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VMM DU WkMMMllltt AlUMl Nr. 16. Mittwoch, den 2t Januar 1614, LI. Jahrgang Deutscher Reichstag. 194. Sitzung vom 19. Januar. Die zweite Lesung des Etats des Reichs- amts des Innern wird fortgesetzt. (Zweiter Beratungstag.) Abg. Bassermann (natl.) beantrag:, den Beschluß vom Sonnabend aufzuheben, wo nach die Debatten in einen sozial- und einen wirtschaftspolitischen Teil getrennt werden sollte. Abg. Gröber (Ztr.) stimmt dem zu. Auch Abg. Scheidemann (Sog.) ist damit-einverstanden, obwohl er das Durch«in- ander^öon der Maul- und Klauenseuche, über die Reblaus zum Polizeipräsidenten nicht schön findet. Der Antrag Bassermann wird angenommen. Abg. Mayer-Kaufbeuren (Ztr.): Wir stehen vor einer Depression unserer wirtschaft lichen Konjunktur; man glaubt jedoch allgemein, daß diese nicht sehr tief gehen und nicht von langer Dauer sein wird. Sie ist international und zeigt sich in Argentinien, Indien und China. Verschärfend wirkt der Rückgang der Goldausbeute in Transvaal, trotzdem spricht alles für eine kurze Dauer des Rückganges, da die aufgehäuften Vorräte ziemlich schnell aus gebraucht sein werden und damit die Ueber- pvoduktion beseitigt wird. Auch die Geld knappheit, die zeitweise bedenklich war, ist jetzt schon ziemlich vorüber. Von der Erhebung des Geldmarktes bis zur Erhebung des Kapital marktes ist jedoch ein weiterer Weg als bei früheren Depressionen. Das hängt mit den gewaltigen Rüstungen in allen Ländern zu sammen. Mit der Depression des Geldmarktes gebt diesmal eine solche des Anleihemarktes Hand in Hand. Sehr bedenklich- ist es, daß eine wahre Sintflut von Kommunalanieiheu den deutschen Kapitalmarkt überflutet. Der deutsche Städtetag sollte eine Einschränkung dieser Anleihen erwägen. Bemer'enswert ist die Vermehrung unserer Viehzucht. Unsere Exportsteigerung wird leider gehemmt durch- die Preispolitik unserer Robstoffverbände. Das Koblenshndi'at trägt Schuld daran, daß d e Koblenpreife in Deutschland die höchsten in der Welt waren. Trotzdem geht der Diskus darau, den: Kohlensyndikat wieder die Möglich keit zu geben, die etwas herabgesetzten Preise wieder zu steigern. Der deutsche Sta'lwerks- verband hat die außerordentlich star'e Differen zierung der Inlands- und Auslandspreis lei der beibehalten. Die Schutzzölle sollten auch der Fertiginduslne zugute kommen. Da sie eine gewisse Monopolstellung Hecken, gebührt dem Staate ein gewisses Aufsichtsrecht. Sonst kom men wir zu schlimmen Verwicklungen mit dem Auslande. Amerika bat neuerdings eine un- freundliche Haltung gegen Deutschland gezeigt, die wir uns nicht gefallen lassen dürfen. Wat gedenkt die Reichsregierung zum Schutze der geschädigten Besitzer mexikanischer Staatsanlei hen zu tun? Abg. Keinath (natl.): Auch im ver gangenen Jahre hat die deutsche Volkswirt schaft große Schritte vorwärts gemacht. Der deutsche Export ist gestiegen. Die polnischen Wirren des Vorjahres führten vielfach zu-Pro- duktionseinschränkungen. Zusammen mit dem hohen Zinsfuß mußte ein gewisses Sinken der Konjunktur eintreten, das jedoch kein Stillstand zu sein braucht. Die große Widerstandskraft, die unser Wirtschaftsleben betätigte, bewies des sen Gesundheit. Große Organisationen, deren Auswüchse auch wir verurteilen, sind heue notwendig. Das Eindringen des ameri'anischen Trusts wäre a-er weit gefährlicher als alle deutschen Verbände. Wisseirschaft und Gewerbe steten bei uns in enger Verbindung. Die In dustrie muß Ausdehnungsmöglichkei en haben. Die Vorbereitung der Olympischen