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»MM flw Hohtißrii Attlhiin Amngn Cst-rblatt. Rr. «81. Donnerstag, de« 4 Dezember ISIS 40. Jahrgang SrVSSSSSS»»»«SSSS«»W»»> Don den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal erscheinenden Blättem die in Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchursdorf, —2 Wiistenbrand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Ritsdorf usw. Einzige Zeitung tm Bezirk, die eine ständig steigende Abonnentenziffer Nachweisen kann. -M» Deutscher Reichstag. 180. Sitzung vom 2. Dezember. Aus, eine Anfrage des Abg. Hoppe (natl.) wegen der plötzliche» Aenderung der Bestimmungen über die Eigenschaften von Re- montepferden für den Bezirk der fünften Rc- monteankaufskommission im vorigen- Sommer erwidert General Wild v. H o h e u b o r n: Es hatte sich als notwendig erwiesen, die Vorsitzenden der Remontierungskommission dar- auf aufmerksam zu machen, daß die Grenzen des Höchstmaßes der Pferde möglichst inne zu hallen seien, und daß auf den Remontie rungsnachwuchs Rücksicht genommen werden inöge. Die Preise sind allerdings gestiegen, aber eine ungünstige Beeinflussung des Re montierungsmarktes ist nicht eingetreten. Auf eine Anfrage des Abg. Waldstein (Vpt.) nach den Grenzen der Straffreiheit für frühere Steuerhinterziehungen bei der Dekla ration bezüglich des einmaligen Wehrbeitrages antwortet Neichsfchatzsekretär Kühn: Die in dem Gesetz über den einmaligen außerordentlichen Wehrbeitrag vom 3. Juli gewährte Wohltat des sogenannten „Generalpardons" kommt nach der Auffassung der Reichsfinanzverwaltung allen Personen zugute, welche die Voraussetzungen der subjektiven Wehrbeitragspflicht erfüllt ha ben. Der Ausdruck „Beitragspflichtiger" laßt sich nur dahin auslegen, daß er alle diejeni gen Personen umfassen soll, die in den 8 8 10 und 11 einzeln als beitragspflichtig bezeichnet sind. Wenn die 88 12 und 31 des Gesetzes die Erhebung des Beitrags auch noch von dem Vorhandensein eines gewissen Vermögens oder Einkommens abhängig machen, so wird dadurch der Begriff des Beitragspflichtigen an sich nicht berührt. Von dieser meiner Auffas sung habe ich bereits im Schreiben vom 27. November den Bundesregierungen Mitteilung gemacht. Ich habe we ter die Regierung er sucht, in die öffentliche Anforderung zur Ab gabe der Vermögenserklärung nicht bloß den Wortlaut des 8 68 des Gesetzes, sondern auch eine Erklärung über dessen Bedeutung aufzu- nehmen, oder für eine etwaige Bekanntga e einer solchen Belehrung Sorge zu tragen. (Beifall.) Auf Anfrage des Abg. Quarck (Soz.), ob bereits seit längerer Zeit mit den Organi sationen der Unternehmer über die Erneue rung der Handelsverträge verhandelt werde, und weshalb nicht auch Vertreter der Arbei terorganisationen zu diesen Verhandlungen bmzugezoge» werden, erklärt Geheimrat M ü l- ler: Die Mitteilung, daß bereits seit län gerer Zeit mit Unternehmerorganisationen über die Erneuerung der Handelsverträge ver handelt werde, ist nicht richtig. Es werden vom kaiserlichen Statistischen Amt im Auf trage des Staatssekretärs des Innern wegen statistischer Feststellungen über die Produktion bestimmter Erwerbszweige Erhebungen ange stellt. Es handelt sich aber nicht um allge meine Fragen der Handelsverträge. Auf Anfrage des Abg. Feldmann (Soz.), ob tatsächlich in den Kreisen Strie- gau, Schweidnitz und Waldenburg