinge wie der Nicht innungslehrlinge, betrug 1911 2091, im Jahre 1912 2270 und im Jahre 1913 2173, wobei sich diese letztere Zahl voraussichtlich noch etwas erhöhen wird, da noch nicht alle Gesellenprü fungsprotokolle von Innungen bei der Ge werbekammer eingegangen sind. Eine ganz wesentliche Zunahme erfuhren die Meisterprü- sungenl. Während im Jahre 1911 281 Hand werker das Meisterrecht erwarben, unterzogen sich 1912 321 .Handwerker und Handwerkerin neu mit Erfglg der Meisterprüfung und ini Jahre 1913 stieg die Zahl derselben auf 561. Bei den Wahlen- des Vorsitzenden und seiner Stellvertreter wurde Herr Baumeister Stadtrat Heidrich^Chemnitz als Vorsitzender. Herr Strumpfsabrikant Schüppel-Burkhardtsdorf als l. stellv. Vorsitzender und Herr Fleischerober meister Köhler-Limbach als 2. stellv Vorsitzen der wiedergewählt. Die Zuwahl von 3 Kam mermitgliedern führte zu längeren Ausein andersetzungen, da man nur solche .Herren in die Kammer wählen wollte, deren Erwerbs zweig noch nicht in der Kammer vertreten ist. Schließlich wurden Herr Galanteriewarenhänd ler Findeisen in Wolkenstein neu- und die Herren Kürschnermeister Tzschiernsch in Stoll berg und Klempnermeister Schumann in Thum wiedergewählt. *— Zum Befinden des Gehei men Sanitätsrats D r. Ferdi nand Goetz. Allenthalben dürste in Tur nerkreisen und besonders in denen der Deut schen Turnerschaft lebhafte Freude darüber herrschen, daß ihr greiser Altmeister, der Ge heime Sanitätsrat und Vorsitzender der Deut- scheu Turnerschast Dr. Ferdinand Goetz, trotz aller Befürchtungen doch wieder von seinem schweren Leiden genesen ist. Wie Leipziger Blätter mitteilen, wird Geheimrat Goetz am heutigen Donnerstag das Diakonissenhaus zu L.-Lindenau verlassen, um in seinem Heim die alte Frische und Munterkeit wiederzufinden, die ihn solange verlassen batte. Es ist zu wün schen, daß dem vielverebrten alten Herrn die wiedergewonnene Gesundheit noch recht lange treu bleiben möge. *— Der Bezirks ob st bauver- ein Glauchau hält Sonntag, den 25. Ja nuar, seine.Hauptversammlung im Meistevhaus zu Glauchau ab. Auf der Tagesordnung steht ein Lichtbildervortrag: „Pflanzung und Pflege jüngerer und älterer Obstbäume", den Herr Lindner-Dresden halten wird. Alle Vereins mitglieder und Freunde des Obstbaues sind zu dein nachmittags 5 Uhr beginnenden Vortrag eingeladen. h. Gersdorf, 22. Jan. Kommenden Don nerstag veranstaltet der Verein für christliche Liebeswerke von Hohenstein-Ernstthal und Um gegend, dem unsere Kirchgemeinde angehört, einen Lichtbildervortrag über die Arbeit der Leipziger Mission in Ostafrika. Der Redner, Herr Missionsinspektor Pastor Weishaupt aus Leipzig, der das Arbeitsgebiet aus eigener Erfahrung kennt, wird über seine Erlebnisse sprechen. Der Eintritt zu der Veranstaltung, auf die alle Gemeindeglieder schon jetzt aub merksam gemacht seien, ist kostenlos. h. Gersdorf, 21. Jan. In plötzliche Trauer versetzt wurde die Familie des in der Erlbacher Straße wohnhaften Herrn Moritz Sch. Ein 7^ jähriges Töchterchen starb völlig unerwartet. Der ärztliche Befund stellte Hirn hautentzündung fest. m. Oberlungwitz, 22. Jan. Die beiden hiesigen Militärvereine veranstalten nächsten Dienstag aus Anlaß des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers