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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.07.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191307271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-07
- Tag 1913-07-27
-
Monat
1913-07
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.07.1913
- Autor
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sowie mein Vertreter hier ist und ich ihm die Waren übergeben habe, reise ich ab.* Die nächsten Tag« verflossen rasch mit der Anwer bung der Trägvc, der Zusammenstellung der Ausrüstung^, und Proviantlasten, und der letzte Abend vor seinem Abmärsche kam heran. Ich hatte ein kleines Abschiedsessen h«rg«- richtet und anher seinem Nachfolger auch die anderen Beamten, mit denen ihn stets ein freundschaftliches Band verknüpft hatte, dazu eingeladen. Mir war eigen zu Sinn, als er kurz vor Tisch zu mir kam, um mir, bevor wir, wie er meinte, vielleicht später in eine vergnügte Stimmung kämen, noch einmal zu danken und Lebewohl zu sagen. Ich hatte ihn liebgewonnen und gab diesem Geht hl Ausdruck, indem ich ihm meine Freundschaft anbot, wofür er mir warm dankte. Ich weih nicht, was es war, aber es beschlich mich während meiner Worte ein eigentümliches Ge fühl der Besorgnis um meinen jungen Freund, eine bange Ahnung vor etwas Entsetzlichen:. Doch ließ ich meine Befürchtung nicht laut werden und versuchte darüber hinwegzukom men, was mir auch schließlich bei seinen fro hen, hoffnungsvollen Worten gelang. Dar Abend verlief wie viele solcher Art, wir waren in lustiger Laune, sangen und pokulierten nach eingenommenem Mahle, und der fröhlichste war der junge Held des Tages, der bei Tagesgrauen ins weite Innere ziehen sollte. Um 12 Ubr erhob er sich und sprach den Wunsch aus, sich schon jetzt verabschieden zu dürfen. Er wolle um Uh« abmarschie ren und bäte uns, ihn nicht mehr am Mor gen beim Ar/sbruch, wie sonst üblich, ein Stück Weges zu begleiten. Ich trat mit ihm noch einen Augenblick in meine Privatwohnung, wir umarmten uns und sagten uns herzlich Lebewohl. Währenddessen überlief mich wieder das fröstelnde, beklemmende Gefühl wie am Nachmittag, sodaß mir ein paar Augenblicke die Sprache stockte und ich ihn stumm an nach drückte. „Mach keine Geschichten, Werner, und ei vorsichtig,* ermahnte ich ihn. Er selbst war wohl auch in dieser Ab schiedsstunde, trotzdem er sich nichts merken ließ, nachdenklich gestimmt, und ich werde es nie vergessen, wie er mit lächelndem, dabsi zuckendem Munde zu mir sagte: „Was soll! mir denn passieren? Wenn mir etwas zustößt, sollst Du es zuerst erfahren, ich werde Dir ein Zeichen geben, wo Du auch sein magst.* Mit diesen Worten verlieh er mich und ging, seinen Diener mit der Laterne voraus- schickeud, schnellen Schrittes in das Dunkel der Nacht hinein. — Ich sollte ihn lebend nicht wieder sehen. Ungefähr zwei Monate waren seit diesem Abend verstrichen. In den letzten Nächten be lästigte anscheinend ein Marder die Tauben in ihrem Schlag«, der in der Mitte des Hofes aus ungeMhr 4 Meter hohen Pfosten ausge richtet war, und ich hatte den wachthabenden Polizisten befohlen, gut ausgupassen und mich, wenn sie etwas spürten, zu wecken Ich war »och nicht lange zur Ruhe gegangen und kaum ei »geschlafen, als mein treuer Hund „Flick", der nn Nebenzimmer meinen Schlaf bewachte, unruhig wurde und ins Schlafzimmer an mein Bett