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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190707285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19070728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19070728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-07
- Tag 1907-07-28
-
Monat
1907-07
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.07.1907
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in den Fällen von großem Nutzen, in denen et sich um die Feststellung der VerstcherungSpflicht und um die Beurteilung der Erwerbsfähigkeit handelt. Im Interesse der Arbeitgeber und Arbeiter ist deshalb die Einrichtung solcher Lohnbücher ange- legentlichst zu empfehlen. * — verband Sächfischer Industrieller. Wie die „Sächsische Industrie", Organ deS Verbandes Sächsischer Industrieller, in ihrer Nummer 20 vom 2b. dsS. Mts. mitteilt, wird der Gesamtvorstand deS Verbandes Sächsischer Industrieller im August zu einer Sitzung zusammentreten. Gegenstand der Beratung wird unter anderem der Entwurf eines Gesetzes betr. Abänderung des Wahlrechts zur Zweiten Ständekammer, sowie der Entwurf eines Scheckgesetzes sein. * — Die neue kriegsmäßige graugrüne Uniform wird zurzeit auch für die beiden sächsischen Armeekorps in den Werkstätten hergestellt, sodaß in nicht zu ferner Zeit die Kammern mit diesen einheitlichen Kriegsgarnituren auSgestattet sein werden. Die Anstalten für Militäreffekten haben Auftrag, in der Herstellung der mattbronzenen Uniformknöpfe, welche viel kleiner als die bis herigen sind und eine erhabene Krone zeigen, ein rascheres Tempo einzuhalten. * — Zur Vorsicht mahnt der folgende Fall, der aus Zwickau berichtet wird. Eine junge Dame kam beim Gebrauche des Haarbrenneisens an einen Zelluloidhaarkamm, dieser fing Feuer und setzte das Haar der jungen Dame in Brand. An- wesende konnten glücklicherweise rechtzeitig Hilse leisten. * Hohenstein-Ernstthal, 27. Juli. Morgen Sonntag findet die Platzmustk auf dem Altmarkte von 11 bis 12 Uhr mittags statt. Es werden ge spielt: 1. Marsch „Husaren voran" von Lüdeke; 2. Lustspiel-Ouverture von Käler-Bäla; 3. „Deutsche Herzen", Walzer von Schneider; 4. Finale a. d. Op. „Zemire und Azor" von Spohr; 5. Hochzeits-Pot pourri von Reckling; 6. Orientalischer Marsch von Hefft- * — SountagSveraustaltuvgen. Der morgige Sonntag wird für unsere Stadt wieder abwechS- lungsreich an Veranstaltungen sein und wenn die Wettervorhersage das hält, was sie verspricht, dann haben wir auch richtiges Sonntagswetter zu er warten. In erster Linie verweisen wir auf das Neustädter Schützenfest, das heute Sonnabend abend beginnt (das nähere Programm ist aus dem Inseratenteile des Hauptblattcs zu ersehen). An weiteren Veranstaltungen sind vorgesehen das 9. Stiftungsfest der Riege „Saxonia" von der Turnerschaft Hohenstein-Ernstthal, das im „Logen haus" mit Theater und Ball und anderem reich haltigen Programm begangen wird. Im Hotel „Drei Schwanen" wird der hiesige Kutscher- Verein seinen Stiftungsball abhalten. Im Gast haus „zur Zeche" hält der Allgemeine Turn verein sein diesjähriges Schauturnen ab und außerdem wird daselbst die Konzertgesellschaft Max Müller aus Chemnitz gastieren. An Abwechslung wird es morgen also nicht fehlen. * — Der Naturheilverein begeht am Montag in seinem