Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190706061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19070606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19070606
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-06
-
Monat
1907-06
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.06.1907
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
23. Bi- Schlag 9 Uhr pasfierten, oft scharf hinter- einanderfolgend, dann nach minutenlangen Pausen oder einzeln eintreffend die Nrn. 24, 3b, 26, 34, 12, 36, 32, 28, 3», 43, 44, 37, 30, 33, 41, 29, 38, 49, b4, 47, 50, 48, K6, 42, 50, 61, 63, 57, 82, 51, 52, 72, 45, 64, 21, 66, 68, 55, 67, 70, 86, 69, 77, 65, 58, 71, 81, 95, 80, 82, 83, 88, 75, 73, 100, 85, 101, 96, 92, 59, 89, 102. Man steht hieran«, daß di» Reihenfolge de- Start« in Dresden bis hierher schon eine ziemliche Verschiebung erlitten hatte Von sächsischen Teilnehmern passierten bi« 9 Uhr die Herren Albert Schwarz-Plauen i. V. (Nr. 8), Willy Pöge-Chemnitz (Nr. 34), Hugo BoeSneck- Glauchau (Nr. 42), Wolfram Eschebach-DreSden (Nr. 54), Emil QuaaS-Meeranr (dir. 72), Ritt meister d. Res. Alexander Pagenstecher-Ritteraut Steinbach (Nr. 82), Robert Vieweg-DreSden (Nr. 85), Achill. Lypr. Enfiezioglu-DreSden (Nr. 86), E. F. Gütschow-Dresden-A. (Nr. 88). Non 9 Uhr ab bi« zum Schluß der offiziellen Durchfahrt — 10 Uhr 16 Minuten — passierten in der Reihenfolge, oft in größeren minutenlangen Unterbrechungen, die Start-Nummern: 94, 91, 98, 84, 104, 105, 106, 119, 103, 131, 113, 53, 108, 116, 128, 130, 122, 111, 121, 129, 125, 126, 90, 148, 114, 140, 133, 145, 75, 142, 97, 146, 144, 138, 115, 112, 141, 136, 152, 150, 151, 170, 147, 134, 110, 172, 155, 153, 149, 118, 156, 164, 171, 157, 165, 139, 158, 159, 154, 173, 87, 161, 162, 177, 168, 169, 188, 189, 185, 184, 175, 129, 137, 174, 186, 182, 181, 187, 183, hierauf 1 Wagen mit außer Konkurrenz vermerk, dann der 2. Aerztewagen und Nr. 105 (mit Abzeichen Gchlußwagen). Der 1. Aerztewagen kam um '/^ 10 Uhr vorbei, ihm folgte nach 5 Automobilen der zweite mit dem Abzeichen „Oberleitung" versehene Wagen und Gepäckwagen (Dürkopp), ein anderer Wagen trug da« Abzeichen Hansa". Hinter dem Schlußwagen folgten als Nachläufer noch die Gtart-Nummern 166, 163 und 178 und 2 Wagen ohne Start-Nummern. In der 12. Stunde passiert« noch Nr. 79 den Ort. Die Wagen Nr. 188 (Dr. Rudolf Stöß-Zwickau, der vorjährige Sieger), und Nr. 165 (Ludwig Herzog in Bayern) wurden lebhaft begrüßt. Von Seiten des deutschen Automobilklubs waren Flaggenträger tätig, die den Automobilen die Fahrtrichtung anzeigten. Soweit bekannt, ist die Durchfahrt hierorts ohne irgend welche störende Vorkommnisse verlaufen. Von weiteren sächsischen Teilnehmern passierten nach 9 Uhr die Strecke die Herren Louis Glück-Dresden (Nr. 112), Dr. phil. Karl Dieterich-Helfenberg (Nr. 113), Rittmeister v. Arnim-Oschatz (Nr. 114), Herm. Otto Mühlberg-Loschwitz (Nr. 115), Dr. Kurt Pfundt-DreSden-N.