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VMM M WhcMc:n-ErnkW!rr äiinPl S««! Nr 300 Sonntag, den Ä8 Dezember LOLA ckO. JLshrgEK va Von den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal erscheinenden Blättern die Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchnrsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Msdorf usw. DKM-. Einzige Zeitung im Bezirk, die eine ständig steigende Abonaentenziffer nachweisen kann. Ein deutscher Weltrekord m Freiballon. Ter zuletzt von dem französischen LJ schiffe: Bienain ä dinch cuien Flug von Stutigari ins öintcr Moskau mit 2400 Kilometer aufgesteUle Weltrekord für Freiballons ist jetzt durch einen Deutschen geschlagen morden. Der Fübrer des neuen, 1600 Kubikmeter fassenden Freiballons „Duisburg", der deutsche LJischiffer Kaulen, der mit ihm in Bitterfeld aufstieg, hielt sich 87 Stun den in der L ist und durchflog während dieser Zeit eine Strecke von 28M Kilometer, da er erst in dem 800 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen russischen Orte Porm landete. Kaulen, den wir in unserem Bilde neben der Gondel seines Ballons stehend zeigen, hat mit seiner hervorragenden Glanzleistung einen neuen Welt rekord für Zeil und Entfernung aufgestellt. Sie Toten von MZ. Das groüe Erinnerungsjahr für 1913 weckt zu feinem Ausgang auch das Gedenken an zahlreiche von Ruhm und Ehren gekrönte bl amen. Aus dem .Kreise der Gro ßen der Erde schieden dahin: Der 86jäh- rige Erzbcrzog Rainer von Oesterreich, der Ne stor der Habsburg.schen Tvnastie, die Kaiserin- Witwe Lung Jin von China, eine Freundin europäischer Kultur, Fürst von Hohenlohe Langenburg, 80 Jalre alt, ein Oheim der deutschen Kaiserin, König Georg von Griechen land, der am 18. März in dem von seinem Sohite und Nach'olger eroberten Saloniki er- schossen wurde, der greise Fürst Heinrich Neus: j. L., Prinzessin Sophie von Sachfen- Weimar, die das Leben freiwillig in dem schönen Heidelberg von- sich warf, und Menelik von Abessinien, der König der Könige. Aus der militärischen Welt: Geueralfeldmarschall Graf Schlieffen, 80 Jahre alt, der frühere ausgezeichnete Chef des groben Gcnevals'cGes, Admiral von Hollmann, der dem Kaiser persönlich nahestehende einstige > Staatssekretär des Reiws-Marineamts, General ! Konstantin von Zeppelin, ein Verwandter des Grafen, der frühere französische Kriegsminister Andree, General der Infanterie von Scheel, früherer Leiter der Militör-Examinations-Kom- mission, Marschall Mahmud Schewket Pascha, türkischer Großwesiv, wurde in Konstantinopel von politischen Gegnern erschossen, ebenso der Kriegsminister Marschall Nasim Pascha, der französische General Negrier, der das ost asiatische Königreich Annam eroberte, der ita lienische General Salsa, der sich im Tripolis kriege auszeichnete, General von Liegnitz, der frühere Führer des 3. Armeekorps. Eine be klagenswerte Zahl von Militärs haben die beiden Katastrophen der Zeppelin»-Luftschiffe bei Helgoland und auf, dem Flugplatz Johannis- t'al lei Berlin gefordert. Im ganzen sind dabei 42 Personen ums Leben gekommen. Auch die Aviatik forderte zahlreiche Opfer. Würdenträger, Staatsmän ner, Parlamentarier, hohe Be amte: Dr. Willi, Bischof von Limburg, der frühere spanische Ministerpräsident Moret in Madrid, von Hollcbcn, ehemaliger deutscher Botschafter in Washington, Dr. Kronawetter, bekannter Wiener Parlamentarier, Kardinal fürstbischof Nagl in Wien, Geheimrat Haas, Gencralanwalt des Reichsverbandes deutscher landwirtschaftlicher Genossenschaften, von Cramm-Bnrgdorf, früherer braunschweigischer