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Mittags abgefahren und wir waren verurtheilt, eine Woche in Triest zu verbummeln. Am 21. November, um 2 Uhr Nachmittags, lichtete endlich bei herrlichstem Wetter das Schiff „Ceres" die Anker. War schon in Triest nichts mehr vom Winter fühlbar, so schien es uns, dem Süden zusteuernd, doch gerade, als ob wir dem Frühjahre entgegen gingen. Längs der dalmatinischen und albanesischen Küste, zwischen den jonischen Inseln durch und um die Südspitze des Continents, das Cap Matapan, herum bis Syra hatten wir eine wunderbare Fahrt, so daß wir bis Mitternacht auf dein Teck verweilen konnten. Von Syra ab stürmte es einen Nachmittag und eine Nacht und spielten die Wogen so recht keck um und über unser Fahrzeug hinweg, so daß wir Alle nach Kurzem zum zweiten Male der Maladia zum Opfer fielen. Am 26. fuhren wir bei ruhigem warmen Regen in die Darda nellen ein, gleichwie in einen See, und zwischen Städten und Festungen an beiden Meeresufern dem Byzanzium zu. Als ich am 27. erwachte, lag das Schiff bereits im Hafen von Galata. Es liegt nicht in meiner Absicht, eine Beschreibung von Constantinopel zu geben, und so beschränke ich mich daraus, zu erwähnen, daß wir dort auch wieder eine Woche verbringen mußten bis zur Abfahrt des Lloyd- dampfers nach Trapezunt. Mit der Abwicklung unserer Geschäfte, d. h. mit der Erforschung, wie wir Weiterreisen sollten und mit der Complctirung unserer Reiseeffecten, mehr noch mit der Besichtigung Constantinopels, ver brachten wir die Tage. Ter österreichische Botschafter Graf Zichy war uns ein Retter in des Wortes vollster Bedeutung. Sein Sohn Theodor war im Jahre 1873 bei der österreichischen Gesandtschaft in Teheran, und gab uns, der Erste von Allen, die wir befragten, ordentliche und eingehende Auskünfte und Rath- schläge; sein Vater übertrug dieselben in's Praktische, indem er uns auf seiu Risico und auf unsere anständigen Gesichter einen weiteren Vor schuß von 5000 Francs gab, weil er einsah, daß wir mit dem, was uns die persische Regierung in Wien angewiesen hatte, nicht einmal bis zur persischen Grenze kommen würden. Wir wurden dem persischen Gesandten Mohsin Khan vorgestellt, welcher der erste Perser war, mit dem wir als königlich