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KiiM m HohMriDEriMiltl LynUl T«srbl«tt. Rr. SV7. Dienstag, den 23 Dezember IVM 4V. Jahrgang Von den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Grnftthal erscheinenden Blättern die /sin Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchnrsdorf, <»»»»»'»» Wiistenbrand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Rüsdorf usw. xnG Einzige Zeitung im Bezirk, die eine ständig steigende Abonnentenziffer nachweisen kann. —NN Zm EiseatahmM bei NMenberg. Finanzminister v. Seydewitz traf am Sonn abend mit einigen Nöten aus dem Finanz ministerium an der Unfallstelle am Harresse'- sen ein und besichtigte diese eingehend. Hier auf begab er sich in Begleitung des Bürger meisters Dr. Irmer und des Sanitätsrates Dr. Birkner nach Frankenberg, um die hier un Krankenhaus untergebrachten Verletzten zu besuchen, denen er die herzliche Teilnahme der Negierung zum Ausdruck brachte. Der Mini ster gab bekannt, daß auch der König von dem Beenden der Verunglückten unterrichtet zu fein wünsche und persönlichen Vortrag darüber er l alten will. Es werden deshalb am heutigen Montag Sanitätsrat Dr. Birkner vom Fran kenberger Krankenlaus sowie ein Arzt vom Chemnitzer Stadtkrankenhaus dem König an- täßlich seiner Anwesenheit zur Weihe des Be- zirlskrankenhausts in Rabenstein bei Chemnitz Vortrag halten. Von Frankenberg aus begab sich der Minister nach Chemnitz, wo er, be gleitet von Oberbürgermeister Dr. Sturm, die dort liegenden Schwerverletzten besuchte. Von diesen sechs dürften vier nach dem Fest als geheilt entlassen lverden können. Um 3 Uhr fuhr der Minister nach Dresden zurück. An der Unglücksstätte wurden auch! am Sonnabend wieder Sprengarbeiten vorgenom- uen. Wann! der Verkehr wieder ausgenommen werden kann, läßt sich noch! nicht übersehen, chwrausfichtlich wird dies erst nach den Weih- ..achtsfeier'agen geschehen. Bestattung der Toten. Auf dem Frankenberger Friedhof wurden am Sonnabend nachmittag 3 Uhr unter gro- ßcr Beteiligung die beiden Brüder Otto und Max Münzner sowie der Fleischer Alfred Nor berger gemeinsam bestattet. Un.er dem Traue» gefolge bemerkte man die Vertreter der st dti- schen Kollegien und des Kirchenvorstandes rc. Die Gedächtnisrede hielt Pastor Meier. Als Vertreter der Königlichen Generaldirektion er schien Finanzamtmann Dr. Noke von der Bc- iriebsdirektion in Chemnitz. Er legte Lorbeer- tränze an der Gruft nieder und sprach den Hinterbliebenen das Beileid der Generaldirek- tion aus. Ani Sonnabend mittag wurden auch die drei Chemnitzer, die bei dem Eisenbahnunglück getötet wurden, nämlich Frau Oberlehrer Haupt, Werkmeister Hilbig und Photograph Päsler, lestattet. Die beiden ersteren wurden nacheinander im Krematorium eingeäschert. Mordtat eines Reichstagsabgcordneten. Etwas Beispielloses ist geschehen. Ein Reichstagsabgeordneter hat einen schweren Mord begangen. Wie schon im größten Teil der vorigen Nummer gemeldet, erschoß auf Schloß Takowymokre bei Grätz in der Pro vinz Posen der Abg. Graf Mielzcynsti (Pole) seine Frau und deren Neffen. Nach der Tat, iiber deren Ursachen Stillschweigen beobachtet wird, die jedoch durch Familienzwistigkeuen veranlaßt worden zu sein scheint, stellte sich Graf von Mielzcyns'i der Staatsanwaltscha t. Graf Mielzcynski, der 44 Jahre alt ist, war mit einer Gräfin Potocka vermählt. Das Ebeleben gestaltete sich so unerfreulich, daß die beiden Ehegatten auseinandergingen und sich erst vor Jahresfrist wieder vereinigten, nach dem die Gräfin das Gut geerbt hatte, in des sen Schlosse sie ihren Tob finden sollte. Die Gräfin war an dem