kam. Hierdurch wurde ich munter und hörte in: gleichen Moment vom Tauben schlage her bas ängstliche Flattern unb Flü gelschlagen ausgestörter Tauben; schnell sprang ich auf, kleidete mich an, ergriff die geladene Doppelflinte und eilte auf den Hof hinaus. Hier erwartete mich schon ein schwarzer Unter offizier nebst einigen Soldaten der Wache und meldete mir, es wäre ein Tier im Tauben- schlage, man könnte die Augen blitzen sehen. Als ich meinen Blick nach oben richteto, glänz ten mir auch zwei rotleuchtende Punkte ent gegen. In meinem Leben hatte ich schon vielfach Gelegenheit gehabt, den Widerschein des Lich tes in: Auge des Tieres zu beobachten, aber dec rote Glanz, der mir aus dem duMen Schlags entgegensglühte, machte mich im ersten Augenblick stutzig. Hier war nichts von dem bläulich phosphoreszierenden Schimmer, den ich beim Raubzeug gewohnt war, zu sehen, viel eher saben die beiden mich anstÄsrenden runden Flecke glühenden Kohlen ähnlich. A:ff dem Hofe befand sich in der Nähe eine brennende Petrolemnlaterne, deren Licht jedoch nicht auf die Stelle, an der ich das vermeintliche Raubtier erblickte, fiel. Der Mond, beinahe Vollmond, stand hinter dem Taubenschlag«, sodaß ein Reflex seiner Strah len undenkbar war. Was in aller Wellt komne es nur für ein Wesen sein, dessen Augen nur aus der Dunkelheit so rotglühend cntgsgen- leuchteten? Ich überlegte nicht lange, rasch die Büchse an die Wange, kurz gezielt und abgcdrückt. Durch den Pulverdampf sah ich ein Tier, ähnlich einen: Schimpansen, aus der Höhe zur Erde stürzen und einen kurzen Augenblick zusammengerollt liege» bleiben. Hierbei bemerkte -ich, daß es langes, rotbrau nes Haar hatte, und wollte eben zusassen, als es sich aus den Hinterbeine» a»sachtste und unter einem ganz widerlichen, die Nerven er schütternden Gekreisch mit Blitzesschnelle über den Hof und in» die Ecke des Hauses herum entschwand. Die Soldaten, nach denen ich mich nun uml'chaulke, waren fort und kamen erst auf »reine» Anruf zögernd näher. Als ich sie fragte, warum sie nicht auf das Tier, als es floh, geschossen oder versucht hätte», es festzu- halten, wollten sie zuerst nicht mit dec Sprache heraus. Endlich, auf die Drohung, daß ich sie streng bestrafen würde, wenn sie keine Ant wort gäben, erklärte ei» alter Sudanesen-Un- -eroffizler, das sei kein Tier, das sei ein sl-eitani (Teufel), und gegen de» nützten auch die Gewehre der Wazungu (Europäer) nichts. Ich lachte die Memmen aus und riet ihnen, ins Weiberlager zu gehen, wohin solche alte Frauen, wie sie wären, gehörten. Mein alter Hassan blieb bei diesem beschimpfenden Spott ganz ruhig und erwiderte schließlich: „Herr, du weißt es noch nicht, aber ich will es dir sagen, wenn du es auch nicht glaube» willst: Dieses Wesen, was du und wir alle gesehen haben, kommt immer zum Vorschein, wenn ein Europäer eines mmatüv'ichen Todes stirbt. Ich habe es heute zum dritten Male gesehen und weiß, was ich dir sage. Denke an meine Worte." Ich hielt es bei dem Ernst, mit dem er seine Erklärung abgab, für überflüssig, ihn auszuklären oder zu versuchen, ihn von seinem Aberglauben zu heilen. Ich ließ Laternen bringen und den Boden ableuchten. Das Tier mußte doch geschweißt haben, denn daß ich auf die kurze Entfernung von 4 Metern mit der Schrotflinte vorbeigeschossen haben sollte, war nicht gut anzunehmen. Soviel wir aber auch suchten, nicht die geringste