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289 Der Morgen war sehr frisch, beinahe kalt und hatte jene seltsame, intensiv hellgrau leuchtende Färbung, die dem Frühlicht, das die Sonne noch nicht durchwärmt hat, eigen- thümlich ist. Der kleine Flecken, dem ganz sicher jene große Zukunft blüht, die das auszeichnende Merkmal aller amerika nischen Städte ist, zählt zur Zeit neun Bretterbuden, darunter sechs „Saloons", also Trink-, Sing- und Spielbuden, zwei Kausläden und ein Privathaus. Die meisten „Saloons" waren noch fest geschlossen; aber für einen derselben war der Tag auch schon angebrochen, und durch die eben geöffnete Thür konnte man einen Blick in das Innere werfen. Es sah da nicht sehr einladend aus. Hinter dem Ladentische waren Ständer mit verschiedenen Sorten von Schnaps, und im Hintergründe stand ein Billard. Auf diesem, auf den klebrigen Tischen und dem unsaubern Boden lagen sechs oder acht Menschen, von denen die Meisten noch schliefen, Andere sich eben zum Aufstehen reckten. Die nächtlichen Gäste, die mit unsern Besuchern des Asyls für Obdachlose eine große Aehnlichkcit hatten, sahen recht wüst aus. Ihre zerlumpten Kleider waren ganz be staubt; wahrscheinlich waren es Erdarbeiter. Zu unserer Gesellschaft, die aus neun deutschen Gästen Henry Villards, den beiden Deutsch-Amerikanern Friedrich Heß aus San Francisco nnd Udo Brachvogel aus Newyork und unserm nunmehrigen Wirthe und Führer, dem General- Agenten der Atchison-Topeka-Santa Fe-Bahn, Herrn C. B. Schmidt, bestand, war in der Nacht noch ein Dreizehnter hinzugekommen, eigentlich der Wichtigste für die bevorstehende Expedition. Sein Name: Hollabird, sein Geschäft: Tou- risten-Agent der eben genannten Gesellschaft, also ein Kom missionär für Naturschönheiten. Der Mann hatte die Auf gabe, Reisenden, die Land und Leute kennen lernen wollen,