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MIM mm Amrixn !»M»tt'»WWMSMSSSSS»SW>»>M»WMW»EW» Ne 13. Sonnabend, den 17 Januar 1314 E——^^EEWWWM^^^I^WM^WW^^»»WM^^W»MM»MWWgW»^MW«»W^W^«^»WWWMM«W»»M^>^»W»MaUMM»'«MMWMWWMWMchW»WW0MW>UWWW»W«»WWMSMM Deutscher Reichstag. 191. Sitzung vom 15. Januar. Eingegangen ist eine Interpellation von Payer (Vpt), die auf das Veralten des Obersten v. Reutter in Zabern Hinweis! und anfragt, was der Reichskanzler zu tun gedenkt, uni den dringenden und ständigen Gefahren zu begegnen, die sich ans dieser Sachlage für die persönliche Sicherheit per Bevölkerung, Mr das Ansehen der Zivilbehörden, aber auch der Armee und für die verfassungsrechtlichen und gesetzlichen Grundlagen der persönlichen Frei heit ergeben. Staatssekretär Delbrück erllärt, daß der Reichskanzler dicke Interpellation und die be reits vorliegende sozialdemokratische Interpella tion beantworten wird, sobald das gegen die beteiligten Offiziere schwebende Verfahren rechtskräftig abgeschlossen ist. Es folgt die erste Lesung des Gesetzent wurfs üoer die Sonntagsruhe im H a n d e l s g e w e r b e. Ministerialdireltor Caspar: Die Vor lage will einen Ausgleich schaffen zwischen den Wünschen der Angestellten und denen der Ge- schätsinhaler. Die Geschäftsinha, er lehnen die völlige Sonntagsruhe ab, da die Sonn tagseinnahme einen wesentlichen Teil ihrer Einnalzmen bildet, und da die ländliche Be völkerung ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse vor nehmlich am Sonntag befriedigt. Die Ange stellten fordern dagegen eine erhebliche Aus dehnung der Sonntagsruhe. Abg. Bender (Soz): Der kümmerliche und unzulängliche Gesetzentwurf hat voll om- men enttäuscht. Mit den Kräften der Ange- stellten wird Raubbau getrieben. Alle An regungen des Reichstages sind in dem großen Papierkorb der Regierung verschwunden. Die Regierung arbeitet lediglich im Interesse der besitzenden Klassen. Die Sonntagsruhe muß vollständig durchgesührt werden, auch für die jüdischen Handelsangestellten und die von Theatern, Vergnügungslokalen und des Ver kehrslebens. Zum mindesten müssen sie in der Woche eine Wstündige Ruhepause erhaben. Viele Städte haben die Sonntagsruhe in den Kontoren vollkommen durchgefühirt. Es geht also ganz gut. Abg. Erzberger (Zentr.):, Wir waren immer Freunde der Sonntagsruhe, als noch alle anderen Parteien dagegen waren- Der Zeitpunkt der Einbringung der Vorlage, die alles nach der Schablone regelt, ist ungünstig gewählt. Die große Dampfwalze soll alles gleich machen. Die Geheimräte sollten nicht in Berlin an einer Vorlage herumdoktern, sondern a>/s Land gehen und die praktischen Verhältnisse kennen lernen. Die völlige Sonn tagsruhe würde den glatten Ruin zahlreicher Familien des kaumännischen Mittelstandes nach sich ziehen. Die Sonntagseinnahme macht vielfach den vierten Teil der ganzen Wocheneinnahme aus. Die großkapitalisiichen Unternehmer würden gestärkt werden, der Hau sierhandel gewaltig zunehmen. Die Abstufung der Arbeitszeit sollte sich nach der Einwohner zahl richten. Abg. L i st (natl.): Die Sonntagsruhe wird immer weiter gefördert; aber soweit wie die Sozialdemokraten gehen wir nicht. Ein völli ¬ ges Verbot der Sonntagsavbeit wäre unprak tisch und läßt sich aus wirtschaftlichen Grün den nicht rechtfertigen. Die Vorlage schlägt den richtigen Mittelweg ein. Wir sind auf ein Kompromiß zugunsten des kaufmännischen Mittelstandes angewiesen. Abg. Graf Carm er (tons.): Die ein heitliche Regelung begrüßen wir. 60 Städte haben bereits die völlige Sonntagsruhe ein geführt; damit werden allerdings unverh lt- nismäßige Ansprüche an die Wochenarbeit ge stellt. In den Landstädten ist der Kaufmann auf die Landlundscha't, d. h. auf den Sonn tagsverkauf angewiesen. Die Kirchenzeit ist unter allen Umständen freizuhalten. Aäg. Gunsser (Vpt.) betonte, daß die Vorlage den berechtigten Wssnschen der Ange stellten entspreche. Abg. Dombeck (Pole) sprach gegen volle Sonntagsruhe, Abg. War muth (Npt.) verlangte das Recht des Sonn- tagsveftauss f'r die kleineren Städte. A g. M u m m (Wirtsch. Vgg.) wünschte völlige Sonntagsruhe. Freitag 1 Uhr: Fortsetzung- Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. 