Vereinsgarten einen Familienabend mit Illumination. Zugleich verweisen wir auch hier mit auf die Licht- und Luftbäder, die jetzt während der Ferien namentlich für die Schuljugend durch fleißige Benutzung zu einem Gesundheitsborn sondergleichen werden können. Das Nähere hier über ist aus dem Inseratenteile zu ersehen. * — Tragisches Geschick. Ein recht tragisches Geschick hat einen von hier stammenden jungen Mann betroffen. Vor 5 Jahren wanderte der da- mals 21 Jahre alte Handschuhzuschneider Korb von hier, trotzdem er zum Militär ausgehoben war, aus, um sich an der französischen Grenze von Werbern zur französischen Fremdenlegion in Afrika unwerben zu lassen. Aber der strenge Dienst und das Klima behagten dem jungen Manne nicht. Er unternahm Schritte, um von der Legion wegzu kommen, aber leider vergebens. Vor 2 Jahren nun erhielt seine hier noch lebende Mutter die Nachricht aus Marseille in Südfrankreich, daß ihr Sohn im dortigen Militärhospital als Geisteskranker untergebracht sei und sein Zustand das schlimmste befürchten lasse. Vermutlich ist nun der junge Korb dem Wahnsinn ganz und gar verfallen, denn die Angehörigen haben seit dieser Zeit noch kein Lebenszeichen von ihm oder der Anstaltsleitung er halten. Hoffentlich hält dieses Erlebnis so manchen jungen Deutschen von unüberlegten Schritten zurück. * — Eine Marderfamilie haust seit längerer Zeit in der Hinteren Kunzeschen Stadtgutscheune an der Blsmarckstraße und hat unter dem Geflügel- bestande der Marktgegend schon großen Schaden angerichtet. Seit einigen Tagen wurde die aus den Alten und drei Jungen bestehende Raubtier« samilie abendlich von 10 Uhr an von der Hinteren Gaststube des „Cafä Reichskanzler" aus auf ihrem nächtlichen Raubzuge beobachtet und es ist auch schon behördliche Abschußgenehmigung erteilt worden. In der vergangenen Nacht ist das männliche Raub tier m eine im Hempelschen Grundstück aufgestellte Klappfalle eingegangen und lebend gefangen worden. Es ist ein prächtiges, ausgewachsenes Exemplar. Welchen Schaden diese Raubtiere anrichten, beweist wohl allein schon der Umstand, daß einem Besitzer bis jetzt gegen 20 Tauben den Mardern zum Opfer gefallen sind. * — Diebstahl. Dieser Tage wurde aus einem Hause der Dresdnerstraße ein Kinderbett gestohlen. Die polizeilichen Recherchen nach dem Diebe sind im Gange. GcrSdorf, 27. Juli. Einen empfindlichen Schaden erleidet Herr Gutsbesitzer Steinbach hier, indem ihm gestern ein Pferd an der von den Pferdebefitzern so gefürchteten Krankheit Genick starre verendete. — Der kürzlich auf der Goldbach straße in trunkenem Zustande und mit Verletzungen aufgesundene, in einer hiesigen Ziegelei beschäftigte Ziegeleiarbeiter Krinzc ist aus dem Krankenhause wieder entlassen worden und kann seiner Beschäfti gung bereits wieder nachgchen. * Erlbach, 27. Juli. Bei der Berufs- und Betriebszählung am 12. Juni wurden hier 11Kb (1905: 1186) Einwohner gezählt, darunter 553 männlichen und 602 weiblichen Geschlechts, die sich auf 256 Haushaltungen verteilten. * Mülsen St Jakob, 26. Juli. Die Spatzen- plsge nimmt hier strichweise derart überhand, daß die Schäden in den Getreidefeldern sehr merklich werden. Hundert-, ja tausendweise liegen die Sperlinge im Hafer, der noch gegenwärtig in der Milch steht, und saugen die weichen Körner aus, wobei