Mut spur war zu entdecken. Plötzlich fiel mir auf, daß mein Hund „Flick", der doch sonst nicht von meiner Seite wich, nicht zu sehen war und auch aus alles Pfeifen nicht erschien. Ich sand ihn schließlich in einer Ecke mömes Zimmers mit allen Zeichen des größten Ent setzens, und war er nur mit Gewalt zu be wege», aus seinem Zufluchtsort herauszukom- men. Ich wollte gern mit ihm die nächste Umgebung des Hauses abstreifen, mußte aber von meinem Versuche abstehen, da der Hund nicht über die Ecke, um die das Dier vor- schwunden war, hinausgebracht werden konnte. Ich habe nie wieder bei einem Hunde solche sichtbare Furcht bemerkt, wie in dieser Nacht bei Flick, der sonst jede Pusfotter, jede Ginster katze und selbst größeres Raubzeug ohne Zau dern stellte. Aergerlich gab ich mein Vorhaben, den: eigentümlichen Vorfall aus die Spur zu kom men, schließlich auf und begab mich, nachdem ich die Soldaten zur doppelten Wachsamkeit ermghnt hatte, wieder zur Ruhe. Es war kurz vor 12 Ubr, als ich das Licht ausköschte. Das merkwürdige Ereignis ließ mich nicht zum Einschlafen kommen, und ich lag nach denkend schon eine geraume Zeit wach, als ich aus der Veranda, die, wie ich bereits er wähnt l)abe, neben meinem Schlafzimmer lüg, leichte Schritte, Knacken des Fußbodens, Klingen von Gläsern und Klapper» von Tel lern zu hören meinte. Eine Weile lag ich lauschend, richtete mich dann .ms und setzte mich, um besser hören zu können, aus den Rand der Bettstelle. Rich tig, es war jemand draußen, daran war kein Zweifel. Soeben drang wieder der Klang, als wenn zwei Gläser zusammenstießen!, an «nein -Ohr. Rasch schlüMe ich in meine Schuhe und ergriff mein Gewehr. Ich sachte an Natten, die im Speiseschrank ihr Wesen trieben, oder an diebische Boys, die Appetit auf meine Whiskyvorräte hatten, und beschloß, durch den anderen Ausgang meiner Wohnung um das Haus herumzugehe» und von vor» kommend, die Ursache der gehörte» Geräusche zu ergründen. Als ich vor die Tür trat, lag Hof und Hau-s in dem hellsten Schimmer des Mondes, die Laternen waren, wie immer in Hellen Mondnächten, ' schon um Mitternacht ausgelöschlt. Ei» tiefer Friede lag iiber der Landschaft, selbst die Zykaden in den hohen Bäumen hatten mit Zirpe» ausgehöot. Durch dir Stille der Nacht drang vom andern User des Flusses her der schnaubende Seufzer eines Nilpferdes. Leise schlich ich mich um das Haus her um, machte einen Augenblick an der vorderen Treppe Halt, denn mein Herz pochte etwas unruhig, und erstieg dann, jedes Geräusch- ver meidend, die paar Stufen, die zur Veranda hinaufführten. Nun war ich oben; ganz lang»- sanc, mich im Schotten des Mondes an der Wand hallend, tappte ich bis zur Ecke, beugte mich vor und erblickte in Hellem Mondlicht an meinem Eßtische, der mit allerlei Geschirr, Flaschen und Gläsern besetzt war, eine» Euro päer sitzen. Einen Augenblick fuhr mir der Gedanke an eine Halluzination durch den Sinn, ich wischte mir mit der hinken Hand die Augen und spähte noch einmal. Die Erscheinung blieb; blitzschnell jagte» sich die Gedanke», es könnte ja ein Europäer sein, der mich und meine Einrichtung kannte und davon Ge brauch machte, ohne mich in der Nacht störe» zu wolle», oder ich war vielleicht doch eilige schlafen und hatte sein Kommen überhört. Während ich noch überlegte, wendete mein später Gast plötzlich sei» Antlitz voll dein Monde zu und — mir stockte