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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.01.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191401250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-25
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.01.1914
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bewohnt« und sein« beiden Staatszimmer an Dahlberg abvermietet hatte. Jetzt war es 7 Uhr — es also bereits drei Stunden her, seit dieser mit Nadeschda Poin- ?owskch die Autosahrt gemacht. Aber noch im mer tobte ihn, in den Adern ein süßes Feuer, glitten die Momente jener himmlichen Fahrt dem schönen Dahlberg durch den Sinn. Halt! da war er angelangt bei dem famosen Augen blick, als — ha, haha! Scharf und kühl war die Luft den zwei Insassen entgegengekommen und Frau Nadeschda war ohne Mantel, nur in ihrem eleganten Schneiderfleide! — Ich alnte ja nichts von dieser Fahrt . . . hatte sie mit ihrem wundervollsten Augeuauffchlag gefliistert. Dieser Auaenausschlag hatte Kurt Dahlberg fast um den^Verstand gebracht. Nur so viel Klarheit halte er noch behalten, daß er schleunigst seinen eigenen Mantel der schö llen Frau umgehängl. Mit bezauberndem Lächeln hatte sie gedami und sich dann molkig in den Mantel — o du beneidenswertes Kleidungsstück! — begeistert drückte Dahlberg den Mantel an sich — ge hüllt. Und er, beau Dahlberg, hatte an ihrem i^>hr geflüstert, süße, werbende Worte, Worte. Herr des Himmels! und in diesem hoch gespannten Augenblick hatte das Auto jiht eine Kurve genommen — an der Ecke der Kaiser allee — und da halte der Chauffeur aus noch unaufgeklärtem Grunde mr einen Moment die Herrschaft über den Kraftwagen verloren - und diefer eine Moment hätte uni ein Haar dem Aktuar Gerling, diesem trockenen, ledernen Männchen, das Leben gekostet. Ja — ja, ohne diesen Zwischenfall wäre Nadeschda Poinkowsky jetzt wohl seine, beau Dahlbergs Braut und — — Donnerwetter, Ivas war denn daZ!? Dahlberg, der inzwischen seine Zimmer be- treten-, hatte seinen Mantel abgelegt und war, wie stets, bevor er ihn in den Schrank hing, mit der Hand in die Tasche gefahren, seine Brieftasche lerauszunehmen. — Die Tasche war leer. Mit sehr perplexer Miene stand der Ver- liercr da. Ja — ja, verloren hatte er das Portefeuille, verloren! Wem das Mut so durch die Adern tobt, wer so toll verliebt ist, wie er, dem kann es schon passieren, daß er etwas verliert! Dieses Etwas waren allerdings 360 Mk., — wenn er mit Nadeschda Poinkowsch zusam men war, pflegte er gern reichlich Gold bei sich zu haben- Bei einem gutsituierten Marrn, wie er war, spielten 300 Mark zwar keine große Rolle. Aker niemand büßt gerne «ine solche Summe ein. Bevor er den Verlust annoncierte, war es ratsam, er suchte ,ctzt gleich den Weg ab, den er eben lv im Sturm genommen. — Als Dahlberg wieder, in Hut und Mantel, die Treppe hinobging, fand er die Korridor tür der Beletage ein wenig offen stehen. Aus dem Innern scholl eine Stimme — eine Stimme von cigentüinlich tiefer Färbung und mit fremdländischem Akzent. — Ais habe er einen elettriichen Schlag emp fangen, durchzuckte es Dahlberg. Er blre > stehen und lauschte mu verhaltenem Atem. — Schon nach wenigen Sekunden lächelte er über se.ne „Sinnestäuschung". Um sich indes völlig zu überzeugen, trat er vor und spähte in den Korridor hinein. — Lächelnd zog er sich schleunigst wieder zu