- 211 - geseichten zutrauen dürfe. Sic hatte fick in Portland unter Thränen von ihrem Gatten verabschiedet; und die mit den Klatschgeschichten von Portland Vertrauten meinten, cs wäre wohl ein Abschied für's Leben gewesen. Das wurde auch einigermaßen wahrscheinlich, als ani andern Morgen, nachdem das Schiff auf hoher See war, ein hagerer junger Mann mit sehr starkem blondem Schnurrbart, der zu ungewöhnlich früher Stunde an Bord gestiegen war und seine Kajüte nicht ver lassen hatte, plötzlich auf der Bildfläche erschien und sich sehr ceremoniell vor der schönen Dame verneigte. Sie dankte mit kaltem Gruße; aber von Stund ab blieben die Beiden zu sammen. Am Abend des ersten Tages spazierten sie auf dem Deck auf und ab bis spät in die Nacht hinein; am folgenden Tage reichte er ihr den Arm und am zweiten Abend umhüllte die beiden Glückseligen, die „fest verschlungen und fest ge- knüpfet ein" waren, bei ihrem Spaziergänge auf Deck ein ge meinsames Plaid. Meine Nachbarin bei Tisch war ein jüngeres Mädchen; ebenfalls recht hübsch, namentlich mit wunderhübschen Augen und glänzenden Zähnen. Sie war tugendfeste Lehrerin in Sacramento. Beim ersten Lunch unterhielten wir uns sehr gut; beim ersten Dinner sprach sie mehr mit ihrem Nachbarn zur- Linken, einem jungen Manne niit rother Kravatte; beim zweiten Lunch sagte sie mir, als ob sie der Rechtfertigung be dürfe, daß sie in dem gesprächigen jungen Manne einen in timen Freund ihrer Cousine und sogar einen weitläufigen Verwandten entdeckt habe, und bei der zweiten Hauptmahlzeit sprach sie kein Wort mehr mit mir. Am Abend erging sie sich mit dem Anverwandten in sehr vertraulichen, Gespräche aus Deck, uud er sührte sic an dic dunkelste Stelle des Schiffes, um ihr die merkwürdige Wirkung des Meerleuchtcns zu zeigen.