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KÜM M Hohnßrin LriNhiiin Ai)kigrr L>se blatt. Nr 14» Bo« der Höhe steigt hernieder Die Natur, den Berg herab. WaS gekommen, gehet wieder, WaS erblühte, wellt fürs Grab. Zeit der Sommersonnenwende Mahnst mit deiner Blütenpracht: Meß, alles nimmt ein Ende. Zauber der Johannisnacht! DienStag, den 24 Jnni 1818 40. Jahrgang SSNSSSSSSSNSNSSSSSM Dauber der Aohannisnschi. In des Jahres Mittagssonne Wächst die Saat zur Reife an, Daß der Schnitter drauf mit Wonne Reichlich Ernte halten kann. Darum sammelt Blütenschätze, Die Natur uns dargebracht, Daß uns allesamt ergötze Zauber der Johannisnacht. Heute wallen, wehen, weben Durch die Schleier licht und dicht Jene Geister früh'rer Leben, Wie ein liebes Lenzgedicht. Damit wir sie nicht vergessen Und daß ihrer werd' gedacht, Senkt sich nieder auf Erpressen Zauber der Johannisnacht. Blumenfest der Rasenhügel, Paarst die Freude mit dem Leid, Du gibst den Gedanken Flügel Aus entschwund'ner schöner Zeit. Geh mit Blumen hin zum Grabe, Geh, es steht in deiner Macht, Bring sie dar. Es birgt die Gabe Zauber der JohanniSnacht. Und für uns, die wir noch leben, Klingt ein Singen wundersam, Wie ein treibend Vorwärtsstreben, Sanft und doch nicht flügellahm. Strebe restlos zu erfassen, Wo dir Lcbenswonne lacht, Spür auf Höhen und in Gassen Zauber der Johannisnacht. Wenn von Bergen Flammen steigen Nachts zum Sonnenwendefest, Sind das Brauch- und Sittenzeichen, Die als Mahnruf man erläßt. Rüste dich, du Mensch von heute, Halt als deutscher Dagen Wacht, Bleib wie deiner Väter Leute! Schwör es zur Johannisnacht! Ferd. Willy Hähnel, Ehemmtz Johannistag Natt) einer biblischen Notiz ist Johannes der Täufer, der Vorläufer und Wegbreiter Jesu Christi, sechs Monate vor dem heiligen Kinde geboren worden. Wie die Christenhett am 24. Dezember zur Feier der Weihnacht sich rastet, die Liebe des Vaters zu preisen, d.e uns den Solm gesandt bat, so sollte es dem Christen auch unserer Tage ein heiliges An liegen sein, ein- halbes Jahr zuvor, am 24. Juni, am Geburtstag des Täufers, dein „Pro pheten des Höchsten" eine stille Stunde ernsten Gedenkens zu weihen. Jesus selbst hat dem Buüprediger am Jordan das Zeugnis ausgc- stellt, daß kein Weibgeborener größer sei als Johannes der Täufer (und doch sei der Kleinste iin Himmelreich größer als der Täufer Jo Hannes). Und sein Namensvetter, der Evan gelist Johannes, Jesu Liehlingsjünger, hat in ewiggstMgen Worten Person und Werk des Wcgbereitacs sichergcstellt: „es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der 'tlbiae kam zum Zeugnis, daß er von dem Licht zeugte, auf daß sic alle durch ihn glaub ten. Er war nicht das Licht, sondern daß er zeugke von dem Licht." Der Mann in seinem l)ärenen Gewände am Jordan draußen ist eine eigenartige und ein- zigaw'ge Persönlichkeit. Sie hat dem Ge schlecht unserer Tage viel zu 'agen. Wir klein - g'äubigen, wankelmütigen, mit dem Lurus und Wohllebe» liebäugelnden Menschen, nur Christen mit unserm Gewohnheitschristentum, wir Kirchgänger ohne heißes Heilsverlangen, Im Labyrinth ded Lebend. Roman von M. Kneschle-Schönau. 26 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „lind das sind wo^l Deine Zeichenvcr suche, nicht wahr?" fragte Gabriele, die Hefte still beiseite legend und auf einige lose Blätter in des Kindes Hand deutend. „Laß sehen, mein Kind!" Der Klonen blieb dis Mündchen offen sieben vor Erstaunen, daß es keine Strahtne- diät setzte und daß Fräulein Pat' so ruhig blieb. Mit gespanntem Gcsichtsausdrutt beob achtete sie deren Miene beim Anblick der Zeich nungen, und ein tiefer, zitternder Atemzug! hob ihre beklommene Brust, als sie Gabrielen lächeln sah. Diese hatte mit regem Interesse die noch ungeschickten, aber dennoch ein starkes Talent verratenden Skizzen betrachtet, welche sämtliche lebende