Unheilslage erst des Mor gens gegen zwei Uhr in Begleitung ihres Ne - sen, des 24jährigen Grafen Al'red v. Miant- czynski, künftigen Majoratsherren des Gutes Bendlowo, heimgekehrt. Es kam daraus zu einer Auseinandersetzung des Grafen Mielz cynski mit seiner Gemah lin und dem jungen Neffen, in dessen Verlauf der Abgeordnete den Revolver zog und die beiden niederstreckte. Die Gesellscha'terin, die die Schüsse zu vereiteln luchte, wurde verwundet. Die Tat erfolgte in böchster seelischer Erregung, denn es war für den folgenden Tag Jagd angesetzt, und zahl reiche Gäste befanden sich auf dem Schlosse. Abg. Graf Mielzcynski, der am 13. Okto ber 1869 in Posen als Sohn eines Ritter gutsbesitzers geboren wurde, hatte sich nach Absolvierung seiner Gymnasial- und Unioersi- tätsstudien zunächst der Kunstmalerei gewid met, war dann Offizier im Leiblürassier-Reg - ment geworden und bewirtschaftete seit 1897 seine Güter. Dem Reichstage gehörte er seit 1893 als Vertreter des Wahlkreises Samter- Birnbaum an, der zum eisernen Besitzstände der Polen gehört. «ns HamMerres * — Inserate für die . Weih - nachtsnummer erbitten uns rechtzeitig, ebenso die Aende - rung von T a n z i n s e r a t e n. *— Die Schlachtviehversiche- r u n g s g e b ü h r e n betragen für im Jahre 1914 zu schlachtende Tiere 4 Mk. für ein männliches Rind, 8 Mk. für ein weibliches Nind und 1,20 Mk. für ein Schwein. *— Einfuhr von Schlachtvieh aus Oe st erreich-Ungarn. Das Mi nisterium des Innern gibt bekannt, daß in folge der Einschleppung der Maul- und Klauen seuche nach Deutschland durch Schlachtrinder aus dem österreichischen Sperrgebiet die auf Grund bestehender Vorschriften an sich zulässige Einfuhr und Durchfuhr von Schlachtrindern sowie von Heu und Stroh aus der Bezirks- hauptmannschast Mährisch-Ostrau nach und durch. Sachsen bis auf weiteres verboten ist. *— Zur Steuerung des Leh re r ü b e r f l u s s e s ist den Seminaren für die Aufnahme Ostern 1914 nur die Zahl von 24 als Klassenstärke vorgeschrieben. DoppeMas- jen werden nicht gebildet. Zu Beginn des laufenden Schuljahres waren 759 Schulanus kandidaten aus 3 Jahrgängen vorhanden. Von ihnen- waren zu Anfang des Schuljahres 392 als Hilfslehrer und 92 als Vikare beschäftigt, 36 waren beurlaubt und 239 waren unbeschäf tigt. Vergangene Ostern verließen 275 Schul amtskandidaten das Seminar, davon waren 58 als Hilfslehrer, 74 als Vikare beschäftigt, 13 waren beurlaubt und 230 erhielten keine Stelle. *— Zur Beachtung für Ge werbetreibende. Ein Handwerker hatte mehrere Lehrlinge angeleitet, ohne die Meisterprüfung bestanden und ohne die behörd liche Erlaubnis zur Lehrlingsanleitung erhal ten zu haben. Das Schöf engericht Zwickau verurteilte ihn zu 50 Mk. Geldstrafe oder 10 Tagen Hast. — Mittelbach, 22. Dez. Als Sachver- ständige für die Bezirksschätzungsausschüsse der staatlichen Schlachtviehversicherung für 1914 wurden von der Kgl. Amtshauptmannschast Clemnitz ernannt die Herren Gutsbesitzer E. I. Pohlers, Bernh. Stiegler und Robert Aurich. — Als Sachverständige zur Ermit telung der Entschädigungen bei Viehoerlust durch Seuchen wurden ernannt die Herren Lehngerichtsbesitzer Gerhardt und die Guts besitzer P. H. Schubert, K. A. Schüppel, E. N. Beckmann und R. Br. Jung. * Moritzburg, 21. Dez. Ein schweres Unglück ereignete sich gestern nachmittag in der fünften Stunde in der Wohnung eines erst kürzlich von Rehefeld nach hier versetzten För sters. Als der Förster aus seinen, Revier zu rückkehrte, na m dessen zehnjähriger Sohn die Waffe, uni sie zu reinigen. In dem Gewehr befand sich jedoch noch eine Schrotladung. Plötzlich krachte