rück und verließ das Haus. Was er erblickt, war eine Händlerin ge wesen, und zwar eine russische Lpitzenhäud- lerin, die inan in Deutschland selten sieht. Auf den Knien liegend, labe sie vor der Haus'rau ihre prachtvollen Spitzen und Säcke reien ansgebreitet. Fast knechtisch unterwürfig, aber mit großer Zungenfertigkeit, und der Käuferin die ewige Seligkeit versprechend. Halle sie das Geschäft betrieben, das Gefußt kalb verhüllt von deni großen Kopftuch . Als Dahlberg eine Stunde später nach er folgloscm Gang leimkehrte, emp ing ihn auf geregtes Sprechen. Auf dem Flur stand die Bewo! uerin der Betttage neben der Hauswir-in, mit allen Zeichen der Erregung erzä 'lend. Dalberg . 'wahrend, rief die Wirtin diesem zu „Denttn Sie nur, Herr Dahlberg, Frau von Henning ist arg bestohlen worden! Vorhin war eine Spitzenhändlerin hier — sic wird die Die in gewesen sein! Es war um die achte Morgenstunde des n ächsten Tages, als es an Dahlbergs Tür klopfte. „Ich lieg' noch in den Federn!" schollt «s von drinnen. „Jß's denn so eilig.' Wer ist da?" „Die Polizei, Herr Dahlberg. Aber er schrecken Sie deswegen nicht. Wir wollen Sie als Zeugen haben." Schon im nächsten Augenblick öffnete Dahl erg, der in den Schlafrock geschlüpft war, die Zimmertür. „Ich traute meinen Olren niachZ sagte er, und ließ den Beamten eintteten- „Es tut uns ia leid, daß Sie da mit hin ein verwackelt werden, Herr Doblberg, „ ie ttlbsi sind ja da in eine Falle geraten —, cher das Gesetz verlangt nun 'mal —" „Ich - in eine Falle gcra cn? Ja, von welcher Falte und von welchem „Fall" sprechen Sie denn überhaupt?" „Von dem alleriüngßen Fall, Herr Dabl .erg, — von der russischen Betrügerin Na de ck da Poinlowsly, wie sie sich hier nannte." Mit aschfahl sich entfärbendem Gesicht sland Da lberg da. Diese kalte Douche auf seiner so schnell entstammten Liebesglm wirlte zwar wcht tödlich; aber er sah die goldenen Z >- kunstspläne zusammenstürzen wie ein Kar en- haus, und aus ikren Trümmern grinslcn ihn Ekel und Empörung an, während di« Worte des Beamten wie Pttile sein Ohr trafen: „Die Poiwtowsty ist eine Betrügerin schlimmster Sorte und eine Verwandlungskünst lerin dazu. Bald als vornehme Danie, bald als Hausiererin, macht sie ihre Raubzüge; die vier schweren Diel stähle in letzter Woche ge hören auf it r Konto, und diverse Betrügereien dazu. Gestern abend nun Hal sie das Hotel verlaßen mir dem Bescheid, man solle ihr die Rechnung auf ihr Zimmer legen, denn sie müsse beute früh abreifen. Sie ist aber gar nickt ins Hotel zurückgekehrt, denn als man sie in der Frühe wecken wollte, and man den Vogel nicht. Nur ilren Kocher, mit der fa mosen Re ameelikctte, der sie verraten hätte, lat sie zurückgelassen — naiürlich leer. Wir tu cu bereits nach allen Himmelsrichtungen n euen der Gaunerin recherchiert- Wenn Lie, .Herr Dahlberg, da Eie ja mit der - Poim kowsly — bebanut wurden - der Polizei An baltspuntle geben lvnuten. so —-" Eine > and eu egung unlerl rach den Lpre- et er. Der schöne Dahlberg halte ttch zu seiner ganzen imponierenden Größe aufocrichlet: „Mtt der Betrügerin ha c ich nichts zu schas um. Ich kanntt in Nadeschda Poin owsly mir die schöne, elegante Frau, das ist alles." Als am Nachmittag siw die Stauung sie wudcr im Hotel Ü nteruational eimandeu, n ar cs der Almar Gerling, dec bei dem lebhaft besprochenen „Fall PoinlowsUF das letzte Wort . el ielt: „Erinnern sich die Herren noch ibrer Be wunderung für die Kof eretcket e der Russin und für diese selbst? Ich wiederhole, was ich damals sagte: „Eine „wirkliche" Dame .st mehr wert als ein „GötterweE" tzinler dem sich nicht feien, wie hier, eine — Hochstaplerin vcr. irgt." Der PhiloM der Besremsszeit. Zum 100 Todestage Johann Gottlieb Fichtes. 