infolge der Maul- und Klauenseuche Kleinvieh mafsenha t abgefchlachtet worden sei und die betreffenden Landwirte ausreichende Entschädigung erhal ten hätten, erwidert Ministerialdirektor von Ioncguieres: Die Handhabung der Seuchengesetze liegt den Landesregierungen ob, ebenso auch die Feststellung der Entschädigun gen. Nach Mitteilungen des preußischen Land wirtschaftsministers sind in den genannten Kreisen im ganzen 23 Bestände mit zusam men 450 Rindern, 380 Schweinen, 4 Ziegen auf polizeiliche Anordnung gesperrt worden. Ent schädigung ist in vollem Umfange gewährt worden. Bei den Abschätzungen wird erfahrungsgemäß wohlwollend verfahren, und es ist keine Be schwerde deswegen an den Minister gelangt. Infolge der getroffenen Maßnahmen sind die Kreise gegenwärtig seuchenfrei, mit Ausnahme von Striegau, wo nur noch 2 Höfe unter Sperre sind. Die Seuche ist im Erlöschen. Seit zehn Tagen ist kein neuer Fall einge- treteu. Für den Reichskanzler liegt keine Not wendigkeit zu weiteren Maßnahmen vor. Abg. Haegh (Ms.) fragt wegen der Vorgänge in Zaber» vom 28. November an: Welche schleunigen Maßnahmen gedenkt der Reichskanzler zu ergreifen, um Uebergriffe» des Militärs vorzubeugen, wolche die Gefahr blutiger Ereignisse heraufveschwören. Darauf erwidert Generalmajor Wild v o n Hohen born: Auch dem Reichskanzler sind die in der Anfrage bezeichneten Vorgänge, wie er gestern hier ausgeführt hat, bekannt. Die ge troffenen Maßregeln wird er morgen hier darlegcn. (Lachen links.) Die konservative Interpellation wegen der Hinausschiebung des Inkrafttretens der Kran kenversicherung der Dienstboten wird der Reichskanzler einer Erklärung des Unterstaats sekretärs zufolge in der zweiten Hälfte der nächsten Woche beantworten. Es folgen die zurückgestellte» Abstimmun- gen über Wahlprüfungen. Neber die Wahlen der Abgg. Pens (Soz.) und Pachnicke (Vpt.) werden Beweiserhebungen beschlossen. Die Wahl des Abg. Hege » scheidt (Rpt.) wird gegen die Stimmen der Volkspartei, So zialdemokratie und Polen für gültig, die des Abg. Haupt (Soz.) gegen die sozialdemo kratischen Stimme» für ungültig erklärt ge mäß den Kommissionsanträgen. Neber die Wahl des Abg. Kuckhoff (Zentr.) hat e die Kommission Beweiserhebungen beantragt, die Sozialdemokraten fordern Ungültigkeit. Im Hammelsprung werden die Beweiserhe- Die Herren von DieSkau Original-Roman von Franz Treller. 4. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Marie Steger, eine Waise, hatte allein iin Lebe» gestanden. Dieskau lernte sic im Hanse einer adeligen Familie kennen, wo sie Er zieherin der Kinder war. Ihre rührende Schönheit, die Anmut ihres Wesens, der Hauck) von Unschuld, der darüber ausgebrei tet lag, ergriffen ihn mit Allgewalt, und er sagte ihr, wie er sie liebe. Der schöne, ritterliche Offizier, der alles Glück seines Lebens nur in ihr sah, nahm ihr junges Herz mit Sturmgewalt gefangen. Lange Jahre waren nun verflossen, seit sein geliebtes Weib ihm für ewig entrissen worden war. Sein erster Weg, nachdem er wieder deutschen Boden betreten, war der zum Grabe seines Glücks. Die Hoffnung, hier Nachrich- tcn über sein Kind zu erhalten, hatte sich nicht erfüllt, und so fühlte er sich schmerzlich enttäuscht- Nachdem er dem Pfarrer eine namhafte Summe für die Armen des Dorfes und eine reiche Spende für die alte Zeuner übergeben hatte, ging er noch einmal