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Mime IM WkMur'UMWn AyklUt L» Donnerstag, 25 Dezember 1L»1A 40. JühwgauH Rr »»« Weihnachtrn Ferd. Willy Hähnel. Chemnitz. Heute singen Christenscharen, Wie die Hirten auf dem Feld: „Uns ist Gnade widerfahren, Gott gab seinen Sohn der Welt!" Helle Kinderstimmen singen Andachtsvoll die heilge Nacht, Von dem Turm Posaunen klingen: Heil dem Tag, den Gott gemacht! Segenschwer sind die Gefilde Der Natur von Schöpfers Hand, An dem Fest der Güt und Milde, An dem Gott den Sohn uns sandt. Durch die dichten Nebelschleier Ward die Freudenmär uns kund, Menschenherz, dank dem Befreier, Den lobpreist der Engel Mund. Klingt ihr Glocken, tönt ihr Weisen! 's ist ein schöner, alter Brauch; Weckt im Herzen manchen leisen, Seligen Erinn'rungshauch. Längst verblichne Bilder treten Zu dir, gleichviel, wo du bist, Siehst dich mit der Mutter beten: „Komm du heil'ger, frommer Christ! Spürst du diesen Gottesodem In des Daseins wilder Hast? Hast du ihm Willkomm geboten, Diesem, alten, lieben Gast? Oeffne ihm die Herzenskammer, Das; er ziehe darin ein, Bald wird schwinden aller Jammer, Alle Not und alle Pein. Aus des Tannenbaumes Zweigen Bricht des Lichtes Heller Strahl, Herzen sich in Liebe neigen, Lieb und Freude überall. Wieviel Lieb in diesen Tagen Spricht nicht aus der Menschen Tun; Trotz der Mühsal, Not und Plagen Konnte Liebe nimmer ruh'n. Wenn die Welt auch ging verloren, Willst du kindlich wieder sein, Wird die Seele neu geboren Und der Frieden ziehet ein. Werde jung am Weihnachtsfeste Bei der schönen, frommen Mär, Dann hast du der Gaben beste: In"der Höhe Gott sei Ehr! Das Fest der Liebe. Weiheglocken, fern und nah, Singen ihr Halleluja! Ihrer Stimmen volle Fülle Jubelt durch die WiNierstillc Und zeigt an der Gegenwart, Daß nach Tagen voller Nöte Karn des Heiles Morgenröte, Daß der Christ geboren ward! Weihnachtskerzen hell und licht Strahlen vor dem Angesicht Jedem, dem das Herz will sagen: „Freue dich an die'en Tagen!" Alle Alltagssorge flieht Ans des Hanfes off'nen Toren. „Aller Welt ward Heil geboren," Singt ein liebes Kinderlieb . . . Tannenduft und Tannengrün Will in uns're Seelen zieh'n, Will uns adeln, will uns weihen, Sittlich heben und kasteien! lind uns nimmt es wundersam Süß gefangen; und wir beugen Unser Knie, das Haupt wir neigen, Denn der Weltenheiland kam! Kinderlachen, Weilmachtsglück Funelt heul' in jedem Mick! Uns're eig'nen Jugendzeiten Seh'n wir nahen und entgleiten . . . Ach, wie weit liegt jene Zeit, Da wir sel.st noch Kinder waren Und das Fest mit seinem klaren Hauch der Liebe uns geweiht . . . Und die Glocken, ernst und sacht, Singen durch die Weihenacht, — Jubeln mit metall'nem Munde Nen die Wahrheit alter Kunde, Daß in Wintersnacht ein Kind Uns geboren ward, das allen Wird zum ew'gen Wohlgefallen Nehmen Not und Tod und Sünd'! Und in uns'rer eig'nen Brust Singt und klingt die Weihnachtslust! linste Herzen zittern, beben, Wachen auf zu neuem Leben, Wie es niemals sonst geschah! Und die Stunden rinnen, rollen . . . Aus der Brust, der übervollen, Klingt cs: „Unser Heil ist nah!" * Kein schönerer Tag im ganzen Jahre, als wenn in "est'.ich geschmückter Stube der Tan- nenbaum im goldenen Kevzenglanz erstrahlt und draußen durch das Dunkel der Winter nacht die ernsten Glocken jubelnd ihren Weih nachtsgruß singen! Dann öffnen sick die Her zen der Menschen und lassen gute