(Nr. 116), August Horch-Zwickau i. Sa. (Nr. 119), Erhardt Gerlach-DreSden (Nr. 129), Heinrich Wagner-Chemnitz (Nr. 133), Arthur Rowald-Leipzig (Nr. 141), Guido Thost-Dresden-A. (Nr. 144), Carl von Axelson-Leipzig (Nr. 161) und E. I. Paul Kiele-Liipzig (Nr. 186). » * Ferner wird noch gemeldet: Dresden, 4. Juni. Von den 189 Wagen für die Herkomerfahrt sind 26 bei der Wagenabnahme heute nicht erschienen; 28 wurden abgelehnt, sodaß morgen früh voraussichtlich 135 Wagen starten werden. Die von der Ablehnung mit betroffenen Opel- und Adlerwagen werden, einem Vorschläge deS Arbeitsausschusses gemäß, außer Konkurrenz mitfahren. * * * Telegraphisch wird unt noch gemeldet: Freiberg, 5. Juni. Hier wurde der 26jährige Arbeiter Zemmerich von hier durch das Automobil des Rittmeister« v. Arnim aus Oschatz überfahren. Er erlitt eine schwere Verletzung am Rückgrat. Das Unglück ereignete sich dadurch, daß Zemmerich seinen Hund in Sicherheit bringen wollte. In Altenburg ist ein Kind von einem Automobil überfahren und schwer verletzt worden. OertNcheS und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, b. Juni 1907. * — Von Zett zu Zeit tauchen Klagen auf, daß die Heiratslust im Schwinden begriffen sei. Es find weniger die holden, süßen Mägdelein, die dabei in Frage kommen — obwohl das sogenannte Blaustrumpftum zunimmt — als die bösen Männer, die zu gelinge Heiratslust zeigen sollen. Die Klagen gehen vielleicht von Jungfern aus, die trotz aller Vorzüge, die das Weiblein im Gegensatz zum Manne immer besitzt, noch „keinen abbekommen haben. Denn Zahlen beweisen und die Statistik hat selbst für 1906, welches das Jahr der allge meinen Teuerung war, eine Zunahme der Heirats ziffern erkennen lassen. Allerdings ist auch die Bevölkerungszunahme nicht unerheblich gewesen, trotzdem die Tatsache fcststeht, daß auch in Deutsch land wie in Frankreich >chon seit Jahren die Ge burten abnehmen. Dafür ist die Langlebigkeit größer in unserem nervösen Zeitalter — eine Wirkung der besseren Gesundheitspflege usw. Nicht selten kann man, um zu dem ursprünglichen Thema zurück zukommen, von einer „HeiralSwut" sprechen, wie die jüngste Berliner Meldung bestätigt, daß drei- und viermal Verwitwete oder Geschiedene den Gang zum Standesamt immer noch einmal wagten — ob wohl zum letzten Male? Gegen die angebliche Heiratsunlust ist schon mehrfach die Einführung erner Junggesellensteuer angeregt worden. Den Vogel schießen aber die unverheirateten Damen dec Stadt Clark in Dakota in Amerika ab. Sie haben die Regierung des Staates ersucht, alle Junggesellen unter 40 Jahren mit einer aufsteigen den Steuer zu belegen und wenn sie bis zu diesem Jahre unverheiratet bleiben, ihrem „nutzlosen" Dasein durch Chloroformierung ein schmerzloses Ende zu bereiten. Tollen wir die Nachricht für bare Münze nehmen? Nun, man bedenke, daß Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist. Den Herzen der Clarker Damen stellt die Meldung ein sehr schlechtes Zeugnis auS. ES wäre gar nicht verwunderlich, wenn die Herren jetzt erst recht danken, sich solchen rach- und mord- süchtigen Weibsen antrauen zu lasten. Da fällt un« ein alter Spruch ein: .Ein reiches Weib verschafft Bequemlichkeit, ein kluge- Weib vertreibet un« die Zeit, ein Weib »an hohen, reichen Ahnen kann un« den Weg zu Ehrenstellen bahnen. Die Vorteil', wie sie find, find Vorteil in der Tat, doch lange nicht so groß, als wenn man — keine hat." Nichts für ungut, verehrte Damen! Küß die Hand, wie der liebenswürdige Oesterreicher sagt. Wettcrau-ficht für Donnerstag, den 6. Juni: Trocken bei wechselnder Bewölkung, schwache Luftbewegung; wärmer. * — Die MittelßandSsrage hat die sächsische MittelstandSvereinigunq in Dresden beschäftigt. Finanzminister von Rüger erkannte