auf den Kirchhof, um am Grabe noch ein Gebet zu verrichten und daun subr er nach der Stadt zurück. Es galt zunächst, die Rechtsgültigikeit der zwischen Hermann von Dieskau und Marie Steger geschlossenen Ehe festzustellen. Sie wa ren in der Dorfkirche von Geismar, das jen seits der nahen Grenze im benachbarten Für stentum laa. getraut worden. Das Fehlen des Trauscheines, den seine Gattin zurückbe- halteu und wie ein Heiligtum bewahrt hatte, Ivar ihm unerklärlich, doch war der Verlust zu ersetzen und er mußte ersetzt werden, wenn er — ach, er wagte es kaum zu hoffen! — seinen Sohn fand; denn dann galt es, diesen in seine Rechte einzusetzeu. Das Majorat Dieskau war ein ausge dehnter und sehr ergiebiger Güterkomplex, der in der besten Gegend des Landes lag. Die Kriege von 1866 und 1870 hatten die Söhne des vorigen Besitzers hingerafft. Der alte Herr war ihnen bald gefolgt und die reiche Hinterlassenschaft war in den Besitz eines Neffen des bisherigen Majoratsherrn, an den Freiherrn Bodo von Dieskau llbev- gegangen, da dessen älterer Bruder Hermann, der eigentliche Erbe, im amerikanischen Se zessionskrieg gefallen war, ohne Erben zu hin- terlafsen. Bodo von Dieskau, der auf diese Weise gang unerwartet aus einem von dem Wohl wollen seines Onkels abhängenden armen Jun ker zu einem der reichsten Grundbesitzer ge worden wav, hatte früh begonnen, den ihm zugefallenen Reichtum zu genießen. Seine Gattin starb bald, nachdem er in den Besitz der Gitter gekommen war, und seine minderjährigen Söhne, die die städtischen Schulen und dann das Kadettenhaus besuch ten, störten ihn in einem wechsel vollen Ge- nußleben nicht, noch weniger die Jüngstge borene, die kaum der Wiege entwachsen war, als die Frau starb. Als die männlichen Sprötzlinge heran- wuchlen, zeigte der älteste, Harald, eine her vorragende Befähigung, auf den Wegen des leichtlebigen Vaters zu wandeln, ja er teilte sogar dessen Vergnügungen. Für die Pflege und das Gedeihen des ausgedehnten Grund besitzes waren die weltmännischen Neigungen des Majoratsherrn und seines dereinstigen Erben natürlich wenig günstig; sie lebten beide nicht 4 nr den größten Teil des Jahres bungen mit 174 gegen 171 Stimmen abge- lchnt, mit 180 gegen 166 Stimmen wird die Ungültigkeit der Wahl des Abgeordneten Kuck hoff beschlossen. Ueber die Wahlen der Abgg. R e ck (kons.) und Laser (natl.) werden Be weiserhebungen beschlossen; die Wahlen der Abgg. Graf Carmer (kons.), Kopsch (Vpt.), Sosinski (Pole), Herzog (Wirtfch. Vgg.) und Cohn (Soz.) werden für gültig erklärt. Darauf brachte Schatzsekretär Kühn den Etat ein. Er führte aus, daß bei der Auf stellung des Etats mit dem Ertrag des ein maligen Wehrbeitrages und der Wirtschaft- lichen Konjunktur hätte gerechnet werden müs sen. Der Wehrbeitrag, der vom Reichstag aus 1200 Millionen geschätzt wurde, könnte noch mehr, aber auch weniger einbringen; das letz tere wäre für die Reichsfinanzen sehr schlimm. Der Goldstand der Reichsbank sei so groß wie noch nie, die wivtschaftliche Konjunktur noch immer günstig. Ein Rückgang würde voraus sichtlich nur von kurzer Dauer sein. Der Wa renmarkt biete ein glänzendes Bild. Trotz leichter Stockungen der wirtschaftlichen Bewe gung seien die Einnahmen bisher gut gewe sen. Wenn wir gleichwohl froh sein müßten, ohne Defizit abzufchließe», so läge das an den Mehrausgaben der Einzelverwaltungen. In