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wiedertraf, zu einem gemeinsamen Ausflug nach Bromberg Überredet. Hier suchte er den Unter offizier nach Besuch einiger Wirtschaften zum Verrat militärischer Geheimnisse zu bewegen. Der Unteroffizier wies dies Ansinnen zurück und be nachrichtigte seinen Truppenteil in Thorn. Der Offizier war indes schon unangefochten über die Grenze gekommen. Als er sich aber am Sonn abend abend wieder auf preußischem Gebiet zeigte, wurde er festgenommen. Französische Quertreibereien. Frankreich, das im Laufe der Balkanwirren wiederholt versucht hat, den Dreiverband gegen den Dreibund mobil zu machen, hat die politi schen und wirtschaftlichen Folgen der Entsendung einer deutschen MUitärmission nach Konstantinopel der russischen Regierung in maßlos übertriebener Weise ausgemalt. Der Beweggrund dieses Tuns lag, abgesehen von dem dauernden Verlangen, gegen Deutschland zu sticheln, in dem Aerger darüber, daß die Türkei doch wieder deutsche Militärinstrukteure berief, und besonders in dem Bestreben, das zur Zeit besonders freundschaft liche Verhältnis zwischen Deutschland und Ruß- land durch tendenziöse Ausstreuungen über ruß landfeindliche Absichten Deutschlands in der Tür kei zu trüben. Wie nach der Berliner Ansprache des Hellenenkönigs und während des albanischen Grenzstreits, so sind auch jetzt die menschenfreund lichen Bestrebungen Frankreichs ins Wasser ge fallen. Die nach dem Berliner Besuch Kokow zows fortgesetzten Besprechungen des deutschen Reichskanzlers mit dem russischen Botschafter Swerbejew haben die ursprünglichen Besorgnisse Rußlands verscheucht, so daß in den maßgebenden Kreisen Petersburgs zur Zeit eine durchaus ruhige Auffassung der Angelegenheit herrscht. Tewlsfion -es französischen Kabinetts. Wie aus Paris gemeldet wird, wurde der von der Regierung unter Stellung der Vertrauens frage genehmigte Zusatzantrag Delpierres mit 290 gegen 265 Stimmen abgclehnt. DaS Ab stimmungsresultat wurde von der ganzen Linken mit stürmischem Beifall ausgenommen. Die So zialisten riefen: „Nieder mit dem Dreijahrsgesetz!" Das Ministerium demissionierte. Tächfifcher Landtag. Zweite Kammer. Dresden, 2. Dez. Auf der Tag-esord- nung sieht die allgemeine Vorberatung des mir Bönigk. Dekret Nr. 15 vorgelegten Gesetzentwurfs über Erhebung ber Znwachssteuer. Danach soll der bisher dem Reich zuge- faUene Anteil am Ertrage der Zuwachssteuer für die nach dem 15. November 1913 eintre- tenden Fälle der Steuerpflicht für den Staat erhoben werden. Finanzminister v. Seydewitz führt zur Begründung aus: Der Entwurf bringe keine Neubelastung der Steuerzahler, sondern die Steuer solle nur nicht mehr an das Reich, sondern an den Staat gezahlt werden. Weiter bezieht sich der Minister auf die Begründung des Entwurfs. Der Wehrbeitrag und die Be- sitzsleuer des Reiches würden nicht ohne be rechtigte Wirkung auf das natürliche Wachs tum der Einkommen- und der Ergänzungs steuer bleiben. Hierfür müsse Ersatz geschaffen werden, um das Gleichgewicht im ordentlichen Etat aufrechtzuerhalten. Deshalb solle künftig der durch Reichsgesetz vom 3. Juli 1913 frei gewordene Anteil des Reiches an der Zu- wachssteuer künftig für Rechnung des Staates erhoben werden. Daß Härten bei der Erhe bung der Zuwachssteuer vorgekommen seien, soll nicht geleugnet werden. Im übrigen werde die Regierung darauf bedacht sein, an eine Aenderung des Zuwachssteuergesetzes her- anzrureten, sobald die Wirkung seiner vinzel- nen Bestimmungen nach allen Richtungen hin