Volltext Seite (XML)
««fördert wird »on betenden Händen. Wie hat der Herr unser Heiland svlch Belen selber geübt und den Leinen befohlen. O wahrlich, w«nn die Fürbitte, die so oft erbeten und versprochen wird, auch in dem selben Maße qeübt würdr, wie ander- müßte eS stehen auf dem Acker der Kirche. Darum, Gel-, lastet sie euch heute an- Herz, auf- Gewissen legen, auch für da- Wer! unsere* Gotte-kasten-, daß e- ihm gegeben s«, zu stärken, wa- da sterben will, auf daß die Brüder landauf landab auSharren im Bekenntnis ihres Glauben- und feste stehen gegen alle Versuchung der Verleugnung, daß der Herr weiter helfe und für die sonderlichen Ausgaben, die gerade in unseren Tagen unserer Kirch« erstehen, auch die berufen find zu arbeiten, fülle mit seiner Weis heit und Kraft, dem rechten Verständnis für di« Zeichen der Zeit und einem heiligen, in ihm gegründeten Wagemut. - l-r:: Daß solche Liebe, die dem Bruder im Glauben daS Herz in der Fürbitte zuwendet. dem Bruder auch die Hand auftul in Gabe und Opfer, versteht sich von selbst. O daß wir doch nicht karg sein wollten! Wem der Herr viel gegeben, von dem will er auch viel haben. Und er Hal ungleich gesegnet durch den Dienst unserer Kirche über Buten und Verstehen. Lastet eure Gaben heute und in den kommenden Tagen ein Zeichen sein und ein Zeugnis tiefempfundener Dankbarkeit, daß «ans ihnen abmerke, wie euch unter dem Sonnenschein und Tau gött licher Erbarmung da- Herz weich und weit geworden ist gegen ihn und die, die er an euch und an die er euch gewiesen, auf daß also daS Band der Gemeinschaft wie deS Glaubens so der Liebe sich knüpfe von Gemeinde zu Gemeinde, von Land zu Land, von Erdteil zu Erd teil, und auch wir in demselben Maße, als wir in Fürbitte und Gabe den Segen hinaustragen, von seiner Hand und aus seiner Gnade Segen und Wachstum und Stärkung unseres Glaubens und unserer Liebe empfangen, n t - > - Denn, Gel., zuletzt handelt es sich doch wie bei jeglichem christ lichen Liebeswerke, das wir treiben, nicht um Aeußerliches, sondern um das Höchste und Größte und Beste, um unser ewiges Heil, um unserer Seelen Seligkeit. Aus der Sorge um fie ist das Werk des evangel.- lutherischen Gotteskastens entstanden. Der Seelen Seligkeit, weil den rechten Glauben zu fördern, steht er auf seinem Posten an der Arbeit in den Ländern hin und her. Ist auch die Frage nach deinem Heil dir, mein Christ, brennend auf dein Gewissen gefallen, und hast du die rechte Antwort zum Frieden deiner Seele dir geben lasten durch den Dienst deiner Kirche, dann wird dir deine Mitarbeit am Werk« de- GotteSkastens immer größer, immer wertvoller werden und du selbst immer reicheren Gewinn für deine Seele davontragen. Wohlan denn, Gel., nicht nur um unserer lutherischen Kirche, nicht nur um unserer lutherischen Brüder, nicht nur um unserer selbst, nein, um unseres Herrn Jesu Christi willen, von dem und durch den und zu dem wir find und uns wissen: Bleibet fest in der brüderlichen Liebe! Gedenket der Gebundenen als die Mitgebundenen! Amen. Die Ev.-luth. Diakomssen-Anstalt zu Dresden zählt« am 31. D«z«mber 1906 440 Diakonissen, 98 Beischwestern, 103 Probeschwestern und eine Dorprobeschwester, in Summa 642 Schwestern, das sind 26 mehr als im Jahre vorher 7 Schwestern durften im Jahre 1906 ihr 25jähriges Jubiläum feiern, unter herzlicher Anteil nahme aller Glieder des HauseS. Auch 5 Johannilerschwestern lernten im Diakonistenhause. Der Kursus, der für Krankenpflegerinnen in Landgemeinden gehalten wurde und an dem 8 geeignete weibliche Per sonen teilnahmen, erwies sich als sehr segensreiche Einrichtung. Im Jahre 1906 wurden im Krankenhause der Diakoniffenanstalt 1545 Kranke verpflegt. Es handelt sich dabei um 41 569 Pflegelage. ES waren 431 Männer, 736 Frauen, 378 Kinder; davon sind gestorben 30 Männer, 37 Frauen und 25 Kinder. Abgesehen von den Kranken, die aus ihre eigene Rechnung, auf Kosten von Krankenkasten oder Pri vatpersonen verpflegt wurden, wurden 281 Kranke auf den Freibetten deS Krankenhauses, 89 auf den StaatSfreibetten, 108 auf Kosten des Augenkrankenheilverein- verpflegt. Auf Kosten de- Mutterhauses mußten 67 Schwestern verpflegt werden. Die außerdem zu dem Diakonisten-Mutterhause gehörigen An stalten: Siechenhaus BelheSda (mit Kinderheim, Blödenhaus und Marienschule), Station für Privatpflege in Dresden, Luisenstist in Niederlößnitz, Kleinlinderlehrerinnen-Seminar und Kleinkinderschule in Dresden, Magdalenen-Asyl (Talitha Kumi) in Niederlößnitz, Filialan stall in Zwickau — sie alle waren der Schauplatz vieler lreuer christ- licher Liebesarbeit, die nicht daS Ihre sucht, sondern hilft, um zu helfen. Von der Tätigkeit deS Diakonistenhause- nach außen sei erwähnt, daß Schwestern neu eingestellt wurden in 2 Stadtkrankenhäusern (Marienberg