noch massenhaft Körnchen zu Boden geworfen werden. ' Neukirchen i E. 26. Juli. Die hiesigen Grundbesitzer haben mit Herrn Thumann, Tief bohrgesellschaft m. b. H. in Halle a. T., und Herrn Kaufmann Dreyerhoff-Zwickau einen Kontrakt ab geschlossen, demgemäß sie ihre unterirdische Boden- fläche zum Preise von 600 Mark für den Acker an diese Herren verkaufen mit dem Bemerken, daß bei Auffindung von Kohlen der Betrag alljährlich in vier gleichen Raten bezahlt wird. An der Stoll- berger Straße hat ein dort ausgestellter Bohrturm bereits über 100 Meter tief gebohrt. * Ehemuttz, 26. Juli. Beim Abbruch der alten Häuser am Markte, an welcher Stelle das neue RathauS errichtet werden soll, wurde der Handarbeiter Otto Blank von einer umstürzenden Mauer getroffen und zu Boden gerissen. Der Un- glückliche erlitt einen Schädelbruch, an dem er als- bald starb. — An dem Zaune des Friedhofs an der Reichenhainer Straße wurde heute früh ein Mann erhängt aufgefunden. Nach einem bei ihm vorgefundenen Wandergewerbeschein dürste es ein 52jähriger Handelsmann auS Kleinrückerswalde sein. * Dresden, 26. Juli. Das Kriegsgericht der 3. Division verurteilte die Infanteristen Richard Hermann Seifert und Paul Alfred Sieterl vom Infanterie-Regiment Nr. 103 in Bautzen wegen schweren und einfachen Diebstahls im Rückfall zu je einem Jahre Gefängnis und Versetzung in die zweite Klasse des Soldat» nstandes. Beiden wurden die Ehrenrechte abgesprochen. * Leipzig, 26. Juli. Ein beklagenswerter Unglücksfall ereignete sich heute mittag in der 12. Stunde in einer Wohnung des Grundstücks Martin straße 13 in L.-Anger-Crottendorf. Die 12 Jahre alte Tochter des Ratsboten Reuner goß beim Kochen von Tee Spiritus aus einer Flasche nach. Hierbei explodierte die Flasche und der brennende Spiritus teilte sich der Kleidung des Mädchens mit. Auf die Hilferufe eilten Hausbewohner hinzu, welche die Flammen sofort erstickten. Leider hatte die Unglückliche schon so schwere Brandwunden er litten, daß sie kurz nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus durch den Tod von ihren furchtbaren Schmerzen erlöst wurde. Auch ein in der Stube stehender Kinderwagen, in dem ein einjähriges Kind lag, hatte bei der Explosion Feuer gefangen. Das Mädchen hatte aber, ehe eS an seine eigene Rettung dachte, soviel Mut und Geistesgegenwart, daß es das Kind aus dem Wagen riß und auf den Tisch legte. So ist das Kind durch die heldenmütige Handlung des Mädchens vom Tode des Verbrennens errettet worden. — 80 Schreibpulte in einer Nacht zu erbrechen, muß selbst für die geschicktesten Diebe keine Kleinigkeit sein. Das Kunststück haben in der Nacht zum Mittwoch einige Spitzbuben fertig gebracht, die der bekannten Verlagsfirma Teubner in der Poststraße einen Besuch abgestattet hatten. Die eingeheimste Beule von etwa 100 Mk. barem Gelde und für 7 Mk. Postwertzeichen wird die so überaus tätigen Einbrecher allerdings etwas ent täuscht haben. * Leutzsch, 26. Juli. Von einem Straßen bahnwagen überfahren wurde heute mittag in der Hauptstraße das fünfjährige Töchterchen des Fleisch beschauers Thoß. Das Kind wollte vor einem Motorwagen noch über die Straße springen, es kam aber nicht rechtzeitig hinüber. Ehe der Wagen führer den Wagen zum Stehen bringen konnte, wurde das Mädchen umgeriffen. Die unglückliche Kleine