eine gemeinschaftliche Feier mit Ball. Als Festlo.'al wurde der Gast Hof „zum Lamm" bestimmt. m. Oberlungwitz, 22. Jan. Die „Schwarze Brigade" kann in diesem Jahre auf ein 10)äh r.ges Bestehen zurückblicken. Das demnächst stattfindende Stiftungsfest wird aus diesem Anlaß eine besondere Ausgestaltung erfahren * Hohenstein-Ernstthal, 22. Jan. Wie schon mitgeteilt, soll nächsten Sonntag in un serer Trinitatisgemeinde ein Missionsfest für die zur Pflege christlicher Liebeswerke verbun denen fünf Gemeinden Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf und Bernsdorf gefei ert werden. Der Gottesdienst in der Trini- tatiskirche beginnt um 5 Uhr. Die Predigt Hilt Herr Pfarrer Dittrich aus Chemnitz-Al tendorf. Abends ^7 Uhr findet im Saale des Gemeindehauses Missionsverfammlung statt. Dabei wird Herr Missionsinspektor Weishaupt aus Leipzig unter Vorführung von Lichtbil dern über seine persönlichen Erlebnisse in den ostafrikanischen Arbeitsgebieten unserer Leip ziger Mission berichten. Alle Gemeindeglieder sind zu diesen Veranstaltungen herzlich einge laden. — * B a u a m t s t e ch n i k e r. Der gegenwärtig beim hiesigen Stadtbauamt beschäf tigte Techniker, Herr Hermann Wittig, ist vom Rat in Glauchau zum Bauamtslechniler gewählt worden. *— Die Altstädter Schützen kompagnie veranstaltet am 5. Februar in den Räumen des Altstädter Schützenhauses ein aus Maskenball bestehendes Winterfest. Für die Veranstaltung sind ganz besondere Vorbe reitungen getroZen worden. )( Langenberg-Fallen, 21. Jan. Die Haus gewerbetreibenden seien daraus aufmerksam gc- macht, daß die Anmeldung zur Allgemeinen Orts krankenkasse Callenberg und Umgegend bis zum Sonnabend erfolgen muß. Dienstboten und un ständig Beschäftigte müssen durch die Arbeitgeber angemeldet werden. * Lugau, 22. Jan. Wie schon gestern gemeldet, wurde die seit dem Jahre 1908 mi dem Bergarbeiter Max Albin Huster von hier verheiratete Tochter eines Instrumentenbauers Maria Kotzendorfer, geboren im Jahre 1887 in Breitenfeld bei Markneukirchen im Vogt lande, dieser Tage in der Arbeiter olonie Strci,,eld bei Aachen erdrosselt aufgesunden Der Tat dringend verdächtig sind der im Jahre 1882 geborene Ehemann, sowie ein an derer Mann, die beide verhaftet wurden. Hu ster wird als jälHorniger und arbeitsscheuer Mann geschildert; er ist zum zweiten Male verheiratet Seine erste Frau starb in Oelsmtz i. Erzgec. Bis zum Jahre 1910 hielt sich Huster in Lugau auf und am 12. Dezember 1910 verzog er nach Hohndorf. Der Aufen. halt kann- jedoch nur von rurzer Dauer ge wesen sein, denn ohne polizeiliche Anmeldung l at er den Ort wieder verlassen uno ist an scheinend nach dem Rleinlande ausgewandert. Vor einigen Tagen erhielt der Vater der Er mordeten, der schon seit einigen Jahren in Dresden wohnt, von seinem Schwiegersöhne Huster die telegraphische Nachricht von der Mordtat. Der Vater eilte sofort nach dem Rheinlande, wo er mit seinem Schwiegersöhne auch der Obduktion der Ermordeten beiwohnte. Huster hat sich bei der Obduktion verdächtig gemacht, denn er wurde sofort in Haft ge nommen; auch soll er seinem Schwiegervater in verdächtiger Weise nachgestellt haben. Der Verhaftete lebte mit seiner Frau in sehr un