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wiiqr M KchW-kin-kmWiiln T»srbl«1t. Sonntag, de» 7 Dezember LSLS 40. Jahrgang Rr. «84 WocheilschW. Geschwind laufen die Tage durch die Weth- nachtswvchen dahin, morgen ist bereits der kupferne Sonntag. Die Zeiten sind mäßig, um kein anderes Wort zu gebrauchen, überall nimmt die Geschäftswelt die klingende Ein nahme a>uch dieses Sonntags gern mit. Und so mancher Familienvater kaust auch gern in Ruhe ein, er warnet nicht gern bis zum An drang der letzten freien Tage. Aus allen Läden blitzt es und blinkt es. Die Zeit, wo der kupferne Sonntag wirklich ein solcher war, die Jugend m(t dem von allen Onkeln und Tanten eingesammelten kleinen Gelbe sich ein Extravergnügen bereitete, die ist Heuile nur noch vom Hörensagen bekannt, weil die ganze Aufmachung! des Weihnachts-Angebotes eine andere geworden ist. Wir freuen uns der Kunstfertigkeit, aber so mancher Hausvater merkt aus den gestiegenen Ansprüchen, daß die Weihnachtszeit auch eine teure geworden ist. Das Weihnachtsfest ist unser schönstes Fest, es sollte nicht mehr als unbedingt erforder lich unter den Beschwerden der heutigen wirt schaftlichen Lage leiden. Denn etwas muß für Alt und Jung immer bleiben, woran sich das Herz ergötzen kann. Wo die Begehrlich keit ausgesät ist, da wuchert sie bald. Aber sie gehört zu jenen Erscheinungen, die eben so wie der böse Chauvinismus undeutsch! sind. Bald ist das Erinnvrungsjahr mit der ge fürchteten Zahl 13 zu Ende. Es ist der gro ßen Tage viel gedacht, aber nicht immer sind die rechten Lehren daraus gezogen worden. An Schlachtenlärm hat es nicht gefehlt, der uns zum Glück verschonte. Dafür danken wir. Aber noch froher wäre der Rückblick gewesen, wenn uns in diesen allerletzten Wochen das trübe Schauspiel im ReichAland erspart ge blieben wäre, wo Deutsche gegen Deutschland standen. Mebr als ein Vierteljahrhunderi ist es her, seit im Reichstage unter donnerndem Beifall das Wort fiel: „Alles können uns an dere Völker nachmachen, aber nicht den deut schen Offizier!" Und wir meinen, das Wort muß und kann und soll bestehen bleiben, hoch über dem Wirrwarr des Tages, denn darin beruht die Siegestteudigkeit der Armee, das Vertrauen des Soldaten zu seinem Führer? Alle Fragen der inneren und äußeren Po litik Deutschlands sind gegenwärtig zurückge treten vor der Erörterung der Zaber n- Affäre. Den beispiellosen Vorgängen in dem elsässischen Städtchen ist eine ebenso ein zig dastehende Verhandlung im Reichstag ge- iolgt. Zufrieden mit der Reichstagsbehand lung sind nur wenige. Die Stimmung im Volke und auch in den Kreisen seiner Send boten ist zu erregt gewesen, als daß man den Regierungserklärungen mit der sonst ge wohnten Ruhe und Objektivität hätte gegen überstehen können. Ueberblickt man die Presse stimmen zur Kanzlerrede, so zeigt sich, daß, mit Ausnahme einzelner Blätter der äußer sten Rechten, alle Parteien unzufrieden mit der Rede des Kanzlers sind. Aber noch etwas zeigt sich: Niemand hat die Tatsachen-Revue, die der Kanzler zur Zabern-Affäre gab, richtig gewürdigt. Es war bis zum Augenblick, da der Kanzler sprach, unbekannt, daß man in Zaberu auf Offiziere und Militär mit Steinen geworfen hat. Das war den deutschen Zei tungen bisher vorenthalten worden. Wenn halbwüchsige Burschen mit Steinen Wersen, — das ist doch wohl schon etwas mehr als