der Herzschlag — das war ja Werner, mein Freund Werner, de» ich weit im Innern vermutete. Aber »nie sah oc aus, hohläugig, mit eingefallenen Wangen und mit einem unbeschreiblichen Lei- denszug in den Mienen. Gold- und Silber- waren,^ Klemmer, Men werden gewissenhaft, schnell und billig repariert und aufgefrischt, k Speziell empfehle meine NmW Mlt für Vergoldung u. Versilberung von Schmncksachrn, Tafel - Aufsätzen, Pokalen, Bestecken usw. usw. Karl Rieck. Chemnitz, am Nikolaibahnhof. erzählt; von den wochenlangen Bränden in Amerika hatte er gesprochen, und davon, daß man ungemein vorsichtig sein müsse, wenn inan draußen Feuer anzünde; durch die Hitze sei alles ausgcdörrt, und ein kleines Feuer würde blitzschnell um sich greifen und sei nicht gleich zu löschen, so daß leicht ein unabseh bares Unglück angerichtet werden könne. Ganz besonders interessiert und aufmerk sam hatten Fritz und Heinrich zugehört. Sie waren Kameraden, die beiden, ihre Eltern hatten ein kleines Besitztum unten im Dorfe, und die zwei Jungen mußten wacker mit helfen bei der Arbeit in Feld und Garten. Müde und bestaubt waren sie dann am Abend, und gewöhnlich gingen sie hinaus zum Teich, um sich zu baden und abzukühlen. Der Teich lag draußen am Tannenwalde; es war jetzt freilich nur ein Tümpel, denn die Waldgucllen, die ihn speisten, rannen auch spärlicher bei der Hitze; aber etwas war immer besser als gar nichts. Es war in der Ernte. Den ganzen Tag hatten Fritz und Heinrich helfen müssen beim Roggenaufladen und -Einfahren; die Kleider klebten ihnen am Körper, staubig waren sie von oben bis unten, und obwohl sie sehr müde waren, gingen beide doch noch hinaus zum Teich 'zum Baden. Die Sonne war eben untergegangen, ihr rosiger Schein färbte noch den Himmel; ganz blaß und zart lag die Dämmerung über dem Dörfchen. Eben kam der Abendzug aus der Station heraus und fuhr auf den Tannenwald zu. Merk würdig, wie er heute keuchte und pustete! Jetzt — ein ganzer Funkenregen stob aus seinem Schlot hervor, und wieder — und wieder; wie ein Feuerwerk sprühten und stoben die Funken nach allen Seiten: viele von ihnen verpufften und verglühten sofort, andere flogen seitwärts in die Zweige der Tannen zu beiden Seiten des Bahndammes, noch andere fielen auf dem Dammabhange nieder. Weiter brauste der Zug, Fritz und Heinrich sahen ihm nach, wie er sich im Walde verlor, sie hatten sich ausgezogen und patsch ten im Wasser . . . „Sieh mal, Fritz, das brennt ja!" rief Heinrich plötzlich. Nicht alle Funken aus dem Feuerwerk waren, wie sonst immer, verloschen und harmlos zu Boden gefallen. War's der Abendwind, der einige anblies von ihnen und sie an: Leben erhielt? Ein paar hatten sich in den zunderdürren Tannenzweigen ver fangen; die zarten kleinen Zweiglein knister ten, und wie Irrlichter zuckte es über sie hin — da, dort schlug ein Flämmchen empor, nicht viel größer als ein brennendes Streich holz, aber blitzgeschwind verlief es am Ast, rutschte daran hinunter und sprang auf den nächsten über. Auch am Bahndamm glühte es zwischen dem sonnverbrannten dürren Grase und den hohen saftlosen Vlumen- stengeln. Den Damm hinunter waren einige der kleinen Funken gehüpft; wie rote Züng- lein wanden sie sich durch das Gras, daß cs schwarz und verkohlt zusammenschrumpfte — jetzt schlug eine kleine Lohe auf und fraß gierig weiter nach rechts und nach links — wie ein Blasebalg fachte