in einer Rede die schwierige Lage deS Mittelstände« an und ver sprach zur Lösung dir Mitwirkung der Regierung Die Arbeit macht, so führte er aus, daS Glück des Leben« aus. Aber sie allein genügt nicht, um zu befriedigen, vielmehr ist Vorbedingung, daß jede redliche Arbeit auch ihren Lohn findet. Die Ver- hältniste machen eS unmöglich, der Arbeit um ihrer selbst willen zu leben. Man muß den Lohn dafür sehen. E» ist zuzugestehen, daß der Mittelstand nicht sehr günstig dafteht. Er wird von oben und unten bedrängt und seine Angehörigen finden ihren Lohn nicht in dem Maße, wie sie ihn erwarten. Darum rechnet man auf die Hilfe der Regierung. DaS Bestreben der Regierung wird darauf gerichtet sein, die Hindernisse zu beseitigen, die vorhanden sind, um den Mittelstand seinen gerechten Lohn finden zu lassen. DaS ist keine leichte Arbeit, denn die Mittelstandssrage ist schon an sich eine schwierige Frage, so schwierig, daß ihr kaum etwas noch im staatlichen Leben gleichkommt. Ich bin bereit, darauf hinzuwirken, daß die ehrliche Arbeit auch ihren Lohn findet. Wenn die Regierung dabei von dem Mittelstand unterstützt wird, dann wird dies das beste für die Bestrebungen der Regierung sein. * — Verein für Wohlfahrtsmarken. Der im März d. I. in Berlin unter dem Ehrenvor fitz des Fürsten von Bülow begründete „Verein für Wohlfahrtsmarken. E. V.", welcher nach dem Beispiele anderer Länder auch in Deutschland durch Herstellung und Verbreitung von Marken Mittel zur Bekämpfung von Volkskrankheiten (der Säug lingssterblichkeit, der Tuberkulose u. a ) aufbringen will, hat mit der Ausgabe seiner ersten Marke begonnen. Sie trägt in schmucker, doppelfarbiger Ausführung das Bildnis Ihrer Majestät der Kaiserin und Ihrer König!. Hobeit der Prinzessin Viktoria Luise. Die Marke, deren Preis 5 Pfg., bei Abnahme von 5000 Stück und mehr 4 Pfg. beträgt, eignet sich als Verschlußmarke für Post sendungen aller Art und muß auf der Rückseite der Briefumschläge, Postkarten usw. angebracht werden. Die ReichSpostverwaltung hat ihre Ent wertung durch den Ankunftsstempel gestaltet. Ordent liches Mitglied kann jeder werden, welcher sich be reit erklärt, von den Wohlfahrtsmarken im Jahre mindestens für einen Betrag von 10 Mk zu ent nehmen. Zu Ehrenmitgliedern können vom Kura torium solche Personen ernannt werden, welche jährlich für mindestens 100 Mk. Wohlfahrtsmarken zu entnehmen gewillt sind. Anmeldungen zur Mitgliedschaft nimmt die Geschäftsstelle des Vereins, Berlin Wilhelmstraße 68 (Kultusministerium) entgegen, welche auch die Versendung der Marken an die Mitglieder vermittelt. * — AlS die vorzüglichste aller Etachelbeer- sorten zum Einmachen für Kompott wird von Freiherr von Marschall im „praktischen Ratgeber" die kleine Amerikanische Gebirgs-Stachelbeere empfohlen. Um die gewöhnlichen großfrüchtigen Stachelbeer sorten, die in Erbsengröße unreif gepflückt werden, genießbar zu machen, bedarf es vielen Zuckers. Die hocharomatische Amerikanische Gebirgs-Stachel- beere wird überhaupt nicht wesentlich über erbsen- groß, färbt sich erst kurz vor der Vollreife blaß rosa und kann daher in einem Reifestadium zum Einkochen gelangen, wo der Zucker sich bereits in der Frucht stark entwickelt hat. Das Aroma dieses Kompotts ist ein so unvergleichlich viel feineres als daS des aus großfrüchtigen, aber ganz unreifen Sorten