Wesen des Langnerhofes in- großer Naturtreue zeigten. Eine Profilskizze Hermi- »ens war vm verblüffender Aehnlichkeit und aus einer Ecke sal-eu, trotz starker Ueberradic- rung, Gabrielen ihre eigenen Gesi-chtszüge ent gegen. „Und das hast Du ohne jegliche Anleitung allein gemacht?" fragte Gabriele, die Kleine scharf ansehend. „Jetzt kommt's!" dachte diese und duckte unwillküvüch das Köpfchen. „Ja, Fräulein Pat'!" hauchte sie. „Das ist viel," lobte Gabriele, „und zeigt, daß Talent vorhanden ist und eine Ausbil dung sich lohnen könnte, vorausgesetzt, daß der nötige Ernst und großer Fleiß vorhanden ist. Ist es wirklich Dein Herzenswunsch, Dich der Malerei zu widmen?" Aulstrahlenden Blickes, beide Hände zur Brust erhoben, antwortete das Kind mit einem freudigen „Ja". „Aber Dolores, auch als Malerin muß man unendlich viel lernen, nicht nur zeichnen und malen, sondern auch in all den Fächern, in denen Du bisher unterrichtet wurdest. Man kann nicht als Dummerchen durch die Welt laufen. Denn gerade wenn man ein Talent besitzt, muß man doppelt bestrebt sein, sich die Bildung anzueignen, die einem befähigt, em- wir Abendmahlsgäste ohne ehrlichen Butzernst, wir alle haben die einsamragende Heldengestalt am Jordanuf.er so bitternötig. Die großartige Einheit von Selbstverleugnung und Selbstzucht, der sieghafte Messiasglaube, die herbe Herzensreinheit, der unerbittlich klare Bück ins Leben (wie es wirklich ist), das un bestechliche sittliche Urteil, die unbezwingliche sittliche Kraft eines Johannes fehlen unserem Geschlecht nur allzusehr. Der Vorläufer Jesu war kein Mensch mit frommem Augenaufschlag, kein Schönredner den Volksmafsen, kein Lob redner den Volksführern gegenüber. Er for dcrte von allen, ohne Ansehen der Person, datz man sich selb st erkenne und diese Selbsterkenntnis bekenne — das heitzt beichten. Er forderte absolute Ehrlichkeit, restlose Aufrichtigkeit — nichts Wei ter. Und wies mit dem Finger auf den hin, der unser alles Heil -ist. Johannes brauchte nicht mehr zu schreiben, wie die Proplete» einst; er, des Zacharias Sohn, konnte die Hand ausstrecken rmd sagen „siehe!" Wer Augen hat zu sehen, wer sehen will, der sieht: Jesus von Nazareth ist es, den jeder braucht, der „Mensch" heißt. Jesus von Nazareth fordert nicht nur, er gibt. Jesus ruft nicht nur zur Selbst- und Sündenerkenntnis, er befreit vom Selbst und macht frei von Sünden alle, die auf sei nen Ruf hin zu ihm kommen. Johannes kann nur au'rütteln, nicht aufrichten. Jesus richtet und richtet dann auf. Johannes zwingt zum Fragen; Jesus gibt Antwort. Johannes weist auf dos Licht hin; Jesus i st das Licht. mal in den besten Ge'ellschafts- und Künstler- kreisen zu verkehren, die einem Anerkennung und Förderung seines Talentes verschaffen können. Willst Du mir versprechen, Dich von num an mit allem Fleiße Deinen Aufgaben zu widmen und ohne Widerspruch zu tun, was ich von Dir verlange, so gebe ich Dir das Versprechen, Deinen Lieblingswunsch zu er füllen und Dich als Malerin ausbilden zu lassen, llcberleg' es Dir wohl, mein Kind. Es liegt in Deiner Hand, ob Du zeitlebens ein ungebildetes Bauernmädchen bleiben oder eine gebildete Malerin, will's Gott, sogar ein mal eine tüchtige Künstlerin werden willst." Das Kind war ganz blaß geworden, es kämplle sichtlich einen schweren Kampf, denn die kleine Brust hob und senkte sich stürmisch und die Hände krampften sich fest ineinander. Endlich hob es den Kopf, sah Gabrielen mit umflorten Augen an und fragte mit zuckenden Lippen: „Dann mutz ich fort von hier, und bald?" Und als Gabriele ernsthaft mit dein Kopfe nickte, ließ es laut auffchluchzcnd das Köpf chen auf ihre Knie sinken und brach in ein leftiges Weinen aus. Gabriele richtete sich vollends auf, nahm das weinende Kind auf den Schötz, und als sie das weiche, warme Körperchen so dicht an ihrem Herzen fühlte, da