der Abendwind die rötlichen Flämmchen immer mehr an. Die Knaben standen und starrten einen Augenblick ganz bestürzt und erschreckt auf das Schauspiel. Dann aber rafften sic sich empor. „Das gibt 'nen Waldbrand!" „Das schöne Korn!" so riefen beide fast gleichzeitig. Und wie von einem Gedanken erfaßt, stürzten sic aus dem Teich heraus — sie ließen sich nicht Zeit, ihre Kleider anzuziehe::, nackt rannten sie flüchtigen Fußes über den Feld weg am Bahndamm entlang dem Dorfe zu. „Der Wald brennt — und der Bahndamm!" stießen sie atemlos hervor, als sie die ersten Häuser und die im Abendfricden davorsitzen- dcn Leute erreicht hatten, und nach fünf Minuten waren eine Menge Menschen mit Schaufeln und Spaten, mit Aexten und Hacken im Laufschritt nach dem Tannenwalde unter wegs. Es war die höchste Zeit! Lichterloh brannten bereits Zweige und Aeste einer An zahl Tannen, und ein langer schwarzer Streifen zeigte den Weg, den sich das Feuer am Bahn damm hinunter zum reifen Korn auf den Feldern bahnen wollte. Noch war cs Zeit; mit Wasser aus dem Tümpel, mit Aexten und Hacken ging man dem Feuer zu Leibe, und nach einer Stunde stieg nur noch hier und da eine häßliche beizende Rauchwolke auf, und betrübt streckten einige Tannen ihre verkohlten Aeste gen Himmel; das Feuer war besiegt, der Wald und das Korn gerettet. Und dann kam der schöne Tag, den Fritz und Heinrich, die wackeren Jungen, niemals vergessen werden. Der Herr Schulinspektor kam in die Schule und der Herr Rektor, Fritz und Heinrich mußten vortreten und wurden vor der ganzen Klaffe belobt, weil sie sich so umsichtig und brav benommen und den Ort vor schwerem Schaden bewahrt hätten. Die Herren gaben ihnen die Hand, und die ganze Klaffe sah auf sie; ganz verlegen und rot standen sie da, aber wunderschön war's doch. Und dann überreichte ihnen der Herr Schul- Inspektor ein blankes Zehnmarkstück: das hatte ihnen der Herr Landrat geschickt! War das ein Stolz und eine Freude, als die beide» nach Hause gingen — mit keinem König hätten sie getauscht. Es gibt aber auch andere Knaben; ia deren Gedächtnis steht auch etwas von Wald- uud Heidebrändcu geschrieben, und zuweilen steigt vor ihrer Seele das Bild auf, wie sie Kaffee kochten in der Heide imd achtlos die glühenden Kohlen liegen ließen, oder wie sic, obwohl es verboten ist, heimlich Zigaretten rauchten im Holz und die brennenden Streich hölzer wegwarfcn . . . und nach Stunden hieß es dann mit einemmale: „Unsere Heide brennt!" oder: „Unser Wald steht in Feuer!" Tagelang hatten sich dann die Leute am Orte mit Löschen gequält, totmüde waren sie, und doch waren viele, viele Hunderte von Bäu men niedergebrannt, und die blühende Heide sah schwarz aus, soweit man sehen konnte. Sie denken nicht gern daran, diese Knabe»! Mit welchen von beiden möchtet ihr wohl tauschen? Der Regenbogen. Von Dr. A. I. Hartmann. (Nachdruck verboten.) Dieselben Farben wie das prismatische Sonncnbild bei den Höfen, zeigt uns eine der schönsten Naturerscheinungen, der Regen bogen. Er erscheint, wie der Name schon sagt, nur bei fallendem Regen und wenn zu gleicher Zeit die Sonne scheint. Der Zuschauer muß dabei den fallenden Regen vor sich und die vollstrahlende Sonne hinter stch haben. Man erklärt seine Erstehung wie bei den Höfen durch Brechung der Sonnenstrahlen in Regentropfen. Man kann auch im Kleinen den Regenbogen beobachten, wenn der Wasser