wurde auf der Stelle getötet. * Laufink, 26. Juli. Der so jäh aus dem Leben geschiedene stud. theol. Johannes Lunder- städt aus Niederwiera bei Waldenburg, der durch Sturz vom Rade und Herzschlag hier verunglückte, wurde in der Parentalionshalle auf dem hiesigen Friedhöfe aufgebahrt. Drei Chargierte des Paulus hielten abwechselnd die Totenwacht. Vergangene Nacht wurde der Leichnam des Bedauernsw rten nach dem Geburtsorte Niederwiera übergesührt. * Frohburg, 26. Juli. Hart bestraft wurde ein aus dem Rittergut beschäftigter polnischer Arbei ter für seine Spitzbübigkeit. Er wollte Kirschen stehlen, fiel vom Baume und zog stch einen Ober schenkelbruch zu. * LeiSnig, 26. Juli. Beim Spielen am Muldenufer fi l der dreijährige Knabe des Brauers Kunath rn die Mulde und sand darin, da Hilfe nicht gleich zur Stelle war, den Tod. * Stauchitz bei Riesa, 26. Juli. Trotz deS wenig günstigen Wetters ist die Kirschenernte, die jetzt in hiesiger Gegend in vollem Gange ist, sehr reich ausgefallen Auf hiesigem Bahnhofe werden jetzt täglich rund 1000 Schwingen (gleich etwa 29 Pfund) Kirschen verladen, von denen etwa zwei Drittel nach Berlin, der Rest in die Chemnitzer Gegend versandt werden. * Zwönitz, 26. Juli. Eine heftige Gasexplo- sion hat am Donnerstag früh 3 Uhr im Hause des Kaufmanns Paul Ebersbach am Marklplatze gro ßen Schaden verursacht. Wahrscheinlich infolge des Walzens der Straße durch die Dampfwalze war außerhalb des Hauses ein Rohrdefekt ent standen, sodaß das Gas ausströnne und sich im Laden ansammelte. Als infolge des intensiven Gasgeruches mit Licht nach der schadhaften Stelle gesucht wurde, erfolgte die Explosion, die eine Wand zum Teil hinausgedrückl hat, viele Ver kaufsgegenstände, darunter Poczellanwaren, demo- lierte, Fenster durchdrückte und die Dielen vom Fußboden losriß. Zum Glück ist niemand schwer verletzt worden. * Rodewisch bei Auerbach, 26. Juli. Ein schwerer vnglückssall ereignete sich m der hiesigen Gasanstalt. Beim Aufziehen von Eisenstücken zum Bau eines neuen Gasbehälters riß die Kette bei Flaschenzuges und die zentnerschweren Eisenslücke stürzten auf den darunter stehenden verheirateten Arbeiter Krauß, der sofort eine Leiche war. * Markneukirchen, 26. Juli Großen Un willen hat hier eine an die Interessenten gesandte Verfügung deS städtischen Elektrizitätswerkes her vorgerufen, in der bestimmt wird, daß eS im Laufe des Winters nicht mehr möglich sein werde, wäh- rend der Lichtbrennzeit, also von 4 oder 5 Uhr nachmittags ab, Energie für Kraftzwicke abzugeben. Das Kraftnetz müsse daher von dieser Zeit an ausgeschaltet werden. Grund: die nötigen Ma schinen konnten noch nicht bestellt werden, da der Tladtrat noch keine Entscheidung über den Ankauf getroffen hat. * Plaue» i. B., 26 Juli. Eine verhängnis volle Anziehungskraft auf Selbstmordkandidaten üben unsere hohen Brücken im Stadtgebiet aus In der Nacht zum Donnerstag versuchte wieder eine junge Frau, die 30jäh:ige Ehehälfte eines Feuer mannes, nach einem Streite mit ihrem Gatten stch von der hohen Friedrich August-Brücke in die Tiefe zu stürzen. Glücklicherweise konnte ste beim Uebersteigen des Brückengeländers von herzusprin genden Leuten noch rechtzeitig zurückaehalten und der Polizei übergeben werden. — Wegen Blut schande wurde der 1859 in Gottesberg geborene