übarmannte sie selbst das nun unaufhalt sam hervorbrechende Muttergefühl. Ihre Trä nen mischten sich mit denen des Kindes. Fast als wollte sie es nie mehr lassen, umschlang sie das Mädchen-. „Mein Kind, mein liebes," flüsterte sie zärt lich, „beruhige Dich doch. Es wird sich ein Ausweg finden lassen, der D'r die Trennung erleichtert. Vertraue mir und glaube, daß ich nur Dein Bestes will. Den Sommer über bleibst Du noch hier. Da werde ich Dich un terrichten und dann zum Herbst bringe ich Dich in eine Pension, nicht weit von hier, wo Du mit lauter kleinen Mädchen zusammen ler nen wirst und wenn Du brav bist, oft nach Hause kommen darfst. Soll ich Dir einmal zeigen, wo Du wahrscheinlich hinkommft? Sieh' dort zum Fenster hinaus. Kennst Du die kleine Insel mit dem Kirchturme, die mitten auf dein See schwimmt." . ... . Johannes ruft zum Leben, indem er der Sünde den Krieg erklärt; Jesus i st d a s L e- ben und hat das Leben und gibt das Le ben, indem er die Sünde besiegt und tötet. Johannes tauft mit Wasser; Jesus mit Feuer und heiligem Geist. Schon viel hundert Jahre vor der Geburt des ernsten Wüstenpredigers haben die heidni schen Völker und so auch unsere Vorfahren, die alten Germanen, den 24. Juni festlich be gangen. Man feierte das letzte der „Lichtfeste", die Sommersonnenwende. Jetzt hat die Sonnenüchtfülle ihren Gipfelpunkt erreicht. Nunmehr geht es wieder, unaufhaltsam Schritt für Schritt, dem Nachsommer, Herbst und Winter zu, in Verblühen und Veröden, in Nacht und Tod hinein. Aus Frühlingsglück und Sommerseligkeit wird Herbstesschauer und Winternot. Da hat man auf Bergen und Ha'- den die Sonnwendfeuer entzündet, und mit der hochlodernden Flammenglut dem nun a b n e h- m ende n Tagesgestim einen letzten Gruß und Lobgesang entboten. Was um diese Zeit das Naturleben uns predigt, Ivas die Sommerson nenwende dem Menschen zu sagen hat und zu bedenken gibt, dis soll sich für jede» Christen, für den Jesusjünger auch des 20. Jahrhun derts, am Johannistage in die Worte des Täufers Johannes umprägen: „Er (Chri st u s) muß wachsen, ich aber m u ß abnehme n " Wenn jeder von uns dieses Gelöbnis des Bußpredigers vom Jordanufer sich zum eigenen heiligen Gelöbnis werden las se» wollte, dann stände es besser um unser Volk, dann ginge es wirklich dem Lichte ent- Der Kleinen Augen wurden groß vor Er staunen. „Die Frauenmse'?" hauchte sie. „Ins Kloster soll ich?" „Warft Du schon einmal auf dieser Insel?" fragte Gabriele, liebreich über das blonde Köpf chen streichend. Dabei fühlte sie die steife» Zöpsche» und leise, ga»z unmerklich löste sie die Bandschleife», die sie zusammenhielte». Das Haar brauchte sie nicht zu lösen, das be freite sich selbst aus der ungewohnten Haft und sträubte sich bald wieder in krausen Locken um Stirn und Schläfe» des Kindes. „Ja, ich war dort, mit Großmütterchen," nickte Dolores und sah träumerisch hinüber zu dem winzigen Eiland. „Es war im vorigen Sommer, die Linde» blühte» grade und duf teten so stark. Und im Kloster waren Ferien, die Kirche sah aus wie ein Wald, lauter grüne Zweige und Blumen. Und die Nonnen san gen so schön. Aber sehen tat man sie nicht. Eine Menge kleiner Mädchen saßen um den Altar herum, alle in weißen Kleidern und blauen Schürzen und als wir aus dar Kirche traten, saßen Herren und Damen da und mal te» de» Kirchhof ab. Da hätte ich so gern länger zugesehen, aber Großmutter litt es nicht." „Also hat es Dir gefallen auf der Frauen- msol?" forschte Gabriele. „Ja, im Freien schon, aber in der Kirche war's so düster und im Klosterhof so einsam. Ich fürchte mich dayin." „Einsam?" lachte Gabriele. „Weißt Du, daß über zwanzig kleine Mädchen dort erzogen wer den? Wie kann's da einsam sein! Und im Sommer wimmelt's dort von Malern und Sommerfrischlern. Da kannst Du nach Her zenslust zusehen, wie die schönen Bilder gemalt werden und selbst Unterricht im Malen nel^ men. Und jeden Sonntag kommt eins von de» Eltern, die Großmutter oder ich Dich zü besuchen und in den Ferien kommst Du heim. Es ist ja gar nicht weit. Oder möch cst Du lieber mit mir in eine große Stadt zic en?" „Nein, nein, nicht weit fort!" wehrte das Kind ängstlich ab. „Ich muß die Berge und unsere Alm sehen könne»,, sonst weine ich mich tot vor Sehnf-Ucht." Gabriele lächelte, aber es war ein wehes gegen, dann ist das Reich Gottes, die Königs herrschaft Jesu Christi nahe — aber nur dann. (E.