35. Sitzung vom 15. Januar. Präsident Dr. Bogel eröffnet die Sitzung mit einem Hinweis darauf, daß Se. Kgl. Hoheit der Kronprinz am heutigen Tage die Großjährigkeit erlangt und die Glückwünsche der Stände durch die Präsidenten entgegenqenommen hat. Hierauf beschäftigt sich das Haus mit dem Antrag Dr. Niethammer (natl.) aus Bereinfach- ung »er Berwaltuvg der Staatsbahneu. Abg. Dr. Niethammer begründet ihn knapp und sach lich, von großen Gesichtspunkten ausgehend, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren. Scharf wies er nach, wie unsere Organisation mit ihren zwei Spitzen (Gencraldirektion und 3. Abteilung im Finanzministerium) eine Reihe unnötiger Arbeiten, Verzögerungen und sonstiger Unvequem- lichkencn mt sich bringen müsse. Em großer Uebelstand sei es, daß nicht die Stelle verant wortlich sei, die tatsächlich die Entschließungen trifft. Die Organisation stammt aus dem Jahre 1869. Seitdem hat sich unsere gesamte Volks wirtschaft gewaltig vergrößert und verändert. Mithin liegt es nahe, daß die Organisation nicht mehr zeitgemäß ist. Finanzminister v. Seydewitz betonte, daß der Antrag Dr. Niethammer bereits gewisse Erfolge gehabt hätte, z. B sei auf seine Anregung der Referent für Eisenbahnsachen im Finanzministe rium verschwunden. Im Uebrigen stellt sich aber die Negierung wenig sympathisch zu diesem An träge. Insbesondere will sie nichts wissen voll einem besonderen Verkehrsministerium. Günstig ist sie dem Teile des Antrages gestimmt, der die Ansammlung von Reservefonds für unser Eisen bahnwesen erstrebt. Die Konservativen, für die der Abg. Hofmann spricht, stellen sich auf den Standpunkt der Regierung, während die Sozialdemokraten (Abg. Castan) zugestehen, daß unsere Eisenbahnorgani- sation verbesserungsbedürftig ist und der Fort schrittler Günther namens seiner Fraktion sein Einverständnis mit dem Antrag erklärt. Nachdem Abg. Tr Niethammer im Schluß Um hohe« Preis. Roman von Fred. M. White. Deutsch von Ludwig Wechsler. <>. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.! Je länger Wilfried über die Sache nach- dachte, umsomehr festigte sich seine Ueberzeu- gung, daß Flcwcr in dem Vorfall eine Be- drobung der eigenen Person erblickte. Mevcer hatte den Ausdruck tödlicher Angst nicht ver gessen, der sich über des Reeders Antlitz legte, als er aus der Hand seiner Nichte die seidene Schnur enlgegennahm, ebenso wenig den Sck rei, der sich unwillkürlich seinen Lippen entrang. Daß Flower an neuralgischen Schmerzen leide, glaubte er ganz einfach nicht. Es bandelte sich jetzt darum, ausfindig zu macken, wie jener die Nacur der erhaltenen Warnung deutete. Wußte er, daß das Ge- I eimnis vom malayisck en Archipel ausgehe? Wußte er, daß die dortigen Eingeborenen Mit tel und Wege besaßen, um jemanden vom Lelen zum Tode zu befördern, ohne daß die moderne medizinische Wissenscha t darüber Aufschluß zu geben vermochte? Wußte er es, so mochte er ernstlich um Leben und Freibei. besorgt sein; wutsche er es nicht, so stand seine ganze Existenz erst recht auf dem Spiel. Soweit waren Wilfrieds Schlußfolgerungen klar. Aber weiter kam er in ilnen nicht. Welcher Zusammenhang bestand zwischen einem höckst prosoiscken englischen Bürger wie Sa muel Flower und einem blutdürstigen Ma- layen, der Racke üben wollte? So weit es Wilfried bekannt war, lackte Flower sein gan zes Leben in London verbracht, wo derartige Komplikationen sich