genügend übersehen werden könne. Redner sucht dann die von verschiedenen Seiten gegen die Zuwachssteuer erhobenen Einwände zu ent- träftcn. Die Regierung halte daran sest, daß dem Staate mindestens derselbe Einfluß auf den Geldmarkt zustehe wie den Gemeinden. Denn- überall zeige sich der innere Zusammen- Hang zwischen Staat und Gemeinden. Weitere Ausführungen behalte er sich für die Deputa ts onsberatungcn vor. Abg. Döbler (natl.): Seine Freunde könnten dem Entwürfe nicht ohne weiteres zusümmcn. Der Grundgedanke der Besteue rung des unverdienten Wertzuwachses sei gut. Bedenklich sei aber die immer stärkere Bela stung des Hausbesitzes. Sic müßten sich da her ihre Stellungnahme Vorbehalten. Besser wäre es, den frei gewordenen Anteil des Rei ches deit Gemeinden zu überlassen, denen durch das Pfarrbesoldungsgesetz neue Lasten aufer- legt würden. Besser als bloße Verwaltungs- Maßregeln sei ein neues Gesetz, das in allen Fragen von Grund aus Klarheit schaffe, und wonach sich das Publikum die Steuer selbst berechnen könne. Möge dieses Gesetz nicht erst dem nächsten, sondern schon dem jetzigen Land tage vorgelegt werden. Abg. Langhammer (natl.): Der Staat Sachsen hat in steuerlicher Beziehung den Gemeinden gegenüber nicht nur einen ge sunden, sondern einen sehr großen Magen. Die Härten des Gesetzes sollten vor allem durch die Gemeindegessygebung beseitigt wer den können. Die Gemeinden werden durch den Entwurf auf das neue beschnitten und sollten Protest erheben, daß nicht all zu tief in ihre Steuerautonomie eingegriffen werde, nachdem schon das Gemeindeeinkommensteuer, gesetz die Steuerquellen beschränkt hat. Ich bin der Meinung, daß man diesen Gesetzent wurf ablehnen muß, denn die Gemeinden müssen noch mehr als bisher lebenskräftig er- halten bleiben. Abg. Dr. Schanz (kons.): Im Namen seiner politischen Freund« hab« er zu erklä- ren, daß auch sie dem Entwürfe nicht sym pathisch gegenüberständen, weil sie den Grund besitz nicht sehr belasten möchten. Der Weg fall der Reichssteu«r sei mit Freuden zu be- grüßen. Die staatliche Sterrer würde in den Großstädten ganz anders wirken als in den mittleren und kleineren, die sein darunter lei den würden. Möge man es daher der Auto nomie der Gemeinden überlassen, ob sie die Steuer einführen wollen oder nicht. Warum seien übrigens in der Begründung die ange zogenen Stellen des Reichsgesetzes vom 3. Juli 1913 nicht mit abgedruckt? Zur Mit- arbeit in der Deputation seien seine Freunde selbstverständlich bereit. Abg. Uhlig (Soz.): Unsere Fraktion ist auch nicht in der Lage, das Gesetz in der vorliegenden Form anzunehmen. Wir stehen nicht aus dem Standpunkte unbedingter Ableh nung, aber wir möchten die Steuer für die Gemeinden beanspruchen, da diese fovtwäh^- rend immer stärker belastet werden. Daüei hat die Regierung selbst zugegeben, daß der Ertrag der Steuer sehr gering ist und 90 Prozent aller Fälle ohne jedes finanzielle Er gebnis bleiben. Auch sollte man die Steuer freiheit des Königs und der Königin im Zu wachssteuergesetze aufheben. Das ganze Gesetz ist durchaus reformbedürftig. Staatsminister Graf Vitzthum von E ck st äd t : Es ist doch fraglich, ob die Her ren, welche die Steuer den Gemeinden zufüh ren wollen, dadurch diesen einen Dienst er weisen. Soll die Steuer den Gemeinden zur freien Verfügung überlassen werden, so wird die Verwaltung der Steuer durch den Staat aufhören müssen. Die Gemeinden werden die Steuer selbst zu verwalten haben, und es ist mehr als zweifelhaft, ob bei der Schwierigkeit des