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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.12.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190712316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19071231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19071231
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-12
- Tag 1907-12-31
-
Monat
1907-12
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.12.1907
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fit ärztlichen Rat einhvlte. Die Begegnung mit dem Herausgeber der .Zukunft" war rein zufällig und die Prinzessin plauderte mit ihm nach erfolgter Vorstellung lediglich über literarische Fragen Da« gegen wurde deS Grasen Moltke nicht einmal Er- wähnung getan. — Am Sonnabend wurden auf Schloß Schwaneck bei München Prof Schweninger und seine Frau (die Nichte de- Grafen Moltke) durch eine GerichtSkommisfion auS Berlin ver nommen. DaS Ergebnis wird in der Verhandlung am heutigen Montag mitgetetlt. OertNcheS und TSchstscheS. HoheufteiN'Eruftthat, 30 Dezember 1907. *— Nuu ist - wieder soweit, um Abschied von dem alten Jahre zu nehmen und auf da» neue anzustoßen. Al« ein Greis und müder Wanderer wird das alte Jahr dargkstellt, al» junger und forscher Bursche da» neue. Mit Wucht wirft er den Alten vom Throne und übernimmt da« Zpler als Attribut seiner Regierung. Lebrn»lust lacht ihm au» den Hellen Augen. Auf seinen vollen, roten Lippen scheint die Frage zu schweben: WaS kostet die Welt?! N chtS braucht er zu zahlen, man überläßt sie ihm freiwillig, jubelt ihm zu und drängt sich danach, unter sein Zepter zu kommen In froher Erwartung setzt jeder die schönsten Hoff nungen auf 1908. Wa» in dem ablaufenden Jahre mit der «bösen Sieben" schlecht war, muß ja nun besser werden, alle», alle» muß sich wenden. Wenn wir unser Teil zu der Wandlung beitragen, umso schneller und sicherer! Die Straße, die zu dem neuen Jahre führt, pflegt ja mit guten Vor sätzen gepflastert zu sein. Doch wa» hilft'», wenn der Geist willig, da» Fleisch aber schwach ist. Im Augenblick beseelt alle jedenfalls nur da» Beste. Wir treffen unsere Vorbereitungen zum würdigen Empfang de» neuen JahreS Wir denken bereits an Karpfen in Bier, an lieblich duftende Pfann- kuchen und die dampfende Punschbowle, mancher vielleicht auch an daS Schrecklichste der Schrecken — den Haarwurzelkatarrh. Wer zu mitternächtiger Stunde eine Frage an da- Schicksal richten will, versieht sich mit dem dazu Nöligen, wie auch Scherzarttkel nicht fehlen dürfen. An die Lasten, die in da- neue Jahr mit hinübergenommen werden müssen, zu denken, find die meisten weniger geneigt. Nun, jede Stunde fordert ihr Recht. Wetterau-sicht für Dien-tag, den S1. Dez.: Trocken, ziemlich heiter, schwache Luftbe- wegung, Frostwetter. *— Der sächsische Landtag wird bekanntlich am 8 Januar nach den beendeten Weihnachtsferien seine Tätigkeit wieder aufnehmrn und voraussicht lich noch zweimal — zu Ostern und zu Pfingsten — FeiertagSferien nehmen müssen. In eingeweihten Kreisen rechnet man nämlich bereit» mit einer Landtagssession bis in den Monat Juli hinein. Go arbeitsreich wie diese, war wohl noch keine der früheren Sessionen, und obwohl die Zweite Kammer in mehr als 40 Sitzungen schon eifrigst genug ge arbeitet hat, lassen die noch vorliegenden Aufgaben auf eine ungewöhnlich au-gedehnte Session mit Sicherheit schließen. Vielen Abgeordneten wird die Au-stcht, bi- zum Gommer in der Residenz verweilen zu müssen, nicht gerade angenehm dünken. * — Laud- und La«-e-k«lt»rre»ten. Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß den 31. Dezember ds». IS. die Land- und LandeSkul- turrenten auf den Termin Weihnachten 1807 zu bezahlen sind. Da sich die Fälligkeit dieser Renten an den TerminStag bindet und nach dessen Verlauf gegen die Säumigen sofort mit BeitreibungSmaß- regeln vorzugehen ist, so mögen sich die Beteiligten mit -er Bezahlung beeilen, umsomehr, al- sonst noch Kosten entstehen. * — Dar verdoppelte Woh»«»g--el-zusch«ß au die sächsische» Staatsbeamta«, der al- .Weihnachtsgeschenk" der Regierung noch nor Weihnachten erwartet wurde, wegen der umfang, reichen Vorbereitungen jedoch nicht mehr erfolgen konnte, wird am 31. Dezember gleichzeitig mit dem Monatsgehalt« zur Au-zahlung gelangen. * — Keine Einführung de- EtrezeKelche-. Auf die Eingabe de» LandeS-Medizinalkollegiums, dieEinfüh ung de-Einzelkelche- bei derAbendmahlS- feier betreffend, hat daS sächsische Konsistorium jetzt geantwortet, daß eS zwar die Vermehrung der Abendmahlskelche angeregt habe, daß e» aber, so lange bloß die Möglichkeit, nicht auch die Tatsächlichkeit von Gesundheit-schädigungen durch Benützung deS gemeinsamen AbendmahltkelcheS erwiesen sei, Bedenken tragen müsse, die Einführung deS Einzel- kelches allgemein anzuordnen. * — Gedenket der dardenden Bv-elwelt! Dieser Mahnruf ergeht an alle Tierfreunde, nach- dem der Winter eingekehrt ist und die Schneedecke der kleinen gefiederten Welt die Nahrung im Freien entzogen hat. * Hohenßein-Erußthil, 30. Dez. Vorigen Sonnabend hielt die Freiwillige Feuerwehr 2. Komp im Stadthaus ihre JahreSschlußfeier ab, zu der sich zur Fnude aller auch einige Ehren mitglieder eingefunden hatten. Der B.such seitens der Mitglieder war ein recht zahlreicher, ebenso waren eine große Zahl Geschenke gestiftet worden, die zur Veilosung bezw. zur Auktion gelangten. Der hieraus erzielte Erlös fließt der Unterstützungk- kaffe für verunglückte und m Not geratene Käme- raden zu. Die ganze Feier war von echtem Wehrmannsgeist beseelt. Beim Schein deS Christ. Fiumes wurde manch ernste- und heitere- Wort, ! -^rgangenhei^ aid Gegenwart beleuchtend und für " 0 kuns^/^jter Treue auffordernd, gesprochen. Nur zu^<. itschwanden die schönen Stunden und nach fgx manchen scheinbar viel zu früh, trennte sich , ""tuchen,üchterverei« hielt gestern abend in seinem »„x.nSlokal .Hotel GewerbehauS" sein diesjähriges Chrjstbaumvergnügen ab. Die Veranstaltung ,ar seilen- geladener Gäste und Mitglieder seh zahlreich besucht. Mannigfache ielt di« Teilnehmer bis in die jrühen Morgenden in fröhlicher Stimmung I zusammen, zumal Küche und Keller deS Herrn Grabner nur vorzügliche» boten. * — Der Mä«ner-es«»t»erei» .Humor" hielt gestern abend im Saale de» grauen Wolf ein Tannenbaumvergnügen ab, da- über«»- gut be- sucht «ar. An dem Tänzchen, dat bi- 2 Uhr währte, nahm man regen Anteil. DerRtu,- »»dGportkrostklub.Sandow" trat gestern abend im Altstädter TchützenhauS erst- malig mit einer WeihnachtSaufführung vor die breitere O.ffentlichkett. Wie der dichlbesetzte Saal bewies, hat der noch junge Verein sich bereits sehr viele Gönner und Freunde erworben. Die Leitung hatte für die Aufführung rin wirklich gediegenes Programm