Waldarbeiter Ed. Schädlich zu 2 Jahren Zucht haus verurteilt. Die 21jährige Tochter desselben, die Näherin Lina Auguste Schädlich, erhielt unter Zubilligung mildernder Umstände 4 Monate Ge fängnis zudiktiert. ' Halle a. S., 26 Juli. Ein gräßliches Un glück ereignete sich heute vormittag in der Freiim- felderstraße hierselbst. Dis Kinder Willy und Margarethe Bierbaum gerieten unter einen Motor wagen der Straßenbahn und erlitten solche Ver letzungen, daß der Knabe auf der Stelle rot war, das Mädchen aber mit schweren Kopfwunden in hoffnungslosem Zustande in die Klinik gebracht werden mußte. Den Führer des Wagens soll keine Schuld treffen, da die Kinder unmitt.lbar hinter einem Lastwagen die Straße kreuzen wollten und dabei direkt in den elektrischen Straßenbahn wagen liefen, sodaß das Unglück geschehen war, ehe die Kinder von dem Führer recht bemerkt werden konnten. * Reichenberg i B., 26. Juli In Hoffnungs tal wurden ein Gastwirt, dessen Frau und Mutter ermordet und das Hans ausgeraubl. Die Mörder sind unbekannt. Kleine GhvWuil. * Schwerer Automobilunglück Der Berliner Rentier Albert Rathenau ist beiKtssingen mit seine»« Automobil verunglück!. Er trug einen Armbruch und Kopfverletzungen davon, sein Begleiter, der Kissinger Hoteldtreklor Heim, wurde am Kopse ziem lich schwer ve, mundet, der Fahrer und der Dtenn erlitte:: lebenigesährltche V-rletzung-n. * DaS Urteil im Anarchiftenproze- In dem Mannheimer Anarchiste: penz-h an gen Abhaltun, einer Versammlung ohne polizeiliche Erlaubnis erfolg'e die Freisprechung der 29 Angeklagten, weil die Sach lage nicht genügend geklärt werben konnte. * Um die abgehaueue Hand. In tum Pivziß de» Br-Slamr Acvetier» Biewald, dem Kei Slraßen- lumullen eine Hand obgehauen wurde, Hal die vom Landgericht und vom Ober andcsgericht zur Zahlung einer Rente verurteilte Stavlgemeinde Bre»tau di» Revision bei dem Reichsgericht eingelegt. ' Lokomotivführers Heldenstück. In Schaff- Hausen am Rheinfall wüleie dieser Tage ein großer P tlvieuwbrand. Mit Getreide beladene Güter wagen im Werte von 80 000 Mk. waren sehr ge fährdet, wegen der Explosionsgefahr hatte aber vom schweizerischen Bahnpersonal niemand den Mut zui Rettung. La erbot sich der badische Lokomotivführer Gemple dazu. Auf seiner Maschine, begleitet vom Heizer und einem schweizerischen Eisenbahner, fuhr der Kühne durch die Feueigluien. Zum Schutzk gegen die herauflodrrnden Flammen und die furcht bare Hitze, die da« Atmen fast unmöglich machte, hatten die drei ihre Röcke über den Kops schlagen müssen. Glücklich gelangten sie zu den Wagen, koppelten sie an und dann ging'» mit Volldampf durch dir Flammt» zurück. * Angriff eines Geheimrats ans feinen Direktor. Eine Aussehen erregende Meinung geh! dem „Berl. Tagebl." au« Straßburg im Elsaß zu: Ein Geheimer Regierungsrat versuchte in die Wohnung eines Ministertaldirek-or« gewaltsam einzudringen. Sc wurde daran verh ndert und begab sich in ein Lokal. Auf Veranlassung des Direktor«, der die Hilse der Polizei in Anspruch nahm, wurde der Rat von zwei Schutzleuten un ersucht. Ein Revolver, mit dem er den Diuktor bedroht hüben soll, wurde jedoch nicht gefunden. Da er dem Vorgehen der Beamten Widerstand entgegensetzte, dürste sich der Geheimrat außer wegen Hausfrtedentbruch« wegen Beamtenbeleidigung zu veraniworlen