Spiele in Berlin läßt viel zu wünschen übrig. Hoffen - lich kommt es hier zu besseren Beschlüssen als in der Kommission. Wir brauchen ein lücken loses Netz der Arbeitsnachweise ü'er das ganze Reich. Erfreulich ist die beginnende Organisa tion des Kleingewerbes. Die Erhöhung des Kalisonds kommt hoffentlich der Förderung der Moorkulturen zugute. An den Richtlinien un serer Wirtschaftspolitik halten wir fest. Die A - lebnung einer Beteiligung an der Weltausstel lung in San Franzisko ist schade. Der Pro zeß Hop* lewte, daß der Handel mit Kulturen giftiger Bakterien verboten werden muß. Abg. Gräfe (kons.) wünschte in der So zialpolitik ein langsameres Tempo. Die Ar beiterschaft riefe immer nach gesetzlicher -Hilfe, obwohl in den Gewerkschaften Millionen lager ten. Tas Koalitionsrecht der Landarbeiter würde die Gefahr künstlicher Mißernten herbei führen. Der Organisationszwang müsse ver boten werden. Abg. Pospisch (Pole) sprach für die Grubenarbeiter. Dienstag 1 Uhr: Weiterberatung. Oevtli-cheZ ««d Lächsisches. *— Der Landesausfchuß des Landesverbandes sächsischer Feuerwehren hält am 25. Januar in Dresden eine Versammlung ab. Die wichtig sten Punkte der Tagesordnung sind die Be ratungen mit den Vertretern des Ra es der Stadt Bautzen über den 20. sächsischen Feuer- webrtag und eine geplante Lotterie zur Stär kung der wohltätigen Fonds des Landesfeucr- webrverbandes. *— Ein Sprengmittel gegen G l a t t e i s b i l d u n g. In den großen Städten fährt bei Gefahr von Glattcisbildung der Sprengwagen durch die Straßen, aber er sprengt kein Wasser aus, sondern Chlormagne sium-Lauge. Der Gefrierpunkt dieser Lauge liegt außerordentlich tief. Eine 25prozentige Lauge zum Beispiel gefriert erst bei — 17,9 Grad Celsius. Die Bildung von Glatteis ist in den mit Lauge besprengten Straßen fast unmöglich, weil die Lauge ein Gerierender feuchten Niederschläge verhindert. Bei grö ßeren Schneefällen leistet die Lauge ebenfalls hervorragende Dienste. In den mit ihr be handelten Straßen bröckelt die unterste Schnee schicht sofort ab und wird von den Schnee- Pflügen mit zur Seite geschoben. *— Das Konkursverfahren über das Vermögen der Weiß-, Wollwaren- und Trikotagengeschästsinhaberin Jenny Eli sabeth Georgi in Hohenstein-Ernstthal ist nach Abhaltung des Schlußtermins aufgehoben worden. — In dem Konkursverfahren icker das Vermögen des Kaufmanns Gotthilf M aper, früher in Hohenstein-Ernstthal, jetzt in Waldbeim, wird zur Prüfung der nach träglich angemeldeten Forderungen Termin auf Montag, den 26. Januar, vormittags 10 Uhr vor dem Kgl. Amtsgericht Hohenstein-Ernst thal anberaumt. k.— K a m m e r m u s i k a b e n d des Halketrios verlegt. Der 2. Kammer- musitabend des Halketrios (Hal'e-Haberkorn- Mack) mußte vom Dienstag den 20. auf Frei tag den 23 Januar verlegt werden- Das Konzert findet ^9 Uhr in der Linde (Kö- nigsplatz, Nähe des Hauptlabnhofes) in Chemnitz statt und bietet diesmal das Trio B-dur von Beethoven, die Violinsonate G dur von Grieg und das Schumannscbe Klarier- nuartett in Es-dur. Außerdem singt Herr Wilhelm Maier, früher Opernsänger in Riga, Lieder von Schubert und Tschaikowsky. .Kar ten für beide Konzerte (am 23. Januar und 3. März) zu 75 Pkg., für ein einzelnes Kon zert zu 50 Pfg. sind nur noch in geringer Zahl zu haben und können abends an der Kasse und gegen Einsendung in Briefmarken vorher durch Dr. H. Keller, Chemnitz, Woerth- straße 36, I., bezogen werden * Zwickau, 19. Jan. Der 38jähriqe Chauffeur Bruno Günnel, Vater von 6 Kindern, wollte am Sonntag nachmittag