Vorsätze in reicher Zahl ein, denn alle fühlen, daß sie wieder einmal in ihrem Leben an einen Mar stein gekommen sind. Wer die Weibnachtsslimmung in ihrer ganzen, schönen Weihe über sich ergeben laben null, der muß der Bedeutung des holden Ta gcs voll und rastlos Herz und Seele ersäst.e üen Denn so wie dieser Tag ist kein anderer im ganzen Jal re, mag er auch sonst noch io ie sich sein. Denn er ist uns als ein frober Tag beschert, der Woblge'allen auf Eiden w ll und allen Menschen Frieden und Freude geben möchte. Das sollten vir uns wieder und im- wer wieder in Erinnerung bringen, auf daß vir ein ganzes Jahr hindurch von diestr Bol- sü ast ze rcn und Zufriedenheit in unser Heim und in die Welt tragen. Besseres aber vermag kein Fest zu geben, als Frohsinn, Glück und Zufriedenheit! Wer sein Herz diesem offen h lt, und seine Seele derart weihnachtlich weilst, der bat fürwahr alles das errungen, Ivas uns Menschen das Fest der Liebe zu geben verniag! Wenn die Weit nachtSglocken die Stille der Nacht durchzittern, dann wird ein froher, be 'estgimder Kinherglauben in uns wach, llnd alle Jahre wieder von neuem, möaen wir auch ein noch so bobes Alter erreicht haben, drs ist eigenartig. Wer wollte da nicht die Macht des Schicksals, den dcu'Iichen Finger zeig Gottes erkennen, der sich alljährlich aufs neue in- der ihm eigenen Art ostenbart? Wer sich dieser Erkenntnis nicht verschließt, der wird Förderung ziehen aus der Feierlichkeit dieser Tage und den: wird Heil widerfahren an Leib und Seele, wie dieses amb nach den Worten der l-eiligen Sckri't irdische Bestim mung ist. llnd so wird das Weihnachtsfest zum Fest der Selbsterkenntnis und der Läute rung, zum Fest des menschstchen Anschlusses und der Nächstenliebe, zum hohen Fest jener allunstafsenden Zusammengehörigkeit, zu dem es bestimmt und ausersehen ist. Der einende Charakter des Weihnachtsststes, der alle Zwistigkeiten auslöst und alle Mei nungsdifferenzen beseitigt, ist garnicht genug zu betonen, damit die himmlische Verkündi gung Gcstung und Verwirklichung bekomme. Dahin müssen wir mit Macht strcen. Gerade in unseren Politisch so überaus verwickelten Zeitläusten sollten die Mahnungen, die das Fest der Liebe auSstreut, nicht unbeachtet vor- übergclassen werden. Denn die Stimmen der himmli'chen Heilsbotschaft dürfen diesmal nicht unge.örl verklingen. Was die Glocken in die- en weihevollen Stunden rufen, soll taufend- ßstlig Widciball finden im Herzen der Men - e: So nur, und nicht anders, kann das WestmacklS'csi von ersprießlicher und segens- re:ä-er Wirkung nir alle Staubgeborenen sein und werden, llnd wer wollte sich dieser hol- d.n Minion, die an ihm ausgeübt werden soll, ntzie ent Wer möchte nicht teilhaftig werden d.r bimmlsteben Gnade und des ewigen Heils, daS nun Erlösung von allen seinen Sünden v.r'pri ::? Wir brauchen auf keine Beantwor tung dieser Fragen zu warten. Denn, wie so o l im Leben, so liegt auch diesmal die Be- annvortung der Frage in sich selbst! Trübe hängen die Tage, kurz ist ihr Weg. Tie Dunkelheit der Nächte spannt ihr un- darcksichliges Netz über die Erde. Aber wieder um ist dennoch die Sonne geboren. Ihr Strah lenglanz ist nicht mehr im Niedergang begrif fen. Aufwärts geht ihre Bahn: neuer Hoff nung und neuem Frühling entgegen! Wie wild auch Frost und Sturm sich gebärden, ihre Macht ist nur eine zeitlich eng bemessene. Und ivie langsam und wie allmählich sich auch der Sieg des Lichtes vollzieht, die Tage der grüß- len Finsternis und der trübsten Naturstimmun gen sind dennoch endgültig überwunden! Und auch- das ist eine schöne, herzerquickende Be° d.