Reise etwas zuzumuthen : seien Sie also, bevor Sie sich see tüchtig fühlen, möglichst mäßig und vermeiden Sie besonders ' alle Arten Spirituosen, Cognac u. dergl. Ferner: kaufen Sie sich einen Gürtel, den Sie bei jedem Bandagisten bekommen, und schnüren Sie den so fest wie möglich nm den Leib, damit der Magen von der Bewegung des Körpers wenig in Mitleidenschaft gezogen wird; denn: Sic dürfen gar nichts Außergewöhnliches thun, also sich nicht einschnüren; machen Sie es sich so bequem wie möglich, knöpfen Sie die Weste auf, die Hauptsache ist, daß Sic Ihrem Körper gar keine Gewalt anthun. Endlich: zwingen Sie sich zu einer gewissen Bewegung, machen Sie heroische Anstrengungen, sich nicht unterkricgen zu lassen, das wirksamste Mittel gegen Seekrankheit bleibt sittliche Kraft; denn: nichts ist weniger angebracht, als renom- mistisches Kraftmeierthum auf See. Bleiben Sic also ruhig liegen, wenn Sie sich Matt fühlen und geben Sie sich keine Mühe, sich aufzurappeln; jede Gemütsbewegung und jede seelische Anstrengung verschlimmert das physische Leiden. Nun weiß ich also ganz genau, wie ich mich zu verhalten habe. Ich muß mich warm ciumummeln, damit ich kühl bin, auf Deck bleiben, um iu der Kajüte zu sein, ordentlich essen und nüchtern bleiben, mich einschnüren, um mich aufzuknöpfen, mir Bewegung machen, um mich nicht vom Flecke zu rühren, eine ungewöhnliche Energie entfalten und mich gehen lassen. Nichts einfacher als das. Wie weit ich mit dem Regime kommen werden erzähle ich Ihnen vielleicht in meinem näch sten Briefe. Eine kleine praktische Vorstudie zur Seekrankheit habe ich inzwischen aus trockenem Wege gemacht — nämlich aus der Fahrt von Berlin nach Bremen. Wenn ich gewisse Wirkungen verspüre, sind mir die Ursachen ziemlich gleichgültig;