staub eines Wasserfalles oder eines Spring brunnens von den Sonnenstrahlen getroffen und beleuchtet wird. Der Mittelpunkt des Negenbogens liegt jederzeit auf der rückwärts verlängerten Verbindungslinie des Auges mit dem Mittelpunkte der Sonne, ist daher ein unter dem Horizont gelegener Punkt der Him melskugel. Der Regenbogen erscheint daher flacher bei höherem, höher be: niederem Stand der Sonne und wird zum vollständigen Halbkreis, wenn die Sonne gerade im Horizont steht. Horizont heißt die gemeinschaftliche Grundfläche der sichtbaren und unsichtbaren Hälfte der Himmelskugel. Der Himmel stellt sich bekanntlich dem Beobachter als ein halb- kugelförmiges Gewölbe dar. Denkt man sich das Himmelsgewölbe nach unten hin zur vollen Himmelskugel erweitert, so nennt man den höchsten Punkt Zenith und den tiefsten Nadir. Die Farben des Regenbogen? sind genau wie die bei den Höfen, die äußere Seite ist rot, die innere violett. Ueberstcigt die Höhe der Sonne einen gewissen Grad, so entsteht überhaupt kein Regenbogen, auch wenn die Sonnenstrahlen auf fallenden Regci: gerichtet sind, denn der Regenbogen ist stets nur ein Teil eines Kreises, dessen Durchmesser ungefähr 84 Grad und dessen Halbmesser also 42 Grad beträgt. Die Strahlen aber, für welche die Brechung 42 Grad beträgt, haben die Eigenschaft, auch nach dem Austritt ans den Tropfen varallel zu bleiben. Während also andere Strahlen nach allen Seiten hin zerstreut werden, treffen gerade diese konzen triert unser Auge, wir sehen deshalb jene Tropfen, welche auf einem Kreis von etwa 42 Grad Halbmesser liegen, als den Haupt- regenbogen. Da es aber auch Strahlen gibt, die nach zweimaliger Reflexion in unser Auge gelaugen, so erblicken wir häufig noch einen zweiten Regenbogen, den Nebenrcgenbogcn. In diesem ist die Farbeufolge die umgekehrte, wie im Hauptbogen. Manchmal beobachtet man auch innerhalb des ersten und außerhalb des zweiten Bogens noch rot und grün ge färbte Bogen, die überzähligen Regenbogen. Die Untersuchungen haben ergeben, daß cs Interferenzerscheinungen, Jnterferenzfarbcn sind, die von der Tropfengröße abhängen. Aus diesen Interferenzerscheinungen erklären sich auch manch andere abnorme Erscheinungen, so der weiße Regenbogen. Er entsteht bei Tropfen sehr verschiedener Größe, wobei die Bogen der verschiedenen Tropfen sich überein ander lagern und so durch Farbenmischung die weiße Farbe entsteht. Die Gesetze der Interferenzerscheinungen lauten: Licht zu Licht gefügt, muß sich nicht in allen Fällen ver stärken, sondern es kann sich unter gewissen Bedingungen auch gegenseitig schwächen. Ebenso wie zwei in der Luft fortschreitende Schallwellen da, wo sie Zusammentreffen, sich sowohl verstärken, als auch schwächen können, ebenso gilt dieses von den Lichtwellcn. Zwei in Pexselben Richt»ng fortschreitende Wellen müjsen sich kein: Zusammentreffen verstärken, wenn Ne zusammentreffendcn Teile sich in gleichen Schwingungszuständen, sie müssen sich dagegen schwächen oder gar aufheben, wenn sie sich in entgegengesetztem Schwingungszu- standc besinden. Die Ausdehnung des Negen bogens hängt von der Höhe der Sonne über dem Horizont ab. Wenn die Sonne eben untergeht, so erscheint der Regenbogen im Osten und der Mittelpunkt des Bogens liegt dann gerade im Horizont, weil die durch die Sonne und das Auge gezogene Linie eine
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