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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190707242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19070724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19070724
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-07
- Tag 1907-07-24
-
Monat
1907-07
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.07.1907
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partielle. Die Größte Verfinsterung wird 0,6 deS MonddurchmefferS umfassen. Um 4 Uhr 4 Min. tritt der Mond in den Erdschatten, geht bei unS aber schon wenige Minuten danach (4 Uhr 9 Min.) unter. In diesen wenigen Augenblicken steht er schon so tief am Horizont, daß wir in unseren Hebenden von ganz besonderer Gunst bezüglich der Reinheit der Atmosphäre beglückt sein müssen, wenn wir einen Moment die Erscheinung beobachten wollen. * — Las Wetter tm August. Die Witterung im August dürfte uns, wenn wir dem hundert jährigen Kalender Glauben schenken wollen, an fänglich große Hitze, vom 5. bis 19. aber zahl- reiche Niederschläge bringen. Vom 20. bis zum Schlüsse des Monat- soll sich da- Wetter dann veränderlich gestalten. Der bekannte Meteorolog Bruno Bürgel stellt für daS erste Drittel deS August mit Ausnahme der beiden ersten Tage drückende Wärme, Windstille und Trockenheit in Aussicht; um den 9., 10. und 11. soll die Bewölkung zu- nehmen und sich Gewitterneigung zeigen, vom 12. bis 18. aber dürfte eS dann wieder klares, heiße- Wetter geben. Vom 19. August ab steht veränder liche Witterung zu erwarten, es wird kühler, win dig und regnerisch, und erst die letzten Tage des Monats bringen wieder schön Wetter. Den 9. August bezeichnet Bürgel als einen kritischen Ter min von nur untergeordneter Bedeutung, den 23. aber als einen solchen erster Ordnung, der mög licherweise kurz zuvor Erdbeben, Vulkanausbrüche und Grubenkatastrophen herbeisührt. * - «iitkerschlacht-Natt-ual.Deukmal. Für das Völkerschlacht-National-Denkmal bei Leipzig sind bis jetzt insgesamt 769 017,54 Mark gesam melt worden. Dazu kommt der Ertrag der Lotte rien, die ebenso wie die Sammlungen fortgesetzt werden. Möge ihnen auch in Zukunft reicher Er folg beschieden sein! — Lose für die nächste Zie hung sind bereits wieder in unserer Expedition zu haben. * — Die Gesamteinnahmen der Sächsische« EtaatSeisendahuen vom 1. Januar bis 30. Juni d. I. betragen nach vorläufiger Feststellung 70 666279 Mark oder 3 288 124 Mark mehr als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. Hierzu trugen der Personenverkehr 23 282 059 Mark (331 338 Mark mehr) und der Güterverkehr 47 384 220 Mark 2 956 786 Mark mehr) bei. * — Stiftungen und Geschenke. Der Gesamt- betrag der Stiftungen und Geschenke im Königreich Sachsen, soweit sie überhaupt bekannt geworden sind, bezifferte sich im zweiten Vierteljahr 1907 für die Kirche auf 33 200 Mark, für christliche LiebeSwerke (Innere Mission und Gustav Adolf- Verein) auf 62012 Mark, für die Schule auf 78900 Mark und für daS allgemeine Volkswohl aus 2374710 Mark, sowie für sonstige Zwecke auf 864582 Mark, zusammen also auf L413404 Mark. * — Einziehung der «Ite» Künfzigpfeuutg- stücke. Dem Vernehmen nach soll nunmehr mit der Einziehung der alten Fünfzigpfennigstücke noch schärfer als bisher vorgegangen werden. So lange kein angemessener Betrag von dieser Münzsorte mit dem neuen Gepräge, also von '/,-Markstücken, vorhanden war, mußte bei der Herausziehung der alten Stücke auS dem Verkehr Vorsicht geübt werden, damit nicht etwa dieser selbst darunter litt. Jetzt fällt diese Rücksicht fort. Nach dem letzten MünzauSweis waren nicht weniger als für 105,7 Millionen Mark Fünfzigpfennigstücke im Verkehr, nachdem bereits für 37,1 Millionen Mark zur Einziehung gelangt waren. Eine Verkehr-erschwe- rung wird deshalb bei schärferer Einziehung der allen Münzen nicht zu befürchten sein. Es sind denn auch die öffentlichen Kaffen angewiesen worden, die betreffenden Münzen nicht nur in Zahlung, sondern auch zur Umwechselung von jedermann anzunehmen und dabei etwaigen Wünschen nach Umtausch gegen andere Münzen tunlichst zu entsprechen. * — „Dringende Pakete" werden bei allen Postämtern angenommen und dem Empfänger auf dem schnellsten Wege zugeführt. Die Beförderung dieser Pakete erfolgt mit den schnellsten Postzügen, also auch mit Eil- und LuxuSzügen, soweit die. selben für Postzwecke benutzt werden. Unter „Ein schreiben" oder „Wert" können dringende Pakete nicht versandt werden, Nachnahme ist dagegen zu lässig. Neben dem voraus zu bezahlenden gewöhn lichen Franko ist noch die dringende Gebühr von 1 Mk. und das Eilbestellgeld von 40 Pfg. (nach Landorten 90 Pfg.) vom Absender zu entrichten. * Hohenstein-Ernstthal, 23. Juli. Die zweite Kompagnie der hiesigen freiwilligen Feuerwehr feierte gestern abend in den Räumen des Logen- Hauses ihr diesjähriges Sommerfest durch Konzert und Ball. Außer zahlreichen anderen Ehrengästen waren besonders die Kameraden von der ersten Kompagnie in stattlicher Zahl erschienen. Der erste Teil des von der Vogelschen Kapelle in vor züglicher Weise zur Ausführung gebrachten Kon zertes fand im Garten, der zweite Teil im festlich geschmückten Saale statt. Während der Pause er griff der 2. Hauptmann, Herr Stadtverordneter Ad. Stütz ner, das Wort zu einer kurzen An sprache, in welcher er den Wunsch aussprach, daß das Fest einen alle Teilnehmer befriedigende» Ver lauf nehmen möge und in welcher er die erschienenen Ehrengäste herzlich willkommen hieß. Mit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf den hohen Pro tektor der sächsischen freiwilligen Feuerwehren, Te. Majestät König Friedrich August, schloß Herr Stützner seine Ansprache. Ein flotter Ball, der die Teilnehmer bis in die frühen Morgenstunden beisammenhielt, bildete den Abschluß der Feier. * — Der Gewerbeveretn Altstadt unternahm am Sonntag eine Besichtigungsfahrt nach der Kgl. Landesblindenanstalt in Chemnitz-Altendorf. Nach Anschluß an einen Chemnitzer Verein rählten die die Anstalt Besichtigenden über 300 Personen. In der Turnhalle der Anstalt wurden sie von Herrn Regierungsrat Müller als Anstaltsleiter begrüßt, der hier in einem einstündigen Vortrage die Ein richtung und den Wert der Anstalt behandelte. Der Herr Vortragende sprach den Wunsch aus, daß der Besuch zu einer weiteren Empfehlung der Anstalt führen möge, damit die Anstalt für ihre segensreichen Ziele weitgehende werktätige Unter stützung finden möge. Hiernach erfolgte in vier Abteilungen die Führung durch die Anstalt, die 38 Gebäude mit Kirche und Schulen umfaßt All gemein bewundert wurden die mit den neuesten Einrichtungen aufs praktischste ausgestatteten Küchen und Waschanstalten. Angenehm berührte die sicht lich zutage tretende Anhänglichkeit der Insassen an ihre Lehrer; ein blinder