1811 -- 27. Januar — 191-1. Von Dr. P cter B Hell. (Nachdruck verboten.) Die Zeil der Freiheitskriege - ramme tat- trüsuge Männer auf allen möglichen Gebieten Nu tzt nur weit Kickende Staammäuner und tap fere Solda en hatte sie vonnöten, sondern a :.h Perchulick weilen, die im Innern au dem gro ßen Re ormwei! schufen, das sich nunmehr voll zie en sollte. Zu diesen gehörte auch der all gemein bekannte Jo ann Gotlueb Fichte, ein deulscher Manu, auf den das Vater and alle Zeit stolz sein darf. ' w ann Gottsieb Ficktte war armer Leute .Kind. Am 19. Mai 1762 wnrde er zu Rani mewan in der O erlausitz gc orcn. Sein Vm ter war Bandweber. Ein reger Geist und ein seltenes Gedächtnis zeichnen schon seine Kna benjahre aus. Mit 12 Jahren kam das be gabte Kind auf die Meißner Stadtschule und später nach Schuipforta bei Naumburg. Dem Achtze »jährigen begegnen wir dann auf der Jenenser Universität, die er später mit der Leipziger Hochschule vertauscht. Das Stu dium, dem er obliegt, ist die Gotlesgelahrtheit, zu der sich bald die Philosophie gesellt. Dem Jüngling aus armem Hause ist ua Oirlich die Studienzeit keine leichte Oft Hal er mit der bittersten Not zu kämpfen; wer dennoch ringt er sich durch. Ende der acht ziger Jahre des 18. Jahrhunderts wir t er in Zürich als Hauslehrer. Vorübergehend kehrt er nach Leipzig zurück, um es von neuem mir einem Hauslebrerposlen, diesmal in Warschau, zu versuche». Von hier war der Weg nach .Königsberg, wo Kaut wirkte, lein weiter. Mit einer Schritt „Versuch einer Kritik aller Of- ttu.aruug" führte sich Fichte vei dem KönigS- erger Philosophen so trefflich ein, daß nun mutz ihm mit einem Male der Glücksstern zu leigen begann. Wieder ging Fichte nunmehr auf einige Zeit nach der Schweiz zurück. In Zürich ließ er sich nieder, leircuele - Johanna Rahn, eine Nichte Klopstocks — privatisierte, wurde mit Pestalozzi bekannt und veröffentlichte die - ! i i ieu „Beitrag zur Berichttguug der Ur lettc des Publikums über die französische Re volution" und „Zurückforderung der Denlsrei eit, an die Fürsten Europas"; durch beide Schrijteu weht ein starter demokrauscher Hauch. Im Frühjahr 1794 war an der Jenenser lluivcrstt t ein Lehrstuhl für Kantsche Philo- ivplie frei geworden. Die Wahl fiel auf Fichte, der natürlich gern den ihn äußerst ehrenden Rus anuahm. Vom ersten Tage an ivar fein Austreten voin größten Erfolge ge- 'röut. Selbst der größte Hörsaal der Jenenser Universität vermochte bald nicht die Zahl der Lernbegierigen zu sasseu, die seinen Worten laust!'.eu. Diesen Erfolg suchte Fichte mora lisch o.uszuuutzen, und zwar derart, daß er be- slre t war. das ganze Studentenleben zu re formieren. Vor allen Dingen trachtete er, die r Identischen Verbindungen aufzuheben. Da l ut e er w er in ein Wespennest gegrif en. Mit einem Male sck lugen alle Sympatt ieu in das riiir Gegenteil um, und Fichte sah sich schließ lich genötigt, im Sommer 1795 Jena zu ver lassen. Fichte zog sich nun für einige Zeil nach Osmanwslädl bei Weimar zurück, wo er na- mcw: ich journalistisch