Dumme-JungewStreiche, die die Ausschrei tungen der Zivilbevölkerung sein sollten. Die Zusammenrottungen des Publikums gegen das Militär sind gleichfalls nach dos Kanzlers Worten viel schwerwiegender gewesen, als bis her behauptet worden ist. Trotzdem hat der Reichskanzler die Haltung des Militärs, so weit sie in ungehörigen Worten bestand, ver- urteilt; von den: Augenblick aber, da das Militär sein Ansehen und seine Ehre vertei digte, ist er mannhaft für das Regiment ein getreten. Dasselbe tat auch der Kriegsmi- nister v. Falkenhayn, der seiner in voriger Woche gehaltenen Jungfernrede eine Vertei digungsrede in so ehernem Ton folgen ließ, wie sie seit Bismarck selten erlebt worden ist. Tobender Lärm umbrandete den Kriegsmi nister, bei dem der Soldat vor dem Staats- Minister hervortrat, fast leidenschaftlich betonte er. Ivie in Zabern geletzt und gestichelt, tückisch geschürt und gewühlt worden sei, bis schließ lich eine Atmosphäre geherrscht habe, in der es selbst den Objektivsten nicht mehr möglich Ivar, klar zu sehen, bis das Militär schließ- lich selber eingriff, — mit rauher Hand, aber heilsam. Soviel ist jedenfalls bei der in ihren Formen so wenig erfreulichen Neichstagsver- Handlung herausgekommen, daß die Reichs- regierung betreffs Zabern dieser Ansicht ist: Die Verfehlungen des Leutnants v. Forstner standen in keinem Verhältnis zur Schwere der Ausschreitungen des Publikums, daher stellt sich die Regierung schützend vor das Militär, dessen Ansehen ihr zunächst sehr viel wich tiger ist als die Rücksichtnahme aus die elsäs sische Neherempfindlichkeit. Und in diesem Sinne wird sich denn auch die Künftig im Reichslande zu beobachtende Politik abwlckeln. „Nicht am Vergangenen kleben bleiben, son dern an die Zukunft denöen", rief der Kanzler dem Hause zu, er sprach der Versöhnung das Wort, zu der die Regierung des Reiches jedenfalls die Hand bietet. Wie unsicher und ungewiß die Balkanlage Wringmaschinen Küchenwagen Aluminium-Geschirre Putzschränke, Rnhestühle Vogelkäfige, Hausapotheken Treppenleitern Gardinenspanner Kinderstühle, Kinderpulte. 5pi6lW3k6klffgU5 Odemmtr. NalrmsM L WLL Ldswaitr. kilÜM ffköiss. 8k3tM6 skabÄtmakkög. I. Z Wm» - Dampfmaschinen u. Modelle Kinematogr. Puppenköpfe, -Bälge Selbstfahrer, Turngeräte Schaukelpferde, Kindermöbel Gesellschaftsspiele Ankerbaukasten. Die Herren von Dieskau Original-Roman von Franz T r e l l e r. 7. gortsetzung. (Nachdruck verboten.) Die beiden Dieskaus waren allein. Der alte Baron blickte aus den mit halb mürrischer, kalb höhnischer Miene am Tisch sitzenden Harald. Aus seinen Augen sprühte Halo verhaltene Wut; endlich sagte er vor- wur'Lvoll: „Das verdanke ich also Dir!" „Aus mich HM dock) nur ein Teil der Schuld, teuerster Papa!" „Sagte der Justizrat die Wahrheit? Sind es wirklich 800 000 Mark?" „Es kann eher noch mehr sein." Der Baron stieß einen Fluch aus. „So kann ich also auf meine alten Tage der Heimat den Rücken kehren?" „Ja", sagte Harald höchst gleichgültig, „wir haben hoch gespielt, Du und ich, ich freilich noch mehr als Du. Ich habe 100 000 Fres, in Moua'o gelassen. Aber es ist doch nicht so schlimm — inan muß es wieder einholen." „So geht das nicht länger. Ich entziehe Dir hiermit jegliche Disposition über das Vermögen." Harald von Dieskau lachte. „Bin damit einverstanden. Halte mich nur standesgemäß und disponiere selber." „Dein