den nächsten Jahren würden wieder An leihen ausgenommen werden müssen. Immer hin gestatteten die Reichseinnahmen nicht nur das tägliche Brot, sondern auch eine Reihe weiterer Forderungen. Eine der wichtigsten Einnahmequellen sei die Sparsamkeit und an ihr müßte allgemein sestgehalten werden. (Bei fall.) Mittwoch 1 Uihr: Interpellation wegen Zabern. O-rtlicheS und GSchstscheS. *— In der 3. Dekade der November stellten sich die Witterungsverhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschl. Niedrigste Höchste Temperatur in Lit. pro Tem- Tem- mittag? Tag Quadr. Met. peratur peratur 12 Uhr 21. 3.0 8.2 8.2 22. 4.0 11.0 10.5 23. 0.1 3.0 7.5 7.5 24. — 1.5 9.8 9.0 25. ft- 1.8 6.0 6.0 26. 0.5 7.2 7.0 27. 0.8 3.5 5.0 5.0 28. 16.2 2.0 9.0 9.0 29. 14.4 7.0 9.0 9.0 30. 24 6.0 8.0 8.0 Sa.: 33.9 ft- 29.8 ft - 80.2 ft - 79.2 M.: 3.39 ft- 2.98 - - 8.02 - - 7.92 fern von der heimatlichen Scholle, sondern brauchten in ihren jeweiligen Aufenthaltsorten Paris, Nizza und den Luxusbädern bedeu tende Summen, da sie sehr noblen Passionen huldigten und stets auf großem Fuße lebten. Sie waren nur während der Jagdzeit auf Dieskau zu sehen, und dieser Aufenthalt ge- staltete sich zu einer Periode, in der neben einer unbeschränkten Gastfreundschaft auch eine Zügellosigkeit dort herrschte, die bald den nach- barlichen Adel von seinem Erscheinen abhielt. Auch der jüngere Sohn des Freiherrn, der bei einem Reiterregiment diente, wurde selten aus Dieskau gesehen. Daß das Majorat bereits arg verschuldet war, bildete ein öffentliches Geheimnis, aber die ausgedehnten Wälder und die auf dem Halm verkauften Ernten lieferten seinem Be sitzer immer von neuem Mittel, das verschwen derische Leben fortzusetzen. Nur ein Wesen befand sich auf Dieskau, dein die Achtung und Liebe der Menschen in vollem Maße zu teil wurde, das war des Freiherrn Töchterchen, Hilda. Hilda von Dieskau verlebte mit einer alten Anverwandten der Familie, Frau von Herstell, den größte» Teil des Jahres auf Schloß Dieskau, so einsam es dort im Win ter auch wurde. Aber das zarte, sinnige Wesen vermochte die Gesellschaft zu entbehren, es trug eine Welt in sich, die ihr vollkommen genügte. Nur im Herbste, wenn die männlichen. Mit- glieder der Familie mit ihren Gästen er schienen, zog sie sich mit ihrer mütterlichen Freundin nach der Stadt zurück, was die Herren, denen ihre Anwesenheit doch immer hin Rücksichten auferlegt hätte, gar nicht so ungern sahen. Die Tochter des Freiherrn war ein eigen- * Thurm, 1. Dez- Arg vom Schicksal heimgejucht wird die Ernst Hammersche Fa- müie im benachbarten Voigtlaide. Bereits im Fe.ruar d. Js. fielen einer heimtückischen Krankheit zwei Kinder der verheirateten Tochter dem Tode zum Opfer. Dann starb, nach kaum sechswöchigem Krankenlager, im Oktober dieses Jahres die Großmutter der beiden Kinder, im Alter von 55 Jahren, und kurz darauf wieder ein Enkel. Am Donnerstag ist nun auch noch die Mutter der beiden genann ten Kinder und einzige Tochter der Hammer- schen Familie im Alter von 24 Jahren ihren Angehörigen im Tode nachgefvlgt. Zu er wähnen ist noch, daß alle 5 Verstorbenen in einem Hause gewohnt hatten. * Leipzig, 2. Dez. Ein dieser Tage in Leipzig sestgenommener Dieb hatte es beson ders daraus abgesehen, Schirme aus öffent. lichen Lokalen, Tanzsälen, Ca'es und Theatern zu stehlen. Aus den gestohlenen Schirmen