-utung des Weihnachtsfestes, die wir nicht aus dem Auge, das so gern in lichtere u-n- lonnigcrc Tage hinaus schaut, lassen wollen! Das Fest der Liebe im trauten Kreise der st amilie verlebt, gehört sicherlich zu den schön- ßen und heimischsten Feierlichkeiten, die das Jahr zu bieten vermag, llnd gerade in Deutschland und in den deutschen Ländern der Schweiz und Oesterreich-Ungarns wird die Weihnachtsfeier besonders schön und poesievoll begangen. Dort hat der Brauch des Kerzen tragenden Tannenbaumes seine Heimat. Dort ist Weihnachten so recht das Fest der fami liären Freuden und der schönen Kindheits- crinnerungen, die selbst der alternde Mensch sein ganges Leben lang nicht vergißt. Möge die Innigkeit des Festes darum immer tiefer in unserem Familienleben wurzeln! Denn deutsch- und christlich wollen- wir unser liebes Weihnaä;ts est erhalten für und für. Deshalb rufen wir am Schlüsse un'erer Betrachtung: Ihr Weihnachtsglocken singet hell, Daß weichen muß das letzte Trübe Der Erdennot! Ihr seid der Liebe Nie stockender Erlöserquell! Was wir im tiefsten Herzen reich An Güte und an Milde tragen, Tas strömt heraus und macht uns gleich In diesen holden Weihnachtstagen! Drum weihet uns und gebt uns Stärke llnd Kraft und Mut zum Lebenswerke! Möge in diesem Sinne auch diesmal das Weihnachtsfesl in jedem und für joden wirken. Möge es Frieden bringen und Glück und Liebe und Eintracht! Tann wird auch die Hoffnung nicht fern bleiben, die ihren reichen Segen ausslreuen wird über Stadt und Laich und alles beglüät, was ihr in beseligendem Weih nachtsglauben frohgemut entgegentritt. Und in diesem Sinne wünschen wir auch unseren Le sern ein frohes Weihnachtsfest! Ter erste Zank Eine Geschichte vom Heiligabend. Von Georg Paulsen. Nachdruck verboten. Dosto-r Heinrich Fröhlich hieß nicht allein so, er Ivar es auch- Und wenn bei ihm eben so wenig wie bei allen anderen Menschen jede Stunde des Lebens vom Sonnengold der gu ten Laune verklärt war, so gingen die Schat ten der Verdrießlichkeit doch bald genug vor- über. Worüber hätte sich Dr. Fröhlich auch ärgern sollen? Er besaß eine einträgliche Pra xis, mehrere glückliche Kuren waren ihm ge lungen, dazu- kam seit dem Herbstbeginn eine hübsche, junge und vermögende Frau. Und auch- Frau Liesa Fröhlich war glücklich. Nicht einmal die Möglichkeit quälte sie, daß ihr Mann einer interessanten Patientin eine mehr wie rein ärztliche Beachtung schenken könnte. Dazu war er, wie Frau Lisa sich ausdrückte, „zu bequem". Das Wort klang eigentlich ein bißchen derb, aber Tatsache war, daß Dr. Heinrich- sich nicht gern um Dinge be ümmertc, die außerhalb seiner beruflichen Tätigkeit lagen. So bestand denn- alle Aussicht, daß „Herr und Frau- Doktorn", wie die Küchensee Auguste sich ausdrückte, wahr machen würden-, was sie an ihrem Hochzeitstage einander beim Betre ten ihrer neuen Wohnung gelobt hatten, sich nie zanken- zu wollen. War die junge Frau mitunter wohl etwas „kribbelig", so prallten an der Ruhe ihres Galten doch alle Worte ab, die über den Rahmen ehelicher Harmonie hin ausgingen-. Dafür hatte Frau- Lies-a ihm auch hin-sichtlich seines Zigarrenkonsums weitgehende Konzessionen gemacht. Nur in- einem Punkte