in der geschlossenen Garage seiner Herrschaft ein Automobil putzen. Hierbei entwickelten sich plötzlich Benzolgase, die ihn betäubten. Da det Unfall nicht bemerkt wurde, blieb der Chauffeur einige Stunden liegen und als man ihn später auffand, war der Tod bereits eingetreten. Der Arzt stellte Vergiftung durch Benzolgase fest. * Dresden, 19. Jan. Der sächsische Kronprinz wird mit seinem Bruder Prinz Friedrich Christian, nachdem er im Frühjahr an einem Kricgsschul- kursus in Dresden teilqenommen haben wird, eine süddeutsche Universität beziehen. Herr v. Carlowitz, der Erzieher des Prinzen, wird in den nächsten Tagen in der in Aussicht genommenen Universitätsstadt für eine geeignete Wohnung für die beiden Prinzen sorgen. * Leipzig, 19. Jan. Welche Kosten eine Großstadt im Kampfe gegen die Feuersgefahr aufzuwenden hat, zeigt die Tatsache, daß die Stadt Leipzig im Jahre 1913 fast eine Million Mark, nämlich 926000 Mark, für das Feuer löschwesen ausgegeoen hat. Dafür unterhält sie eine Feuerwehr, die 294 Mann stark ist. 338 Feuermelder sind aufgestellt, um Alarm- nachnchten zu übermitteln. In 680 Fällen hatte die Feuerwehr einzugreifen, wovon es sich 68mal um blinden A arm handelte. In der Stadt selbst Halle sie 589 Schadenfeuer zu bekämpfen. Interessant ist übrigens, daß die weitaus größte Zahl der Brände auf leichtsinniges und fahr lässiges Umgehen mit Licht oder Feuer zurück- zufüyren ist. * Altenburg, 19 Jan In das Pfarrhaus zu Kriebitzsch drang Sonntag Nicht ein Ein- vrccher ein, erbrach sämtliche Behältnisse und kam auf seinem Beutezug auch in das Schlaf zimmer des Hausfräuleins, das von dem Lärm erwachte und um Hilfe rief. Daraufhin stürzte sich der Einbrecher auf das Mädchen und würgte es um Halse. Auf das Geschrei des Mädchens eilten die Hausbewohner herbei, worauf der Räuber von seinem Opfer abließ und auch die Beute von sich warf und enifloh. * Altenburg, 19. Jan. Auf einem Ausflug stürzte der 32 Jahre alte unverheiratete Mövel- wbrikant Barthel aus Monstab in einem hiesigen Gasthause so unglücklich die Tr-ppe hinab, daß er einen Schädelbruch erlitt, an dessen Folgen er verstorben ist. * Jena, 19. Jan. In der Reparaturwerk statt der Saalvayn ereignete sich gestern mittag beim Transport einer Lokomotive ein schwerer Unfall. Die Lokomotive, die über einen Kanal gefahren wurde, geriet ins Rutschen und zer drückte den 26jährigen Schlosser Winkler aus Naumburg. Meine Nhrsmk. * Lchnccverwüßuuze« im Thüringer Walde. Auf den Höyen des Thüringer Waldes herrschten in den letzten TaZ-:n w:eder Schneestürme. Tue Stürme brachten w viel Schnee, daß beispiels weise gestern der erste Früyzug zwischen Lauscha und Steinach stecken blieb und zurllckfahren mußte. Auch der zweite Fcühzug konnte nur mit erheblicher Verspätung in Lauscha eintreffen. Auf der neuen Bahnstrecke Lauscha—Ernstthal— Neuhaus konnte der Zugverkehr gar nicht aus genommen werden. Die Schneestücme halten be deutende Verwehungen im Gefolge, so daß die Straße von Lauscha nach Jgelshieb vielfach ge sperrt ist. Unter der Lust des Schnees sind die schlanken Bäume des Waldes wie Streichhölzer geknickt. Vielfach liegen die entwurzelten und glatt abgebrochenen Baumstämme in förmlichen Schlägen am Boden. * Liidsrankreich in EiS und Schnee. Die Kälte und die Schneefälle nehmen im Süden Frankreichs noch immer zu. Seit 1882 ist keine derartige Kälte dort zu verzeichnen gewesen. Zahlreiche Bahnzüge wurden durch den Schnee Um hohen Preis. Roman von Fred. M. White. Deutsch von Ludwig Wechsler. 9. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Es war eine kleine, liebliche Idylle, die ibr über alles ging, umsomehr, als sie in schroffem Gegensatz zu ihrer gewohnten glän zenden, aber eiskalten Umgebung stand. Außer dem Mlte sich die junge Danie geschmeichelt von der Art und Weise, in der Dr. Mekcer ihr vertraute. Sie beabsichtigte, ihr Geheim nis für sich zu belasten und Wilfried nicht früher von ihrer günstigen Vermögenslage in Kenntnis zu setzen, als bis sie mit ihrem Vormund über den Gegenstand gesprochen. Sic zweifelte keinen Augenblick daran, daß Flower seine Einwilligung geben würde, zumal er keinerlei Heiratsplänc für sie im Sinn hatte. Er hatte im Gegenteil schon wiederholt ange deutet, daß, wenn sie sich einen tüchtigen jun gen Menschen zum Gatten wählen wolle, er nichts dagegen hätte. Vielleicht kannte er sich ! und seine gewohnte Umgebung zur Genüge, um zu wissen-, daß sich unter diesen niemand befinde, an dessen Seite Beatrice glücklich sein könnte. Solcherart waren die Gedanken, die den Geist des jungen Mädchens beschäftigten, wäh rend es am Kaminfeuer saß- Daß Wilfried sie nickt vergessen zu haben schien, freute sie; sein Blick hatte ihr verraten, wie tie^ und auf richtig seine Befriedigurig über das unerwar tete Zusammentreffen war. Er gestand ihr in aller Ehrlichkeit, daß er sich über ihre Lage im Irrtum befunden, und Beatrice erkannte aus seinen Worten, daß seine Gefühle für sie noch die früheren seien; wenn es sein mußte, 'so wollte sie gerne auf Pracht und Reichtum verzichten, nur uni seine Frau werden zu können. „Wie töricht ich doch bin!" murmelte die jung« Dame. „Das nimmt sich ja wie ein richtiger Roman ans, noch dazu zwischen zwei Leuten, die nichts wie die Erinnerung an ein paar angenehm verbrachte Abende mu einander gemein Hawn. Wahrhaftig, ich schäme mich vor mir selbst. Und doch - - -" Seuzend erhob sich die junge Dame, wohl wissend, daß sic iire Pflichten vernachlässige. Sie Halle sich in ihr Zimmer zurückgezogen, ohne sich uni ihre Dienerin zu kümmern, die möglicherweise der Pflege bedurfte, und eilte nun durch den Korridor nach dem Raum, in dem nian A-nna auf Weisung des Arztes zu Betle gebracht hatte. In dem Korridor herrsch e tiefes Du-nckl, das wer weiß welche Schrecken in sich verbarg, wie sich Beatrice sagte, wäh rend sie ihn raschen- Schrittes durchmaß. Noch niemals war sie in Maldon Grange von einein Gefühl der Furcht erfaßt worden, während ihr Herz jetzt ängstlich pochte. Offenbar waren die Ereignisse des Nachmittags nicht spurlos an ihren Nerven vorübergegangen. Nach wie vor meinte üe die lange, schmale, kahle Hand vor sich zu sehen, die nach dem Verschluß der Tür des Gewächshauses tastete. Es war wir.lich zu lächerlich, wie sie sich selbst sagte. Der Landstreicher, dem es um Beut-e zu tun war, weilte zur Stunde sicher lich schon in weiter Ferne; auch waren in Hof und Garten mehrere Hunde freigelassen worden, die jedem Einbrecher das Handwerk legen würden. Am Ende des Korridors schlief der kleine Terrier Beatrices, dessen feinem Ge hör nicht das leiselte Geräusch entging. Die Schalten, di« sich von dem großen Fenster im Westen ab-hoben, rührten jedenfalls von den exotischen Blumen und Pflanzen her, die Bea trice dort zu einer malerischen Gruppe vereint i atte. Die in das Zimmer der Dienerin führende Tür war unverschlossen und die Kranke lag wach in ihrem Bette. Beatrice entging nicht die gespensterhafte Blässe ihres Gesichtes, so wenig wie der furchtgeguälte Ausdruck ihrer Augen. Sie schüttelte mißbilligend das Haupt und sprach:. „Sie