haben. E« wird angenommen, daß nervöse Nrberreizung vorliegl. * Der Bauchaufschlttzer von Berlin. E ner amtlichen Meldung zufolge verletzte im Nordosten von Berlin ein wahrscheinlich geisteskranker Mann vier Kinder lebensgefährlich durch Stiche in den Leib; ein Kind ist bereit« gestorben. Es heißt, daß auch etn fünfte« Kind verbtzl worden sei. Das Polizei-Präsidium setzte eine Belohnung von 1000 Mark auf die Ergreifung tu« Täler« au», Alle Polizei-Reviera find angewiesen, möglichst viele Patrouillen aus die Straße zu werfen und ausmcrk- sam Ausschau nach dem Täter zu halten. Der Täter wird al« gutgekleidetrr großer Mann von 2b bis 27 Jahren beschrieben. * Sprung in den Rheinfall. In selbstmör derischer Absicht sprang ein junger Mann in den Rheinfall, wo er vor den Augen zweier Mädchen ertrank. Volher hatte er vergeblich versucht, ein« der Mädchen, da« seinen Liebe«antrag zurückwte», in da« Wasser zu stoßen. * Eine noble Müllerin scheint die Schau- spielertn Fräulein v. S. zu sein. Ste hat in Starn berg bei München eine Tagelihner«frau überfahren und schwer verletzt und ihr großmütig etn Schmer- zensgeld von — sage und schreibe — einer Reich», mark geboten, da« jedoch zu ihrer Überraschung abgelehnt wurde. * Ein Vielseitiger In Land«hut in Bayern starb der 79jährig« Pater Era«mu« Hering. Er sprach 38 neue und alte Sprachen. * Drei Spione wurden in Altzagorze in S«. lizien verhafte». Si- spionierten gleichzeitig für Rußland und für Oesterreich. Bet dem Versuch, dte Pläne der Festung Przemyll an Rußland zu verraten, wurden sie ertapp'. * Im Gewitterstnrm In Urano tn Italien wurden eine Anzahl Studenten, die morgens nach den Alpen ousgebrochen waren, auf de« Marsche von einem heftigen Gewttlerstur« überrascht. Der Blitz schlug mitten unter die Schar ein und tötete auf der Stelle den 26jährigen AlsonS Tolmeister au« Eichsfrld und den 18jährigen August Urban au« Tilsit. 5 andere Studenten wuiden verletz'. * Ein geisteskranker brastlianifcher Millio när versuchte in seinem Pariser Hotel durch die Scheibe seine- Zimmer« zu springen. Er zog stch furchtbare Schnittwunden zu, die sein Auskommen zweifelhaft machen. * Bersteigerung auS den Heldcngräbern. E« ist eiwa« schöne« um die P etät, wenn sie geübt wird, wie e« meist geschieht. Um so unangenehmer fallen Verstöße auf, wie seinerzeit bet dem Tode de« Fürsten Bi«makck, in dessen Sterbezimmer ein Unberufeneretndrang, um dieL-tche zuphoiographieren. Unvereinbar mit der Ehrfurcht vor der Majestät de» Tode« halten wir eS auch, wenn jetzt in Frösch- wetler im Unterelsaß, dem Mittelpunkt der Schlacht bet Wöcih am 6. August 1870, eine Versteigerung au» den Gräbern der damal« gefall-nen Helden für Deutschland« Ehre und Macht stattfinden soll. Da« dortige Bürgermeisteramt erläßt folgende Ankündigung: „Am 6. August 1907 sollen im Gemeindehaus öffentlich versteigert werden: AuSgegrabene Waffen stücke au« den Kriegergräbern von der Schlacht am 6. August 1870, 3b deutsche und französische Silber, münzen, 7 sranzöstschc Goldmünzen, 700 deutsche und französische Münzen verschiedener Prägung, Gewehrkugeln, Knöpfe usw." — Muß das sein? Die Gemeinde ist wohlhabend und auf den Erlö« der Versteigerung nicht angewiesen. Richtiger und würdiger ist e«, die Gegenstände einem Museum oder Krtegerverein zu