Knabe laS aus einer mit Blindenschrift versehenen Bibel eine Abhandlung tadellos vor. Die Ausbildung der blinden Knaben besteht hauptsächlich in der Herstellung von Korb- und Strohflechterei und in der Ausübung von Musik, die der blinden Mädchen in der Bürsten- und Strohdeckenfabrikation. Die gefertigten Artikel sind verkäuflich. Dir schwachstnnigen Insassen werden in der Oekonomie beschäftigt. Allgemeines Lob wurde der Anstalt gezollt. * — P ettschieße« der Gardekompagnie. Bei dem am Sonntag beendeten Pceisschießen der hiesigen pr'v. Schützengesellschaft Gardekompagnie errangen die Herren David Werner 1„ Hugo Winter 2., Ernst Göpel 3., Adolf Winter 4., Theodor Bohne 5., Paul Keller 6, Max Dähne 7, Julius Küchler 8., Emil Dähne 9, Karl Hecht- Stollberg 10 , Richard Schettler 11., Paul Pöhl mann 12., Rich. Sonnekalb sen. 13., ErnstKöhler 14., Emil Bohne 15., Gustav Rothe 16, Wilhelm Reuther 17., Robert Gleisberg 18, Louis Wapp ler 19., Bernhard Schubert 20., Emil T' iemer 21., Fritz Hoppe 22., Louis Koch 28. und Emil Wolf den 24. Preis. Die silberne Hochzeit-seier, die gestern unser AltstädterSchützenhauswirtHerrHermann Schmidt mit seiner Ehefrau Bertha beging, gestaltete sich in ihrem Verlaufe zu einer solch allgemeinen Charakter angenommenen Ehrung, daß wir es nicht unterlassen wollen, nochmals hiervon Notiz zu nehmen. Im Saale des Schützenhauses hatten auf der rechten Seite die zumeist wertvollen Geschenke Ausstellung gefunden; die prächtigen Blumenspenden nahmen, als ein sprechendes Zeichen der allgemeinen Beliebtheit des Jubelpaare-, fast die ganze Front der unteren rechten Galerie ein. Unter den Ge schenken befand sich auch das Ehrendiplom der Tcschin-Schützengesellschaft Hohenstein-Ernstthal, die Herrn Schmrvt zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt Halle. An der Festtafel nahmen über 100 Per- ? sonen teil; außer dem engeren Familien- und Ver wandtenkreise der weiteren Freundschaft, den im Schützenhause domizilierenden Vereinen und G.- fchästSkreisen angehörend. Den Familientoast brachte, alS dem Verwandtenkreise angehörend, Herr Hauck, technischer Lehrer an der gewerblichen Fortbildungs- schule, aus. Als Vertreter de- Allstädter Turn vereins feierte Herr Vorsteher E b er t und namens der Allstädter Schützengilde Herr Hauptmann Lange unter Ueberreichung der Festgefchenle das Jubelpaar. Tafelmusik, allgemeiner Liedergesang, Dankes- und andere Ansprachen wechselten einander ab. Während der Festtafel brachten auch der Ge sangverein „Arion" und der Kirchenchor von St. Christophori, die „Liedertafel", ihre Liederständchen. Ein flotter Ball, an dem sich das Jubelpaar fleißig beteiligte, schloß sich an die in der 12 Stunde aufgehobene stimmungsvolle Festtafel. Die schöne Feier dürste nicht nur dem Jubelpaare, sondern auch sämtlichen Teilnehmern in unvergeßlicher Er innerung bleiben. * — Ei» Kinderfest veranstaltete gestern nach mittag der 4. Zug der Freiw. Feuerwehr 1. Komp. Die Kinder amüsierten sich im Garten der „Wind mühle" vorzüglich. Für die Erwachsenen war ein Picknick vorgesehen. * — Ein Echwerbezcchter wurde in vergangener Nacht von drei Personen auf die Polizeiwache ge bracht, die ihn vor einer HauStür in der Schul straße liegend vorgefunden hatten. Der Aufgefundene, ein Langenberger Einwohner, halte es mit ehrlichen Leuten zu tun gehabt, denn es wurden bei ihm noch über 30 Mk. bareS Geld