Gesetzes alle Gemeinden dazu imstande sein werden. Gerade jetzt stehen die Gemein den außerdem vor der Umgestaltung ihrer Steuer-Verfassung nach Maßgabe des neuen Ge meindesteuergesetzes. Die ganze gesetzgeberische Lage ist ungemein verwickelt, seitdem das Reich seinen Anteil an dieser Steuer zu dem Zeitpunkte aulgab, als sie anfing, sich einzu leben. Bei der zukünftigen Neugestaltung des Gesetzes werden die verschiedenen Wünsche der Gemeinden neu zu prüfen sein. Abg. Dr. B ö h m e (kons.): Ich gebe gern zu, daß der Grundgedanke des Gesetzes ge- sund ist, aber dieses Prinzip ist im Gesetze durchaus nicht richtig gelöst. Das Gesetz sagt in seinem § 1, es wolle den unverdienten Wertzuwachs besteuern, aber das, was das Gesetz heranzieht, ist etwas ganz anderes. (Sehr richtig!) Das Gesetz entspricht nach keiner Richtung hin den Anforderungen, die man an ein genügend durchgearbeitetes Gesetz stellen muß. Im Gemeindesteuergesetz hmen wir die Besteuerung der Grundstücke nach dem gemeinen Wert zugelassen, wir wollen keine weiteren Belastungen des Grundbesitzes. Die Steuer berücksichtigt nicht die Leistungsfähig, leit des Zensiten, der vielleicht bei einem Grundstückstausch gar kein bares Geld in die Hand bekommt, die Steuer jedoch bar bezah len soll. Aog. Koch (Vpt.): Den Anlaß zur Aus hebung des Reichsanteils gab die unerträgliche fiskalische Behandlung der ganzen Eintreibung der Steuern und die großen Schwierigkeiten, für alle Verhältnisse einheitliche Grundsätze in das Gesetz hineinzuarbeiten. Wir werden schließlich den Ausweg beschreiten müssen, die Steuern den Gemeinden zu erlassen. Vorher ist eine materielle Aenderung des Gesetzes not wendig. Vom finanziellen Standpunkt unse res Staates ist es gar keine Frage, daß die llebcrnahme des Reichsanteils durch den Staat irötig wär«. Der Verkauf eines Grundstückes wird jetzt schon besteuert durch den Grund stücksumsatzstempel, gegen den eine große Er bitterung besteht, und wird auch der Reichs- besitzstcuer unter keinen Umständen unter- w offen. Abg. Wittig (kons.): Durch die Wert zuwachssteuer hat der Grundstücksmarkt eine Beschränkung und eine Beunruhigung eria> ren, und dies ist im Interesse der Allgemein heit zu bedauern. Das Wenzuwachssteueramt ist für die kleineren Städte eine Last, und ich bin deshalb gegen dieses Gesetz, weil dann diese Aemter weiter beibehalten werden müßten. Aog. Roth (Vpt.): Das Zuwachssteuer- gesetz muß entschieden neu bearbeitet werden. Die Kenntnis des Gesetzes ist zu einer Wis senschaft für sich geworden, deren Kenntnis selbst den Mitgliedern des Zuwachssteueraus schusses nicht zugemutet werden kann. Abg. Günther (Vpt.) vertritt die Mei nung, eine Deputationsberatung verlohne sich gar nicht, da das Gesetz nach der Vorlage doch nicht angenommen werde. Von der äußersten Linken bis zur Rechten seien alle Redner einig, die 50 Prozent Zuwachssteuer lieber den Gemeinden zu überlassen. Das Ministerium des Innern habe allerdings den Gemeinden ein Armutszeugnis ausgestellt. Finanzminister vonSeydewitz: Eine Aenderung des Gesetzes in diesem Landtage ist wicht durchführbar, da noch nickst genug Erfahrungen vorliegen. Daß die Steuer wirk- lich hemmend auf den Grundbesitzwechsel ge wirkt hat, ist durch die Umfrage der Regie rung nicht bestätigt worden. Die Verhältnisse liegen ganz verschieden. Nähere Einzelheiten behalte ich mir für die Deputationsberatungen vor. Damit schließt die Debatte. Der Entwurf geht antragsgemäß an di« Gesetzgebungsdepu tation im Einvernehmen mit der Finanz depu- tation A. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr. Tages ordnung: Dekret 14 und 17, Vermögensstand und Aenderung der Einrichtung Altersrenten, bank betreffend. VlttW im Landwirtschaftlichen Verein zu Lan-enchnrrdorf. Der Dienstag abend im Jllingschen Gasthof „zum Erbgericht" anberaumte Vortragsabend hatte sich eines guten Besuches zu erfreuen. Das Referat hierzu hatte der Direktor der Landwirt schaftlichen Schule zu Chemnitz, Herr Dr. Stock hausen, übernommen, der über das hochinteres sante und aktuelle Thema „Pferdezucht und Bor- naische Krankheit" sprach. Nachdem der Vereins vorsitzende, Herr Oberlehrer Teichmann, die Erschienenen, insbesondere den Herrn Vortra genden, zuvor willkommen geheißen hatte, übcr- trug er letzterem das Wort. Herr Dr. Stockhausen führte ungefähr folgendes aus: Das Gebiet der Pferdezucht ist eiu sehr weit verzweigtes, man unterscheidet hier in zwei Formen und zwar die HauSpferdezucht und die Gestütspferdezucht. Unter HauSpferde zucht versteht man eine solche im Anschluß an einen Landwirtschaftsbetrieb. In diesen Bettieben wird die Stute neben der Zucht auch als Ar beitstier benutzt. Der Hengst ist in der Regel Eigentum des Staates. Bei der Gestütspferde zucht handelt es sich meist um Großbetriebe, in denen eine große Zahl Stuten und Hengste nur zu Zuchtzwecken gehalten werden, für die aus gedehnte Weiden angelegt worden sind. In ländlichen Gemeinden unserer Gegend kann in der Hauptsache nur von der Hauspferdezucht die Rede sein, wie sich diese anschließt an einen mittleren Gutsbetrieb. Der Landwirtschaftsbe trieb kann nicht willkürlich eingerichtet werden, der Landwirt muß vielmehr Rücksicht nehmen auf Witterung und Bodenverhältnisse. Diese beiden Faktore sind auch von größter Wichtig keit für die Pferdezucht. Für die Einrichtung eines Landwirtschaftsbetriebes sprechen aber auch noch andere Umstände mit, und zwar die volkswirtschaftlichen, wie Preisverhältnisse, Verkaufsmöglichkeit usw., was nicht ohne Ein fluß auch- für die Pferdezucht ist. In Sach sen- nimmt die Pferdezucht einen sehr beschei- denen Raum ein, da die volkswirtschaftlichen Verhältnisse den Landwirt drängen, mehr auf die Schweine- und Nindviehzucht als auf die Pferdezucht sein Augenmerk zu richten. Der Verkauf der Schweine und Rinder geht besser von statten als der von Pferden. Zur Pferde- zuchr gebären eine Menge Kenntnisse und Fähigkeiten sowie großer persönlicher Eifer des Landwirtes und — Kapital. Wer diesen Anforderungen nicht gerecht werden kann, sollte auch besser nicht erst den Versuch machen. Vor Beginn der Pferdezucht soll man sich fragen, ob die Verhältnisse eine solche zulassen und ob die Verkaufsmöglichkeit eine günstige ist. Weiter muß man die Leistun gen der Tiere im Auge behalten. In der Regel handelt es sich um zwei Unterschiede und zwar um das schwere Pferd und das edle Halbblutpferd. Dazwischen kann man noch die leichten Arbeitspferde und schweren Wagenpferde stellen. Wie es mit dem Bedaff im allgemeinen und dem Verkauf der Züch tungen seitens der Landwirtschaft steht, bewies der Referent an der Hand von Zahlen-, die sehr instruktiv waren. Im Jahre 1906 wur den in Deutschland 73 000 Pferde eingeführt und nur 1428 ausgeführt. Schwere Arbeits pferde, meistens Belgier und Dänen-, wurden 59 00O eingesührt und nur 621 ausgeführt. Das ist ein ungeheurer Bedarf. Trotzdem haben sich die Verhältnisse für die Pferde zucht seit dem Jahre 1906 noch verschlechtert. Für die leichten Pferde wurde 1906 ein