wir'te. Ein von Fichte mit einem Vorwort — „Ueber den Grund un seres Glaubens an eine göttliche Weltregie- nmg" versehener For. ergfcher Aufsatz „Ent- wiutuug des Begriffs Religion" im „Philoso- p! isck en Journal" hatte ein anonymes Schrift- hen „schreiten eines Vaters an seinen Sohn oeer den Fichtescheu und Fonbergscheu Atheis- 2 leute herbei, die im Lande waren, die mußten um den See eine große hohe Mauer bauen. Je mehr die Mauer wuchs, desto ruhiger wurde der König, und als sie endlich fertig und einige Zeit darüber vergangen war, hotte der König sein Versprechen ganz und gar vergessen. Die Prinzessin wuchs heran und erblühte zur hol- digsten Jungfrau. Eines Tages, als sic im Garten spazieren ging, fuhr eine prächtige Staatskarosse vorüber. Das Zaum- und Ge schirrzeug der Pferde funkelte von Gold und Edelsteinen. Im Wagen aber saß ein bild schöner und vornehmer Herr, der die Prin zessin freundlich grüßte. Soviel Vornehmheit und Reichtum konnte nur ein Prinz besitzen. Am nächsten Tage, um dieselbe Zeit, fuhr der Wagen wieder vorüber, und so geschah es fortan alle Tage, und der schöne Prinz grüßte immer freundlicher. Als der König einst mit im Garten war, begab es sich, daß er mit dem Prinzen in ein Gespräch kam und ihn für den nächsten Tag zu Gaste lud. Richtig zur bestimmten Zeit fuhr der Wagen vor, und zwei Diener trugen den Prinzen auf goldenem Tragsessel in das Schloß. Er war fremdlän disch gekleidet, ein langer bis zur El de reichender Mantel verdeckte seine Füße. Der Prinz er zählte, daß er erst von langer Krankheit ge nesen und seine Füße zum Gehen noch zu schwach seien. Nun war der Prinz täglicher Gast im Schlosse, und es wurde beschlossen, daß die Prinztfsin ihn zum Gemahl nehmen sollte. Es wurde auch bald Hochzeit gehalten. Daß der Prinz noch immer nicht laufen konnte, daran halten sich alle gewöhnt. Einmal war die Prinzessin neugierig, und als die Diener ihren Gemahl zu Bett brachten, schaute sie ein wenig durch den Vorhang. Da bemerkte sie, daß der Prinz statt der Füße einen Fischschweif besaß. Sie war so erschrocken, daß sie die ganze Nacht hindurch weinte. Am Morgen eilte sie zu ihrem Vater und erzählte ihm, was sie gesehen. Da erschrak auch der König heftig, denn jetzt fiel ihm sein damaliges Ver sprechen wieder ein. Er gebot der Prinzessin Über alles zu schweigen und auch dem Prinzen nicht merken zu lassen, daß sie um sein Ge heimnis wisse. Er aber wollte nicht eher ruhen, bis er die Sache zu gutem Ausgang gebracht habe — Noch am selben Tage reiste der König weil fort und begab sich zu dem weisesten und bclühnrtesten Zauberer, der zu damaliger Zeit lebte. Aber obwohl dieser alle seine Bücher durchforschte, so konnte er doch über diesen Fall nichts entdecken. Der arme König war trostlos. Da entsann sich der Alte eines verborgenen Schreins, der die uralten Bücher seiner Vorfahren barg, und in einem solchen fand er die ganze Geschichte verzeichnet. An Stelle des Sets habe vor Z iten ein prächtiges Marmorschlvß gestanden. Durch die Rache eines Feindes sei dcr Zauber hcrvorgcrufen worden und der damalige König und sein Sohn lebten seitdem als Nixe im See. Der König bot nun dem Zauberer hohen Lohn, wenn er ihm helfe, den Zauber zu löseu. So gab deun der Alte dem König auf, in dcr nächsten Vollmoudnacht iu den See z i springen. Dort unten solle er mit seinem Schwert dem alten Nix den Schweif