unglaublicher Leichtsinn hat mich in diese entsetzliche Lage gebracht; längst hättest Du heiraten und ein solides Leben beginnen sollen." „Ja, den Gutsbesitzer spielen, mit meiner Frau des Sonntags zur Kirche fahren und als braver Landedelmann enden. Das ist nichts für mich, lieb'er Papa, ich bin von andrem Korn und habe nun einmal eine andere Lebensauffassung." „Ja. aber was jetzt beginnen?" klagte der alte Herr, „soll ich in Armut versunken auf einem Dorle leben und allen Annehmlichkeiten dieses Daseins entsagen?" „Wir müssen eine Anleihe aufnehmen." „Auf was denn? Auf Dieskau? Höhnst Du noch?" Harald stürzte ein Glas Wein hinunter, blinzelte zu seinem unruhig auf? und abtän zelnden Pater hin und sagte: „Was meinst Du zu Baron Sakal als Schwiegersohn?" Wie von einem Peitschenhieb getroffen, wandte sich der alte Herr um und schrie förm lich': „Bist Du verrückt?" Ganz ruhig fuhr Harald fort: „Der gibt sofort eine halbe Million, mit der wir uns arrangieren können?" „Dieser widerwärtige Parvenü, dieser ehe malige Tütendreher, der durch Gott weiß was für Manipulationen zum Millionär gewor den ist?" „Durch Armeelieferungen", warf .Harald ein, „das lukrativste aller Geschäfte!" „Wie bist Du eigentlich an diesen selt- amen Burschen gekommen?" „Pah, Fortuna hat uns zusammengekettet, und dieser geadelte Tütendreher hat Geld wie Heu." „Diesem Gesellen eine Dieskau zur Frau geben? Nein." „Er ist wirklich in unser Gänschen ver- liebt!" „Der? Dieser durch jeden Pfuhl geschleifte Bursche?" „Wie ich Dir sage. Hilda hat es ihm angetan, es ist ja merkwürdig, aber es ist so." „Und Hilda?" „Pab, die nimmt wohl jeden, den wir ihr geben." „Nein, es geht nicht, dieser Ausweg ist nicht möglich." „Du ziehst es also vor, in die Verbannung zu wandern? Daß wir alle zusammen — Du, Hugo und ich nicht mit 20 000 Mk. leben können, bedarf wohl keiner Auseinandersetzung. Schade, daß ich nicht gleich unseren Vor- ähren ein wenig an der Landstraße liegen und auf ein paar schäbige Bürger lauern kann." Auf den alten Kavalier mochte die Aus sicht auf eine nach seinen Anschauungen sehr trostlose Zui'unft doch Eindruck gemacht haben. Er sah niedergeschlagen und zugleich sehr nachdenklich aus. Endlich ließ er sich vernehmen: „Hat sich denn Sakal — ich begreife die furchtbare Anmaßung dieses Menschen nicht -- Dir gegenüber wirklich Uber Hilda in der von Dir angedeuteten Weise geäußert?" „Nicht nur das, er hat mich sogar ge beten, vorsichtig zu ermitteln, wie Du über seine Bewerbung denken würdest." „Und Dir würde er als Schwager will kommen sein?" „Wenn er 500 000 Mark hergibt, ja." „Aber Hilda? Hilda?" „Was kann« denn dem Landgänschen, das zur Bettlerin! geworden und wahrhaKig keine Schönheit ist, Glücklicheres begegnen!, als einen reichen Mann zu bekommen? Glaube mir, Papa, mit unserem Ahnenvorrat kommen wir heute nicht mehr weit." Der Baron ging unruhig umher. Harald sagte nach einer ziemlich peinlichen Pause: „Und dann bedenke doch, Papa, daß uns diese Verbindung aus aller Not hilft." „Also Du meinst, dieser Sakal — Schakal hätte ich beinahe gesagt — würde 500 000 Mark opfern lediglich für die Ehre, Dein Schwager zu werden?" „Das wird er." „Es ist ein gemeiner Bursche." »Ich sagte Dir ja, dieser Tütenkrämer und Viehh ndler ist verliebt — verliebt bis über die Ohren. Begreifst Du es? Ich nicht. Aber auch wenn das nicht der Fall