hergestellten, daß ein Versuch genügen wird, um die Verwendung aller anderen Sorten auszu schließen. * — „Nach dem Orient, nach Indien und nm die Welt" betitelt sich ein schmuckes, reich illustriertes Büchlein, welches allen denjenigen, die sich für eine Reise in jene Gegenden interessieren, gratis und franko von dem Veranstalter dieser Fahrten, Herrn Jul. Bolthausen in Solingen, zu- gesandt wird. Nach Beendigung der Sommer- Ocientfahrten, die am 3. Juli, 14. August und 11. September beginnen, wird die 38 tägige Reise nach der Insel Ceylon angetreten. Ab Genua bis wieder Genua kann diese interessante Tour be reits für 900 Mark ausgeführt werden. Im Früh jahr 1908 finden 3 Gesellschaftsreisen nach dem Orient statt. Alles Nähere ist aus dem oben an geführten Büchlein zu ersehen. * Hohenstein«Ernstthal, 5. Juni. Herr Webermeister Ernst Heinrich Riedel, Herrmann- straße 4, feierte heute sein 50jährigeS Bürger jubiläum und erhielt auS diesem Anlaß ein stadt- rätlicheS Glückwunschschreiben überreicht. Im Bethlehemsttft im Hüttengrunde wurden heute mittag wieder über 60 mit der Bahn angekommene Pfleglinge zu einer 5wöchigcn Erholungskur untergebracht und unter Führung von Diakonissen teils zu Fuß, teils zu Wagen an Ort und Stelle geleitet. DaS jüngste der Kinder' ein Mädchen, war erst 3 Jahre alt. » Oberlungwitz, 5. Juni. Da Zweifel da rüber entstanden find, ob bei der bevorstehenden Berufs- und Betriebszählung auch an Heim arbeiter Gewerkt karten ausgegeben werden sollen, wird daraus hingewiesen daß die Zählung sich auf die Hausindustrie im weitesten Umfange er strecken soll. ES sind also an a l l e Personen, die al« Hausgewerbetreibende für einen Unter nehmer arbeiten, gleichgültig, ob sie von diesem m einem höheren oder geringeren Grade rechtlich und wirtschaftlich abhängig sind (z. B. also an Hand- schuhnäherinnen, Strumpfwirker, HauSweber rc.), Gewerbekarten oder, falls sie Umtriebsmaschinen (Motore) verwenden, Gewerbebogen auSzuaeben. Die für die Arbeiterverficherung geltenden Unter schied« zwischen Hausgewerbetreibenden und Heim arbeitern kommen für die Betriebszählung nicht in Frage. Weiter wird noch darauf hingewiesen, daß jedes Formular einer Gewerbekarte drei gleich- lautende Abteilungen hat, daß also eine Gewerbe- kart« von 3 Personen dann auSgesüllt werden kann, wenn diese demselben Haushalt an- gehören. Auch sind in den HauShaltungSlisten alle im Haushalt anwesenden Personen, also auch Kinder, die noch keinen Berus haben und auch nicht in einem Gewerbe beschäftigt werden, aufzusühren. s :s Oberlungwitz, 5. Juni. Zu einer ebenso schönen wie würdigen Feier gestaltete sich am Sonnabend abend nach beendeter UebunqSstunde daS vom hiesigen Männergesangverein im VereinS- lokal „Forsthaus" aus Anlaß des 25jährigen Mit glieds- und 15jährigen Vorsteherjubiläums des Herrn Ottomar Hornbogen veranstaltete gesellige Beisammensein, in dem der Dank und die Anerkennung der Verdienste des Jubilars seitens der Mitglieder in warmherziger Weise zum Aus druck kamen. Nach einem innigen Sängergruß überreichte Herr Robert Hecker dem Jubilar in dankbarer Würdigung seiner Verdienste um daS Gedeihen des Vereins unter ehrenden Worten ein Ehrendiplom. Bewegt und sichtlich erfreut dankte Herr Hornbogen für die ihm zu teil gewordene Ehrung, worauf weitere Gesänge und Trinksprüche in bunter Reihe folgten, die