auiqestellt, dessen erste Nummer daS Auftreten von Trapez-Kraftturnern bildete. Schon diese Nummer schlug vorteilhaft ein. Dem folgenden Vortrage eines Kouplet« durch einen zwar jugend- lichen, aber ganz perfekten Komiker wurde gleich, fall» reger Lpplau- gezollt. Lebhafte- Interesse und laute Bravorufe ernteten die Uebungen mit den Zentnergewichten, sowie die drei GigeA al- Stuhlhandstand-Akrobaten. Mit einem »ielbelochten humoristischen.Drombeeder" Quartett endete der erste Teil deS Programm-, während der zweite Teil mit Marmorgruppen in 7 Darstellungen einsitzte, die ebenfalls reichen Beifall fanden. Drei Turner an den Ringen zeigten hierauf eine Auswahl schwieriger Uebungen und der schon oben erwähnte Komiker brachte sodann noch einmal da- ganze HauS in fidele Stimmung. Den Schluß bildeten griechisch, römische Ringkämpfe. Prächtige Gestalten konnte man hierbei in den verschiedensten Posen sehen. Ein reichliche- Pensum herkulischer Kraft wurde verbraucht, und Siegern wie Besiegten wurden leb- hafte Zeichen der Anerkennung dargebracht. Alle in allem waren die Besucher von dem Gebotenen, einschließlich deS nachfolgenden flotten Balle-, auf- höchste befriedigt, während dem Verein„Sandow' die Erfolge seines ersten öffentlichen Auftreten- ein Ansporn sein werden, auf der betretenen Bahn wacker fortzuschreiten * — Dtedßohl. Ein auf der Oststraße woh nender Weber W. hatte vom letzten Liefern her den gelamten Verdienst, in einem Geldtäschchen befindlich, auf den W^bstuhl gelegt. Am 2. Feier- tag erhielt die betr. Familie mehrfach Besuch und mußte später die Wahrnehmung machen, daß obenerwähnte- Geldtäschchen mit Inhalt ver- schwunden war. Der Verdacht, den Diebstahl au»geführt zu haben, lenkte sich auf einen am 2. Feiertag in der Wohnung mit Anwesenden. Die hiervon benachrichtigte Polizei fand bei demselben noch einen Teil de- gestohlenen Geldes, während er den anderen Teil mit Familienangehörigen in Chemnitz verbraucht hatte. Bei dem vorge- nommenen Verhör gestand er die Tat ein und gab al- Beweggrund in der Familie herrschende Not an, wa- in diesem Falle der Wah, heil ent- sprach. Da- Geldtäschchen wurde später von Polizeibeamten in einem Tchleuseneinfalloch auf- gesunden. * — Urlaub-Wirkung. > Recht eigentümliche Wirkungen scheint auf manche Marsjüuger der Weihnacht-urlaub au-geübt haben. So ließ ein Soldat vom 133. Regiment auS Zwickau auf dem hiesigen Bahnhof Helm und Tornister im Stich U'ber den Verbleib de- Mannes verlautet noch nicht-. Auch von einem Soldaten des 104. Re- gimentS in Chemnitz wird gemeldet, daß derselbe nach Ablauf deS Urlaube- noch nicht wieder beim Truppenteil ein getroffen ist. * Ltchteusiet», 29. Dez. Schwer verunglückt ist gestern früh auf dem Höhndorfer Kohlenwerke .Vereinigtfeld" der 21 Jahre alte Bergarbeiter Max Werner insofern, als ihm durch herembrechende Steinmassen da» rechte Bein förmlich zerschmettert wurde. DaS Befinden deS Verunglückten, der sich in 8 Tagen verheiraten wollte, gibt zu Bedenken Anlaß. * Hvhudvrf, 29. Dez. Zu dem in voriger Nummer gemeldeten Lelchenfunde wird weiter be richtet, daß ein Verbrechen ausgeschloffen ist Die in Frage kommende Mutter hatte, erst in 2 Monaten ihre Niederkunft erwartend, noch an demselben Tage vormittag- schwere Arbeiten verrichtet und nachmittags den Ehebund mit einem hiesigen Berg arbeiter geschloffen. Nach dem sie