58 Teheran, Stadt und Umgebung. Stunde entfernten königlichen Schlosse Kasr-Kadschar und von da noch eine Stunde weiter bis zu den englischen und russischen Sommersitzen. Es ist dies die einzige Straße in Persien, welche wirklich mit Wagen befahrbar ist und auch lebhaft befahren wird. Es fährt nämlich auf diesem Wege der Schah häufig von der Stadt nach seinen Lustschlössern, von denen zwei noch weiter nördlich am Fuße des Elburs liegen, dann zieht eben dahin an schönen Herbst- oder Früh jahrstagen der ganze Convoi des königlichen Harems und alle die angesehenen Perser, die dem Hofe überall hin nachziehen und die in letzter Zeit sich häufig Wägen und Pferdegeschirre aus Europa bringen ließen, endlich auch das Personal sämmtlicher europäischer Gesandtschaften, so daß manchmal der Verkehr von Wägen und Reitern auf dieser Strecke einen ganz großstädtischen Anstrich gewinnt. Eine halbe Stunde außerhalb des Thores liegt nahe der Straße ein vor etwa fünf Jahren erbautes königliches Lustschloß, ein hoher, leichter Bau, der mit den glänzenden Blechkuppeln und den zahllosen großen Fenstern, sowie in dem bunten Farbenanstriche recht hübsch und reinlich aussieht. Der große Garten um dieses Schloß ist erst im Entstehen und geben die Bäume noch keine Früchte, noch Schatten, derselbe wird daher vom Schah und seinem Harem nur selten besucht. Obwohl es bei dem riesig raschen Wachs thum aller Pflanzen nicht lange dauern wird, bis dieser Mangel schwindet, so bin ich doch der Ueberzeugung, daß das Schloß bis dahin schon wieder derart zerlumpt und verfallen sein wird, daß es dann deshalb vom König nicht weiter besucht werden wird. Nach einer Stunde Weges auf der Chaussee kommt man zu den ersten Vorbergen des Elburs, einer Reihe nackter, runder Hügel, die den Teheranern die Aussicht auf die dahinter liegenden fruchtbaren Schemiramer Bergabhänge und Thalflächen verdecken. Auf der Abdachung dieser Vorgebirge gegen Teheran zu liegt das königliche Schloß Kasr-Kadschar, ein terrassen förmig aufsteigender mächtiger Steinbau, der in das Thal hineinragt wie eine Festung. Am Fuße des Schlosses liegt, von einer Mauer eingefaßt, ein aus gedehnter Park mit alten Platanen und Ulmen.