Sänger und Gäste noch lange in ungetrübter Stimmung beisammen hielten. * BeroSdorf, 5. Juni. Ein Unfall, der leicht schlimme Folgen haben konnte, ereignete sich am Montag nachmittag in der 4. Stunde auf der Straße zwischen Oberlungwitz und Bernsdorf. Der Grünwarenhändler Wilhelm Reinhold auS Lichtenstein fuhr die Straße abwärts nach Berns dorf, als pötzlich drei Automobile nahten und das Pferd unruhig wurde. Das Tier scheute schließ lich und Reinhold sprang vom Wagen ab, um es zu halten. Hierbei kam R., der die Zügel fest in der Hand behielt, zu Fall und wurde eine Strecke weit geschleift, sich dabei nicht unerheblich verletzend. Eines der Autos hielt und der Fahrer nahm sich, während dem Verunglückten auch Hilfe von hier zuteil geworden bezw. er verbunden worden war, Reinholds insofern an, als er mit seinem Motor wagen umkehrte, einen Arzt heranholte und dann den Verletzten nach Lichtenstein brachte. Die Frau des Reinhold, die vom Wagen gestürzt war, kam mir dem Schrecken davon. * Hohndorf, 4. Juni. Vom Blitz erschlagen wurde der Arbeiter Fritzsche von hier. Er war mit einem Kollegen per Rad von Neunzehnhain weggefahren, als sie in ein schweres Gewitter kamen. Ein Blitzschlag tötete Fritzsche auf der Stelle, wäh rend sein Kollege nur betäubt wurde. * Chemnitz, 4. Juni. In der Schillervorstadt wurde heute vormittag eine 34 jährige TopeziererS- ehefrau tot im Bette liegend aufgefunden. Ob natürlicher Tod oder Selbstmord durch Vergiftung vorliegt, bedarf noch der näheren Aufklärung. Die Bedauernswerte, Mutter von 4 Kindern, hatte sich in letzter Zeit infolge Krankheit mit Schwermuts- gedanken getragen. * Dresden, 4. Juni. Das Landgericht ver handelte gestern gegen die 20 jährige vormalige Pflegerin Marie Gertrude Träger aus Hainsberg wegen fahrlässiger Tötung. Die Angeklagte war in der hiesigen städtischen Heil- und Pflegeanstalt und seit 1. Februar zweite Pflegerin in der epi leptischen Abteilung. Am frühen Morgen des 2. Februar hatte sie 9 Kinder zu baden. Als beim Baden eines 13 jährigen epileptischen und links seitig gelähmten Kindes die Träger kurze Zeit daS Badezimmer verlassen hatte, um in dem anstoßen den Schlasraume das verunreinigte Bett des Kin des in Ordnung zu bringen, und dann wieder zu dem Kinde zurückkehrte, lag dasselbe ertrunken in der Wanne. DaS Urteil, das auf eine Woche Gefängnis lautete, dürfte im Gnadenwege durch Se. Maj. den König in eine Geldstrafe umgewan delt werden. * Leipzig. 4. Juni. Der Schlosser Leucht, der am 27. Mai in Meuselwitz verhaftet worden war, weil er beschuldigt wurde, den Ueberfall auf den Briefträger Rübner in Leipzig ausgeführt zu haben, ist gestern auS der Untersuchungshaft entlasten worden, nachdem er dem Briefträger Rübner vor gestellt worden war. — Der im vorigen Jahre eingesührte Automobilbetrieb bei der Feuerwehr scheint der Stadt Leipzig teuer zu werden. Für den seit März 1906 in Betrieb befindlichen Auto mobiltender, der auf Gummi läuft, mußten bis jetzt allein 3000 Mk. an Reparaturkosten für den Gummibelag und Gleitschutz bezahlt werden. Da die Gummiräder rauhes Pflaster nicht vertragen können, muß außerdem auch noch der Fleischerplatz vor der Feuerwehrhauplwache neu gepflastert wer- den. — Ein weibliche^Einbrecher wurde am Sonn tag abend in der PerM eines 20 jährigen stellungs losen Dienstmädchens festgenommen. Durch Ein