glücklicher Ehe; auch die Ehe mit seiner ersten Frau soll sehr unglücklich gewesen sein. Die jetzt ermordete Frau hatte sicli vor einiger Zeit schon von ihrem Mann getrennt und war in Chemnitz in Stellung, ließ sich aber bewegen, die eheliche Gemeinschaft wieder aufzunehmen. An ihre in Chemnitz wohnhafte Schwester rich tete sie wiederholt Briefe, iu denen sie mit teilte, daß sie von ihrem Manu sehr schlecht behandelt werde. * Lichtenstein, 21. Jan. Das hiesige Schöf fengericht verurteilte den 16 Jahre alten Schüler der Allgemeinen Fortbildungsschule Max Willy Steudte, welcher sich am 16. Oktober v. I. seinen Lehrern gegenüber derart renitent benommen hatte, daß er sistiert werden mußte, zu 10 Tagen Gefängnis. h. Dresden, 22. Jan. König Friedrich August begibt sich an: 26. Januar in Beglei tung des Prinzen und der Prinzessin Johann Georg nach Berlin, um Kaiser Wilhelm seine Glückwünsche zum Geburtstag persönlich aus- zufprechen. — Gestern mittag kurz vor 12 Uhr landete auf dem Kaditzer Flugplatz das um 8.30 Uhr in Berlin-Reinickendorf aufgestiegene Militärluft'chiff „H. 4" glatt vor der Lust- schiUaüe. Das Luftschiff, das von Haupt, manu v. Jena geführt wird, wird einige Tage in Dresden bleiben. * Dresden, 21. Jan- Die hiesige Kri- minalpolizei beschäftigt sei: einigen Tagen eine Angelegenheit, deren Außlärung bisher nicht möglich war. Im Taschencerg-Palais, und zwar vor den Gemächern der Prinzessin Ma thilde, bemerkte man nachts einen unbekann ten Mann, und in einem Zimmer wurde ein weiterer unbekannter Mann bemerkt, der sich anscheinend darin zu schaffen machte. Die bei den unbekannten Eindringlinge waren jedoch spurlos verschwunden, als die Schloßbewohner Alarm schlagen wollten. Es ist bis zur Stunde rätselhaft, wie sie ins Freie gelangen konnten, ohne die Posten zu pausieren. Prinzessin Ma thilde weilte während des Vorfalles nicht im Taschenberg-Palais. — Die Haussuchungen in der Dresdner Tabak- und Zigaretteninduftrie sanden insgesamt bei 23 Firmen statt. Den Untersuchungen lagen die 8 8 128 und 129 R.-St.-G.-B. (Geheimbündelei) zugrunde. Ueber die Haussuchung bei der Aktiengesell schaft Georg A. Jasmatzi in Vorstad: Dres den-Striesen wird noch gemeldet, daß die Kon tore usw. während der Durchsuchung sich ge wissermaßen im Belagerungszustande befanden. Es durfte niemand von seinem Platze gehen, damit nichts beseitigt werden konnte. Polizei- beamte in Zivil patrouillierten vor den Ein gängen auf und ab, hielten sich im Empfangs zimmer auf und bedienten das Telephon, so daß ein regelrechter Kriegszustand herrschte. Auch die nach dem Ausland gehenden und von dort kommenden Briese wurden von sprach kundigen Beamten kontrolliert und die Absen der und Empfänger genau notiert. — Von seinem Rade stürzte heute mittag in der Win- tergartenstraße der etwa 40 Jahre alte Bau gewerke Sommer aus Neugruna aus das hart- ge rorene Pflaster und wurde leblos nach dem nahen St. Josephs-SUst gebracht, wo ein Arzt den bereits eingetretenen Tod feststellte. Der Gewecke ist zweifellos während der Fahr: auf seinem Rade von einem tödlichen Herzschlag ereilt worden. * Leipzig, 21. Jan. Das Stadtverord- neten-Kollegium beschäftigte sich gestern mit einer Ratsvorlage, in der für