selbst erschreckenden Vorgänge rief sie sofort Hilfeleistung herbei. Die Sektion der kleinen Leiche fand gestern nachmittag in Gegenwart eines Vertreters der Königlichen Staatsanwaltschaft statt. Nach dem Ergebnis der Sektion ist den Angaben der Mutter Glauben zu schenken. * Glaucha«, 29. Dez. Von dem Inhaber der Firma Otto Boeßneck ist ein schon früher zu Wohl- fahrt-zwecken gestifteter Kapital für die Beamten und Arbeiter der hiesigen Firma auf 30 000 Mk und für diejenigen der Niederlassung in Mülsen St. Micheln auf 40000 Mk erhöht worden. * Dresden, 29. Dez. Für die Ersatzwahl im 8. Dresdner Landtag-Wahlkreis, der durch den Tod de» freikonservativen Abgeordneten Kunath er- ledigt ist, wurde nunmehr von der sächsischen Re gierung der Termin anberaumt. Die Wahlmänner- Eisatzwahlen sollen am 8., S. und 10. Januar, die Wahl deS Abgeordneten am 22. Januar statt finden. Leipzig, 29. Dez Im EmpfangSgebäude de» Dresdener Bahnhofs am Bahnsteig 3 ereiguete sich gestern vormittag ein schwerer Unfall. Die Vor- jpannmaschine des Personenzuges, der 8 Uhr 48 Min. von Dresden über Riesa hier rintriffl, >uhr infolge Versagen- der Bremsvorrichtung über den Prellbock hinaus und bohrte sich direkt in die Slirnwand des Stationsgebäude» ein. Et liegt dort dat Schirrmeisterztmmer. Zwei Beamte, die sich darin befanden, konnten sich glücklicherweise noch durch daS Fenster retten. Ebenso kamen die Führer der beiden Lokomotiven durch einen Sprung zur Seite davon. Da- in Mitleidenschaft gezogene Schirrmeisterzimmer bietet einen trostlosen Anblick. Im Innern liegen im «irren Durcheinander zer- iptilterte Bureaumöbel, Mauersteine, Gchreibuten- siiien, und über all diesem steht da» schwarze Elsrnungrtüm, einen beißenden Rauch verbreitend. Der schwere Schornstein der Vorspannlvkomotive ist durch die Wucht det Anpralles glatt abrafiert »orden. Außerdem hat die Maschine am Vorder- teil, am Kessel und an den Führung-zylindern schwere Defekte aufzuweisen. Der Materialschaden ist sonach ziemlich bedeutend Große Verwirrung entstand durch den mit weithin hörbarem Krachen erfolgten Anprall unter den Zug»paffagieren. In den verschiedenen Wagenabteilen lagen Menschen und Waren wie ein unentwirrbarer Knäuel durch einander. Verschiedene Eierfrauen, die beim Ein- fahren in die Station die Eier schon ausgenommen hatten und die nun mit ihren schweren Lasten gegeneinander geschleudert wurden, haben schweren Verlust erlitten. Die betreffenden Wagen waren mit einer einzigen Eiersauce wie übergossen. Daß dabei auch die Kleider schlecht we,gekommen find, kann man sich denken. Ein Passagier wäre durch ein herabfallendt- schwere- Gepäckstück beinahe ge fährlich verletzt worden. In einem anderen Wagen wurde eine Frau, die ein Kind auf dem Arm hatte, an die gegenüberliegende Wand geschleudert, kam aber, wie auch das Kind, mit unwesentlichen Hautabschürfungen davon. Es herrschte allgemein ein großer Schrecken. Die Leute versuchten aus den Wagen zu springen usw. Jeder wollte sich in Sicherheit bringen. Mit den Räumungsarbeiten hatte man den ganzen Vormittag zu tun. Der Verkehr ist jedoch in keiner Weise beeinträchtigt worden. ' Leipzig, 28. Dez. In Leipzig-Plagwitz war am 28. Dezember ein Rotschimmel nebst einem Langholzwagen von der Straße weg gestohlen war- den. In einer zu der Ortschaft Eschefeld bei Froburg gehörigen Waldung wurde der