überweisen. * „Dte rote Olga". Der Mocdprozeß Hau hat bereit» seinen Dichter gesunden. Im Scala- thrater in Breslau soll am 1. August ein Stück „Lie rote Olga" aufgesührt werden, dessen Inhalt der Karl«ruher Prozeß Han bildet. NeueAe Nachrichten und Depeschen vom 27. Juli. Brrlin Wie die „Deutsche Zeitung" eisährt, wird auch Fürst Bülow an der geplanten Zusam- menlunst des Kaisers mit dem Zaren in Danzig teilmhmen. Berti«. Der hiesige japanische Botschafter hat im Auftrag seiner Regierung dem Staatssekretär des auswärtigen AnueS das am 24. Juli diefts Jahres abgeschlossene neue Abkommen zwischen Japan und Korea im Wortlaut mitgeteilt. Berlin Glücklicherweise waren die ersten Nachrichten über die Bluttat im Norden von Ber lin (Siehe Kleine Chronik), welche von 5 hinge- mordetcn Mädchen sprachen, übertrieben Ein Kind hat sein LUnn unter den Händen des Unholds ge lassen, ein zweites Kind liegt aus den Tod dar nieder und die Aerzle hegen wenig Hoffnung aus Erhaltung seines Lebens; ein drittes Kind ist glimpfl chcr davong tommen und konnte bereits ver nommen werden. DeS Täters war man bis zur frühen Morgenstunde nicht habhaft geworden. Die Polizü nahm gestern zwar einer-etwa dreißig jährigen Mann in Hast, der von der erregten Volksmenge fast gelyncht wäre, doch konnte das dritte Kind, das er mißbraucht hatte, in ihm den Täler nicht wiedeccrkennen. In der Prenzlauer Allee sand ein Knabe unweit vom Tatorte auf einer Bank einen Zettel, der mit dem einen Teile einer ausemanbergenommenen Schere befestigt mar. Auf den» Zettel befand sich ein Totenkopf mit zivil Knochen und d.m Worte „Gift" darunter. Die beiden Seiten drs Zet>els enthalten folgende Worte: „Weich , weiche, rn 5 Minuten eine Lerche! Hier m der Nähr befindet sich ein Kinderräuber. Di-seu Zettel abgeben bei der Polizei. Ich habe ein Kind in der Belforter Straße, der Prenzlauer Allee und der Heincrsdo'fer Straße geraubt." Aus diesem Zettet schließt man, daß del Täter geisteskrank ist. Das Mordinstrument ist bisher nicht gesunden worden. Wahrscheinlich wurden die Kinder mit der andern Hälste der Schere verletzt Hamburg Der letzte AblösungSlranspmt für Südwcstasrita geht in Stärke von 800 Osfizieren und Mannschaften am 12. August ad, damit wären die vorgesehenen 2300 Ma in Ablösung befördert. Heilige: dämm. Punz Heinrich XVH1. von Reuß stürzte während eines Spazierritts mit den, Pferde, wobei er sich an den Schullern verletzte. Innere Verletzungen scheinen nicht vorzuliegen. Wiru Die Polizei verhaftete in einem hiestgtn Hotel zmn berüchtigte Mädchenhändler, nämlich Wols-Goldenbecg aus Warschau und Herm. Barsky, ebenfalls ein Russe. Der letztere harte bedeulenoe Geldmittel bei sich; er ist Agent eines öffentlichen Hauses in Buenos Ayres. Beide wurden, da ste ein 17jähriges Mädchen bei sich hatten, wegen des Verbrechens der Entführung ins Landgericht ein- gelii fert. BcrvtrrS. Die Polizei verhaftete drei aus Köln stammende Deutsche, welche bei einem Ein- biuchsdübstahl aus srischer Tat ertappt worden waren. Palermo. Aus Girgenti wird berichtet, daß gest rn eine neue Kundgebung sür den Exminister Nast statlgftuudeu Hal. Etwa 1000 Personen ver anstalteten eine Demonstration und Umzüge durch die Straßen. Truppen schritten ein, um die Kund-
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