Volltext Seite (XML)
154 sichtigkcit dcs Wassers dcn Namcn Lpchniö (dcr durchsichtige) zu verdanken hatte, und dcr noch jetzt auf zwölf Klafter Tiefe sein Bett von feinem Sand erschauen läßt. Bulgarische Dörfer ziehen sich, mit denen von Mirditcn vermischt, sieben Meilen weit am See hin, dcr sich bei Stronga cndigt, cincr Stadt von drcitauscnd Einwohnern, meistens friedlichen und sanften Hirten und Bienenzüchtern, wie uns die Fabel Aristäns schil dert. Geborene Dichter beleben diese Slaven die Einöde mit ihren schwcrmüthigcn Gesängen. Man sicht sic In Sayons von wcißcr Wolle gekleidet an dcr Spitze ihrer Hecrdcn ein- hermarschircn, die sic mit dcm Tone dcs Lituus an sich lockcn. Diese altcrthümlichc, von ihnen selbst verfertigte, Flöte erinnert genau an die dcr Hirtcn dcs Thcokrit, dcrcn Sitten sic hier bewahrt zu haben scheinen. . Wcnn man sich von Ocrida nachPriören begibt, so kann man am besten die Unterschiede der Moral studircn, welche die Bulgaren, halb dcm Ackcrbauc ergebene Hirtcn, und die Ski- pcjars, Hirtcn, die im Kriege und in der Jagd ihre Lust fin de», trcnncn. Das von dcn Jägern bewohnte Land durchzieht man nur, indem man mit unruhigem Auge jeden Felsen unter sucht; jeden Augenblick glaubt man dcn Lauf cincs Karabiners durch das Gebüsche glänzen zu sehen. Unter dcn Bulgaren dagegen, welche Sicherheit! Ucbcrall, wo mau stille hält, kom men die Hirtcn von dcn Hügeln herab, um dcm Fremden eine glückliche Reise zu wünschen; sie kauern sich im Kreise um dcn Tcppich, wo dcr Franke ruht, plaudern mit ihm von Allem, was ihnen thcucr ist, oder singen ihm eines von jenen slavi- schcn Liedern, die so lange Träume erzeugen. Mit welch tie fem Frieden sah ich die Sonne auf und untcrgchcn in diesen ausgedehnten Wäldern, dem Asyle des freien Urlebens, wo der Mensch ein Bruder ist von allen Menschen, wo sogar die Thicre dcs Waldes bei seinem Hcrannahcn nicht fliehen. Im Schooße