Gesandter in Berlin, Domberr Schädler, be kannter Zentrumssährer in Bamberg, Geheim- rat Krobn, Reformator des deutschen Gefüng- uiswesens, Fabrikant Samhammer in Thü- ringen, früherer Reichstagsabgeordncter, Ober bürgermeister Schustehrus in Charlottenburg, Picard, Leiter der Pariser Weltausstellung von 1900, Landesdirektor und hervorragender Par lamentarier von Manteuffel in Berlin, Bankier und Herrenbausmitglied Ludwig Delbrück in Berlin, Fürst Nikolaus Dolgorucki. früherer russischer Botschafter in Rom, Constant, fran- zösi ck er Minister des Innern, der s. Z. dem General Boulanger den Prozeß machte, Schra der, bekannter früherer liberaler Parlamen tarier in Berlin, Landtagsabgeordneter Gras Arnim-Zusedom in Prenzlau, Graf Feilitzsch, bayerischer Minister a. D., Graf Hompesch, bayerischer Diplomat, Henri Rochefort, weit bekannter radi aler Schriftsteller in Paris, der schon Napoleon vor 1870 das Leben sauer gemacht haste, Graf Kanitz, hervorragender konservativer Parlamentarier, Schniewindt, .König!. Hof- und» Domprediger in Berlin, Louis Passh in Paris, bekannt durch seine friedensfreundliche Propaganda, August Bebel, der Gründer der sozialdemokratischen Partei, Emil Ollivier, französischer Ministerpräsident 1870, Graf Alvensleben, früherer deutscher Botschafter in Petersburg, Gaynor, Oberbür germeister von Newyork, Fürst Katsura, her vorragender japanischer Staatsmann, Dr. Demmel, altkatholischer Bischof in Bonn, Kia mil Pascha, türkischer Staatsmann. Lockrop, früherer französischer Marineminister, Gras Wedel, Kaiserlicher Obertruchseß in Weimar, Kardinal Oreglia in Rom und Kardinal Ram- Polla in Rom. Die Welt der Wissenschaft: Prozessor Dr. Binz, berühmter Pharmakologe in Bonn, Prof. Heller, Anatom in Kiel, Prof. Schiff, Dermatologe in Wien, Pfarrer Iaido in Köln, Führer der freieren kirchlichen Richtung, Prozessor March, bedeutender Archi tekt in Berlin, Geheimrat Slaby, berühmter Elektro-Techniker in Berlin, Dr. Schlick in Hamburg, Erfinder des Schiffskreisels, Prof. Erich Schmidt, berühmter Literatur-Historiker in Berlin, Prof, von Bramann in Halle, -« «- Allerlei' Kurzwsil. K « Denksprüche. Wer Pünktlichkeit und Ordnung liebt Und sie gcwoynheitsmäßig übt, Trägt durch die kleine Lieoesireu Zum Wohl des ganzen Hauses bei. * * * So sicher, wie die Laugeweil' Dem bösen Müßiggänge, Folgt innere Befriedigung Dem regen Arbcitsdrange. Rätselecke Buchstaben-Rätsel. Der erste steckt in Geige, doch nicht in Mandoline, Der zweite ist im Ofen, doch nicht in dem Kamine, Den dritten sucht bei Ebbe, doch niemals bei der Flut, Der vierte in der Truhe, doch nicht im Koffer ruht. Der fünfte ist im Keller, doch auf dem Bo den nie, Der sechste beim Talent wohl, doch nicht bei dem Genie, Der siebente ist im Salon, doch in der Küche nicht, Der achte fehlt beim Mahle stets, doch ist er beim Gericht, Der neunte kommt am Abend, du suchst um sonst am Morgen, Der zehnte ist dein: Kummer nie, doch »st er bei den Sorgen, Das Ganze ist bei Kindern ein sehr beliebter Tag, Der ja wohl auch deu meisten viel Freude bringen mag. Rätscl-Lonctt. Naht erst die Eins mit Sturmcsschritte, Wohl dir, wenn dann in warmen Schuh'il Und weichem Hauspelz du kannst ruh'n In deines Stübchens trauter Mitte. Doch wo die Zweite und die Tritte Die Räuber und Zigeuner tun, Da sichert selbst der Stall das Huhn Kaum noch vor deren Brauch und Sitte. Das Ganze wirst du sicher kennen, Weil es pflegt eifrig das zu brennen, Wodurch sonst cinen Band man stört. Um jedermann damit zu laben, Sch'ckt weithin aus cs seine Gaben, Durch