schlug er dann dadurch Bargeld, daß er mit ihnen in Geschäfte aller Bran- chen ging und dort nach einer Person belie- bigen Namens fragte, die ihn angeblich in dem betr. Geschäfte erwarten wollte. Da diese Person selbstverständlich noch nicht dort gewesen war, gab er an, im Laden auf si« warten zu wollen. Nach einiger Zeit erklärte er schließlich, nicht länger Zeit zu haben und bat die Geschäftsinhaber oder Ange stellten, ihm einige Mark zu leihen, da er sich augenblicklich verausgabt habe. Als Pfand wolle er feinen Schirm zurücklassen. Bis jetzt liegen bei der Polizei schon rund 50 Anzei gen vor, zu denen täglich neue hinzukommen. * Oschatz, 1. Dez. Mysteriöse Ent- deckungen wurden im benachbarten Hoheuwas- fer gemacht. Bei baulichen Arbeiten in der Sakristei der Kirche stieß man auf einen un terirdischen Rauim«, der anscheinend der Aus gangspunkt der verschiedenen unterirdischen Gänge ist, die nach Clanzschwitz, Jahna, Dreidörfer und Sornzig geführt haben. In der Tiefe wurden Skelette von etwa 100 Men schen gefunden, die an anderer Stelle beige setzt wurden. Die Kirche steht auf eurem Hügel und ist von einem Hoheit Wall um geben; in früherer Zeit hat dort eine Burg warte gestanden. Wahrscheinlich l?at sich un ter der Kapelle der Burg, der jetzigen Kirche, eine Krypta befunden. * Rodewisch i. V., 2. Dez. Beim Nüsseessen fand das 7 Jahre alte Söhnchen der Familie Karl Müller den Tod durch Ersticken. Dem Kleinen war ein Stück Nuß in die Luftröhre ge- raten und eS gelang nicht, das Kind davon zu befreien. Stützengrün, 2. Dez. Ein tödlicher Unglücks fall ereignete sich hier. Einem radfahrenden Maurer liefen mehrere Personen in sdaS Ra^ tümliches Wesen«, das weder äußerlich noch innerlich in die Gesellschaft der auf Dieskau zu passen schien. Ihre Gestalt war zart, und ein in der Jugend erlittener Unfall zwang sie, ein wenig zu hinken. Es fiel dies zwar nicht besonders auf, doch gab ihr dieser Zu stand etwas Hilfloses, Rührendes, ein Ein druck, der durch die sanften Gesichtszüge noch verstärkt wurde. Dennoch war ihr Aeußeres von großer Anmut und besonders zu Pferde nahm sich Hilda von Dieskau sehr vorteil. Haft aus, sie war eine gute Reiterin. Das Antlitz, kindlich mädchenhaft, entzückte mehr durch Lieblichkeit des Ausdrucks und zarte Farben, als durch Regelmäßigkeit der Linien. Das sanfte braune Auge aber zeigte jene echte Schönheit, die reines, tiefes Fühlen, oder besser gesagt, ein gütiges Herz diesem Spie- gel der Seele leiht. Die Bewohner des Dorfes, das unweit des Schlosses lag und den gleichen Namen führte, verehrten ihr Schloß-Fräulein wie ein höheres Wesen. Sie nahm auch aufrichtigen Anteil an den Freuden und Leiden der Dors, bewohner, sie kannte die Armen und Kranken und diese fühlten ihre stille Fürsorge. Oft schützte sie auch die Armen gegen die Härte der Förster oder gegen die UebÄlaunigkeit oder Roheit ihrer Brüder. Mit einem Wort: Hilda von Dieskau war der gute Engel der Gegend und wenn sie abwesend war, fehlte sie allen. Während Hilda sonst mit Beginn der Jagdzeit nach der Stadt überzusiedeln pflegte, wav sie diesmal auf den Wunsch ihres Vaters länger geblieben; schon waren einige Gäste, darunter ein österreichischer Baron Sa- kal, der schon zum zweiten Male auf Dies kau weilte, und auch ihr Bruder Harald, dex zukünftige Majoratsherr, eingetroffen. (Fortsetzung folgt.)