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104 gebreitet, nimmt die albanesischc Race doch sichtbar ab, und man dürfte gegenwärtig kaum mehr als anderthalb Millionen Albanesen auf diesem Boden zahlen, der, vor vierzig Jahren, unter Ali von Janina noch zwei Millionen ernährte. Dem civilisirtcn Europa näher gelegen, ats die Mehrzahl der anderen Länder des Orients, da cs von Italien nur durch einen schmalen Kanal getrennt ist, müßte Albanien vom Westen einen wohlthätigcn Einfluß aufnchmcn, und dennoch ist dies derjenige Theil der Türkei, welcher am meisten Elemente der Barbarei ent hält. Woher rührt diese Erscheinung? Einige werden den Grund in dem System der Stämme und Clans zu sehen glauben, das sich in Albanien halsstarriger gezeigt hat, als in den übrigen otto- manischen Provinzen. Man hätte Unrecht dieser Ursache die Bar barei der Albanesen znzuschreibcn. Diese Barbarei hat nicht ein fach zum Princip das Stamm-Leben, sondern das Kricgcr-Stamm- Lcbcn, den unruhigen Geist der Ortas oder Horden. Die Hartnäckigkeit dieses Bölkes, sogar im Schooßc des Friedens die militärischen Sitten zu behaupten, hat bei ihm jede sociale Ent wickelung in Fesseln gehalten. Da cs dcn Krieg nicht nach außen tragen kann, wie das wüste Arabien, so hat cs gegen sich selbst rcagirt; es hat sich mehr und mehr durch kleine Kämpfe unter Familien dccimirt, welche in seinen Reihen weite Breschen öffneten, durch die sich die Bewohner benachbarter Länder hincinziehen, und sich vermehrend haben diese unmcrklichcn Invasionen stufenweise Albanien zwei fremden Einflüssen, einer Scitß dem slavischcn, an dererseits dem hellenischen unterworfen, die, sich gegenwärtig die-' scn Boden der Gesetzlosigkeit streitig machen. Die albanesischc Nace bezeichnet sich selbst durch Zwei Haupt namen: dcr Name Mirdit, vom persischen Mardait (brav) abstammcnd, gehört gegenwärtig dem edelsten Theil der Bevölke rung an, und scheint wie die Wörter Germane, Slave, Franke, ursprünglich ein Ehrentitel gewesen zu sein; dcr Name