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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.01.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191401130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140113
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-13
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.01.1914
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das diesjährige Stiftungsfest zum 1. Male im Meintdoifer Gasthof in üblicher Weise zu be gehen Ein näherer Tag wird noch bestimmt. Weiler gelangten noch einige innere Vreinsan- gelegenheiten zur Sprache. )( Kallen, 12. Jan. Der hiesige Radfahrer- verein hielt gestern im Weißlederschen Gasthof ein gutbesuchtes Ehristbaumvergnügen ab, da« Mitgliedern und Gästen einige unterhaltende Stunden bot. — Herr Gastwirt Weißleder beab sichtigt demnächst ein Militärkonzert zu veran stalten, nachdem seit längerer Zeit ein solches hier nicht stattgefunden hat. k. Hermsdorf, 12. Jan. Der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein, der unter der rührigen Lei tung des Herrn Schneidermeister Schüppel steht, veranstaltete gestern im Strellerschen Gasthof „zur grünen Linde" ein gutbesuchtes Weihnachts vergnügen, das einen harmonischen Verlauf nahm — Einen gleich schönen Verlauf nahm auch die Veranstaltung des Sportklubs, die am Sonn abend stattfand. * Glaucha«, 11. Jan. Vergangene Nacht erhängte sich ein 17jähriger Handlungslehrling am Treppengeländer vor seiner Schlafkammer. Als Grund zu diesem unüberlegten Schütt wird gekränktes Ehrgefühl angenommen. s. Kirchberg, 12. Jan. Hervorragende musi kalische Genüsse bot gestern die Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 153 aus Altenburg gelegentlich des Weihnachtsmilitärkonzerts im Heilmannschen Gasthof „Brauerei". Die unter Leitung des Herrn Musikmeisters Büchner stehende Kapelle führte sich mit den Darbietungen, die sämtlich auf künstlerischer Höhe standen, recht vorteilhaft ein. Dem sehr beifällig aufgenommenen Konzert folgte der übliche Ball. — Mittelbach, 12. Jan. In einem hiesigen Gehöft ist die Geflügelcholera ausqebrochen. — Für seinen angesehenen Vater erschwindelte der Maschinenschlosser Georg Walter Martin aus Wilkau bei einem hiesigen Einwohner einen größeren Geldbetrag, für den inzwischen Ersatz geleistet wurde. M verübte gleiche Schwindeleien auch in verschiedenen anderen Orten. Unter Anrechnung einer vom Schöffengericht Hohenstein- Er stthal auSgeworfenen Gefängnisstrafe wurde M. vom Landgericht Chemnitz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. * Chemnitz, 11. Jan. Ueber die Wahl des Vorsitzenden der Ortskrankenkaffe ist auch in zweiter Sitzung keine Einigung erzielt worden, so daß nunmehr die Entscheidung darüber beim Versicherungsamt liegt. — Im Anschluß an eine Petitton der Handelskammer zu Chemnitz hat der Stadttat beschlossen, bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen erneut wegen Verbesserung der Nachtschnellzugsverbindung zwischen Leipzig und Chemnitz vorstellig zu werden. * Stollberg, 11. Jan. Nach vier ergebnis losen Wahlgängen wurde Gastwirt Lehm als Stadtverordnetenvorsteher gewählt. * Burgstädt, 11. Jan. Der Finanzausschuß hotte durch einstimmigen Beschluß den städtischen Kollegien vorgeschlaqen, Bürgermeister Dr. Rott vom 1. Januar eine Gehaltserhöhung von 500 Mk zu bewilligen. Dieser aber, der schon eine frühere Gehaltserhöhung dazu benutzt hatte, eine Wohltätigkeitsstiftung zu errichten, hat auch jetzt wieder erklärt, darauf zu verzichten, da es ihm bei der Vorlage über die Beamtengehalts regulierung lediglich um die Ausbesserung