Schimmel, der ziellos berumirrte, aufgesunden und nunmehr an seinen Eigentümer zurückgegeben. Der Lang, holzwagen fehlt noch. * Penig, 29. Dez. Der Handarbeiter Ferd. Bretschneider zog sich durch einen Sturz von der Treppe einen Schädelbruch zu, an dessen Folgen er, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, gestorben ist. * Kocktsch bei Mittweida, 29. D»z. Wie schon kurz gemeldet, hat am Freitag nachmittag gegen 4 Uhr der 43 Jahre alte Gchachtmeister Karl Ludwig Nimz seine 34 Jahre alte Ehefrau Lina geb. Rauch auS Mittweida erschossen und hierauf sich selbst schwer verletzt. Hierzu ist noch folgendes mitzuteilen. Der aus Schlesien stammende Schacht meister Niemz war beim Jadustnebahnbau be- schäftigt und wurde als zuverlässiger Mann ge- schätzt. Gein Verdienst war ziemlich hoch, so daß er recht gut au-kommen konnte. Leider huldigte Nimz übermäßigem Alkoholgenuffe und dann blieben unangenehme Familienszenen nicht au». Nimz bewohnte seit einigen Wochen mit seiner Familie eine Mansardenwohnung im Müllerschen Hause. Den Weihnachtsabend hat die Familie Nims in der üblichen Weise gefeiert. Den beiden Kindern, welche die Frau mit in die Ehe gebracht hatte, zwei Knaben im Alter von 12 und 11 Jahren, «urdc reichlich beschert, der Stiefvater hatte selbst die Geschenke vor dem Feste eingekauft. Auch während der Feiertage haben die im Par terre wohnenden Müllerschen Eheleute, denen daS Hau- gehört, nichts wahrgenommen, wa- auf eine nahe Katastrophe schließen könnte. Am Freitag früh ist Nimz nach seiner Arbeitsstätte gegangen und mittags hat ihm der älteste Sohn da- Essen nach dem Bauplatze gebracht und gewartet, bi- eS der Vater verzehrt hatte. Der Junge ist dann wieder nach Hause gegangen Bald darauf hat auch Nimz das Baugelände verlassen. Nachmittag- l/,4 Uhr traf er in seiner Wohnung ein. Die Frau »eilte zurzeit mit ihren Kindern bei der Familie Müller und ging auf den Ruf ihres Mannes sofort nach oben, während die beiden Knaben noch unten blieben. Kaum hatte Frau Nimz ihre Stube betreten, so wurde im Parterre Lärm vernommen und nach wenigen Minuten fielen zwei Schüsse. Nimz halte seine Frau nach der Schlafstube gedrängt und ihr dort eine Kugel in den Kopf geschossen. Die Frau brach sofort tot zusammen. Nimz schoß sich nun ebenfalls eine Kugel in den Kopf und stürzte neben seinem Opfer nieder. Den sofort hinzugeeilten Hausbewohnern bot sich ein schrecklicher Anblick. In der Schlaf stube lag die blutüberströmte Leiche der Frau und in der Türöffnung nach der Wohnung zu der Mörder. Unweit davon stand noch der geschmückte WeihnachtSbaum Auf sofort erstattete Anzeige wurde die Uebersührung des Schwerverletzten nach dem Mittweidaer Stadtkrankenhause angeordnet. Dort ist Nimz, wie bereits mitgeleilt, noch im Laufe der Nacht, ohne das Bewußtsein wieder er- langt zu haben, verstorben. Bemerkt sei noch, daß Nimz seine Frau schon wiederholt mit dem Tode bedrohte. * Freiberg, 29. Dez. Aus verschmähter Liebe schoß sich m Kletnwalter-dorf der 22jährigeSchweizer W-lly Uhle mit einem Revolver in die linke Brust felle. Ec wurde schwerverletzt in dat Freiberger Krankenhaus gebracht. ES besteht wenig Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten. * Crimmitschau, 29. Dez. Als am 2. Feier- tag eine Frau, die im „Oveum" ein Glas Bier geholt halte, in der Badergaffe am Mühlgraben ankam, wurde sie von dem in