ein Schuß und die gesamte Schrotladung drang der zufällig in die Stube eintretenden 13 Jahre alten Schwester des Knaben in den linken Oberschenkel. Um Mit ternacht wurde das schwer verwundete Mäd chen mittels eines Krankenautomobiles nach der Dresdner Diakonissenanstalt überführt, wo heute vormittag das verletzte Bein angenom men werden mußte. * Greiz, 21. Dez. Der hiesige Kontorist Noth Hal das Vertrauen seines Arbeitgebers gröblich getäuscht. Durch fortgesetzte Diebereien und fal'che Buchungen schädigte er den hiesi gen Schlossermeister und Installateur Grimm um mehr als 10 000 Mk. Roth hat e wieder holt mittels Nachschlüssels den Geldschrank be stohlen und auch sonst durch eigenmächtiges Quittieren Gelder unterschlagen. Der Betrü ger, der 35 Jahre alt und verbeiratet ist, wurde verla tet. Dabei stellte sich heraus, daß er schon vor langen Jahren wegen Die stahls mehrere Jabre im Gefängnis gesessen hatte. * Pilsen, 21. Dez. Bei dem Grundbe sitzer Franz Bartvzal wurde mittelst Göpels gedroschen. Der siebenjährige Sobu des Be sitzers kam dem Zahnrad der Maschine zu na' e, wurde er aßt und in die Maschine ge zogen. Das Kind wurde zermalmt und war auf der Stelle tot. Kleine Chronik. * Schweres Eisenbahnunglück bei Dortmund. Am Sonnabend abend entgleisten von dem von Hagen kommenden Personenzug Nr. 913 bei Löttringhausen die Lokomotive und mehrere Wagen und stürzten den sehr hohen Bahndamm hinab. Kurz darauf fuhr in den entgleisten Zug cin anderer Personenzug hinein, sodaß von beiden Zügen mehrere Wagen ineinandergeschoben wurden. 8 Personen wurden schwer verletzt, der Lokomotivführer und der Heizer lebensgefährlich Die Herren von DieSkau Original-Noman von Franz Treller. . Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Hast Du auf meine Fragen keine Ant wort, Bvdo? Ueberlege es wohl, von dieser Antwort hängt Dein zukünftiges Schicksal ab." Der durch seine Angst gänzlich aus dein Gleichgewicht gewordene Freiherr, der nicht cinen Augenblick daran zweifelte, seinen tot- geglaubten Bruder vor sich zu haben, winkte nur schwach mit der Hand, man möge ihn allein lassen. Mit der ihm eigenen Frechheit und An maßung und in seinem rauhesten Tone sagte Harald: „Soll ich die Diener rufen, um Sie zu entfernen?" Ohne im geringsten darauf zu achten, sagte Hermann von Dieskau: „Ich hätte viel ver zielen, Budo, wenn ich, nachdem ich so lange Jahre einsam gelebt, auf meine alten Tage mich noch des Glückes erfreuen könnte, mein mir entrissenes Kind, von dem Du mir leider ich riebst, es sei gestorben, an mein Herz zu schließen. Noch ist es Zeit, sprich, Bodo, sprich zu Deinem Bruder!" „Gehen Sie — gehen Sie — ich verstehe nichts von alledem — Harald, bleibe bei mir —!" »Ich gehe," sagte Hermann von Dieskau, „da Tu es so willst — und ich gehe trauriger als ich kam. Nie hätte ich geglaubt, so vor Dir stehen zu müssen." Er wandte sich und ging hinaus. „Was ist das alles, Vater? Wer ist dieser Mensch?" „Er ist's und jetzt ist alles verloren," stöhnte der Freiherr, in dem außer der Angst, zum Bettler zu werden, auch das Gewissen! er wachte mit der Befürchtung, zur Rechenschaft gezogen zu werden. „Wer ist's? Wer ist Mr. Warthon? Ist es denn wirklich Dein Bruder?" Der Baron nickte. „O, er wird sich rächen." »Du hast doch! den Totenschein Deines längst verstorbenen Bruders in den Händen. Laß Dich doch nicht ins Bockshorn jagen:!" „Ich hielt ihn für tot —" „Er ist auch tot — und soll es bleibenJ setzte Harald finster hinzu, „ein Betrüger, der ihm vielleicht ähnlich siebt, spielt die Rolle Deines Bruders, um Geld zu erpressen — das ist alles. Gut, daß