der Gehälter der städtischen Beamten zu tun gewesen sei. * Lunzenau, 11. Jan. Das Amt eines Vor sitzenden der hiesiaen Ortskrankenkasse ist vom Versicherungsamt Rochlitz Herrn Bürgermeister Straß, hier, übertragen worden, nachdem eine die« bezügliche Wahl unter den Vorstandsmit gliedern nicht zustande gekommen ist. * Dresden, 11. Jan. Das Befinden des sächsischen Kronprinzen, der an einer leichten In fluenza erkrankt ist, hat sich wesentlich gebessert, so daß der Kronprinz am 15. Januar die Huldi gung der Dresdner Bürgerschaft anläßlich seiner Volljährigkeit in der Villa Strehlen entgegen- 'nehmen wird. — Gestern nachmittag kurz nach 6 Uhr ist auf der Tharandter Straße der Later- nenwärter Hermann Simank von einem Last automobil der Braunscheil Mühle tödlich über fahren worden. Die Schuld an dem Unglück soll den Verunglückten selbst treffen. — Im Krug von Nidda-Verpfleghause in Saalhausen erschien be kanntlich am 13. September 1913 der 22jährige aus Brüx gebürtige ehemalige Beamte der Dux- Bodenbacher Bahn Max Schade und verlangte seine Tante, Fräulein Kamilla Edlich zu sprechen. Schade traf mit seiner Tante in einem Privat zimmer zusammen und verlangte von ihr eine Geldsumme, und als diese ihm verweigert wurde, feuerte er einen Schuß auf Fräulein Edlich ab, an dessen Folgen die Bedauernswerte am näch sten Tage verstarb. Schade wurde der Staats anwaltschaft zugeführt und in Waldheim auf seinen Geisteszustand untersucht, wobei festgestellt wurde, daß der junge Mann unzurechnungsfähig ist. Infolgedessen ist jetzt das Verfahren gegen ihn eingestellt worden. Schade wurde wieder nach seiner Heimat zurückgeschickt. * Leipzig, 11. Jan Auf dem Frciladebahn- hofe an der Tauchaer Straße geriet gestern morgen gegen 7 Uhr der in der Ludwigstraße wohnhafte Arbeiter Hoffmann zwischen zwei Wagen und wurde erdrückt. — Mitte Dezember wurden aus einem Hausflur in der Brüderstraße 28000 in einer großen K.ste verpackte Zigaretten gestohlen. Einem Hornisten vom 106. Infanterie- Regiment fiel es auf, daß zwei Männer in den letzten Tagen in der Kaserne seines Regiments Zigaretten zu einem sehr niedrigen Preise zum Kauf anboten. Er verständigte einen Schutzmann, der beim Wiedererscheinen der verdächtigen Leute ihre Festnahme bewirkte. Die Erörterungen er gaben, daß man in den beiden Festgenommenen die Zigarrettendiebe gefaßt hatte. Die Lang finger sind ein 28jähriger Maler und ein 35 Jahre alter Dekorationsmaler aus Leipzig. Die Zigarretten hatten sie inzwischen zum größten Teil zu Schleuderpreisen verkauft. ' Leipzig, 12. J in. Gestern traten die Ver- trauen»männer. der Beirat und der Vorstand des Leipttqer Aerzteverbandes und der Geschästs- auSschuß deS deutschen AerztevereinSbundes aber mals zu einer Sitzung zusammen, die stellenweise lehr erregt verlief und aus deren Verlauf ge schloffen werden kann, daß der erst kürzlich zu stande gebrachte Friede infolge neuer Differenzen zwischen Aerzten und Kassen arg gefährdet sei. Heute sollen in Berlin neue Verhandlungen im ReichSamt des Innern stattfinden. — Der Senior chef der VerläqSfirma S A. Brockhaus, der frühere Parlamentarier Heinrich Eduard Brock baus, ist gestern im Alter von 84 Jahren ge storben. Der Verstorbene gehörte von 1871 bis 1878 als Vertreter des Wahlkreises Zschopau- Marienberg dem deutschen Reichstage an. * Zwickau, 11. Jan. Die Steinkohlenwerks- Aktiengesellschasten Zwickaus haben in den zehn Jahren 1902 bis 1911 an die Besitzer des Koh. lenunterirdischen 13,131 Millionen Mark Koblen- zehnten zu zahlen gehabt. — Das Wildenthaler Automobilunalück, das sich am Abend des 2 Juli zutrua und