übermäßiger Fest- stimmung befindlichen Handarbeiter W. umarmt, worüber die Frau derart erschrak, daß ste das GlaS fallen ließ, das selbstredmd in Scherben ging. Der Angetrunkene kam ebenfalls zu Fall, wobei ihm in den Glasscherben sämtliche Adern und Flechsen der rechten Hand zerschnitten wurden und er infolge deS sehr starken Blutverluste» befinnungslo» in» Krankenhaus gebracht werden mußte. .. * Ntrderschlema, 29. Dez. Gestern früh fand man aus dem hiesigen Bahnhof zwischen den Gleisen liegend einen der Bremser vor, die den gegen '/,b Uhr morgens in Zwickau nach Aue abfahrenden Güterzug begleiten. Der an den Unterschenkeln schwer Verletzte wurde mit dem nächsten nach Zwickau verkehrenden Personenzuge in da» dortige Kreiskranktnstift überführt. * J,han»ge,r-e»ßadt,2S.Dez Beim Ruscheln auf der steilen Straße am Güdrnde des Markte» fuhren gestern zwei Kinder in die Pferde eine» zweispännigen Schlitten». Da» Mädchen büßte durch einen Hufschlag ein Auge et«, der Knabe erlitt einen Beinbruch. * Plaue» i. B., 28. Dez. Einer Blutver- giftung ist ein junger Offizier vom 134. Infanterie- Regiment zum Opfer gefallen. Leutnant Georg Hache, der mit dem Regiment von Leipzig hierher gekommen, seit 1. Dezember aber zum Train- Bataillon Nr. 12 nach Dresden kommandiert war, hatte sich dort eine geringfügige Verletzung an der Lippe zugezogen, die er wohl nicht genügend be achtet haben muß; denn e» entstand eine Blutver. giftung, an deren Folgen der erst 28jährige Offizier jetzt gestorben ist. * Löbau, 29. Dez. Eine merkwürdige Licht erscheinung wurde am ersten Feiertag, abend- 8'/, Uhr hier beobachtet. Während der obere Himmel liefet, undurchdringliche» Schwarz zeigte, bemerkte man am Horizont im Norden einen blauen und im Süden einen roten Lichtstreifen, die so hell waren, daß man auf der Landstraße deutlich die Schatten von Stamm und Aesten der Straßen- bäume bemerken konnte. Wahrscheinlich handelt eS sich um daS Zodiakalltcht. * Zittau, 29. Dez. Der Soldat Kühn vom hiesige» Infanterie-Regiment Nr. 102 ist gestern an Genickstarre gestorben. Kleine Ghesnik * Allerlei. Exzellenz Hinzpetcr, der ehemalige Erzieher Kaiser Wilhelms, ist gestern nacht im 81. Lebensjahre in Bielefeld gestorben. — Der Kurs rückgang des Jahres 1907 beträgt für 450 Wert papiere im Durchschnitt 23'/, Prozent und ist im einzelnen teilweise sehr bedeutend. Am ärgsten mit genommen wurden die Anteile der Bergwerks- und Hüttengesellschasten, Maschinen-, Zement und Papier fabriken. — Der König von Schweden begnadigte die wegen Ermordung eines Briefträgers zum Tode verurteilten Deutschen Winther und Scholkemeper. — Der Bilderskandal in München, wo etiva 400 falsche Lenbachbildcr entdeckt wurden, zieht weitere Kreise. Auch Bilder Böcklins, Defreggers und Grützners sind geschickt gefälscht worden. Die Fälschungen kamen aus Berlin, Wien usw. — Die Pferdcschlachtungcn stiegen im Jahre der Fleisch teuerung in Preußen von 81312 auf 97 494. Berlin stand mit 13006 an der Spitze. — In Sonneberg wurde auf der soeben in Betrieb genommenen Glas hütte „Blcchhammer" durch eine Explosion großer Schaden angerichtet. Zwei Arbeiter wurden schwer verbrannt. Der Materialschaden ist bedeutend. — Gegen einen Münchener Schnellzug wurde bei Mühl acker ein Stein geschleudert. Die Fensterscheibe eines Abteils 3. Kiassc wurde zersplittert, ein Reisen der durch die