bevorstehende Schulbauten in Leipzig die Berei stellung von Mitteln in Höhe von rund acht Millionen Mark vorgeschlagen wird. Die hierfür empfoh lenen Grundsätze fanden nur teilweise die Zu- stimmuug der Stadtverordneten. — Gestern abend machte sich in einem Grundstück der Scharnhorststraße ein starker Gasgeruch bemerk bar, der anscheinend aus einer Wohnung des 4. Stockwerks kam. Da die Hausbewohner die Inhaberin der Wohnung während des gangen Tages nicht gesehen hatten, veranlaßten sie die Oe snung der Wohnung durch die Polizei. Diese fand die Wohnungsinhaberin auf, einem Diwan liegend bewußtlos vor. Man schäfte sie schleunigst aus dem mit Gas gefüllten Raume und fuhr sie später nach dem Kran'en- haufe. Der Gashaln wurde offenstehend vör- gesunden; ob Unglücks'all oder Selbstmordoer such vorlieg?, hat jedoch noch nicht festgestellt werden können. * Mittweida, 21. Jan. Die Trümmerstätte des Markles liloet unausgi setzt das Ziel vieler Fremden. Gestern war die Feuerwehr damit beschäftigt, Brandmauern uicderzulegen und die immer wieder aus dem Schutt hcrovrbrcchendn Flammen zu löschen. Abends fand eine vom reichstreuen Bürgerverein einbcruferie Versamm lung statt, in welcher eine großzügige Hilfsaktion eingeleilet wurde. Es wurde sofort ein Komitee gewählt, an besten Spitze Herr Bürgermeister Freyer steht. Es gilt, sowohl der augenblicklichen Not zu steuern, als auch stark geschädigte wirt schaftliche Existenzen vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Der Technikum-Anlagenfest-Vereur bewilligte aus seinen Mitteln 1000 Mk zu ersten Hilfeleistungen. * Waldheim, 21. Jan. Gestern vormittag tötete sich die Ehefrau des Sekretärs Schön, Strafanstalt Waldheim, durch einen Schuß ins Herz. Schwermut dürfte der Gund sein. Vor einigen Wochen bereits suchte die Frau durch Ertränken in der Zschopau ihrem Leben ein Ende zu machen, wurde damals jedoch von derSani- tätskolonne gerettet. * Geringswalde, 22. Jan. Von dem abends in der 9. Stunde von Hartha nach Gerings walde fahrenden Zuge wurde kurz vor dem Bahnhof Geringswalde der Lehrer Wolf von hier überfahren. Es wurden ihm beide Beine unter halb der Knie abgefahren. Wie sich der Vorfall ereignete, konnte noch nicht aufgeklärt werden. * Zwickau, 21. Jan. Die dritte Straf kammer verurteilte heute den 54jährigen Guts- be'itzer William Graichen in Niederwinkel bei Waldenburg unter Anrechnung von einer Woche Untersuchungshaft zu zwei Wochen Gefängnis wegen Gebrauchs einer verfälschten Urkunde und den 22jährigen Fabrikarbeiter JwanGrai- cheu, den Sohn Will. Gr., zu fünf Tagen Gefängnis wegen Beihil e. Will. Gr. hatte >c - Jui v. I- der Königl. Bezirkssteuerein- yie in Glauchau gegenüber die Abzüge in ,nncr Stcuerreklamation damit gerechtfertigt, daß er der Altenburger Landesbank 17 000 Mark schulde, wofür er jährlich 722,50 Mk. Zinsen bezahlen müsse, während die Schuld in Wahrhe.t nur 14 000 Mk. betrug und die Zinsen sich nur auf 595 Mk. beliefen. Er sollte daher der kgl. Bezirkssteuereinnahme eine Bescheinigung vorlegen, was er auch tat, in dem er die letzte Quittung der Landesbank durch die Post einschickte, die auch über 361,25 Mark halbjährliche Zinsen von 17 000 Mark Kapital lautet, jedoch, wie sich später heraus-