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26- dm man dm Vater dec bulgarischen Jugend, den Wiedcrherstellcr der Nationalsprachc nennen könnte, sagte mir in verzweifeltem Tone: „Nein, meine Landsleute lieben ihr Vaterland nicht; wenn sic Dir die Versicherung geben, sic wollen sich ihm weihen, so lügen sie; sie leben nur für ihre Familien und ihre Gärten." Ob gleich etwas Ucbcrtreibung in diesem Schmerze lag, so bleibt doch wahr, daß man die bulgarische Nationalität noch lange nicht wird für reif zur Unabhängigkeit halten können; gehoben wird sie durch den Sturz ihrer Herren. Es ist nicht zu laugnen, die Gcsunkcn- hcit dieser stolzen Osmanlis ist so groß, daß ich in den Mcha- nas mehre habe den Teller des Bulgaren lecken schm, nachdem er gegessen halte, ohne daß eine solche Erniedrigung sich durch Armutb hätte entschuldigen lassen. Gibt man zu, daß die Bulgarci noch lange eine einfache Pro vinz bleiben wird, daß aber ihre Aufstande wie in der Vergangen heit fortdaucrn, so ist cs darum doch nicht minder wichtig, zu untersuchen, was die bleibenden Interessen von Rußland, England, Oesterreich und Frankreich sind. Man muß zugcstchm, daß das russische Reich ein besonderes Interesse dabei hat, die Emancipation der Bulgaren bis auf einen gewissen Grad zu begünstigen; jenseits dieses Grades allein würde diese Handlungsweise seiner Politik widersprechen. Großbritannien dagegen muß den Bulgaren, wie allen Gräco-Slavcn, minder günstig sein, die cs commcrcicll nur durch Konstantinopel, und unter der Bedingung, keine unabhängige Existenz bei ihnen zu finden, ausbcutcn kann. Das Interesse von Oesterreich kann sich noch weniger als das brittische mit der Unabhängigkeit der Bul garen versöhnest. Ungarn, dessen Einfluß in diesem Reiche viel leicht gebietend werden wird, muß wirklich darnach trachten, scinc östliche Gränzc an das Schwarze Meer hinauszuschiebm und un umschränkter Herr der Donau zu werden. Es strebt gegenwärtig - mit allen seinen Kräften nach diesem doppelten Ziele, cs hat im-