Du ibm keine Zuge ständnisse gemacht hast." „O, es ist swreckäw — aus dem Gru e kommen die Leute wieder — o —" „Nur die Rube nicht melieren! Mi: dem Betrüger, und eS ist ein Betrüger, Vater, werden wir schon fertig werden. Was ist es mit dem Sohn, von dem der Mann sprach? Hatte Dein Bruder einen Sohn?" Der Freiberr nickte wieder. „Erkläre mir die ganze Sache, damit ich einen Ueberblick labe und darnach bandeln kann." „Er — Hermann — Iteiralele ^heimlich eine Person — ich weiß den Namen nicht mebr, und der Onkel, von dem wir damals abbin- gen — zog seine Hand von ihm." „Aber das Kind?" »Ja, es lebte —" „Wo ist es?" „Ich weiß es nich!." „Also verührNen — toi wabrßbeinlich, sonst hätten wir davon gehört, lind was der Mann von dem Trauschein und dem Kirchenbuch tagte — seine Ede war also rechtmäßig ge schlossen?" Dieskau nickte. „Wenn das Kind und die D^nmcnte nicht mehr vorhanden sind, so haben wir cs also allein mit diesem Herrn zu tun! — Na, mit dem werden wir schon zu Ende kommen!" „O — Du kennst ihn nicht — es ist alles verloren! — Er ist da — wie konnte er nur zurückkommen? Wir können als Bettler von dannen ziehen. O, entsetzlich — daß mir das auf meine alten Tage begegnen muß." „Nuu, sei so gut und nimm Deine fünf Sinne zusammen, Vater! Für mich ist dieser Mr. Warthon nichts als ein habgieriger Schurke, der Dich schröpfen will. Er soll nur kommen! Sei ein Mann! Der Satan hole diese verdammten Geschichten," murmelte er ingrimmig. „Aber ich muß jetzt fort, ich darf bei dem Treiben nicht fehlen." Er klingelte. Der Diener trat ein. „Wo ist der Herr, der eben hier war, hin gegangen?" „Er ist fortgefahren." „In welcher Richtung?" „Er schlug den Weg nach der Station ein." „Gur! Sind noch Gäste hier?" „Nein, gnädiger Herr, die sind alle schon fort mii dem Förster." Außer den Gästen, die im Hause weilten, waren noch verschiedene Herren von auswärts zum Treiben geladen worden. „So muß ich eilen, ihnen nachzukommen." Er ging mir hastigen Schritten hinab, be- slieg sein Pferd und ritt, die Doppelbüchse in der Hand, dem Walde zu, wo das Treiben üalüinden sollte. Er jagte wild dahin. Im Walde hielt er an. stieg ab, band das Pferd an einen Baum und ging aufwärts nach der Gegend des Trei bens bin. Alle wilden Leidenschaften des jungen Man nes waren in ihrer ganzen Stärke erwacht. Sein Onkel — der ältere Bruder — der Herr beS Majorats — dem Grabe entstiegen — auch er zweifelte nicht daran, daß er Her mann von Dieskau gesehen hatte — was sollte nun werden? Dazu das Heiratsprojekt mit Sakal mißglückt — er fühlte einen Grimm in sich, der sein ganzes Denken. betäubte. Was sollte werden aus ibm und aus allen, wenn Hermann von Dieskau seine Identität nach wies und seine Ansprüche geltend machte? Es schwindelte ihm. Daß sein Vater den Bruder seinerzeit we gen dessen Vermählung mit einer obs uren Persönlichkeit und wegen der sich hieraus er gebenden Folgen nicht mit besonderem Wohl wollen bedacht hatte, schien ziemlich klar aus den Worten des Fremden hervorzugehen. Doch das war des Vaters Sache: hier stand ande res, wichtigeres, auf den: Spiele. Es handelte sich um seine und der Seinen Existenz, wenn der Mann das war, was er zu sein vorgab. Harald knirschte mit den Zähnen bei dem Gedanken, zum Bettler zu werden und im Staube kriechen zu müssen, wo er zu herrschen gewohnt war. Er ging durch lichten Wald auf einer An- höhe dahin, als er mit jäher Ueberraschung den Mann, der all das Elend über ihn zu bringen drolte, gemessenen Schrittes auf dem Pfad unten jenseits des Wiefentales dahin- schreiten sah. (Fortsetzung folgt. 8a1env6old LlBIctinunciLwuL. M