Splitter verletzt. — Der in Trier unter dem Verdacht, den Strausberger Eisenbahn frevel begangen zu haben, verhaftete Schlosser Bongert ans Mecklenburg ist ein harmloser Landstreicher. — Fu einem Hamburger Eisenbahnzug erschoß Lch, wie dem „Berl. Tgbl." aus Lübeck berichtet wird, ein Student, der ohne. Fahrkarte in Oldesloe den Zug mit einer Bahnsteigkarte bestiegen hatte und dabei abgesaßt worden war. Die Persönlichkeit des Selbst Mörders, der ohne alle Barmittel war, ist noch nicht ermittelt. — Bom Tode ereilt wurde am 2. Weih nachtsseiertag in Eilenburg der Handarbeiter Kienitz, als er seine Tochter, die mit ihm Weihnachten ge feiert hatte, nach dem Bahnhöfe begleitet und dort von ihr Abschied genommen hatte. Roch im Vesti bül des Bahnhofes sank er plötzlich um und war auch sofort tot. Er Ivar einem Herzschlag erlegen. Einen Gewinn von 160000 Kronen machte in Warns dvrf in Böhmen ein 25 Jahre alter Arbeiter, der für 4 Kronen ein Los der 39. österreichischen Staats- wohltätigkcitslotterie gekauft hatte, auf das der Haupttreffer fiel. Der glückliche Gewinner ist ein Waisenkind, stammt aus Budweis, wo zwei Ge schwistcr von ihm leben und wohin er nun als reicher Mann übersiedelt. — In Ingolstadt sind in einem Festungsgraben fünf Knaben durch eine dünne Eisdecke Angebrochen. Einem Herrn gelang es, vier davon zu retten, der füntte, Sohn eines Tagelöhners, ist ertrunken. — Während des Gottesdienstes in der Stadtkirchc zu OberleutenSdors versuchte sich der 20jährige Dvvrarek aus Zaber» wegen unglücklicher Liebe zu erschießen. — In dem 4 Kilometer lange» Straßen-Kanal der Sorokcarcr Straße i» Pest er folgte abends eine Explosion. Infolge der Stickgase wurden zahlreiche Personen mehr oder minder schwer verletzt. Neber 20 Wohnhäuser wurden stark be schädigt. Neber die eigentliche Ursache der Explosion ist nichts bekannt * Eistnbahnunfällt. In Falkenberg überfuhr der Schnellzug 104 das auf „Halt" stehende Haupt signal Halle -Sagan-Kottbus und fuhr einem ein laufenden Güterzuge in die Flanke. Vom Schnell zug entgleiste die Lokomotive und vom Gnterzug wurden vier Wagen umgeworfen. Ji» Schnellzug befand sich der Grvßherzog von Weimar. In seinem Wagen wurden nur einige Flaschen zerbrochen. Von den anderen Reisenden erlitten einige geringfügige Verletzungen. — Im Wiesbadener Hauptbahnhof lief der Pcrsoncnzug 306 auf einen Prellbock aus. Vier Reisende wurden leicht verletzt. — Bei Hagen in Westfalen, an schrankenloser Stelle, überfuhr ein Pcrsonenzug ein Fuhrwerk Zwei Personen wurde» chwer verletzt. — Gestern morgen sind auf der Strecke der Staatsbahn Budapest Agram bei Tam- bovar zwei Lastzüge zusammengestoßcn, wobei ein Zugführer getötet und mehrere Beamte schwer verletzt wurde». Zwölf Waggons sind total zertrümmert. * Tie Ermordung eines Majors. Aus Atte» stein in Ostpreußen, wo der Major im 10. Dragoner- regiment v. Schönebeck erschossen aiifgeftinden wurde, wird weiter gemeldet: Tas Haus liegt allein in der Nähe des allen Ordensschlosses und ist von Garte» and iimgcbc». Ter Major schlief allein im Erd geschoß, seine Familie dagegen im ersten Stockwerk. f)cr Bursche entdeckte die Tat am Morgen des zweite» Vcihnachtstages, als er seine» Herr», der einer Jagdeinladimg z>> folgen gedachte, wecke» wollte. Nebe» der Leiche lag der Armecrcvolver, aber nicht
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