vorgefunden. Oberlungwitz, 23. Juli. Im unteren Orte hat Herr Fabrikant August Viehweg seine Wiese der Jugend als Spielplatz gewidmet. Es ist dies mit umso größerem Danke zu begrüßen, als gerade in diesem straßenreichen Viertel Automobile und Fahrräder den spielenden Kindern große Gefahren bereiten. * Ltchtenfteiu-EaUnberg, 22 Juli. Am Sonn abend nachmittag verstarb hier der Stadlwacht meister Lothar Röhnisch im Alter von 58 Jahren. Mit ihm ist ein Kämpfer aus großer Zeit und ein Beamter dahingegangen, der in langer BerufSzeit der Wohlfahrt unserer Stadt eifrig und pflichttreu gedient hat. * Dresden, 22. Juli. Die Königliche Fami lie, die sich zurzeit bekanntlich im Seebade Norder ney zur Erholung befindet, dürfte voraussichtlich Mette August von dort wieder nach hier zurück- kehren und alsdann das inzwischen nach Pillnitz verlegte Sommerhoslager beziehen. Der König wird am 18. August die Städte Radeberg und Puls nitz, und am 23. August die in Rabenau veran staltete Gewerbe- und Industrie-Ausstellung be suchen. Am 22. September gedenkt der König in Schandau einzutreffen, um der an diesem Tage dort stattfindenden Hauptversammlung des Gebirgs vereins für die Sächsische Schweiz beizuwohnen. * Leipzig, 22. Juli. Einem bedauerlichen Un- fall ist der in der Naumburger Straße zu Leipzig- Plagwitz wohnhafte, am 31. Dezember 1906 ge borene Knabe Friedrich Franz Otto zum Opfer gefallen. Seine Mutter halte sich auf kurze Zeit aus der Wohnung entfernt und hatte ihren Sohn im Kinderkorb liegend allein zurückgelassen. Als sic zurückkehrte, fand sie den Korb umgeschlagen auf und der hilflose Knabe, der unter die Betten zu liegen gekommen war, war erstickt. — Der frü here Zahlmeister Pappmahl vom Jnf-Regiment Nr 106 wurde vom OberkriegSgcricht Leipzig zu I Monat Gefängnis wegen Vernichtung einer Ur kunde verurteilt. Das Kriegsgericht der 2. Divi sion hatte ihn früher zugleich mit dem Obersten Pfeil sreigesprochen. Bezüglich des letzteren ver ¬ blieb eS bei der Freisprechung. — Wegen Unter- schlagung wurde gestern ein 24 Jahre alter Hand lungsgehilfe aus Doberstau verhaftet, der in einem Agentur- und Kommissionsgeschäft der Westvor stadt Stellung gefunden hatte. Derselbe war be rechtigt zum Kassieren, hatte dies auch prompt besorgt, hatte aber zum Nachteil seines Prinz palS nach und nach 3000 bis 4000 Mk. unterschlagen und in seinem Nutzen verwendet. * Rötha, 22. Juli. Der Kürschnerlehrling Kleinhändel, der mit dem Beizen von Fellen be schäftigt war, erlitt einen Krampfanfall und stürzte hierbei in daS Beizefaß, wobei er ertrank. ' Ottendorf bei Mittweida, 22. Juli. Eine hier auf Sommerfrische weilende Frau aus Chem- nitz ging gestern nachmittag mit ihren beiden Kin dern in den Wald spazieren, als plötzlich eine größere Kreuzotter ihnen in den Weg kam und das kleine Mädchen von 4 Jahren ins Bein biß. Trotzdem die Mutter die Wunde mit dem Munde sofort aussog und ärztliche Hilfe in Anspruch ge nommen wurde, liegt daS Kind schwer krank dar nieder. * Flöha i. Sa., 22. Juli. Baumeister Max Strunz aus Oberwiesa, über dessen Vermögen am 3. Mai d. I. das Konkursverfahren eröffnet wurde, worauf am 18. Mai die Verhaftung erfolgte, ist am 19. Juli aus der Untersuchungshaft geaen Stellung einer Bürgschaft von 2000 Mk. entlassen worden. * BnrkhartSdorf, 22 Juli. Einwohner vom benachbarten Klaffenbach fanden am Geländer der dortigen Mühlbrücke Rock und Hut