bei dem drei Menschen ihr Leben einbüßten, kam jetzt vor dem hiesigen Landaericht zur Verhandlung. Angeklagt war der 20jäbrige Krastwagenfübrer Hans AuerSwatt aus Schön heide, der 37 Jabre alte Siicke'-eifabrikant Haqert aus Eibenstock und der 31 Jahre alte Milch händler Wenzel Lill aus Hirschenstand in Böhmen, die der fahrlässigen Körperverletzung und der Zu widerhandlung gegen die Vorschriften über den Verkehr auf öffentlichen Wegen und über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen beschuldigt waren. Das Urteil lautete bei Hagert auf 1 Jahr Ge fängnis und bei Auerswald auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis Der mitangeklagte Lill war zur Ver handlung nicht erschienen. Es wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. * Satz«««, 11. Jan. In dem böhmischen Nachbarort Ulmbach war am Sonnabend in der Wohnung der Witwe Faßle Feuer ausaebrochen. Ihre drei Kinder, die allein in der Wohnung gelassen worden waren, hatten sich in der Schlaf stube verkrochen, wurden bei der Rückkehr der Mutter bewußtlos aufgefunden Zwei Kinder konnten wieder ins Leben zurückgerufen werden, doch das dritte war bereits tot. * Ebersbach (Bez. Löbau), 11. Jan. Wegen Unterschlagung im Amte ist der Schutzmann Hermann Krocker von hier verhaftet und der Staatsanwaltschaft übergeben worden Die unterschlagene Summe beträgt über 2000 Mark Der verhaftete Polizeibeamte, der 46 Jahre alt ist, war seit zwanzig Jahren in Ebersbach an gestellt und der älteste hiesige Schutzmann. * Kyritz (Sachsen-Altenburg), 11. Jan. Im Schacht des Braunsdorfer Kohlenwerkes wurde der Häuer Miltner aus Hartmannsdorf durch plötzlich hereinbrechende Sandmaffen verschüttet und konnte trotz angestrengter Rettungsarbeiten nur als Leiche geborgen werden. M ltner war 50 Jahre alt und hinterläßt vier Kinder. * Görlitz, 11 Jan. Am Freitag vormittag wurde in einer kleinen Kiefernschonung in der Nähe des städtischen Krankenhauses ein etwa 3 Monate alter Knabe tot aufgefunden, der offen bar dort von seiner Mutter ausgesetzt und in der Nacht erfroren ist. Nahrungssorgcn dürften die Ursache des Verbrechens sein, für das eine verheiratete Fabrikarbeiterin in Frage kommt. StiMmhterungen an der deutschen SstseeWe. Während die Sturmflut in der Silvester nacht besonders in den Badeorten, an der Odermündung und auf Niigen großen Scha den angerichtet hat, haben durch die zweite Sturmflut- und Hochwasserperiode dieser Tage in erster Reihe die Ortschaften im Bezirk von Köslin ungeheuer gelitten. Noch ist der ganze Umsang der jüngsten Verheerungen nicht zu übersehen, soviel steht aber leider jetzt schon fest, daß es sich um eine Elem-entarkatastropbe handelt, wie sie diUe Gegenden Deutschlands kaum je zuvor erlebt haben. Im einzelnen sind die von Sturm und Wasier anaericltetcn Verteerungen noch durch folgende Mitteilungen zu ergänzen: Au« KSSlin wird vom Sonnabend gemeldet: Bei Funken tagen drang die See drei Meter weit in die Düne ein. In Sorenbohm steht die Dorf« straße völlig unter Wasser. Man räumt so schnell wie möglich alle Ställe, für die Ein« siurzge'ahr besteht. Die bedrohten Einwohner bringen itre Habe fort, und in Eile werden Abzugsgräben gezogen. Trotzdem steht das Wasser im Hotelzimmer bei Junghans höher als- neulich. In Bauernhnsen sind mehrere Gehöfte von der andauernden Sturmflut be sonders bedroht. Die hohe Düne wurde voll ständig fortgerissen In Nest stehen sämtliche Häuser unter Wasser. Die Verwaltung der elektrischen Strandbahn sendet Wagen nach Nest,, die die Einwohner mit ihrem Hab und Gut autne^men sollen. Das Fischerdorf Nest liegt auf einem Kilometer