Durchschnittspreis von 413 Mark erzielt, für die schweren ein solcher von 1120 Mk. Aus diesen Zahlen ergibt sich die einzuschlagende Richtung für unsere Pferdezucht. Für 400 Mk. kann rei uns unmöglich jemand ein gebrauchs ertiges Pferd züchten, das muß günstigeren Auszuchtgebieten überlassen bleiben. Bei den schweren P'erden läßt sich schon eher mit Er folg ettvas erzielen. Bei günstigen Umständen und der notwendigen Gewissenhaftigkeit kann die Pferdezucht dazu beitragen, einen höheren Jahresreinerttag zu erziglen. Die Rassenfrage ist in Sachsen- durch die Landespferdezucht ge löst. Tas Ziel ist, ein kurzbeiniges-, stäm miges, dabei gängiges Durchschn-ittspferd mit runden Rippen, breiten Becken, gutem Stand und Gängen, ohne Erbfehler und von nicht zu gemeiner Abstammung, für den Dienst am Wagen und Pflug gleich geeignet, zu züchten. Das Landesstallamt hat eine große Zahl von Oldenburger Hengsten aufgestellt, mit denen das Zuch-tziel am besten erreicht wird. Das Züchten von Militärremonten ist zu undank bar, da die Kommissionsstellen zu hohe und verschiedenartigste Anforderungen stellen. Zur Zucht gehören aber auch die notwendigsten Stalleinrichtungen, Futtermittel und genügend Weideraum. Es ist sestgestellt worden, daß zur Ausübung der Zucht Wirtschaften mit mindestens 50 Acker notwendig- sind. Jede Stute ist als Fohlenstute nicht geeignet. Eine Zuchtstute muß erstens gut gebaut, darf nicht bösartig sein;, vor allem aber müssen die Ge schlechtsteile gesund sein. Meist werden bei ungünstigen Resultaten die Hengste verant wortlich gemacht, aber zum größten Teil tragen die Mutterstuten, da sie noch stärker vererblich sind als die Hengste, die Schuld. Großen Einfluß üben Haltung und Wege auf; die Zuchttier« aus. Die besten Züchtungen er zielen- Ostpreußen-, Schleswig-Holstein, Han nover, Oldenburg usw. In Oldenburg-haben sich die Bauern zu Hengstgenosfenschaften zu sammengeschlossen, in den anderen- Provinzen dagegen ist der Staat Eigentümer. Charak teristisch ist "'die Sorgfalt und Pfleg« der Zuchttier« ini"Oldenburg. Kapital und Liebe zur Sache si-üd ausschlaggebend-, dann kann die Pferdezucht von günstigem Einfluß aus den Reinertrag- der Gutswirtschaft sein. Eine Wei- tere Hauptsack)« zur Förderung der Zucht ist die Weiterverwendung der Fohlen zur Zucht. Im Interesse der Brauchbarkeit einer Mut terstute muß diese regelmäßig belegt werden, dann erzielt man- einen höheren Prozentsatz in der Prod-utzieru-ng. von Fohlen. Die Haus- Pferdezucht findet eine gute Unterstützung-sei tens des Landeskulturrates. 1912 sind nicht weniger als 325 313 Mark zur Förderung und Hebung derselben verausgabt worden. Durch eine Anzahl von Weidegenossenschasten sind die Bedingungen jetzt bessere geworden. Von den Resultaten der sächsischen Zucht sprechen fol gend« Zahlen: In den 29 Deckstationen mit 29 Zuchtbezirken wurden im Jahre 1912 rund 5000 ' Stuten gedeckt, von- denen- 4996 tragbar waren. Geboren wurden 2291 Fohlen, das ist ein Vererbungsprozentfatz von- ca. 46 Prozent. 1912 wurden- zur Musterung- vor- geführt 1072 Zuchtstuten. Davon waren 9 Prozent schwere Halbblutstuten-, 38 Prozent mittelschwerer und leichter und 50 Prozent schwerer Arbeitsfchlag. Der Militärtypus war mit 2 Prozent vertreten. Redner verbreitet sich noch über Remontemärkte und hob hervor, daß- von- 342 vorgestellten Pferden der Haus zucht nur 67, das sind 20 Prozent, gekauft wurden-, also sehr wenig. 