sind doch recht kindisch, Anna. Dr. Mercer verordnete Ihnen Ruh« und Schlaf. Ich hätte niemals geglaubt, daß Sie so ner vös seien." „Ich kann nichts dafür, Miß," wimmerte die Magd. „Ich wußte es bis heute nach mittag selbst nicht. Wenn ich die Augen schließe, sele ich diese tanzenden und schnat teruden schrecklichen Gestal en vor mir und dann bekomme ich Herzklopfen, daß ich fast nicht mehr atmen kann." „Aver Sie wissen doch, daß es Tiere und keine Menschen waren," suchte Beatrice die Leidende zu beruhigen. „Sie entsprangen aus einem Zirkus oder Menagerie, wie ich in der Zeitung las, und befinden sich gegenwärtig jedenfalls hinter Schloß und Riegel." Anna schüttelte zweifelnd den Kopf und flüsterte: „Ich ka-nns nicht glauben, Miß. Ich liege schon eine ganze Werle hier bei offener Tür und das Feuer wirft seinen Schein auf die Korri-dorwand gegenüber, wie Sie selbst sehen können- Ich suchte mir nun selbst die Ueber- zeugung beizubringen, daß es bloß Einbil dung war, als ich vorhin einen Schatten über die Wa-n-d gleiten sah." „Sicherlich kam eine der Dienerinnen vor über." „Ich wünschte, daß es der Fall wäre; al lein der Schatten erinnerte mich an keine der im Hause befindlichen Personen. Er war kurz und dick mit ungeheuer langen Armen und dünnen, gekrümmten Fingern. Ich bevbachtcie ihn eine ganze Weile. Hätte ich den Mut ge habt, so hätte ich um Hilfe gerufen, und als er dann verschwand, schämte ich mich, darüber zu sprechen. Aber gesehen habe ich ihn, dos ist einmal sicher . . . Ach Miß, lassen Sie mich nicht allein. . ." Die letzten Worte wurden flehenden Tones geflüstert und Beatrice blickte mit einem Ge misch von Ungeduld und Sympathie im Zim mer umher. Neben dem Bette stand auf einem steinen Tischchen die verordnete Arznei unbe rührt und die junge Dame sprach ärgerlich: „Ihr seid all« nach- einem Leisten geraten. Von einem Kurpfuscher laßt Ihr Euch die ab- scheulichsten Dinge verordnen und nehmt sie gewissenhaft; aber wenn ein richtiger Arzt Euch etwas verschreckt, so sträubt Ihr Euch da gegen. Nun werden Sie aber Ihre Medizin so.ort einnehmen?" Die Dienerin versuche keinen Widerstand. Osenk-ar war sie zu allem bereit, nur um Beatrice bei sich zu behalten. So trank sie denn gehorsam den Inhalt des Glases aus, das ihr Beatrice reichte, und war schon nach wenigen Minuten in einen tiescn Schlaf ver sunken. Beatrice verließ daraus das Zimmer, dessen Tür sie h.nrer sich schloß und w.chrcnd sie durch den Korridor schritt, blickte sie un willkürlich immer zurück. Tw namenlose Furcht Annas halte sich auch ihr mitgeteilt, trotzdem sie sich von deren Lächerlichkeit und Grund losigkeit zu überzeugen suchte. Sie spähte über das Treppengeländer und sab, daß die Halle unlen noch erleuchtet war. Offenrar war ihr Onkel noch nicht zu Bette gegangen, und nun hatte sie mit einem Male auch gern gewußt, ob Wilsried Mercer wohl noch im Hause sei. Jedenfalls war es beruhigend, zu wissen, daß im Notfälle Hilfe in der Nähe sei. „Nun gehe ich aber zu Bett," sagte sich das junge Mädchen entschlossen. „Hoffentlich werde ich bis morgen früh all diese Torheiten ver gessen haben . . . Ja, diese alten Schlösser haben so viele Ecken und Nischen, daß man aus Schritt und Tritt seltsamen Schatten be gegnet, die einem Angst einflößen könnten, wenn man nervös veranlagt wäre." (Fortsetzung folgt.) Kaffee Hag, der coffeinfreie Bohnenkaffee, kann Lungenkran ken, die immer zu beschleunigter Herztätigkeit neigen, nicht genug empfohlen werden. Prof. I>». MöNcr (Deutsche Ärpe-Zeitimg 1008, Nr 47).