breiten Land streifen zwischen der Ostsee und dem Jamun- der See. Die Landstraße nach Groß-Möllen ist unter Wasser. Bei Deep steht die über das Tief führende Brücke vollständig unter Waller- Auf der Strecke von Laase nach Damkerort Hut die See an drei Stellen die Landenge durch brochen und fistlet in einer Breite von 200 Metern in den Buckower See. Die Einwohner versuchten vergeblich, nach Laase hin Verbin dung zu bekommen. Der Weg ist abgeschnit ten, die Fernsprechverbindung ist gestört, so daß man in Laase, von woher diese Nach- richt stammt, nicht weiß, ob die Einwohner auf der Flucht vor den Elementen ihrer Schi fe beraubt find. Freitag abend stand das Wasser bereits in einem Haufe bis zur Fensterhöhe; soweit sich niit dem Fernrohr ernennen läßt, schlagen die Wellen von der Seeseite über den Dachfirst hinweg. Damkerort ist vollständig binweggelpült. Wie viele von den Emwoh^ nern noch am Loben sind, weiß man nicht. Von Köslin aus sind ein Leutnant, sechs Unteroffiziere und zweihundert Mann Milit.ir zur Hilfeleistung entsandt worden. Für die Truppenteile werden Wagen bereit gehalten, um die Helfer noch bis zum Abend nach Laase zu bringen. Auch bei Neuwasser steht ein Ge- höft unter Wasser. Die Landwege sind dort ebenfalls überflutet. Das Bauerndorf Wussecken und das Fi scherdorf. Buddemsdors stehen unter Wasser. Letzteres ist rings von den tosenden Fluten eingeschlossen, so daß es von jeglichem Ver kehr abgeschnitten ist. Das Dorf Labus, das ebenfalls am Jamunder See liegt,, ist zum Teil überschwemmt. Das Wasser au" der Landstraße nach Neuenhagen reicht teilweise bis zur Brusthöhe, namentlich am sogenannten Scheitelgraken. Die letzten Meldungen vom Sonntag lau- ten: Das gestern zur Rettung der durch das Hochwasser bedrohten Einwohner von Damker ort ausgesandte Militär wurde von der Sta- ston Schübben-Zanow mit Wagen abgeholt. Die Mannschaften versuchten von Wussecken aus über Eventin-Abbau nach dem Knadter- Walde vorzudringen. Dadas Wasser aber ge stiegen war und die dünne Eisdecke brach, so versanken die Mannschaften bis zu den Hüften in den Fluten. Die Mannschaften mußten des halb in Repkow und Wussecken einquartiert werden. Einem Fischer und einem Journa listen gelang es, bis zum Laaser Vorwerk und der Hütte des Tagelöhners Proll vor« zudringeu, die feit Tagen von aller Welt ab- geschnitten waren. Vom Prohlschen Hause aus drangen beide über die überschwemmte Land zunge zwischen dem Buckower und Jamunder See weiter vor, indem sie auf allen Vieren krochen, um nicht auf der dünnenEisdecke ein zubrechen. Das ganze Laaser Vorwerk war ' is auf ein Haus geräumt. Das Wasser stand fußhoch in den Stuben. Einem Deeper Ei gentümer war es gelungen, mit seinem Sohne nach vierstündiger mühevoller Arbeit, bis an den Hals im Wasser watend, nach Damkerort vorzudringen. Sie fanden dort auf der höchsten Höhe der Düne die ganze Einwohnerschaft vor. Diese hatte die Nacht in dumpfer Ver zweiflung in dem westlichen Gehöft des Dor fes zusammengepfercht verbracht. Gegen 7 Mr morgens kehrte der Eigenttimer in einem Boote unter großen Schwierigkeiten nach Laase zu rück. Infolge des großen Zuflusses aus dem Buckower See steigt das Wasier des Jamun der Sees andauernd. Falls der Wind von Osten nach Westen umspringen sollte, dürfte die Situation für Laase sehr gefährlich wer den. Heute früh versuchte das Militär, bis Laate vorzudringen, was ihm aber nicht ge lang. Zu allem Unglück ist der Rand des Sees, auf dem die Boote sieben, eingefroren "o daß dieft nickt gebrauchsfähig sind, Nach den neuesten Sonntag abend in Kös lin eingelongten Nackrickten soll es der