nicht zu vollziehen pflegen. Ueber diesen Punt kam Wilfried nicht bin- weg und er beschäftigte ihn noch, als der junge Arzt bereits daheim angelangt war. Eine gewiße Erleichterung kam erst über ihn, als er sich zum Diner umkleidete, und er wunderte sich, daß er nicht schon früher daran gedacht batte. In seiner Eigenschaft als Sckißsreeder kam Samuel Flower natürlich mit Leuten aller Art und aus aller Herren Länder in Berührung. Die Bemannung seiner Sckß'e rekrutierte sich aus allen Welt- aeoenden; Malat-en und Laskaren waren so gar in Ueberzabl unter ihr zu finden. Nun erinnerte sich Wilsried, daß auch mehrere Ma laben an der Meuterei an Bord des „Schnee balls" beteiligt gewesen. Die Dinge begannen sich entschieden zu klären. Es war eine klare Wiirternacht und der Himmel mit Sternen besäet, als sich Wil'ried auf den Weg nach Maldon Grange machte. Er wollte sich nickt den Luxus eines Wagens leisten, denn die Entfernung betrug kaum eine Stunde und er hatte gehört, daß durch einen Feldweg die Distanz bedeutend verkürzt wer- den könne. Nach halbstündiger Wanderung sah er den Mond über den bewaldeten Hü- gelfpitzen am Rande des Horizonts au'steigen, so daß man die Gegenstände ringsum fast wie im Tageslick t tlar und deutlich vor sich lie- gen sah. Hier befand sich auch -der Feldweg, den er einzu-scklagcn batte, ebenso das dichte Gebüsch, das Maldon Grange in weitem Um kreise begrenzte. Welke Blätter raschelten unter seinen Füßen, und der bisher etwas steile Weg begann eben und glatt zu werden, wie in einem Garten. Er schritt jetzt so lautlos da- bin, daß er nickt einmal die in den Baum zweigen rastenden Fasanen störte, und kam wiederholt so dicht an Hasen und Kaninchen vorüber, daß er sie mit seinem Spazierstocke hätte berühren können. Stellenweise durch drangen die Mondstrahlen die Baumzweige und zeichneten silberne Flecken auf den Boden Wilfried hatte nunmebr ungeähr die Mitte des Waldes erreicht, von wo man das Unter- cehölz erst kürzlich entfernt zu haben schien. Er ließ den Blick durch den langen Baum- cang sck weifen, in dem er sich befand, und da schien es ibm, als stunde er in dem Schiff einer von mächtigen steinernen Säulen getra genen Kirche. Einen Moment blieb er stehen, um sich an der ruhigen Schönheit dieses An blicks zu ergötzen; darauf fetzte er seinen Weg ftrt Er wollte möglickst bald an Ort und Stelle sein und bemerkte zuerst nicht, daß sich zu seiner Linken eine Gestalt näberte und eine andere Gestalt der ersteren aus einiger Ent- 'ernung entgegenging. Als er aber merkte, daß er nicht länger allein war, blieb er im Schatten einer mächtigen Buche stehen und wartete. Er war nicht neugierig, zu erfahren, wer diese Lewe seien, zumal er sich sagte, daß er es wahrscheinlich mit zwei Wilddieben zu tun habe. Wilfried unterschied die zwei Gestalten g mz deutlich im Mondlicht, konnte aber weder Waffen noch Schlingen oder sonstige Werk zeuge bei ihnen erblicken, die auf ihren Beruf als Wilddiebe hingedeutet hätten. Im übrigen sibicnen sie ihrer Größe nach zu urteilen, eher roch Knaben zu sein, und Wilddiebe hätten sj b gewiß nickt im Grase niedergelassen und ? euer angemacht, wie diese zwei Männer. Sie saßen einander gegenüber uud unterhiel ten sieb unter so lebhalen Gesten, wie man sie bei den phlegmatischen Engländern wohl niemals antrifft. Ihr ganzes Gebühren er innerte Wilsried an intelligente Assen, die sich in irg-.nd einem zoologischen Garten eine Hand voll Nüsse streitig macken. Aber schließlich laufen Affen nickt bekleidet umher, und diese zwei fremden Menschen waren angezogen Obschon ihn die Sache nicht zu kümmern hatte, stand er hinter seiner Buche und be- obacktete die beiden- Einer von ihnen raffte ein Bündel dürrer Zweige zusammen, zün dete ein Streichholz an und gleich darauf flammte die ganze