-K.) Kriegsallfmarsch am Balkan. Bulgarien hat seine Kriegsvorbereitungen beendigt. 70 000 Man» unter General Iwa now stehen gegen die griechische, die bulgari- sche Hauptarmee rmter dem Generalsisimus Sa lvos steht gegen die serbische Grenze gerichtet, weitere 127 000 Mann hatten die bulgarische Grenze zum Schutze Sofias besetzt. Der Auf marsch ist so durchgeführt, daß Griechen und Serben von einander getrennr sind. Kleinere Scharmützel, die oft mit großer Heftigkeit aus- gefochten werden und immer mit dem Rück züge der Serben oder Griechen endigen, finden täglich statt. Ob es jedoch zu dem Bruder kriege kommen wird, steht »och immer dahin. Trotz aller kriegerischen Vorbereitungen hält man noch immer an der Möglichkeit fest, daß ein neues und schweres Blutvergießen unter den durch de» Türkeukrieg ausg^saugte» Bal kanvölkern vermieden werde» wird. Aus Sofia wird bcrichtei, da zwischen Bul garien und Serbien weder in der Abrüsttmgs- frage noch in derjenige» der Revision des Tei lungsvertrages eine Einigung erzielt werde» konnte, erscheint eine kriegerische Auseinander setzung unvermeidlich. — Wegen Bedrückuiig der Bulgaren, die in Saloniki und den be setzten Gebieten ansäsig sind, durch Griewen- Lächeln. Die ängstliche Abwehr des Kindes gegen den Vorschlag, mit ihr zu gehen, hatte sie geschmerzt, wie überhaupt die Zurückhal tung, in der es gegen ihre Zärtlichkeit ver harrte. Hatte sie gehofft, jetzt schon ein Zu- gehöriglkeitsgefühl in dem Kinde zu finden, so sah sie sich getäuscht. So schnell Ivar Dolores nicht zu erobern. Namentlich jetzt nicht, wo sie in dem Fräulein Pat' die Störerin ilres freien, glücklichen Lebens sah. Die Aussicht, male» und zeichnen zu dürfen und später, Ivie sie geträumt, eine Künstlerin zu werden, lin derte das Trennungsweh, aber das Grauen vor einer Pension vermochte sie doch nicht ganz zu tilgen. Die Kleine war sichtlich froh, als Gabriele sie beurlaubte, und schlüpfte wie ein Wiese' zur Tür hinaus, die Trappe in großen Sätzen hinabspringend, um nur ja recht schnell die große Neuigkeit, daß sie auf die Frauemnstl komme, den ängstlich harrenden Eltern und der Großmütter mitzuteilen. Während sie den erstererr haarklein ihre Unterredung mit dem Fräulein Pat' berichtete, schlich Hermine sich hinaus. Es zog sic unwiderstehlich zu Ga briele. Sie fand sie firmend am Fenster stehend und als sie sich umwandte, hatte sie Tränen in den Augen und ein weiches Lächeln um den Mund. „Nun, hab' ich's gut gemacht?" fragte sie sanft und legte den Arm IIM die Schultern der alten Frau. Hermiire drückte ihr wortlos beide Hände; sie Ivar so froh über die Veränderung, die mit Gabrielen vorgegangen rmd daß der drohende Konflikt so friedlich sich zu lösen schien. „Jst's nicht ein liebes Ding, die Kleine?" fragte sie nur und sah forschend in Gabrielens Gesicht, das durch den weicheren Ausdruck Ivie verjüngt erschien und die alte Frau so recht a» die frühere luftige Aelia erinnerte. „Ja, Hermine, das ist sie und ich will mir Mühe geben, ihr kleines Herz zu mir zu ziehen, daß sie auch mich mit der Zeit lieben lernt. Aber jetzt geh', meine Alte, laß mich allein. Die Unterredung hat mich angegriffen und vie les in mir aufgewühlt, das ich längst tot wähnte. J'ch bedarf der Ruhe. Sorge, daß mich niemand stört." (Fortsetzung folgt.)