die schon mancher ward betört. Bilder-Rätsel. Vexierbild. Wo ist das Bäuerlein? (Auflösungen in nächster Nummer.) Ai »fiösr»«sten aus Nummer 51. Des Bersteck-Rätsels: Vom Himmel hoch, da komm' ich her Der Scharade: Christabend. Des Logogriphtz: (Adel, Bers, Kant). — Advent. Des Vuchstabcn-Rätsels: Gerecht — Gericht. Der Hieroglyphen: Der Armut fehlt viel, dem Geize alles. Des Vexierbildes: Zwischen den beiden Bäumen. Kopf im Bodengestrüpp. Liuder-IeitLuy. W» Nechi« W d« AHM 'L. Nr. 52. ik-datnon, Druck und Berlufl von Harn L Leymann, Hohenstein Ernstthal. 1913^ In der Weihnachtszeit. Ringsum stille Nebelfelder, ss'Schneedurchglänzte Einsamkeit sJ Und ein wunderbarer weicher -S Weihnachtsfriede weit und breit. Nur mitunter, windverloren, Zieht ein Rauschen durch die Welt, Und ein leises Glockenklingen Wandert über's stille Feld. Und dich grüßen alle Wunder, Die am lauten Tag geruht, Und dein Herz singt Kinderlieber, Und dein Sinn wird fromm und gut. Und dein Blick ist voller Leuchten, Längst Entschlafenes ist erwacht — Und so gehst du durch die stille Wunderweiche Winternacht. Vom Rotkäppchen. Die Großmutter und die vier Enkelkinder saßen in der Dämmerstunde am Ofen, auf dessen heißer Platte die Bratäpfel zischten. Von draußen warf eine Straßenlaterne ihr Licht in den gemütlichen Raum. Der Vater war in seinem Geschäft, die Mutter kaufte für den Abend ein. „Großmutter, erzähle mal!" sagte in einem halben Kommandoton Hans, der jüngste. „Bitten mußt Du, Hans", belehrte den kleinen Bruder Meta, die älteste Schwester. „Alle Kinder müssen bitten; wenn Du das nicht tust, hört es der Weihnachtsmann und bringt Dir eine Rute!" „Es gibt keinen Weihnachtsmann", sagte Erich, der Bruder. „Aber es gibt Ruten", frohlockte Berta, die zweite Schwester. „Und Ihr ungezogenen Jun gen verdient sie. Au!" schrie sie gleich darauf, denn Hans hatte sie am blonden Haar ge zogen und Erich sie gepiekt. Um ein Haar breit wären sie alle anein ander geraten, wenn die Großmutter nicht kräftig interveniert hätte. „Macht Ihr Spek takel, dann erzähle ich nichts. Und wer nicht ganz artig ist, kriegt keinen Bratapfel!" Große Reue-Demonstration! „Also, was soll ich erzählen?" „Wie Du Hochzeit hattest", sagte Meta. „Dummes Zeug", brüllten die beiden Jungen. „Dann Schneewittchen", bat Berta. „Nein, Rotkäppchen!" sagte Hans in seinem selbstbewußten Ton. „Der Wolf, der Rot käppchen fressen will, sieht aus wie eine alte Frau. Und das macht Großmutter zu fein vor!" „Aber, Hans, schämst Du Dich gar nicht, Großmutter mit dem Wolf zu vergleichen?" entrüstete sich Meta. „Großmutter, erzähle dem bösen Jungen gar nichts mehr. Den holt der Weihnachtsmann und steckt ihn in seinen Sack. Das verdient er auch. Hört mal, es tappst draußen!" Dem Bruder Erich macht es jetzt einen diebischen Spaß, den Jüngsten zu ängstigen. Er klopft mit einem Fuß auf die Dielen. Hans schreit, als ob er am Spieße stecke, und flüchtet zur Großmutter. Die hat erst gelacht, aber als sie ihren Liebling Hans in solcher Angst sieht, vergeht ihr der Humor. „Erich, Du bist ein Tauge nichts", ruft sie. „Sieh' Deine Schwestern an, wie sie artig sind." Meta und Berta strahlen. „Das sind auch bloß Mädchen", antwortet Erich geringschätzig. Und Hans ist mit einem Male bei seinem Bruder. „Da hat er recht, der Erich, Großmutter, was sind Mädchen?" „Wir können auch studieren", schreien die beiden. „Aber wie!" sagt Erich van oben herab. — „Großmutter. Hans piekt schon wieder!" klagt die kleine Berta. Und Großmutter schüttelt das graue Haupt. „Kinder, ich sollte Euch