drücken von Fensterscheiben hatte sie sich Eingang in eine Parterrewohnung in Leipzig-Gohlis ver schafft. Nachbarn, die sie beobachtet hatten, be nachrichtigten hiervon einen Schutzmann, und dieser fand die Maid mit einem großen Paket geraubter Sachen unter einem Bett versteckt vor. — Schon seit einiger Zeit kamen in den Univcrfitätsräumen Diebstähle vor. Bald fehlte aus den Garderoben ein Ueberzieher, bald ein Stock, bald Bücher. Neu lich wurde sogar ein Fahrrad, daS ein Student eingestellt hatte, vermißt. Jetzt endlich hat man den Dieb ermittelt. Es ist dies ein früherer, 22 Jahre alter Student, der Sohn eines Oberlehrer-, der bereit- wegen Diebstahl- bestraft und relegiert worden ist. * Leipzig, 4. Juni. Beim hiesigen Zoologi schen Garten ging folgender Brief ein: „Eine Wette mit einigen meiner Bekannten veranlaßt mich, an Sie die ergebene Anfrage zu richten, ob Sie es ev. gestatten würden, daß ich am nächsten oder übernächsten Sonntag während der Vorstellung von Miß Heliot den Löwenkäfig betreten könnte, um 1 Glas Bier und einen halben Aufschnitt da rin zu mir zu nehmen. Da allerdings die verab redete Wette im Betrag zu geringe ist, um so et was zu riskieren, frage ich hierdurch an, ob Sie mir bei Ausführung meines Vorhabens eine gewiss« Summ«, vielleicht 1000 Mark, auSzahlen würden. Sie könnten ja diese kleine Episode ev. zu einer größeren Reklame benutzen, wobei ich natürlich mit Namen anonym bleiben müßte, und wodurch Sie eo. noch bedeutende Mehreinnahmen erzielen wür- den. Ihren gefälligen Bescheid zunächst postlagernd mit Angabe der zu zahlenden Summe gern er wartend, zeichne hochachtungsvoll und ergebenst" (Unterschrift). — Der Einsender erhielt hierauf vom Zoolog. Garten folgende drastische Antwort: „Bevor wir Ihrem Ansinnen entsprechen können, wollen Si« uns nachstehende Fragen beantworten und das Verlangte beibringen: 1. Wie alt sind Sie? 2 Wenn unmündig, eine Bescheinigung resp. Erlaub nis der Eltern. 3. Bestätigung der Polizeibehörde. 4. Ein ärztliches Attest über Ihren Geisteszustand. 5. Einen Nachweis über Ihre Vermögenslage, da mit wir ersehen, daß Sie solche — Dummheiten nicht aus Verzweiflung begehen. 6 Tie verlangen 1000 Mark, infolgedessen haben Sie 1000 Mark Kaution zu stellen, für den Fall, daß Sie e« mit der Angst zu tun bekommen. 7. Nicht während der Vorstellung von Miß Claire Heliot dürfen Sie in den Käfig, sondern nachdem Miß Heliot den Käfig verlassen hat, auch nicht unter ihrem Schutze, sondern allein. Hochachtungsvoll (gez.) Zoologischer Garten." * Leipzig, 5. Juni. Wegen Spionage ver- handelte heute der vereinigte zweite und dritte Strafsenat des Reichsgerichts gegen den 21jährigen ehemaligen Studenten und jetzigen Schuhmacher Johann Parczewsky aus Warschau, der aus der russischen Armee desertiert ist. Sein verräterisches Tun wird von den maßgebenden Stellen für be sonders ernst angesehen, denn die Verhandlung findet unter vollständigem Ausschluß der Oeffent- lichkeit statt. Karten zum Eintritt wurden nicht ausgegeben. Die Beschuldigungen gegen ParczewSly gehen dahin, daß er Schriften, Zeichnungen und andere Gegenstände, deren Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung liegt, vorsätzlich in seinen Besitz und zu seiner Kenntnis gebracht hat in der Absicht, davon zu einer die Sicherheit des Deutschen Reiches gefährdenden Mitteilung an andere Gebrauch zu machen; außerdem soll er sich auch noch der Bedrohung schuldig gemacht haben. * Oschatz, 4. Juni. Tot aufgefunden wurde am Sonntag früh im trockenen Teile deS Fluß bettes der Döllnitz der unverheiratete Arbeiter Mehnert von hier. Man nimmt an, daß er in ange- trunkenem Zustande die hohe Böschung herabge- fallen und den Hals gebrochen hat, oder, da er mit dem Gesichte nach unten lag, erstickt ist.