abschla- gen, dann sei dcr Zauber gebrochen. In drci- n al vierundzwanzig Stunden aber müsse es geschehen sein, sonst bliebe der Zauber in alle Ewigkeit bestehen, und er selbst, der König, fände da unten seinen Tod. Der König be gab sich sogleich nach Hause, und als iu stiller Mitternacht der V llmond hcraufzog, erstieg er mit vieler Mühe die hohe Mauer und schwang sich in dcn Sce. — Seine Aufgabe dort unten war nicht leicht, da dcr Nix behende wie ein Fisch umhcrschwamm, während sich dcr König nur mühsam fonbcmcgcn konnte. Bald strauchelte er über spitze Korallen, dann wieder verfingen sich seine Füße in den langen Schlinggewächsen. Dabei verrann die Zeit, so daß der arme König der Verzweiflung nahe war. Doch in sttztcr Minute noch war das Glück ihm hold, dcr Nix huschte vorüber und kiäftig schlug der König zu, da war's geschehen. Sogleich aber brach ein donncrähi-lichcs Ge töse los, ein Rollen und Grollen, als sei das fürchterlichste Erdbeben. Dem König schwanden die Sinne. Als er endlich wieder crwachw, log er in einem prächtigen Marmorschloß auf seidenem Diwan, und glückstrahlend umstanden ihn die Seinen. Der Nix rmd sein Sohu hatten ihre Menschengestalt wieder und dcr Sex war verschwunden. Das junge Paar hielt nun Einzug in das herrliche Schluß, sie lebten in Glück und Freude bis an das Ende ihrer Tage. Törichtes Murren. Es war einmal ein reicher Graf, der hatte eiu großes Landgut und hielt viele Knechte und Mägde, die das Feld bestellten. Unter dcn Tagelöhnern befand sich auch ein Ehepaar, Hans und Grete. Sie waren nicht ärmer als die übrigen Arbeiter, aber sic fühlten sich uu- glücklicher; denn sie waren faul nud arbeiteten nicht gern. Darum fiel ihnen die Arbeit auch so beschwerlich. Eines Tages mußten sie im gräflichen Gar ten die Wege vom Unkraut reinigen. Die Wege waren festgelreten; der Tag war schwül, und bald wurde cs dcn beiden Leuten so heiß, daß ihnen der Schweiß von der Stirn rann. Da sagte Hans: „Wir sind doch recht uuglücklibi, daß mir um die paar Groschen Tagelotzn so hart arbeiten müssen!" — „Ja", sagte Grele, „es ist recht schlimm, daß man überhaupt ar beiten muß!" — „Daran sind nur Adam und Eva schuld," erwiderte Hans. „Der Üebe Gatt Halle ihnen verboten, von dem Bauu e in kur Mitte des Gartens zu esscu. Sie aber Hai in sein Gebot übertreten und dcuncch davon ge gessen. Darum sind sie aus dem Paradnse gejagt wordeu, und seudem muß der Mensch im Schweiße seines AugZichts sein Brot csscu. Wäre das ruckst geschehen, so säßen noch alle Menschen im Paradiese und brauchten nicht zu arbeiten " — „Hm," sagte Grete, „die Eva muß doch sehr ucugicrig und naschhaft gcweiru sein. Ich hätte gewiß nicht von dem Apßl gegessen." — „Und Adam muß schr du nun gewesen sein, daß er sich mrlctten ließ. Ich wäre viel klüger gewestu!" Also murrten die beiden ciusälttgcu Leute über die Sünde der crsteu Menschen und über ihr eigenes Sch ckiol. Dcr Gras halte aber in ker Laine gesessen und alles gehört. Ain Abcnd ließ er Hans und Grete zu sich kommen und sagte: „Ick) habe heule gehört, was Ihr miteinander ge sprochen habt. Es erscheint mir unbillig, daß Ihr so har» jür die Sünde Eurer Voreltern büßen sollt, da Ihr nicht so naschhaft und töricht gewesen wäret wie sic. Ihr kraucht deshalb von heule an nicht mehr zu ar! cftcn. Auch will ich Euch auf meiucm Schlosse ein schönes Zimmer, Zu gutes B> tt und köstliches