des dortigen Einwohners Linus Weiser, der im hochangeschwolle nen Würschnitzbach ertrunken ist; man nimmt an, daß der Ertrunkene in der Schlaftrunkenheit ange nommen habe, er sei dort an der Brücke schon in seiner Wohnung, wo er sich niederlegte und dann in den Bach gefallen ist. Auf keinen Fall liegt Selbstmord vor. * Ehrenfriedersdorf, 22. Juli. Aus Anlaß des 500jährigen Jubiläums unserer Stadt prangt dieselbe in reichem Kranz-, Guirlanden- und Flaggen schmuck. Fahnenmasten, gleichsam eine endlose Via, ttiumplialm bildend, umgeben den schönen Marktplatz, von dessen Häusern sich der stolze Rathausbau mit den Jahreszahlen 1407 und 1907 wirkungsvoll abhebt. Die Feierlichkeit begann ge stern mit einem zahlreich besuchten Kommers im Festsaal: des Rathauses. An Ansprachen wurde das Ereignis der 500. Wiederkehr der Stadtgrün- dung gebührend gefeiert. Zahlreiche Fremde nah men außer der hiesigen Bürgerschaft an dem Kom mers teil. Musik und Böllerschüsse begrüßten den gestrigen Tag. Unter feierlicher Choralmusik und unter Glockengeläute begab man sich in langem Festzuge nach der altehrwürdigen Kirche zum Gottesdienste. Sämtliche Vereine beteiligten sich an dem Zug, auch die aus früheren Jahrhunder ten stammende Turmlaulbrüderschaft, welcher das Recht zusteht, zu allen festlichen Gelegenheiten die Glocken zu läuten. Als schönes Wahrzeichen führte die Brüderschaft eine an einem von zwei Personen zu tragenden Gestell aufgehängte Glocke mit sich. Unter zahlreichen uniformierten Körperschaften wirkten besonders wohltuend die Bergleute in Parade kleidung, die infolge des hier wieder ausgenomme nen Bergbaues zahlreicher erschienen waren wie bei früheren Anlässen. Herr Pfarrer Dr. Seidel hielt eine zu Herzen gehende Festpredigt, lobend und preisend den Herrn, welcher der Stadt gnä digen Beistand geleistet hat bis heutige - Tages. Nach dem Gottesdienst fand Frühschoppenkonzert auf dem Marktplatz statt, und am Nachmittag sammelte man sich auf dem Markte wieder zu fröhlicher Zecherrunde. Abermals konzertierte die Stadtkapelle. Den Glanzpunkt am Abend bildete eine herrliche Illumination. Zu Tausenden lust wandelte man m den tageshell erleuchteten Straßen. Gleichzeitig wurde ein Feuerwerk abgebrannt, das durch seine Vielseitigkeit interessierte. Balloergnü- gen bildeten den Schluß des gestrigen Tages. Nicht unerwähnt möge bleiben, daß aus Anlaß des 500- jährigen Gründungsfestes der Stadt aus Mitteln des Kunstfonds vom König!, Ministerium ein eher nes Standbild des Stadtgründers bewilligt worden ist, dessen Weihe aber erst im nächsten Jahre statt finden kann. * Ehrenfriedersdorf, 22. Juli. Die Plane eines hier aufgestellten Karussells geriet am Sonn tag nachmittag durch Werfen bengalischer Hölzer seitens der Kinder in Brand. Durch sofortiges Herabreißen des brennenden Planenteils konnte unberechenbares Unglück verhütet werden. * Zwickau, 22. Juli. Der am 14 Juli in Blasewitz verstorbene Rentner Karl Albrecht Günther, Gründer und langjähriger Besitzer des „Zwickauer Tageblatts", hat der Stadtgemeinde Zwickau 50000 M. zu einer Stiftung für bedürftige Buch drucker, Schriftsetzer usw. und deren Witwen und Waisen, 70000 M. für- entferntere Verwandte und Bekannte, sowie eine größere Geldsumme für das gesamte Peisonal, das am Todestage des Erblassers beim „Zwickauer Tageblatt" tätig war, vermacht. * Auerbach, 22. Juli. Vorgestern abend ist ein großer