G.A. Olivier's Reise durch das Türkische Reich, Aegypten und Persien 3. Theil, 1. Band
Titel
Achtes Kapitel. Kaspisches Meer; sein Umfang: es stand ehedem in Verbindung mit dem schwarzen Meere. Es ist klar, daß das Gewässer von diesem nicht so gefallen ist, als das von jenem. Ursache ihrer Trennung. Das kaspische Meer steht nicht durch unterirdische Kanäle mit dem indischen Meere in Verbindung
164 Reise durch Persien und Kleinasien. Mich dünkt, die Anspülungen des Don, desKukan, der Wolga, und einer Menge anderer Flüsse und Gieß- däche, welche vom Kaukasus Herkommen, müssen allein die, se Operationen nach und nach haben bewirken können. Diese Meere hingen bloß durch einen Kanal zusammen, und dieser empfing an seinen beyden Enden die Anspü, lungen dreyer großen Flüsse, er empfing auch in seiner ganzen Länge alles Erdreich, das der Negen immerfort von den hohen Gebirgen des Kaukasus ablös'te. Wenn der Don sein Gewässer bey Konstantinopel oder Lampsa- kus ergösse, glaubt man denn, daß es vieler Jahrhun derte bedürfen würde, damit die Propontis und das ägäi sche Meer aufhörten, mit dem Pontus-Euxinus in Ge meinschaft zu seyn? Durch diese Trennung nun konnte das schwarze Meer keine sehr merkliche Veränderung in seiner Wasser höhe erfahren, denn es ist zu vermuthen, daß, da es immer mehr Wasser hatte, als es zu seiner Verdünstung bedurfte, es einen Theil davon in die Propontis ergoß, wie dies auch noch jetzt der Fall ist, den andern Theil ergoß es in bas kasplsche Meer, wodurch dies damahls Mit ihm fast auf gleicher Wasserhöhe erhalten wurde. Allein das kaspische Meer, das die Gewässer des schwar zen Meeres und die des Don und des Kuban nicht mehr empfangen hat, und das nun mehr durch die Ver dünstung verlohr, als es durch Regen und die Flüsse erhielt, mußte nothwendig an Umfang und an Höhe verlieren, bis das Gleichgewicht so wieder hergestellt war, wie es jetzt ist.