—Bei dem Gewitter am Sonnabend schlug der Blitz in den Stall des Gutsbesitzers Gruhle (Hohenwusten) und tötete 2 Pferde. * Freiberg, 4. Juni. Die Siebenlehner Brand- stifterprozesse vor dem hiesigen Schwurgericht ziehen immer weitere Kreise, sodaß ein Ende noch gar nicht abzusehen ist. Bei Durchführung der bereits anhängig gemachten Prozesse hat sich herausgestellt, daß auch vielfach Zeugenbeeinflussungen vorge kommen sind. Dem Rattenkönig von Brandstifter- Prozessen dürfte sich ein Rattenkönig von Meineids prozessen anschließen. In der heute anstehenden Hauptverhandlung gegen den Schuhmacher und Wirtschaftsgehilfen Julius Richter aus Obergruna bei Siebenlehn wegen Meineides und wegen vor sätzlicher Brandstiftung wurden dessen Ehefrau und der Agent Ehelebe bereits wegen Verdacht- der Verleitung zum Meineid resp. Begünstigung dazu sofort in Haft genommen. Weitere Verhaftungen stehen noch bevor. Es ist versucht worden, beson ders den Versicherungsagenten und Rechtskonsulen ten Schmidt aus Meißen zu einer für Richter günstigen Aussage zu beeinflussen Der Gendarm Rudolf aus Siebenlehn wurde sofort nach Meißen gesandt, um bei Schmidt eine Haussuchung vor zunehmen und dessen Ehefrau nach Freiberg zu bringen. Bei Beginn des Prozesses erwähnte der Vorsitzende, daß kürzlich aus Anlaß einer ganz geringfügigen Sache im hiesigen Landgerichtsbezirk 16 Verurteilungen wegen Meineids ergangen find und 2 Personen eS vorgezogen haben, sich durch Selbstmord dem irdischen Richter zu entziehen. * Kirchberp, 4. Juni. Zur Vorsicht im Um- gang mit elektnschen Taschenlampen mahnt folgen- der Fall: Ein bei seinen Eltern hier besuchsweise anwesender 19 jähriger Dienstknecht versuchte einen elektrischen Zünder mit der Batterie einer elektri- schen Taschenlampe zu verbinden. Dabei explo dierte der Zünder und zerriß dem Dienstknechl die rechte Hand. Er mußte sofort ins Kgl. Kranken stift Zwickau überführt werden. * Schwarzenberg, 4. Juni. Heute früh hat sich hier der Messerheld Stiehler, der am Sonntag den Fleischergesellen Lein durch Messerstiche schwer verletzt hatte, aus Furcht vor zu erwartender Strafe mittels Taschentuches in der Arrestzelle de« Stadthauses erhängt. Lein ist zwar durch den starken Blutverlust sehr geschwächt, wird aber wahrscheinlich am Leben erhalten bleiben. * Klingenthal, 4. Juni. Bei dem Versuche, das Geleise der von hier nach Gra-litz führenden Eisenbahnlinie zu überschreiten, wurde der schwer, hörige Instrumentenmacher Meinel aus Mark- Hausen, der die Warnungssignale des Zuge- nicht hörte, von der Lokomotive erfaßt und zur Seite geschleudert. Wie durch ein Wunder fiel der Mann in das GraS der Böschung und kam mit dem Schrecken davon. ' Plauen, 4. Juni. Einen Aufsehen erregen- den Selbstmord verübt« der 1868 in Gera gebo rene Buchhalter Max G uner. Aus dem Kranken hause entlasten, kaufte er sich einen Revolver und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)