Teil von dem außer Betrieb stehenden Siedehaus der sogen. Hcndelschen Brauerei einge stürzt. Dos übrige Mauer- und Fachwerk zeigt große Risse und droht einzustürzen. Polizeiliche Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen sind getroffen. ' OelSniy i. V, 22. Juli. Starker Frost hat sich in der vergangenen Nacht in den Talein- schnilttn des oberen Vogtlandes vielfach schaden bringend bemerkbar gemacht. Durch ein Sinken der Temperatur bis auf —2'/, Grad Celsius find auf den Feldern das Kartoffelkraut, in den Gärt nereien aber die Bohnen, Gurken, sowie empfind liche Blumen total erfroren. * Plaue», 22. Juli. Der als gewalttätiger Mensch bekannte Brunnenbauer Reichelt, der vor Jahren schon einmal einen Schutzmann zu er schießen drohte, überfiel am Sonnabend abend auf dem unteren Steinweg den dort postierten Schutz mann Oesterreicher und versuchte ihn mit einem scharfen Messer zu erstechen. Im Moment des Angriffs wurde der gemeingefährliche Mensch be obachtet und überwältigt, sodaß die Tat nicht zur Ausführung kam. Bei dem Kampfe zersetzte der Täler dem Schutzmann die Uniform. Reichelt, der schon vielfach vorbestraft ist, ist in letzter Zett für Vergehen außer Verfolgung gesetzt worden, weil man ihn als unzurechnungsfähig bezeichnete. Die neuerliche Tat dürfte nunmehr dazu führen, den gefährlichen Menschen für immer unschädlich zu machen und ihn einer Heilanstalt zuzusühren. * Meißen, 22. Juli. Einen gefährlichen Spaß leistete sich vor einigen Tagen ein von Meißen heimwärts fahrender Gutsbesitzer. Unterhalb Zehren wurde er von einigen Bekannten, die er eingeholt hatte, ersucht, sie des schlechten Wetters wegen auf seinen Wagen bis in ihr Dorf, durch das er fahren mußte, mitzunehmen. Der Gutsbesitzer ent sprach ihrem Wunsche, setzte aber, als die Fahr gäste eingestiegen waren, sein Gefährt in ein so beschleunigtes Tempo, daß die Mitfahrenden be- fürchteten, der Besitzer deS Fuhrwerkes wolle in ihrem Dorfe nicht halten und durch das schnelle Fahren sie überhaupt am AuLsteigen verhindern. Deshalb versuchten zwei von ihnen den Absprung. Während dem einen dieser ohne Schaden gelang, kam der andere zum Fallen und schlug mit dem Kopfe so unglücklich auf die Straße, daß er sich außer anderen Verletzungen im Gesicht mehrere stark blutende Wunden zuzog. Der dritte Insasse mußte wohl oder übel die tolle Fahrt bis in das nächste Dorf mitmachen. * Zittau, 22. Juli. Mit einem Revolver er- schoß sich hier gestern nachmittag auf der Breite- straße der etwa 30jährige Fabrikarbeiter Zeiske- Den Grund zu dem Selbstmorde bildet der Um stand, daß Zeiske seit einiger Zeit von seiner Ehe frau verlaffen worden ist. Er soll mit einer ver heirateten Frau ein Verhältnis unterhalten haben, das nicht ohne Folgen blieb. Als die Ehefrau Zeiskes hiervon erfuhr, ging sie von ihm. ZeiSke verkaufte darauf die vorhandenen Sachen und ver- lebte eine Reihe guter Tage, alsdann kaufte er sich einen Revolver, mit dem er am Sonntag nachmittag auf offener Straße den Selbstmord beging. r Altenburg, 22. Juli. Zwischen den Eisen- bahn-Haltestellen Lehndorf und Paditz wurde am Sonnabend nachmittag der Eisenbahn-Strecken- arbeiter Michael Erler durch den von Leipzig nach Hof verkehrenden Alpensonderzug überfahren und sofort getötet. ' Halle, 22. Juli. Heute morgen wurde der stuck. weck. Walter Lipsky aus Dessau bei einem Duell in der Dölauer Haide durch einen