182 Rathschläge für nach Persien Reisende. aus eigener Erfahrung, wie wenig ausführliche Rathschläge wir erlangen konnten, als wir daran gingen, uns im Jahre 1874 zur Reise nach Persien vorzubereiten. Ich glaube daher, daß ich mit diesem Abschnitte dem Bedürf nisse manches Wanderlustigen Rechnung trage, indem ich über die Aussichten für Persienbesucher, über die Erfordernisse zur Reise und über die Einrich tung zum ständigen Aufenthalte dort Einiges anfüge. Aus Central-Europa sind bisher meist nur Beamte der Diplomatie nach Persien gegangen, dann einige Functionäre, die wie wir und die uns nachgefolgten österreichischen Osficiere (Armee-Jnstructoren) von der persischen Regierung für bestimmte Fächer auf längere oder kürzere Zeit fest engagirt worden sind. Die Zahl Jener, welche ohne solchen Rückhalt einer vertragsmäßigen Stellung auf eigenes Risico dorthin zogen, war stets gering und wird nicht leicht größer werden, weil die Reise zu kostspielig ist und die Erwerbs- und Gewinn- Aussichten in diesem armen Lande zu wenig verlockend sind. Die zu festen Stellungen engagirten Reisenden werden wohl alle durch Zusicherung einer Reisevergütung in die Lage versetzt, die sehr bedeu tenden Kosten für ein convenables Weiterkommen zu bestreiten. Dies voraus gesetzt, ist kein Grund vorhanden, von der Annahme einer solchen Stellung und von der Reise nach Persien allzu sehr abzurathen, im Gegentheile habe ich selbst an mir und vielen Anderen die Ueberzeugung geschöpft, daß diese Reise den Körper nur kräftigt und daß das Klima allen Europäern, die sich nicht leichtfertigerweise Fieber zugezogen hatten, vorzüglich bekam. Eine brustkrank und recht elend dorthin gekommene Französin hat sich, ungeachtet sie in keiner Weise ihrem Zustande gemäß zurückgezogen lebte, in kurzer Zeit derart gekräftigt, daß nach Jahresfrist ihr Leiden kaum mehr vorhanden schien. Physische Erfordernisse für Jeden, der eine so weite Reise unternimmt, sind vor Allem eine kräftige Körperconstitution und ein guter Magen. Wer furchtsam ist und leicht an Heimweh leidet, wird sich ohnedies nicht zu einer derartigen Wanderung aufraffen, besonderen Heldenmuth erfordert sie jedoch auch nicht. Ein ausgeprägt praktischer Sinn ist die glücklichste Gabe für den Orient-Wanderer. Wer aus Central-Europa durch Rußland nach Persien reist, wird sich mit der deutschen und französischen Sprache am