1082 Mark war der erzielte Durchschnittspreis. Von- 1129 Fohlen Gestütszucht wurden 90 Prozent an gekauft bei einem Durchschnittspreis von 1057 Mark. Hiermit ist der Beweis erbracht, daß die Hauszucht für militärische Zwecke so gut wie garnicht in Frage kommen kann. Weiter berichtete der Referent über die Organisation der Landespferdezucht, über Deckgelder, An geldpreisen und Prämiierung von Zuchttieren. Er wies nach, daß der Bedarf von- Pferden ein ganz gewaltiger ist, daß die Bedingungen nicht so schwierig- sind, um nicht überwunden werden zu können, da die Pferdezucht seitens des Staates Alte Unterstützung erfährt. Red ner wünschte, daß sein« Ausführungen dazu beitragen möchten-, auch hier der Zucht einen Aufschwung zu geben. Sodann wendet sich der Referent der Born-aischen- Krankheit zu. Er be zeichnete sie als eine sogenannte Gehirnrücken- marksentzündung, die hervorgeru-«n wird durch Eindringen äußerlicher Kran'heitskeimc. Er führte aus, daß es erklärlich sei, daß da, wo die Krankbeit sich gezeigt habe, sic immer wie der auftretc. Da, wo in den Ställen mit schlechten Fußböden die Jauche zwischen den Steinrillen sich festfetzen könne, se-i der Aus breitungspunkt der Kran'heitskeimc zu suchen. Ein- solcher Stall müsse daher gut desinfiziert und tunlichst mit einer glatten Fußbodenflächc versehen werden. Futter und Wasser übevtra- gen die Krankheits'eime sehr leicht. Pferde, die bei sehr kräftigem Futter viel Ruhe la ben, sind der Krankheit mehr ausgesetzt als die im Futter knapp gehaltenen Tiere. Vor bcugungsmittel sind peinlichste Reinlichkeit und zweckmäßige Ernährung. Gegen die Krankheit selbst sei nicht viel zu machen, auch- nur we nig zu sagen. In- den meisten Fällen trete der Tod ein und mit nur geringem Erfolg versuchen die Aerzte der Krankheit entgegen zu arbeiten. Die sehr interessanten Ausführungen des Herrn Referenten wurden mit großem Beifall ausgenommen. Im Anschluß hieran ergriff Herr Gutsbesitzer Wagner das Wort, um seinen Würuehmungen beim Ankauf einer Zuchrstute in Moritzburg Ausdruck zu geben. Er hob hervor, daß der Landwirt, der eine solche Zuchtslute ankauf«, einem gewissen Zwang unterworfen fei. Redner schilderte im übrigen Moritzburg als ein sehr interessantes und mustergültiges Institut und empfahl das- selbe jedem Landwirt zur Besichtigung. Herr Dr. Stockhausen entgegnete, daß der alfferlegte Zwang wohl bedacht, aber sehr zweckentsprechend sei. Es feile ein Stamm guter Zuchtfohlen, der nur erzielt werden könne, wenn bestimmungsgemäß die gezüchte ten Fohlen nicht unter drei Jahren zur Ar beit verwendet würden. Der Vorsitzende-, Herr Oberlehrer Teichman n, der sich den Wor ten des Referenten anschloß, regte an, das: der Verein einmal gemeinschaftlich dem Land slallamt einen Besuch wbstatten möchte. Nach dem Herr Dr. Stockhausen noch die Begriffe Kalt- und Warmblut eingehend er läutert und die Rassenklassen geschildert hatte, dankte der Vorsitzende dein Referenten für den zeitgemäßen Vortrag und den Anwesenden für ihr zahlreiches Erscheinen, worauf die Ver sammlung ihr Ende fand. OertlicheS und Lächstsches. * — Das w a r m e W e t t e r im N o v e m ber hat seinesgleichen in den letzten fünfzig Jahren nicht gehabt. Seit fünfzig Jahren- wird im Königreiche Sachsen das Wetter systematisch beobachtet, sodaß wir ganz genaue Anhaltspunkte haben-. Daraus ergibt sich-, daß noch- nie ein November so warm gewesen ist wie der heurige. Während sich sonst im November stets die ersten Anzeichen des Winters bemerkbar gemacht HMen, hat es diesmal an winterlichen Vorboten fast völ lig gefehlt. Im größten Teile d«S^ Landes