wäre, würde der Mann es sich etwas kosten lassen, seinen jungen Adel durch die Vermählung mit einer Dieskau wertvoller zu machen." „Hm, hm, sprechen könnte ich ja schließlich einmal mit Hilda über diese Sache." „Und' das bald, wir haben wahrhaftig Geld nötig)! Sprich sogleich mit ihr. Sakal brennt ja lichterloh und sie wird nicht wider stehen." „Ich habe gesehen, daß sie ausgeritten ist." „Der Satan auch! Immer treibt sich diese Landpomeranze in den Wäldern umher, statt inr Hause zu repräsentieren." „Es hat mir Mühe gekostet, sie zu bestim men, daß sie noch hier auf Dieskau blieb; sie wollte schon, ehe Sakal eintraf, nach der Stadt übersiedeln." „Diesmal bleibt sie hier und ihr Umher streifen will ich ihr schon vertreiben. Bereite Dich auf eine schöne väterliche Rede vor, ich will mir diese flügellahme Ente nach Hause holen«." „Na ja, aber geh ja sanft mit ihr um." „Brüderlich — natürlich." Er entfernte sich mit etwas schwerfälligen Schritten. Nachdenklich blieb der Vater zurück. „Hm — diese Jugend" — sagte er für sich, „wie sie alles leicht nimmt! Eine Dies- kau und ein Sakal! Der Junge hat aber recht: eine Schönheit ist sie nicht — und wenn wir uns mit ihrer Hilfe arrangieren können? Es wäre doch verteufelt unange nehm, wenn wir irgendwo unterkriechen müß ten. Mesallianzen werden heutzutage ja ge nug geschlossen und schließlich haben auch die Töchter Pflichten der Familie und einem al ten Vater gegenüber." „Mein Gott, wie sich die Zeiten ändern! Aber es ist vergeblich, gegen den Strom zu schwimmen. Man muß sich fügen." Mit einer Miene der Ergebenheit goß er sich ein Glas Bordeaux ein und leerte es nicht ohne Behagen. Die sorgenvolle Miene der Tochter des Hauses hellte sich, während sie langsam wei ter riit, auf. Eine freundliche Gedankenreihe zog durch ihr Köpfchen und verscheuchte die trübe Stimmung. In weiter Ferne weilte der Blick, ein sanfres Lächeln umspielte die Lip pen und ein Ausdruck wehmütiger Freude be lebte die anmutigen Züge. Es war ein Bild aus ihrer Seele Schacht emporgestiegen und stand lebendig vor ihrem Geistesauge — das Bild eines Mannes, der, ach, nur so flüchtig, ihren Lebensweg berührt hatte. Der Sommer hatte sie mit ihrer mütter lichen Pflegerin zu kurzem Besuch nach Eng land geführt und auf der Rückfahrt von Southampton nach Hamburg trat er ihr ent gegen- Sein starker Arm bewahrte sie vor einem jähen Falle, und dieses Intermezzo vermittelte die flüchtige Bekanntschaft. Bei Tische führte der Zufall oder die Laune des Oberstewards ihn neben sie, und Frau von Herstell und die See waren auf der kurzen Fahrt durch den Kanal und die Nordsee so ruhig, daß die Mahlzeiten regelmäßig einge nommen werden konnten, auch des Wetter so sonnig und tteundlich, daß das Deck immer angenehmen Aufenthalt für die Reisenden bot. Er war ein Deutscher, ein Herr Holtau, der in England ein großes technisches Institut leitete und sich nach seinem Vaterlande begab, um seiner Pflicht als Reserveoffizier zu ge- nügen. (Fortsetzung folgt.) Außen schön — Innen gut! Unsere beliebte Weihnachtsdose, Künstlerentwurf, hochfein in imit. Slltsilber geprägt, ist wieder in den Geschäften zu haben, die unseren Kaffee Hag, den eoffeinfreien Bohnenkaffee, führen. Inhalt l Pfund, Preis Mark 2 - u. 2.5N Naffre-HandelS Aktiengesellschaft, Bremen. Orsssl^srLsiäenkaus Oksinnilr, Leks?08t- u.krolleo8l?,Um«fL AUW