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14 nungcn, keine reiche Kleider, keine hübsche Schnurrbärte haben, eine Zicrrath, worauf der Scrbier so stolz ist. Begegnen sie einem Muselmann auf der Reise, so müssen sic r»m Pferde steigen und ihm den höheren Theil der Straße überlassen, und sollten sie auch zu diesem Ende bis an die Knice in den Koth versinken. Selten ist der Spahi so gut, dem Raia zuzurufcn: „Jaschi mora", „bleib' zu Pferde, armer Teufel." Den drohenden Ruf: s' iaschi, hört man viel öfter. In Erman gelung eines Mittels, sic ihncn zu cntrcißcn, hat man dcn Raias ihre Waffen und sogar ihre Carabincr gelassen, aber sie sind verbunden, dieselben als ein Zeichen der Achtung unter dem Mantel zu verbergen, wenn sie an einem Musclmannc vorübcr- kommcn. Haben sie zufällig mit den Staatsbeamten zu thun, so können sie vor diesen nicht anders als auf dcn Knicen erschei nen, und müssen in dieser Stellung die ganze Zeit ihrer Au dienz verharren; treffen sie solche auf der Straße, so müssen sie entweder entfliehen, odcr sich niedcrwerfen, um ihnen die Füße zu küssen. Die Sitten der Bosniaken sind äußerst streng. Ucbcrall leben die zwei Geschlechter getrennt; in der Kirche scheidet ein Verschlag das Schiff der Frauen von dem der Männer; bei einem Feste beschäftigt sich der Familienvater nur mit seinen männlichen Gästen und läßt seine Frau am Ende der Tafel die Personen ihres Geschlechts bedienen. Eine Jungfrau erhält nie liegende Gründe zur Mitgift, sondern nur ein, gewöhnlich un bedeutendes, Geschenk. Obgleich sich die christlichen Bosniaken hart und tyrannisch gegen ihre Frauen benehmen, so sieht man doch nicht selten in dcn musclmännischcn Städten, daß der Raia fcige sein Lager dem Spahi abtritt, und von Seiten des Herrn Beleidigungen duldet, die er unbarmherzig mit dem Tod bestra fen würde, wenn der Beleidiger ein Raia wäre, wie er. An derer Seits sind die Spahis, stets bereit christliche Frauen zu