Hun dertköpfigen Einwohnerschaft Von Damkerort gelungen sein, sich einen Weg nach dem be- nachbarttn DoAe Steinort zu bahnen und den Ort zu erreichen. In Lasse und Damkerort spielten sich während der Sturmflut furchtbare Szenen ab. In den beiden Dörfern, die völlig vernichtet sind, stieg das Wosser am Sonnabend vormittag innerhalb zweier Stunden so schnell, daß die Bewobner nichts als das nackte Leben retten konnten. Das von den hereinstürzenden Wellen erschreckte Vieh konnte nicht mehr losgemacht werden und ertrank in den Ställen. Sonstige Verheerungen in Ost- und Weftpreutzen. Sehr übel mitgenommen ist das Modebad Eranz, wo der ganze Seesteg uud die Ufer« vromenade zerstört sind. Auch hat die rasende See das Damenbad kurz und klein geschlagen 'nid fortgespült. Am meisten aber dürfte die ^teilftifte von Rohnen bis Warnicken gelitten laben. Nähere Einzelheiten fehlen noch. In folge der Schneeverwehungen hat sich eine grö ßere Reihe von Verkehrsstockungen ereignet. Der Nordoststurm und die Sturmflut hatten in Danzig zunächst eine völlige Einstellung des Schiffsverkehrs seewärts zur Folge. In Dan« üg-Buckt bat die Sturmflut am tollsten im Secbadc Zoppot und auf der Halbinsel Hela gewütet. In Zoppot sind in erster Linie die Badeanlagen schwer beschädigt. Der Schaden wird aus etwa 30 000 Mark geschätzt. Auch der Seesteg hat stark gelitten. Die Anlagen der Strandvromenade sind nahezu vernichtet. Die dahinterliegenden Tennisplätze sind wie ein See, der breite Nordstrand, an dem sich im Sommer hauptsächlich- das Zoppoter Strand leben abspielt, ist gleichfalls ein See. Die T-luten baben auch Teile des im Februar verunglückten Flugzeuges „Westpreußen" an den Strand gespült, und zwar die Gondel und Teile der Tragflächen. Die langgestreckte Halbinftl Hela ist an sechs Stellen von der ratenden See durchbrochen, Steg und Strand« vromenade auf Hela sind zerstört. Das Waller flutet bis in das Dorf Hela. Auch die Ost mole des Heiser Halens ist stark demoliert. Bon den äußeren Rettungsstationen der Dan« zig-Bnckt ist Grollendorf völlig verrücktet, Kappehn arg verwüstet, Leba in großer Ge tabr. Die Ortschaft Karwenbtuch droht ein Opf^r des Hochwassers zu werden. Die Wel len gehen hoch darüber hinweg, und die Men. scheu sind in Gefahr. Es ist ein Exttazug mit 34 Marinemannschaften sowie der Frei- willigen Putziger Feuerwehr zur Hilfeleistung nach Karwenbruch abgegangen. Der Putziger Strand ist vollständig weggespült. Die See promenade ist teilweise abgestürzt. » * Telegraphisch wird uns noch gemeldet: KöSUu, 12. Jan. Heute nacht ist starker Frost etngetreten, dem ein ziemlich starker Schnee» fall oorausging. Der Sturm ist vollständig ab- geflaut, eS weht ein leichter Westwind. Nach Wifseken kann man die vereiste Landstraße zum Verkehr benutzen. Der See ist vollständig zuge froren und ermöglicht den Verkehr. Depeschen vom 12. Januar. Berlin. (P r i v. - T e l.) Zu den Mel- düngen des Pariser Blattes „Excelfior", wo nach die rchsisch-französische Diplomatie bereits durchgefetzt hätte, daß das türkische Armee- korps nicht dem General Liman von Sander unterstellt werde, wird an amtlicher Stells mitgeteilt, daß diese Nachricht den Tatsachen vorauseilt. Bisher ist im h-iesigen Auswärti gen Amte davon absolut nichts bekannt ge worden. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß inzwischen eine Altersgrenze bei der Besetzung des obersten BeMshaberpostens in der Tür kei empfohlen worden ist. Ob General Liman von Sander hiervon mitbetroffen wird, bleibt abzuwarteu. Berlin. Von der „Straßb. Neuen Zei tung" wird bezüglich der Telegramme des Gerichtsvorsitzenden, des Generals Pellet Nar« bonne, an Jagow und Oldenburg mitgeteilt, daß am Sonnabend vormittag 10,45 Uhr auf dem Straßburger Postamt zwei Telegramme aus,gegeben wurden mit folgendem Inhalt: „Freigesprochen. Besten Gruß Pellet." Die Telegramme wurden an die Adressen Jagow- Bevlin und Oldenburg-Januschau (Westpreußen) gesandt. Da nun der Vorsitzende des Mili tärgerichts v. Pellet Narbonne heißt und die Telegramme von einem Offiziersburschen auf gegeben wurden, so kann kein Zweifel dar über bestehen, daß der Gerichtsvorsitzende und der Absender der Telegramme identisch sind. Außerdem wurden die Telegramme zu einer Zeit ar/gegeben, wo die ersten Pressevertreter trotz Benutzung von Automobilen noch nicht ans dem Telegraphenamt angelangt waren. Sie müssen also bereits vor der öffentlichen Verkündigung des Urteils niedergeschrieben worden sein. Konstanz. (P r i v.« T e l.) Neue große Schneefälle laben in den letzten Tagen die Gegend um den Bodensee heimgesucht. Um mittelbar daraus kam ein Föhn und taute die Schneemassen auf- Die Jll, der Kickenbach, die Dregenza usw. sind über die Ufer getre- ten. Bei Aeschaach ist die Aach über die Ufer getreten und hat verschiedene Ortschaften unter Wasser gefetzt. Die Wohnungen mußten ge räumt werden. Die Feuerwehr wurde nach Unterloftleg und nach dem Exerzierplatz von Wesau zu Hilfe gerufen. Von Lindau ist Mili tär zu Hilfe geeilt. Viele tausend Menschen schweben in höchster Lebensgefahr. Jauer. Ein tragisches Ende fand eine deutsch- russische Familie, die auf einem Rittergut in der hiesigen Gegend beschäftigt war. Die sieben köpfige Famile wollte, um daS Reisegeld zu sparen, zu Fuß in ihre Heimat zurückkehren. Unterwegs wurde sie von einem eisigen Schnee- sturm überrascht und vom Wege abgetrieben. Alle sieben Personen wurden erfroren aufgefunden. Das jüngste Kind war erst ein Jahr alt. Brüssel. Bei Esschene geriet ein mit zehn Tonnen beladener Kohlenwagen auf eine abschüs sige Stelle, wobei er mit einem Kleinbahnzuge zusammenstieß. Fünf Waggons deS ZugeS wur den hierbei zertrümmert, vier Personen getötet und elf schwer verletzt. Lüttig. Die Verwüstungen, die daS Hoch wasser in den Tälern der Maaß und Sombre an gerichtet hat, sind außerordentlich schwerwiegender Natur. Ein großer Schneefall, der gestern über ganz Belgien niederging, hat die Lage noch ver schlimmert, da die Schneemaffen die Bäche und Flüsse noch mehr anschwellen ließen. Der Eisen bahnverkehr wird zwar noch aufrecht erhalten, doch haben bereits eine beträchtliche Anzahl von Kleinbahnen, die das ganze Land durchziehen, den Betrieb einstellen müssen. Der Schaden ist sehr groß. Paris. Auf dem Güterbahnhof in Marseille wurden gestern aus einem Eisenbahnwagen 2000 Patronen neuester Konstruktion, die für das Ar senal in Toulon bestimmt waren, gestohlen. Von den Dieben hat man keine Spur. In Militär- kreisen erregt der Diebstahl die größte Auflegung. London. Die Meldungen aus Südafrika sind weiter beunruhigend. Wie aus Prätoria gemeldet wird, wurde gestern der Belagerungs zustand über Transvaal erklärt. Die Mobili sierung von 60000 Mann bürgerlicher Miliz ist mit großer Schnelligkeit erfolgt. AuS verschie denen Teilen deS Lande« kommen alle kriegS- tüchtigen Männer im Alter von 16—60 Jahren mit Pferden, Flinten und Proviant für drei Tage versehen, herbei. In Johannisburg herrscht die Auffassung, daß der Streik ein Kampf bis aufs Messer ist, wobei die Regierung Aussicht auf den Sieg hat, wenn sie mit Energie gegen die Streikenden vorgeht. Johannisburg gleicht einer belagerten Festung.
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