Masse hell auf, licht und ohne jede Rauckentwickelung. Tie Flamme überragte bald die dürren Reiser und erin nerte eher an die einer Spirituslampe, wie an brennendes Holz. Soweit Wilfried in La gerfeuern Bescheid wußte, war es ihm klar, daß eine Hand voll zufällig gesammelter dürrer Reiser nie und nimmer eine so hell lodernde Flamme gegeben hätten. Seine Neugierde war nunmebr so »erregt, daß er seine Ein ladung nach Maldon Grange ganz vergaß. Es war nicht schwer, unbemerkt von Baum zu Baum zu sckleicken, bis er den auf dem Boden kauernden zwei Gestalten auf dreißig oder vierzig Meter nabe gekommen Ivar. Das Feuer brannte bell und ruhig. Nun brackie ! einer der Männer einen kleinen Eü'entopf zum Vorschein, in den er eine Messerspitze voll Pulver tat, worauf das Gefäß über das Feuer gebangen wurde. Ein paar Sekunden später entwickelte sich ein dünner, violetter Dampft der sich unter den Baumzweigen verbreitere und allmählich auch den verborgenen Be obachter erreichte. Er erzeugte einen seltsamen Dult, der überaus lieblich zu empfinden, ge radezu zauberisch auf die Nerven wir'te. Wil fried glaubte noch niemals ähnliches gerocken zu hcü'en und trotzdem schien es ihm, als wäre ibm dicker Duft nickt ganz unbekannt. Wo war ein solches Parfüm bereits an seine Gerucksnerven gedrungen? Weshalb erinnerte es ihn an seinen Aufenthalt in den Tropen- b ndern? Und wesbälb brackte er es unwill kürlich mit tragischen Vorfällen in Zm'am- menbang? Vergebens strengte er sein Ge- dächtnis an; er vermochte den Zusammen bang nickt herzustellen. Er suchte erfolglos die verschwommenen Umrisse irgend eine? ge- leimnisvollen Dramas zu einem ganzen zu vereinen. Dies würde ihm zweifellos zu einem späteren Zeitpunkte gelingen; aber für den Augenblick waren alle Bemühungen nutzlos. Für den Moment wollte er nur Wetter Vor dringen, um, wenn möglick, die Gefickter der beiden Fremden zu seben. Der karge Raken zu seinen Füßen war dickt genug, um seine Sckritte lautlos zu macken: allein er trat zufällig auf einen abgefallenen dürren Ast, der mit einem lauten Kracken unter seiner Last zerbrach. Wohl lag Mercer in der näch sten Sekunde auf der Erde; allein es war bereits zu spät. Als wäre ein mächtiger Windstoß gekommen, war das Feuer erloschen, der eiserne Tgpf verschwunden und die beiden Gestalten zu Luft geworden. Es war er- staunlich, geradezu unglaublich. Da standen die hohen Bäume mit ihren dürren Aesten, durch die der Mond seine bleichen Strahlen sandte, hier 'ah man den kürzlich vom Un- tcrge ölz gesäuberten glatten Boden; aber wo bin waren die zwei nächtlichen Gestalten ge raten? Wilfried eil e hastig weiter, sah aber keine Spur melr von ihnen; sie waren blitz schnell verschwunden, wie zwei Eichhörnchen. Mercer legte die Hand über die Auaen und fragte sich, ob er nicht der Spielball einer Sinnestäuschung gewesen. Es war ja ge radezu unmöglich, daß diese Männer den Wald bereits verlassen hätten, lind daß sie hier geweilt, bewies doch die noch warme Asche der verbrannten Reiser, obgleich man weder eine Flamme, noch ein Stückchen Glut zu entdecken vermochte. Mercer konnte nichts mecker tun, als seinen Weg nach Maldon '^range lorcketzen und den weiteren Gang der Ereignis'e abwarten. Daß die geheimnisvollen fremden nichr von freundlichen Absichten ge- !etter wurden, unterlag für Wilfried keinem Zwettel: doch hätte er nicht zu sagen ver mocht, ob sie mit der Samuel Flower zuge gangenen Warnung etwas zu tun hat en oder nickt. Darum wollte er seine seltsame Wahr nehmung für sich behalten. (Fortsetzung folgt ) ^Vcr/'s/r, MÄWÄ ck 8LedÄ8ebv8 kLrckvrobv-Haun Mok. ^nkolrß, Vol8u1tr i. Lrrxvb. 8truü«nI»»Iin(Vvrlvtut« 8t»tion). UH ^el-ren-OI^ern, ?ul6toi8, Anrügen, eleganter' 7üngUng8- und Knubsn- Kleidung, lueken und Lueksidns, kauten und IVlütren. .