und Leisnig), 6 Gemeindepflegen und 3 Erziehungsanstalten. In Chemnitz bildete sich wie in anderen Großstädten ein Verein zur Bekämpfung der Schwindsucht. Er errichtete erst eine Fürsorge- stelle zur Beratung und einstweiligen Behandlung unbemittelter Schwind süchtiger und deren Familienangehörigen. Gleichzeitig faßte er die Er richtung einer Waldheilstätte für lungenkranke Männer und Frauen in- Auge, die diesen während der Sommermonate tagsüber Luft- und Liege kuren in kräftiger, staubfreier Waldluft bei angemessener Pflege und Ernährung vermitteln soll. Der Bau und die ganze Anlage ist jetzt bereits vollendet. Sie befindet sich, mit der Straßenbahn leicht erreich bar, in unmittelbarer Nähe der Stadt und doch ist sie, weil im Walde gelegen, von der Stadtluft frei Die Kranken kommen früh mit der Straßenbahn und kehren abends in ihre Stadtwohnungen zurück. In der richtigen Erkenntnis, daß sich die Aufgabe, die sich der Verein ge stellt hat, vielfach mit der Gemeindepflege berührt, wünschte der Verein-- vorstand für diese Waldheilstätte eine Diakonisse aus dem Dresdner Multerhause. Diese Schwester hat sich, wenn die Waldheilstätte ge schlossen ist, an der von der Fürsorgestelle ausgehenden Arbeit zu be- teiligen. Viel Sorge werden dem Vereine die WohnungSverhältniste seiner Pflegebefohlenen machen; denn wenn die Schwindsucht bekämpft werden soll, so muß dieser ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Was in Chemnitz und auch in Dresden unternommen worden ist, wird wohl bald auch anderwärts in Angriff genommen werden müssen. Kampf gegen die Unsittlichkeit. Eine tapsere Predigt. Um Mitte Oktober 1906 erließ Pastor Helweg in Jdeftruy auf Falster folgende Bekanntmachung in d«n Nykjöbinger Zeitungen: „Ich erlaube mir hiermit, die Jugend, besonders aus dem Kirch spiel Jdestruy, aber auch aus der nächsten Umgebung, zu bitten, nächsten Sonntag an unserm Gottesdienst hier in Jdestruy teilzunehmen, da es meine Absicht ist, über die Kindergeburten außerhalb der Ehe zu reden " Am Sonntag fand sodann der eigentümliche Gottesdienst statt. Die Kirche war von einer zirka 400 überwiegend junge Leute zählen den Versammlung gefüllt. Sie gingen gewiß alle, schreibt das „Nyk- jöb.ng Dagblad-, aus dem Gottesdienst in der Ueberzeugung, daß es dem Pastor Helweg gelungen sei, von seinem christlichen Standpunkt au- eine der Fragen zu beleuchten, die für alle von Bedeutung sind, und zwar fo zu beleuchten, daß ihr Ernst in die Sinne der Zuhörer eindrang. In einfachen Worten, die von Mitgefühl mit den Unglück lichen der Gesellschaft und von Verständnis für die schwierigen Seiten de- Ledens, die die Frage berührt, durchdrungen waren, legte der Prediger seinen Zuhörern ihre menschliche Verantwortlichkeit ans Herz; seine Rede war zu gleicher Zeit christlich und human. Nach dem „Nykjöb. Dagbl." bringen wir ein Referat über die Rede. Tie lautete folgendermaßen: Ich danke Ihnen, daß Sie auf die kleine sonderbare Einladung hin erschienen sind. Wenn ich gewünscht habe, von den flüchtigen Liebesverhältnissen zu reden, so hat das seinen Grund in dem, was ich al- Prediger erlebt habe. Ich war elf Jahre lang Wahlgemeinde Prediger, und innerhalb dieser elf Jahre ist es mir nicht ein einziges Mal widerfahren, daß ich ein uneheliches Kind in mein Kirchenbuch einzutragen hatte. Ich bin nur ein halbes Jahr in Jdestruy Prediger gewesen, und in der Zeil habe ich sechs uneheliche Geburten eingetragen, darunter eine, wo die Mutter ein Witwe von 40, und eine andre, wo die Mutter ein Mädchen von 15 Jahren war. MS diese letzte Ge burt mir gemeldet wurde, brannte es in mir: Dazu kannst du nicht schweigen. Der Stoff meines Vortrages ist wichtig, das ist wahr. Denn die Unflätigkeit hat sich des Geschlechtslebens bemächtigt, hat auf diesem Gebiet das Alleinrecht erobert und einen ganzen Worlvorrat in unsrer Sprache daraufhin entwickelt, einen Wortvorrat, der uns schaudern macht. Es ist mir begegnet, daß ich bei einem geisteskranken Manne saß, dessen Phantasien ihm gerade derartige Worte in den Mund legten; mir tat dies keinen Schaden, aber ich hörte an einem Knaben, der zugegen war, an seinem verständnisvollen Lachen, daß es bei ihm eindrang und seine Seele vergiftete. Es handelt sich nun darum, von dieser Sache nicht zu schweigen, sondern wahrhaft darüber zu reden, im kleinen wie im großen, wenn es auch schwierig ist. Es ist ja so, daß Gott Mann und Weib schuf mit der Kraft zu zeugen und zu einpfangen, und darum ist das Geschlechtsleben gut, und dieser ganze Stoff muß aus der Hand der Unflätigkeit gerissen und in unsrer Sprache geadelt werden. Sollte man meinen, daß dies nnt dem Evangelium das heule gepredigt werden soll, nichts zu tun habe, dann sage ich: Ja doch! Und ich will in mehreren Punkten daran an-