Essen und Trinken geben. Nur eins mache ich zur Bedingung Am Mittag und am Abend wird auf E. eru Tisch eine verdeckte Schüssel aufgetragen werden; die dürft Ihr nicht auf- d-ckeu. Sobald Ihr den Deckel aushebt, müßt Ihr das Schloß verlassen und arbeiten wie bisher. Seid Jyr damu einverstanden?" Hans und Grote riefen: „Ja, ja, gnädiger Herr; wir werden gewiß niemals die Schüssel aufdccken!" Nun ließ sie dcr Graf iu cinc schöne Stube in seinem Schlosse führen und ihucck ein herr liches Abendessen aofuagtu. Auch die ver- deckic Schüssel war dabei. Hans und Grcle ließen es sich vortrefflich schmecken. Bald versuchten sie dieses Gericht, bald jenes. „Was brauchen wir die verdeckte Schüssel!" sagte Haus. „Es kuuu doch nichts besseres darin sein, als wir hier haben!" — „Ich denke, cs wird eine Pastete sein," antmvrtcte Gre!e. „Was ist das sür ein Ding, eine Pastcte?" fragte Hans. „Ah", antwortete Grete, „das ist das beste, was man essen kann. Das Hal den Geschmack von allerlei Fleisch und Ge würz und ist doch gebacken. Nur ganz vor nehme Leute essen davon. So hat mir mei ne Mutier erzählt, die iu dec Stadt im Tieust mar. So cin Stück Pastete märe wirkl ch nicht übel. Ich möchte nur einmal riechen, vielleicht geht »eben dem Deckel ein wenig Dunst heraus." Hans mtiule: „Versuchen möchte ich auch einmal ein solches Wunder- csseu!" — Grete roch au dem Dcckel und rief freudig: „Hans, es ist wirklich eine Pastete! Wir wollen sie nur einmal ansehcn und ein klein wenig daran versuchen Es kann uns doch mcmaud belauschen. Halte einmal das Licht nahe!" — Hans war auch nmgicrig ge worden Er nahm das Licht und hielt es näher. Die Frau hob den Deckel ein wenig in die Höhe, und beide sahen in die Schüssel. Aber in demselben Augenblicke sprang cinc Maus heraus, und die Schüssel, war ganz leer. Gre'.e schrie vor Schreck laut auf und warf den Deckel hi», daß er zcrbrach Da trat plötzlich der Graf Here n und fragte: „Ei, wer hat dcun die Schüssel aus- gedeckt?" Verde staudeu beschämt uud sahcu zur Erde. Dec Gias aber sprach: „Ich wollte Euch ein recht begricmes Leben bereuen; abcr Ihr habt es Nicht gewollt Ihr dürft nicht mehr im Schlosse bleiben, sondern müßt um Tagclohn arbeiten wie früher. Schiebt abcr die Schuld nicht mehr auf Adam und Eva!" Haus und Grete gmgen noch in derselben Nacht iu iyrc Hütte zurück und am nächsten Tage wieder an die Arbeit. Aber sie murrten nicht mehr, und wenn sie üb,r etwas schallen, so war es über ihre eigene Torheit. Sie BeriirMg des Eisens geht bis ins graue Atlerlum zurück. Soweit ermittelt werden konnie, wurde das Eisen in Aegypten schon ftn 9. Jahrhundert v. Ehr. uud in Libyen schon im Jahre 458 v. C >r. benutzt Die erste Erwähnung des Gebrauchs von Eisen im fernen Oster,' geht bis zum Jahre 400 v. Ehr. zurück, während cs iu Uganda erst seit fünf bis sechs Jahrhunderten in Ge brauch gekommen fein soll. Eisenschnielzhütten gab es in Europa zuerst, besonders in dem als Noricum (dem heutigen Oesterreich und Bayern) bekannten Gebiete. Das angegebene Darum für die Verwendung des Eisens bezieht sich auf das durch Schmelzung erhaltene Me tall. Das von natürlichem, von Meteoriten gewonnene Elfen geht bis iu die fernste Vor zeit zurück. Die daraus hergestelttcn Waffen, ebenso wie die Feuersteine und dergl., bestanden aus abgeschlagenen Stücken.
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