Schuß in die Brust tödlich verwundet. LipSky wurde mittels Droschke in die Klinik gebracht, dort konnte aber nur noch der inzwischen eingetretene Tod konstatiert werden. Ueber den Vorfall verlautet, daß Streitig keiten bei einem Winzerfest im Zoologischen Garten, wo Studenten durch ihr Betragen Entrüstung er regten, die Ursache zum Duell war. Mordprozeß Hau. Der letzte Akt hatte die Spannung aufs höchste gesteigert. Der Andrang war geradezu fürchterlich. Man bot hohe Summen für Eintrittskarten, ohne seinen Zweck zu erreichen. Man schloß Wetten über den Ausgang des Prozesses ab. Inzwischen bildeten den Gesprächsstoff die neuen sensationellen Ereignisse: Die Erklärung des Angeklagten, daß er vermummt nach Baden-Baden gefahren sei, um seine von ihm still geliebte Schwägerin Olga vor der Uebersiedlung nach Amerika noch einmal zu sehen, und die Tatsache, daß der seil dem Mord abend verschwundene Diener Wieland d:r ermorde, ten Frau Medizinalrat Molitor in Kiel aufgesunde» und am Montag mittag zum Verhör in Karlsruhe eingetroffen ist. Weiter wurde lebhaft besprochen, daß der Gerichlsvorsitzende Dr. Eller kurz vor der Monlagsitzung mit dem Angeklagten Hau eine etwa halbstündige Unterredung unter vier Augen gehabt hat. Ein Polizeikommissar und vier Gen darmen hielten unterdessen das Zimmer besetzt. Gendarmen standen auch vor dem Gerichtsgebäude, vor dem eine Menschenmasse in drangvoll fürchte» licher Enge stand. Zum Schutze der Zeugin Frl. Olga Molitor, die wiederholt beschimpft und be droht worden ist, waren besondere Vorkehrungen getroffen. Am Sonntag hatten verschiedene Ge schworene, meist Schwarzwaldbauern, eine Lokal- besichtigung am Tatort in Baden-Baden vorgenom- men. Zu der Verhandlung am Montag, der der badische Justizminister beiwohnte, war auch der gelähmte Vater des Angeklagten, der frühere Reichstagsabgeordnete Hau, ein hochachtbarer Mann, auS Bernkastel a. d. Mosel in Karlsruhe ange kommen. Die Gewitterstimmung hatte sofort eine Entladung zur Folge. Als die Rede auf den nun mehr gefundenen Diener Wieland kam und der Verteidiger D . Dietz, übrigens ein früherer Land gerichtsdirektor, betonte, der Angeklagte habe bereits gesagt, daß Wieland in gar keiner Beziehung zu der Tat steye, sprach ein Beisitzer vor sich hv, der Angeklagte habe hier das Gegenteil behauptet. So fort war wieder ein Zusammenstoß fertig. Hau erklärt schließlich, er habe Wieland, der den Eindruck eines harmlosen, wenn nicht beschränkten Menschen mache, nie als Täter hingestellt. Er habe keinen Anlaß, ihn für den Mörder zu halten, könne aber auch nicht behaupten, daß er es nicht gewesen sei. Der Verteidiger wollte dann einen Herrn mit grauem Bart ausgekundschaflet wissen, der kurz vor dem Morde hinter Frau Molitor hergegangen sei. Der Vorsitzende verwies auf die Schwierigkeiten bei einer so allgemeinen und unzulänglichen Personal beschreibung. Es folgten neue Auseinandersetzungen wegen der Haltung des Staatsanwalts Dr. Bleicher vor dem Prozeß, im besonderen wegen Angaben in der Presse, die dem Angeklagten ungünstig waren und von einem Geständnis sprachen. Aus Befragen des Verteidigers, ob er mit seiner Ehe- frau feit dem Jahre 1903 nicht verkehren konnte, verweigerte der Angeklagte zunächst die Auskunft, er gab dann aber an, daß er sich wegen eines Frauenleidens seiner Frau Zurückhaltung aufer-
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